Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    "Gewiss, für deine Unterkunft soll gesorgt sein und dir soll es an nichts mangeln. Die Hälfte der cubicula stehen ohnehin leer und deine Sklaven können je nach Rangordnung in den alae oder dem cubiculum servorum übernachten. Wenn du willst, lasse ich sie außerdem mit einheitlichen Tuniken kleiden während deines Aufenthaltes"
    sagte Avitus. Die Sklaven der Artorier trugen - wie Sklaven in vielen anderen Haushalten - eine Art Uniform, damit sie, sollten sie mal fliehen, als Angehörige des Haushaltes der Artorier erkannt würden, sofern sie sich nicht andere Klamotten besorgten, was aber unter Umständen gar nicht so ohne weiteres ging.


    Apropos Ehefrau.
    "Doch erzähl zunächst, wie es dir und deiner Familie ergangen ist. Wie geht es deiner wundervollen Ehefrau, Hypathia. Sie ist, nehme ich an, in Misenum zurückgeblieben?"
    Warum nur hatte Avitus das dringende Bedürfnis, wie ein Wolf den Mond anzuheulen, wenn er an die Ehefrau des Corvinus dachte? Wenn Calvia das wüsste, würde sie ihm nachts die Kehle durchschneiden. Oder schlimmeres.

    "Ich kann keine besonderen Vorkommnisse melden, imperator"
    sagte Avitus. Natürlich beschränkte sich diese Aussage nur auf den Kern seiner Aufgaben, nicht auf das, was er heute noch vortragen wollte.
    "Die cohors V ist bereit"
    Irgendwie musste Avitus einen passenden Augenblick erwischen, indem er mit dem Kaiser auch ein paar Worte wechseln konnte, die mehr waren, als die Bekanntgabe der Parole. Dass er diese Gelegenheit bekommen würde, war zwar keineswegs garantiert, aber wer's nicht versucht, findet nicht raus, ob's geklappt hätt'. Doch zunächst galt es, den Pflichten nachzukommen und die Parole zu bekommen. Alles andere konnte bis dahin warten.

    Avitus war in eine wertvolle weiße Tunika gekleidet, deren Ränder am Hals, unten und an den Ärmeln fein gearbeitet waren mit hellblauen und beigefarbenen Mustern.
    "Caecilius Crassus, sei gegrüßt"
    sagte Avitus mit einem angedeuteten Nicken und trat etwas beiseite, ließ Corvinus seinen Patron grüßen und eventuell die Aufwartung machen. Er stellte fest, dass außer Crassus und ihnen, den beiden Artoriern, niemand anwesend war. Entweder waren sie die ersten oder es blieb dabei. Auf jeden Fall gab es Anzeichen für eine kostenlose, feine Mahlzeit. Wer würde da schon nein sagen...

    "Außer uns hat er niemanden erw..."
    begann Avitus, doch in dem Moment gingen die Türe auf. Sofort musste natürlich die Körperhaltung eine würdevolle Körperhaltung her, die sofort eingenommen wurde. Avitus schritt hinein und folgte dem Ianitor in den Säulengang.

    "Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung"
    sagte Avitus.
    "Du musst wissen, dass die legio Prima nicht mit leeren Händen aus dem Krieg zurückkehrte. Bei der Schlacht von Edessa machte ich einen wertvollen Gefangenen. Zumindest hoffe ich, dass er einigermaßen wertvoll ist"
    Dass sich die Parther bisher nicht wegen dem General gemeldet haben, war zwar etwas ungewöhnlich, aber damit verhielten sie sich bisher nicht anders als die Römer.
    "Es handelt sich um einen ihrer Feldherrn, der den Hauptangriff der schweren Reiterei auf unsere Linien führte"
    Vielleicht bereiteten die Parther in diesem Augenblick ja auch eine Delegation vor, die über die Freilassung verhandeln sollte. Dass man den General gewaltsam befreien konnte, bezweifelte Avitus angesichts der Tatsache, dass er in einem Kerker inmitten eines Legionslagers eingesperrt war. Doch dass die Parther es vielleicht dennoch versuchen würden, war nicht gänzlich auszuschließen.
    "Der Gefangene gehört der Prima, aber du könntest den Kaiser ja vielleicht überzeugen, dass es sinnvoller wäre, ihn nach Rom zu überstellen. In den Kerkern bei Mantua nützt er weder dem Kaiser noch Livianus etwas"

    "Das ist es eben, was mich bis heute an dieser Sache juckt"
    sagte Avitus.
    "Meines Wissens wurde die Entführung nicht zum Thema etwaiger Gespräche mit den Parthern gemacht. Und das ungeachtet dessen, dass in den Kerkern der Prima nach wie vor ein ranghoher parthischer General schmort, der die schwere Kavallerie bei Edessa befehligt hatte. Das solltet ihr wissen, falls Meridius und du verhandeln müsst. So habt ihr außer Geld, Versprechungen von Handelsbeziehungen und Drohungen vielleicht ein weiteres Mittel und steht wenigstens nicht schlechter da, als die Parther"
    Vorausgesetzt, der General war den Parthern etwas wert.



    edit:
    "Ich werde Caecilius Crassus vorschlagen, eine Überstellung des Gefangenen nach Rom in die Wege zu leiten. Vielleicht, natürlich nur, wenn dem stattgegeben wird, kann euch dieser dann Informationen vor eurem Aufbruch liefern, die euch von Nutzen sein werden"
    fügte er noch hinzu.


    Sim-Off:

    Der General wird vom Narrator gespielt

    Wie es Sitte war, dass die Tribuni, deren Kohorte(n) die Wache im Palast übernahmen, sich beim Imperator persönlich meldeten, um die Parole zu empfangen, so erschien auch Avitus in seine teuerste Kleidung gehüllt - die die Bewaffnung gut verdeckten - an diesem Morgen beim Imperator, gespannt, welch originelles Wort diesmal ausgedacht wurde. Langsam und mit einer Körperhaltung, die Gravitas und Dignitas ausstrahlte, schritt der Artorier auf den Kaiser zu.
    "Ich grüße dich, imperator"
    sagte er, dabei so etwas wie ein Nicken andeutend. Militärische Begrüßung war unangebracht und eine Verbeugung als Begrüßungsgeste kannte er nicht.


    Avitus stand nicht jeden Tag vor dem Kaiser, zehn Tage waren seit seiner letztten Begegnug verstrichen und nun wieder war es die fünfte Kohorte, die Wache hielt am Palatinum. Dass dieser Mann ausgerechnet ihn ausgesucht hatte, um einer der wenigen, handverlesenen Offiziere zu sein, die seine Sicherheit gewährleisteten, rechnete Avitus dem künftigen Gott nach wie vor hoch an. Dass man aber genau darauf setzte, sich so seine Loyalität sozusagen erkaufte, ahnte er, akzeptierte er aber auch. Warum auch nicht, eine Hand wäscht die andere. Mittlerweile gewöhnte er sich an das hohe Ansehen und die Macht, die sein Rang mit sich brachte und... genoß es. Etwas, das er als Legionär für unvorstellbar gehalten hatte.

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus


    "Ach so"
    Avitus dachte, es handelte sich um einen der neuen Helden der Legion. Viele - vielleicht auch alle, Legionen hatten solche Männer. Bei der Prima waren es Cyprianus, wegen seiner Einnahme der Stadt, Imperiosus, der einen Miles aus dem Fluß fischte, Licinus, für seine Tapferkeit bei der Schlacht um das Feldzeichen und der Miles, der den Parthern das Feldzeichen damals entriss, das schon verloren geglaubt schien.


    Das Thema Iulia beschloss Avitus möglichst zu umschiffen. Womöglich gab es gehörigen Krach zwischen den beiden und über so etwas zu sprechen oder sich in Ausreden zu flüchten wäre unschön für den Gastgeber. Avitus nahm den für ihn vorgesehenen Platz an der Seite des Legaten.
    "Na, dann bin ich mal gespannt, womit du uns heute hier verwöhnen magst, legatus"
    sagte er erwartungsvoll. Hoffentlich dachte das Personal später daran, ihm ordentlich von den Resten einzupacken*, da er eine Reise vor sich hatte.


    Sim-Off:

    *was heute unhöflich wäre, damals jedoch eine selbstverständlichkeit gewesen zu sein scheint

    "Das... nehme ich auch an"
    Überzeugt klang anders. Überzeugend war aber die Antwort auch nicht.


    Durfte - oder sollte - er Crassus sagen, dass Meridius irgendetwas plante? Bestimmt. Selbst wenn die bevorstehende Operation der Decimer geheim war... Avitus saß gegenüber dem Chef des Geheimdienstes und der würde es früher oder später ohnehin erfahren. Außerdem hatte er Mattiacus so verstanden, als wäre dieser davon ausgegangen, dass Avitus - der Bürger oder der Praetorianer..? das war die Frage - bescheid wusste.
    "Nun, ich habe neulich erst mit seinem Bruder gesprochen, Decimus Mattiacus"
    Das Gespräch mit Calvia, seiner Frau und einer Decima, stand noch aus... und würde unbequem werden, wenn er hier nicht etwas herausbekäme.
    "So wie es aussieht, sind die Decimer auch fest davon überzeugt, dass er lebt. Oder sie wissen etwas. So, wie ich Decimus verstanden habe, wird derzeit wohl eine Suche eingeleitet, an der Meridius höchstpersönlich beteiligt sein soll"

    "Keine Fragen, praefectus"
    Zumindest vorerst nicht, fügte er gedanklich hinzu.


    "Ich weiß nicht, ob und inwieweit dies der Geheimhaltung unterliegt, aber ich wollte dich fragen, ob du über den Verbleib von Decimus Livianus bescheid weißt"
    Dass er dessen Klient war, brauchte er ausgerechnet Crassus gegenüber nicht besonders zu erwähnen.


    Sim-Off:

    die Klientel ist im Tabularium nicht eingetragen, da es damals schien, als hätte sich Livianus für lange verabschiedet und ich wollte keine Karteileiche als Patron für meine ID haben. Da das Tabularium aber eher SimOff ist, dürfte die fehlende Eintragung für das Spiel unschädlich sein

    Mit der Faust klopfte Avitus - was einem sachten Hämmern gleichkam - an die Pforte des Hauses des Praetorianerpraefekts. Dann blickte er zu Corvinus, zuckte mit den Schultern.
    "Bin gespannt, wer heute alles noch da sein wird"
    sagte er, allerdings so, dass man ihm anmerkte, dass die Spannung sich in Grenzen hielt.

    Der Kopf eines Adjutanten tauchte aus der Tür, die ein Stück weit aufging auf.
    "Centurio Caecilius"
    sagte er, teils zur Begrüßung, teils - und laut genug - damit Avitus mitbekam, wer sich anmeldete. Der Soldat machte die Tür auf und trat trat beiseite.


    Avitus, hinter seinem Schreibtisch sitzend, sah zu Decius auf.
    "Centurio. Tritt vor"
    sagte er und stützte sich dem Kinn auf die linke, zur Faust geballte Hand, den Ellbogen an der Tischkante abstellend.

    "Das letzte mal gesehen haben wir Livianus bei Edessa"
    begann Avitus.
    "Er unternahm einen Ausritt, um die Umgebung der Stadt, die kurz zuvor kapitulierte, zu erkunden. An sich kein ungewöhnliches Verhalten, auch, wenn man sich nun im nachhinein natürlich fragen kann, warum ihm die Berichte der Kundschafter nicht ausreichten"
    Da müssen wohl die Götter ihre Hände im Spiel gehabt haben.
    "Ich selbst wurde informiert, dass eine wichtige Besprechung im Zelt des damaligen tribunus und jetzigen legatus Tiberius stattfinden sollte. Im Rahmen dieser wurde uns mitgeteilt, dass Livianus mit seiner Eskorte eben jenen Erkundungsritt unternahm. Er teilte seine Truppe und schickte einige von ihnen als Vorhut voraus, blieb selbst mit dem rest und dem decurio der equites..."
    Favonius war ein Freund von Avitus gewesen
    "... zurück. Was genau passiert ist, vermag niemand zu sagen, da es keine Zeugen gibt"
    was hieß, dass man die Equites tot aufgefunden hatte.
    "Den Pfeilen und den Pferdespuren nach zu urteilen, handelte es sich um Parther. Die Schwerter der meisten equites waren nicht gezogen, was den Rückschluss erlaubt, dass sie aus dem Hinterhalt heraus angegriffen sein müssen. Von Livianus fehlt seit dem jede Spur. Zumindest dem zufolge, was mir bekannt ist. Es wurde nach ihm gesucht, selbst speculatores wurden damit beauftragt, aber angesichts der Umstände..."
    Er schüttelte den Kopf. Wie sollte er das sagen, dass es nicht abwertend klang? Vielleicht würde Mattiacus auch so verstehen, dass sie damals nunmal auf einem Feldzug waren. Das Schicksal Einzelner - ob des Livianus oder sonst jemand außer dem Kaiser - war unwichtig gewesen.

    "Gut"
    sagte Avitus. Damit standen ihm sämtliche finanziellen und personellen Mittel, die er brauchen würde, zur Verfügung. Ein-zwei Dinge gab es noch zu klären.
    "Fange ich bei null an..."
    was eigentlich ungewöhnlich wäre
    "...oder gibt es bereits Erkenntnisse, auf die ich zurückgreifen kann? Namen, Orte und ähnliches. Haben wir jemand mit einer Legende in Germania? Und... gibt es eine Frist?"
    Was er brauchte, wären Leute, denen man vertrauen konnte. Möglichst wenige, dafür aber welche, die wussten, was sie taten. Keine Helden. Am besten Einheimische. Wenn plötzlich neue Gesichter auftauchen und mehr oder weniger gezielte Fragen stellen würden, wäre das 'nicht gut'. Und er brauchte jemand verlässlichen vor Ort, der Informationen sammeln lassen, diese auswerten und ihm zukommen lassen konnte, ohne dass Dritte davon erfuhren.

    Sicher, das war nicht fair von dem Artorier, der immerhin - obwohl selbst Ritter - als Primipilus gedient hatte. Aber das war Crassus ohnehin bekannt, der über Avitus bescheid wusste. Dem Artorier fehlte es allerdings an dem nötigen Feingefühl, um zwischen der eigenen Situation und er anderer zu unterscheiden. Und da Balbus durch seine Ausführungen keinen Nachteil erlitt, war nicht zu hoffen, dass Avitus es heute noch einsah.


    Der Auftrag erschien etwas merkwürdig. Er sollte Nachforschungen anstellen, ohne jedoch selbst vor Ort zu sein. Musste also von hier aus alles leiten, ohne dass Balbus, etwas mitbekam. Das war schon etwas anderes, als mit einem Schwert und Schild bewaffnet einem Gegner gegenüber zu stehen.
    "Selbstverständlich"
    antwortete er sicher. Was sollte er auch sonst sagen. Ein 'ich kann nicht' gab es nicht. Das hatte er auf dem Exerzierplatz seinen Rekruten jahrelang gepredigt.
    "Gibt es besondere Anweisungen? Und wie weit reichen meine... inoffiziellen Befugnisse?"

    Livianus... Avitus' Patron. Wie klein die Welt doch war. Dass Mattiacus sein Bruder war, wusste der Artorier gar nicht. Aber die Gens Decima war nicht gerade überschauber.
    "Meridius will ihn also persönlich suchen...?"
    Das war eher laut gedacht, denn wirklich gefragt. Angesichts dieser Umstände verzichtete Avitus auf seine zweite Frage. Sie war weder dringend noch besonders wichtig.


    Avitus ahnte, dass Meridius - und vor allem Calvia - ihm noch schwere Vorwürfe machen würden, dass er nicht genug getan habe, um Livianus zu finden. Zum Teil würden sie vielleicht sogar recht haben. Sich aber ausgerechnet von Meridius Vorwürfe anhören zu müssen - er gehörte immerhin dendenjenigen Personen, für die Avitus großen Respekt entgegenbrachte - wäre wirklich eine bittere Pille.
    "Livianus war mein Legat, musst du wissen"
    Eigentlich fand Avitus, dass Meridius' und Mattiacus' Mühe aller Wahrscheinlichkeit nach umsonst sein würde. Livianus war mit Sicherheit längst tot. Warum sonst unternahm selbst Crassus, sein einflußreichster Klient, nichts? Oder wusste Avitus nur nicht, dass etwas unternommen wurde? Er beschloss, den Praefekten darauf direkt anzusprechen.
    "Und mein Patron. Wenn ihr etwas braucht, und sei es nur das, was ich über seinen Verbleib..."
    seinen 'Tod' konnte er ja wohl schlecht sagen
    "... weiß, stehe ich euch mit dem, was in meiner Macht steht, zur Verfügung"

    Mit einem Gesichtsausdruck, der so etwas sein sollte wie ein Lächeln, trat Avitus aus dem Atrium in den Garten. Man hatte ihn darüber informiert, dass seine Frau anwesend war und er wollte nicht, dass jemand anders sie zuerst begrüßte. Warum er das wollte, wusste er aber selbst nicht genau zu sagen. Er erblickte Calvia, umgeben von einer kleinen Armee von Sklaven - die sie den Göttern sei Dank wenigstens selbst bezahlt hatte. Er schritt langsam auf sie zu, deutete Archias mit einer leichten Kopfbewegung an, zurückzufallen, da die kalten Blicke, die Calvia diesem immer zuwarf, dem Artorier nicht entgangen waren. Warum sie Archias so unausstehlich fand, wusste er nicht genau zu sagen, fand sich damit aber ab.


    Er trat auf sie zu, registrierte ihr wohlwollendes Lächeln, das sie ihm schenkte.
    "Du könntest wenigstens aufstehen, um deinen Ehemann zu begrüßen"
    sagte er gespielt beleidigt. Da sie allein waren - Sklaven zählten natürlich nicht und Archias war Diskretion in Person - konnte er sich erlauben, Calvia 'herzlich' zu begrüßen und nahm, nachdem er sich von ihr losgelöst hatte, Platz auf einer für ihn bereitgestellten Liege gegenüber seiner Frau. Avitus hatte großen Hunger und griff daher beherzt zu.
    "Wie war deine Reise?"
    fragte er auf einem kalten Stück Fleisch kauend.

    "Oh, ich bin sicher, dein fachmännischer Blick dürfte früher oder später etwas finden, was man noch bessern oder ändern könnte"
    sagte Avitus grinsend. Immerhin genoß Corvinus einen Ruf als Architekt und Baulöwe. Dann wandte er sich An Imperiosus.
    "Nun, Tiberius, dann hast du jetzt die Möglichkeit, den Mann persönlich kennenzulernen, dem wir Artorier es zu verdanken haben, dass man uns in Misenum in die vornehmsten Häuser einladen wird, wenn wir die Stadt besuchen würden... was wir bisher, wie ich dir zustimmen muss, Corvinus, in der Tat versäumt haben zu tun. Aber der Dienst bei den Truppen nimmt zuweilen weng Rücksicht auf die Wünsche einzelner. Umso besser ist es aber nun, dass du nach Rom gekommen bist"
    Avitus machte eine einladende Geste an seine beiden Vetter, auf den bereitgestellten Liegen und Stühlen - je nachdem, wer zu dieser Tageszeit was bevorzugte - Platz zu nehmen. Natürlich brauchte er nicht erst danach zu rufen, dass man ihne Speisen und Getränke brachte. Die Disziplin, die die beiden Soldaten Imperiosus und Avitus in den letzten paar Tagen hier haben einkehren lassen, sorgte dafür, dass die Sklaven mitdachten, so weit sie dessen fähig waren.
    "Caecilius Crassus? Oh, aber natürlich, er ist nach wie vor der Gardepraefekt. Und er ist dein Patron, richtig? Wie gut, übrigens, dass du fragst. Neulich erst habe ich mit ihm gesprochen und ich soll dir ausrichten, dass wir beide am 14. Tage vor den Kaldenden des September eingeladen sind. Ich hoffe, du bleibst so lange. Wärst du heute nicht hergekommen, würde ich dich suchen müssen und hätte womöglich so einen Grund gehabt, Misenum zu besuchen. Schade eigentlich, aber ich bin sicher, eine Gelegenheit wird sich schon noch ergeben"
    Avitus wollte sich gerade in einen bequemen Sessel fallen lassen, sah dann aber zu Corvinus.
    "Oder willst du erst die ganze domus sehen?"

    Also doch eine Einladung. Wobei sie nach wie vor irgendwas geheimnisvolles an sich hatte. Oder bildete Avitus sich das nur ein? Konnte es dieses typische Mißtrauen sein, das den Praetorianern nachgesagt wird - und noch nicht einmal zu Unrecht nachgesagt wird? Er durfte also gespannt sein.
    "Am XIV. Tage vor den Kalenden des September"
    wiederholte Avitus so, als würde er einen militärischen Befehl wiederholen. Eine alte Angewohnheit.


    Dann wurde wieder umgeschwenkt auf die Person des Princeps Praetorii.
    "Prudentius Balbus..."
    sagte Avitus langsam, um einige Sekunden Zeit zu schinden, in denen er schonmal überlegte, was er über den Princeps sagen konnte.
    "Um ehrlich zu sein, ist er mir in gewisser Hinsicht ein Rätsel. Einen ehemaligen Alenpraefekt erwartet man nicht unbedingt als Logistikchef in den Reihen der Garde zu finden. Denn immerhin ist es die Arbeit eines gemeinen Mannes, nicht die eines eques. Dies spricht meiner Meinung nach dafür, dass er diese Arbeit und die Garde entweder über alles liebt, oder..."
    und das 'oder' war, wie immer, wenn man es so formulierte, das, was man eher vermutete
    "... dass er nicht das nötige Standesbewusstsein hat, das man vom Sohn eines Konsuls erwarten dürfte. Vielleicht auch beides. Ich jedenfalls kann nicht verstehen, warum er nicht ein Tribunat innehat oder vergleichbares"
    Denn dass Balbus irgendwo in Ungnade gefallen sein konnte, war auszuschließen, da er dann gewiss nicht bei der Garde wäre. Avitus machte eine kurze Pause.
    "Mir gegenüber ist er sehr hilfreich gewesen am Tage meiner Ankunft. Alles Nötige wurde erwähnt, alles Überflüssige weggelassen. Ein Zeichen dafür, dass er präzise arbeitet und handelt"
    Eben diese Präzision erwartete man aber auch schließlich von jemandem, der die gesamte Logistik der Garde beaufsichtigte und organisierte.
    "Außerdem ist er auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft nicht unbewandert, wie ich mich persönlich überzeugen konnte"
    Wieder eine Pause. Ob das wichtig war? Avitus wusste es nicht, wollte es aber nicht unerwähnt lassen, da Crassus ein umfassendes Statement haben wollte.
    "Was ich persönlich von ihm halte? Ich bezweife stark, dass wir je Freunde werden könnten, aber das kommt schon mal vor und damit ist er weder der erste, noch wird er der letzte sein. Ob ich denke, dass er ein guter Soldat ist? Um das zu beurteilen, kenne ich ihn weder gut oder lange genug persönlich, noch kenne ich seine Akte. Ob ich denke, er erfüllt seine derzeitige Aufgabe gut? Das kann ich bestätigen, meine Männer jedenfalls beschweren sich nicht über mangelnde Ausrüstung oder zu einseitige Ernährung. Und das ist für mich nunmal derzeit mit das Wichtigste"
    Das war eigentlich alles, was dem Artorier spontan einfiel.