Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Reatinus nickte lächelnd, als der Tribun sich erhob, blieb selbst jedoch erstmal sitzen. "Hab Dank für dein Vertrauen, Tribun. Wir werden uns sicher wieder sehen. Wir laufen uns schließlich so oft über den Weg!". Da Ursus ja ein Verwandter seines Patrons war, konnte er für ihn nur hoffen, dass er es weit bringen würde. Zumindest war Corvinus weit gekommen und könnte Ursus ja im Notfall unter die Arme greifen. Und im Notfall gab es ja immer noch das Militär, wie Ursus meinte. :D

    So hastig, wie die Männer der IV. Centurie von Reatinus abtraten, meldeten sie sich auch schon wieder zur Stelle. Sorgfältig musterte Reatinus die Milites und ihre Ausrüstung, bis er alles als in Ordnung befand. Gestern waren die Arbeiten am Limes gut voran geschritten, weshalb ein kurzer Fußmarsch vor den Legionären stand. Aber nichts, was unschaffbar wäre!


    "In agmen venite!" ( "In Kolonne antreten!" ), befahl der Schreihals.


    "Pergite!"


    Nicht lange ließen die Milites auf sich warten, so setzte sich der ganze Zug aus knapp 80 Mann in Bewegung und marschierte zielstrebig an die Stelle, wo die Arbeiten am letzten Tag zuende waren. Wenige Minuten später kamen sie auch schon an.


    "Milites, wie ihr sehen könnt, müssen wir hier weiter machen. Die Contubernia I-VI haben die Ehre, zu buddeln, VII-X werden die Palisaden aufbauen! Abite, ich will schnelle und gründliche Arbeit sehen!".

    Reatinus sah, wie die restlichen Überlebenden, einige Kinder und einige Frauen mit Legionären in Borbetomagus verschwanden. Der Optio fristete bis zum Abmarsch sein Dasein auf dem Stumpf eines abgeholzten Baumes, unterdrückte in regelmäßigen Abständen den wiederkehrenden Schmerz an der Schulter. Das Lager geriet in ein geschäftiges Treiben, bis anschließend die Zelte in sich zusammensackten und von der Bildfläche verschwanden.
    Später kam der Centurio zurück, mit einigen Legionären und einem kleinen Jungen, der ein Holzpferd in der Hand hielt. Schrecklich rot geweint war das Gesicht des Jungen und seine Augen völlig vertränt. Was war geschehen? Wollte der Centurio ihn etwa als Andenken mitnehmen? Reatinus verstand nicht, doch er war niedergeschlagen und völlig lustlos, sich Gedanken über so etwas zu machen.


    Der angeschlagene Optio lauschte den Worten des Centurios. "Die Mission ist vorüber.", sagte er. "Wir haben unsere Arbeit gut gemacht.", sagte er. Reatinus konnte nur erleichtert zum ersten Punkt zustimmen. Ob sie gute Arbeit geleistet hätten, vermochte Reatinus nicht zu sagen. Er fühlte sich schuldig, hatte so viele Fehler begangen. War an so vielen Grausamkeiten beteiligt. Da konnte es einem doch nicht gut gehen. Reatinus hätte jämmerlich heulen können. Die Gefangenen wurden verkauft. Der Junge blieb wohl wenigstens verschont davon.
    Wenig später bließ der Centurio zum abtreten. Sie würden endlich gehen... endlich! Von einem Legionär ließ Reatinus sich auf das Maultier des Centurios aufsetzen und lag derweil auf den Rücken des Tieres. So würde er wenistens unbeschadet ins Lager zurück kommen, als Verwundeter.


    Der Kleine, der mit Reatinus zusammen auf dem Muli hockte, fing bitterlich zu weinen an. Mit starrem Gesicht blickte er den kleinen Mann an, nachdem ein ein Weinen und Schluchzen vernahm, während er näher zu ihm rückte. Mit seinen Soldatenpranken fuhr Reatinus dem Jungen über die Wange und die Haare und versuchte, ihn zu beruhigen. "Nicht weinen, Kleiner.", versuchte Reatinus mit selbst trüber Stimme zu trösten. Reatinus´ Herz zerberstete und hörte kurze Zeit lang scheinbar zu schlagen auf. "Wo sind deine Eltern?", fragte Reatinus kurz und knapp. "Tot.", antwortete der Junge genauso gebrochen, wie seine Sprache klang. Doch er beruhigte sich wieder.
    Reatinus hingegen sah erschüttert weg, schluchzte einen Moment lang und kämpfte gegen den Schock an, während er sich hilflos das Kinn rieb. Nachdem der Junge ruhiger geworden ist, war es jetzt Reatinus, der einige Tränen vergoss und am liebsten wie ein kleines Kind laut geweint hätte. Doch er konnte es sich nicht leisten. Gebannt starrte Reatinus in den Wald. Es war, als wäre ein kleiner Teil von ihm gestorben und sein Geist hätte ihn endgültig verlassen.


    Das war sie, die Geschichte eines Witwenmachers, der unter anderen Witwenmachern und Waisenmachern diente. Das Ende eines düsteren Kapitels in Reatinus´ Leben, welches er am liebsten nie angefangen hätte, zu schreiben. Es war die Geschichte eines Soldaten in einer Provinz, wo Soldaten freie Bahn durch Kriegsrecht hatten. Doch lagen Krieg und Recht im gegenseitigen Widerspruch...




    Sim-Off:

    Da kann ich mich anschließen, hat ungemein Spaß gemacht, mit euch zu simmen! Obwohl es Höhen und Tiefen gab, war die Kampagne doch einzigartig! :):dafuer:
    Den kleinen Jungen habe ich mit Crispus´ Einverständnis so gesimmt, wie man ihn hier lesen kann!

    Die allgemeine Hoffnung war zumindest nicht vergebens. Reatinus ließ den Gruß auf sich einwirken und nickte einfach nur zur Reaktion. Das Scheppern, das Rufen, diesmal fand der Centurio es in Ordnung. Mehr konnte er heute wohl nicht erwarten. Vorerst lockerte er also die Schlinge um den Hals der Probati - sie mussten heute wohl genug einstecken und sollten sich ihre Kraft für Morgen sparen.


    "Probati, für heute ist genug. Heute habe ich euch einige Selbstverständlichkeiten in der Legion beigebracht, jetzt dürft ihr abtreten! Ich will euch morgen ohne Rüstung und fit auf dem Exerzierplatz sehen! Abite!", rief der Schreihals lauthals und entließ die Männer für den Rest des Tages, von welchem nicht mehr viel übrig blieb.



    Sim-Off:

    Soll ich in Zukunft die neuen Tage sofort starten oder möchtest du lieber zum Abschluss das Abtreten ausspielen? ;)

    Reatinus nickte dankend auf die Äußerung, dass er viel erreicht hätte. Den Gedanken hatte er auch schon. Nur vergleichsweise wenige hatten eine eigene Unterkunft für sich, 450 Sesterzen im Monat und das Sagen über 80 Mann. Entspannt labte Reatinus an seinem Weinbecher und leerte diesen. "Eine Tradition...", lachte Reatinus, da es bei ihm nicht anders war, "Bei uns hat das Militär auch eine gewisse Tradition. Mein Bruder dient in der Prima ebenfalls als Centurio. Mein Vetter ist zurzeit Tribunus Corhortis Preatoriae...". Ach ja, die Prätorianer. Die Elitergarde schlechthin und somit auch die Leibgarde des Kaisers. Und dort nahm ein Artorier einen solch wichtigen Posten ein. Reatinus war schon ein wenig stolz auf seinen Vetter.


    "Das wirst du schaffen!", bekräftige Reatinus den Aurelier, "Wenn du in Rom genauso gut arbeitest wie hier, steht einer guten Karriere nichts im Weg.".

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus saß noch bequem am Feuer auf einem Baumstamm, wo er gefrühstückt hatte und hielt einen Becher mit einem belebenden Kräuteraufguß in der Hand, als Centurio Artorius herantrat und salutierte. Ursus erwiederte den Salut und deutete auf einen Platz neben sich. "Salve, Centurio Artorius. Hast Du schon gefrühstückt?" Er deutete auf die Reste seiner Mahlzeit, die noch locker für eine weitere Person reichten. Brot, Käse, etwas Rauchfleisch und sogar ein gekochtes Ei.


    "Hm, laß mich mal nachschauen." Er nahm eine Wachstafel zur Hand, auf der er die verschiedenen Arbeitseinsätze für die verschiedenen Tage notiert hatte. "IV. Centurie... Heute steht für euch buddeln und Palisade errichten an. Also harte Arbeit. Aber das Wetter sieht gut aus, nicht zu heiß und doch trocken. Und wir erhalten von den Germanen am Abend etwas anständiges zu essen, so daß für die Männer das Kochen entfällt. Das sollte sie zumindest ein bißchen motivieren."



    Nein, Reatinus hatte in der Eile nicht gefrühstückt, doch er tat dies auch sonst nie. Obwohl es heißt, dass das Frühstück die Wichtigste Malzeit am Tage wäre, bekam der Centurio morgens keinen Bissen runter. "Nein, danke, Tribunus. Iss ruhig weiter.". Deshalb beschäftige Reatinus sich lieber mit dem Geschäftlichen.
    Danach hörte sich Reatinus an, was für Arbeit Ursus seiner Centurie nun aufhalsen wollten. Buddeln und Palisade errichten also. Obwohl das Wetter Ideal für diese Tätigkeit wäre, taten die Männer dem Schreihals ein wenig leid. Zum Glück hatte der Artorier diese Zeiten schon hinter sich gelassen! "Also gut...", bestätigte Reatinus den Befehl, "Dann werde ich die Befehle an meine Männer weiterleiten. Wenn du mich entschuldigst, Tribun...". Mit einem kurzen und knappen Salut machte Reatinus kehrt.


    Wenig später, es waren nur wenige Sekunden nach der Besprechung mit dem Tribunen, schallte Reatinus´ ohrenverletzende Stimme, welche die Männer zum Sammeln aufforderte.


    "Milites, venite!"


    "Heute steht uns eine ziemlich dreckige, aber notwendige Arbeit bevor! Ich verlasse mich jedoch trotzdem darauf, dass ihr sie gut bewältigen werdet! Macht euer Schanzzeug bereit, wir wurden zum Buddeln und Palisade errichten verdonnert! Aber einen kleinen Trost habe ich für euch: Heute Abend gibt es anständiges Essen, wir werden von den Germanen in der Gegend hier versorgt! Das erspart euch zumindest das Kochen! Abite, ich will euch in 5 Minuten bereit sehen!".

    Sim-Off:

    Ich treib das dann mal weiter... hoffentlich kommt hier bald mehr Aktivität seitens der Probati/ Legionarii rein. :(


    Einmal mehr warf die Sonne ihren Morgenschein über Germanien und taufte das Land in ein mattes, ungrelles Licht. Einmal mehr sprang der Centurio aus der Pritsche und beeilte sich, seine Ausrüstung anzulegen. Wenn er nicht pünktlich zur Stelle wäre, würde die Centurie dies wohl nicht sein. Es lag also an ihm. Obwohl der Centurio jetzt gerne länger geschlafen hätte, führte kein Weg an dem Fortsetzen der Arbeiten vorbei.


    Nach dem Anlegen der Rüstung, des Helmes mit dem quergestellten Federbusch, des Gürtels und sonstigen Utensilien, trat Reatinus aus seinem Zelt und blickte sich sorgfältig nach dem senatorischen Tribunen um. Bevor er zum Antreten bließ, wollte er die Tagesbefehle in Erfahrung bringen.


    Die Suche gestaltete sich jedoch nicht schwierig, schein der Tribun wohl kein überbeschäftigter Lagerflitzer zu sein. Mit einem gekonnt ausgeführten Brustschlag erfragte Reatinus die Befehle, nachdem er vor Ursus stand: "Salve, Tribunus! Was bekommen wir heute zu tun?".

    Auf die Frage des Aureliers musste Reatinus schon scharf nachdenken. Nach einigen Jahren vergaß man, wie viel Jahre Legionsdienst man schon auf dem Buckel hatte, aber im Hinterkopf behielt man das immer. Und das stimmte meistens. "13 Jahre.", meinte Reatinus knapp, nachdem er nachgedacht hatte. "Wie du siehst, habe ich noch so einige Jahre vor mir. Deshalb bin ich nicht gerade der Älteste, was mich für meinen Dienstgrad aber manchmal selbst wundert. ".
    Reatinus schmunzelte, als Ursus ihm erzählte, dass er sich wohl fühlte. "Nun, die Legion hat auch ihre Schattenseiten. Wir Offiziere bekommen davon selbst nichts mit, da wir für den normalen Legionär selbst einen Teil dieser Schattenseite darstellen.", meinte Reatinus lachend. Seine Leidenschaft war die Legion aber trotzdem. Und er war zum Glück nicht so, dass er übertrieb oder sich korrumpieren ließ. Neugierig stellte Reatinus eine Frage, deren Antwort ihn brennend interessierte: "Was gedenkst du nach der Legion zu tun, Tribunus?".

    Dieses schwächliche "Salve, Centurio Artorius!" nahm Reatinus natürlich zur Kenntnis, war jedoch drauf und dran, es zu überhören. Nein, da fehlte noch ein wenig Kraft und Stimmgewalt, vielleicht ein wenig mehr Leben. Mal sehen, ob es nach einer kleinen Übung für die Armmuskeln besser werden würde! Kopfschüttelnd gab Reatinus die nächsten Befehle aus... das war eine der Gruppen, die man härter rannehmen musste.


    "Da lachen ja die Hühner! Solche Töne bringe ich persönlich ja beim Scheissen raus, und selbst die sind leichter zu hören als diese Vorstellung hier! Zehn Liegestützen und dann will ich gefälligst etwas hören!".

    "Du hast recht...", wimmelte Reatinus den Gedanken von seinem Kopf ab. Darüber nachzudenken war Unsinn. ER hatte überlebt... einige Kameraden leider nicht mehr, und sie galt es zu betrauern. Der modrige Gestank von verbranntem Fleisch stieg einigen wenigen zu Kopf, sodass sich diejenigen abwandten und das Geschehen lieber aus der Ferne beobachteten. Reatinus sah sich nach dem Centurio suchend um. Er wollte wenigstens ein kleines Lebenszeichen von sich geben.


    Gemächlich löste sich Reatinus von Romanus, der ihn stützte. Er sah ihn noch ein wenig trüb von der vergangenen Nacht an. Seine berühmt-berüchtigte kräftige Stimme trat derzeit in den Hintergund. "Danke, Romanus. Ich muss jetzt aber den Centurio aufsuchen. Nicht dass er denkt, ich hätte die Nacht nicht überstanden. Wenn du mich entschuldigst... ich wünsche dir jedoch alles Gute und viel Erfolg bei der Ala. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns wieder...". Damit wandte sich Reatinus von dem Vexillarius ab und schliff sich durch die Gegend, auf der Suche nach dem Centurio.


    Als er Crispus fand, trat er so gut wie er überhaupt konnte, vor ihm. Und das war nicht unbedingt viel. Eher schlecht als recht salutierte der Optio. "Salve, Centurio! Ich habe die Nacht überlebt, wollte mich nur melden. Nicht dass du denkst, mir wäre mehr zugestoßen als jetzt schon.".

    Nickend nahm Reatinus den Schlüssel entgegen. Das war also der Schlüssel zu eines der Casa der Aurelier in Germanien. Er nahm sich fest vor, verantwortungsbewusst damit umzugehen, doch ein wenig Neugierde konnte Reatinus sich nicht verkneifen. Wie es wohl im Inneren einer patrizischen Casa so aussah? "Nichts zu danken. Ich schulde dir und meinem Patronen eine ganze Menge!", antwortete Reatinus anschließend nickend auf den Dank von Ursus.


    "Ja kaum zu glauben!", plauderte Reatinus, "Ich könnte meinen, ich hätte mich erst gestern mustern lassen. Aber ich habe auch noch einige Zeit vor mir, ich bin schließlich nicht der Älteste.". Reatinus schmunzelte.

    "Gut, dann gewöhn dir dieses ekelhafte Käsegrinsen ab!", meinte Reatinus streng, während er nicht bemerkte, dass seine Ausbildung von Crispus unter die Lupe genommen wurde. Danach ließ er ab vom Duccier, schließlich war Reatinus kein Offizier, der es übertrieb. Genauso wie er immer sagte, war er hart und streng, aber fair!


    Danach folgten einige kräftig gesprochene Worte zu militärischen Formalitäten. Das musste jeder der angehenden Legionarii wissen, wenn er es sich nicht jeden Tag mit einem Offizier verscherzen wollte.


    "Nun gut, bevor ihr etwas falsch macht, bringe ich euch bei, wie ihr einen Offizier angemessen grüßt! Wenn ihr vor einen Offizier tretet, salutiert ihr mit einem Brustschlag auf die linke Brust mit der rechten Faust!", Reatinus machte es gekonnt vor, "Natürlich grüßt ihr dabei auch. Gegrüßt wird mit ´Salve, Rang, Gentilname", bei mir wäre es also ´Salve, Centurio Artorius!´! Und jetzt zeigt mal eure Lernfähigkeit und grüßt mich!". Gefasst auf alles (das hatte ihn seine Centurionenlaufbahn gelehrt) wartete der Schreihals auf das Ergebnis.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Natürlich, Centurio!" antwortete ich kurz und knapp, denn es gab auch nichts weiter zu dem Thema zu sagen.


    Reatinus nickte und konnte sich nun also wieder vom Acker machen. Mit einem gekonnten Salut verabschiedete der Centurio sich... "Vale, Legatus!" und machte kehrt. Nach einigen Momenten befand Reatinus sich schon nicht mehr im Raum und war auf dem Weg in seine Unterkünfte.

    Reatinus ließ sich von Romanus helfen, um ein wenig schneller laufen zu können. Er wollte rechtzeitig anwesend sein, wenn der Centurio, der zum antreten bließ, seine Worte an die Männer richtete. Es war viel geschehen, weshalb sich der Optio nur zurecht fragte, was der Centurio seinen Männern jetzt erzählen wollte. Die Leichen toter Männer wurden aufgebahrt. Wehleidig sah sich Reatinus das Geschehen an. Zu viele gute Männer waren gefallen. Zu viele Kameraden verloren gegangen...
    Sich ein wenig an Romanus stützend lauschte der Optio den Wortes seines Freundes und Vorgesetzten zu. Crispus fand selbst jetzt noch die richtigen Worte, wofür Reatinus den Mann beneidete. Obwohl die Räuber Auslöser dieser Geschichte waren, war Reatinus nicht nur auf sie zornig. Nein, er war einfach zornig auf alles. Auf diese verdammte Situation und die verdammte Grausamkeit eines einzelnen, finalen Scharmützels. Er fühlte sich hilflos, war er doch mit seiner Meinung vielleicht allein. Das war halt das Soldatenleben. Manchmal war es auch grausam.


    Reatinus erblickte den Totenzug, der geradewegs Kurs auf den Scheiterhaufen nahm. Ihm blieb ein Klos im Halse stecken und zugleich lief es ihm den Rücken runter. Bald schon befanden sich die Leichen in einem lodernden Feuer und wurden von eben jenem verschlungen. Schwarze Rauchwolken stiegen ungehalten empor und wanderten gen Himmel, welcher grau und düster war. Ein bestialischer Geruch machte sich breit, der Reatinus jedoch nicht einmal ein kleines Zucken entlockte. Obwohl es ein wenig makaber klingt, war er dies gewohnt. Er blickte auf einige Jahre im Militär zurück... dann wandte Reatinus sich jedoch an Romanus. "Hätten mich die Jungs aus deiner Truppe nicht gerettet, wäre ich auch dort in den Flammen.", meinte Reatinus schaurig.

    Reatinus derweil wartete ab, bis alle Probati die zwei Runden gelaufen waren. Keuchend, teilweise schwitzend bauten sie sich vor dem Centurio auf und bildeten eine Reihe, mit der Reatinus sogar zufrieden war. Ein wenig Sport half eben immer dabei, die Konzentration zu verbessern. Zumindest bei Probati. Er lief die nun gerade gewordene Reihe entlang und sah den Probati tief in die Gesichter, aus welchen er teilweise Angst, teilweise Ratlosigkeit herauslesen konnte. Nur wenige ließen sich nicht anmerken. Oder man machte es so wie Brutus und tat etwas, was Reatinus nicht allzu sehr gefiel. Das war wohl einer von den ganz Lustigen!


    "Was gibt´s denn da oben zu grinsen?!", fragte Reatinus ruckartig den riesigen Duccier. Um ihm in die Augen zu sehen, musste Reatinus seinen Kopf schon ein wenig weiter nach oben richten. Aber Reatinus ließ sich durch Körpergröße nicht einschüchtern. Er wollte viel eher Brutus einschüchtern.

    Reatinus lauschte aufmerksam und nickend den Worten des Tribunen, während er ihnen jeweils einen Weinbecher hinstellte und aus der Amphore etwas von dem dunkelroten Nass hinein füllte. Danach bot Reatinus mit einer Geste den Wein an. Anschließend nahm er Platz und hörte Ursus bis zum Ende zu.
    Einen Blick auf die Villa werfen... Reatinus war dem Aurelier etwas schuldig, überlegte er. Und Corvinus war ohnehin sein Patron, dem er seit langem mal wieder schreiben sollte. Warum nicht, entschloss sich Reatinus und lehnte sich zurück, so dass er völlig entspannt wirkte. Nachdem er kurz einen Schluck Wein nahm, antwortete Reatinus.


    "Tribunus, es freut mich, dass mein Patron und du mir ein solches Vertrauen entgegen bringt. Das bedeutet viel für mich.", erklärte Reatinus freudig, "Ich würde liebend gerne dafür sorgen, dass euer Vertrauen berechtigt ist. Eure Hausschlüssel und das Haus wären in guten Händen. Ich würde es tun.". Ablehnen konnte er doch nicht, nach dem, was Ursus neulich für ihn geleistet hatte...

    "Jawohl, Legatus!", gehorchte Reatinus. Der Scriba von vorhin, der Schreibtischhengst, nahm derweil die Papiere mit, die Reatinus ausgestellt hatte. Der Legatus schien mit dem Centurio einer Meinung zu sein, aber so ganz konnte Reatinus das nicht wissen. Man wusste nie, was der Legat dachte oder was er als nächstes tat.
    Reatinus hatte nicht vor, die Zeit des Legaten zu verschwenden, zumal diese bei einem solch aufwendigen Posten bestimmt knapp bemessen war. Deshalb war seine nächste Frage nach der kurzen Redepause:


    "Legatus, dürfte ich dann wieder abtreten?".

    Das schmackhafte Fleisch, wie Reatinus fand, wurde von eben jenem genüsslich aufgegessen. Übrig blieb nichts mehr außer den Stoffsäcken, denn die Legionäre und Probati aus der Truppe haben kräftig zugegriffen und sich unterhaltend das Fleisch verzehrt. Gesättigt und mit neuer Stärke konnte Reatinus nun die letzten Tagesbefehle ausgeben. Doch bevor er dies tat, gönnte er sich schnell einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. Er hatte den Vorteil, dass er sich nicht regelmäßig Essigwasser oder eine dieser anderen ekelhaften Flüssigkeiten antun musste. Als Centurio kam man immer an frisches Wasser. Vor allem, wenn man "Schreihals" hieß!
    Danach wandte sich Reatinus an seine Männer. Sie waren heute fleißig. Fleißig genug, stellte Reatinus fest. Nun sollten sie ruhen, nachdem sie wieder in das Lager zurückmarschiert waren.


    "Milites, convenite! State!", erschallte Reatinus´ mächtige Stimme.


    "Für heute reicht das! Wir werden jetzt wieder in´s Lager zurück marschieren, dann seid ihr für den Rest des Tages frei gestellt! Morgen werden wir woanders beschäftigt sein! Parate vos ad iter!"


    "Pergite!"