Plötzlich schien auch Aphrodite Lust zu verspüren (welch' Wunder, war sie doch deren Göttin!) ein paar Worte zum Gastgeber zu verlieren. Und was für Worte! Trotz seines alkoholisierten Zustandes entging ihm nicht, dass sie ein ganzes Gedicht verfasste - und das aus dem Stegreif! Der Inhalt entging ihm dabei weitestgehend - wurde er doch viel zu sehr von seiner hübschen Mänade abgelenkt, die ihm eine Traube reichte - mit dem Mund!
Als Celeste sich dann jedoch zurück auf die Kline fallen ließ, klatschte Durus natürlich Beifall und erwiderte überschwänglich:
"Bist du sicher, dass du Aphrodite und nicht...Polyhymnia bist?"
Einen Moment hatte der Flussgott doch tatsächlich überlegen müssen, ob Terpsichore, die die Muse der Chorlyrik und des Tanzes, Polyhymnia, die Muse des Gesangs mit der Leier oder Kalliope, die Muse der epischen Dichtung, der Rhetorik, der Philosophie und der Wissenschaft die angemessenste Bezeichnung war. Nun jedoch war er sich ganz sicher und grinste stolz über seine eigene Zuordnung.
Dass dann schließlich der Kuss der Isis nicht an ihn, sondern an Macer ging (Durus hatte Macer noch nie jemanden küssen gesehen - nicht einmal seine Gattin Albina), war nicht so schlimm für ihn, denn einerseits hätte er dafür wohl aufstehen müssen (was in seinem Zustand zunehmend problematisch war), andererseits belohnte ihn Aphrodite persönlich mit einem heißen Kuss, der ein Kribbeln in den Lenden des schon etwas älteren Senators hervorrief. Natürlich ließ er den Kuss gewähren, erwiderte ihn sogar innig, bis er etwas feuchtes auf seiner Schulter spürte und abrupt innehielt: Man hatte ihm eine Kette mit Früchten umgehängt! Rasch riss er eine davon ab und wollte sie seiner Gespielin in den Mund stecken, doch sie wirkte etwas angewidert (wahrscheinlich zu viel gegessen), sodass er sie selbst verspeiste, dann seine Mänade bediente und sich schließlich dem nackten Leib vor sich zuwandte, der völlig mit Nüssen beklebt war. Durus griff sich eine auf dem Bauch des Mädchens, dann noch eine und noch eine. Und weil er betrunken war und ohnehin völlig enthemmt, begann er auch, den Honig vom nackten Leib der Frau zu lecken.
Doch kaum hatte er sich in seine "Speiseträgerin" vertieft, da erklang schon wieder neue Musik und ein tanzender Papposil sprang herein, gefolgt von neuen Tänzerinnen und Tänzern. Zuerst blickte der Flussgott verdutzt drein, dann jedoch malte sich ein Lächeln auf sein Gesicht, bei dem ihm klar wurde, dass alles vom Honig klebte, den er soeben beim "Essen" über sein Gesicht verteilt hatte. Doch kaum war er sich dessen gewahr, war auch schon seine Mänade hochgeschnellt und begann, ihm den Honig mit Küssen vom Gesicht zu entfernen - was Durus sehr gut gefiel. Langsam bekam er große Lust, weiteren Freuden als dem Essen zu fröhnen...
Doch dieser Wunsch musste vorerst warten, denn schon zog Aphrodite ihn auf die Tanzfläche. Durus konnte sich nicht erinnern, wie man tanzte (er hatte es seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht - und noch niemals nicht im Vollrausch!). Daher versuchte er, die grazilen und leichten Bewegungen seiner Tanzpartnerinnen zu imitieren, die sich dann jedoch plötzlich ineinander versenkten, sodass Durus allein daneben von einem Bein aufs andere hopste und seine Arme bewegte als wären sie Wellen auf dem Meer. Es war wirklich sehr gut, dass er so betrunken war, sonst hätte er sich sicherlich sehr für sein Verhalten geschämt. Noch viel mehr jedoch vermutlich, als er nun seine Arme um die beiden tanzenden Göttinnen legte und sich kurz auf sie aufstützte, während er versuchte, seinen Körper weiter im Takt zu bewegen.
"Naa, wollt ihr den alten Tiberinus nicht mitmachen lassen?"
fragte er, wobei seine Worte nun schon ein wenig gelallt waren. Seine Hand fuhr über den Rücken der Aphrodite und verharrte schließlich auf deren Gesäß, das sich seines Erachtens nach sehr gut anfühlte.
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