Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    Zwar waren sie mit vollem Gepäck unterwegs, so dass man nicht wirklich von einer "Schlacht"-Reihe ausgehen konnte, die sie bilden sollten, aber letztlich ging es um die Formationen und deren Wechsel, nicht darum, am Ende mit einem einsatzbereiten Scutum, Pilum und Gladius in einer Linie zu stehen. Auch erwartete Avitus nicht, dass alles blitzschnell ging bei bis zum Brechen vollbeladenen Legionären, was aber nicht hieß, dass er Trödeln gutheißen würde. Er sprang vom Pferd und stellte sich an die Spitze der Kolonne, als der Befehl kam, die Formation zu wechseln.
    "Militeeeees"
    erklang seine Stimme, ganz wie auf dem Exerzierplatz. Die Signalbläser hielten sich bereit, seine Befehle an die Männer weiterzugeben.
    "Ad acieeeem"
    kam der Befehl und der Signifer übersetzte diesen in das entsprechende Signal, das auch von den nachfolgenden beiden Cohorten direkt hiter der Ersten vernommen wurde.


    Der römische Legionär war gezwungen - da man dies von ihm verlangte und erwartete - Tag für Tag einen Spagat zu vollziehen. Einserseits forderte man eiserne Disziplin und bedingungslosen Gehorsam, andererseits erwartete man von ihm Eigeninitiative, wenn sie der Situation angemessen war. Avitus hatte nicht gesagt, ob der Wechsel über die linke oder die rechte Flanke zu machen sei oder über die Mitte. Er wollte abwarten und sehen, was die Erste Kohorte an Eigeninitiative bewies, wieviel Korpsgeist in ihr steckte. Da sie an der Spitze marschierte, musste die Erste Kohorte ihren Schritt verlangsamen, über die Mitte der Kolonne drehen, so dass die vorderen Centurien sich über die Flanke nach hinten würden fallen lassen, die hinteren dagegen nach vorne aufschließen. Ganz wie auf dem Campus.


    Die hinteren Centurien machten das, was von ihnen gefordert wurde. Die Kohorte unmittelbar hinter der ersten, die Achte, wechselte über die linke Flanke zur Linie und erhöhte ihr Marschtempo vom Militari Gradu zum Pleno Gradu, also vom einfachen Gleichschritt zum Schnellen Schritt, um zur Linie aufzuschließen. Über die rechte Flanke bildete die ihr nachfolgende, die Vierte Kohorte die Linie und erhöhte ihr Marschtempo zum leichten Laufschritt, um zur Linie aufzuschließen. Langsam aber sicher verwandelte sich die Kolonne aus drei Kohorten zu einer weiterhin nach vorn marschierenden, durch die Intervalle zwischen den Kohorten unterbrochenen, vorderen Linie...

    Sim-Off:

    ich geh jetzt mal von einem sagen wir 30 m breiten, ca. 2 m im Durschnitt tiefen Abschnitt aus, in dem es keine starke Ströhmung gibt


    In Begleitung des Pilus Prior der Cohors VIII stand Avitus da. Die beiden Cohortes sollten mit den Bauarbeiten beginnen. Avitus überlegte kurz, welche Befehle er an die Truppe geben musste, um den Bau zu koordinieren. Sie brauchten etwas, womit man den Fluß befahren konnte. Er stellte sich auf eine kleine Anhöhe und warf einen Blick aufs Wasser. Dieses war dunkel, der Grund kaum sichtbar. Selbst wenn ein Mann darin gehen konnte, würde ihn die - selbst träge - Ströhmung wegdrücken wie einen Strohhalm und er würde mindestens bis zum Hals im Wasser stehen. Keine guten Voraussetzungen also, um zu arbeiten, zumal man schnell abkühlte und nicht lange drin bleiben konnte. Boote oder Flöße mussten also her.


    Er wandte sich an seinen Optio, der dazugekommen war.
    "Wir brauchen die Tiefe, um die Stämme entsprechend lang zu machen, die wir dann quer zur Flußrichtung in den Boden eintreiben werden. Und wir brauchen Boote oder zumindest Flöße, mit denen wir diese transportieren können und von denen aus wir die Stämme in den Grund treiben"
    sagte er.


    Der Optio nickte.
    "Wir brauchen irgendetwas, das als Anker dient, um die Flöße auf Position zu halten. Die Ströhmung ist nicht stark, aber deutlich spürbar"
    sagte er, woraufhin nun Avitus seinerseits nickte.


    Dann deutete der Artorier auf den Fluß.
    "Wir treiben jeweils ein Paar Stämme im Abstand von sagen wir... 15 gradus [ca. alle 10-11 m] zwischen den Paaren. Das wird also vier Paare im Wasser geben, dazu kommen dann noch die Stützpfähle, ebenso viele an der Zahl. Ich denke nicht, dass sie unbedingt notwendig sind, aber wir gehen besser auf Nummer Sicher"
    sagte er und blickte Vitamalacus fragend an. Er wusste nicht, ob dieser es eilig hatte.
    "Anschließend werden wir vorgefertigte Baumstämme, sagen wir 2 pedes im Durchmesser [ca 60 cm], benutzen, um die einzelnen Joche miteinander zu verbinden. Dadrauf werden wir dann dünnere Stämme verlegen, quer zum Brückenverlauf, sozusagen als Unterbau zum Brückenbelag. Und dadrauf verlegen wir Stangen und Flechtwerk, das wird der eigentliche Brückenbelag"
    sagte er.
    "Tja, da geht 'ne Menge Holz drauf"
    sagte der Pilus Prior lächelnd.
    "Gebt die Befehle an die Männer weiter. Seht zu, dass sich ein Teil der Männer stets ausruht, der andere stets arbeitet. Der tribunus will jeden Mann alls zwei Stunden ruhen sehen"
    "Wird gemacht"
    sagte er Optio und stieg von der kleinen Anhöhe herad, um die Arbeiten in Gang zu setzen. Desgleichen tat auch der Pilus Prior.


    Sim-Off:

    wer was macht, will ich nicht explizit vorschreiben und verlasse mich da auf eure Fantasie. Ansonsten müsste dort alles stehen, was gebaut werden soll. Wenn ich was vergessen habe, könnt ihr es mir entweder SimOn vorwerfen oder mich SimOff per PN erinnern, dann wird es mir nachträglich SimOn einfallen.

    "Und im Finale stehen sich..."
    verkündete Avitus laut, nachdem die Finalisten klarstanden
    "... probatus Artorius und miles Cassius gegenüber"


    Cassius war ein stämmiger Mann, der in seinem Körperbau Imperiosus glich. Beide waren kräftiger und schwerer, als der Durschnittsrömer, und wirkten - zumindest auf den ersten Blick - eher schwerfällig und langsam. Erst in Situationen wie diesen offenbarte sich die Agilität, die die Ringer an den Tag legen konnten und Avitus war froh, dass er nicht teilgenommen hatte. Er war sicher, dass er nicht weit gekommen wäre. Erstens war er leichter sowohl als Cassius, als auch als Imperiosus obwohl vermutlich schneller und agiler, war er einfach nicht so gut im Ringen, um es so weit zu schaffen. Also überließ er es anderen.


    "Die beiden treten vor"
    sagte er laut. Als die beiden Kontrahenten standen, sah er beide nacheinander an, dann fuhr er fort.
    "Es wird hart, aber fair gekämpft. Möge der Bessere gewinnen"
    Dann gab er den Feldzeichenträgern das Signal, dass keine Wetten mehr angenommen werden sollten und wandte sich dann erneut an die Finalisten.
    "Agite"


    Sim-Off:

    hoffe, das letzte Wort in Latein ergibt Sinn. Soll meinen: los, vorwärts, auf denn

    Avitus lächelte, als Crista sich versprach.
    "Claudus, nicht Claudius"
    korrigierte er.
    "Und natürlich helfe ich euch aus. Salome..."
    er rief nach der Sklavin. Als diese reinkam, schickte Avitus diese zum Signifer, der einen Teil seines Geldes verwaltete und tarug ihr auf, eine Summe zu holen.
    "Salome müsste jeden Augenblick mit dem Geld ankommen.... und noch etwas Crista. Solch einen Unsinn, von wegen zurückzahlen, will ich nicht noch einmal von dir hören. Betrachtet es als ein Willkommensgeschenk"
    sagte er.
    "Übrigens, solltet ihr Briefe schreiben wollen, zum Beispiel an euren Bruder Servius in Germania, so könnt ihr Gebrauch von der Wertkarte machen, die ich beim cursus publicus gekauft habe..."
    Salome kam mit einem Geldbeutel rein, den sie Avitus reichte. Avitus nahm das Geld entgegen und legte es auf den Tisch.


    Sim-Off:

    WiSim

    Avitus lächelte zufrieden, als Imperiosus ihm das Wort abschnitt. So brauchte er die Bitte nicht auszusprechen und beide wussten, was gemeint war. Dass Imperiosus sich an die Bedingung von sich aus zu halten bereit war, erfreute ihn.
    "Gut"
    sagte er knapp und nickte.


    "Sonst? Nein, sonst gibt es eigentlich nicht viel. Ich mache dann noch mal eine Rundegang, bevor ich mich ein paar Stunden aufs Ohr haue"
    sagte er.
    "Du solltest es auch tun. Sei pünktlich zur Wache"
    Damit verabschiedete er sich und verschwand dann wieder in der Dunkelheit, um den Rundgang in Angriff zu nehmen und sich anschließend ein paar Stunden Ruhe zu gönnen.

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Primus Pilus, Lagebericht !" befahl er gewohnt knapp, während über den Fluss blickte. Von hier aus schien er wirklich breit zu sein, deutlich über 50 Schritt, vielleicht sogar gute 100. Hier und da schauten kleine Inseln aus dem Wasser, aber sicher war ihr Boden matschig und durchweicht, wie schon der Boden hier in Ufernähe entsprechend war. Eigentlich schien der Fluss ruhig und träge zu sein, doch an manchen Stellen kräuselte sich das Wasser, verriet, das der Fluss nicht überall so träge war


    Da der Fluß die Legion zu einer Marschunterbrechung zwang, hatte Avitus die fünfte Centurie als Wache abgestellt, die sich nun um den Brückenkopf verteilte. Avitus selber hatte zum Tribun aufgeschlossen.
    "Wird nicht ohne weiteres zu überqueren sein, tribunus"
    sagte er.
    "Dort... und dort..."
    er deutete jedesmal auf einige Stellen, an denen das Wasser schnell floß und es nicht so aussah, dass die Ströhmung ein Passieren erlauben würde
    "... fließt das Wasser zu schnell. Ohne diese Stellen hätten wir ihn vielleicht durchqueren können, aber auch da wissen wir die Tiefe nicht. So bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als eine Brücke zu bauen. Dürfte nicht all zu schwierig werden, da das Wasser ja doch recht langsam fließt"
    sagte er.
    "Ich empfehle ausserdem, Equites rüber zu schicken, um das andere Ufer zu erkunden, ehe wir beginnen"
    Da die Reiter auf ihren Pferden den Fluß schwimmend durchqueren könnten, konnten sie nicht nur das andere Ufer erkunden, sondern auch Meldung über die Strömungsstärke und eventuell über die Tiefe machen.
    "Da der Fluß dort..."
    Avitus deutete wieder in die entsprechende Richtung
    "... am engsten ist, fangen wir an dieser Stelle auch am besten an. Am besten lassen wir einen Teil der Männer stets ruhen, damit permanent gearbeitet werden kann und wir bis spätestens..."
    jetzt musste er schätzen, denn Erfahrung im Brückenbau hatte der Artorier nicht all zu viel
    "... Anbruch der zehnten Stunde fertig sind. So bliebe noch Zeit, um auf der anderen Seite ein Marschlager aufzuschlagen"
    Bei nur etwa 50 Gradus Breite war das durchaus im Bereich des Möglichen, zumal es noch früh am Tag war und die Legion recht ausgeruht war. Caesar hatte in nur zehn Tagen eine Brücke über den Rhenus geschlagen, der an die 800 Gradus breit war, das zwar mit zwei Legionen samt Hilfstruppen, aber dennoch. Wäre doch gelacht, wenn die Prima nicht an etwas weniger als einem Tag eine hübschen kleine Brücke von 50 Gradus schaffen würde.

    "Ja, das wäre wohl am besten so"
    sagte Avitus, als Castus sagte, er werde mit Livianus reden. Im Geiste rechnete er nach, ob er es sich leisten konnte, ohne weiteres drei Pferde zu kaufen, aber da Rechnerei ihm seit jeher unbeliebt war, ließ er es sein und beließ es bei einem
    "Nun, wenn gar nichts geht, wende dich an die Familie. Wir werden schon für einander sorgen"
    sagte er.
    "In Rom könnte es gut sein, dass ihr auf Artorius Corvinus treffen werdet. Ein entfernter Verwandter von uns aus Achaia. Medeia scheint ihn gut zu kennen. Ebenso seinen Vetter Claudus, den ich allerdings nicht perönlich kenne"
    sagte er.
    "Corvinus ist zwar ein duumvir in Misenum, aber die Amtszeit dauert ja nicht ewig und ich denke, ein Mann wie er wird nach Rom zurückkehren, wenn es sich irgendwie ergibt"
    Er merkte, dass er abschweifte und kam auf den Punkt.
    "Wie auch immer. Ich denke, er könnte ebenfalls helfen, zumindest in der Anfangszeit, bis ihr sicher auf den beinen steht, sozusagen"
    Dann dachte er noch einen Augenblick lang nach und stellte die Frage.
    "Benötigt ihr beide eigentlich im Moment Geld?"
    Natürlich war es immer so eine Sache. Einerseits war es bestimmt unangenehm, zuzugeben, dass man Geldknappheit zu erleiden hatte, andererseits war man hier nicht unter Fremden, so dass auf derlei Stolz nicht großes Gewicht gelegt zu werden brauchte.
    "Oder sonst etwas? Zögert nicht, euren Vetter um Hilfe zu bitten, solange ich noch in Italia weile"

    Avitus seufzte. Castus musste ganz schön einen getrunken haben. Er blickte zu Crista, der man ihre Verlegenheit deutlich ansehen konnte und lächelte ihr zu, in dem Versuch, sie etwas aufzumuntern und um nicht zuletzt selber gefasst zu erscheinen. Ein bißchen wütend auf Castus war er schon. Eigentlich war es keine Wut, sondern eher Verwunderung mit einem Schuß Enttäuschtsein. Was war nur aus dem Soldaten geworden, den er einmal kannte... kannte er Castus überhaupt? Gab es den Castus von damals noch oder war aus Hispania ein anderer Lucius Artorius Castus zurückgekehrt...


    Zitat

    Original von Cyprianus


    Er drehte sich um zu Cyprianus und seiner charmanten Begleiterin, als dieser hinzutrat. Er grüßte den Tribun mit einem Händedruck - immerhin war man hier nicht im Dienst - und ebenso seine Begleiterin, die ihm als seine Ehefrau vorgestellt wurde.
    "Salvete"
    sagte er und verneigte sein Haupt ganz leicht.
    "Es ist mir ein besonderes Vergnügen, werte Valeria, deine Bekanntschaft zu machen"
    sagte er. Natürlich fiel ihm Castus ins Wort, so dass Avitus für einen Augenblick die Augen schloss und die Lippen aneinander presste. Dann lächelte er jedoch wieder, die Fassung wahrend, sich seiner Gravitas und Dignitas bewusst.
    "Sicher, tribunus"
    sagte er, als Cyprianus ihn auf die anderen Artorier ansprach. Bewusst ging er auf Castus zuletzt ein.
    "Dies ist meine wunderschöne Base, Artoria Crista und ihre Brüder, Tiberius Artorius Imperiosus, der in meiner centuria als legionarius dient, Und..."
    er deutete auf Castus
    "... ist Lucius Artorius Castus. Castus und Artoria sind vor kurzem erst aus Hispania zurückgekehrt"

    Avitus war herübergekommen, als er gemerkt hatte, wie ungewöhnlich sich Castus benahm. Er blickte Crista fragend an, dann Imperiosus, ehe er sich flüsternd an Castus wandte.
    "Lucius, was verdammt noch mal ist plötzlich los mit dir?"
    zischte er verwundert, und blickte dann verstohlen nach beiden Seiten, hoffend, dass sie nicht unnötig viel Aufmerksamkeit erregt hatten. Das wollte er Medeia nun wahrlich nicht antun.
    "Reiss dich zusammen, beim Mars, oder willst du die Feier ruinieren?"
    Sein Verdacht, dass Castus etwas für Medeia empfand, das anders war, als die Liebe zu einer Angehörigen, wurde von Minute zu Minute stärker.

    Der Artorier nahm einen Schluck Wein. Er konnte froh sein, dass Salome an Seiner statt an die Kleinigkeiten wie Weintrauben oder oliven gedacht hatte. Sie stellte einen Teller auf dem Tisch ab, gedeckt mit verschiedenem Obst.
    "Tja, Mantua hat sich letzter Zeit verändert. Sowohl in seinem Erscheinungsbild, du wirst das neue Amphitheater sicherlich bemerkt haben, als auch von seinen Einwohnern her. Nicht ganz so viele Patrizier hier, wie früher, den Göttern sei Dank"


    Avitus nickte, als Castus erwähnte, dass ein Gespräch mit Decimus fällig war.
    "Was sind denn deine Pläne für die Zukunft?"
    fragte er neugierig.
    "Willst du in Rom bleiben?"
    Die letzte Frage war womöglich etwas taktlos, zumindest konnte sie Castus wie einen versteckten Vorwurf verstehen, aber sie weder so gedacht, noch hatte Avitus gemerkt, dass sie so war.

    Nun, die Hochzeit - noch dazu eine im Castellum und auch noch die des Lagerpraefekten sowie einer Persönlichkeit wie Medeia - war vermutlich in aller Munde, was Avitus aber entgangen sein muss. Vielleicht war es einfach nur Verwirrung, nachdem ihm gerade erst mitgeteilt wurde, dass Sabina nicht mehr war, und das einen Tag vor der Heirat.


    Er wechselte das Thema, um auf andere, fröhlichere Gedanken zu kommen.
    "Dennoch habe ich dich recht gut in Erinnerung behalten, wie du bemerkt hast"
    sagte Avitus, der einige Jahre älter war, als Crista und sich noch erinnern konnte, wenngleich bei weitem nicht so gut, wie er eben gesagt hat.
    "Habt ihr eigentlich eine Bleibe gefunden? Wenn nicht, kann ich euch zum praetorium bringen. Decimus Livianus ist doch auch dein Patron, nicht wahr Lucius? Er wird dir bestimmt ein Zimmer zuweisen..."
    Andererseits konnte sich Avitus gut vorstellen, dass Livianus auf Castus nicht gut zu sprechen war seit seinem Verschwinden damals. Er wusste nicht, ob Castus Livianus damals unterrichtet hatte und auch nicht, wie gut oder schlecht ihr Verhältnis war. War daher gut denkbar, dass Castus irgendwo in Mantua übernachtete, gute Gasthäuser gab es genug, wenngleich sie auch nicgt unbedingt billig waren.

    "Salve, Imperiosus"
    begann Avitus unformell, ohne den Gruß zu erwiedern.
    "Ich wollte mir dir ein paar Worte wechseln. Wie du ja mitbekommen hast, werden wir bald an einem Feldzug teilnehmen, der uns weit, weit weg von Italia führen wird und wir nicht wissen, wann wir wieder zurückkehren"
    sagte er, ohne damit gleich auf den Punkt zu kommen. Dann überlegte er es sich aber und sagte
    "Es geht hierbei um deine Sklavin... Marcella... oder ist sie deine Freigelassene? Wie auch immer. Du kannst dich sicher daran erinnern, dass damals, als du mich gebeten hast, sie in meinem bescheindenen Haushalt aufzunehmen, ich dies unter einer Bedingung tat..."
    Er blickte Imperiosus an und versuchte, in seinem Gesichtsausdruck zu erkennen, ob diesem die Bedingung noch in Erinnerung war. Aber Imperiosus war zu müde und es war zu dunkel, als dass Avitus irgendetwas hätte deuten können.

    Lange hatte Imperiosus nicht schlafen können. Avitus hatte sich vorgenommen, noch an diesem Abend mit ihm zu sprechen und auch, wenn ihn bisher das eine oder andere davon abgehalten hatte und er seinem Vetter den Schlaf durchaus gönnte... das Gespräch musste sein. So erschien er vor den Zelten der Milites, ließ Imperiosus wecken und wartete, bis dieser aus dem Zelt trat.

    "Dann bin ich beruhigt. Sei meines Dankes versichert, Vetter"
    sagte er.
    "Ich bin überaus froh, dass ihr rechtzeitig hier in Mantua angekommen seid, bevor die legio verlegt wird. Nicht nur, dass wir drei uns wiedersehen, nein, es gibt zwei weitere erfreulichere Nachrichten"
    Avitus wusste nicht, dass eine davon speziell für Castus weniger erfreulich sein würde.
    "Euer Bruder, Tiberius, dient in den Reihen der legio I"
    sagte er.
    "Auch er hat viel Zeit ausserhalb Roms verbracht und war ebenfalls in Hispania, ehe er sich dazu entschlossen hat, nach Italia zurückzukehren und in die Reihen der legio einzutreten. Mittlerweile hat er seine grundausbildung hinter sich und ist legionarius. Aber ich will ihm nicht zu viel vorwegnehmen, er soll euch morgen selbst alles erzählen"
    sagte Avitus. Salome hatte derweil Wein gebracht und den Artoriern eingeschenkt.
    "Lasst es euch schmecken... Und wo wir schon von morgen sprechen... Artoria Medeia, unsere... ja, unsere Tante..."
    eigentlich war sie viel zu jung für eine Tante und war es rein formell, in Anbetracht der Tatsache, dass Medeia wohl jünger als Castus sein musste.
    "... wird morgen hier im Castellum unseren praefectus castrorum Matinius Plautius heiraten"
    sagte Avitus und blickte die beiden an. Vermutlich schlug die Nachricht ein, wie ein Blitz, auch wenn Plautius weder Castus noch Crista ein Begriff sein würde. Andererseits waren sie in Hispania und diese wurde derzeit von dem Bruder von Plautius verwaltet. Man konnte nie wissen...

    Avitus war aufgefallen, dass viele Artorier im Praetorium versammelt waren. Da waren die beiden Legionäre, also er selbst und sein vetter Imperiosus, ausserdem Castus und Crista, die er schon gestern gesprochen hatte und ausserdem noch natürlich sie, der Grund der Zeremonie, Medeia. Er war froh, so viele Mitglieder seiner Familie noch einmal wieder zu sehen, ehe er in den Krieg zog. Nachdem ihm die Kunde vom Ableben seiner Schwester mitgeteilt wurde, war ihm gestern erst richtig bewusst geworden, dass es stets das letzte Mal sein konhte, dass man jemanden wiedersah.


    Plautius war erschienen, bald auch Medeia und die Zeremonie nahm ihren Lauf. Auf Plautius und Medeia kamen, so bald nach ihrer Hochzeit, keine einfachen Zeiten zu. Zu wissen, dass der Ehemann in den Krieg zog... zu wissen, dass die Ehefrau allein zurückblieb... Avitus versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten, als sie ihren Blick von Plautius löste und Castus erblickte. Ja, richtig, sie wusste noch nichts von seiner Wiederkehr. Crista würde sie womöglich nicht einmal kennen. Doch war da noch etwas in ihrem Blick, etwas, das Avitus nicht richtig deuten konnte. Er drehte ganz leicht den Kopf und sah zu Castus. Der Priester bestätigte das Wohlwollen der Götter über diese Verbindung, während Avitus - möglichst unauffällig - zu Castus schaute. Dessen Reaktion überraschte ihn. Ohne, dass er es wollte oder mochte, keimte in Avitus ein Verdacht auf. War es möglich, dass... nein... er schüttelte den Gedanken wieder ab - bzw. versuchte es - und blickte nach vorn.

    "Kommt, nehmt doch Platz"
    sagte Avitus und rief nach Sklaven.
    "Salome..."
    er wartete einen Augenblick, bis die Sklavin erschien.
    "Salome, hol einen Sessel"
    sagte er ihr. Da bereits ein Sessel für Besucher im Raum stand und Avitus als 'Hausherr' natürlich ebenfalls einen Platz zur Vefügung hatte, musste Salome nur einen Sessel holen.


    So lange die Sklavin unterwegs war, fragte Avitus weiter.
    "Ihr habt bestimmt mitbekommen, dass es in den östlichen Provinzen Ärger gibt..."
    sagte er, ohne zu merken, dass er den bevorstehenden Krieg als 'Ärger' beschrieb. Salome kam derweil rein und brachte einen Sessel, so dass sich nun alle drei setzen konnten.
    "Die Prima wird bald verlegt werden. Mir... mir bleibt daher keine Zeit, nach Rom zu gehen und meiner Schwester ein letztes Geleit zu geben"
    Er sah Castus und Crista fragend an.
    "Ich muss dich, Lucius und dich, meine liebe Crista daher schweren Herzens bitten... mir diese Pflicht abzunehmen und ihre Asche zum Heiligtum und Familiengrab der Artorier zu bringen..."

    Avitus nickte wiederholt, sein Blick war dabei auf den Boden gerichtet, Trauer spiegelte sich in seinem Gesichtsausdruck wieder.
    "Ich danke euch beiden..."
    brachte er leise hervor.
    Dann fiel ihm etwas ein.
    "Sie hatte mir mal einen Brief geschickt, in dem stand, dass ihr Hispania und Carthago Nova gut gefiel"
    Avitus stand auf, half seiner Base auf die beine und suchte das Schreiben, hielt es dann seinem Vetter entgegen.
    "Hier, schaut selbst... Sie wollte wissen, was ich davon halte, dass sie Germania besuchen wolle, aber wohin ich ihr diese Antwort schicken sollte, konnte ich dem Brief nicht entnehmen. Schon damals habe ich es für ein schlechtes Omen gehalten"
    sagte Avitus. Wie so viele Soldaten war er vor Aberglauben nicht gefeit.
    "Und nun... die Gewissheit"
    Er atmete tief durch.
    "Bei Mars, ich wünschte, wir hätten uns unter erfreulicheren Umstanden wieder getroffen"
    er fuhr sich mit der flachen Hand über den Nacken.
    "Ist meine Schwester schon bestattet worden?"
    Avitus ging davon aus, war es doch unwahrscheinlich, dass man ihren Leichnahm über See und eine so große Entfernung transportierte. Vielmehr als dass Castus und Crista ihre Asche mitbrachten, konnte er nicht erhoffen...

    Avitus sah Crista an, warf dann einen Blick zu Castus. Dann folgte er der Aufforderung, sich hinzusetzen und sah wieder zu Crista. Seine Schwester Sabina... was hatte sie mit dem Ganzen zu tun... dann dämmerte es Avitus und er hielt für einige Sekunden den Atem an, sah mit leerem Blick nach vorn.
    "Sie ist gestorben..."
    flüsterte er. Seine Schultern senkten sich, sein Blick ebenso. Langsam schüttelte er den Kopf, versuchte zu begreifen, was ihm da eben mitgeteilt wurde.
    "Wie....?"
    fragte er leise.

    "Sei auch du gegrüßt, Lucius"
    gab Avitus zurück. Seine Worte klangen eher höflich, denn trotz der großen Wiedersehensfreude hatte Castus Recht mit seinen vermutungen. Ohne weiteres - ohne Vorwarnung - einfach zu verschwinden... das hatte Avitus damals wahrlich nicht mit Freude erfüllt. Aber nun war - nach Imperiosus - auch Castus wieder da... und mit ihm... Avitus warf einen Blick auf Crista.
    "Und natürlich auch du, Artoria, meine Base"
    sagte er, freundlicher. Crista hatte er seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.
    "Komm, tritt hervor, sei nicht so bescheiden. Ich möchte..."
    'dich mal ansehen' wollte er sagen, wurde aber von Castus unterbrochen, der ihm andeutete, was ihn und Crista hergeführt hatte. Avitus wurde neugierig, gleichzeitig spürte er und hörte er aus der Stimmlage von Castus heraus, dass es wohl keine guten Neuigkeiten waren. Er schluckte einmal und spürte, wie sein herz schneller schlug.
    "Nicht die Hochzeit... was meinst du dann, Vetter?"
    fragte er zaghaft, so als hätte er trotz der neugier Angst davor, den Grund zu hören.