Für einen Moment wusste ich nicht was er meinte.
Welcher Mord ? Vater des Praefecten ?
Welche Geschichten ?
Um was ging es hier ?
Bis mir ein übeler Verdacht aufkam.
In der Nachricht war die Rede von Hispania gewesen.
Miror und der Alte.
Konnte es sein, das der Grund für den Angriff Mirors damals nicht mein Verrat gewesen war, sondern, das sie glaubten ich hätte den Alten gesehen ?
Das hiesse aber dann, das der zweite Mann der Alte gewesen sein musste. Und ich hatte immer gedacht ...
Die Erinnerung kam hoch.
An die grösste Dummheit die ich je gemacht hatte, und ich hatte wahrlich nicht wenige beganngen.
Ich hatte Germanien ziemlich überstürz verlassen. Allerdings auch mit einer ausreichenden Barschaft fremden Geldes.
In Hispania hatte ich es mir gutgehen lassen. Bis das Geld zur Neige ging.
Dann kam das Angebot mich Miror anzuschliessen.
Sie brauchten einen der was hermachte und reden konnte. Der vertrauenserweckend aussah.
Zu Anfang lief es auch ganz gut.
Bald wurde mir klar, das Miror nicht der eigenliche Befehlsgeber war. Aber den Alten, wie er nur genannt wurde, bekamen wir anderen nie zu Gesicht. Nur Miror hatte Kontakt mit ihm.
Doch dann stellte ich fest, das das Ganze etwas zu gewalttätig für mich war.
Als aus einem sauberen Einbruch ein gewaltätiger Raub mit Geiselnahme wurde, war für mich die Grenze überschritten.
Hätte ich doch damals auf meine innere Stimme gehört und wäre einfach abgehauen.
Aber nein, ich wollte nicht mit leeren Händen gehen.
Also war ich zur Beute geschlichen hatte einen Sack gepackt.
Und dann war ich noch auf die glorreiche Idee gekommen den Gefangen freizulassen.
Sozusagen als Abschiedsgeschenk an diese Mordbuben.
Es hatte auch funktioniert.
Aber natürlich etwas gedauert.
Da der Gefangene sich auf meinem Fluchtweg davon machte, hatte ich einen anderen wählen müssen.
Durch die Höhle.
Und dort war es geschehen.
Ich war gerade ein paar Schritte hineingegangen als ich auf Miror und eine zweite Gestalt traf.
Sie standen da und betrachteten irgendetwas.
Der zweite Mann, das musste der Alte gewesen sein.
Ich hatte den Kopf voll mit Gedanken an den gutgefüllten Sack, den geflohenen Gefangenen und meinen eigenen Abgang.
Miror drehte sich zu mir.
Irgendwo nahm ich einen Funken Geistesgegenwart her.
Ich rief Miror zu, das wir ihn schon gesucht hätten, etwas Wichtiges.
Miror starrte mich an und kurz danach bellte er, das er gleich komme und ich draussen warten sollte.
Ich ging nach draussen.
Ich wusste genau, was ich damals dachte.
Miror weiß alles.
Er hat auf mich hier gewartet um mich zu erledigen.
Er hat den Sack gesehen.
Im nachhinein eine bescheurte Annahme.
Er hatte es damals nicht wissen können.
Die zweite Gestalt.
Der Alte.
Das war der Grund gewesen.
Ich hatte etwas gesehen, was niemand sehen durfte.
Ich ging also hinaus und hörte schon die Schritte Mirors hinter mir.
Ich war fest überzeugt, er wisse alles und will mir jetzt die Kehle durchschneiden.
Angst und Furcht beherrschten mich.
Ich zog unaufällig mein Messer.
Dann erreichten mich die Schritte.
Ich fuhr herum, lies den Sack fallen.
Mein Messer beschrieb einen Halbkreis.
Traf auf Wiederstand, machte sich frei.
Blut schoss mir entgegen.
Mir wurde schlecht.
Miror lies sein Messer fallen und griff sich an den Hals.
Das Blut topfte durch seine Hände.
Und in seinem Blick war Erstaunen und Überraschung.
Es war das erste Mal das ich so auf einen Menschen eingestochen hatte.
Mit der Absicht ihn zu töten.
Ich hatte gelernt mit einem Messer umzugehen.
Aber das war eher eine Art Spiel, Sport gewesen.
Ich hatte damit schon gedroht und bedroht.
Ich hatte damit schon gekämpft.
Um mich zu verteidigen.
Den anderen zu entwaffnen.
Aber das hier war etwas völlig anderes gewesen.
Ich hatte zugestossen mit dem Willen zu töten. Aus Furcht. Aus Angst.
Mir war übel.
Ich rannte.
Den Sack liess ich liegen.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern was danach geschehen ist.
Ich wollte nur weg.
Ein Lachen wollte sich den Weg durch meine Kehle bahnen, als mir das alles klar wurde.
Ein ersticktes Lachen.
Die Höhle, dunkel schwach beleuchtet.
Die Helligkeit Hispanias.
Das grelle Lich das sich an den Felsen spiegelte.
Miror, stehend im Restlicht der Höhleneinganges.
Nur schwer erkennbar.
Dahinter, weiter in der Höhle drin, halbverdeckt durch Miror, der Alte.
Es war zum Lachen.
Alles was ich gesehen hatte war ein menschenähnlicher Schatten gewesen.
Es war grotesk.
Ich drehte mich zu dem Syrier.
"Ich glaube ich weiss von was du sprichst. Du sprichst von dem üblen Gesindel mit dem ich in Hispania eine Zeitlang zusammen war.
Und von dem geheimnissvollen Anführer.
Dem Alten.
Ja, ich habe ihn mal gesehen - als Schatten in einer dunklen Höhle.
Ich kann dir weder sagen, wie er aussieht, noch wie er heisst.
Ich weiss das du es mir nicht glauben wirst, der Alte und seine Leute glauben es ja auch nicht.
Aber es ist die Wahrheit. Ich habe keine Ahnung."