Aus der Ferne hörte Avitus die Klänge der Cornicen der Reserve, die letzten Endes in den Kampf geführt wurde. Ein wunderbares Geräusch für den Artorier, so als würden sich nach einer langen Dürre dunkle, bedrohliche Wolken mit ihrem Donner ankündigen. Umso bedrohlicher und unheilvoller musste es in den Ohren der Partherklingen. Frische, ausgeruhte Legionäre, die bisher zum tatenlosen Zuschauen verdammt waren, nun aber wie eine gewaltige Kraft entfesselt wurden, bereit, dem Sterben ihrer Kameraden, ihrer Brüder, ein Ende zu setzen und die Parther den Zorn der Legionen Roms durch die kalten Klingen ihrer Gladii spüren zu lassen.
ZitatOriginal von Narrator
Durch den Kreis, die letzte Bastion gebrochen, sah Kashtarith den Adler direkt vor sich. Noch direkter vor ihm war jedoch der Centurio, unter dessen Führung die Männer hier so wacker standhielten. Mit dem Namen seines Gottes als schallendem Kriegsruf auf den Lippen, trieb Kashtarith sein Streitross gegen Artorius Avitus, der da noch zwischen ihm und dem Adler stand. Und mit scharfem Zischen zerteilte sein Krummschwert die Luft, sauste auf den Primus Pilus herab, in einem geschmeidigen Bogen, dazu bestimmt dem Artorier glatt den Kopf von den Schultern zu trennen....
Überall wo man hinsah, sah man Parther, die seine Milites von allen Seiten bedrängten, auf sie einstachen und -hieben. Ungeachtet dessen kämpften die Milites mit einer geradezu unverschämten Sturheit weiter, angetrieben durch die Rufe der beiden Artorier, die sie anführten.
"Militeees... haltet stand, Verstärkung ist unterwegs"
schrie er heiser, um seinen Milites wenigstens etwas Mut zu machen. Doch ob sie es rechtzeitig schaffen würden, wusste Avitus nicht. Er hoffte es, glaubte es jedoch kaum. Aber hier und jetzt, in diesem Augenblick spielte es keine Rolle. Sie würden sterben, ja vielleicht. Aber sie würden es den Parthern nicht leicht machen, dafür würde er schon sorgen. Sie waren nicht irgendwer. Sie waren die Erste Centurie der Ersten Kohorte der Ersten Legion, bei Mars. Und sie forderten einen hohen Blutzoll von den Parthern auf deren steinigen Weg zum Adler.
Der Artorier bewegte sich zum Adler. Wenn schon sterben, dann hier, ganz in der nähe dieses majestätischen, würdevollen Feldzeichens, das erhaben über dem Chaos getragen zum Mittelpunkt der Schlacht wurde. Licinus war hier, kämpfte tapfer, schützte den Adler, als ein Parther nach diesem greifen wollte, nahm selbst eine Verwundung hin, wurde von einem der beiden Capsarii versorgt. Sein Vetter Imperiosus war hier, trotzte mutig den überlegenen Feinden. Die beiden Feldzeichenträger waren hier, geradezu fanatisch beschützt von den Milites, vollkommen ruhig und standhaft im Angesicht der nahenden Vernichtung und des wohl sicheren Todes.
"Centu..."
schrie jemand und Avitus wurde zur Seite gestoßen. Er fiel hin, fing sich jedoch, stützte sich auf sein Knie und seinen Schild. Der Schrei wurde abruppt abgewürgt und als Avitus sich umdrehte, sah er, was eben geschehen war. Der Capsarius. Er hatte ihn weggestoßen aus der Bahn des Schwertes, welchen der parthische Reiter in prachtvollen Rüstung schwang, der General, den es so sehr nach dem Adler gierte. Er hatte ihn weggestoßen und bezahlte dafür mit seinem eigenen Leben. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Avitus ungläubig auf dessen leblosen Körper, der enthauptet zur Seite umkippte.
"Neeeein"
ertönte ein schmerzerfüllter Schrei des Artoriers.
"Duu..."
grollte er. Avitus richtete sich auf. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er war wütend. Er trauerte. Er hatte genug! Er hielt sein Scutum nach vorne, schwer atmend.
"Ich.. bin... nach wie vor... nicht beeindruckt"
zischte er und stürmte nach vorne, warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Feind, stemmte sich mit aller Macht und unterstützt von einigen Milites, die alles mitangesehen hatten, gegen seinen Schild und die Flanke des Pferdes, während er wütend und wiederholt drauf enstach. Weitere Milites stemmten sich ebenfalls dagegen, andere hielten ihre Schilde hoch, beschützten den Centurio und ihre Kameraden vor der tödlichen Klinge des parthsicehn Generals. Zu viele von ihnen waren durch dieses elende Schwert verstümmelt und abgeschlachtet worden. Viel zu viele... Einige Male glitten ihre Schwerter einfach an der Panzerung ab, doch ein paar Mal - und das war mehr als genug - bohrten sie sich tief in das Fleisch des Tieres, brachten ihm schrecklichste Verwundungen bei und gemeinsam stießen sie es um, brachten den General der Parther mit einem wütenden Gebrüll zu Fall...