Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Reatinus hatte gewartet und sich schon Gedanken gemacht, ob es bei dem Radau dort wirklich in drei Minuten über die Bühne gewickelt sein würde. Dann jedoch musste er in einer kleinen Portion Empörung und Missmut feststellen, dass Probatus Duccius sich anmaßte, Befehle zu erteilen. Reatinus´ Augenbrauen schnellten vor Staunen in die Höhe. Der Gruppe kam dies zugute, und es war nicht gerade unkameradschaftlich von Brutus, dass er ein wenig Ordnung in das Gedränge brachte. Doch er übernahm die Rolle eines Offizieres. Reatinus konnte dies nicht durchgehen lassen. Er beließ es jedoch bei einer kleinen Ermahnung, da es für ihn ein Akt der Kameradschaftlichkeit war und die Gruppe "rettete"... so etwas wollte der Schreihals nicht bestrafen, wollte er doch genau eine solche Kameradschaftlichkeit in der Truppe.


    Als die Gruppe wieder abgetreten war und wieder eine Reihe bildete, trat Reatinus zu Brutus und baute sich vor ihm auf. Er hatte seine Worte weise gewählt. Als Reatinus den Riesen ansprach, war sein Tonfall jedoch akzeptabel, aber noch streng: "Probatus Duccius... du hast dir angemaßt, meine Befehlsgewalt zu übernehmen. Da es deinen Kameraden zugute kam, belasse ich es bei einer Ermahnung, aber das will ich nicht mehr sehen. Verstanden? Zurück in die Reihe, los los, es geht weiter!", verwarnte Reatinus und ließ den Duccier wieder in die Reihe zurück. Anschließend bewaffnete er sich mit seinem Scutum und Gladius, um die Grundstellung vorzuführen.


    "Probati, kommen wir zur Grundstellung! Sie sollte selbst für Gründschnäbel wie euch nicht schwer zu beherrschen sein! Wie ihr euch vorführe, wird das Gladius vom Schwertarm, also der rechten Hand gehalten! Das andere Arm, der Schildarm, hält stehts das Scutum. Dieses muss euch immer gute Deckung bieten, deshalb dürft ihr nie vernachlässigen, es in ordentlicher Höhe zu halten, sodass ihr höchstens den Bereich über den Mund offen haltet! Das Gladius ist stehts neben dem Scutum in Position, ihr müsste immer bereit sein, zuzustechen, damit die Präzision zum Tragen kommt! Das rechte Bein kommt stehts nach hinten, während ihr euer Gladius vor euch haltet, um euch abzustützen! Das Linke ist immer bereit für einen Ausfallschritt! Und nun versucht euer Glück!".

    Reatinus kam endlich auch auf dem Forum an, während er sich ein wenig Staub abklopfte und fürsorglich die paar blauen Flecken begutachtete, die er in diesem sogenannten "Hockey" geerntet hatte. Es war zwar ein Spiel, bei welchem man sich nicht mit Samthandschuhen anfasste, doch es machte höllischen Spaß. Und tatsächlich schafften die "Plattfüße" einen sportlichen Gleichstand, was jedoch das Mindeste gewesen wäre. Schließlich war die Infantrie besser zu Boden... :D
    Für Reatinus tat sich schließlich auch ein grandios hergerichtetes Essen auf, mit allerhand verschiedenen Nahrungsmitteln und Getränken. Er selbst hielt sich raus und hatte nicht vor, in den Ansturm zu geraten. Er wusste, dass er sowieso sehr schnell vorgelassen werden würde, wenn man von seiner Anwesenheit wusste. Also konnte er das doch zu seinem Vorteil nutzen...


    "Hey!", ertönte Reatinus kräftige Stimme, und schon eröffnete sich zwischen den Legionären ein kleiner Spalt, von welchem aus er auf zwei Becher Vinum zugreifen konnte. Einen für sich selbst und einen für Crispus, den Reatinus schon bemerkt hatte. Danach lief er zu Crispus, bot ihm einladend den Weinbecher an. "Salve, alter Kamerad! Schön dass ich dich auch mal zu Gesicht bekomme!", sprach Reatinus freudig.


    "Das kann variieren.", äußerte Reatinus nach kurzem Nachdenken, "Je nachdem, wie gut wir heute voran kommen, wird unser Bauabschnitt ausfallen. Bei den Fortschritten gehe ich jedoch davon aus, dass es schon eine recht ordentliche Distanz sein wird. Unsere drei Centurien werden dabei aufgeteilt, jede übernimmt eine andere Aufgabe. Gestern waren wir zum Beispiel Holz hacken.". Untermahlt wurden Reatinus´ Worte von Gekeuche und Stöhnen der Soldaten, welche sehr motiviert, aber auch angestrengt arbeiteten. Still sah Reatinus den Germanicer an, welcher sicherlich Mitleid hatte mit den Schuftenden. Gelassen gab er erneut zur Antwort: "Natürlich, wir sollten früher oder später abgelöst werden. Wir sind Soldaten, ist vielleicht was Besonderes, aber wir können nicht pausenlos arbeiten.", lachte der Centurio.

    "Sehr gut, Probatus!", erlöste Reatinus Brutus mit schallender Stimme und blickte die Probati mit einem durchdringenden, fast schon quälenden Blick an. Danach wies er mit einer Handgeste seiner kräftigen Pranken auf die Kisten mit der Übungsausrüstung. Diese beeinhalteten jeweils Holzgladii und Holzscuta, welche vom Gewicht her schwerer waren als die herkömmliche Ausrüstung. Ein willkommenes Muskeltraining.


    "Vergesst eure richtigen Waffen vorerst und bewaffnet euch mit der Übungsausrüstung! Danach in Reihe antreten, ihr habt drei Minuten!", befahl Reatinus und nahm seine eigenen Waffen in die Hände, um später die Grundstellung zu demonstrieren. Danach wartete er ab, bis der Ansturm auf die Übungsausrüstung vorbei war. Denn nicht jedes Exemplar war gut erhalten...

    Endlich ertönte das "Herein!" von innen, welches der Tribun in seiner Laufbahn sicherlich perfektioniert hatte, denn klang dieses immer besser und vor allem unüberhörbarer. Mit dem Ellenbogen drückte Reatinus die Türklinke runter und schob die Tür mit der Schulter, bis sich diese öffnete und Reatinus freie Bahn in die Schreibstätten des Tribunen gewährte. Mit kurzen, schnellen Schritten, beladen mit Amphore und Statue eilte er zum Schreibtisch des Tribunen, noch im Laufen grüßend: "Salve, Tribunus!". Ein wenig grinsen musste Reatinus bei dem Gedanken ja schon, wie er so chaotisch in das Officium raste.


    Wenige Sekunden später legte Reatinus die Statue und die Amphore vor dem Aurelier ab. Dann erklärte er, weshalb er gekommen war: "Verzeih bitte meine Eile, ich wollte nur, dass nichts zu Schaden kommt.", er legte eine kurze Pause ein, "Ich habe lange überlegt, ob und was ich dir zum Abschied kaufen sollte. Mir ist die Idee gekommen, etwas zu kaufen, was lange währt. Und da kam diese hübsche, reich verzierte Statue doch sehr in Frage. Als Dreingabe noch eine Amphore Vinum. Laut Händler aus dem sonnigen Hispania. Hoffentlich freut dich mein Abschiedspräsent, Tribunus.". Darstellen sollte die Statue Iuppiter, den wichtigsten Gott eines jeden Römers.


    Sim-Off:

    -->WiSim! :)

    Lange hatte Reatinus überlegt, was er dem scheidenden Tribun als Abschiedsgeschenk überreichen wollte. Der Centurio erachtete es als selbstverständlich, dem Mann etwas zum Abschied zu überreichen, hatte Ursus ihn doch aus einer unheilvollen Situation gebracht, gut gearbeitet und sich als ehrenvoller Mann erwiesen. Nach langem Kopfzebrechen, was er dem Aurelier kaufen sollte, entschied sich Reatinus für eine nicht ganz günstige Statue. Reatinus trug sie unter dem Arm, als er anklopfte. Sie hatte ungefähr die Größe seines kräftigen Oberkörpers und war sehr dekorativ gefertigt. Scheinbar aus einem wertvollen Stoff gefertigt, so viel verriet zumindest der Preis des Gegenstands. Als Dreingabe hatte Reatinus in der anderen Hand noch eine volle Amphore Wein, laut Händler aus dem sonnigen Hispania. Das hatte ihn nun nicht übertrieben viel gekostet.


    So mit vollen Händen musste Reatinus also mit den Fußen aklopfen...


    *klopf, klopf, klopf*

    Es war für den Sommer ungewöhnlich ein recht kühler Morgen. Langsam stieg die Sonne am Horizont empor und warf einen noch dunklen Schein über das Castellum. Reatinus, sich manchmal fragend, wie er es selbst schaffte, so pünktlich aufzustehen, erschien auf dem Exerzierplatz. Die noch verschlafenen und teilweise vom Vortag müden Probati traten mittlerweile auch auf dem Exerzierplatz. Wie hatten wie vorgeschrieben Rüstungen, Schilder und die Kurzschwerter dabei. Letztere beiden sollten jedoch erst später zum Einsatz kommen, da Reatinus wie gewohnt eine Kisten mit schwererer Übungsausrüstung hat bereitstellen lassen.


    "Probati, venite!"


    "Heute werden wir uns mit dem ABC des bewaffneten Kampfes beschäftigen, schließlich habe ich euch nicht umsonst mit dieser ganzen Ausrüstung antreten lassen! Zunächst ein wenig Theoretisches: Das Gladius ist ein kurzes, aber sehr effektives und flexibles STICHschwert! Genau, Stichschwert! Wir hämmern nicht wild mit Langschwertern, wie es die Barbaren handhaben, sondern nutzen die Gladii mit tödlicher Präzision! Ideale Schwachstellen zum zustechen sind der Körper, der Hals oder Bereiche, die dem Gegner leicht Schmerzen bereiten können oder ihn sehr einschränken, sollte er überleben! So zum Beispiel die Kniekehlen, ein für mich sehr beliebtes Ziel!


    Das Scutum ist euer Schild, wie ihr seht, sehr groß, um euch vor Schlägen und Projektilen Schutz zu bieten! Das Scutum ist außerdem Bestandteil diverser wichtiger Formationen, doch dazu werden wir beizeiten noch kommen!


    Vertraut beim Kampf nie auf rohe Angriffsstärke oder bloße Verteidigung! Findet stehts ein Mittelmaß! Zuschlagen, ohne die eigene Verteidigung zu vernachlässigen!


    Auf einmal zeigte Reatinus Finger schlagartig in die Rekrutentruppe. Dann merkte Reatinus, dass er dieses Mal Probatus Duccius Brutus ausgewählt hatte. Seinen Wissensstand würde der Schreihals nun testen.


    "Probatus Duccius, welche Stellen der Körpers greife ich bevorzugt mit Gladius an?!"

    Bald schon wurde eine ordentliche Kolonne geformt, die sogar optisch gesehen etwas hermachte. Durchaus erfreut, dass sich sein Magen nicht umdrehte, zögerte Reatinus aus Staunen eine Sekunde lang und setzte sich danach mit den Probati in Bewegung. Dass eine Gruppe Neulinge dies so schnell gebacken bekam, war ihm zwar neu, doch durchaus recht! Zuerst bogen sie ab durch die Porta Principalis Sinistra, um durch das Intervallum zu marschieren. Obwohl der Gleichschritt anfangs keine gleichmäßigen, im Rythmus ertönenden Schrittgeräusche erklingen ließ, wartete Reatinus ab. Tatsächlich hatten die Probati das von alleine in den Griff bekommen!


    Weiter ging es, bis sie nur noch einen Haufen Barracken (darunter bei genauem Hinsehen auch die Eigenen) und die Via Praetoria zu Gesicht bekamen. Später folgten die durchaus beliebten Thermen, auch ein Ort, wo Reatinus sich gerne blicken ließ. Die Barracken der berühmt-berüchtigten ersten Kohorte in doppelter Mannstärke konnten sich ebenfalls sehen lassen. Reatinus war höchst zufrieden mit dem Gleichschritt und dem Marsch. Niemand kam aus dem Takt oder fuhr aus der Reihe. Sehr gut!
    Die Wohnhäuser der senatorischen Tribunen und das Legionseigene Forum sollten die letzten besonderen "Sehenswürdigkeiten" sein, bevor sie wieder durch die Porta Pricipalis Sinistra in den Campus bogen.


    "Milites, venite! State!"



    "Für heute ist genug! Ihr seid hiermit entlassen, ich will euch morgen wie gewohnt auf dem Campus sehen! Vergesst eure Loricae nicht, ihr werdet sie brauchen! Bringt auch eure Scuta und Gladii mit! Ach, und wascht euch, hier riechts ja fürchterlich, mir wird gleich übel! Abite!"


    So beendete Reatinus den Ausbildungstag wie jeden und ging vondannen. Er hatte einen riesen Kohldampf und sollte sich wohl ein wenig Puls zubereiten...

    Ein von Reatinus bauftragter Legionär kam in eiligen Schritten in das Officium und brachte zwei Schriftrollen, passend mit dem Geld für die Zustellungen, welche alle in die wohl wichtigste Provinz des Reiches gingen. Reatinus selbst hatte leider keine Zeit mehr, die Briefe rüberzubringen...


    Lucius Artorius Avitus

    Provincia Italia
    ~~~~~
    Roma
    ~~~~~
    Castra Praetoria


    ____________________________________________



    Sehr geehrter Vetter,


    lang ist´s her, als ich dir das letzte Mal einige Worte zugeschickt habe. Ich hoffe, du hast dir keine Sorgen gemacht, denn hier ist alles in Ordnung und nimmt seinen gewohnten Lauf. Ich selbst bin immer noch als Centurio verblieben, doch trotzdem motiviert und mit Tatendrang. Ich habe schon aufgehört zu zählen, wie viele Probati ich durch die Grundausbildung gebracht habe, aber wenn dem so ist, werden es sicher viele sein. Und es nimmt kein Ende mit den Frischlingen!


    Doch genug von mir, Vetter. Sag, wie ist es dir ergangen? Wie ich schon unweigerlich festgestellt habe, bist du Tribun bei den Prätorianern. Das ist ein durchaus ehrenvoller und sicherlich angesehener Posten. Ich denke, sie haben die richtige Person damit besetzt.
    Ich hoffe im Übrigen, dass du den Tod von Severus mittlerweile überwunden hast. Es mag schwierig sein, doch wie ich dich kenne, steckst du das schon weg. Ich persönlich denke nicht gerne darüber nach. Den Schock konnte ich verarbeiten, doch es könnte jederzeit wieder hochkommen, wenn zu lange darüber nachdenke.
    Wie schon gesagt, Vetter, ist hier nicht allzu viel passiert, weshalb ich nicht weiß, was ich dir groß erzählen sollte. Eigentlich wollte ich auch nur schreiben, um ein Lebenszeichen von mir zu geben.


    Wie auch immer, ich wünsche dir viel Glück und vor allem Erfolg in der Karriere, Vetter. Mars mit dir!






    *****


    Tiberius Artorius Imperiosus

    Provincia Italia
    ~~~~~
    Mantua
    ~~~~~
    Legio Prima


    ____________________________________________


    Salve, Bruderherz,


    lange haben wir nichts mehr voneinander gelesen, was ich nun mit diesem Schreiben ändern wollte. Ich kann nicht allzu viel berichten. Als Centurio gehe ich einfach meinem Alltag nach, scheuche die Legionäre herum und bilde die Probati aus. Demnach also nichts, was du nicht schon kennen wirst, Bruder. Ich hoffe, du hast dir keine allzu großen Sorgen um mich gemacht, war es doch so lange still zwischen uns.


    Wie ist es dir in letzter Zeit ergangen? Ich hoffe doch, du bist fleißig dabei, die Probati umher zu scheuchen und tust es mir somit gleich. Was macht deine Karriere? Was machst du selbst? Fragen über Fragen.
    Wie ich schon sagte, habe ich nicht sehr viel zu berichten. Vielleicht wirst du schon vor mir mitbekommen haben, dass Avitus nun zu den Prätorianern gegangen ist. Ich freue mich für ihn, schließlich hat er sogar weiter gebracht als wir beiden. (Das ist keineswegs böse gemeint!).


    Nun, Bruderherz, hoffe ich, auch bald etwas von dir zu lesen. Ich selbst beende somit dieses Schreiben und freue mich auf deine Antwort. Möge Mars über dich wachen!







    Sim-Off:

    Geld wurde überwiesen! ;)

    Schon wieder in Germania... also schien Sedulus viel zu reisen und es hatte ihn dabei einmal mehr nach Germanien verschlagen, wo es um diese Jahreszeit noch recht warm war. Nickend bestätigte Reatinus, dass er aufmerksam zugehört hatte und antwortete schließlich: "Nun, mir geht es gut. Ich kann mich nicht beklagen...", sprach Reatinus und schielte mitleidig zu seinen Männern, welche sich mit der ganzen Buddelei abrackerten.


    "Nun, tu dir keinen Zwang an.", bestätigte Reatinus und bat Sedulus und Primus gleichermaßen mit einer Geste nach vorne. "Wie ihr sehen könnt, schreiten die Arbeiten gut voran. Zurzeit wird gebuddelt, bald können wir die Palisaden aufstellen. Sollte schnell weitergehen...", erklärte Reatinus sichtlich bei der Sache.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    [...]
    Er ging zu Reatinus und meinte


    "Lass' dich nochmal im Valetudinarium durchchecken!"


    [...]



    Während alle Legionäre abtraten, fanden sich zum Glück noch zwei Freiwillige, die Reatinus von dem Muli des Centurios absetzten. Mit einem Nicken ließ Reatinus auch die beiden wieder abtreten und wollte seinerseits wieder hinfort, als der Centurio sich an ihn wandte. "Ja, das werde ich wohl tun, Centurio.", antwortete Reatinus, "Danke.". Reatinus wusste, dass sich der Centurio vielleicht Sorgen um ihn gemacht hatte. Schließlich verband die beiden mehr als ein einfaches Offiziersverhältnis.


    Mit einem Brustschlag verabschiedete sich Reatinus und steuerte geradewegs das Valetidunarium an...

    Fleißig machten sich die Soldaten an die Arbeit und leiteten alles für das Buddeln ein, bis sie letztendlich anfingen. Reatinus kontrollierte die Arbeiten streng und mit Argusaugen, fast schon pingelig. Es dauerte auch nicht lange, schon gaben einige Wenige Laute der Antrengung von sich. Es wunderte Reatinus nicht, war es doch eine harte Arbeit. Er hatte das Ganze wenigstens schon hinter sich.


    Mit verschränkten Armen beobachtete Reatinus weiter, bis sich hinter ihm ein Räuspern auftat. Schon instinktiv wandte sich Reatinus um, da er wusste, dass er damit gemeint war. Er erblickte Duplicarius Terentius und Sedulus, den er zunächst nicht wiedererkannte. Erst ein scharfer Blick, dem ein Erstaunter folgte ließ Reatinus den ehemaligen Tribunen wiedererkennen. Freudig grüßte Reatinus Sedulus. Er sprach ihn mit freundlicher Stimme an, denn normalerweise war die Stimme des so genannten Schreihalses durchaus harmonisch. Selbst wenn man auf dem Exerzierplatz etwas Anderes zu denken vermochte... ;)


    "Salve, Quintius Germanicus Sedulus!", mit dem Titel hätte Reatinus den Mann gerne angesprochen, doch wusste er diesen leider nicht. Dem Duplicarius warf Reatinus ein grüßendes Nicken zu. "Sag, wie ist es dir ergangen? Was verschafft mir die Ehre eures Besuches?".

    Zugegeben, Reatinus musste ein wenig mitfiebern, während er den Kampf der zwei Großen mitverfolgte. Es entwickelte sich ein dramatisches Wechselspiel, da sich nun Probatus Duccius am Boden wiederfand. Gut, dass dieser Narcissus sich nicht zu einer Schandtat hinreißen ließ und die Sache noch relativ sportlich ablief. Doch Brutus und Narcissus waren nicht die einzigen, die übten. So musste der Centurio auch ein Auge auf die restlichen Probati werfen, bevor sich Schlägereien anbahnten. Reatinus konnte es nicht gebrauchen, dass zu viele Probati heute im Valetidunarium erwachten. Mit lauter Stimme korrigierte er andere Probati und wieß sie zurecht.


    "Ich kann ja im kleinen Finger mehr Kraft zeigen als ihr!",


    "Sogar die Lupae werden härter angepackt als ihr es mit euch tut! Eine Schande für meine Truppe!",


    ... waren nur einige der Sprüche, die man zu hören bekam. Natürlich bewirkte der Respekt vor dem Centurio, dass die Probati bessere Leistungen brachten.


    Es verstrichen zahlreiche Minuten des Ringens, der Anstrengung für Offizier und Probatus, bis Reatinus endlich die Übung abschließen wollte. Es sollte eine eher entspannendere Übung zum Abschluss folgen. Der Gleichschritt in Marschformation um das Intervallum, um die Disziplin anzutrainieren und um den Kopf etwas freier zu bekommen.


    "Probati, venite!"


    "State!" ( "Stillgestanden!" )


    "Jetzt werden wir uns zum Abschluss mit dem Gleichschritt und damit verbunden mit der Marschformation beschäftigen! Gleichschritt bedeutet, dass jeder Schritt gleich ist, so soll sich das auch anhören! Ich will einen gleichmäßigen Takt hören, und dazu müsst ihr mit euren Kameraden harmonieren! Die Marschformation sollte selbst für einen noch unorganisierten Haufen wie euch kein Problem sein! Im Falle einer vollzähligen Centurie wärt ihr in einer Kolonne aus 20x4 Mann hintereinander aufgereiht! Ich will sehen, ob ihr das hinbekommt!


    "In agmen venite!" ( "In Kolonne antreten! )


    "Pergite! Einmal um das Intervallum, im Gleichschritt!" ( Pergite! = Marsch!)



    Sim-Off:

    Das Intervallum ist der Bereich/die Straße zwischen dem Wall des Castellums und den Gebäuden. Die Karte hier wird dir ein wenig zur orientierung helfen:


    http://www.imperiumromanum.net/tabularium.php?a=g&p=374

    Die Vexillatio marschierte unentwegt weiter, hatte es so eilig wieder zum Castellum zu kommen, wie sie zum Einsatzort kam. Auf ihrem Weg begegnete den Soldaten der leblose Körper eines der Gekreuzigten, welcher auf seinem Kreuz hing und vor seinem Ableben noch Blut in hohen Maßen verloren hatte. Den Anblick wollte sich Reatinus sich selbst und dem Jungen nicht länger antun. So versperrten des Optios Pranken dem kleinen eiligst die Sicht auf die toten Körper des Gekreuzigten, während Reatinus selbst weg sah und einen Blick auf den Zug der Vexillatio warf. "Armes Schwein...", dachte Reatinus. Aber es musste einer von jenen Räubern sein, die geraubt und gemordet hatten. Reatinus hatte Schlimmeres erlebt, was er verarbeiten musste. Er konnte es kaum erwarten, wieder zurück ins Lager zu kommen. Er vermisste seine Pritsche und würde sich ein Bad gönnen, wenn die Wunde an der Schulter dies erlauben sollte...


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    Optio Tabellarii
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    Oho, also ein Decimer... der Optio erinnerte sich kurz an die Zeit, wo noch ein Decimer hier Legat war. Wie hieß der noch gleich? Meridian... Merdius... ach nein, Meridius war es. Decimus Meridius. Hoffentlich war der Neue jedoch nicht so naiv und erwartete eine Sonderbehandlung von den Offizieren. Wär ja noch schöner!


    "Salve.", grüßte der Unteroffizier zurück und musterte Drusus durchgehend und gründlich, "Also gut, ich kann dir den Gedanken wohl eh nich´ austreiben, deshalb sage ich dir, was du tun musst. Zunächst einmal musst du dich im Valetidunarium mustern lassen. Dort wirst du eine Wachstafel bekommen, auf welcher dein Ergebnis verzeichnet ist. Die gibste´ bei mir oder bei deinem Centurio ab. Dann wäre da das Magazin, dort bekommst du deine Ausrüstung. Ich teile dich dem Schreihals... ich meinte, Centurio Artorius in der II. Cohorte, IV. Centurie zu. Am Ende der Barracken befinden sich seine Unterkünfte, melde dich bei ihm und verschwende seine Zeit nich´! Ins Sacellum gehen und den Eid schwören steht auch noch an. Ich rate dir ja, das als Letztes zu tun, weil es dann so gut wie kein Zurück mehr gibt!".


    Als der Optio beendete, holte er zunächst einmal wieder tief Luft und kramte eine Wachstafel hervor. Auf diese schrieb er die Worte des Eides nieder und reichte sie dem Decimer. "Das hier ist der Eid... noch Fragen?".



    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Zitat

    Original von Mamercus Brigio
    [...]


    Auf einmal hörte Reatinus seinen Namen rufen und versuchte hastig, sich die Tränen wegzuwischen und halbwegs glücklich zu wirken. Das war schwierig, aber er konnte sich bei Brigio jetzt immerhin für eine gelungene Ablenkung bedanken. Vielleicht zum Teil zwanghaft grinsend hob er dem Eques die Hand entgegen.


    "Na klar, für einen Wein bin ich doch immer zu haben!", rief Reatinus laut. Es war wohl das Mindeste, ihnen beizeiten einen Wein zu spendieren. Schließlich hatten die Reiter ihn halbtot im Wald gefunden und versorgt...

    "Vale bene, Tribunus!", verabschiedete sich auch Reatinus, während Ursus drauf und dran war, sich wieder zu verkrümeln. Dies geschah auch bald, sodass sich der Centurio wieder einiger Akten und Schriftrollen annahm. Im Hinterkopf jedoch behielt er noch das Gespräch mit dem Tribunen. Es war dem Centurio eine große Ehre, sich solch großes Vertrauen verschafft zu haben. Ob er die einzige Alternative oder einer von Vielen war...?

    Grinsend wartete Reatinus darauf, dass der Ansturm auf die kleineren und wehrloseren Probati sein Ende fand, wobei er jedoch hoffte, dass die Kleineren den Spieß umzudrehen vermochten und ihren Vorteil der Flinkheit einsetzten. Es wäre eine gute Lehre für die Größeren Probati, sich nicht stur auf Körpergröße zu verlassen. Beim Thema Körpergröße fiel Reatinus jedoch auf, dass zwei relativ große Kerle zusammen fanden, um zu üben. Das konnte spannend werden. Ein Kampf zweier Riesen! Das musste sich Reatinus definitiv unter die Lupe nehmen!


    Stumm stand der Centurio einige Schritte abseits und beobachtete, wie sich die zwei Probati gegenseitig provozierten und sich gegenseitig aufwiegelten. Reatinus liebte es, sich sowas anzusehen, obwohl er wusste, dass man sich im Ernstfall nicht provozieren lassen durfte. Nur wer einen kühlen Kopf behielt, behielt überhaupt seinen Kopf.
    Innerhalb weniger Momente, es war vielleicht eine Sache von drei Sekunden, fand sich Narcissus mit dem Gesicht auf den Boden wieder. Was Brutus mit dem Arm des Ärmsten machte, ließ Reatinus sogar ein wenig mitleiden. "Autsch...", murmelte der Schreihals ironisch mit verzogenem Gesicht. Es war garantiert keine leichte Last, einen Teil von Brutus auf sich liegen zu haben, was man unweigerlich an der Atmung von Narcissus erkennen konnte. Wenig später ließ der riesige Duccier, mit klarer germanischer Abstammung den "Opfer" los, ließ ihn wieder richtig Luft holen. Nach der anschließenden Provokation entschied sich der Centurio, noch ein wenig da zu bleiben und zu sehen, wie sich die Sache entwickelte...


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    Optio Tabellarii
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    Der Optio Tabellarii, welcher hier nur zu ungerne saß, vernahm das mehr oder weniger starke Klopfen und hob schleunigst die Füße vom Tisch. Danach richtete er sich auf, richtete seine Tunika ein wenig zurück und ließ mit einem lauten "Herein!" verlauten, dass jemand anwesend wäre. War sicher wieder ein Frischling, der sich zur Legion melden wollte! Der Optio spekulierte schon, zu welchem Centurio er den Ärmsten stecken würde...

    Erneut lachte die Sonne über den Campus, als Reatinus eben jenen beschritt. Dieses mal freute sich Reatinus darauf, die Probati im Ringen zu unterweisen. Leider konnte er an solchen Tagen nicht auf sein Vitis, das Statussymbol und Züchtigungsmittel eines Centurios verzichten. Immerhin war das Ringen. Da kamen schonmal Aggressionen zustande, die oft in Prügeleien mit üblen Folgen endeten. Das musste Reatinus nunmal verhindern.


    "Probati, venite!", brüllte der Schreihals mit gewohnt lauter Stimme.


    Kurz wartete der Centurio, dann jedoch erklärte er den Probati die nächste Lektion:"Heute werden wir uns mit einer etwas spannenderen Übung beschäftigen, dem Ringen! Es wird selten vorkommen, dass ihr auf waffenlosen Kampf angewiesen seid, doch wenn es dazu kommt, müsst ihr wissen, wie ihr euch zu wehren habt! Im Ernstfall gibt es im menschlichen Körper zahlreiche Schwachstellen, die ihr angreifen könnt. Dazu gehören zum Beispiel der Hals oder die Eier! Mit gezielten Tritten auf die Kniekehlen könnt ihr z.B. jemanden sehr gut zu Boden bringen, aber ich lasse euch jetzt ein wenig spielen, so könnt ihr selbst üben und lernen! Im Ernstfall wäre alles erlaubt, doch bevor ich hier Tränen sehen muss, habt ihr hier Grenzen! Ich dulde keine Tritte in die Eier, in den Hals oder sonstige Schwachstellen! Ihr versucht euch hier nur, zu Boden zu bringen! Ich will keine Schlägereien sehen, wie man sie in Spelunken sieht! Partner suchen und anfangen! Abite!".