Beiträge von Manius Tiberius Durus

    Er studierte? Durus fragte sich, ob er das nicht lieber vor dem Beginn seiner politischen Karriere hätte tun sollen - doch was wusste er schon von den neuen Sitten, die hier in Rom herrschten?


    "Fein, fein."


    kommentierte er es daher und hörte dann weiter zu. Familienzuwachs? Eine Tochter des Andronicus? Das war durchaus eine Überraschung - dass sie hier war, natürlich. Denn auch, wenn er sie nie gesehen hatte, wusste er natürlich, dass es eine solche gab!


    "Alba, so, so. Und wo ist sie?"


    Und was wollte sie wohl in Rom? Andronicus war tot, soweit Durus sich erinnerte - wollte sie sich möglicherweise auch in seinem Ruhm sonnen und einen passenden Ehemann finden?

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Zu Fuß wären sie in all dem Trubel und Geschiebe vermutlich schneller vorangekommen, aber eine derart unspektakuläre Ankunft wäre für einen ehemaligen Consul natürlich undenkbar gewesen, ganz abgesehen davon, dass dieser zur Zeit auch alles andere als sicher auf den Beinen war. Und so saßen die beiden Tiberier standesgemäß in der familieneigenen Sänfte, die von ihren Trägern nur äusserst mühsam durch die vor dem Circus herumeilenden und -stehenden Menschenmassen manövriert werden konnte.
    Ahala, der sich unter normalen Umständen mit Freuden und frei von jeglichen Berührungsängsten einfach mitten unter das Volk gemischt hätte, warf einen kleinen betrübten Blick durch die Vorhänge nach draussen und wandte sich dann seinem Adoptiv-Vater zu.


    "Zu welchem Eingang sollen wir uns denn bringen lassen? Ich war bislang erst einmal hier im Circus und da musste ich mir aus Platzgründen einen Platz ausserhalb der Logen suchen." Von "müssen" konnte eigentlich keine Rede sein, und darüber hinaus war damals auch Septima in seiner Begleitung gewesen, aber das ließ Ahala lieber mal unter den Tisch fallen.


    Natürlich war Durus heute noch immer nicht ausgesprochen fidel, weshalb er kurzzeitig erwogen hatte, den verabredeten Besuch der Spiele abzublasen. Dann jedoch hatte er sich ein Herz gefasst: Es war doch wichtig zu zeigen, dass man wieder hier war - und das vor allem mit dem neuen Adoptivsohn! Also hatte er sich in die Sänfte gequält und ließ sich gemeinsam mit Aulus durch den Pöbel schieben. Dann war die angenehme Reise ohne zu Laufen jedoch auch schon vorbei!


    "Wir Consulare haben die ersten Reihen reserviert, zusammen mit den übrigen Senatoren - du kannst natürlich mitkommen. Der Eingang ist...der Südeingang?"


    Er blickte nach draußen, denn der Sänftenführer wusste sicherlich, wo er seinen Herrn abzuliefern hatte - und es sah schon nach Südeingang aus. Hier saßen traditionell die Blauen, und entsprechend hatte Durus sich mit einer blauen Tunica ausgestattet.


    "Oh, ich glaube, es hat schon angefangen!"


    meinte er dann, als er den Jubel der Fans hörte, die wohl soeben den Start erlebt hatten. Durus hätte dieser eigentlich auch interessiert, doch als er sich rasch aufrichtete, beschloss er, lieber etwas langsamer zu tun. Er beugte sich aus der Sänfte und ließ sich von zwei kräftigen Sklaven aus dem Gefährt geleiten. Dann stellte er seinen Stock auf den Boden, hängte sich mit dem freien Arm bei seinem Sohn ein und meinte


    "Gehen wir!"

    Unbedarft blickte er sich um, als auch schon Arvinia ihm um den Hals fiel und ihn freudig begrüßte. Mit solch einem Empfang hatte er nicht gerechnet, doch wurde seine Freude dadurch getrübt, dass ihr Bein gegen das seine stieß, was wiederum einen ziemlichen Schmerz verursachte. Dennoch zwang er sich, das Gesicht nicht zu sehr zu verziehen und erwiderte tapfer:


    "Ist nicht so schlimm, Arvinia - wie geht es dir? Wie geht es deinem..."


    Die Tatsache, dass Arvinia hier war, ließ ihn plötzlich daran denken, dass er sich zuvor geirrt hatte: Arvinia war zwar verlobt, doch wohl nicht verheiratet - das kam erst noch!


    "...Verlobten?"


    beendete er daher den Satz.

    Zuerst wirkte Durus erleichtert - immerhin nicht Avarus. Als Ahala dann jedoch weiterstotterte, presste er kalt ein


    "Sedulus!"


    hervor. Seine Hand, die seinen Stock hielt, drückte fester zu, sodass seine Knöchel weiß wurden. Germanicus Sedulus - dieser Name war Durus wohl der zweitverhassteste in ganz Rom! Die Beleidigung saß noch immer tief - obwohl es ihn eigentlich nicht hätte treffen müssen, dass ein solcher Nachwuchssenator ihm irgendetwas an den Kopf warf!


    "Ich verbiete dir den Umgang mit dieser Person! Er hat mich und unsere Familie beleidigt und die Ehre des Senates und ganz Roms besudelt! Halte dich fern von ihm! Die Germanicer vergiften diese Stadt wie eine Seuche."


    Bedeutungsschwanger warf er den Kopf in den Nacken, dann wurde er wieder etwas ruhiger.


    "Laevina ist in Baiae geblieben - die Luft dort tut ihr gut."


    erklärte er freiheraus, wobei ihm plötzlich klar wurde, dass es vielleicht etwas seltsam klang - nicht gerade respektvoll, wenn ein Mann, der erst vor kurzem geheiratet hatte, seine Frau so ohne weiteres von seiner Seite weichen ließ.


    "Ich glaube, sie fühlte sich gestern nicht so gut."


    Ja, das war eine gute Ausrede!


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    Ad
    Legatus Legionis
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis Constantis


    Pontifex pro Magistro M' Tiberius Durus Legato Legionis s.p.d.


    wie Du bereits weißt, ist Dein Vorgänger an der Spitze Deiner Legion vor einiger Zeit verstorben. Die Gens Tiberia möchte Q Tiberius Vitamalacus als großem Mann die letzte Ehre erweisen. Ich möchte Dich, wie auch die Waffenbrüder meines Vetters, herzlich dazu einladen. Ich bitte Dich, dies Deinen Männern zu verkünden.


    Die Beisetzung wird ANTE DIEM XVIII KAL MAI DCCCLX A.U.C. (14.4.2010/107 n.Chr.) um die Mittagszeit beginnen. Wir möchten die Asche meines Vetters in einem feierlichen Leichenzug zum Forum und dann zur Familiengruft der Tiberier geleiten, wo er seine letzte Ruhe finden soll.


    Im Übrigen danke ich Dir und Deiner Legion für die Verwahrung und Einäscherung meines Vetters. Ich bin sicher, dass er an dem Ort starb, der ihm stets der liebste gewesen war.



    Mögen die Götter Dich schützen
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    Interessiert lauschte Durus den Erklärungen. Fix, wie der Junge war, hatte er offensichtlich sein Schicksal selbst in die Hand genommen und sich an Aurelius Corvinus gewandt - keine schlechte Wahl, zumal dieser Pontifex und Aedil war! Und nicht nur das: Auch mit anderen Familien hatte er schon das Vergnügen gehabt! Aelia, Iulia, Germanica, Decima - das las sich ja wie eine Senatsliste! Er hatte sich wahrlich den richtigen Adoptivsohn ausgewählt! Aber Moment...Germanica?


    "Germanicus? Welchen Germanicus? Doch nicht etwa Germanicus Avarus?"


    Seine Mimik wechselte von glücklich auf ernst - er vergaß sogar, zu den Spielen zuzusagen, so befürchtete er, dass sein Sohn sich zu den falschen Germanicern herabgelassen hatte.

    Ich glaube schon, dass es in der Regel die vorher abgemachten Paare waren, denn wenn ein Optimat und ein Popular zusammen Consuln sind, bedeutet das, dass im Zweifelsfall gar nichts passiert, weil man sich gegenseitig immer blockiert. Das wird den Wählern schon relativ klar gewesen sein, nehme ich an ;)


    Aber natürlich hat der Wähler die Wahl. Abgesehen davon ist mir auch nichts über eine solche Regelung bekannt und ich denke auch, dass nichts dagegen spräche, zwei Spieler-Consuln zu haben. Nur sollte man eben, bevor man sich zur Wahl stellt, abklären, ob und welche anderen Kandidaten es geben könnte und wie man sich zu diesen postiert ;)

    Mit würdevoller Miene empfing er seinen Sohn und er fragte sich, wo eigentlich Arvinia und Septima...ach richtig, beide hatten ja schon geheiratet! Da war man mal ein bisschen weg von zu Hause und schon verwaiste das Haus! Als Ahala jedoch nach seiner Reise fragte, musste er in Gedanken daran das Gesicht verziehen.


    "Sagen wir es so: Ich bin froh, dass ich angekommen bin."


    Damit war diese höchst bedeutungslose Frage geklärt und Durus übernahm die Gesprächsführung.


    "Ich hoffe, dir ist es hier auch gut ergangen. Gibt es Neuigkeiten aus der Hauptstadt?"


    Von den Wahlen hatte er natürlich schon gehört, aber mancher Klatsch entging einem selbst dann, wenn man regelmäßig Botschaften aus der Urbs Aeterna erhielt - zumal Ahala ohnehin höchst selten geschrieben hatte.

    Wie bereits brieflich geklärt, war auch Lepidus unter den Kandidaten. Mit besonders wohlwollendem Lächeln verfolgte er die doch recht kurze Rede seines Schützlings. Vielleicht musste er ihm noch ein wenig mehr Nachhilfe im Halten von Wahlreden geben, denn der Makel, der Corvinus auffiel, war wirklich etwas ärgerlich: Ging Lepidus auf niemanden geringeren als den großen Claudius Macrinius Restitutor zurück! Doch nun hatte er ja die Gelegenheit dazu, ihn zu nennen und damit Respekt zu ernten.


    Dennoch wollte auch Durus keinen Zweifel daran lassen, dass dieser Mann sein Kandidat war, weshalb er die eher lakonischen Angaben seines Klienten noch ein wenig ausschmückte:


    "Wie ihr euch sicherlich alle erinnert, organisierte Lepidus nicht irgendwelche Spiele, sondern die traditionellen Wagenrennen der Feriae Latinae in seiner Funktion als Praefectus Feriarum Latinarum Causae extra, als Stellvertreter der Consuln. Doch nicht nur das, auch seine übrigen Tätigkeiten während des Tirocinium Fori vollführte er ausgezeichnet. Und so kann ich bestätigen, dass er in allen für den Staat bedeutenden Angelegenheiten, als mein Mitarbeiter in religiösen Fragen, aber auch juristischen Belangen gute Kenntnisse erhalten konnte, die ihn zweifellos dazu befähigen, die Ämter des Cursus Honorum zu bekleiden, wie es seine Ahnen vor ihm taten."

    Abgesehen von dem Begriff eines "Bundes" für den Cursus Honorum erschien die Rede des Octaviers für Durus als ganz angemessen. Der Posten des Quaestor pro Praetore hingegen erschien recht überraschend. Einerseits gehörte es zur langen Tradition der Quaestur, dass man sie in einer Provinz verbrachte und etwa einem Statthalter die Kasse verwaltete. Andererseits gingen die meisten Quaestoren doch eher zu einem Proconsul, während viele Legaten eher auf Procuratoren vertrauten, die ihnen der Kaiser beigab. Doch andererseits gab es diesen Posten ja nicht umsonst - warum also nicht?


    "Bist du denn mit Vinicius Hungaricus bekannt, dass du gern unter ihm dienen möchtest?"


    fragte Durus schließlich. Ein Klient seines Patrons war er zumindest nicht!

    Durus stützte sein Kinn nachdenklich auf seinen Stock, während Annaeus Modestus seine Kandidaturrede hielt. Praetor...das war schon ein großer Schritt! Und dazu, wo er doch erst vor so kurzer Zeit das Aedilat bekleidet hatte! Natürlich hatte er diese Aufgabe hervorragend gemeistert und war Durus gerade in letzter Zeit auch als sehr fähig erschienen, dennoch - wie alt war Modestus eigentlich?


    "Annaeus, deine Kenntnisse im Bereich der Rechtsprechung ehren dich durchaus, doch hätte ich eine andere, kleine Nachfrage: Dürfte ich erfahren, wie alt du bist? Dein Aedilat liegt ja nun nicht gerade lange zurück..."


    Andererseits...Modestus hatte einen langen und steinigen Aufstieg gehabt - bis zum Duumvirat hatte es sicher auch einige Zeit gedauert!

    Decimus Livianus kandidierte also auch - Durus war auch in diesem Falle eher überrascht gewesen, denn so lange war es nicht her gewesen, dass er noch Praetor gewesen war und zwischen diesen Ämtern lag normalerweise eine längere Zeit als zwei Jahre. Dennoch - Livianus hatte alles getan, was man benötigte, um sich für ein Consulat zu qualifizieren: Er hatte militärischen Ruhm gewonnen, den Pöbel beeindruckt (mit einer spektakulären Rückkehr aus der Gefangenschaft), war Mitte Vierzig (fast etwas jung, aber durchaus in angemessenem Alter) und hatte durchaus die eine oder andere gute Verbindung.


    All das konnte ihm jedoch kaum helfen, denn Durus' Stimme gehörte schon einem anderen Kandidatenpaar - obschon Herennius Pulvillus kein besonders guter Freund des Tiberiers war. Aber er war derjenige, den Furianus für sein Gespann gewählt hatte, also musste Durus dem Urteil vertrauen. Und abgesehen davon waren Durus und Livianus ja auch nicht soo gut befreundet - nicht zuletzt aufgrund einer demonstrativen Konfrontation, als Durus als Consul in höchster Bedrängnis gehandelt hatte!


    "Ich weiß nicht, ob man nach nur zwei Jahren vom Praetor zum Consul kommen sollte..."


    murmelte er daher in Richtung seiner Nachbarn - denn nicht überall hatte Furianus so verlässliche Freunde wie bei ihm!

    Kurz nachdem Macer seine Frage gestellt hatte, wurde die Menge an der Senatstür beiseitegeschoben. Der Grund folgte rasch: Der Consular Tiberius Durus erschien in der Tür - wenn auch gestützt auf einen Stock. Überhaupt wirkte er ein wenig gebeugt, als er die Reihen der Senatoren entlanghumpelte und schließlich auf der Bank der Consulare Platz nahm. Dort blieb er sitzen und blickte zustimmend zu Furianus hinauf.


    Tatsächlich war er mehr als überrascht gewesen, als er bei seiner Ankunft erfahren hatte, dass sein alter Freund nun ebenfalls nach dem höchsten Amt griff. Noch vor zwei Jahren, als er selbst dieses Amt bekleidet hatte, war Furianus in keinster Weise bereit gewesen, diese Last auf sich zu nehmen - seiner Krankheit wegen. Aber offenbar war es ihm inzwischen besser ergangen als Durus selbst, denn während dem Tiberier sein Bein sehr zu schaffen machte, wirkte der Flavier wesentlich vitaler als bei ihrem letzten Zusammentreffen. All das waren jedoch natürlich umso angenehmere Überraschungen, weshalb Durus sofort seinen Nebenmännern zustimmende Worte über den Kandidaten einflüsterte.

    Bereits ein eiliger Bote hatte die Ankunft des Tiberius Durus gemeldet, ehe dieser überhaupt das Pomerium überschritten hatte. So war alles vorbereitet, als die Sänfte, in der der Tiberier thronte wie der Pharao in seinem Palast, den Boden vor der Villa berührte. Mit einem Ächzen erhob er sich und ließ sich seinen Stock reichen. Dieses Prunkstück war eine Anschaffung in Baiae gewesen: Der Schaft war aus schwarzem Holz, während der Griff oben in der Form eines Luchses geformt war - natürlich mit sanften Kanten, damit er angenehm in der Hand lag. Auch sonst hatte sich der alte Tiberius recht verändert: Er trug eine lange Tunica, die sein vernarbtes Bein verbarg und er schien noch ein wenig zugenommen zu haben (was zweifellos an der mangelhaften Bewegung im Krankenbett lag). In der Rechten den Stock, die Linke um die Schulter seines treuen Sekretärs gelegt, humpelte er schließlich die ersten Schritte in sein Haus.


    Ein Großteil der Sklaven war im Vestibulum angetreten und begrüßte seinen Herrn mit demütig gesenktem Haupt, während der Maiordomus sogar ein paar Begrüßungsworte fand. Dann ging es weiter ins Atrium, wo man einen Korbsessel für Durus bereitstellte. Er nahm Platz und wartete darauf, dass die Bewohner des Hauses ihm Bericht erstatteten.

    heute war der Tag gekommen: Der Reisewagen stand gepackt da, eine Gruppe von Sklaven war bewaffnet und mit Pferden versehen worden und warteten auf ihren Herrn. Dieser kam erst nach einigem Warten aus dem Hauptportal, an dem er sich vor vielen Wochen den so üblen Bruch zugefügt hatte. Er hatte - entsprechend dem bereits sehr frühlingshaften Wetter - eine kurzärmlige Tunica gewählt, darüber einen Kapuzenmantel aus feinstem Stoff. In der einen Hand einen Stock mit einem Elfenbeingriff, die andere stützte sich auf seine Frau.


    "Manius Tiberianus Atticus, ich wünsche dir viel Erfolg!"


    meinte er zum Abschied zu seinem Verwalter. Er hatte ihn zum Nachfolger Nasos bestimmt, da er ihm so gut bei der Aufklärung des Falles geholfen hatte und die beste Kenntnis über diese Villa hatte. Als zusätzliche Belohnung hatte er außerdem die Freiheit erlangt.


    "Ich werde dich nicht enttäuschen, Domine!"


    erwiderte dieser stolz - immerhin würde er in Kürze die tatsächliche Regentschaft über das Heer von Sklaven übernehmen, das hier lebte und arbeitete.


    "Vale, Tiberianus!"


    Damit ging er weiter auf den Reisewagen zu. Erst hier trennte er sich von seiner Gattin. Langsam ließ er sie los und drehte sich zu ihr. Er musterte sie: Ihr Blick war ausdruckslos, ließ nicht auf irgendeine Liebe schließen - doch was erwartete er auch? Sie kannten sich ja noch immer kaum! Dennoch seufzte er kurz, ehe er meinte


    "Vale bene, Aurelia! Und komm bald nach!"


    Dann gab er sich in die Obhut von zwei kräftigen Sklaven, die ihn in den Reisewagen hieften. Als sein schlimmes Bein den Boden berührte, spürte er wieder einen Schmerz, der ihn hörbar die Luft einsaugen ließ - was hatten die Götter sich nur dabei gedacht? Dennoch humpelte er mutig die letzten Schritte zu seinem Lager, in dem er liegend nach Rom gelangen würde. Schon jetzt graute ihm vor dem Gedanken, den ganzen Tag durchgeschüttelt zu werden - doch Lukios würde ihm sicher das Ende von Platons Dialogen vorlesen!


    Und so setzte sich der Reisezug in Bewegung und ließ Tiberianus Atticus, aber auch Aurelia Laevina zurück...

    Sim-Off:

    Oh, ich hoffe, ich muss mich nicht eines Tages duellieren ;)


    Tatsächlich hatte Durus wahrgenommen, dass Laevina ab und an Zeit mit einem Nachbarn verbrachte, was ihn jedoch nicht weiter gestört hatte. Ein Beamter in Baiae war zweifelsohne ein nützlicher Kontakt - abgesehen davon stellte der Tiberier sich einen Verwaltungsbeamten nicht gerade als das vor, worauf junge Damen abfuhren. Daher erschien es ihm nur logisch, dass die Freundschaft seiner Frau ebenfalls rein platonisch vor. Und überhaupt erschien es ihm absolut abwegig, dass die kleine Aurelierin es wagen würde, ihn, den Consular Tiberius, zu betrügen - egal mit wem!


    Und aus diesem Grunde schöpfte er auch überhaupt keinen Verdacht, dass Laevina erklärte, dass sie gern noch ein wenig bleiben würde. Vielmehr wunderte er sich nur, dass seine Gattin ausgerechnet jetzt, wo es in der Stadt noch ein so angenehmes Klima hatte, hier draußen bleiben wollte. Aber andererseits hatte er keine Lust auf einen Disput und brauchen würde er sie ja ohnehin nicht - er hatte sie doch in letzter Zeit genug gesehen. Andererseits...wie würde es aussehen, wenn sie nicht mitkam? Unsinn, wahrscheinlich würde es kaum jemand bemerken!


    "Nun, wenn du meinst - aber komm bald nach, ich möchte in Kürze eine Abendgesellschaft geben. Ich möchte auch deine Cousinen einladen."


    erklärte er knapp und überlegte, ob er zum Abschied noch bitten sollte, dass sie heute Nacht auf sein Zimmer kam. Dann ließ er den Gedanken jedoch fallen: Einen Erben hatte er ja und wenn er sich nur reckte, spürte er ein Ziehen im Bein!


    Also holte er Luft, erhob sich und humpelte, gestützt von Lukios und auf seinen Stock, aus dem Zimmer.

    Es dauerte eine ganze Weile, bis Metellus antwortete und wiederum eine Weile, ehe Durus seine Erwiderungen dazu abgab. Immerhin war es wichtig, alles genau zu überdenken und sich die Worte gut zurechtzulegen:


    "Natürlich ist das eine Sache zwischen Senat und Princeps. Solange der Princeps aber dieses Recht nicht ausdrücklich beansprucht, würde ich es dem Senat überlassen - die bisherigen Principes haben es meines Wissens nach auch getan.


    Und auch ist es den Statthaltern selbstverständlich überlassen, an wen sie Aufgaben delegieren. Dennoch halte ich es für wichtig, dass ein Statthalter Mitarbeiter hat, die über ein Imperium verfügen und damit auch durch den Senat oder den Princeps ausgestattet werden. Und zur Titulatur der Legati Iuridici möchte ich anmerken, dass mir die Bezeichnung als 'Rechtsprecherchen' noch nie gefallen hat. 'Rechtsprechender Gesandter' ist meiner Meinung ein wesentlich ehrfurchtgebietenderer Name für einen Träger römischer Ordnung.


    Auch bei der Finanzverwaltung kann ich deine Meinung nicht teilen: Steuereinnahmen sind eine wichtige Angelegenheit und wenn der Procurator Civitatium bereits für die allgemeine Kontrolle der Städte zuständig ist, ist es doch sinnvoll, dass es noch einen zentralen Beamten gibt, der speziell für die Steuern zuständig ist. Abgesehen davon entspricht es der Tradition unseres Staates, dass Quaestoren in die Provinzen entsandt werden, um dort die statthalterliche Kasse zu verwalten.


    Und die Städte würde ich dennoch nicht allzu explizit regeln. Es gibt doch stets die Möglichkeit, dass eine Stadt so klein ist, dass sie nicht all die Posten benötigt, dass möglicherweise der Duumvir die Verwaltung der Stadtkasse übernimmt, dass es weniger Aedile gibt oder ähnliches. Bereits in Italia herrschen in dieser Frage doch unterschiedlichste Ansichten. Ebenso bei den Magistri Vici - eine Stadt, die sehr klein ist, in Vici zu teilen, ist meines Erachtens nach völlig sinnlos - nein, diese Sache sollte auch den einzelnen Städten überlassen sein. Zur besseren Kontrolle könnte man ja verlangen, dass die Leges Municipales durch den Kaiser verliehen werden - ebenso wie die Rechtsstellungen.


    Die Rechtsstellungen einer Civitas wären jedoch vermutlich ein eigenes Gesetz wert."

    Ad
    A Tiberius Tiberianus Ahala
    Villa Tiberia
    Roma



    M' A s.p.d.


    Mein lieber Aulus, ich habe eine frohe Kunde: Schon in wenigen Tagen werde ich nach Rom zurückkehren! Bereite alles auf meine Ankunft vor, informiere meine Klienten und Freunde. Ich gedenke, bald nach meiner Ankunft ein Gastmahl auszurichten, um die neuesten Neuigkeiten auszutauschen.



    In größter Vorfreude auf ein Wiedersehen
    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]

    Die Tage waren ins Land gegangen, hatten sich gar zu Monaten verlängert, doch das Bein des alten Tiberiers wollte und wollte nicht heilen. Voller Schmerzen lag Durus in seinem Bett, während die Ärzte die eiternde Beinwunde unablässig wuschen und bereits erwogen, das gesamte Bein zu amputieren. Doch gerade, als Durus und Laevina, seine treusorgende Gattin, diesem schwerwiegenden Eingriff zustimmen wollten, besserte sich der Zustand. Und so war es tatsächlich Bergauf gegangen! War es anfangs unmöglich, das Bein zu belasten, war es Durus schließlich gelungen, unter Schmerzen aufzutreten und - gestützt von seinem Sekretär oder seiner jungen, kräftigen Gattin - einige Schritte zu gehen. Unter Aufsicht des Arztes schritt die Genesung schließlich immer weiter fort und endlich war es so weit: Nach andauerndem Bitten und Streiten mit dem Medicus stimmte dieser zu, dass Durus nach Rom zurückkehren durfte. Welch eine Freude hatte die alten Knochen des Tiberiers durchfahren! Schon hatte er befürchtet, wahnsinnig zu werden in dieser Villa quasi am Rande der Welt, ständig die Heilbäder des Ortes besuchend und mit senilen alten Männern, die dem Staatsdienst ein epikureisches Leben vorzogen, oder neureichen Schnöseln über Belanglosigkeiten plaudernd. Nun endlich war es ihm vergönnt, in den Caput Mundi zurückzukehren, von wo er so viele Nachrichten bekommen hatten, während er hier an das Bett gefesselt war. Unerfreulicherweise hatte sein Adoptivsohn Ahala sich jedoch wenig gemeldet und so war Durus besonders gespannt, wie es der Familia in Rom gehen würde.


    Was er bei all der Selbstbeschäftigung jedoch nicht bemerkt hatte, war seine Frau: Nach all den Jahren als Junggeselle war er es einfach nicht gewohnt, eine Frau zu haben - und so hatte er ihr auch jetzt in den Zeiten, die geradezu zur Muße und zum Familienleben einluden, nichts mit ihr unternommen. Sicher kam sie täglich an sein Krankenbett, begleitete ihn vielleicht zu einem Spaziergang oder lag mit ihm zu Tisch - doch eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung, war nie entstanden. Vielmehr tauschte er mit ihr Belanglosigkeiten aus, wie er es mit all den Senatorengattinnen getan hatte, die jemals sein Haus besucht hatten. Seine persönlichen Ängste, Wünsche und Pläne hingegen tauschte er noch immer mit seinem treuen Sekretär Lukios aus - Laevina hingegen langweilte ihn vielmehr! Und bedingt durch sein schlimmes Bein hatte er nicht einmal seinen ehelichen Pflichten nachkommen können! Doch das hatte ihn auch kaum gestört, denn sein Alter und seine allgemeine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation hatten in ihm auch nicht das Verlangen danach geweckt. Für ihn war die Aurelia schlicht ein notwendiger Anhang, der seine wichtigste Funktion, die Geburt eines leiblichen Nachkommens, noch nicht erfüllt hatte (und warum auch? Er hatte jetzt ja immerhin einen Adoptivsohn!). Und ebenso behandelte er sie auch. Als sein Arzt ihm mitgeteilt hatte, dass er nach Hause durfte, ließ er nach ihr rufen. Als sie eintrat, verkündete er schlicht:


    "Aurelia, wir dürfen nach Hause! Packe deine Sachen, wir reisen morgen ab! Ich schicke heute noch einen Brief an Ahala, dass er alles vorbereitet!"


    Die Mitteilung war ebenso knapp wie sachlich - dennoch war Durus sich sicher, dass auch Laevina sich freute, endlich wieder ihre Familie zu sehen!