Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Durus sah erschrocken auf, als der Scriba so hereingeplatzt kam. Konnte der nicht klopfen? Vielleicht war er ja mal in einer wichtigen Besprechung! Dieser Mann hasste seinen Job und ließ es jeden spüren...vielleicht sollte man ihn besser entlassen. Als er dann jedoch den Brief sah, nahm er ihn rasch und bereits nach den ersten Zeilen war seine schlechte Laune verflogen. Fabia schrieb ihm!
    "Gut, du kannst wieder gehen!" sagte er und der Scriba schlurfte wieder zurück in sein eigenes Officium.
    Dann bemerkte er plötzlich, dass das Siegel des Briefs gebrochen war.
    "Halt! Hast du den Brief etwa gelesen?"
    Der Scriba sah den Magistrat empört an, obwohl er wusste, dass es ungehörig war.
    "Ich wollte nur sehen, ob es sehr dringend ist! Ich will dich ja nicht wegen irgendwelchen Nichtigkeiten stören!"
    Durus sah ihn böse an.
    "Ab sofort wirst du meine Post nicht mehr öffnen, sondern sie einfach vorbeibringen! Und vor allem anklopfen, bevor du reinkommst!"
    Der Scriba nickte mürrisch und ging dann einfach.
    Durus schüttelte den Kopf. Der hatte einfach seinen Brief gelesen! Jetzt wusste er also um sein...Verhältnis. Naja, andererseits nützte ihm das sowieso wenig. Er war schließlich in Misenum weit weg von Leuten, die etwas gegen eine derartige Beziehung hatten und hatte sowieso keine Freunde, denen er das weitererzählen konnte. Außerdem war ja nicht einmal der Nomen Gentis auf dem Brief vermerkt...und er konnte sowieso nichts mehr machen. Aber wenn der Scriba das nochmal machte, würde er dafür sorgen, dass er zum Kontrolleur der Abwasserleitungen wurde...
    Endlich las er den Brief. Dann las er ihn noch einmal. Scheinbar hatte sie nicht erkannt, dass er den Brief absichtlich unverfänglich gestaltet hatte...naja, scheinbar hatte sie nicht ganz so neugierige Sklaven wie er selbst...
    Endlich legte er das Blatt weg, verschränkte die Arme hinter dem Nacken und sah zur Decke. Sie würden sich mit Sicherheit wieder treffen - und vielleicht wieder auf dem schönen Esquilin. Eigentlich war der Esquilin sowieso der schönste Hügel Roms. Fabia wohnte dort, dort war der schöne Garten mit den angenehmen Erinnerungen...perfekt!
    Dann wandte er sich seufzend wieder der Arbeit zu - heute Abend würde er ihr zurückschreiben, aber wenn er mit der Arbeit nicht fertig wurde, wäre das überaus ärgerlich - und nicht nur für ihn! Manchmal siegte die Pflicht eben doch über die Neigung...


    edit: kleiner Logikfehler entdeckt

    Der Scriba marschierte ohne zu klopfen in das Büro.
    "Post für dich!" sagte er mit säuerlicher Miene. Dass sein Chef so etwas romantisches wie einen Sonnenuntergang mit einer Frau machte...unglaublich. Sicher war sie hässlich und der Magistratus nur auf ihr Geld aus...


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    Manius Tiberius Durus
    Curia Miseni, MISENUM


    Fabia Durum s.p.d.


    Die Götter meinten es gut mit dir, als sie dich sicher nach Misenum geleiteten - das freut mich sehr. Noch mehr allerdings freut mich dein Schreiben, das mich heute erreichte. Auch ich vermisse solche Sonnenuntergänge, obgleich es mich doch wundert, dass dies das einzige zu sein scheint, das dem Magistratus Miseni im Gedächtnis geblieben ist, diesen Abend betreffend. Ich hoffe natürlich, mich zu irren, nicht zuletzt deines Briefes wegen.
    Ovid war in der Tat ein kluger Mann, doch auch Gaius Sallustius Crispus war bewandert, was die Literatur angeht. War nicht einer seiner Äußerungen die folgende?
    Tantummodo incepto opus est, cetera res expediet.
    (Es bedarf nur eines Anfangs, dann erledigt sich das Übrige.)
    Wie Recht er doch damit hatte!


    In Hoffnung, bald wieder Sonnenaufgänge mit dir erleben zu dürfen,
    Fabia

    Der Scriba nahm den Brief und wollte ihn gerade lesen - natürlich nur, um seine Dringlichkeitsstufe zu erkennen, da wies die Schwuchtel darauf hin, dass er geheim sein.
    So ein Unsinn! Mit einem bösen Blick sah er dieser Person nach, bis sie gegangen war, dann las er die Botschaft.
    Aha, aha...offensichtlich lies der Magistratus sich seine privaten Nachrichten jetzt schon in die Curia liefern! Und er war jetzt der Laufbursche oder was? Und dazu musste er sich auch noch mit solchen...Personen...abgeben!
    In Erinnerung an den Typen verzog der Scriba das Gesicht, schlurfte dann jedoch trotzdem ins Officium des Magistratus...

    Durus verfolgte gebannt das Rennen und schlug sich die Hände vors Gesicht, als Hermes so weit zurückfiel, dass er im hinteren Feld war. Dabei hatte er den immer für einen vielversprechenden Fahrer gehalten! Vielleicht sollte er sich doch besser dem Gartenbau statt dem Wagenrennen zuwenden...
    Als er dann jedoch durch seine Finger lugte, stellte er fest, dass Hermes aufholte. Als er dann in der zweiten Runde im guten Mittelfeld war, streckte Durus sich, um besser über die Köpfe der Zuschauer hinwegsehen zu können.
    "VENETAA!" brüllte er und fiel wieder auf in den Reihen der High Society um ihn herum.
    Schließlich war die dritte Runde gefahren und Hermes hatte sich mit Helios von den anderen abgesetzt und führte diese kleine Verfolgergruppe an.
    "Los, fahr doch! Fahr doch!" murmelte er leise, während seine Augen auf das Gespann gerichtet waren, als wolle er es verhexen...

    Durus lauschte andächtig dem Gebet des Sacerdos, dann weniger andächtig den kurzen Worten des Duumvir. Hoffentlich hatte Mercurius das Gebet wirklich erhört! So gut lief der Handel in Misenum zur Zeit nicht...

    Durus beobachtete das Opfer. Er fand sich neben einem Patrizier wieder, wie ihm dessen Schuhwert verriet. Allerdings verzichtete er darauf, sich diesem vorzustellen - das Publikum war schon zur Ruhe ermahnt worden.
    Außerdem erblickte er Aelius Quarto, dem seine Klienten gut Platz verschafften - er sollte sich auch welche zulegen. Aber er hatte zur Zeit eigentlich sowieso nicht genug Geld, um sich eine derart große Schar zu leisten....

    Auch Durus wohnte diesem wichtigen Fest bei. Sein Vater war ja bei der Armee gewesen und so war er irgendwie immer in den Marskult eingebunden gewesen. Außerdem würde später ein Wagenrennen stattfinden und er war ja Mitglied bei der Veneta...
    Bedächtig beobachtete er so die Handlungen und reihte sich daraufhin in den Opferzug ein...

    Durus hörte aufmerksam zu, dann antwortete er.
    "Ich denke, es ist sinnvoll, die Zahl der Magistri Scriniorum auf eine Stelle zu reduzieren. Das sollte ausreichen, um 3 Scribae Regionalis zu betreuen und außerdem ist diese Stelle ja mit einer hohen Aufwandsentschädigung und somit einem hohen Kostenfaktor verbunden!"

    Irgendein unbekannter Kerl gab einen Brief für die Tochter des Hausherrn ab.


    Ad
    Helvetia Fabia
    Casa Helvetia
    Mons Esquilinus, ROMA


    Durus Fabiam s.p.d.


    liebe Fabia. Ich bin gesund in Misenum angekommen und sofort mit viel Arbeit überhäuft worden. Aber dir geht es sicher kaum besser. Ich wünschte, ich wäre noch in Roma, wo die Sonnenuntergänge so hinreißend sind. Ich liebe sie.
    Vielleicht werde ich sie in Zukunft häufiger ansehen können - ich bin zum Sodalis Curiae ernannt worden! Das heißt, ich muss wohl gelegentlich in die Urbs. Vielleicht können wir uns dann ja treffen und etwas Ovid weiterlesen.
    Ich habe eine sehr schöne Stelle gefunden. Sie ist im zweiten Buch der Ars Amatoria:


    Ein weiser Mann, dieser Ovid, würde ich sagen.
    So, ich muss enden. Schreibe mir doch, wie es um dich bestellt ist.


    Vale bene
    http://home.arcor.de/fleisch14/IR/siegel-MTD.gif

    Durus kam in sein Zimmer und setzte sich aufs Bett. Dann ließ er sich auf die weiche Matratze sinken und wünschte sich, Fabia würde wieder an seiner Schulter liegen wie gestern Abend. Aber sie war weit weg in Roma...
    Nach kurzem Liegen seufzte er deshalb und stand wieder auf, um sich an den Schreibtisch zu setzen, wo er sein Briefpapier hervorholte, das ihm in diesem Augenblick äußerst förmlich und unpersönlich vorkam...
    Er überlegte, wie persönlich sein Brief ausfallen durfte - vielleicht würden ihn die Sklaven oder gar der Hausherr lesen, bevor Fabia ihn in die Hände bekam. Die Enge der Beziehung jetzt zu offenbaren war wohl keine gute Idee...nach einiger Zeit rief er einen Sklaven herbei und fragte nach Büchern von Ovid - Fabia schien diesen Ovid doch zu mögen! So las er etwas, bis er einen passenden Abschnitt gefunden hatte...


    Lange grübelte er, verwarf Ideen wieder, überlegte sich etwas Neues, strich alles wieder durch und holte neues Papier...

    Ad
    Helvetia Fabia
    Casa Helvetia
    Mons Esquilinus, ROMA


    Durus Fabiam s.p.d.


    liebe Fabia. Ich bin gesund in Misenum angekommen und sofort mit viel Arbeit überhäuft worden. Aber dir geht es sicher kaum besser. Ich wünschte, ich wäre noch in Roma, wo die Sonnenuntergänge so hinreißend sind. Ich liebe sie.
    Vielleicht werde ich sie in Zukunft häufiger ansehen können - ich bin zum Sodalis Curiae ernannt worden! Das heißt, ich muss wohl gelegentlich in die Urbs. Vielleicht können wir uns dann ja treffen und etwas Ovid weiterlesen.
    Ich habe eine sehr schöne Stelle gefunden. Sie ist im zweiten Buch der Ars Amatoria:


    Ein weiser Mann, dieser Ovid, würde ich sagen.
    So, ich muss enden. Schreibe mir doch, wie es um dich bestellt ist.


    Vale bene
    http://home.arcor.de/fleisch14/IR/siegel-MTD.gif


    Da er kein besseres Papier zur Hand hatte, verwendete er eben doch sein Briefpapier, auch damit sie wenigstens wusste, dass es sicher von ihm war.
    Als er geendet hatte, ging er hinaus und organisierte die Briefzustellung....

    Wieder betrat Durus das Haus, das er eigentlich hasste. Er hatte einen Arbeiter vom Hafen bezahlt, damit dieser ihm das Gepäck in die Casa schaffte. Doch heute konnte ihn nichts betrüben. So begrüßte er freundlich den wieder einmal völlig geschmacklosen und zugleich protzig gekleidete Milo.
    "Salve, Milo! Ich müsste noch etwas deine Gastfreundschaft beanspruchen, wenn es dir nichts ausmacht!"
    Milo lachte laut auf. Er lachte gerne und wenn er lachte, lachte er laut.
    "Natürlich mein lieber Jung'! Bist ja 'n ganz hohes Tier geworden, wie sie sagen!"
    Trotz dieser respektlosen Töne verzichtete Durus diesmal auf eine säuerliche Miene. Er war verliebt und so schaltete er diesen unangenehmen Zeitgenossen einfach weg und dachte an seine Göttin...apropos Göttin! Er musste noch für Fabias Wohl opfern! Aber zuerst einmal musste er ankommen.
    So ging er in sein Gästezimmer, das wieder perfekt aufgeräumt war, jedoch wieder so seltsam eingerichtet war...

    Ruhig antwortete Durus
    "Der Medicus hat gesagt, dass du noch liegen musst. Bleib hier und pass gut auf das Haus auf. Livia ist ja nicht mehr da und Flaccus wohnt ja halb im Tempel! Ich komme bald zurück und nehme dich dann wieder mit!"
    Er hatte sich schon gedacht, dass Jakobus mitwollte. Seitdem er verliebt war, hatte er auch ein viel freundlicheres Verhältnis zu Jakobus gewonnen, der ihm schon seit Jahren wie ein Schatten folgte...er bedauerte es richtig, wie er so hilflos da lag. Trotzdem erhob er sich wieder und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    "So, mein Schiff wird nicht warten! Wir sehen uns! Vale bene!"
    Dann wandte er sich zum Gehen.