Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    Das Staunen von Reatinus wuchs, als der Optio ihm die Situation schilderte. Ja, Marcus Aurelius Corvinus kannte der Centurio. Nicht nur, weil er vor einigen Jahren hier ein Tribunat abgeleistet hat... sondern weil er gleichzeitig auch sein Patron war! Reatinus sah sich nun erfreut, dass man ihm bescheid sagte, hatte er doch vor einer Weile dem Aurelier zugesagt ein Auge auf die Sklaven zu werfen, die ihn Germania waren. Reatinus hielt seine Versprechen und war seinem Patronen treu. Grund genug, die Sache nun in die Hand zu nehmen. Vielleicht konnte er Siv, deren Namen er eigentlich noch nicht in Erfahrung bringen konnte bei Ursus abliefern. Der würde sicherlich wissen, was sie mit Sklaven tun, wenn diese abhauen wollten.


    Autoritär nickte er, als der Optio mit seinen Äußerungen abschloß. "Der Name tut wirklich nichts zur Sache. Ich werde ihn vielleicht noch aus ihr hinausquetschen.", sprach Reatinus mit einem sehr drohenden Unterton und trat einige Schritte zur gefangenen Sklavin. Er beugte sich ein wenig zu ihr herunter, denn sie war kleiner als der hießig als Schreihals bekannte Centurio. Der Centurio war mindestens einen Kopf größer, die Schulterlänge konnte man bei ihm wohl gegenüber der Frau als verdoppelt betrachten. Dann blickte er ihr mit gefährlicher Miene in die Augen. Angst zeigte sie nicht, doch eine gefangene Fraue alleine im Castellum, die so bedrohlich unter die Lupe genommen wurde, dass man am liebsten davonrennen würde... wie konnte sie keine Angst haben?


    Mit seinen kräftigen Pranken packte Reatinus die unbekannte Sklavin am Kinn, wollte sie jedoch nicht ernsthaft verletzen. Eher warnen, dass noch Schlimmeres folgen könnte.
    Sie hatte den Optio also auch angespuckt... nun, das zu ahnden lag wirklich nicht in Reatinus´ Hand. Wie er Drusus kannte, hätte dieser das nicht auf sich sitzen lassen. Reatinus wollte die Leidensspirale der eigentich hilflosen aurelischen Sklavin nicht fortsetzen. Allein der fehlgeschlagene Fluchtversuch und das, was ihr Haushalt dafür übrig haben sollte, sollte ihr Strafe genug sein. "Wie heißt du?", fragte Reatinus ein wenig lauter. Doch seine Exerzierplatzstimme ließ er nicht erschallen. Gut für die Frau, doch hoffentlich erkannte sie, was gut für sie ist. Und das Reatinus auch anders konnte, selbst wenn er es ungerne tat.



    Volltreffer, dachte Reatinus stolz und schritt schnell wieder einige Schritte nach hinten, um in gedeckte Stellung zu gehen. Er riss sein Scutum schnell auf, wobei am Ende nur noch Reatinus´ Augen über den Rand des Schildes hinaus spähten. Der voreilige Angriff seitens von Marcomer machte sich für Reatinus bezahlt. Er hatte seinen Gegner nun verletzt und für´s Erste beeinträchtigt. Und die Wunde sah überhaupt nicht ohne aus. Wenn Reatinus Glück hätte, würde Marcomer bald seiner Wunde erliegen. Doch solange musste er ausharren oder dem übergelaufenen Germanen den letzten Todesstoß geben.


    Doch gab es bald genauso wenig Zeit für Spekulationen als auch für die Freude über Reatinus´ schnell verschafften Vorteil. Auf alles gefasst beobachtete Reatinus Marcomers Regungen, seine Gestik. Vielleicht konnte er abschätzen, wann der Dorfanführer zu seinem Gegenangriff ansetzen konnte. Reatinus beruhigte sich, indem er dem Rascheln der Gebüsche im Wind lauschte.


    "Na, was sagst du jetzt?!", provozierte Reatinus. Vielleicht konnte er einen blindwütigen Angriff hervor rufen...

    "Ja, das ist bewundernswert. Du wirst vielleicht staunen, aber nicht jeder Soldat ist unbedingt Patriot. Es gibt Leute, die gehen nur zur Legion, um Essen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Da trifft es sich doch gut, dass man sogar dafür besoldet wird. Daher schätze ich diese Männer umso mehr, die für Rom kämpfen.". Tatsächlich gab es beide Sorten dieser Männer, sogar in den eigenen Reihen. Reatinus musste an seinen verstorbenen Neffen Severus denken, der einer von diesen Männern war. Sein Verlust schmerzte noch lange nach den Geschehenissen von damals. Als diese Erinnerung wieder hochfuhr, blieb Reatinus einen Moment lang still. Doch er lenkte sich schnell ab, indem er weiter mit dem Aurelier neben ihm plauderte.


    Tatsächlich brachte er Reatinus erneut zum lachen. "Keine Sorge, Tribun! Wenn du erfahrene Männer brauchst, komm ruhig zu meiner Centuria!". Dann sprach der Tribun das Risiko an. Ja, für einen Soldaten war die Gefahr allgegenwärtig. Es gehörte einfach dazu. Reines Berufsrisiko, fand sich Reatinus damit ab. "Risiko und Gefahr gehören zum Militäralltag dazu. Vorallem in ernsthaften Situationen. Doch obwohl es reinstes Berufsrisiko ist, verletzt oder gar getötet zu werden, ist jeder Verlust schade. Ich bin immer darum bemüht, meine Männer lebendig durch schwierige Fälle zu bringen.". Das war eben einfach die Aufgabe eines Centurios.

    ... die nicht lange auf sich warten ließ. Reatinus vernahm nämlich das kräftige Klopfen, welches nur von einem Soldaten und keinesfalls von einem einfachen Zivilisten stammen konnte. Schnell legte der Schreihals sein Stilus beiseite, mit welchem er eine Wachstafel bearbeitete, erhob sich emsig von seinem Hocker und wich von seinem extra großen Schreibtisch. Danach eilte er hastig zur Türe.


    Als diese geöffnet wurde, erblickte der Centurio das gänzlich Unerwartete. Sein Hauptaugenmerk lag an seinem Optio und da der fremden Frau, die sich wohl in ihrer Gewalt befand. "Salve!", grüßte Reatinus den Nachwuchsschreihals. Die beiden anderen Männer aus Reatinus´ Truppe bemerkte dieser nur am Rande und bedachte sie mit einem grüßenden Nicken. Er staunte nicht schlecht, dass ihm auf einmal eine unbekannte Frau vor die Türe geliefert wurde. Zuerst nahm der Centurio an, dass sie wohl einige Regeln vergessen hatten. Deshalb fragte er scharf: "Sagt mal, Männer, ist euch nicht bewusst, dass Frauen im Castellum nicht erlaubt sind? Was hat es mit der Frau hier auf sich?". Mit strengem Blick sah Reatinus drein. Danach musterte er Siv mit einem hart wirkenden Blick.

    Im gegensatz zu Crispus´ Gladius kam Reatinus´ nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, denn der Optio war fest entschlossen, diesem närrischen Marcomer ein Ende zu setzen. Lodernder Hass spiegelte sich in seinen wachen Augen wieder, als er Marcomer auf sich zustürmen sah. Ja, das konnte Reatinus recht sein. Soll er doch kommen. Jetzt würde bald sein Ende folgen! Reatinus musste nur an diesen Mann denken, um wütend zu werden. Wie er sich aufspielte, als sei er der Herr des Waldes, der sich das Recht nehmen konnte, Unschuldige zu plündern und zu töten. Vielleicht mangelte es den Räubern an Versorgung für den Winter. Doch nichts rechtfertigte die Toten, das sinnlose blutvergießen. Trotz der misslichen Lage, in der sich das Dorf damals befand, hätte es nicht so weit kommen müssen. Doch es kam so weit, und weiter sollte es nicht kommen. Dafür mussten sie sorgen...
    Die Dekadenz in diesem Wald nahm drastisch zu und Reatinus hatte vor, dieser ein klares Ende zu setzen. Der erste Schritt war Marcomers Tod. Und da der Artorier noch eine große Rechnung bei dem Anführer des Dorfes offen hatte und sein Gladius zwar blutig, aber geschärft war... nichts auf der Welt sollte den wutübermannten Optio jetzt in seinem Vorhaben stoppen. Nicht einmal eines dieser sinnlos großen, germanischen Langschwerter!


    Marcomer stürmte zumindest auf Reatinus zu. Dieser verstand die Beleidigung auf vangionisch zwar nicht, aber dass es eine Beleidung war, war Reatinus klar. Er schien provoziert und wütend, vergaß die Flucht schnell. Die Absichten Marcomers waren mehr als nur deutlich. Er wollte Reatinus an´s Leder, so wie es Reatinus bei ihm wollte. So hatten sich beide Männer nur bedingt unter Kontrolle.
    Das feuchte Projektil, welches durch die kalte Winterluft sauste landete auf Reatinus´ Scutum, welcher geistesgegenwärtig in Stellung ging. Jeder Atemzug hinterließ eine lange Rauchwolke, die schnell im Wind verschwand.


    Ein direkter Frontalangriff... ganz wie Reatinus erwartet hatte. Noch vor dem Aufprall der beiden wütenden Männer gab Reatinus einen zornigen Kampfschrei von sich, welcher weit hörbar war und wirklich Reatinus´ Zorn verköperte. Wären Außenstehende vorhanden gewesen, hätten diese wohl Herzrasen und schmerzende Ohren. Das Scutum des Artoriers wurde schnell weggestoßen, doch genauso schnell brachte Reatinus es wieder in Anschlag. Doch der Germane schlug schon zu, worauf der Optio jedoch blitzschnell - innerhalb weniger Millisekunden - reagierte. Sonst wäre für den Römer alles vorzeitig zu Ende gewesen. Schnell sprang Reatinus zur Seite und gab die kalte, stählerne Antwort an Marcomer weiter... in Form eines präzisen Stiches in die Seite...

    "Tu das.", bestätigte Reatinus, hängte jedoch nicht den Dienstgrad hinter den Satz an, was er normalerweise immer tat. Er wusste nicht so recht, ob er ihn noch mit Legionarius oder schon mit Eques ansprechen sollte. Er entschied sich letztlich für "Eques" und erklärte dem frischgebackenen Reiter: "Bedank dich nicht bei mir, Eques. Wärest du ein schlechter Soldat, hätte ich deine Versetzung sofort verneint. Jetzt pack deine Sachen, Eques, sonst überlege ich es mir nochmal!". Der Centurio klopfte Lupus einmal kräftig, aber nicht schmerzhaft auf die Schulter, eher er wieder das Contubernium verließ. Er ging eher wortlos und war genauso schnell weg, wie er gekommen war. Jetzt würde der Terentier sicher so manche Frage zu beantworten haben!

    Triumphal wurden die Banditen verfolgt. Marschgeräusche von unzähligen Füßen hinter den Räubern hielten diese immer auf Trab und ließen sie weiter rennen, den letzten Funken Energie aus den Beinen zusammenkratzen. Die Wenigsten würden entkommen, wobei jene deutlich schlechte Karten hatten, die als eine der Letzten flohen. Jene, die nicht mehr konnten und sogar stehen blieben, wurden ohne langes Zögern von den siegreichen Soldaten gefangen genommen und den Soldaten übergeben, die ein wachsames Auge auf die Gefangenen werfen sollten. Reatinus hingegen schaarte eine Gruppe Legionarii um sich, um immer mehr dieser Plünderer gefangen zu nehmen, welche sogar Unschuldige getötet haben. Und sie würden nicht aufhören, deshalb musste man ihnen sofort ein Ende setzen. Ähnlich einer Krankheit, die man so schnell wie möglich zu beseitigen versuchte. An der Spitze der Männer fielen immer mehr Räuber unter die Gewalt der mutigen Legionäre, welche ihren Tribut für diesen frechen Hinterhalt forderten. Was mit dem Gefangenen passieren würde... nun, das vermochten nur die Götter zu wissen. Oder der Centurio.


    Auch ein Großteil von Marcomers Männern blieb nicht verschont. Dieser Großteil vermochte es nicht mehr, zu entkommen. Zu Recht, hätte Reatinus gedacht, wenn er rechtzeitig bemerkt hätte, dass es tatsächlich Bewohner aus Marcomers Dorf waren. Doch merkte der Optio dies noch nicht. Erst, als er aus der Ferne Marcomer selbst flüchten sah. Waren sie etwa unter diesen Banditen? Kurz blieb Reatinus stehen und sah dem flüchtenden Dorfältesten schockiert nach. Innere Leere umgab ihn. Dieser Anblick war ein Schlag in Reatinus´ Gesicht. Er stand da, als hätten ihn kurzzeitig alle Geister verlassen. Der hilflose Marcomer. Das war er also, dachte Reatinus. Anstelle der Leere trat schrittweise blinde Wut. Nein, das wollte Reatinus diesem Bastard nicht verzeihen, der nicht verstand, worum es ging! Die Legionäre, welche stehen blieben und sich fragten, was mit ihrem Optio los war, trieb jener weiter. "Los, verfolgt sie!!", schrie er in seinem beinahe schon Wutanfall. Eine Ader auf seinem Hals pochte kräftig, wie sie Reatinus noch nie gehabt hatte. Er wusste nicht einmal, dass er dazu in der Lage wäre. Die Zähne biss der Artorier so zusammen, dass man meinen könnte, er hätte einen Stein durchbeißen können. Noch schlimmer war es zu wissen, dass alles für die Katz war. Sie hatten die Dorfbewohner um Essen erleichtert, doch nur, um selbst noch da bleiben zu können, um helfen zu können. Die Gewissensbisse des Optios in Marcomers Dorf. Sein ihn beinahe strafen wollendes Gewissen. Alles war Marcomer egal. Er verstand genauso wenig, wie er die Situation nun im Griff hatte. Deshalb der Zorn von Reatinus.


    Die Legionäre machten sich davon. In unmittelbarer Nähe nur noch der Optio und Marcomer. Reatinus umklammerte sein Gladius mit festen Griff, als wolle er das Eisen zerdrücken, welches er zu gerne in Marcomer hinein rammen wollte. Das war der Moment der Entscheidung. Dorfältester gegen Optio. Gladius gegen Langschwert. Marcomer gegen Reatinus.


    "Marcomer, du Sohn einer Lupa! Du hast dich für die andere Seite entschieden! Bringen wir es zu Ende und lass uns sehen, ob es die richtige Wahl war!!", schrief Reatinus wütend.


    Reatinus beruhigte sich erneut, wie er es heute schon unzählige Male getan hatte. Die Wut war jedoch stärker als die Wirkung der Beruhigung. "Heute stirbst du nicht, Artorius...".

    Das war sogar eine gute Frage, fand Reatinus. Da man ihm auch nicht gesagt hatte wann, nahm er einfach an, dass er daraus ein "so schnell wie möglich" deuten konnte. Die selbe Information gab er auch an Lupus weiter. Seine Miene blieb genau gleich geschäftsmäßig, wie sie schon die ganze Zeit über war. Er konnte geschickt verdecken, dass er den Verlust in seiner Einheit ein wenig traurig fand. Wirklich gute Männer waren rar. Der Rest war eher... Durchschnitt.


    "Richtig. Jetzt sofort, schließlich soll dein neuer Decurio wissen, dass er Zuwachs bekommt. Ich hätte zumindest selbst genau das erwartet, Legionarius!".

    Die Zahl der Banditen sank drastisch, was Reatinus für´s Erste aufatmen ließ. Die erste große Hürde der Operation Banditenjagd war nun mit sehr wenigen Verlusten in den eigenen Reihen bewältigt. Wildheit und Mut der Verzweiflung waren guter Ausbildung und richtiger Ausrüstung meilenweit überlegen, stellte Reatinus fest.


    Der Optio sah die Banditen völlig aufgerieben und demoralisiert davonrennen. Ja, so war es recht. Sollen sie sich nur kampflos von den Equites aufsammeln lassen. Sie sahen zu Recht, dass sie nun keine Chance mehr hatten. Mehr als Dreiviertel von ihnen musste bei diesem Hinterhalt ihr Leben lassen. Triumphal hob Reatinus sein blutverschmiertes Gladius in die Luft und ließ einen lauten, triumphalen Schrei ertönen.


    "Roma victrix, ihr räudigen Köter, hört ihr?!!"


    Der Schrei war so laut, dass er bis tief in den Wald drang und den Sieg der römischen Soldaten über eine weite Entfernung verbreitete.



    Kaum kam der Befehl des Centurios, die Fliehenden zu verfolgen, schon setzte sich Reatinus in Bewegung. "Mit Vergnügen...", murmelte er eher zu sich selbst und nahm seinen Platz bei den anderen Legionären ein. Sie setzten sich schon in Bewegung.


    "Na los, ihr wollt sie doch nicht entwischen lassen! Schnappt sie euch!", trieb Reatinus die Legionäre an. Schließlich gab es nichts mehr, was sie stoppen könnte!



    Schnell war der Terentier zur Stelle, als sein Name aufgerufen wurde. Reatinus überlegte kurz zwischen gleich rausrücken oder ganz gemein auf die Folter spannen, doch er entschied sich für Ersteres, damit er selbst noch einige Organisatorische Dinge in Anlauf nehmen konnte. "Herzlichen Glückwunsch, Legionarius!", beglückwünschte der Artorier den neuen Eques, "Du wirst versetzt zu den Equites.". Kaum hatte der der Schreihals seinen Satz beendet, schon reichte er Lupus die Urkunde, welche seine Beförderung bestätigte.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERHEBE ICH
    Marcus Terentius Lupus


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XIII KAL MAI DCCCLVIII A.U.C. (19.4.2008/105 n.Chr.)


    ZUM
    EQUES - LEGIO II GERMANICA


    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif]



    "Ich soll dir Glückwünsche von deinem neuen Kommandanten Aurelius Ursus ausrichten. Du hast dich bei Decurio Gracchus Rufus zu melden!"

    Geduldig wartete Reatinus darauf, dass Ursus die Urkunde vollendete, die er soeben zu schreiben begann. Mit einem Nicken pflichtete er der Äußerung des Tribunen bei. Obwohl Reatinus das Gefühl nicht selbst kannte, sich falsch eingesetzt zu fühlen, konnte er jemanden in dieser Lage durchaus nachvollziehen. Aber er fühlte sich wohl in der Infanterie und führte seine eigenen 80 Mann an. Mehr konnte man sich doch nicht wünschen.


    "Ich danke dir für deine Zeit, Tribun Aurelius. Ich werde Legionarius Terentius in Kenntnis setzen.". Reatinus erhob sich, nahm die Schriftrolle entgegen und salutierte gekonnt vor dem Tribunen. "Vale, Tribunus!".


    Danach machte er kehrt und marschierte mit sicheren Schritten gen Türe. Doch da viel ihm noch was ein!


    "Ach ja... falls du meinem Patronen einmal schreiben solltest... grüß ihn bitte von mir.". Danach war der Centurio entgültig verschwunden.

    Nachdem Reatinus mit dem senatorischen Tribunen und Kommandanten der Reiterei über die Versetzung des Lupus gesprochen hatte, hatte er nun die Ehre, den baldigen Eques über seine Beförderung zu informieren. Schade, dass Reatinus nun einen guten Mann verlor, aber da konnte man wohl oder übel nichts machen.


    In Contubernium III befand sich Lupus. Dieses Contubernium mischte Reatinus eigentlich am liebsten auf. Aber diesmal wollte er aus gegebenem Anlass darauf verzichten. :D
    Völlig ungewohnt öffnete Reatinus die Türe ganz normal und bemerkte jetzt erst, wie fürchterlich sie quietschte. Musste wohl an der Belastung liegen, der sie ausgesetzt war. Er sah sich im Raum um. Lupus war anwesend. In angehnehmen, jedoch geschäftlichen Ton rief er den Legionär zu sich.


    "Legionarius Terentius, progredde!".

    Ja, jetzt fiel auch Reatinus ein, dass er den Namen des Mannes überhaupt nicht genannt hatte. Aber da der Tribun ja fragte, konnte Reatinus dies jetzt nachholen. "Der Mann heißt Marcus Terentius Lupus.", antwortete der Centurio im Geschäftston, "Er wird euch sicher nicht enttäuschen. Ich finde es sogar schade, dass er meine Einheit verlässt.". Aber Reisende muss man ziehen lassen. Anschließend wartete der Centurio nur noch auf die Erlaubnis, abtreten zu dürfen.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    "Salve, Centurio Artorius", grüßte Ursus erfreut zurück. Und deutete auf einen der Stühle. "Bitte, setz' Dich doch. Möchtest Du einen Schluck trinken? Allerdings habe ich nur Wasser hier." Er deutete auf einen Krug, der mit einigen Bechern bereitstand.


    "Wenn Du die Versetzung befürwortest, sehe ich keinen Grund, seinem Wunsch nicht stattzugeben. Ich gehe mal davon aus, daß seine Fähigkeiten als Reiter in der Grundausbildung geprüft wurden?" Da der Soldat selbst um die Versetzung gebeten hatte, konnte man vermutlich davon ausgehen, daß er mit Pferden umgehen konnte. Doch sicher war sicher. Und lieber eine Frage zuviel als eine zuwenig.



    Dem höflichen Angebot, Platz zu nehmen leistete Reatinus gerne Folge. So nahm er mit einem "Danke, Tribunus." Platz vor dem Tribunen, dessen Bequemlichkeit der Stühle denen des Centurios keineswegs nachstanden. Das Angebot, etwas zu trinken verneinte er entschieden mit einer Handgeste. Er musste ohnehin bald los.


    Reatinus ging kurz in sich und versuchte sich an die Leistungen von Lupus zu erinnern, während sie das Reiten in der Grundausbildung durchnahmen. Ja, er konnte zumindest reiten, das war wichtig.


    "Nun, der Legionarius hat sich wirklich nicht schlecht gemacht. Normalerweise trainiere ich meine Männer für Infanteriezwecke, deshalb macht die vergleichsweise kurze Reiterausbildung keinen Profi aus ihn. Was die Grundfertigkeiten anbelangt, hat er sich sehr gut bewährt. Der Rest ist Aufgabe der Offiziere der Turmae."

    Als er das "Herein!" aus dem Inneren des Raumes vernahm, zögerte Reatinus nicht lange und trat durch die Türe ein. Das erste Mal, dass er im Zimmer des senatorischen Tribuns war. Hier war es nicht gerade bescheiden, aber auch nicht übertrieben imposant eingerichtet. Nicht schlecht, dachte Reatinus.


    "Salve, Tribunus!", grüßte er den Tribunen, mit dem er schon einmal positiven Kontakt hatte. Er wollte ihn nicht unnötig lange aufhalten und kam gleich zur Sache. "Es geht um einen Legionarius aus meinen Reihen, Tribunus Aurelius! Er hat mir ein Anliegen geäußert, er wolle zur Legionsreiterei! Da er ein guter Soldat ist, wollte ich ihn bei dir als Kommandant der Reiterei zu einer Versetzung zu den Equites empfehlen!". Hoffend, sich diese Mühen nicht umsonst zu machen blickte Reatinus zum Aurelier.

    Eigentlich musste Reatinus nicht den Legaten aufsuchen, um eine Versetzung für Lupus zu den Reitern zu empfehlen. Der Tribunus Laticlavius war Kommandant der Reiterei, und so empfand es Reatinus als besser, diesen aufzusuchen. Der könnte da wohl viel eher weiterhelfen.


    Der senatorische Tribun war kein übler Typ, deshalb fiel es Reatinus auch wesentlich leichter, Kontakt mit dem Aurelier aufzunehmen. Er trat vor das Officium von Ursus, rückte sich seine Tunika zurecht, nahm den Helm unter die Schultern und klopfte an!


    *klopf, klopf, klopf*

    Nachdem sich Reatinus einige Zeit nahm, um Schreibkram zu erledigen, erschien er selbst auf dem Exerzierplatz. Er hatte jedoch nicht vor, selbst einzugreifen. Stattdessen machte er sich eine kleine Notiz davon, wie der Nachwuchsschreihals vorging. Ohne groß aufzufallen hielt er sich weit im Hintergrund und hörte der Exerzierplatzstimme des Iuliers zu. Sie entwickelte sich so langsam.
    Ach ja, die Scorpiones. Abgesehen von dem Schleppen war das eigentlich eine relativ einfache Übung, die keine allzu große körperliche Anstrengung verlangte.
    Geduldig beobachtete der Artorier das Geschehen.

    Mittlerweile waren die Soldaten vollzählig angetreten und der Tribun beantwortete schnurstracks die Frage des Centurios. Eine Extraration für die guten Dienste der letzten Monate also. Erstaunt blickte der Centurio den Terentier an. Der Anlass für diese Extrarationen erfreute den Centurio beinahe schon mehr, als die Extrarationen an sich. "Ich danke auch im Namen meiner Truppe für die Rationen, Tribunus.", bedankte sich Reatinus und wurde dann wieder geschäftlich, "Ich habe einige kranke Soldaten, welche nicht anwesend sein können. Quintus Redivivus Sabinus, Marcus Germanicus Varus, Volusus Duccius Briganticus. Der Rest sollte da sein oder er hat Pech gehabt."


    Danach wandte sich Reatinus an die Männer, welche schon gespannt warteten.
    "Männer, heute gibt es für euch Extrarationen! Alle in einer Reihe hintereinander aufstellen, ihr werdet eure Rationen persönlich in Empfang nehmen!".