Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    Sich ausgerechnet hier zu treffen hatte keine besonderen Gründe… Avitus wusste selbst nicht, warum er den Treffpunkt ausgerechnet hier gewählt hatte. Genau so gut hätte sich das Atrium oder der Garten der Casa geeignet. Vielleicht lag es daran, dass er hier, außerhalb Roms sich etwas freier fühlte. Raus zukommen aus dem Gewirr der Strassen und der Häuser, sich endlos aneinander reihenden Tempel und Häuser, Thermen und Speicher, tat richtig gut. Seit er aus Ostia nach Rom kam, hatte er keine Gelegenheit und keinen Grund gefunden, vor die Stadtmauern zu gehen.


    Eine herrlich kühle Brise fegte über das Land. Ein wunderbarer Tag. Avitus genoss es, hier zu sein. Es war keineswegs ruhig. Die Tierwelt gab geräuschvoll Kunde von sich und zeugte davon, dass der Winter im Begriffe war, dem Frühling das Feld zuräumen… wie jedes Jahr.


    Avitus stand einige hundert Meter abseits der Strasse, die Rom und Ostia verband, hinter einem fachen Hügel, so dass ihm die Sicht auf die Strasse und auf Rom verwehrt war. Er war voll uniformiert, hatte jedoch seinen Helm und die Waffen abgelegt, während er wartete. Wie üblich lag der Schild mit der Vorderseite auf dem Boden, damit man ihn problemlos greifen konnte. Sein Gladius steckte mit der Spitze ebenfalls griffbereit im Boden.


    Er hoffte, dass Imperiosus seine Nachricht erhalten hatte und Zeit finden würde, sich hierher zu bemühen. Avitus atmete tief ein und sah auf den Mantelsack, den er mitgeschleppt hatte. Zwei Holzgladii und ein kleiner, improvisierter Schild waren darin gehüllt. Er rieb sich die Hände und schaute sich um, suchend, ob Imperiosus nicht schon zu sehen war.

    An der Tür zum Cubiculum hängt eine Nachricht für Imperiosus, die Avitus dort hinterlassen hat...


    Salve, Imperiosus


    Es mag sein, dass dich diese Nachricht unerwartet trifft vnd du schon anderes geplant hast, aber ich würde mich freuen, wenn du etwas Zeit finden würdest. Sollte dies der Fall sein, findest du mich, wenn du die Strasse Richtung Ostia eineinhalb Meilen gehst. Ich habe die Stelle mit Steinen markiert, die ich in einem Dreieck nahe der Strasse angeordnet habe. Dort biege nach Süden ab und geh einige hundert Meter, bis du zu einem flachen Hügel kommst. Dort siehst du mich dann bestimmt auch schon.


    Ich hoffe auf dein Erscheinen.


    Avitus

    Der Becher von Avitus war leergetrunken, doch er schenkte noch ein klein wenig nach. Zunächst wollte er auch Medeia anbieten, nachzuschenken, doch sah, wie sie ihren becher abstellte. Er lächelte und erhob sich von der Kline.


    "In einem Punkt muss ich dir leider widersprechen, meine Teure" sagte Avitus freundlich. "Ich habe Athen zwar nie gesehen, doch ich glaube, dass nichts, keine Stadt der Welt mit Rom verglichen werden kann." Avitus sagte dies freundlich, wenngleich sich eine Andeutung von Ernsthaftigkeit in seine Stimmlage mischte. Er zwinkerte Medeia zu "Aber ich bin Römer... du bist aus Athen... daher wundert es mich im Endeffekt nicht, dass wir unsere Städte für die schönsten der Welt halten" mit einem Mal kippte er den Wein in die Kehle.


    Er sah, wie Medeia ihre Augenbraue verzog, als sie über die Germanen erzählte und lachte auf. "Hosen. Findest du das so verächtlich?" Avitus stellte den leeren Becher ab. Im Gegensatz zu dem typischen Römer hielt er dieses Kleidungsstück nicht für weibisch, sondern für sinnvoll, solange es seinen Zweck erfüllte. "Ich kann mir vorstellen, dass die mitunter grausem dunklen und kalten Abende Germania's es notwendig machen, dass Menschen Hosen tragen... unsere Legionen tun es doch auch"


    Er sah Medeia ihre Müdigkeit an. Die lange, entbehrungsreiche Reise, die vielen - übertrieben viele - Gepäckstücke, die "nette" Begrüßung durch ihn im Atrium, die Bekanntschaft der "neuen" Verwandschaft... all das müsste einer Frau - ach was, jedem - viel abverlangt haben. Ihm wäre es wohl nicht anders ergangen. Avitus würde Medeia am liebsten entlassen, auf dass sie sich ausruhen und erholen könnte. Es war ja nicht aller Tage Abend und - wenn es die Götter wollten - würde es noch viele Gelegenheiten geben, sich besser kennenzulernen.


    Er sah rüber zu Imperiosus und versuchte ihm mit seinem Blick zu verstehen zu geben, sein ok zu geben.

    Leise, bemüht, die Lippen möglichst nicht zu bewegen, antwortet Avitus "das schon, aber bei den Göttern, Nepos, ich hoffe, dass man uns auch in diese Gruppe einteilt" und blickt sich nach Dragonum suchend um, gespannt auf dessen weitere Befehle.

    Sim-Off:

    ich versuche mal aus der ego-sicht zu schreiben


    Wir liefen Patrouille. Die Nacht legte sich über die Stadt. Bald würde der Dienst vorbei sein und die Vigilles übernehmen. Die Gassen sind still und dunkel. Nur manchmal ertönen dumpfe Geräusche hinter irgendwelchen Türen. Die rechte Hand am Gladius, stets griffbereit, folgen wir dem Princeps. Es ist Sura, mit dem ich heute auf Patrouille bin... mein Ausbilder. Zunächst ist alles ruhig... dennoch. Kein Grund unaufmerksam zu sein.


    Plötzlich bemerkt der Miles neben mir jemanden. Verdammt, der Junge muss Augen wie ein Adler haben, wenn er jetzt so scharf sehen kann. Er tippt den Princeps an und deutet auf eine Gestalt. "Bewaffnet" flüstert er mir zu... Sura hats auch so verstanden. Ist wohl Erfahrungssache.


    Der Princeps läuft auf den Mann zu und hält ihn an. Seine Stimme ist tief. Fast schon grollend kommt sie mir vor. Er scheint nicht grad erfreut zu sein, einen Bewaffneten zu sehen. Wir handeln ohne Befehl, instinktiv, so wie wir es gelernt haben, als wir den Unbekannten umkreisen. Und ich spüre, wie meine Hand den Griff des Gladius fester umfasst. Und dennoch... trotz der Dunkelheit, trotz seines Mantels kann ich vage die Gesichtszüge des Unbekannten erkennen... kenne ich ihn? Hatte ich ihn schon mal getroffen? Ich überlege kurz und muss innerlich fluchen. Ich weiß in diesem Moment nicht woher, da ich zu sehr bemüht bin, die Aufregung mit Konzentration zu überwinden, aber ih kenne ihn... ich kenne ihn.

    "Karthago..." flüsterte Avitus leise, kaum wahrnehmbat für die beiden, die ihre Gedanken auf Athen und die Vergangenheit lenkten, während er es sich auf der Kline bequem machte. Der Klang dieses Namens ließ es ihm jedesmal kalt den Rücken runter laufen. Karthago. Wie knapp Rom der Vernichtung durch den Barbaren Hannibal entging... heute erinnerten nur noch Sprichwörter und Flosken an die Gefahr, in der die Ewige Stadt damals schwebte... und dennoch konnte Avitus nicht umhin, als dem Barbaren Hannibal seinen Respekt, heimlichen Respekt, zu zollen.


    Avitus wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Imperiosus Medeia provokant darum bat, von "Olymp" zu erzählen. Zwiegespalten, wie er reagieren sollte, nahm er einenn kräftigen Schluck Wein in der sinnlosen Hoffnung, dieser würde ihm die Entscheidung leichter machen... er lächelte. War es Absicht seitens seines Cousins, Medeia so direkt auf ihre Vergangenheit anzusprechen? Oder hat er gar nicht gemerkt, dass ihr die Frage vielleicht unangenehm sein würde? Gespannt blickte er zu Medeia...

    Bisher hatte Avitus zu diesem Thema stets geschwiegen. Doch er war froh, dass Nepos es anschnitt und Avitus seine Meinung dazu kundtun konnte. "Ich verstehe ja, was du meinst, Nepos" sagte er "und ich sage dir, dass mich der Gedanke, dort hinabzusteigen, nicht minder anwidert, als jeden anderen bei den Cohortes" Avitus schaute sich um, ob nicht plötzlich ein Offizier auftauchte und fuhr dann fort "auch ich kam hierher, um den Abschaum Roms zu bekämpfen... dass man es hier zuweilen sooo wörtlich nimmt, hätte ich nicht erwartet. Vor allem aber denke ich, dass das Ansehen der Urbaner nach einem solchen Einsatz ruiniert wäre. Urbaner, die Sch...e schippen?" Avitus musste bei diesem Gedanken seufzen.

    "Avitus" grüßte Avitus zurück und besiegelte die Bekanntschaft mit einem Händedruck. "ha ha... Hab dich gesehen, Nepos, wie du dich mit dem Tribun..." er hielt kurz inne "...angelegt hast" sagte Avitus leicht anerkennend und schlug dem Kamerad auf die Schulter. Sich mit dem Kommandanten einer Kohorte derart anzulegen hieß schon was, das musste man Nepos lassen. "Verrückt. Mutig... aber verrückt" er lachte freundschaftlich.

    Avitus lachte beinahe auf. Klar, wenn die Offiziere da waren, musste man sich besonders zusammenreißen und ja keinen fehler machen. "Stimmt, mein erster Tag hier heute. Nicht besonders viel los, wenn ich zugeben muss..." sagte er seufzend "aber einer muss es ja machen. Ich bin gespannt, wann ich endlich die ersten Patroullien laufen darf. Auf der Strasse lernt man ja am meisten" fuhr Avitus fort "sagte mir zumindest der Tribun."

    Lange schaute Avitus seinem Cousin nach, als dieser sich aufmachte, nach Germania zu gehen. Legionen. Ein Leben voller Gefahren, harter Arbeit und Entbehrungen... Avitus lächelte. Irgendwann, irgendwann würde auch er zu den Legionen gehen. Kämpfen. Bluten. Aber noch nicht. Jetzt noch nicht.


    Seinen Cousin hatte er nur kurz gesehen. Zu kurz. Doch er hoffte, dass ihn die Ahnen und die Götter schützen mögen, während er seinen Dienst tapfer in den dunklen Wäldern Germaniens tun würde...

    Es war ein angenehmes Gefühl, voll uniformiert und bewaffnet am Tor zustehen. Avitus atmete tief durch und schaute sich um, als er sich mit einem bedrohlichem Gesichtsausdruck postierte. Es war nur Wachdienst... in den Augen eines unwissenden. Doch für Avitus war es die erste Aufgabe als Miles. Kein reines Training. Keine Ausbildung. Nein, dies war Dienst.

    Zitat

    Original von Caius Octavius Sura
    "Miles, da leider kein neuer Dienstplan hängt, weiß ich nicht welchem Centurio du unterteilt bist, aber wahrscheinlich wird es Scipio sein. Nun ich gebe dir gleich mal die erste Aufgabe: Wachdienst! ABITE!"


    Behutsam, und doch so schnell wie möglich legte Avitus die Rüstung an und packte die Waffen zurecht. Dies war sein erster Wachdienst und er wollte einen ordentlichen Eindruck machen. Sobald er fertig war, begab er sich eilends zum Tor.