Beiträge von Titus Aurelius Cicero

    Vorsichtig nahm ich das Stück in die Hand und betrachtete die filigrane Ausarbeitung. Ich glaubte gerne, das ein Mann in seinem Alter kaum mehr eine so ruhige Hand führen könnte. Doch die Idee, die dahinter steckte und von ihm so kommen schien, da war brillant. Vor meinem geistigen Auge sah ich das Stück mit der Trägerin vereint und der Anblick gefiel mir in meiner Phantasie.


    "Hättest du auch noch das passende Ohrgehänge dazu?"

    Ich atmete auf, als ich die Priester erblickte und lächelte Deandra an.


    "Alles wird gut, mein Kind. Nachher, und das wird Dir gefallen, lassen wir noch hundert weiße Tauben gen Himmel entschwinden."

    "So jung und doch schon so belesen. Ich sollte deinen rat wohl tatsächlich mir zu Herzen nehmen."


    Ich stand auf und klopfte ihm mit beiden Händen auf den Rücken.


    "Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Und wie gesagt, bezüglich Albinus werde ich alle kosten übernehmen. Gehabe Dich wohl."


    Zum Abschied winkte ich noch einmal zu Furianus rüber und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Vielleicht sollte ich mal die Thermen aufsuchen?

    Mir schien, als wenn er bei dem Namen Aurelius kurz aufhorchen zu schien. Ich ließ es aber derzeit unbeachtet.


    "Es geht um folgendes Anliegen. ich benötige ein Plakat. Groß und repräsentativ muss es sein, denn es soll einladend wirken. Du verstehst Dich auf solche Arbeit?"

    Aiaiaiai, so dachte nun auch ich mir. Ja, das Forum, die Rostra. Jetzt erinnere ich mich wieder genau. Zwar hätte mich seine Meinung zu meiner damaligen Rede durchaus interessiert, doch hielt ich es nicht für angemessen. Den Disput von neulich wollte ich nicht weiter kommentieren, doch der Scharfsinn des Mannes hatte mich beeindruckt.


    "Du scheinst dann ja also ein Meister mit den Worten UND den Händen zu sein, wie mir scheint."


    Einen Blick in die Schublade erhasche zu wollen, fiel mir noch etwas ein.


    "Hast Du vielleicht ein Stück, in das diese kleinen goldenen Kügelchen gearbeitet sind, so wie es einst die alten Etrusker taten? Heute ist ja wohl kaum einer mehr zu solch Technik fähig."

    Kopfschüttelnd, betrachtete ich meine Nichte und sammelte meine Gedanken, um ihr nun eine ausreichende Antwort zu geben. Mit einem Auge verfolgte ich das langsame Herankommen des Festzuges. Ich genoss das bunte Blütenmeer und die geschmückten Wagen, die von weißen Rössern gezogen wurden. In weißen Kleidern und mit Blütenkränzen geschmückt, warfen junge Mädchen Blumen aus bronzenen Füllhörnern. Und zwischen den Wagen zogen Musikanten einher.


    Mit dem Finger zeigte ich in die Masse.


    "ist das dort nicht unser Klient?"


    Lächelnd winkte ich dezent herüber, um mich nun meiner Nichte zu widmen. Dieses Gespräch passte zwar gar nicht in den Rahmen, aber es sei.


    "Ich halte deinen Ansatz nicht für allgemeingültig. Viele Frauen sind ebenfalls freiheitsliebend. Auch muss ein freiheitsliebender Mann nicht automatisch untreu sein, oder?"


    Mir schwante, wir würden kurz vor einer heftigen Diskussion stehen, und das hier und an diesem Ort. 8o

    "Salve, ich bin Aurelius Cicero. magistratus von Mantua."


    Mir wurde bewusst, das ich bei jeder Begrüßung den gleichen Satz sprach und nahm mir vor, zukünftig etwas kreativer zu sein.


    "Man sagte mir, Du seist ein besonders kreativer und geschickter Mann, der geistreiche Ideen sein Eigen nennt."

    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    Schließlich näherten wir uns dem Platz, an dem die Zeremonie abgehalten werden sollte. Ich ließ den Blick schweifen und er blieb an einer weißen Toga hängen. ‚Lange nicht gesehen’; dachte ich. ‚Sehr lange, zu lange.’ Traurig senkte ich den Blick und ein tiefer Atemzug hob meine Brust. Dummes Herz, wann würde es endlich Ruhe geben? Ich blickte zu meinem Onkel, der Ernst der letzten Tage war zurückgekehrt.


    Meine Nichte ließ sich fast willenlos führen und schien gar nicht anwesend zu sein. Auf dem weg zum Podest folgte ich ihren Blicken und vermeinte etwas zu erahnen. leise hauchte ich ihr ins Ohr.


    "Ist es die weiße Tunika mit ihrem Träger, die Dich in ein anderes Reich entführt zu haben scheint?"

    Aus der Ferne meinte ich, Musik zu vernehmen. Klingende Schellen, schallendene Klänge, Flöten und auch Hörner. Die Straße verlief fast schnurgerade bis zum Tempel, so das die Prozession bald am Rande zu sehen sein müssten. Nervosität machte sich bei mir breit. Würden die Blumen reichen, die gestreut werden sollten? Die Sonne begann so langsam, mir auf den Kopf zu brennen, so daß ich sehnsüchtig in Richtung Podest und Sonnensegel schaute. Die prätorianer machten sich nicht annähernd so breit, wie ich befürchtete, so daß ich meine Chance nutzte.


    Ich schaute meine Nichte an und winkte Callidus zu, damit sie mir zum Podest folgen mögen. Dort angekommen, begrüßte ich den Kaiser.


    "Mein Kaiser, Mantua fühlt sich geehrt durch Deine Gegenwart. Mögest Du diesen Tag stets in guter Erinnerung behalten."

    Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor


    "Salve Aurelius Cicero, die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Ich diene im Cultus des Mars. Allerdings, wie ich bereits deiner Nichte erzählte, heute bin ich ganz privat hier." Vic grinst schief und senkt seine Stimme etwas. "Diese Ludi sind ein ausgezeichneter Schachzug, wenn ich das mal anmerken darf. In Rom an der Rostra scheint es ja eher so, als wären die Aurelier des Volkes überdrüssig, aber nun hier eines der plebejischsten Feste überhaupt auszurichten ist schon ziemlich geschickt. Ich hoffe doch, ihr haltet es so traditionell, wie man es von Mantua erwarten kann."


    Das breite Grinsen auf Vics Gesicht lässt keinen Zweifel daran, dass er voll und ganz für die Traditionen ist. 8)


    Ich strich mir mit dem Finger über die Lippen und schmunzelte.


    "Mit Freude stelle ich fest, das meine Nichte eine sehr gute Wahl mit ihren Freunden trifft."


    Ein scharfsinniger junger Mann, in der Tat.


    "Auf der Rostra wird so mancher Unsinn über uns Aurelier abgelassen. So mancher, der seinen Einfluss stärken möchte, der vermeint, es zu erreichen, indem er uns verunglimpft. Ich sagte es selbst einst auf der Rostra. Ich achte einen jeden, mag er noch so gering sein, solange jeder fleißig und ehrbar seinem Geschäft nachgeht."


    Dann schaute ich mich um und entdeckte eine Dirne mit ihrer typischen blonden Perücke. Ich zeigte mit dem Daumen in ihre Richtung.


    "Nun, traditionell scheint es wohl zusein, wenn ich mir ansehe, wer sich hier so alles befindet. Hoffentlich wird es nicht zu traditionel in diesem Bezug. Ansonsten wird die Zeremonie konservativ sein."

    Ich bedeutete meiner lieben Nichte, einen Augenblick zu warten. Nun müsste improvisiert werden. Neben dem Tempel Mantuas ließ ich ein kleineres Podest errichten, das mit Sonnensegeln versehen war. Dort gedachte ich eigentlich, mit einer Honoration das Opfer zu verfolgen. Nun, da aber der Kaiser hier war, würden alleine er und seine Prätorianer diesen Platz benötigen. Ein leisen Grummeln war von mir zu hören, stand ich doch ungerne in der Sonne. Ah, Albinus kam und fragte, ob ich gerufen hätte. Gebrüllt hatte ich. Jedenfalls für meine Verhältnisse.


    "Albinus, die Zeremonie beginnt in Kürze. Informiere bitte den Prätorianer, das wir für den Kaiser extra das Podest beim Tempel haben errichten lassen ;)
    Dort könne man sich nun versammeln, da die Prozession in Bälde in Sichtweite kommen würde. Der Zug müsste sich in Bewegung gesetzt haben."


    Ich hoffte es jedenfalls. Ich hörte noch keine Musik. Ich winkte einem Bediensteten zu, er möge sich doch einmal dezent umsehen.


    "Für die Gäste wurden nun auch die Erfrischungsstände geöffnet. Die große Feier würde erst in ein paar Stunden beginnen, doch kleine Köstlichkeiten gab es natürlich schon jetzt.


    Sim-Off:

    WiSim


    Dann hakte ich meine Nichte unter.


    "Nicht alle Männer sind so. Wohl aber viele.Es wird in unserem Gehirn fest verankert sein. Oder aber die Götter ermutigen einige von uns, so etwas zu tun."

    Verdutzt schaute ich mich um. Mein Blick nebst Interesse, und das seit Tagen, bewegten sich um die mit Blumen gefüllten Karren und die Frage, ob die Priesterschaft rechtzeitig käme.



    "Na, klasse, und nun?"


    Fragend sah ich meine Nichte an.

    Mit einer dezenten Umarmung begrüßte ich meine Nichte und widmete mich dann ihrem Begleiter, auch wenn er nicht der erwartete Flavier war.


    "Valerius Victor, es ist mir eine Freude, einen Freund meiner Nichte zu begrüßen. Welchem Heiligtum dienst Du?"


    Dann raunzte ich meiner Nichte noch schnell ins Ohr:


    "Was redest Du da von Dirnen? Was soll das heißen?"


    Mir schwante etwas sehr unangenehmes. Da musste sofortige Hilfe her.


    "Didius Albinus!"

    Nun gut. Albinus wüsste auch, sich alleine zurecht zu finden. Doch dennoch war ich etwas ungehalten.


    "Das Wohl meiner Nichte ist mir mehr wert als das Gold in meinen Truhen. Sie ist mir so kostbar wie meine eigenen Töch...."


    Das war eine andere Geschichte. Ich merkte, wie ich mich in Sentimentalitäten zu verlieren drohte.


    "Ich denke, wir haben dann alles besprochen. Wenn Albinus sich bezüglich der Anzeige meldet, ich werde alles an Kosten tragen. Egal, was der Preis sein wird. Und wenn ich Dir auch irgendwie eine Freude bereiten kann, so sage es mir. Ich hatte in der letzten Zeit viel Kummer zu ertragen, ich würde gerne einmal wieder ein lachendes Gesicht sehen."

    Ein Stadtbediensteter lief zu mir herüber und überbrachte eine Nachricht.


    Nachdem ich sie studierte, grinste ich kopfschüttelnd. Da waren die Prätorianer doch schneller als das Kurierwesen. Die Ankunft des Kaisers überraschte mich schon. Wie sollte man ihn, da er schon da war, noch standesgemäß begrüßen können?


    Nun denn. Also würden wir wohl improvisieren müssen. Tiberia Claudia noch immer anlächelnd, arbeiteten meine grauen Zellen auf Hochtouren.

    Nachdem ich erneut feststellen musste, wie wenig ich dem Geschmack einer Olive etwas abgewinnen konnte, und ich mich auch wieder voll und ganz dem Geschehen widmete, musste ich mich zu dem eben Gesagten äußern.


    "Genau!"


    Ich stockte leicht, denn mir schien, es kam etwas zu stürmisch hervor. Immerhin war ich hier nicht in meinem kleinen Officium in Mantua. Mich mehrmals räuspernd, fuhr ich fort.


    "Verzeiht mir hier meine Offenheit, denn ich bin ja nur ein Gast. Mir scheint es auch, als würden hier Belohnungen verteilt, wie die Oliven.


    Diene ich dem Reich, nur um Belohnungen zu bekommen, so wäre ich ein schlechter Diener des Reiches. Werde ich mit Auszeichnungen überschüttet, so verlieren sie zunehmend an Wert. Am Ende bekäme ein Scriba noch drei Diplome für das Abschreiben eines Briefes!?
    Besondere Ehrungen sollten stets nur besondere Taten würdigen. Nicht aber die Pflicht eines wahren Römers."


    Ich sprach etwas aus, was mir am Herzen lag, und worüber ich mir jahrelang Gedanken machte. Doch wusste ich, wie die Realität aussah. Leider!

    Zitat

    Original von Tiberia Claudia
    Claudia war gemeinsam mit mehreren Popae Minervae und einer Sacerdos Minervae nach Mantua gekommen um den Ludi beizuwohnen. Auch wenn sie in den letzten Tagen wieder vermehrt ein gewisses Unwohlsein verspürte, so hatte sie sich vorgenommen die Zusage die sie dem Aurelier gemacht hatte, einzuhalten.


    Als mich die Nachricht über die Anwesenheit der Priesterschaft erreichte, entschuldigte ich mich bei den Umstehenden.


    "Albinus, mein Freund, kümmere Dich bitte um den Prätorianer, sofern er noch Fragen hat."


    Dann ging ich zu Tiberia Claudia, die ich freundlich begrüßte. Auf dem Weg wurde mir erst bewusst, das ich schon so manchen der Gens Tiberia kennenlernte. Mir kam das hinreißende Gespräch mit Livia ins Gedächtnis.


    "Tiberia Claudia, welche Freude für mich, Dich hier in Mantua begrüßen zu können. Ich hoffe sehr, die Anreise war bequem?"

    Der Mann nannte mich beim Namen, ergo musste er mich kennen. Persönlich oder vom Sehen her, das war hier die Frage. Wäre Aristos hier, der könnte mir einen Wink geben.


    "Du hast deine Worte gut gewählt. Es scheint mir so, als wenn ich zu wenig Erfahrung mit anmutigen Frauen habe.


    Die Frau, an die ich dabei denke ist ebenso bescheiden wie anspruchsvoll. Sanft und doch kämpferisch. Scheu aber dennoch unverrückbar."


    Ob es meiner nichte gefallen würde, wenn sie meine Beschreibung hörte?


    "Ich suche ein Stück, welches es kein zweites mal gibt. Wobei es nicht den Charme fragwürdiger Klobigkeit besitzen soll. passend zu ihrem Wesen sollte es filigran un meisterhaft in der Arbeit sein."


    Fragend war mein Blick.


    "Mir ist, als hätten wir uns kürzlich erst gesehen."