Avitus blickte überrascht auf und hörte für einen Moment sogar auf, zu kauen. Dann aß er weiter und nahm einen weiteren Schluck Wein. Das Angebot war überraschend gekommen, aber wenn Avitus alles Pro und Contra gegeneinander abwägte, schien es ihm durchaus vorteilhaft, unter der Patronage seines Vorgesetzten, 'immerhin' der ranghöchste Praefekt der 'Republik', zu stehen.
"Das ist ein... überraschendes Angebot, Caecilius Crassus"
sagte er. Das Contra lag auf der Hand. Im Grunde wusste er nicht wirklich, wer Caecilius Crassus wirklich war.
"Ich fühle mich geehrt"
Das Pro war auch ziemlich eindeutig. Als Tribun genoß er, obwohl allen anderen Tribunen der Praetorianer an Dienstalter unterlegen, die meisten Vorteile und würde stets bevorzugt. Außerdem stand Crassus in ständigem Kontakt mit dem Kaiser, konnte also schnell handeln, wenn Avitus etwas wollte und musste nicht unbedingt auf den Conventus warten. Und vor allem... er war selbst Plebejer und Ritter und außerdem Klient des Livianus. Dieser würde also - sollte er wirklich noch am Leben sein und je zurückkehren - kaum zürnen, dass Avitus Klient von jemand anderem war.
"Und ich möchte dir eine Antwort dahingehend ersparen, mir Zeit zum Überlegen zu geben"
Über die Frage der Klientel hatte sich Avitus schließlich schon etwas länger Gedanken gemacht.
"Drum..."
Für Crassus lagen die Vorteile wohl darin, dass er dann neben dem Kaiser auf die Treue eines seiner Tribune zählen konnte und die Unterstützung eines solchen, sollte er selbst irgendwann mal juristischen oder finanziellen Beistand brauchen, so unwahrscheinlich dies auch erschien.
"... bleibt mir wohl kaum etwas anderes übrig, als dein wohlwollendes Angebot mit Freuden anzunehmen"
Er erhob sich und streckte Crassus die Hand entgegen, auf dass die Klientel per Handschlag besiegelt werden konnte.
Beiträge von Lucius Artorius Avitus
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Das war ein guter Ausweg, den der Kaiser vorschlug.
"Das ist eine gute Idee. Ich spreche mich mit dem procurator a cognitionibus ab"
kommentierte er den Vorschlag des Valerian nickend und beließ es bei der knapp gehaltenen Andeutung der weiteren Vorgehensweise in dieser Angelegenheit.
"So denn, mein Kaiser. Das wäre meinerseits alles. Wenn du erlaubst..."
wohl eine überflüssige Formulierung
"... ziehe ich mich nun zurück und gehe meinen Pflichten nach" -
Avitus bedeckte sein Haupt mit einer Falte seiner Toga und schritt hinein ins Heiligtum. Drinnen erblickte er das Abbild des Kriegsgottes, der zu ihm, dem Sterblichen, herabzublicken schien. Avitus schritt zum Tisch, der vor dem Bildnis des Gottes aufgebaut wurde.
"Oh, Mars, Herr der Krieger Roms"
er sprach leise und mit einer tiefen, fast flüsternden Stimme.
"Dir bringe ich diese Gaben"
Er hielt die Reihenfolge ein, die ihm Acidinus geraten hatte und entzündete den Weihrauch.
"Diesen Kuchen hier nimm von mir an, sowie diesen Wein"
beides reichte er dem Gott so dar - den Kuchen und den Wein. Während er den Wein in die Schale goß, äußerte Avitus seine Bitte.
"Ich bin Lucius, von den Artoriern. Mein Kaiser, Valerian - du wirst ihn gut kennen - hat mich zu seiner Garde berufen. Nun ist es an mir, sein Leben zu schützen. Lass nicht zu, dass ich versage. Lass mich eien klaren Blick haben auf seine Feinde, lass mich mein Schwert schnell und präzise führen und Feinde niederstrecken, wenn es erforderlich sein sollte. Kurzum... lass mich ordentlich meine Pflicht erfüllen, so wie ich es bisher auch tat"
Avitus blickte dem großen Mamars in die Augen.
"Und etwas gibt es noch, worum ich dich bitten will. Ich weiß, ich verlange viel"
Er goß noch etwas Wein nach.
"Mein Sohn, Cnaeus, war einst Soldat. Nun ist er nicht unter den Lebenden. Auch, wenn ich nicht verstehe, weshalb du zugelassen hast, dass ihm irgendjemand das Leben nimmt..."
Avitus schüttelte den Kopf und senkte den Blick, so, als wollte er seinen aufsteigenden Zorn unterdrücken
"... will ich dir sagen, dass ich mittlerweile akzeptiert habe, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Aber um eines bitte ich dich. Es muss nicht heute sein oder morgen, aber sorge dafür, dass ich so viel wie möglich über jenen schicksalhaften Tag erfahre und vor allem jene zur Strecke bringen kann, die ihm das antaten"
Avitus hatte geendet. Er drehte sich nach rechts und zeigte Mars und den anderen damit, dass das Voropfer beendet war. -
Medeia. Gerne erinnerte sich Avitus an ihre Begegnung damals, als er aus Ostia zurückgekehrt war, sie nicht erkannt hatte und ziemlich grob behandelt hatte. Auch ihr kleiner Sklave, den sie - warum auch immer, wohl zur Belustigung - stets bei sich hatte, hatte am eigenen Leib erfahren, was es hieß, wenn Avitus grob wurde. Noch heute dürfte er an Nackenschmerzen leiden, so wie Avitus ihn eines Tages am Hals gepackt hatte. Medeia blieb so eine Behandlung zwar erspart, dennoch durfte der Artorier ihr damals einen Schrecken eingejagt haben. Avitus konnte nicht umhin, als jedesmal zu schmunzeln, wenn er daran zurückdachte. Sollte er den kleinen Sklaven je wieder zu Gesicht bekommen, würde er wohl kaum umhin können, als sich den Spaß zu gönnen, ihm Angst und Schrecken einzujagen. Naja, zumindest ein wenig.
Avitus analysierte - im Gegensatz zu seinem jungen Neffen - nicht, wieso er Medeia vermisste und was genau an ihr so besonders war. Er war kein Philosoph. Für ihn galt einfach nur diese Tatsache, dass dem so war. Vielleicht vermied er aber auch bewusst, über Medeia nachzudenken, vielleicht hatte er Angst vor dem, was er entdecken könnte. Vielleicht deswegen, weil manches nicht sein sollte. Vielleicht deswegen, weil es nicht sein konnte. Vielleicht aber auch, weil etwas nicht sein durfte.
Er blickte zu Menas.
"Tu das. Sie wird sich freuen, von dir zu hören"
sagte Avitus nickend.
"Überhaupt von jemandem von uns zu hören"
Sagte er mit so etwas wie Selbstvorwurf als Unterton. Auch er hatte daran gedacht, Medeia zu schreiben, es aber immer wieder aufgeschoben und immer irgendetwas als Vorwand dafür herangezogen. Überhaupt hatte er in letzter Zeit viele vernachlässigt. Medeia, seinen 'Bruder' Petronius Crispus und den jungen Maro von der IX Hispana, Octavius Sura von den Urbanern - von dem er bald schon erfahren würde, dass er ein Ala-Praefekt war und Avitus im Rahmen einer Mission einen Speculator auf ihn ansetzte - oder Silius Orestes, sein bester Freund in der Jugend - von dem er bald wieder hören sollte - und viele andere.
"Ich denke, ich werde mir etwas Zeit nehmen, und ein paar Briefe schreiben"
Er lächelte.
"An alte Bekannte"Sim-Off: - Ich weiß leider nicht, wie wo und wann Plautius gestorben sein soll. Ich weiß nicht, ob Avitus das weiß oder nicht. Drum ist es jedesmal wie ein Gang auf heißen Kohlen, wenn dieses Thema angeschnitten wird
- wenn du Briefe verschickst, kannst du die 'Wertkarte' belasten; sollte sie leer sein, bitte PN an mich -
"Ich spreche, gewissermaßen, auch für ihn"
Die ganze Geschichte, die sich im Officium für Rechtsangelegenheiten zugetragen hatte, wiedergeben, sollte der Artorier natürlich nicht, wusste er doch um die knapp bemessene Zeit des Imperators. Knapp darstellen, warum der besagte Procurator a cognitionibus nicht hier sprach, musste er trotzdem, damit keine Fragen offen blieben.
"In einem Gespräch mit ihm stellten wir fest, dass der Text des codex iuridicalis seit der Reformierung der administratio imperatoris nicht auf aktuellem Stand ist, bezogen auf die Regelungen über die Vertretung des imperium Romanum vor den Gerichten. Dort ist nach wie vor von der advocatio imperialis die Rede. Um dem vielbeschäftigten procurator a cognitionibus einen weiteren Weg wegen einer... Formalie zu ersparen, bot ich mich an, dich darauf aufmerksam zu machen"
Hoffentlich würde Valerian das mit dem 'vielbeschäftigten' nicht in den falschen Hals kriegen. -
Na klar hab ich Hunger wird sich Avitus gedacht haben. Wenn er schon eingeladen war in die architektonisch prachtvoll ausgestattete Behausung des Praetorianerpraefekten, dann brachte er auch Hunger mit. Denn es bestand die gute Aussicht, dass der Hausherr nicht allein mit der luxuriösen Austattung seines Hauses zu beeindrucken wusste, sondern auch mit einem feinen Mahl.
"Aber gewiss doch"
sagte er daher freudig auf den bevorstehenden Genuß irgendwelcher Leckereien und folgte Crassus ins Triclunium, wo er den ihm gebührenden Platz auf einer Kline einnahm. Wie üblich gab es zunächst Vorspeisen, die irgendwas mit Eiern irgendwelcher Vögel zu tun hatten. Nachdem die Strausseneier, hart gekoch, serviert wurden, griff Avitus daher mit Appetit zu.
"Hmm"
gab er anerkennend von sich. Schmeckte in der Tat wohl. Dann kam er, typisch römisch eben, ohne lange um den heißen Brei herum zu reden, darauf zu sprechen, was ihn nun, da er festgestellt hatte, dass außer ihm und Corvinus doch niemand eingeladen war, beschäftigte.
"Ich bin gespannt darauf, zu erfahren, ob es einen besonderen Grund gibt, dass du uns beide eingeladen hast"
sagte er, während er weiteraß und hin und wieder einen Schluck von dem Wein trank, der ihnen geboten wurde. Süßen Wein bevorzugte Avitus zwar eher, beschränkte sich allerdings nicht darauf und konnte daher auch dem Setiner viel abgewinnen und ihn genießen. Dass es einen besonderen Grund geben musste, davon ging er aus und das fehlende 'nur' vor dem 'uns beide eingeladen' hast wurde durch die entsprechende Betonung und Stimmlage ersetzt, so dass klar war, worauf er hinaus wollte. -
Irgendwie habe ich Probleme mit der Darstellung in der WiSim. Alle Umlaute werden als irgendwelche Zeichen dargestellt. Weiß nicht, ob es an mir oder an dem Serverdingsda liegt. Benutze Firefox.
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"Nun, wir werden sehen"
sagte Avitus.
"Ich hoffe, er wird euch einiges sagen können. Egal, ob hier oder in Mantua" -
"Nein..."
sagte Avitus.
"Das mach ich schon"
Hätte er gewusst, dass der Centurio dem "Ausflug" etwas in Richtung Ausbildungswert abgewinnen wollte, hätte er ein kleines Wort des Lobs ausgesprochen. So aber blieb es dabei.
"Wenn sonst nichts ist, nehme deinen Dienst wieder auf, centurio"Sim-Off: edit: mir fiel grad auf, dass Avitus das Schriftstück an Decius ja schon weitegereicht hatte: betrachte das so, dass Decius Kenntnis nehmen sollte, was drin steht und es dann zurückgeben muss
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Avitus hörte sich den Bericht des Decius.
"Das ist gut zu hören"
sagte er, als der Centurio ihm sagte, dass die kranken Milites auf dem Weg der Besserung waren.Derweil trat der Schreiber herein und überbrachte Avitus das Schreiben.
"Nun, dann her damit"
sagte er und nahm das Schriftstück entgegen.
"Einen Augenblick, centurio"
sagte er und überflog die Zeilen. Etwas verwirrte ihn dabei. Der Praefekt hatte ursprünglich davon gesprochen, dass Avitus Equites schicken sollte, die den Parther abholen sollten. In dem Schreiben war allerdings von einer Centuria die Rede. Das verstand er dahingehend, dass der ursprüngliche Befehl damit aufgehoben und durch einen neuen ersetzt wurde.Avitus signierte das Schreiben und blickte wieder zum Centurio.
"Ich habe Arbeit für dich, centurio"
Eigentlich hatte er vor, die Männer verstärkt auf den Campus zu befehlen, aber diese Centuria würde davon nicht betroffen sein.
"In den Kerkern der legio Prima, die bei Mantua steht, befindet sich ein gefangener parthischer Feldherr. Deine centuria wird morgen früh aufbrechen und den Parther hierher nach Rom überführen"
Er reichte das Schriftstück an Decius weiter.
"Trag dafür Sorge, dass das möglichst schnell über die Bühne geht"
An den
Legatus Legionis
Quintus Tiberius Vitamalacus
Legio Prima
Mantua
Im Namen des Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Divi Iuliani Filius erbittet der Praefectus Praetorio die Überführung des parthischen Reitergenerals, welcher als Gefangener Roms bisher unter der Obhut der Legio Prima stand.
Für die Durchführung der Überführung des Häftlings werden die Cohortes Praetoriae Sorge tragen. In den nächsten Wochen wird zu diesem Zweck eine Centurie der Cohortes Praetoriae in Mantua eintreffen. Bis zu deren Ankunft soll der Gefangene in Mantua verbleiben und auf die Überführung nach Rom vorbereitet werden. Protokolle über durchgeführte Vernehmungen sind an den mit der Überführung beauftragten Offizier der Cohortes Praetoriae bei dessen Ankunft auszuhändigen.Der Präfekt gratuliert zu dieser hervorragenden Gefangennahme und dankt im voraus für deine Kooperation.
im AuftragLucius Artorius Avitus
Tribunus Cohortes Praetoriae
[Blockierte Grafik: http://img388.imageshack.us/img388/8862/praetsiegelbs4.png]
ROMA ANTE DIEM X KAL SEP DCCCLVIII A.U.C.Sim-Off: wenn Eburnus und Valerian nicht mitmachen wollen/sollen, tun wir so, als wären sie wegen Sonderaufgaben (Latrinenreinigen u.ä. :D) befreit
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"Nun, es freut mich, dass du sie genossen hast. Du siehst erholt aus..."
sagte er und dabei wäre es auch fest geblieben, doch dann fiel Avitus noch ein, dass dieses Kompliment von ihm, wenn so belassen, sich für seine Frau wohl so anfüllen musste, als hätte er eben einen Nachttopf über ihrem Kopf entleert.
"... und natürlich so wunderschön, wie eh und je"
Na, ob das ausreichte? Avitus war sich nicht sicher und fuhr daher fort, um Calvia nicht die Gelegenheit zu geben, darauf rumzureiten.
"So, Mutter will also, dass ich mich mal wieder melde? Ihr geht es demnach gut, nehme ich an. Gut gut, ich werde mich mal bei ihr melden"
sagte er, eher zu sich selbst, um sein Gewissen zu beruhigen,als zu Calvia.Dann wurde es ernst. Und an dem Gesichtsausdruck erkennte er die Sorgen seiner Frau um ihn. Einer zehn Jahre jungeren Frau, die mit ihm verheiratet wurde, ohne großartig - wenn überhaupt - gefragt zu werden. Ob diese Sorgen echt waren? Oder nur die Erfüllung einer... Pflicht als Ehefrau. Diese und ähnliche Fragen stellte sich Avitus manchmal. Meistens dann, wenn sie sich mal wieder trennen mussten. Manchmal aber auch dann, wenn es ernst wurde. So wie jetzt.
"Ich bin über seinen Tod hinweg"
sagte er und lächelte.
"Es sind zwar noch einige Fragen offen, die ich klären muss. Aber ich akzeptiere, dass er nicht mehr da ist. Und ich ihn nie wieder sehen werde"
Die Tatsache, dass sein Sohn war, akzeptierte Avitus in der Tat. Aber die nach wie vor im Dunkeln liegenden Umstände seines Todes ließen ihm keine Ruh nd er gedachte nicht, sich dafür zu rechtfertigen. -
Avitus nahm die Parole entgegen und warf einen Blick drauf. Im Anschluß an das Gespräch mit dem Kaiser würde die Tafel an die Tesserarii der Wachen gehen. Doch nun galt es, nicht zu zögern und den Augenblick zu nutzen.
"Mein Kaiser..."
begann er, um alleine damit schon zu erkennen zu geben, dass es heute nicht bei der Parole bleiben würde... zumindest, wenn's nach ihm ging.
"Ich würde dich gerne in einer Angelegenheit den codex iuridicalis betreffend sprechen"
Und da die Zeit eines fleißigen Kaisers wohl knapp bemessen war, fügte er noch ein
"Es wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen" -
Sim-Off: sorry, übersehen
"Caecilius Decius. Steh bequem. Die anderen Centurionen habe ich schon kennengelernt"
Der Artorier lehnte sich zurück.
"Berichte. Wie ist es um deine centuria bestellt?" -
Avitus war irgendwie... fast umgehauen worden, als er hörte, wie Crassus sie begrüßte. War das wirklich derselbe Crassus, den er in der Castra gesprochen hatte? Oder war Rom in Gefahr und die Garde durch einen Doppelgänger des Praefekten infiltriert? Es war auf jeden Fall überraschend, zu erfahren, dass Crassus auch mal anders konnte, als herablassend zu sprechen. Freilich, sich daran gewöhnen wollte Avitus nicht, rechnete er doch damit, dass der Caecilier streng nach Situation unterschied und außerhalb dieser vier Wände wieder in den alten Ton verfallen würde.
Der Geste, die die Aufmerksamkeit der Artorier auf die Schönheit der Ausstattung des Hauses lenkte, folgte Avitus' blick und er sah sich um. Diese war in der Tat aller Ehren wert.
"Wohl wahr"
pflichtete er Crassus neidlos bei.
"Das Haus kann sich wirklich sehen lassen"
Das war natürlich eine Untertreibung, die aber in einer Tonlage ausgesprochen wurde, die erkennen ließ, was eigentlich gemeint war.Dem Leben in den Legionen hinterher trauern...? Nun, Avitus dachte hin und wieder an die Hispana und würde mit Wehmut auch an die Prima zurückdenken. Irgendwann mal. Aber heute noch nicht. Er hob den ihm gereichten, reich verzierten Becher. Der Trinkspruch gefiel ihm.
"Dein Wort in Iuppiters Ohr, Caecilius Crassus" -
Der Artorier nickte stumm. Er schritt, nun allein, zum Eingang des Heiligtums, das dem Gott des Krieges gehörte. Vor dem Eingang standen, wie Acidinus sagte, Waschbecken, die Avitus nutzte, um sich rituell zu reinigen. Langsam tauchte er seine Hände ins Wasser, spürte das kalte Nass. Noch wusste Avitus nicht, dass ihn nur einen Tag nach diesem Opfer Archias über etwas informieren würde, was Avitus wie ein Echo vergangener Tage vorkommen und zahlreiche Erinnerungen an die Vergangenheit rufen würde. Und ihm wichtige Entscheidungen abverlangen würde.
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Natürlich lag es auf der Hand, was Crassus damit bezweckte, dass Avitus das Stück unterschreiben sollte. Doch der Artorier hatte kein Problem damit. Er war kein Miles, der sich mit seiner Legion derart identifizierte, dass er sie als Familie ansah.
"Wird ausgeführt"
sagte er daher knapp.Dann salutierte er knapp und schritt hinaus. Es gab viel zu tun...
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"Gut gut, ich werde das veranlassen"
Was damit eigentlich schon getan war, denn das Hauspersonal registrierte dies natürlich. Ob Corvinus wirklich Recht damit hatte, dass sich sein Sklave darüber freute, in eine Tunika gesteckt zu werden, die wie die von fast allen anderen Sklaven des Haushalts war, hätte Avitus bezweifelt, wenn er sich Gedanken darum gemacht hätte. Aber es kam dem Artorier natürlich nicht in den Sinn.Dass es mit den Aufträgen erst nach der Berufung in die Curia besser ging, glaubte Avitus gern. Natürlich schoben sich die Decurionen gegenseitig Aufträge zu. Aber wozu wurde man schließlich jemand von Rang und Namen, wenn man es nicht nutzte.
"Das ist natürlich erfreulich. Offenbar ist es dir gut ergangen, das freut mich für dich"
sagte er. Ein paar Trauben mussten dran glauben und wurden verspeist. Dass eine Villa im schönen Misenum stand, die einem Artorier gehörte, war eine wunderbare Nachricht.
"Ich muss gestehen, dass ich bisher keine Ahnung hatte, dass wir in Misenum über Landbesitz verfügen. Das ist ein Grund mehr, ein guter Grund mehr, Misenum mal einen Besuch abzustatten"
Was wohl aber erst im nächsten Sommer Sinn machen würde, wenn es in der Stadt wieder unerträglich heiß und stickig werden würde.Es wurden derweil 'leichte' Speisen serviert, die Zusammenstellung erinnerte an die bei einem Frühstück, obwohl dieses ein paar Stunden zurücklag. Es wurden gekochte Eier serviert, kalte Fleischscheibchen und -stückchen, Würste, frisch gebackenes Brot, dazu Käse, Oliven und Öl.
"Advocatus werden kannst du doch nach wie vor"
sagte Avitus.
"Gewiss, um berühmte Anwälte zu werden, war es für uns 'ein bißchen' zu spät, aber hin und wieder vor Gericht aufzutreten, alleine um auch auf diese Art und Weise öffentlich aufzutreten, dazu reicht es noch"
Avitus nahm sich ein belegtes Brot und biß hinein. Kauend, sprach er weiter.
"Hirinnerdomuf...? Hmmm"
Er trank einen Schluck Wasser, schluckte alles runter. Nun konnte er besser sprechen und vor allem verstanden werden.
"Hier in Rom in der domus? Nun, zur Zeit sind ich und Tiberius' Familie hier"
sagte er.
"Meine Frau erwarte ich in den nächsten Tagen zurück. Sie war den Sommer über auf meinem Landgut. Hier in der domus wohnt außerdem noch der Sohn eines verstorbenen Freundes von mir, dessen tutor ich bin, Cnaeus Orestes. Aber er ist derzeit beim Unterricht" -
Wieso der Praefekt nicht informiert war, vermochte er nicht zu sagen, immerhin war die Garde beim Feldzug dabei gewesen und müsste wissen, dass ein ranghoher General in den Kerkern der Prima einsaß. Auf diese Frage konnte der Artorier ihm also keine Antwort liefern. Der Anflug von Zorn des Crassus prallte an Avitus auch weitestgehend ab. Er machte gedanklich aber einen Vermerk, sich in Zukunft etwas... vorsichtiger auszudrücken, da der Praefekt, wie es aussah, sich doch zu sehr an den Wortlaut krallte. Dennoch 'gehörte' der parthische General der Prima in dem Sinne, dass diese sich rühmen konnte, ihn gefangengenommen - und immer noch in ihren Kerkern - zu haben.
Über die Frage, ob die Zuständigkeit nach dem Codex Iuridicalis begründet war, konnte man streiten, da dieser einen 'Delikt' voraussetzte. Was in diesem Falle der Delikt sein sollte, war irgendwie unklar. Die Teilnahme an einem Krieg gegen Rom jedenfalls war kein Delikt in diesem Sinne, da keine Norm im Codex Iuridicalis existierte, der dies - im Gegensatz zu Piraterie - mit einer Strafe bedrohte. Und ob das Töten von römischen Soldaten in einer Schlacht als Mord oder staatsfeindliche Einwirkung auf Sicherheitsorgane oder sonst was im Gsetzbuch verstanden werden konnte, wusste Avitus spontan nicht zu sagen.
Letzten Endes war es aber auch nicht Avitus Absicht, etwas gegen die Annahme einer Zuständigkeit der Praetorianer zu behaupten, da sein Vorschlag, den Parther hierher zu verlegen, in diesem Falle von ihm selbst irgendwie ad absurdum geführt worden wäre. Zudem war Avitus nun selbst Praetorianer, da würde er nicht so wahnsinnig sein, seiner eigenen Truppe Steine in den Weg zu legen.
"Um so besser"
sagte er daher. Hauptsache, der Parther war bald hier. Ob das über den Palatin lief oder direkt von hier aus, spielte im Ergebnis keine große Rolle. Alles andere blieb abzuwarten. Und Meridius würde schon wissen, was zu tun, da war sich Avitus sicher.
"Von meiner Seite aus wäre das alles, praefectus"Sim-Off: -
... war es dann soweit und Avitus, so gekleidet, wie es ihm der Sacerdos angeraten hatte, schritt durch die Strassen Roms. Seine Begleitung war nicht zahlreich, aber das war so gewollt. Einige Vertraute und Klienten, sein Leibwächter Archias, sowie der junge Cnaeus, der Sohn des verstorbenen Marcus Silius Orestes, der unter seiner Obhut stand und froh war, mal der Tyrannei seiner Lehrer entkommen zu können.
Er überquerte den Viminal, ließ die Subura dabei links liegen. Vor ihm lag das Marsfeld und nordöstlich davon stand der Tempel des Mamars. Diesem näherte er sich und wandte sich an den Sacerdos.
"Sei gegrüßt, Manlius Acidinus"
begrüßte der Artorier den Priester.
"Ich nehme an, alles ist vorbereitet" -
Avitus bemerkte durchaus, dass es Menas offenbar nicht schmekte, dass der Umgang mit Centurionen eine eigene "Sprache" erforderte. Er schmunzelte. Und interpretierte die Skepsis ein wenig falsch.
"Keine Sorge. Natürlich weiß ein centurio um den Sold eines miles und wird keine horrenden Summen verlangen. Nur Anteile"
Aber genug davon."Medeia...?"
wiederholte er leise den Namen.
"Nein, schon lange nicht mehr"
Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. Böse Gerüchte gab es da, vieles, was unklar blieb. Angeblich lebte Plautius nicht mer. Ob es wirklich wahr sein konnte? Ausgerechnet Plautius. Und wie hat Medeia es verkraftet? So viele Fragen, die unbeantwortet blieben. Er kehrte gedanklich ins Hier und Jetzt zurück.
"Sie ist, wie du sicherlich weißt, in Alexandria. Ich... bezweifle, ehrlich gesagt, dass es ihr gut geht"
sagte Avitus, ganz leicht den Kof schüttelnd.