Beiträge von Lucius Redivivus Callidus

    "Fehler machen wir alle Helena! Selbst die Götter sind nicht unfehlbar! Aber so ist das Leben! Doch aus Fehlern lernt man!"


    Callidus fuhr Helena durchs Haar. Auch er hatte in der Vergangenheit viel durchgemacht.


    "Hör auf dir nun Vorwürfe zu machen, das hilft dir auch nicht und dein Mann hätte dies auch nicht gewollt! Hast du die Nachricht bei den Matiniern bekommen?"

    "Das tut mir leid! Die Barbaren dort kennen auch keinen Anstand!"


    Er strich ihr sanft über ihre Hand. Wieso hegte sie so einen Groll?


    "Aber du kannst doch nichts dafür! Er ist bestimmt nicht auf dein Bitten nach Germanien gegangen! Wir können uns unser Schicksal nicht aussuchen!"


    Wie recht er hatte! Er hätte sich niemals vorstellen können, mit seinen Geschiwstern in einem schönen Haus in Hispania zu wohnen. Besorgt sah er sie an.

    "Das Verlangen nach einer Tätigkeit! Immerhin will ich mein Geld nicht mit Nichtstun verdienen!"


    Callidus legte seine Hände gefalltet auf den Tisch.


    "Einen Tempel gibt es zwar für mich noch nicht, aber da wird sich doch bestimmt für einen fleißigen Discipulus etwas finden lassen!"

    Er verhalf Helena zum Bett und entfernte sich dann wieder ein Stückchen.


    'Elysium! Welcher Teil des Imperiums war denn das?' Er überlegte eine kurze Zeit. Dann ging ihm ein Licht auf! Sie meinte doch nicht etwa die elysischen Felder des Hades. Er hätte sich an den Kopf fassen können. Keine angenehme Situation. Er wusste einfach zu wenig von seiner Famile um in dieser Situation helfen zu können.


    "Oh..."


    Mehr kam aus ihm nicht heraus. Nachfragen war einfach zu taktlos. Er wollte sie nicht noch mehr daran erinnern. Er würde Romanus fragen müssen, was es damit auf sich hatte.


    Schließlich näherte er sich ihr und setzte sich auf den Bettrand um nach ihrer Hand zu greifen. Sie war kalt.


    "Wir kennen uns noch nicht lange, ja eigentlich gar nicht, obwohl wir Geschwister sind. Doch unsere Herzen kennen sich schon lange, sind sie doch dem selben Leib enstsprungen. Ich bin für dich da Schwesterherz!"


    Auch wenn er nicht wusste, wie er das genau anstellen sollte.

    "Ja, du darfst gehen!"


    Er hatte den Sklaven schon gar nicht mehr wahrgenommen. 'Ihr Mann?' Callidus wusste gar nicht, dass sie verheiratet war.


    "Du bist verheiratet? Das wusste ich gar nicht! Dann lebst du noch hier im Kreise der Familie?"


    Das alles kam ihm seltsam vor. Waren die beiden geschieden und sie lebte wieder bei der Familie? Oder war er zu arm um sich und seiner Frau ein Haus zu leisten. Würde sie sich mit so armen Schluckern abgeben? Wohl kaum!


    "Ich verstehe nicht ganz, Schwesterherz! Was ist mit deinem Mann?"

    Callidus sah sich das Spektakel ratlos an. Was hatte sie nur? Hatte sie zu viel getrunken? Frauen vertrugen in der Regel kein Alkohol! Zumindest nicht die Art von Frauen, wie Helena eine war. Nein, dass konnte er sich bei ihr kaum vorstellen, auch wenn er sie kaum kannte. Was hatte sie also nur? Sie rief nach einem Publius! Callidus kannte keinen Publius in diesem Hause!


    "Wer ist Publius?"

    Was war nur mit ihr? Was war nur geschehen?


    „Was ist nur mit ihr? Hat dein Herr denn überhaupt nichts gesagt? Wieso kam er nicht mit, wenn es ihr so schlecht geht? Hat er denn keine Nachricht für uns?“


    Das war alles sehr merkwürdig für Callidus. Er hoffte das der Sklave Antworten für ihn hatte, denn wenn Helena nicht reden würde...


    “Ja, lasst sie uns erst einmal in ihr Zimmer bringen und unterwegs kannst du mir berichten!“

    Callidus schob den Sklaven bei Seite und trat an die Sänfte heran.


    “Muss man immer alles selber machen!?“


    Wütend zog er den Vorhang bei Seite und sah... seine Schwester. Sie sah irgendwie geistesabwesend aus. Was hatte sie nur bei den Matiniern gemacht?


    “Schwesterherz! Was ist mit dir?“


    Körperlich schien ihr nichts zu fehlen. Sein Gesichtsausdruck war voller Sorge.

    Dieser Sklave ging ihm gehörlicht auf die Nerven, hatte er doch seine Frage immer noch nicht beantwortet.


    „Hättest du nun bitte die Güte, mir die Dame vorzustellen, oder weißt du nicht, wen ihr da durch die halbe Stadt tragt und ankündigt, Sklave?“


    ‚Und solch ein Sklave gehört der ‚herrschenden’ Familie in Hispania’, dachte sich Callidus.


    „Ich sehe schon! An gute Sklaven muss heute wirklich schwer dran zu kommen sein!“


    In diesem Augenblick musste er an Kaya denken, die auch kein gutes Benehmen an den Tag legte.


    „Also, ich höre?“


    sprach er gereizt.

    „Ja, das ist die Casa Rediviva! Ich bin Lucius Redivivus Callidus!“


    ‚‚Abzuliefern’, er sprach von der Person wie von einer Ware’, dachte sich Callidus.


    „Was für eine Ware bringt ihr uns genau?“


    Auf so einen Sklaven hatte er nur gewartet und so waren seine Worte voll lauter Hohn. Doch dann lag seine Aufmerksamkeit wieder auf der Sänfte.


    „Was ist mit ihr? Wieso kommt sie nicht heraus?“


    Dem Sklaven war es anscheinend egal, aber ihm nicht.

    Callidus hatte ein Nickerchen gehalten und unsanft durch ein lautes Klopfen an dem Tore aus dem süßen Schlaf gerissen worden. Am Hinterkopf kratzend öffnete er die Türe und schaute blinzelnd heraus. Eine Sänfte stand auf der Strasse und ein Mann, scheinbar ein Sklave vor der Türe.


    „Oh.. Ja?“


    Verdammt! Er war kaum passend angezogen, um einen hohen Würdenträger zu empfangen.

    Callidus zuckte mit den Schultern. Mehr würde er wohl nicht aus ihr heraus bekommen.


    "Nun gut! Das reicht mir fürs erste. Die Zeit wird zeigen, ob du es auch ernst meinst!"


    Er pfiff einmal kräftig und eine Sklavin kam herein um Kaya zu helfen. Er hatte seine Pflicht als freier Mann getan und drehte sich um.


    "Dummerchen!"

    Callidus öffnete die Türe und trat in den Raum. Refelxartig schoß ihm ein Pfiff aus dem Mund. Mit Hispania hatte er wirklich die richtige Wahl getroffen.


    "Hallo, schöne Dame. Oder besser Kollegin!"


    Callidus verbeugte sich vor ihr.

    "Gestatten! Lucius Redivivus Callidus Bruder von Helena und ihr Schüler für den Dienst an den mächtigen Jupiter!"


    Er schenkte ihr ein Lächeln und setzte sich auf einen freien Stuhl.

    'Ja? Will sie mir etwas ausweichen?' dachte er. Er betrat die Kammer und öffnete einen Wasserschlauch und kippte ihn über ihr Gesicht.


    "Vielleicht kannst, du mir nun eine konkrete Antwort geben Kaya! Bitte um entschuldigung für die Worte die du gegen mich und meine Familie gerichtet hast. Sei bitte nicht dumm und glaube dass du triumphieren kannst!"


    Er richtete den Wasserschlauch wieder auf und verschloß ihn. Dann lehnte er sich an eine Wand und wartete auf Antwort.

    Callidus schaute sie schräg an.

    "Wasser? Das ist kaum die richtige Antwort auf meine Frage!"


    Er seufzte. Sie war nur noch ein Häufchen Elend.


    "Also entschuldigst du dich nun für deine Worte, die du gegen mich und meiner Familie gerichtet hast? Und schwörst du bei Jupiter nun brav zu sein?"


    Callidus grinste. Hatte er sie nun endlich gebrochen? Er hoffte es, ansonsten würde er zu anderen Mitteln greifen müssen.

    Seufzend machte sich Callidus auf den Weg in den Keller um sich um die aufmüpfige Sklavin zu kümmern. Vielleicht würde sie ja ihre Fehler einsehen und sich so aus ihrer Lage befreien.


    Callidus steckte den Schlüssel in das Schloß und öffnete die schwere Holztüre. Es dauerte ein wenig, bis er sich an die beinahe Dunkelheit in dem Raum gewöhnt hatte. Dann sah er sie in einer Ecke sitzend.


    "Kaya!"


    Mittlerweile hatte er auch ihren Namen erfahren. Er lehnte sich an den Türrahmen.


    "Kaya, du weißt, dass du nicht hier unten bleiben musst. Wir können diese Situation ganz schnell entschärfen, wenn du dich für deine Worte entschuldigst! Dann kannst du hinauf in deine Kammer, dir was anziehen und etwas essen. Ich gebe dir eine zweite Chance und ich rate dir, nutze sie!"


    Irgendwie hatte er Zweifel daran, dass sie sein Friedensangebot annehmen würde, obwohl es ihm einiges an Überzeugungskraft gekostet hat, überhaupt hier hinunter zu kommen.

    Vom Garten aus kommend fand ich im Keller eine kleine Kammer, wo nur ein schmales Oberlicht einige Strahlen der Frühlingssonne hineinließen.


    Ich schleuderte sie hinein und riss ihr die Fetzen die sie in der Hand hielt weg.


    "Du gehorchst nicht! Du arbeitest nicht! Dann sehe ich nicht ein, wieso du ein Bett, Kleider und Speis & Trank verdient hast! Vielleicht bringt dir der Aufenthalt hier einen klaren Kopf. In einigen Tagen, Wochen wird dann vielleicht jemand nach dir sehen ob du dich geändert hast!"


    Er grinste triumphierend und schloss die Türe.


    Seine Ankunft hatte er sich ein wenig anders vorgestellt. Nun würde er erst einmal ein Bad nehmen um zur Ruhe zu kommen.

    "Vielleicht ist es nun an der Zeit diesen Disput zu beenden findest du nicht? Oder hast du noch irgendwelche Einwände?"


    Callidus glaubte kaum dass sie etwas zu erwidern hatte. Es würde nicht lange dauern, dann würde sie ihm aus der Hand fressen.


    Er packte sie grob an ihrem Arm und zog sie hoch.


    "Doch Strafe muss nun mal sein! Das wirst du einsehen müssen!"


    Ich zog sie hinter mir her in eine Kammer bei den Sklavenquartieren.