Beiträge von Lucius Redivivus Callidus

    Er kam aus dem Atrium und spürte wie der Kragen seiner Tunika sich mit einer Flüssigkeit tränkte, doch das war ihm in diesem Augenblick egal. Er wollte Rache. Rache für sich und seine Schwester. So durfte eine Sklavin nicht reden. So durfte eine Sklavin nicht mit ihm umgehen.


    "Serva..."


    Groß war das Perystil nicht und so hatte er sie in der Nähe eines Fensters gefunden. Er grinste triumphierend.


    "Da bist du also.."


    Vorsichtig näherte er sich ihr mit dem Dolch in der Hand.


    "Es wäre nur gerecht, wenn du nun durch meine Hand sterben würdest, aber den Gefallen werde ich dir nicht tun!"

    Die Stelle an der der Dolch die Haut durchschnitt brannte. Aber kaum mehr als sein Zorn. Sie ließ den Dolch fallen und rannte fort in Richtung wo sich das Peristyl befinden musste. Dort könnte sie ihm nicht entkommen. Wieder grinste er. Er nahm seinen Dolch und ging langsam in Richtung Peristyl und rief in einem liebevollen Ton.


    "Serva! Komm raus! Ich tue dir nichts. Ich will nur mit dir reden.. Serva..."


    So ging er ins Perystil

    Sein Blick wurde ernst. Dass sie ihm irgendwelche lustigen Sachen an den Kopf warf, ging ja noch, aber nun zog sie noch seine Schwester da mit 'rein.


    "Genug! Über mich magst du dir ein Urteil erlauben können, aber nicht über meine geliebte Schwester, die hier nicht anwesend ist! Manieren hast du wahrlich keine aber das wird sich noch ändern, glaube mir!"


    Anscheinend hatte sie ihn so in Rage versetzt, dass er unachtsam wurde, was dieses Biest gleich ausnutzte und er seinen Dolch an seinem Hals wiederfand.
    Er lachte und sein Lachen wurde immer lauter.


    "Was willst du tun? Mir die Kehle durchschneiden? Dummerchen! Du weißt, dass dieser Angriff alleine schon ausreicht, um dein Todesurteil zu unterzeichnen. Und für soo dumm hätte ich dich ehrlich nicht gehalten. Aber man lernt immer wieder auf neues. Wenn du also mir nun den Dolch zurückgibst wirst du einem qualvollen Tod entgehen. Es ist bestimmt nicht schön in der Arena oder am Kreuze zu enden. Da habe ich es im Gegensatz noch gut. Ich werde schnell verbluten."

    Wieder zeigte Callidus sein gespieltes Lächeln.


    "Ja ich glaube ich werde wirklich meine Freude an dir haben. Und wenn du glaubst dass ich mich durch eine Sache, durch einen Gegenstand beleidigen lasse, dann hast du dich geirrt. Was sind schon die Worte einer Sklavin wert? Nichts! Ob das meine Geschwister auch so sehen, dass du unsere verstorbene Mutter so beleidigt hast, dass werden wir noch sehen!"


    Callidus ging auf und ab.
    "Ich glaube niemand hat dir erklärt, was du bist! Du bist eine SERVA! Ein Gegenstand den man besitzen kann. So bekommst keinen Lohn für deine Arbeit einzig die Dinge die dich am Leben erhalten um deinen Wert nicht zu vermindern. Manche von euch werden auch für ihre Treue belohnt weil sie es wirklich wert sind. Aber es gibt auch jene unter euch, die sich nicht beugen. Du hast zu gehorchen, wenn man dir befiehlt.


    Er näherte sich ihr vorsichtig mit seinem Dolch und hielt ihn ihr an den Hals.


    "Nein, das wäre wohl zu einfach! Das wäre zu gut für dich außerdem will ich keine SACHBESCHÄDIGUNG begehen. Nein, da gibt es andere Möglichkeiten, denn vielleicht kann man dich ja noch reparieren, SERVA!"


    Er ging einige Schritte zurück den Blick immer auf sie gerichtet.


    "Also befolge meine Befehle. Ansonsten bist du es wohl kaum Wert, dass man Geld in dich steckt!"


    Callidus malte sich schon aus, wie er sie bestrafen wollte.

    Nun war der Spaß für Callidus entgültig vorbei. Bis noch vor einem Augenblick sah er die Sache nicht so ernst, aber nun hatte sie es eindeutig übertrieben.


    Er grinste sie an.


    "Du Dummerchen! Du weißt wie man sich in eine dumme Lage bringt. Das ging nun eindeutig zu weit. Ich habe eigentlich ein fröhliches Gemüt und es ist nicht leicht mich soweit zu reizen... Ich sehe schon, ich werde meine Freude mit dir haben!"


    Callidus spielte mit seinem Ring am Finger und drehte ihn auf die Handinnenseite und holte in einem unvorhersehbaren Moment aus und traf sie im gesicht, so dass sie zu Boden fiel.


    "In der Tat ist es doch erfreulich, wenn man das Mittel der Strafe nicht anwenden muss. Aber es gibt immer Sklaven die einen Herren herausfordern müssen. Und glaub mir, die Strafe für Gewalt an einem Dominus wäre weitaus schlimmer. Ich werde diesesmal darüber hinweg sehen und dich wegen einer anderen Sache bestrafen!"


    Er ging um die am Boden liegende Sklavin herum.


    "Ich glaube nicht dass es im Sinne meines Bruders und meiner Schwester ist dass du hier so im Hause wie eine Lupa herumläufst..."


    Er zog einen Dolch und beugte sich zu ihr herunter. Dann nahm er dem Saum ihrer Kleidung und zerschnitt sie, riss dann die Fetzen von ihr.


    "So! Dann will ich dir mal die Aufgaben einer Sklavin näher bringen. Du weißt sicherlich, wo Eimer und Lappen sind, oder? Hol sie geschwind und dann befehle ich dir, dich um das Atrium zu kümmern!"


    Er nahm noch einen Schluck und wandte sich dann nochmal ihr zu.


    "Du hast mir deinen Namen immer noch nicht genannt, Serva!"


    Er hielt sich gespielt die Hand vor seinen Mund.


    "Oh, verzeih! Ich hatte mich ja vergessen vorzustellen: Mein Name ist Lucius Redivivus Callidus, aber für dich bin ich DOMINUS!"


    Er schaute sie sich noch einmal an. Ganz so wollte er ja doch nicht sein. Er wollte ihren Stolz testen.


    "Wenn du allerdings deinen DOMINUS darum bittest darfst du dir eine einfache Tunika anziehen, SERVA!"


    Callidus war mit sich sehr zufrieden.

    Callidus musste bei ihren Worten lachen und füllte seelenruhig nochmal seinen Becher.


    "Wie kann man sich über vorlaute Sklaven freuen? Obwohl ihre Bestrafung dem einen oder anderen durchaus Freude bereitet und sich im Laufe der Zeit viele Methoden zur Belustigung der Herren entwickelt haben!"


    Callidus nahm einen Schluck aus seinem Becher.


    "Naja, alles Paperlapapp! Suche keine Ausreden für deine Verfehlungen sondern stehe dazu!"


    Einbrecher nannte sie ihn. Er musste wieder schmunzeln. Sie war wirklich nicht besonders helle. Ich hielt noch einmal den Schlüssel vor ihre Augen.


    "Und den habe ich dann auch gestohlen, was?"


    Callidus ging prüfend um sie herum.


    "So, so Freizeit! Ich glaube du hast zu viel davon! Anscheinend bekommst du durch sie nur Flausen in den Kopf. Ich fürchte ich muss mal mit meiner Schwester über dein Verhalten reden! Denn solch eine Begrüßung habe ich hier nicht verdient!"


    Er blieb hinter ihr stehen und gab ihr einen Klapps auf den Hintern.


    "Es sei denn, du kannst mich umstimmen!"

    Ihrem Intelekt nach zu urteilen musste sie eine Sklavin sein. Callidus schüttelte nur den Kopf.


    "Du Dummerchen! Auch wenn mich dieses Haus noch nicht gesehen hat so bin ich diesem Hause doch nicht fremd, denn ich bin der Bruder des Hausherren. Wie sollte ich wohl sonst in das Haus gekommen sein, wenn mich niemand hineingelassen hat. Und wenn ich ein Dieb wäre, so wäre ich wohl ein dummer Dieb, wenn ich mich am helligten Tage seelenruhig im Atrium aufhalten würde. Also Denken ist anscheinend nicht deine Stärke!"


    Callidus spielte mit dem Schlüssel der Porta in seiner Hand.


    So werde ich mich als Mitglied der Familie wohl kaum ankündigen müssen. Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass mein liebes Schwesterlein Helena noch länger in Roma verweilt. Und wenn du nicht 'beschäftigt' gewesen wärst, dann hättest du sicherlich meine Ankunft früher bemerkt!"


    Callidus strafte sie mit einem strengen Blick.


    "Also, wie ist dein Name Serva!"

    "Oh hallo!"


    Wer war denn die Schnecke, dachte sich Callidus. Sie sah ziemlich zerzaust aus und dennoch recht anziehlich. Anscheinend war er nicht der erste der dies dachte, stellte er amüsiert fest, als er sie genauer betrachtete.


    "Wer bist du denn?"


    Er schaute sie fragend an.

    Der Schlüssel, den Helena ihm mitgab passte und so betrat Callidus das Atrium des Hauses.


    "Wow! Nette Bude!"


    Ja, hier ließ es sich leben. Auf dem Weg hierher waren ihm zwar durchaus prächtigere Anwesen aufgefallen, aber auch viele, die nicht so prächtig waren.
    Callidus sah in einer Ecke eine Karaffe mit Wein und einige Becher und goß sich sofort einen Becher ein.

    Endlich hatte er es geschafft und bekam wieder festen Boden unter den Füßen. Während der Überfahrt von Ostia aus hatte er fast täglich sein Mittagessen den Fischen überlassen müssen. Anscheinend hatte es Neptun nicht gut mit ihm gemeint und auch seine Liebe zu Iupiter konnte dem wohl nichts entgegensetzen. Auf dem Olymp machte wohl mittlerweile jeder was er wollte.
    Aber Tage der Qualen lagen nun endlich hinter ihm und er erreichte das Festland Hispanias.


    Heute war anscheinend hier nicht viel los oder war es immer so leer. Tarraco war ein Provinznest, aber ein sehr großes. Soviel Rummel wie in Rom wollte er nicht, aber ein wenig mehr durfte hier ruhig los sein. Callidus fragte einen Mann, der an einer Mauer lehnte, nach der Casa Rediviva, aber der zuckte nur mit den Schultern. Anscheinend war die Gens hier noch nicht so bekannt, oder der gute Herr hat einen Becher zu viel getrunken. Erst als er einen Schreiber fragte, erklärte er ihm den Weg. Dann würde seine Odyssee wohl endlich ein Ende finden und er machte sich auf zu seinem neuen bescheidenen Heim.

    "Ego, Lucius Redivivus Callidus, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.
    Ego, Lucius Redivivus Callidus, religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."


    sprach ich mit fester Stimme.

    Ich seufzte. Was sollte mich schon mit den Göttern verbinden? Nun genau das, was alle mit den Göttern verbindet. Von ihnen hing unser aller Schicksal ab.


    "Was soll ich dazu sagen? Wäre es nicht den Göttern anmaßend, wenn ich mich zu sehr an ihnen heran rücke? Sein Sohn bin ich nicht, auch wenn er immer vielen Frauen schöne Augen gemacht hat und man nicht immer weiß, wer sein Sprößling ist. Vielleicht verbindet uns die Art, wie wir unter dem weiblichen Geschlecht zu leiden haben, wenn ich an seine Gattin denke!"


    Ich schmunzelte. In der Tat fühlte ich mich hier wie Jupiter, der von Iuno zur Rede gestellt wurde. Der arme tat mir in diesem Moment richtig leid.


    "Ich bewundere diesen Gott, wie er alle Probleme meistert und Ordnung ins Chaos bringt. Ja und den Rest habe ich dazu schon in meiner vorherigen Antwort gennant. Ich will ihm mehr treue Gläubige verschaffen, denn von ihm hängt all unser Schicksal ab. Ich bin nicht nur wegen meines Schicksals hier, welches ich in die Hände der Götter lege, bzw. für die Götter opfer, sondern auch für Roms Schicksal, welches in den Händen Jupiters liegt. Daher möchte ich ihm für das Imperium dienen und seine Taten und seinen Kult in Hispania verbreiten!"

    "Nun, ehre den, dem Ehre gebührt. Wer hat da mehr Ehre verdient, als der Gott der Götter? Mit Jupiter hält oder fällt Rom. Seit Romulus ihm die Treue schwor, verhilft er Rom zur Macht. Als ich hörte, dass in Hispania ein Capitol gebaut werden soll, war ich sofort von der Idee begeistert in den Dienst des größten Gottes zu treten, denn auch die Provinzialen haben ein Anrecht auf den Götterkult und je mehr Menschen des Imperiums ihm huldigen umso mehr wird er sich um sein Volk kümmern. So will ich den Menschen Hispanias den Jupiterkult nahe bringen!"


    Ich schaute sie fragend an.


    "Reicht dir das als Antwort?"

    Endlich kamen wir zum Punkt und ich konnte dieses Officium bald wieder verlassen.


    "Ich will den Göttern dienen! Genauer gesagt ich will Jupiter Optimus Maximus dienen und seinen Kult in meiner Heimat Tarraco verbreiten, denn ich finde auch Provinziale und besonders die in einer Provinzhauptstadt, haben das Recht den höchsten Gott des Imperiums zu verehren. Wie ich hörte hat die Curia dem Bau eines Capitols dort zugestimmt.
    So würde ich gerne Helenas Schüler werden und mich während des Tempelbaus und danach um diesen kümmern, so dass Jupiter das bekommt was ihm zu steht.


    In dieser Stadt hier hällt mich nichts! Ich bin nur hier her gekommen um bei dir vorzusprechen!"


    Es gab viele Gründe, weshalb mir diese Stadt nicht gefiehl...

    Ich schaute sie prüfend an. Sollte sie einen Ehemann haben, tät dieser mir leid.


    "Bei allem gebührenden Respekt, ehrenwerte Flaminca, ich bin nicht hier um mich über Respekt einer Amtsperson belehren zu lassen. Ich weiß sehr wohl das Amt von Helena zu schätzen und ich bin stolz auf sie, weil sie unserer Familie Ehre bereitet.
    Doch wollte ich dich aufsuchen und sie bot an, mich zu begleiten, nicht um für mich zu sprechen. Wie hätte es also ausgesehen, wenn sie zu erst gesprochen hätte?"

    Irgendwie konnte ich sie nicht leiden. Jedes ihrer Worte und jede ihrer Handlungen bestätigte mein Gefühl.


    "Das kann ich dir sagen, ehrenwerte und weise Flaminca. Helena war so frei mich zu dir zu begleiten und so war es doch mein gutes Recht bei dir wegen meinem Anliegen vorzusprechen, denn es gibt Menschen, die schätzen Eigeninitiative und ich lass nicht gerne für mich sprechen!"


    Ich wusste schon, wieso ich nach Hispania wollte. Dort waren die Leute anders.

    Ich öffnete die und trat geschwindt vor Helena ein. Ich blickte mich um und sah die Flaminca auf dem Rand einer Liege sitzen. Sie war hübsch, doch das waren die Patrizier alle auf ihre Art und Weise. Sie konnten es sich auch leisten!


    "Salve, ehrenwerte Flaminca! Es tut mir leid, wenn ich dich in deiner Ruhe störe, doch wichtige Gründe treiben mich zu dir!"


    Ich schaute sie an und fügte dann noch schnell hinzu.

    "Mein Name ist Lucius Redivivus Callidus, euer bzw. der Götter ergebener Diener!"


    Ich deutete hinter meine Wenigkeit.


    "Ich habe dir noch jemanden mitgebracht!"