"So ist es"
sagte Avitus nickend.
"Dann verabschiede ich mich, Manlius Acidinus, bis übermorgen. Vale bene"
Beiträge von Lucius Artorius Avitus
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Avitus wusste nicht, dass Corvinus in der nächsten Zeit zu Besuch kommen würde. Dennoch war seine Antwort...
"Das ist kein Problem"
zuversichtlich. Schließlich sah man sich nicht, weil man sich aus dem Weg ging, sondern weil jeder bisher eigene Pflichten hatte, die einen voll in Anspruch nahmen. Sollte er unerwartet Schwierigkeiten bekommen, Corvinus ausfindig zu machen, konnte er immer noch Archias mit der Suche beauftragen. Der dürfte ihn schon finden können.
"Nun, da wir beide in Rom sind, denke ich, dass ich ihn öfter sehen werde. Deine Einladung wird ihn also zeitig erreichen"
Auch, wenn Avitus sich fragte, um was es sich tatsächlich handelte. Dass es eine einfache Einladung sein sollte, wagte er - zumindest vorerst - zu bezweifeln. -
CVBICVLA - DIE SCHLAFRÄUME[Blockierte Grafik: http://img514.imageshack.us/img514/4578/cubiculumsp1.png]
Um das Atrium und teilweise auch um den Garten herum angeordnet liegen die Schlafräume. Da sich das Leben überwiegend öffentlich abspielt, dienen die Cubicula überwiegend als Refugien, in die man sich für die Nacht zurückzieht. Nicht mehr nicht weniger. Einzelne Sklaven des Haushalts, die in der Hierarchie ganz oben stehen, genießen die Privilegien eines gemeinsamen cubiculum servorum und müssen nicht auf dem Fußboden der Seitenräume des Atriums - den sogenannten Alae - schlafen.
Aktuelle Zeitebenen~
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Avitus nahm die Klinge in die Hand, während sein Blick drüber glitt. Ein schönes Stück, wertvoll und kunstvoll. Fachmännisch - aber wohl instinktiv und unbewusst - wog er die Klinge ab, merkte, ob sie ausbalanciert war, fuhr mit dem Daumen über die Schneide. Sie war scharf und glatt geschliffen.
"Ein schönes Instrument"
sagte er und gab sie dem Priester zurück, hielt sie ihm mit dem Griff entgegen.
"Also dann, abgemacht, ich werde übermorgen in der Früh hier sein, so dass wir zur zweiten Stunde mit dem Zeremoniell beginnen können. Sollte sich plötzlich etwas ergeben, was einen Aufschub nötig machen wird, lasse ich die umgehend mitteilen. Soll ich sonst auf etwas achten? Bei der Kleidung? Oder etwas mitbringen oder etwas anderes tun, um euch bei den Vorbereitungen zu helfen?" -
"Ich werde dir baldmöglichst einen zukommen lassen"
sagte Avitus.Dass man über ihn bestens bescheid wusste ahnte er schon seit seinem Eintreffen. Der Garde unterstand schließlich der 'Geheimdienst'. Man musste also naiv sein, wenn man glaubte, die würden einen nicht gläsern machen, ehe man bei ihnen Dienst tat.
Die Frage nach Corvinus überraschte ihn dann etwas.
"Er ist ein entfernter Verwandter. Um ehrlich zu sein... ich kenne ihn nicht besonders gut"
Gerade jemand, der Caecilius hieß, konnte wohl am besten nachvollziehen, wie es war*, wenn man Verwandte hatte, mit denen man nur alle paar Monate oder gar Jahre sprach, einfach, weil man sie selten sah.
"Das liegt daran, dass ich ihn nicht sehr oft getroffen und gesprochen habe. Das letzte Treffen liegt auch schon lange zurück, damals, bei den vinalia rustica**, als wir die Ehre hatten, auch dich als Gast in der domus Artoria zu begrüßen"
antwortete Avitus.
"Wie stehen wir zueinander? Nun, er ist ein respektabler Mann, Vater einer Tochter und architectus Italiae, meines Wissens. Vor allem in Misenum ist aber dank ihm der Name Artorius ein Name, den die Bürger kennen und gerne hören"
Zugegeben, damit war Avitus ein wenig der eigentlichen Frage ausgewichen, aber er wollte noch nicht zu viel verraten und vielleicht ersteinmal ausloten, auf was Crassus hinaus wollte. Bei einem Praetorianerpraefekt wusste man nämlich nie, woran man war. Hatte Corvinus etwas angestellt und das worgte jetzt für Ärger für Avitus? Oder würde die Klientel des Corvinus auch Avitus zugute kommen? Irgendwie fühlte Avitus sich wie auf Messers Schneide.Sim-Off: * ja, eine Anspielung auf SPQR-Reihe
** ich tu so, als spielt das vor dem wiedersehen in der domus artoria -
Derweil im Tablinum...
Avitus hatte im -verschlossenen- Tablinum gesessen und war mit dem 'Papierkram' beschäftigt gewesen, der bei der Bewirtschaftung einer Domus zwar nicht in großem Maße, aber hin und wieder doch anfiel.
"1600 Sesterzen? Will er ein Badehaus aus der domus machen?"
fluchte er lautstark. Der Sklave, der ihm assestierte wünschte sich in diesem Augenblick, er könnte sich unsichtbar machen. Auch wenn er wusste, dass Avitus dem Haushalt selten unbegründet Gewalt antat.Avitus seufzte und versuchte, wieder auf den Boden zu kommen.
"Naja..."
Er stand auf, ging zu einer massiven Truhe, schloss diese auf und zählte die Summe ab, die an die Wasserwerker bezahlt werden musste. Die Moneten wanderten in einen Beutel, der ersteinmal auf dem Tisch Platz fand.
"Sag meinem Vetter... wo ist er eigentlich?"
"Im atrium, Herr. Auch Artorius Corvinus ist soeben eingetroffen"
"Oh..."
Das war eine Überraschung.
"Wirklich?"
fragte er blöde. Da Avitus in diesem Augenblick nicht zu ihm sah, verdrehte der Sklave ob dieser Frage die Augen. Der Artorier stand auf und öffnete die Tür ein wenig, so dass er ins Atrium schauen konnte. Er sah Imperiosus und Corvinus bei einer Unterhaltung. Er schloss die Türe.
"Gut. Du bewachst das Geld mit deinem Leben. Wenn auch nur ein as fehlt, bekommst du Besuch von Archias. Du weißt, was das bedeutet"
Manche der Sklaven - abergläubig wie sie nunmal waren - sahen in Archias so etwas wie den fleishcgewordenen Pluto und fürchteten ihn entsprechend.
"Ich rühr nichts an, Herr"Im Atrium...
Avitus schritt hinaus.
"Seid gegrüßt"
sagte er laut, während er sich den beiden anderen Artoriern näherte. Im Vorbeigehen klopfte er Imperiosus auf die Schulter und stellte sich dann gegenüber Corvinus auf, dem er die Hände auf die Schultern legte und ihn begrüßte, als würden sie sich bestens kennen.
"Corvinus, willkommen. Es ist lange her"
Damals, als die Vinalia Rustica hier - genauer gesagt in der alten Domus - gefeiert wurden.
"Es freut mich, dass du hergefunden hast. Na, wie gefällt sie dir?"
Er machte eine ausschweifende Armbewegung.
"Und sei nicht sparsam mit den Komplimenten. Ist alles Medeia's Verdienst"
sagte er heiter. -
Rom, einige Tage später...
Orestes war gestorben. Irgendwann hatte sein Körper einfach aufgegeben, konnte gegen den schleichenden Tod nicht mehr ankämpfen. Er war glücklich gewesen und seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, als Avitus an jenem Tag zurückgekehrt war und ihm seine Entscheidung, sich um den Jungen zu kümmern, sofort mitgeteilt hatte. Die Bestattung war eher schlicht gehalten worden, einzig die recht prachtvolle Grabstätte, in der auch seine dritte Ehefrau und Mutter des jungen Cnaeus Artorius Caelianus Orestes bestattet wurde, zeugte von einstigem Wohlstand des Mannes. Auf gekaufte Klageweiber hatte man verzichtet. Zu künstlich wäre ihr Jammern gewesen, zu theatralisch. Das hatte Orestes nicht gewollt. Das ehrliche Schluchzen der meisten seiner Sklaven, die mit seinem Tod entweder ihre Freiheit oder neue Besitzer – Orestes Gläubiger – erhielten, genügte und war allemal angebrachter gewesen.
Avitus und der junge Orestes standen schweigend neben dem Grabmal, das unweit von Rom entlang der Via Appia lag. Archias und Charmian, die Erzieherin des Jungen, die aus dem Hause des Orestes mitgekommen war, standen in respektvollem Abstand, ebenso die Praetorianer, die Avitus auch diesmal begleiteten. Die Augen des Jungen waren mit Tränen gefüllt, auch wenn er sich Mühe gab, sich zu beherrschen und nicht zu weinen. Irgendwie war es schwer zu verstehen, was in den letzten Tagen alles passiert war. Das heißt... er verstand es schon, nur wahr haben wollte er es immer noch nicht. Und die Frage nach dem warum ließ ihm keine Ruhe. Dass er plötzlich nicht in sein Haus konnte, sondern fortan in einer fremden Domus mit überwiegend fremden Sklaven lebte, war auch schwer zu begreifen. Einmal war er weggelaufen, zurück zu seinem Haus, doch musste er feststellen, dass in seinem alten Haus bereits Fremde wohnten. Alles hatte sich verändert. Vielleicht war das Ganze, die ganzen letzten Tage und Wochen, in denen es seinem Vater immer schlechter gegangen war, er bettlägerig wurde und letztendlich starb, nur ein böser Traum. Vielleicht würde er morgen früh aufwachen und alles würde in Ordnung sein.
"Dein Vater und ich..."
begann Avitus
"... waren gute Freunde, Cnaeus"
Der junge Orestes nickte stumm.
"Weißt du, dort, wo er hingegangen ist, ist auch mein Sohn. Sein Name war auch Cnaeus. Dein Vater und ich haben eine Abmachung getroffen. Er passt auf meinen Sohn auf, während ich dafür sorge, dass es dir an nichts mangelt. Verstehst du?"
Cnaeus verstand.
"Ja Herr"
sagte er leise, nickte dabei. Avitus legte dem Jungen die Hand auf die Schulter.
"Ich bin nicht dein Herr und du bist kein Sklave, Cnaeus"
"Tschuldigung..."
Das entlockte Avitus ein Schmunzeln, selbst, wenn es dem Anlaß ihres Besuches an diesem Ort nicht angemessen war.Sie schritten wieder in Richtung der Stadt zurück. Alle schwiegen. Die Praetorianer schwiegen, weil es ihnen befohlen wurde. Archias schwieg, weil er nichts zu sagen hatte und Charmian, die durchaus etwas zu sagen hätte, um wenigstens den Jungen zu trösten, schwieg, weil sie sich nicht traute zu sprechen, ohne dass man sie dazu aufforderte. Orestes schwieg, weil er in Gedanken bei seinem Vater war. Und Avitus... Avitus schwieg, weil er überlegte, wie genau er denn nun dafür sorgen musste, dass aus dem Jungen was wurde. Er hatte einmal versagt. Ein zweites Mal sollte es nicht der Fall sein. Das war er sich selbst, aber auch Severus, sowie Cnaeus und dem verstorbenen Marcus Orestes schuldig.
Er würde seine Schuld begleichen müssen. Und Severus, sein Sohn, würde - spätestens wenn sie sich im Elysium wiedersähen - dann stolz auf ihn sein...
Ende
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Avitus lächelte.
"Nun, versteh mich nicht falsch, Decimus. Es ist nicht so, dass er mir schlaflose Nächte bereitet, dieser Umstand. Mir ist es, wie erwähnt, bei der Durchsicht der Archive und einem begleitenden Blick in den Gesetzestext aufgefallen und es würde mich nicht wundern, wenn ich nur einer von vielen bin, die mit dieser Frage hier aufkreuzen"
sagte er.
"Jedoch wäre es in der Tat nicht verkehrt, wenn man die betroffenen Passagen abändert. Denn nicht nur wurde die Bezeichnung des Amtes geändert, auch dessen Eingliederung in den ritterlichen cursus honorum, als eine Stufe in der Laufbahn sozusagen, stellt zum Beispiel eine durchaus beachtliche Änderung gegenüber der früheren Rechtslage dar. Die einhergehenden Regelungen bezüglich der Berufung zum advocatus imperialis sind damit ebenfalls irreführend bzw. obsolet"
Dann, als Mattiacus sagte, dass er den Kaiser darauf ansprechen würde, tat Avitus so, als überlegte er kurz, fuhr mit den Fingerspitzen über das stoppelige Kinn - und merkte nebenbei, dass mal wieder eine Rasur fällig war.
"So weit ich mich erinnern kann, ist die Zuständigkeit des Kaisers nur für die Aufnahme neuer Passagen ausdrücklich geregelt"
Natürlich hatte er einen Blick ins Gesetzt geworfen, bevor er sich auf den Weg zu Mattiacus gemacht hatte.
"Naja... vielleicht solltest du dem Kaiser empfehlen, auch hierbei eine etwas andere Formulierung zu wählen. Seine Kompetenz, neue Bestandteile abzuändern oder abzuschaffen, dürfte eine Art Annexkompetenz zu der ausdrücklich geregelten sein, aber je klarer die Formulierung, umso weniger Raum für Mißverständnisse und Fragen"
Dann schlug er etwas vor.
"Übrigens... ich sehe den Kaiser jeden zehnten Tag..."
wenn Avitus von diesem persönlich die Parole empfing
"... und kann ihn, wenn du willst, darauf ansprechen" -
"Darf ich mal?"
fragte Avitus mit Blick auf die Klinge, streckte die Hand entgegen... -
Avitus folgte der Einladung, nahm Platz.
"Ja, das habe ich. Für einen ausführlichen schriftlichen Bericht reicht es zwar noch nicht, aber ich habe mich in meine neue Aufgabe einarbeiten können und mir auch ein Bild von der cohors V machen können"
antwortete er. Da Avitus nicht davon ausging, dass die Frage pro forma gestellt wurde, sondern Crassus auch tatsächlich was hören wollte, fuhr er fort.
"Princeps praetorii Prudentius hat mir das Wesentliche hier innerhalb der castra praetoria gezeigt, mich außerdem zum Palatin begleitet, wo ich mir einen Überblick verschafft habe über den dortigen Dienst. Nach Gesprächen mit den anderen Tribunen habe ich meinen Dienst am Palatin aufgenommen. Jeden zehnten Tag steht die cohors V..."
Avitus hütete sich davor, 'meine cohors' zu sagen
"... Wache am Palatin, ansonsten habe ich vor, die Männer in der nächsten Zeit verstärkt auf den campus zu befehlen, soweit die cohors von Prudentius Balbus nicht zur Wache in der castra eingeteilt wird. Ich bin der Meinung, dass das Leben in Rom ohnehin Gefahr für Vernachlässigungen in Disziplin und Waffenkunst birgt..."
dass er die Cohors de facto getadelt hatte, ließ er tunlichst unerwähnt, da er den Milites gegenüber ausdrücklich erklärt hatte, es sei eben kein Tadel gewesen
"... wie es das Stadtleben nunmal generell tut und habe daher vor, die cohors zumindest in der nächsten Zeit intensiv exerzieren zu lassen" -
"Das versteht sich von selbst"
sagte Avitus. -
Der Schreiber hatte nicht weit zu laufen, da er als erstes im Officium des Avitus reingeschaut und diesen gleich dort vorgefunden hatte, und so musste Crassus nicht lange warten, bis der Artorier erschien.
"Praefectus Caecilius"
sagte er, salutierte militärisch.
"Du hast nach mir rufen lassen..."Sim-Off: sieh mir bitte nach, dass ich diese preussisch-militärisch-zackige Redeweise möglichst nicht anwende; wenn sie dennoch verlangt wird, bitte ich um Hinweis per PN
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"So so... tritt wieder ein, miles"
antwortete Avitus, nicht ohne einen - wirklich leichten - sarkastischen Unterton.
"Militeees..."
schallte dann seine Stimme über die Köpfe der Praetorianer hinweg. Dann schwieg er einige Sekunden, ließ das Wort wirken."Ich weiß nicht, ob es sonst wo üblich ist... oder ob es hier so üblich war... aber ich will nicht, dass sich das wiederholt"
Avitus deutete auf das ihm am nächsten stehende Signum, jenes verehrte, geheiligte Zeichen römischer Macht, das von dem vor den Reihen angetretenen Feldzeichenträger gehalten wurde, flankiert von einem Cornicen.
"Die sind es, denen ihr folgt..."
Dann deutete er auf den ihm am nächsten stehenden Centurio.
"Und ihr seid es, die mit Beispiel vorangehen. Ihr seid es, die dafür sorgen, dass die milites dem signum folgen. Milites..."
Schon wieder dieses Wort, schon wieder eine kleine Pause.
"Ich will euch nicht am ersten Tage tadeln. Als tadelnd dürft ihr mich hier nicht ansehen. Aber ich lasse nicht zu, dass Disziplin vernachlässigt wird"
Ach, wie gerne hätte Avitus eine Vitis in der Hand, mit der man so schön rumfuchteln konnte.
"Drum seht es an als einen Hinweis eures Tribuns"Damit war dieses Thema abgehackt und Avitus fuhr fort.
"Militees... in agmen venite" ~ In Kolonne antreten
schallte der Befehl und der Artorier beobachtete genau... -
Rom, heute...
Gedankenverloren schritt er auf die Strasse. Die Praetorianer sammelten sich um ihn und Avitus ging langsam in Richtung seines Heims. Die Last der Entscheidung, die er zu treffen hatte, lastete schwer auf ihm. Er konnte ablehnen. Vergessen, dass er hier war und nie wieder herkommen. Morgen würde Orestes bestimmt schon tot sein und ab da konnte es ihm eh egal sein, was mit dem Jungen passierte. Ein Kind mehr auf der Welt ohne Elter, verloren und allein. Was kümmerte es ihn? Doch es kümmerte ihn. Es war nicht irgendein Kind. Es war ein Sohn seines ehemals besten Freundes. Und auch, wenn sie sich damals im Streit trennten und sich ihre Wege bis heute nie wieder kreuzten, war Orestes kein Fremder und sein Schicksal und damit das Schicksal seines Sohnes etwas, was auch Avitus anging. Er spürte, dass er es wohl nicht fertig bringen würde, Orestes morgen nicht zu besuchen. Ihn einfach fallen zu lassen. Und wenn er hinging, wusste er, dass er es nicht fertig bringen würde, ihm in die Augen zu sehen und seine Bitte abzuschlagen.
"Oh, verdammt, Marcus, was tust du mir an?"
murmelte er leise.
"Herr?"
fragte Archias, der nicht verstanden hatte, was Avitus eben von sich gegeben hatte.
"Hm? Ach nichts. Ich habe nur laut gedacht"
"Du hast eine schwierige Entscheidung zu treffen, Herr?"
"Schwieriger, als du ahnst, Archias... schwieriger als du ahnst"
Er brauchte den Jungen ja nicht zu adoptieren. Er konnte sich Seiner annehmen, sein Vormund sein, ihn erziehen und ausbilden lassen, das Fundament gießen, auf dem er sein Leben aufbauen konnte. Das erschien ihm angemessen.
"Halt!"
befahl er und blieb abrupt stehen. Das konnte er nicht tun. Er konnte einem Mann, der sterbend in seinem Bett lag, nicht zumuten, zu warten. Egal welche Entscheidung Avitus auch treffen wollte, er musste sie jetzt treffen und sie Orestes umgehend mitteilen.
"Wir gehen noch mal zurück"
Er kehrte um und schritt erneu zum Haus von Orestes, das noch in Sichtweite lag. Archias und die Praetorianer folgten ihm, unwissend, was der eigentliche Grund war für das plötzliche Hin und Her... -
Überrascht blieb Avitus bei Eburnus einen Augenblick lang länger stehen, als bei den anderen.
"In der ala also... "
Er fragte sich, ob Eburnus wohl degradiert wurde. Irgendwie verstand der Artorier nicht ganz, wieso ein römischer Bürger im Range eines Eques bei einer Hilfseinheit diente. Andererseits würde eine Degradierung wohl verhindert haben, dass er zu den Praetorianern versetzt wurde. Doch das alles konnte er auch später noch rausfinden. Auf jeden Fall merkte er sich den Namen des Mannes.Dann schritt er weiter, fragte zwei-drei weitere Milites nach ihrem, bevor er zum letzten kam... Valerian.
"Miles Quintilius... legio II Germanica. Muss gar nicht so lange her sein"
Wenn er noch Severus gekannt hat, musste Valerian erst seit relativ kurzer Zeit seinen Dienst in Rom verrichten.
"Dann sage mir, miles Quintilius, ist es neuerdings bei den Legionen üblich, dass die Kohorten statt diszipliniert und von ihren centuriones geführt aufzumarschieren, wie es sich für SOLDATEN ROMS gehört..."
das Soldaten Roms hatte Avitus stark betont
"... nach und nach, miles für miles versammeln? Oder ist es eine Eigenheit der Garde? Oder nur der Nachlässigkeit meines Vorgängers zuzuschreiben?"Sim-Off: bitte versteht das nicht als ins SimOn eingebettete SimOff-Kritik oder so was in der Art
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Avitus schüttelte den Kopf.
"Zu meiner Zeit wurde bei den cohortes das Reiten nicht gelehrt"
antwortete er.
"Aber scheue dich nicht, frag deinen Ausbilder ruhig, ob er die Übungen nicht organisieren kann, für den Fall, dass er von sich nicht drauf kommt. Reiten ist wichtig, denn du weißt nicht, wo dich das Schicksal noch hinführt"
Dann fiel ihm etwas ein.
"Sollte er das nicht tun, komm zu mir, ich kaufe dir ein schönes Pferd und zeige dir, wie man es handhabt und wie man von ihm aus kämpft... aber erwarte nicht zu viel von einem Infanteristen"
mahnte er im Scherz.
"Deinen Sklaven mitnehmen? Nein, der wird wohl nicht reinkönnen. Es sei denn, du findest im Lager, also nachdem du bereits gemustert und ausgebildet worden bist, eine sinnvolle Beschäftigung für ihn. Hör dich einfach ein wenig um, rede mit deinem centurio... außerhalb der Ausbildung ist ein centurio durchaus ansprechbar und hin und sogar hilfsbereit, wenn die Sesterzen klirren"
Das war eine Andeutung, ein Tipp, wie man mit Centurionen am besten umging. Verhandeln konnte man mit ihnen immer, sofern man die eigene Position mit entsprechend gut gefülltem Geldbeutel und angezeigter 'Zahlungsfreude' stärkte. Bestechlich waren alle, selbst Avitus war keine Ausnahme gewesen, auch, wenn er nicht so gierig war, wie manch anderer Kollege. -
Der Artorier folgte Acidinus. Aufmerksam hörte er sich an, nahm zur Kenntnis, dass er den Schnitt würde machen müssen, die Klinge würde führen müssen. Das war kein Problem. Im Osten hatte Avitus so einige Parther getroffen, deren Hälse seine Klinge kreuzten. Und Blut floß damals reichlich...
"Kein Problem"
gab er zuversichtlich von sich. Eine Toga mit Blut zu besudeln würde er dann auch noch hinkriegen, auch wenn er sich nicht recht vorstellen konnte, wie einige es fertig brachten, gleich die ganze Toga rot zu färben. Vermutlich war es doch besser, dem Rat des Sacerdos zu folgen und sich auf die Innereien zu verlassen.
"Durchaus..."
antwortete er auf die Frage, ob er selbst welche hätte.
"Gibt es eigentlich eine bestimmte Klinge?" -
"Ganz genau"
setzte Avitus genau dort ein.
"Dass er für ungültig erklärt wurde, habe ich entweder deswegen nicht mitbekommen, weil ich es vernachlässig habe, mich auf dem laufenden Stand zu halten..."
das wäre etwas peinlich, aber bei jemandem, der bisher nicht in Rom stationiert war, wohl noch verzeihlich
"... oder weil es bisher einfach nicht geschah"
erklärte er.
"Was also ist die Rechtslage diesbezüglich?" -
Avitus geschulter, strenger Blick glitt durch die Reihen der Milites. Ganz langsam, ein Schritt nach dem anderen, stieg er vom Podium. Mit dem Zeigefinger , ohne die Hand zur Faust zu ballen, deutete er auf einen der Milites.
"Du da, miles... tritt vor"
befahl er grob. Die Zeit der Vorstellungen und Floskeln war vorbei, jetzt ging's wieder um's Geschäft. Dass er ein ehemaliger Centurio und sogar Primipilus - etwas, worauf Avitus sehr stolz war - war, würden sie schon noch merken und sei es, an seiner Ausdrucksweise.
"Name, Rang und letzte Einheit vor den Praetorianern?"Der ehemalige Legionär trat vor, salutierte.
"Tribun... ich bin Marcus Plautius, miles vom Range und diente bei der IX Hispana"
Avitus Gesichtsausdruck blieb ungerührt.
"So so... tritt wieder ein"
sagte er nach einigen Augenblicken des Schweigens.
"Und du?"
wandte er sich an einen anderen Miles in der dritten Reihe, auf den er ebenfalls deutete.
"Ich bin Appius Siculus, Herr..."
sagte er, doch Avitus unterbrach ihn.
"Ich bin nicht dein Herr und auch nicht dein Meister. Du nennst mich beim Rang und Namen oder nur beim Rang. Fahre fort"
"Wie du befiehlst, tribunus Artorius. Ich bin Appius Siculus, custos armorum und diente bis vor zwei Jahren in der XXI Rapax"
"Verstehe..."
gab Avitus leise von sich.Dann näherte er sich - oh, welch Zufall - Eburnus.
"Und du?" -
Avitus hörte sich an, was Acidinus sagte. Als der Camillus an sie herantrat und fragte, ob alles für das Opfer bereit gemacht werden sollte, hatte er eigentlich etwas sagen wollen, wollte den Priester aber nicht unterbrechen und nutzte dann eine Pause in dessen Rede.
"Ähem... ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass das Opfer nicht gleich jetzt stattfindet"
gab er zur Kenntnis.
"Ihr sollt in aller Ruhe die Gelegenheit haben, alls vorzubereiten. Und ich auch..."
Er überlegte kurz. Morgen hatte seine Kohorte Wache im Palast, da würde es schlecht gehen.
"Den eigentlichen Termin könnten wir festlegen auf, sagen wir... übermorgen? In der Früh?"