Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    Aus der Ferne hörte Avitus die Klänge der Cornicen der Reserve, die letzten Endes in den Kampf geführt wurde. Ein wunderbares Geräusch für den Artorier, so als würden sich nach einer langen Dürre dunkle, bedrohliche Wolken mit ihrem Donner ankündigen. Umso bedrohlicher und unheilvoller musste es in den Ohren der Partherklingen. Frische, ausgeruhte Legionäre, die bisher zum tatenlosen Zuschauen verdammt waren, nun aber wie eine gewaltige Kraft entfesselt wurden, bereit, dem Sterben ihrer Kameraden, ihrer Brüder, ein Ende zu setzen und die Parther den Zorn der Legionen Roms durch die kalten Klingen ihrer Gladii spüren zu lassen.


    Zitat

    Original von Narrator
    Durch den Kreis, die letzte Bastion gebrochen, sah Kashtarith den Adler direkt vor sich. Noch direkter vor ihm war jedoch der Centurio, unter dessen Führung die Männer hier so wacker standhielten. Mit dem Namen seines Gottes als schallendem Kriegsruf auf den Lippen, trieb Kashtarith sein Streitross gegen Artorius Avitus, der da noch zwischen ihm und dem Adler stand. Und mit scharfem Zischen zerteilte sein Krummschwert die Luft, sauste auf den Primus Pilus herab, in einem geschmeidigen Bogen, dazu bestimmt dem Artorier glatt den Kopf von den Schultern zu trennen....


    Überall wo man hinsah, sah man Parther, die seine Milites von allen Seiten bedrängten, auf sie einstachen und -hieben. Ungeachtet dessen kämpften die Milites mit einer geradezu unverschämten Sturheit weiter, angetrieben durch die Rufe der beiden Artorier, die sie anführten.
    "Militeees... haltet stand, Verstärkung ist unterwegs"
    schrie er heiser, um seinen Milites wenigstens etwas Mut zu machen. Doch ob sie es rechtzeitig schaffen würden, wusste Avitus nicht. Er hoffte es, glaubte es jedoch kaum. Aber hier und jetzt, in diesem Augenblick spielte es keine Rolle. Sie würden sterben, ja vielleicht. Aber sie würden es den Parthern nicht leicht machen, dafür würde er schon sorgen. Sie waren nicht irgendwer. Sie waren die Erste Centurie der Ersten Kohorte der Ersten Legion, bei Mars. Und sie forderten einen hohen Blutzoll von den Parthern auf deren steinigen Weg zum Adler.


    Der Artorier bewegte sich zum Adler. Wenn schon sterben, dann hier, ganz in der nähe dieses majestätischen, würdevollen Feldzeichens, das erhaben über dem Chaos getragen zum Mittelpunkt der Schlacht wurde. Licinus war hier, kämpfte tapfer, schützte den Adler, als ein Parther nach diesem greifen wollte, nahm selbst eine Verwundung hin, wurde von einem der beiden Capsarii versorgt. Sein Vetter Imperiosus war hier, trotzte mutig den überlegenen Feinden. Die beiden Feldzeichenträger waren hier, geradezu fanatisch beschützt von den Milites, vollkommen ruhig und standhaft im Angesicht der nahenden Vernichtung und des wohl sicheren Todes.
    "Centu..."
    schrie jemand und Avitus wurde zur Seite gestoßen. Er fiel hin, fing sich jedoch, stützte sich auf sein Knie und seinen Schild. Der Schrei wurde abruppt abgewürgt und als Avitus sich umdrehte, sah er, was eben geschehen war. Der Capsarius. Er hatte ihn weggestoßen aus der Bahn des Schwertes, welchen der parthische Reiter in prachtvollen Rüstung schwang, der General, den es so sehr nach dem Adler gierte. Er hatte ihn weggestoßen und bezahlte dafür mit seinem eigenen Leben. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Avitus ungläubig auf dessen leblosen Körper, der enthauptet zur Seite umkippte.


    "Neeeein"
    ertönte ein schmerzerfüllter Schrei des Artoriers.
    "Duu..."
    grollte er. Avitus richtete sich auf. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er war wütend. Er trauerte. Er hatte genug! Er hielt sein Scutum nach vorne, schwer atmend.
    "Ich.. bin... nach wie vor... nicht beeindruckt"
    zischte er und stürmte nach vorne, warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Feind, stemmte sich mit aller Macht und unterstützt von einigen Milites, die alles mitangesehen hatten, gegen seinen Schild und die Flanke des Pferdes, während er wütend und wiederholt drauf enstach. Weitere Milites stemmten sich ebenfalls dagegen, andere hielten ihre Schilde hoch, beschützten den Centurio und ihre Kameraden vor der tödlichen Klinge des parthsicehn Generals. Zu viele von ihnen waren durch dieses elende Schwert verstümmelt und abgeschlachtet worden. Viel zu viele... Einige Male glitten ihre Schwerter einfach an der Panzerung ab, doch ein paar Mal - und das war mehr als genug - bohrten sie sich tief in das Fleisch des Tieres, brachten ihm schrecklichste Verwundungen bei und gemeinsam stießen sie es um, brachten den General der Parther mit einem wütenden Gebrüll zu Fall...

    "Oh nein"
    Das Blut gefohr dem Artorier in den Adern, als er sah, dass die Parther eine Lücke zwischen den beiden Centurien rissen und durchbrachen. Nicht viele, nur etwa ein Dutzend Reiter, aber weitere drängten bereits nach, rissen die Lücke auf. Ihr Anführer, der mit seinem Krummschwert seine Leute dahinmetzelte, machte aus seinen Absichten keinen Hehl, deutete immer wieder auf den Adler, schrie laut. Ohne Zweifel, die Parther wollten sie hier in der ersten Schlacht nicht nur besiegen. Sie wollten die Legion demütigen, ihnen ihr Heiligstes rauben, ihren Adler.


    Avitus wusste, ging der Adler verloren, dann war es das für ihn. Man würde ihn degradieren, auspeitschen und unehrenhaft aus der Legion werfen, wenn er es wagen würde, diese Schlacht hier zu überleben. Jedermann in Rom und bei den Truppen würde wissen, er, Lucius Artorius Avitus, der ehemalige Primus Pilus der Ersten Legion, der Kaiserlegion, hatte versagt, hatte sich den Adler aus den Händen reissen lassen. Jeder würde mit dem Finger auf ihn deuten oder hinter vorgehaltener Hand über ihn reden. Der Artorier, der versagt hatte...


    Nein!


    Die Axt hätte ihm seinen Schädel gespalten, wenn er nicht reagiert hätte. Er wäre schnell, schmerzlos und im Kampf gestorben. Was wollte man mehr... Doch bevor er auch nur einen Gedanken fassen konnte, reagierte er, deckte sich mit seinem Schild, der jedoch dem mächtigen Angriff des Baktriers nicht standzuhalten vermochte. Die Axt durchbrach ihn teilweise, verfing sich darin und Avitus spürte, wie ein stechender Schmerz durch seinen linken Arm ging. Der Baktrier riss die Axt zu sich, versuchte, sie zu befreien. Der Schild wurde Avitus aus der Hand gerissen, doch er verzagte nicht.
    "Du willst den Adler?"
    brüllte er den Baktrier an, der versuchte, seine Axt von dem Schild zu befreien. Avitus machte einen Schritt vor, um Platz zur Seite zu haben.
    "Du Bastard..."
    Ein linker Hacken traf den Parther mitten ins Gesicht, brach ihm augenblicklich die Nase. Obwohl er größer war als Avitus und diesem Schlag problemlos getrotzt hätte, wenn ihn die verfangene Axt nicht behindert hätte, fand er in Avitus einen wütenden, zu allem entschlossenen Feind. Er taumelte zurück und bevor er sich wieder sammeln konnte, packte ihn der Artorier wütend an den Haaren, zog ihn zu sich zurück. Er holte aus zu einem Hieb mit dem Gladius und schlug zu. Der Kopf der Baktriers wurde abgetrennt und sein Gesichtsausdruck erstarrte in dem Augenblick seines Todes.


    Weitere Feinde drängten nach, und dem nächsten schleuderte Avitus den Kopf entgegen, stürmte gleich hinterher. Und als der Baktrier dem losen Kopf eines seiner Kameraden angewiedert auswich, gab er Avitus Zeit, an ihn ranzukommen. Ein weiterer Hieb, mit dem Avitus dem Mann seinen Schädel spaltete.
    "Centurio... centurio, der Adler. Sie wollen den Adler"
    Doch Avitus hörte den Mann nicht. Ein Blutschleier senkte sich vor seinem Blick, als er dem nächsten Baktrier sein Schwert in den Hals rammte, den er eben noch gesehen hatte, als dieser einem seiner verwundeten Milites den Schädel spaltete und das mit einer Gleichgültigkeit, die den Artorier zur Weißglut trieb.
    "Centurio, verdammt noch mal..."
    Avitus fuhr herum, blickte den Mann verständnislos an.
    "Was?"
    "Sie wollen den Adler. Was sollen wir tun? Was verdammt noch mal wir tun sollen..."
    Avitus brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, was vor sich ging. Was verdammt noch mal trieb er hier? Hatte er völlig den Verstand verloren, jede Hoffnung aufgegeben und wollte sich selbstmörderisch in den Kampf werfen, um seinem Leben ein unrühmliches Ende zu setzen? So, wie er sich hier benahm, konnte man es durchaus annehmen.


    "Was sollen wir tun, centurio?"
    wollte der Miles immer noch wissen. Er sah fertig aus und wenn die Moral seiner Einheit so tief gesunken war, dann würden sie nicht mehr lange durchhalten. Avitus wafr einen Blick zurück.
    "Schickt... schickt einen Melder zum Befehlsstand. Wo scheiße nochmal bleibt die Reserve, wir wertden aufgerieben"
    schrie er, während er sich eines weiteren Bakriers erwehrte.
    "Die centuria soll Rundumverteidigung einnehmen. Der Adler wird beschützt. Bis zu letzten Atemzug..."
    Der Miles verschwand und Avitus hoffte, dass er es lebend zum Befehlsstand schaffen würde.


    Der Artorier selbst zog sich zurück, während die Centuria einen Kries bildete, den Adler in ihre Mitte nahm. Ab hier gab es kein zurück mehr, sie standen mit dem Rücken zur Wand. Umso verbissener kämpften sie, schützten den Adler. Doch Avitus wusste, sie kämpften auf verlorenem Posten. Wenn man nicht bald die Reserve in die Schlacht warf, würde von seiner Einheit nicht mehr viel übrig bleiben und die Legio würde ihren Adler - und ihren Primus Pilus, was aber in diesem Fall nur nebensächlich war - verlieren...

    Zitat

    Appius Terentius Cyprianus
    ... rückte die V. vor um langsam die Parther einzukesseln


    M' TADIUS CATO
    [Blockierte Grafik: http://img206.imageshack.us/img206/46/militesnc1.png]


    Tadius hatte den Aufmarsch der schweren parthischen Reiterei gespannt verfolgt und freute sich, nicht in der ersten Kohorte zu dienen. Die Junge dort mussten einiges einstecken und er war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würden, dem massiven Ansturm, dem gewaltigsten und furchtsamsten, was Tadius bis dahin gesehen und erlebt hatte, standzuhalten. Doch sie taten es, bei Mars. Tadius war zwiegespalten. Er beneidete die Männer der ersten Kohorte nicht um ihre Rolle in dieser Schlacht, gleichzeitig aber wünschte er, an ihrer Stelle oder zumindest an ihrer Seite gewesen zu sein.


    Der Tribun Terentius gab Befehl zum Vorrücken und die fünfte Kohorte setzte sich, angeführt von ihren Centurionen, in Bewegung. Ein flüchtiger Blick zur Seite verriet, dass die angrenzenden Kohorten zurückblieben und da Tadius nicht den Überblick eines Offiziers hatte, plagten ihn die Fragen, was ihnen bevorstand. Nervös umklammerte er den Griff des Gladius, während er einen Fuß von dem anderen setzte, dem nächsten Kampf entgegenschritt und leise betete, um Kraft betete, diese Schlacht zu überleben.



    MILES GREGARIUS - COHORS V

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    Doch es war an der Zeit, die Centurie zu entlasten,...
    "Centuria I, langsam zurück ziehen,.. Cohors I, Reihe schliessen!"


    Die Rufe der Cornicen drangen an sein Ohr, als Avitus sich darum bemühte, die vorderen vier Treffen seiner Centuria wieder in Ordnung zu bringen, sie wieder zu Linien zu formieren. In dem Chaos des tobenden Kampfes, Mann gegen Mann, kämpfte keine Centuria, sondern viele einzelne Legionäre, ohne Zusammenhalt.
    "Formieren... formieren"
    brüllte Avitus mit heißerer, rauher Stimme, um seine Milites auf sich aufmerksam zu machen, damit sie sich um ihn herum aufstellten und eine Linie bildeten, einen Schildwall, einem Bollwerk aus Mut, Entschlossenheit und Schilden gleich, die Parther daran hindernd, durchzubrechen. Sie hatten ihre Chance, hatten mit vollen Anlauf in die Reihen der ersten Kohorte gestürmt. Und sie hat standgehalten, hatte nicht gewichen, trotz des hohen Preises, den sie hier bezahlen musste. Mehr konnte er seinen Männern nicht abverlangen.


    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    ... sich die erste Centurie nach und nach um ihn versammelte...

    Zitat

    Original von Ioshua ben David
    Aber davon abgesehen spreche ich hier nochmal was an, was mir abundzu aufgefallen ist, weil es einige gibt, die hier fettgedruckt schreiben, sei es nur wörtliche Rede oder ganze Postings. Unabhängig davon, daß ich immer dachte, daß diese Formatierungsweise nur dem Imperator vorbehalten ist, ...


    Das ist doch wohl ein schlechter Scherz -.^


    Zitat

    Original von Ioshua ben David
    ... trägt eine solche Schreibweise nicht gerade zur angenehmen Lesbarkeit bei. Wenn man einen ganzen Absatz oder mehr in fettgedruckter Schrift ließt, empfinde ich das zuweilen als sehr anstrengend zu lesen.


    Naja. Wörtliche Rede bzw. ganze Postings kursiv zu lesen empfinde ich zum Beispiel als ziemlich unangenehm. Fettgedrucktes - zumindest bei wörtlicher Rede - dagegen empfinde ich als die bessere Alternative. Du siehst, alles Ansichtssache.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Umso mehr ich eure Vorschläge lese umso mehr bin ich bald davon überzeugt nicht mehr Wisim mitzumachen


    schließe mich dem an. wenn ich sehe, wie hier aus einem spiel bzw. einem seiner bestandteile wissenschaft gemacht wird - oder zumindest ein, langsam albern wirkender, versuch unternommen wird, dies zu tun - vergeht einem die lust, ein wisim-konto zu führen. einzig der idee mit dem verderb von waren kann man vielleicht noch etwas abgewinnen, alles andere wirkt übertrieben und unnötig kompliziert.

    Schwer ging der Atem des Artoriers, als er sah, wie sich jenes Monstrum, bestehend aus gepanzerten Pferden und Reitern und Lanzen, ihm näherte. So schnell, dass er glaubte, niemals standhalten zu können, glaubte, hinweggefegt zu werden, von den Lanzen aufgespießt oder unter den mächtigen Hufen der Reittiere zertrampelt. Als er eben noch sagte, dass er nicht beeindruckt sei, hatte Avitus glatt gelogen. Er war beeindruckt. Sehr beeindruckt. Und er hatte eine Scheißangst vor diesem Angriff, oh ja, er fürchtete sich und musste die Zähne fest zusammenbeißen, damit seine Zähne nicht klapperten... aber hier ging es nicht um ihn, hier ging es nicht um das, was er fühlte oder wollte, nicht um seine Ängste. Er verdrängte sie, blendete sie aus, die Angst.


    "Tollite pila... mittite" ~ Macht euch bereit zum Wurf... Werft
    Er selbst holte aus und warf, schickte sein Pilum auf seinen Weg mitten in die parthische Formation hinein. Sich um seine eigene Achse drehend stieg es auf, zusammen mit jenen Dutzenden, ja Hunderten Pila, die fast gleichzeitig geworfen wurden. Es stieg auf, erreichte den Zenit und senkte die Spitze, um sich auf den Parther zu stürzen, den das Schicksal zu genau diesem Zeitpunkt auf genau diesen Ort und Platz geführt hatte. Es fand sein Ziel, bohrte sich mit der eisernen Spitze durch die Panzerung das Pferdes in dessen Schädel, brachte es schnell und schmerzlos um und ließ es stürzen, seinen Reiter mit ins das Verderben nehmend. Mehr als eine Salve hatten sie nicht geschafft. Avitus stemmte sich mit der linken Schulter gegen sein Schild, den Aufprall erwartend...


    Dann geschah es.


    Ein brutaler Schlag, von einer gewaltigen Kraft getragen, traf sein Schild, riss den Artorier von den Füßen, schleuderte ihn zurück, noch ehe er schreien konnte, betäubte ihn, raubte ihm den Atem. Avitus schlug auf dem Boden auf, unfähig sich zu rühren. Die Schreie seiner Milites, das Aufeinanderprallen von Metall und Knochen, das Wiehern der Pferde, all das drang dumpf und wie durch eine Mauer an sein Ohr, so, als hätte er seinen Kopf ins Wasser getaucht. Der Adler... Ihm galt sein einziger Gedanke, seine einzige Sorge in diesem Moment. Sie waren durchgebrochen, diese verdammten Bastarde und der Aler war ungeschützt. Avitus sah nicht, dass seine Befürchtungen - zumindest noch - nicht begründet waren, er versuchte, einen Blick nach hinten zu werfen, versuchte sich aufzurichten inmitten dieses Durcheinanders aus Waffen, Schilden, Männern und Pferden, doch es gelang ihm nicht. Etwas drückte ihn nach unten, ließ ihn nicht aufstehen.


    Er blickte zur Seite, sah einen Miles neben sich verbluten. Avitus versuchte etwas zu schreien, Befehle zu erteilen, man solle den Adler schützen, man solle standhalten und eine Linie herstellen und die Verwundeten nach hinten schaffen. Doch sie ließen ihn nicht, die Parther. Ein Pferd wurde über ihn gelenkt und Avitus wäre von den Hufen des Tieres zerquetscht worden, hätte er nicht instinktiv, ohne dass es ihm wirklich bewusst war, nach seinem neben ihm auf dem Boden liegenden Schild gegriffen und über sich gezogen. Das Tier ritt über ihn hinweg, drückte mit seinem gewaltigen Gewicht auf den Schild, dessen Kante tief in den Boden schnitten und einzig des Schildes Wölbung verhinderte, dass der Artorier die ganze Last abbekam.


    Dann verschwand jene Mauer, welche die Geräuschkulisse gedämpft hatte und mit einem mal hörte Avitus die Schrecken dessen, was sich dort abspielte. Er griff nach seinem Schwert. Wütend holte er aus und schlug schreiend zu, haute dem Tier das ganz unten ungeschützte, ungepanzerte Bein ab. Panisch vor dem Schmerz fiel es zur Seite und warf dabei den Reiter ab, während Avitus sich aufrichtete. Der Miles von eben lag da, mit weit aufgerissenen, trüben Augen. Gefallen auf dem Feld der Ehre. So sah die Wirklichkeit aus. Wütend stürzte sich der Artorier auf den parthischen Reiter, den das Pferd abgeworfen hatte und noch ehe sich dieser aufrichten konnte, spürte er die Rache eines Primus Pilus.
    "Stiiirb"
    brüllte Avitus, während er dem Feind sein Schwert in den Hals rammte, die Klinge rausholte und erneut auf den Mann einstach. Blutüberströmt ging dieser zu Boden.


    Nun erkannte Avitus erst, dann die Reiter es nicht geschafft hatten, vollends durch die Linien zu brechen. Hoffnung keimte in Avitus auf. Er riss sich zusammen, sammelte sich und versuchte, seine Einheit zu sammeln.
    "Conveniteeeee" ~ Sammeln
    brüllte er heiser. Die vorderen vier Treffen waren völlig aufgelöst, viele Männer verwundet oder tot, diejenigen, die noch lebten, kämpften verzweifelt in dem Chaos, dass da herrschte und gerade mal zwei dünne Reihen standhafter, mutiger Legionäre, die tapfer und verbissen ihre Stellung hielten, trennten die Parther von den Feldzeichen.

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Auf Abwehr vorbereiten," tönte seine Stimme wieder über die Köpfe der Legion hinweg, ein Befehl der über die Cornicen auch zum letzten Mann getragen wurde. Wieder würde die Legion in die tiefgestaffelte Reiterabwehr gehen, würden den Parthern wieder ein Pila und Schildwall entgegen gehalten und würde sie ein Wurfspeer- und Pfeilhagel in Empfang nehmen.


    "Consistite" ~ Halt
    brüllte Avitus, als die Signalbläser der Legion das Zeichen zum Halten gaben und befahlen, in die Reiterabwehr überzugehen.
    "Erste Reihe... Schilde abstellen. Zweite Reihe, nehm die Schilde hoch. Reiterabwehr..."
    Die erste Reihe der Milites stellte wiederum ihre Schilde ab und kniete dahinter. Ihre Pila, die ihnen die Reserve überlassen hatte, stellten sie auf dem Boden ab und hielten sie schräg nach vorn. Die Reihe dahinter stellte ihre Schilde auf die der ersten Reihe, bildete so eine hohe Schildmauer, aus der Pila wie Dornen hevorstachen. Eine bösartige Formation. Die restlichen Milites stellten sich hinter der Schildmauer, die Schilde nach vorne, bereit, die Wucht des bevorstehenden Aufpralls aufzufangen.
    "Pila sursum... tollite pilaaaa..." ~ Speere hoch... Macht euch bereit zum Wurf
    Eine Pilasalve, mehr würden sie in der kurzen Zeit nicht machen können, bevor die Reiter sie erreichen und mit ihren Lanzen Breschen in die Reihen zu schlagen versuchen würden. Egal. Eine war besser als nichts. Die Reiter würden schnell sein, um maximale Wucht zu entwickeln. Ihre Panzerungen würde den Pila nicht standhalten können, diesen tödlichen Wurfspeeren, denen weder Kettenhemd noch Segment- oder Schuppenpanzer standzuhalten vermochten. Durch ihre Schnelligkeit machten sie sich verwundbarer. Eine ordentliche Salve, eine nur, um die Wucht des Angriffs zu mildern. Die Scorpione und Ballistae, die Bogenschützen und der Leichenteppich würden den Rest übernehmen. Mehr brauchten sie nicht, um die Linien während des Angriffs nicht zusammenbrechen zu lassen.

    Das Wasser rann dem Artorier das Gesicht runter, mit dem Blut, dem Staub und dem Schweiß durchmischt, als er sich von einem Miles Medicus die Wunde auswaschen und anschließend einen Verband anlegen ließ.
    "Hat dich ganz schön erwischt, centurio"
    sagte der Miles kopfschüttelnd. Stumm nickte Avitus.
    "Na, du musst schon ruhig halten, centurio"
    sagte er und drehte den Kopf von Avitus gerade. Seltsamerweise entlockte diese Aufforderung, die der Miles geradezu im Befehls gab, dem Artorier ein Schmunzeln. Diese verdammten Medici nahmen sich immer so wichtig.
    "So, fertig. Sitzt wie angegossen"
    sagte er Medicus. Ohne Avitus auch nur einen Augenblick länger zu beachten, widmete er seine volle Aufmerksamkeit einem anderen verwundeten Legionär zu. Avitus beneidete den Medicus nicht um sein Handwerk.


    Er nahm den Helm, den ihm Titus brachte, entgegen und setzte ihn auf. Das Rosshaar der Crista Transversa neigte sich leicht im sanften Wind.
    "Danke miles. Und nun zurück mit dir auf deinen Posten"
    Er war wieder der Alte, der Primus Pilus. Es war auch höchste Zeit, wie Avitus feststellte. Seine Einheit schlug sich gut und richtete ein Gemetzel unter den bedauernswerten Kreaturen, die diese Barbaren ihnen entgegen schickten. Doch nun formierten sich die Parther wohl zu einem weiteren Angriff mit ihrer Kavallerie.
    "Ruhig Blut, miles Iulius"
    sagte Avitus, als er wieder zu seiner Centuria aufschloss und klopfte dem Iulier einmal auf die Schulter. Der Tesserarius hatte die ganze Zeit über hier hinten gestanden und dafür gesorgt, dass die Formation gehalten wird, hatte darauf Acht gegeben, dass niemand zurückblieb oder gar zurückwich.


    Avitus suchte seinen Platz. Vorne, im ersten Treffen. Anders als bisher in diesem Gefecht, positionierte er sich in der Mitte seiner Einheit. Sollte es nicht wieder eine Finte sein und die Parther stürmten mit ihren gepanzerten Reihen mitten in die Kohorten rein, wollte Avitus das Feldzeichen hinter sich wissen. Nicht, dass er seinen Milites nicht zutraute, es bis zu ihrem letzten Atemzug zu beschützen. Nein, das gewiss nicht, er vertraute ihnen. Aber er war ihr Centurio. Er musste vorne stehen, musste der Tapferste sein. Oder zumindest so tun, als ob.


    Dann wanderte sein Blick nach vorn, zu den Panzerreitern. Einige Sekunden lang betrachtete Avitus sie stumm, ließ seinen Blick, ohne den Kopf zu drehen, langsam von links nach rechts wandern. So wie es ausah, würde die Erste Kohorte wohl inmitten des bevorstehenden Angriffs stehen, würde das meiste abbekommen. Der Blick des Artoriers senkte sich, er wirkte ruhig, nachdenklich. Als die Bauern anstürmten, hatte Avitus gesehen, welche Wucht ein Aufprall zweier geschlossener - und entschlossener - Linien entwickelte. Er hatte gesehen, wie die ersten Treffen der Formationen eingedrückt wurden. Und er ahnte, welche Kräfte in Kürze entfaltet würden und welchen Belastungen seine Milites gleich standzuhalten haben würde, wenn die Parther mit ihren großen, gepanzerten Pferden in die Reihen seiner Kohorte reinstürmen sollten. Er blickte hoch, sah wieder zu den Parthern.
    "Die Feldzeichenträger zurück"
    Die Einheit würde vor dem Feldzeichen kämpfen, sich vollend in die Defensive begeben. Er wollte sie im Angesicht dessen, was dort auf sie zukam, gut beschützt wissen.


    Ein Blick nach links, zu seinem Vetter, der ihn vertreten hatte. Der hier vorne an Seiner statt gestanden und Befehle gegeben hatte und der Einheit voran schritt, die Parther bezwingend. Doch nun verlangte ihn die Pflicht hinter die hinterste Reihe, dort, wo er hingehörte, dort, wo er nun von größerem Nutzen sein würde. Der bei dem Kommenden dafür Sorge zu tragen hatte, dass die Reihen standhielten, dass die Feldzeichen beschützt würden und der der letzte noch lebende Miles würde sein müssen, ehe der Signifer und der Aquilifer fallen würden.
    "Der optio ebenfalls zurück"
    sagte Avitus.


    Die Erde bebte, während sich die Kohorten langsam zurückzogen und einen Blick freigaben auf das, was die Legionen mit den parthischen Bauern gemacht hatten. Es war ein Bild von Blut und Tod. Der bevorstehende Angriff leitete wohl die entscheidende Phase der Schlacht ein. Hier waren sie also. Schwere, gepanzerte Legionäre gegen schwere, gepanzerte reiterei. Werauch immer aus dem bevorstehenden Aufeinandertreffen als Sieger hervorging, hatte die Schlacht für sich entschieden.
    "Militeees... dort mögen sie nun endlich kommen, ihre schweren Reiter. Wenn ihr mich fragt... also ich bin ganz und gar nicht beeindruckt. Begrüßen wir sie also angemessen... hier sollen sie nur eines finden... ihren Toood"

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    Ähnlich sehe ich die Position der Feldzeichenträger Roms. Sie sind Männer, welche sich auf spezielle Art und Weise ausgezeichnet haben, so dass sie andere Männer anführen dürfen. Sie haben aber nicht den Rang eines Centurio oder Optio, dennoch aber denselben Sold und eben eine Sonderaufgabe.


    ähm, wieso anführen :hmm:


    müsste man also, wenn ich mir durchlese, was Macer und Florus schreiben, das so verstehen, dass man sagt, dass der eigentliche "Rang" eher mit "Duplicarius" bezeichnet werden müsste? Signifer und Optio wären dann so was wie Tätigkeitsbeschreibungen bzw. überlieferte Bezeichnungen, nicht aber "Rang"bezeichnungen?

    Nun Florus, nicht jeder von uns kennt sich mit der Organisation moderner Armeen aus, schon gar nicht mit der schweizerischen, und nicht jeder schreibt Seminararbeiten über die Flotten antiker Seemächte.


    Was ist mit dem Imagifer?


    Den Feldzeichenträger habe ich auch nicht in die normale Laufbahn eingeschoben, sondern mögliche Werdegänge ("je nach Legionär") aufgelistet, die meiner Meinung nach möglich sind/waren. Dass der "Rang" Signifer dabei jedesmal auftauchte, heißt nicht, dass er unbedingt Station einer "normalen" Laufbahn war, sondern war der Tatsache geschuldet, dass hier vom Signifer die Rede war. Wenn also jemand Signifer war/wurde, konnte sein Werdegang so ausgesehen haben, aber dass jemand unbedingt Signifer wurde wird nirgends behauptet.

    Ich kannte es bisher auch so, dass der Signifer der ranghöchste Soldat einer Centurie nach dem Centurio ist. :hmm:


    Zitat

    Der Posten eines Signifer stellt häufig den ehrenvollen Abschluß einer militärischen Laufbahn für die Soldaten dar, die sich nicht für höhere Führungsaufgaben eignen.


    Der Signifer ist häufig der Abschluß einer militärischen Karriere, das heißt aber nicht stets. Daher kann ein Optio durchaus Signifer werden und der Signifer auch mal Centurio. Ausserdem sind die Führungsaufgaben eines Optio - Stellvertretung im Bedarfsfall - keine höheren Führungsaufgaben, wie z.B. die dauerhafte Befehlsgewalt eines Centurio mit allem drum und dran (behaupte ich jetzt einfach mal :D)


    Ich kann mir daher vorstellen, dass mehrere Werdegänge möglich sind, je nach Legionär:
    Miles --> ... --> Signifer
    Miles --> ... --> Optio --> Signifer
    Miles --> ... --> Signifer --> Optio ad spem ordinis --> Centurio
    Miles --> ... --> Optio --> Signifer --> Optio ad spem ordinis --> Centurio

    Das wichtigste war, dass die Moral seiner Männer ungebrochen blieb. Dass sie durchgehalten haben, die Zähne zusammengebissen hatten, als man sie mit einem mörderischen Pfeilhagel belegt hatte. Die Zähigkeit der Legionäre trug Früchte. Sie hatten den Aufprall beider Truppen gut und mit wenigen Verlusten aufgefangen, und ließen die parthischen 'Ziegenhirten' nun ihren Zorn und die Kälte ihrer Klingen spüren. Selbst ohne Pilasalven, die dem Ansturm der Parther einiges an Wucht genommen hätten, blieb die Einheit standhaft und kämpfte sich langsam aber unaufhaltsam voran, stieg über die Körper der Gefallenen und Verwundeten hinweg und drängte sie Parther zurück, die gegen den massiven Druck der schweren, gepanzerten römischen Gefechtslinie wenig entgegenzusetzen vermochten.


    Wenn die Hitze des Kampfes abnahm, die Parther in einigen Schritt Entfernung unsicher verharrten, vollführte die erste den Wechsel des vordersten Treffens. Es musste auf diese undisziplinierten Bauern jedesmal erschreckend wirken, wenn sie zusehen mussten, mit welcher Präzision die Linien ausgetauscht wurden und sie sich plötzlich einer relativ frischen und ausgeruhten Linien von Legionären gegenübersahen. Spätestens jetzt hatte wohl auch der letzte von ihnen begriffen - begreifen müssen, so er denn noch bei Sinnen war - dass seine Centuria zum Kämpfen ins Leben gerufen wurde und sie mit den Römern einen stärkeren Gegner gegenüberstanden, als es ihnen ihre Generäle erzählt haben mochten.


    "Mutate..."
    brüllte Avitus jedesmal dabei, wobei seine Stimme immer schwächer klang. Seine Wunde am Kopf blutete unvermindert. Sein Scutum schien das Doppelte zu wiegen, wie zu Beginn der Schlacht. Seine Kräfte schwanden zusehends. Während die Legionäre abgewechselt wurden, war er die ganze Zeit über vorne geblieben, verwundet, abgekämpft, entkräftet.
    "Centurio... du blutest ja immer noch... ich sagte dir doch, so kannst du nicht kämpfen"
    hörte Avitus den Miles neben ihm schreien. Die Stimme kam ihm bekannt vor und er erkannte, dass es derselbe war, der ihm vorhin half, sich aufzurichten, als Avitus sich plötzlich in der vierten Reihe wiederfand. Wie er dahingekommen war, wusste er immer noch nicht. Der Miles hatte die Capsa umgehängt, war also einer der Capsarii seiner Centuria.


    Avitus merkte, wenn auch widerwillig, dass der Mann Recht hatte. Im Moment war er mehr eine Belastung für seine Einheit, als dass er ihr eine Hilfe war. Der Schlag, den er abbekommen hatte, war vielleicht stärker gewesen, als er vermutet hatte. Schwarze Flecken taten sich vor seinem Blickfeld auf, er blickte etwas verstört und oft blinzelnd umher, senkte seinen Schwertarm, schien abwesend, schwankte. Avitus schüttelte den Kopf, blickte zurück zum Cornicen, versuchte seine Kräfte zu sammeln.
    "Der optio nach vorn"
    sagte er und der Cornicen gab den Befehl laut weiter. Avitus musste zurück, sich versorgen lassen. Er brauchte einen Verband, um die Blutung zu stoppen. Seine Augen waren rot von dem Blut, dem Schweiß und dem Staub, sein Gesicht war verdreckt, die Haare wild zerzaust, kleine Wunden, Kratzer und Holzsplitter überall. Nur ein-zwei Minuten, etwas Wasser, einen Atemzug, um sich zusammeln... dann würde er wieder nach vorne eilen, seine Einheit anführen, wie sie es von ihm erwartete.

    "Bastaaaard"
    brüllte der Miles neben Avitus, als ein Pfeil seinen Nebenmann zur Rechten niederstreckte. Es war ein grauenvolles Bild, als der Pfeil eine kleine Lücke in der Deckung des Legionärs gefunden hatte und sich ihm in den Hals bohrte, mit seiner mit Widerhacken besetzten Spitze schrecklichste Verletzungen zufügte. Der Miles hatte Waffen und Schild fallengelassen und umklammerte röchelnd den Pfeil, mit einem panischen Gesichtsausdruck, ungläubig, dass es ihn erwischt hat. Dass er derjenige war, der sterben würde.


    Die Lücke wurde geschlossen. Obwohl der Miles neben Avitus ausser sich vor Wut und Zorn war, Zorn über die Tatsache, dass der Parther auf seinem Pferd unerreichbar für ihn und er seinen Kamerad wohl nie würde rächen können, ließ er sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen, vernachlässigte keinen Augenblick lang seine Deckung. Die Reiter belegten sie weiterhin mit einem nervenzerfetzenden Pfeilhagel.
    "Haltet stand..."
    brüllte Avitus, während er sein Scutum hochhielt, und in den im nächsten Moment ein weiterer Pfeil krachte
    "... haltet staaaand"
    irgendwann musste es aufhören. Seine Einheit war vor der Schlacht fast einhundertsechzig Mann stark. Mittlerweile war sie schwer angeschlagen, hatte einiges an Blutzoll entrichten müssen und das für das bißchen Boden, das sie gewinnen konnten. Ein teurer Preis. Vielleicht standen noch zehn Dutzend Mann auf den Beinen, der Rest war gefallen oder schwer verwundet und kampfunfähig.


    Dann hörte der Beschuss auf. Plötzlich. Unerwartet. Die Reiter zogen sich zurück, machten Platz für die brüllende Horde, die sich nun aufmachte, gegen die Reihen der Legion anzurennen.
    "Macht euch bereit..."
    brüllte Avitus, um wenigstens den Männern in Hörweite Mut zu machen.
    "Das..."
    er deutete mit dem Schwertarm in die Richtung den Feinde, während er seine Männer ansah
    "... sind Bauern und Hirten. Und was macht die Prima mit Bauern und Hirten, die sich ihr entgegenstellen? Sie zerfleischt sie"
    Die Angriffswelle kam auf sie zu. Näher und näher und Avitus umklammerte den Griff seines Gladius fester. Das war ihre Stunde, das war der Fehler, den die Feinde machten. Hatten sie denn vor ein paar Tagen nichts aus dem nächtlichen Gefecht gelernt? Hatten sie nicht begriffen, dass es ein selbstmörderisches Unterfangen war, sich den schweren römischen Legionen im direkten Nahkampf entgegenzustellen?


    Wie eine Lawine krachte die Angriffswelle aus parthischen Angreifern gegen die Schilde der ersten Centuria. Unter dem massiven Druck dieses Angriffs wurden die vordersten Treffen eingedrückt. Doch hier zahlte sich nun das harte, tägliche Exerzieren aus. Die Einheit - und im Gegensatz zu dem parthischen Haufen, der, sei er auch nach Linien oder sonst wie geordnet, nichts als ein wilder Haufen war, war die Prima eine Einheit, beseelt von dem Adler und dem Feldzeichen - hielt dem massiven Druck stand, ohne dass er sich bis in die hintersten Reihen fortsetzen konnte.


    Avitus spürte den harten Aufprall ihrer beiden Schilde. Des seinen und des Mannes, der auf seiner Höhe lief und sich, brüllend und mit einem wilden Blick voll Entschlossenheit und Wagemut gegen ihn in den Kampf warf. Er war jünger und leichter gebaut, und stemmte sich dennoch mit aller Macht gegen sein Schild, unterstützt von den nachrückenden Angreifern, die die Wucht des Angriffs verstärkten und aufrechterhielten. Avitus wurde nach hinten gedrückt, stemmte sich jedoch seinerseits mit seinem Gewicht gegen den Schild. Er musste standhalten, durfte nicht nachgeben. Das verlangte er von seinen Männern. Und Avitus verlangte nur stets das, wozu er selbst bereit und in der Lage war. Die hinteren Reihen fingen den Druck auf und Avitus spürte, wie sich für einen Augenblick ein Kräftegleichgewicht entwickelte... das war der Moment, auf den er gewartet hatte.


    Er stach zu, kaltblütig und routiniert, so wie er es seit seinem ersten Tag beim Exercitus Romanus gelernt und täglich trainiert hatte. Die scharfe Klinge durchbohrte die Kehle des jungen Parthers mühelos und der Druck ließ nach, wenn auch nur für einenAugenblick, bis der Hintermann aufrückte und sich Avitus einem weiteren Angreifer gegenüber sah. Auch diesen streckte er nieder. Ein weiterer gefallener Feind, durch sein Schwert, geführt von seiner Hand, ins Jenseits geschickt...


    Die Welt verdunkelte sich im nächsten Augenblick. Zunächst begriff der Artorier nicht, was vorgefallen warf, realisierte gar nicht, dass er seiner Sinne beraubt wurde. Etwas warmes lief ihm übers Gesicht, er verlor sein Gleichgewicht und fiel zur Seite.
    "Centurio... oh Scheiße, nein"
    hörte Avitus jemanden aus der Ferne schreien. Zeit verging, vielleicht eine Stunde, vielleicht einige Tage... dann wurde Avitus klar, dass gerade mal einige Sekunden vergangen waren. Seine Sinne kehrten zu ihm zurück und mit ihnen auch der Schmerz. Er merkte, dass sein Helm nicht mehr auf seinem Kopf saß, sondern neben ihm lag, ziemlich entsellt, so, als hätte jemand mit einem Schwert drauf gehauen. Avitus wischte sich die klebrige, warme Masse, die ihm übers Gesicht lief und sah seine Handfläche. Blutbeschmiert. Er muss einen Treffer abbekommen haben. Er versuchte aufzustehen, wurd ejedoch von jemandem umgestoßen, hörte Schreie und das Klirren von aufeinanderprallenden Schilde und Waffen. Avitus hatte für eine Minute völlig die Orientierung verloren und wurde erst wieder wach, als er realisierte, dass er plötzlich in der vierten oder fünften Reihe war. Er stand auf.
    "Was ist passiert?"
    fragte er.
    "Du bist verwundet worden, centurio. Hast einen Treffer am Kopf abbekommen. Kannst froh sein, dass du einen Helm aufhattest, sonst wäre eine Hälfte deines Schädels jetzt wohl irgendwo vorne und do wohl auch"
    Nur bruchstückhaft verstand Avitus die Worte des Miles, während er sich aufrichtete.
    "Du kannst so nicht kämpfen"
    sagte dieser, doch Avitus schüttelte den Kopf.
    "Es geht schon. Ist nur ein bißchen schwindelig"
    er griff nach dem nächstbesten Schild und Gladius von einem der Gefallenen. Seine eigene Waffen musste irgendwo hier rumliegen, er musste sie verloren haben, als er für einen Augenblick das Bewusstsein verlor. Er wurde tatsächlich getroffen, das konnte doch nicht wahr sein. Aber er lebte. Er lebte.


    Er suchte seinen Platz, vorne, dortwo er hingehörte. Er musste nach vorne, kämpfen. Er durfte nicht fallen. Nicht heute. Einmal hatten die Parther ihre Chance, ihn zu töten. Sie haben versagt. Eine weitere wollte er ihnen nicht bieten. Vorne angekommen, rammte Avitus das Schwert dem nächetstehenden Parther in den ungeschützten Unterleib, drehte die Klinge und zog sie wieder raus.
    "Ich dachte schon, du wärst Aasfutter, centurio"
    sagte der Miles, der vorhin neben ihm gestanden hatte. Er hatte also die ganze Zeit hier vorne gestanden und standgehalten, gekämpft. Guter Mann.
    "Gut zu sehen, dass du noch lebst"
    Die Schlacht tobte weiter. Die Reihen hielten, und seine Centuria schlug sich gut. Sie würden siegen, dessen war er sich plötzlich ganz sicher. Anderenfalls hätte es einfach keinen Sinn gehabt, so knapp mit dem Leben davon gekommen zu sein...


    Das vorderste Treffen war abgekämpft und die Kräfte schwanden. Als diejeinigen, die ganz vorne standen, wurde von diesen Männern natürlich am meisten verlangt. Avitus wartete einen passenden Augenblick ab, in dem die Intensität des Kampfes etwas abnahm und gab den Befehl zum Wechseln.
    "Mutate"
    brüllte er, auch wenn seine Stimme nach der Verwudung etwas angeschlagen klang. Doch der Cornicen hörte sie und gab den Befehl laut weiter...

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Lucius Batticus
    Dann kam das Signal zum Wechsel und er ließ seinen Hintermann sich vorbeischieben, der wohl heikelste Moment im Formationeskampf aber auch diesmal ging es dank des ewigen Drills gut.

    Der ersehnte Befehl, vorzurücken, in geschlossener Linie, und den Nahkampf zu suchen, erreichte die erste Kohorte.
    "Militeeees... convenite... aciem dirigite" ~ Sammeln und Ausrichten
    Sie mussten sich formieren, die Lücken schließen und wieder zu einem Block werden. Sie mussten den Eindruck erwecken, unverwundbar zu sein, unbeeindruckt von dem Pfeilbeschuss und den Verlusten.
    "Pergite" ~ Marsch
    Die Centuria setzte sich, gedeckt durch ihre massiven Schilde in Bewegung, Avitus voran, hin und wieder einen kurzen Blick nach beiden Seiten werfend, um sich zu vergewissern, dass sie gleichauf mit den anderen Centuriae vorankamen. In seinem Scutum steckten wohl an die zwei, vielleicht gar drei Dutzend Pfeile. Nichts im Vergleich zu dem Centurio, von dem er glaubte, Caesar hatte ihn in seinen Büchern erwähnt, der berühmt und ausgezeichnet wurde, als Caesar sah, dass an die einhundertzwanzig Pfeile in dessen Scutum steckten. Drei Dutzend war gar nichts dagegen, aber immerhin. Schon ein einziger reichte aus, um aus einem Mann Futter für die Aasgeier zu machen.
    "Pila sursum... tollite pila... mittite" ~ Speere hoch... Fertigmachen... Wurf
    brüllte er und die Salven leichter Pila krachten in die gegnerischen Reihen.
    "Fresst das"
    flüsterte Avitus mit zusammengebissenen Zähnen, als er sah, dass die Pila ihre Ziele fanden und die Feinde damit zum ersten Mal in Reichweite waren. Und starben.
    "Gladios stringite" ~ Zieht blank
    Er zog sein Gladius und befreite sein Scutum von den Pfeilen, so weit es ging, um im Nahkampf nicht eingeschränkt zu werden.

    Für die Schildkrötenformation war es zu spät... das gewaltige, zischende Ungeheuer, aus einer Unzahl von Pfeilen bestehend, erhob sich wie eine Schlange aus dem Nichts, nur um den Legionen im nächsten Moment einen tödlichen Biß zu versetzen. Eine komplizierte Formation wie die Schildkröte zu bilden würde ihn viel mehr Männer kosten, als ihnen einfach zu befehlen, unter ihren Scuta Schutz zu suchen und auf Mars zu vertrauen.
    "Deckuuung... in Deckuuung"
    brüllte Avitus und zog den Cornicen an sich heran, um ihn in den Schutz seines Schildes zu bewegen. Dessen Parma, jenes kleine runde Schild bot ihm absolut keinen Schutz und er war viel zu wichtig, um verletzt oder getötet zu werden. Seine Sorgen galten ebenso den beiden Feldzeichenträgern, dem Signifer und dem Aquilifer, die seiner Obhut unterstanden. Auf keinen Fall durften die Feldzeichen umfallen.


    Die Pfeile regneten auf sie herab, rasten, die Luft schneidend und nach Blut gierend, auf sie zu und schlugen in Fleisch und knochen. Avitus spürte, wie sie in sein Scutum einschlugen. Welch eine Wucht hinter ihnen doch steckte... er war froh, dass sein Scutum dieser mörderischen Belastung standhielt.
    "Aaaaaaaaa... verdammte Scheiße"
    schrie ein Miles, der es nicht geschafft hatte, rechtzeitig in Deckung zu gehen. Ein Pfeil durchbohrte sein Bein, Blut quoll hervor. Er senkte den Schild... und im nächeten Moment jagten zwei weitere Pfeile in ihn rein. Zuckend und zitternd, weil wahrscheinlich ein Nerv getroffen wurde, ging er zu Boden, qualvoll sterbend.


    Die Parther ließen nicht locker. Die Pfeile kamen nicht mehr in regelmäßigen Salven, vielmerh vereinzelt, dafür jedoch pausenlos. Es war zum Knochenfressen. Weitere Milites fielen, meist die eher unerfahneren, jüngeren Milites. Avitus musste mitansehen, wie Männer, die er ausgebildet und befehligt hatte von einem Augenblick auf den nächsten nur noch totes Fleisch waren, mit vor Schmerz und Angst entstellten Gesichtern, die erstarrt waren in jenem Augenblick, als das Leben ihren Körper verließ. Sie mussten nach vorne, sie mussten weiter vorrücken und den Nahkampf suchen, anderenfalls waren sie, waren die Legionen nutzlos und würden hier auf offenem Feld, von dem Feind, der ausserhalb der Reichweite ihrer Pila her agierte, gnadenlos zusammengeschossen werden... Aber ohne den Befehl der Legio-Führung konnte Avitus seiner - wohl im wahrsten Sinne des Wortes - dezimierten Centuria oder der Ersten Cohors nicht befehlen, vorzurücken. Alleine würden sie nichts ausrichten und für die Parther war eine einzelne Einheit ein gefundenes Fressen. Er wartete auf die Klänge der Cornicen, die den Vormarsch würden befehlen. Wenn man unter Beschuss stand, konnten Sekunden zu einer Ewigkeit werden und das spürte Avitus nun. Scheiße, er wollte hier nicht sterben. Nicht hier, nicht so...

    "Milites...pergite aequatis passibus" ~ Abteilung... Im Gleichschritt Marsch
    brüllte Avitus, als vom Stab der Befehl zum langsamen vorrücken kam. Die Centurionen anderer Einheiten brüllten dieselben Befehle und die Cohortes setzten sich, etwas versetzt, in Bewegung.
    "Zusammenbleiben... Linie halten"
    befahl Avitus laut, als er sah, dass einige Milites der ersten Reihe in ihrer Ungeduld aus der Reihe tanzen wollten. Langsam näherte sich der stählerne Koloss aus Rüstungen, Pila und Schulden dem parthischen Heer...
    "Consistite..." ~ Halt...
    Sie blieben stehen, als sich vor ihnen eine schier unendliche Front aus Reitern formierte, offenbar in der Absicht, frontal zu stürmen. Das war Wahnsinn. Avitus schüttelte mit dem Kopf, während sich auf seinem Gesicht ein ungläubiges Lächeln abzeichnete. Diese parthischen Reiter waren schon ein beeindruckender Anblick, bei Mars, er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er ihnen nicht einen gewissen Respekt entgegenbrachte.
    "Schild auf Schild... signa zurück"
    brüllte er. Die Feldzeichenträger musste er für die bevorstehende Kollision wegschaffen, sie vorne zu lassen war ihr Todesurteil. Die Feldzeichenträger waren die wichtigsten Männer seiner Einheit, sie zu beschützen war die oberste Pflicht eines jeden Miles seiner Centuria, vom Primus Pilus bis hin zum einfachen Miles. Die Männer der vordersten Reihe knieten hinter ihren Scuta, während die der zweiten ihre Schilde auf die der ersten Reihe abstellten. So entstand eine hohe Mauer, aus deren Lucken Pila hervorstachen. Dort frontal reinzurasen würde die Parther einiges kosten. Wenn auch hier und da Einbrüche entstehen würden, rechnete Avitus, dass ein Großteil der Pferde scheuen würde... er blickte nach hinten.
    "Pila bereithalten... auf meinen Befehl warten"
    schrie er. Seine Befehle wurden an der anderen Flanke wohl nicht gehört, aber er rechnete damit, dass der Optio, der hinter ihm in der letzten Reihe und der Tesserarius, der auf der anderen Flanke stand, sie weitergeben würden.
    "Macht euch bereit, milites"
    sagte er und stellte sein Schild auf das eines anderen Miles. Die Parther kamen. Avitus blickte kurz nach hinten, in Erwartung des todbringenden Artillerie- und Pfeilbeschusses, der ihrem Ansturm die Wucht nehmen sollte. Sein Blick wanderte nach vorn.
    "Na kommt schon... kommt schon"
    flüsterte er...

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Appius vernahm die Befehle mit Erleichterung und gab die Befehle an die Centurionen der V.Cohorte weiter.
    Dann, wie sie es gelernt hatten und in hunderten von Übungen perfektioniert hatten, rückte die V.Cohorte, geleitet von den Signifern und Conierns der einzelnen Centurien langsam vor.


    M' TADIUS CATO
    [Blockierte Grafik: http://img206.imageshack.us/img206/46/militesnc1.png]


    Tadius - ein noch relativ jünger, unerfahrener Miles, der seit einem Jahr bei der Legion dabei war - stand vorne in der zweiten Reihe, unweit des Signifer seiner Centuria, der zweiten Centuria der fünfen Cohors. Sie hatten sich durch den Verlust der Kavallerie der 'Teilerittenen' nicht entmutigen lassen und fast schon ungeduldig auf den Befehl zum Vorrücken gewartet, wenngleich Tadius es nicht völlig kalt ließ, als er sah, wie gnadenlos die Reiter von den Salven der Bogenschützen abgeschlachtet wurden, ohne die geringste Chance zu haben, dem zu entgehen. Die Centurionen brüllten die Befehle und die Signalbläser gaben sie weiter. Gleichmäßig, ganz so, wie sie es unzählige Male auf dem Exerzierplatz in Mantua geübt hatten, setzten sich die Milites in Bewegung, den parthischen Schlachtformationen entgegen. Seine Sinne waren geschärft, die Finger umklammerten krampfhaft das Pilum und den Griff des Scutum.




    MILES GREGARIUS - COHORS V

    Zitat

    Nicht viel später löste sich einer der Reiter aus der Reihe der Parther und ritt auf die Römer zu. In Hörweite blieb er stehen und rief den Römern etwas entgegen.


    Sim-Off:

    Da dort nicht steht, welche Römer er genau anbrüllt, fühlt sich die cohors prima mal angesprochen


    Avitus warf einen Blick nach hinten. Was bei allen Göttern war los? Die Parther waren vor ihnen, hatten sich zu einer offenen Feldschlacht hinreissen lassen. Zugegeben, das hieß, dass sie sich ihrere Sache ziemlich sicher waren und man mit weiteren Manövern rechnen musste, die die römischen Truppen einiges an Leben kosten würden können. Aber sie waren hier, stellten sich zum Kampf. Und womit antworteten sie ihnen...? Sie standen da und... taten nichts, sondern ließen sich beleidigen. Avitus blickte nach vorn, schüttelte leicht den Kopf und spuckte aus. Dieser unglaublich selbstsichere, sich wohl in Sicherheit wiegende Klugscheißer vorne auf dem Pferd, der ihnen irgendwas gerufen hatte, war in Reichweite ihrer Scorpione. Vielleicht zu weit für einen gezielten, perfekten Schuss, aber einen Versuch war es wert.
    "Melder..."
    brüllte er mit seiner bewährten Kasernenhofstimme.
    "Centurio, melde mich wie befohlen"
    gab der Miles von sich, der als 'Laufbursche' abgestellt war.
    "Meldung an Scorpione. Schießt den Bastard ab. Und eine Meldung an Befehlshaber..."
    er stockte kurz.
    "... erwarte Befehle"
    sagte er dann kalt.
    "Sane, centurio"
    gab der Melder von sich und eilte weg. Wieder blickte sich Avitus um. Sie mussten nach vorne, geschlossen und entschlossen. Im Moment hatten die Parther eindeutig die Initiative und ihr Erfolg beim Ausradieren der Kavallerie-Einheit, die auf ihr Manöver reingefallen war, muss ihren Truppen sehr viel frischen Mut gegeben haben, der noch weiter gemehrt wurde durch das bisher wohl nicht all zu beeindruckende Bild römischer Infanterie, das diese bisher abgegeben hatte. Er blickte nach hinten und sah, wie die Scorpione den Parther ins Visier nahmen...