Was bisher geschah...
Fein herausgeputzt, hatte Avitus im Atrium gestanden und auf seine Gattin gewartet. Seine Miene spiegelte Freude vor, aber er wusste, dass er Calvia nichts würde vormachen können. Das war aber auch nicht seine Absicht, denn sie war es, die ihn ermahnte, ihr das ja nicht zu ruinieren. Wobei Avitus beim besten Willen nicht verstand, was er ihr ruinieren sollte und konnte, wenn er behaupten würde, er hätte einfach keine Lust oder er hätte wichtigeres zu tun. Aber aus irgendeinem Grund war es furchtbar wichtig für Calvia, hinzugehen. Frauen. Vermutlich ging es ihr um dieses alberne, überflüssige sehen und gesehen werden. All die Mühen, die Avitus aufbrachte, ihr klar zu machen, dass er weder Flavius besonders gut kennen oder mögen würde, noch sich in der Anwesenheit so vieler Vertreter des patrizischen Standes wohl fühlen konnte, fruchteten nicht und so hatte sich der Artorier letztlich in sein Schicksal ergeben. Wenigstens konnte Avitus eine gewisse Schadenfreude empfinden, da sich der Flavier nun selbst Fesseln anlegen ließ und hoffentlich einmal in einer ähnlichen Lage sein würde und sich von seiner Gattin diktieren lassen würde, ob und wohin sie 'ausgingen'.
Sie hatten sich durch die Stadt gequält. Calvia ließ sich in einer Sänfte tragen und als sie behauptete, auch Avitus soll in so ein... Ding einsteigen, da drohte er, seine Toga auf der Stelle abzuwerfen und überhaupt nicht hinzugehen. Vor dem Haus hatte eine kleine Schar von Klienten gewartet, die abzuwimmeln Avius nicht konnte oder wollteund so setzte sich eine kleine Prozession in Richtung Aventin in Gang, von Archias angeführt, der wie immer voranging und dafür sorgte, dass ein Durchkommen möglich war. Auf die Eskorte durch seine Leibwache hatte Avitus verzichtet.
Jetzt...
Genau das, was er erwartet hatte. Avitus wusste, dass sein Vetter dabei sein würde, doch dass einige bekannte Gesichter aus der Prima anwesend waren, überraschte ihn. Auch einige in Rom wohlbeknnte Gesichter waren da, gewesene Magistrate aus dem flavischen Haus. Offenbar nahm seine Sippe es ihm nicht übel, dass Aristides nah wie vor weit unter seinem Stand, als einfacher Centurio in der Kohorten diente. Doch nun würden bestimmt - so sie Druck ausgeübt haben sollten - nicht nur die Flavier, sondern auch die Claudier darauf bedacht sein, was aus Aristides wurde. Avitus beneidete den Mann nicht um sein Schicksal.
"Siehst du dort, meine Liebe"
er wandte sich an Calvia, während sie sich Aristides und Imperiosus näherten.
"Das ist der bedauernswerte Narr, der aus den Fehlern abertausender Männer vor ihm nicht das Geringste gelernt hat und sein Schiff freiwillig in den Hafen der Ehe steuert, wo es vor Anker liegen wird, angekettet und mit einem zweiten Kapität, einem Kapität aber, der von nun an den Ton angeben wird"
Das sagte er natürlich so laut genug, so dass Aristides ihn hören konnte. Den Stoß mit dem Ellenbogen in die Rippen, den Calvia ihm versetzte, als er Aristides als Narr bezeichnete, war der Grund, warum er nicht unerwähnt ließ, dass Aristides das Ruder aus der Hand gab. Dass das leichte Grinsen von Avitus nun tatsächlich pure Schadenfreude war, war natürlich übertrieben. Denn ein bißchen freute er sich sogar für den Flavier und war gespannt auf das Erscheinen der Braut.
Lange mussten er und die anwesenden Gäste dann auch nicht warten und als es so weit war, richtete sich Avitus' Blick auf die Braut, Epicharis, die dort an der Terrasse erschien und verharrte.