Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    "Salve!", sprach der wachhabende Soldat und musterte den Duumvir eingehend. Danach schaute er dem Mann tief ins Gesicht. Verwundert stellte er fest, dass es ja der Duumvir Hadrianus Capitolinus war. Na der durfte in dem Falle ja rein!


    "Kein Problem, Duumvir! Entlang der Via Preatoria nach der ersten Kreuzung links, dort befinden sich die Häuser der Tribuni Angusticlavii. Auch das von Tribunus Alienus ist zu finden!", erklärte der Wachmann den Weg.

    Die Testudo half aber nur gegen Reatinus´ Orkanstimme, wenn sie stabil und ordentlich war. Andernfalls sollte sie in den wenigen Sekunden, die Reatinus sich das mit ansah, gnadenlos zusammenbrechen.
    "Das gibt´s ja nicht! Ich habe schon Ratten gesehen, die hatten mehr Teamwork im Blut als ihr!", gab Reatinus der verschandelten Testudo gänzlich unzufrieden den letzten Rest. Aus der Sicht des außenstehenden Centurios war die Vorstellung nur eine wirre Aneinanderreihung von Flüchen, lautem Scheppern, und "Autsch!" rufenden Probati. Wer jetzt viel Fantasie hatte, könnte annehmen, dass man keine Testudo mehr bräuchte, da die Pfeile durch die Schallwellen ihre Flugbahn ändern konnten, wenn Reatinus schrie. Aber leider ging auch das nicht, weshalb man eben die Testudo hatte. Reatinus hatte eine starke Stimme, aber auch keine Göttergleiche.


    Letztlich ließ sich der Schreihals dazu hinreißen, den Probati einen Tipp zu geben. "Wenn das alle auf einmal versuchen, dann klappt das nicht! Jede Reihe nacheinander, schnell und ordentlich! Nochmal!". Hoffend auf etwas Besseres als eine fluchende, scheppernde Gruppe sah sich Reatinus das Schauspiel an. Naja, zumindest konnte es nicht mehr Schlimmer kommen!

    Als sich jeder der Probati ein Pferd und einen Eques als Übungsbegleiter ausgesucht hatte, konnte Reatinus fortsetzen. Reiten war nicht gerade seine Stärke, spezialisierte der Centurio sich doch auf die Fußtruppen. Naja, es würde reichen, um die Lektion fertig zu bringen. Wofür waren sonst die Equites da?


    "Prinzipiell gilt, dass ihr mit etwas Kraft auf die Sattel der Tiere steigt, losreiten könnt ihr mit einem guten Schwung in den Zügeln. Sonst wird eigentlich mit den Beinen gelenkt, indem ihr mit euren Füßen auf die Seite des Pferdes klopft, in die es navigieren soll! Normalerweise muss ein Soldat zu Pferd seine Arme frei halten, um sich im Notfall wehren zu können - einer der Gründe, warum die Zügel ausschließlich bei schnellen Richtungswechseln und sonst eher selten benutzt werden! Ihr müsst nicht auf dem Pferd kämpfen, ihr musst Botengänge jedoch unversehrt und lebendig ausführen! Anhalten könnt ihr, indem ihr an den Zügeln zieht! Und nun übt, die Equites werden euch helfen!".



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    Eques Geminius
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    Eques Geminius wartete geduldig, bis der Centurio mit seinen Ausführungen fertig war. Er schien ein wenig Schwierigkeiten in Sachen Reiterei zu haben, aber gut, er war ja Centurio und kein Decurio.


    Der Eques winkte Lupus zu sich herbei und schilderte ihm, was er von nun an zu tun hatte.
    "Der Centurio hat es so weit geschildert. Du kannst jetzt üben, indem du ein wenig reitest, Probatus. Wenn du es schwieriger magst, an den Übungspfählen entlang im Slalom! Du kannst auch versuchen, mit dem Pferd über einige Hindernisse zu springen! Und strapazier mir das Tier nicht!".

    Während der Centurio den Männern zur Beruhigung eine kleine Pause einräumte, gesellte sich der Optio zu einer kleinen, neu entstehenden Runde aus anderen Opiones, welche einen kleinen Plausch hielten. Reatinus wirkte wie immer unverwüstlich, doch war er aufmerksam und immer bereit für das Unerwartete. Seine Optionenkameraden konnten nur darauf Grinsen, denn sie merkten, dass Reatinus sehr wachsam war.


    "Mann, Reatinus! Die sind doch noch viele Meter weg! Entspann dich mal!", rief Balventius vorlaut.


    "Kennst mich doch, Balventius. Ich erwarte das Unerwartete, weil der Feind erwartet, dass ich es nicht tue... außerdem stimmt hier was nicht.", entgegnete der Artorier mit trockener Stimme und grinsend darauf.


    "Pass bloß auf, dass die dich nicht kriegen, Räuber können ganz hinterlistige Gestalten sein, Reatinus. Vielleicht ziehen sie dich in´s Gebüsch, dann wissen nur die Götter, was sie mit dir anstellen!", sprach ein anderer Optio zu Reatinus und stupste in an den Ellenbogen.


    "Hah, mich kriegen sie doch nicht!", meinte Reatinus abwimmelnd, "Und wenn doch, hinterlasse ich wenigstens ein stattliches Erbe! Als Optio is´ man ja ein reicher Mann... naja, vorausgesetzt, man haut nicht gleich alles im Lupanar auf den Kopf. Nicht, Balventius?!". Die Runde lachte laut auf. Scherze sorgten in dieser angespannten Situation für einen kühleren Kopf. Die derbe Ausdrucksweise in der Legion tat ihr Übriges.


    "Hey, ich hab wenigstens meinen Spaß dabei! Sonst hat man in der Legion auch keine ´Chance´, oder man steht auf Männer.".


    "Meinste´, die Latrinen sind nur zum scheissen da?", entgegnete Reatinus frech und ließ erneut die Gruppe auflachen. Naja, irgendwann musste doch jeder mal etwas Bestimmtes machen. War in der Legion die einzige Möglichkeit, zumal da auch keiner hin sah...

    Sah doch schon wesentlich besser aus! Zufrieden spähte Reatinus hinaus aus die Zielscheiben und besah sich die Schüsse, welche nun zum Großteil wenigstens trafen. Mehr brauchten sie auch nicht, obwohl Reatinus nun spekulierte, einige der Rekruten zu den syrischen Bogenschützen zu stecken...
    "Na geht doch!", kommentierte Reatinus zufrieden grinsend. Der Tag war noch nicht ganz verstrichen, und der Schreihals hatte genügend Zeit, noch eine weitere Lektion abzuhaken... die Vorletzte für diese Gruppe. Wie schnell doch die Zeit verging.


    "Probati, nun sammelt die Pfeile wieder ein und räumt die Bögen weg, danach wieder antreten! Heute wollen wir noch eine Lektion lernen!".


    Während die Probati mit den Bögen beschäftigt waren, rief Reatinus einige Equites aus der Legio II her. Er hatte schon am Vortag dafür gesorgt, dass sie sich bereit hielten. Reatinus fand es immer wieder praktisch, so nahtlos fortsetzen zu können. Die Equites hatten wenig verwunderlich Pferde bei sich, die sie an den Zügeln herbei zogen.


    Einige Augenblicke später, fast schon schneller als Reatinus dachte, waren sowohl Reiter als auch Probati zur Stelle. Reatinus erklärte, was nun vor ihnen lag:


    "So Probati! Wie ihr unschwer erkennen könnt, habe ich einige Pferde herbei holen lassen, damit ihr euch ein wenig mit Hilfe der Equites dem Reiten zuwenden könnt! Auch hier gilt, dass wir keine Meister brauchen, aber für eventuelle Botengänge ist es immer nützlich, wenn man reiten kann! Sucht euch ein Pferd aus und lasst euch von einem Eques beibringen, wie alles funktioniert! Vorsicht übrigens, das sind sensible Tiere!"



    Sim-Off:

    Soll ich einen NPC-Eques für dich übernehmen oder machst du das selbst? ;)

    Neuer Tag, neues Glück, hieß es mal wieder auf dem Exerzierplatz, wo heute erneut die lächelnde Sonne über den Übenden fehlte. Doch für Reatinus war diese Tatsache nun kein Weltuntergang, denn man war diese in Germanien eh gewohnt. Außerdem war er bei bestem Willen auch nicht bereit, die Ausbildung deswegen zu stoppen, was ja mehr als banal gewesen wäre. Es musste einfach weiter gehen...
    Mit seinem typischen Statussymbol, der Crista Transversa auf dem Helm, marschierte der Centurio zusammen mit seinem Optio in voller Montur auf dem Exerzierplatz und trommelte die Probati zusammen. Heute beschäftigten sie sich mit Formationen, welche eine große Portion Teamwork erforderten. Es ging los mit der Testudo!


    "Probati, venite!", schallte des Schreihalses Stimme wie gewohnt und ließ die Ohren der Probati klingeln.


    "Habt ihr euch eigentlich jemals die Legion ohne die wichtigen Formationen und die Disziplin vorgestellt, die sie aufbringen? Nun, ich kann euch mit Gewissheit sagen, dass eine Truppe nicht einmal halb so effektiv agieren kann, wenn sie nicht weiß, wie man eine Testudo mit den Kameraden bildet oder Reiter abzuwehren weiß! Von daher erklärt es sich von selbst, dass jeder Einzelne und die Gruppe als solche darin eingespielt sein müssen, schnell und ordentlich eine Formation vor ihren Offizieren zu erschaffen! Fangen wir an mit der Testudo!"


    Reatinus warf einen musternden Blick auf die Probati, welche so langsam zu richtigen Männern wurden. Ach, so langsam kam doch immer die Zeit, als sich die Probati ihren täglichen Übungen auf den Exerzierplatz entzogen und als Legionäre ihren Dienst antraten. Diese Gruppe brauchte auch nicht allzu lange.


    "Kommen wir einmal zum Sinn und Zweck einer Testudo! Testudo bedeutet Schildkröte, und genauso wie die Schildkröte in ihren Panzer sicher ist, sollt ihr hinter euren Scuta sicher sein! Die Testudo ist eine geschlossene Formation, welche den Legionären hervorragenden Schutz vor feindlichen Beschuss bietet! Ihr werdet diese Formation öfter gebrauchen, da sie sowohl bei Pfeilhageln in Feldschlachten gerne benutzt wird als auch zum Vorrücken auf feindliche Stellungen!


    Und so bildet ihr sie: Die erste Reihe hält ihr Schilde so nach vorne, dass sie gut geschützt ist! Die Reihen dahinter halten ihr Schilde jeweils über die Köpfe ihrer Vordermänner und decken jene, damit am Ende jeder optimal geschützt ist! Die Formation muss stabil sein und darf keine Lücken aufweisen, denn sonst bringt sie auch herzlich wenig! Und jetzt bildet eine Testudo!".





    Reatinus winkte kurz seinen Optio zu sich herbei, damit dieser sich schließlich nicht langweilte. Wie immer wollte er sehen, wie der Iulier sich schlug. "Optio, du darfst später die Formation zur Kavallerieabwehr behandeln!". Reatinus war niemand, der sich scheute, auch mal das Kommando an seinen Stellvertreter abzugeben, zumal sich jener von Reatinus wirklich hervorragend machte!

    Reatinus beachtete die Männer des Dorfes eine Zeit lang nicht, bis jedoch der Centurio die Initiative ergriff und sie ansprach. Derweil ergriff Reatinus jedoch selbstständig eine andere Aufgabe und warf ein wachsames Auge auf die Männer der Truppe. Crispus und dieser Germane, dessen Namen Reatinus nicht kannte schienen etwas zu besprechen und zu planen. Zumindest konnte Reatinus erleichtert sein, dass die Germanen keine hinterlistigen Angriffe planten... hätte bei so wenigen eh keinen Zweck!


    Bei den Männern schien sich Sorge breit zu machen, merkte Reatinus. Er selbst jedoch war so wie immer: Undurchschaubar und unverwüstlich. Vielleicht lag es auch daran, dass der Optio von so manchen Geschehenissen nicht unverschont geblieben ist. "Hoffentlich erleben wir keine zweite Varusschlacht...", flüsterten sich einige Legionäre in der Nähe zu. Dasselbe hoffte Reatinus jedoch auch, obwohl ihn diese Panikmache unter den Legionären völlig kalt ließ. Er war zuversichtlich, denn es war nicht seine erste Kampfsituation.


    Einige Momente später wurden die Offiziere von Centurio Petronius herbei gewinkt. Das galt demnach auch für Reatinus, der sich schon bald in der Offiziersrunde hinzu gesellte. Aufmerksam hörte Reatinus zu und stellte fest, dass es schwierig war, eine richtige Entscheidung zu treffen. Einerseits wollte er kein Risiko eingehen, doch andererseits hätte so ein nächtlicher Angriff einen bedeutenden taktischen Vorteil. Doch verschaffte es den Räubern jedoch Zeit... schwierig, schwierig, grübelte Reatinus.


    "Wenn wir sofort los ziehen, haben sie weniger Zeit, sich vorzubereiten, Centurio. Doch ein nächtlicher Angriff wäre ein taktischer Vorteil... fliehen werden sie nicht können, wo sollten sie sich schon verstecken? Ihnen bleibt nur der Kampf bis auf den letzten Mann. Ich wäre für Abwarten und den resultierenden taktischen Vorteil.", schlussfolgerte der Optio, der sich bei der Entscheidung ziemlich quälte.

    Das Wasser schien kälter zu sein, als zunächst angenommen, dachte Reatinus. Sofort sputeten sich die Probati, welche glücklicherweise alle die Kälte überstanden haben und wärmten sich am knisternden Feuer auf. Bald kamen auch die letzten Probati zurück, die Reatinus gut als lebende Eiszapfen hätte identifizieren können. Der Schreihals wartete geduldig, bis sie wieder etwas wärmer wurden. Reatinus kannte das Gefühl nicht, hatte er doch seine Schwimmübungen damals in warmen Sommertagen absolviert. Das mit dem Feuer war wohl doch keine so schlechte Idee... jetzt mussten die Probati nicht stocksteif von der Kälte ins Lager zurück marschieren.


    Nachdem Reatinus das Gefühl hatte, dass sich jeder der Probati wieder aufgetaut hatte, rief er zum Sammeln: "Probati, parate vos ad iter!" ( "Marschbereitschaft herstellen" )


    Doch bevor er zum Marschieren bließ, löschte er natürlich mit dem Inhalt seiner Feldflasche das Feuer. Es reichte gerade noch zum löschen, und brauchen würde er das Wasser zurzeit eh nicht. Auf jeden Fall besser, als einen Waldbrand zu verantworten.


    "Pergite! Zurück ins Lager!"




    Sim-Off:

    Ich würde jetzt eigentlich noch einen neuen Ausbildungstag starten, hab dazu aber leider keine Zeit mehr. :(
    Du kannst noch die Rückkehr ins Lager ausspielen, morgen Abend geht´s weiter! :)

    Wenn Ursus aus Rom stammte, verband die beiden Offiziere eine weitere Gemeinsamkeit. Und tatsächlich kamen immer mehr Schaulustige aus der Umgebung vorbei, als sähen die beiden ungewöhnlich aus. Reatinus war ja selbst mal Legionarius, aber irgendwie konnte er jetzt auch nicht verstehen, warum Ursus und er jetzt ein solches Phänomen abgaben. Sogar einen Blick auf sich selbst herab konnten sie ihm entlocken. Aber es war nichts. Reatinus sah in der Uniform aus, wie immer. Naja, auch egal. "Du hast recht, wir wollen den Verkehr nicht aufhalten.", scherzte Reatinus und setzte sich mit Ursus in Bewegung. Danach hörte Reatinus die Meinung Ursus´ über Corvinus. Aus Reatinus´ Sicht stimmte das sogar alles, auch wenn es so schien, als wären Ursus und Corvinus zerstritten. Aber der liebevoll genannte Schreihals konnte das natürlich nicht wissen und stimmte einfach nur zu: "Ja, das ist er... vertrauenswürdig und gewissenhaft. Ein guter Mann!".


    Danach bogen sie in Richtung des Exerzierplatzes ab. Reatinus Heimat... er hatte sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Und seine Gens genauso wenig. Er hatte seinen Bruder Imperiosus äußerlich nur so in Erinnerung, als er Rom verließ und sich bei der Legio II mustern ließ. Nun war es schon eine handvoll Jahre her. Reatinus und sein Bruder hatten sich nun beide zu Centurionen hochgedient. War doch nichts zu beklagen, an solch einer Karriere. Das bekam nicht jeder auf die Beine.
    "Meine Heimat ist ebenfalls Rom... dort bin ich geboren und aufgewachsen. Ich vermisse das warme Wetter dort und das herrliche Klima. Manchmal lenkt der Gedanke daran an den germanischen Winter ab!"

    So ziemlich jeder Probatus versemmelte seinen ersten Schuss, doch Reatinus stand eine Weile lang geduldig da und beobachtete ihre Versuche, das Ziel zu treffen. Immerhin hatten einige den Bogen raus, nachdem Sie einige Versuche hatten. Aber es konnte auch nicht anders sein, als dass Reatinus noch unzufrieden sein würde. Noch waren die Schüsse einiger Probati grottenschlecht. Selbst als Legionarius musste da mehr drinnen sein! War doch eigentlich nicht mal so schwierig, die Übung... und schnell ging sie auch, weshalb Reatinus für heute sogar ganze zwei Lektionen plante.


    "Probati, das könnt ihr besser! Ein bischen mehr Treffsicherheit muss auch für Nicht-Meisterschützen drinnen sein!", rief Reatinus und ließ weiter üben, in der Hoffnung auf Verbesserung.

    "Ja, mit der Stimme fängt man zunächst klein an... wenn man als Optio genügend Zeit zum ´üben´ hat, kommt das von ganz alleine!", sprach Reatinus schmunzelnd. Reatinus ließ die offensichtlich mehr interessierte als routinemäßige Musterung über sich ergehen. Reatinus wurde nun nach so langer Zeit nicht mehr gemustert. Das passierte eigentlich nur, wenn man Probatus oder Legionär war, als Optio eher weniger und als Centurio... hm... wann eigentlich? Aber auch Reatinus sah sich den frischgebackenen Tribunen neugierig an, aber wusste irgendwie nicht, ob er jetzt seine Haltung lockern konnte. Er beließ es dabei... besser, als noch als Centurio wegen ungebührenden Verhaltens ermahnt zu werden! Der Aurelier schien überrascht darüber zu sein, dass Reatinus Corvinus erwähnte.
    "Ja, das habe ich gehört, Tribunus, wir halten regelmäßigen Briefkontakt. Es freut mich umso mehr für ihn, denn er wird es garantiert noch weit bringen.". Reatinus warf dem Aurelier ein freundliches Lächeln zu. Der Mann schien garnicht so übel zu sein, für einen senatorischen Tribun. Der würde es sicherlich noch zu irgendetwas bringen im Senat. Schnell änderte Reatinus seine negative Meinung zu den Tribuni Laticlavii. Sie waren doch irgendwie wie jede andere Gruppe. Man durfte sie nie in einen Topf werfen. "Verzeih mir, dass ich so frech frage,Tribun... doch woher kommst du denn?".

    Die Probati machten, manche langsamer, manche schneller ihre Runden um den See, während die beiden Offiziere nun trockenes Holz für ein Feuer sammelten. Gut, dass Reatinus noch daran gedacht hat, seine zwei Feuersteine ein zu stecken, bevor er das Officium verließ. Bald hatten sie genügend Holz für ein kleines Feuer zusammen, welches Wärme spenden sollte und die Probati trocknen sollte. Sollte es schlimm kommen, würde es etwas Schlimmeres werden als eine bloße Erkältung. Außerdem wehrte eine nicht gerade schwacher Wind.


    So legten die beiden Offiziere einen ordentlichen Holzhaufen nahe des Ufers. In dem Haufen befanden sich sowohl große aus auch kleine Äste, die die Bäume am Boden hinterließen. Mit kräftigen Schlägen schlug Reatinus die beiden Steine über dem Holzhaufen aneinander, bis langsam die ersten Funken sprühten. Er brauchte mehrere Versuche, doch war Reatinus ein geübter Feuermacher, war er doch selbst mal Legionär und zündete für seine Kameraden immer ein Lagerfeuer an, wenn sie auf Märschen waren. Ja, der Centurio hatte eben mehrere Talente als nur das Schreien. Bald erhitzte sich das Holz, und endlich brachte ein Funken das Holz zum Brennen.


    Bald kamen auch die ersten Probati ans Ufer, unter denen sich Probus befand.


    "Guckt nich´ so, wärmt euch am Feuer, wenn euch kalt ist! Danach können wir gehen!", rief Reatinus mit strenger Stimme. Sie konnten alle schwimmen, hatten zwei Runden problemlos bewältigt... Reatinus glaubte nicht, dass man das noch lange durchziehen musste.

    Reatinus wollte gerade wieder gehen und sein Tagewerk weiter fortsetzen, als ihn jemand von der Seite ansprach. Die Stimme kam ihm völlig unvertraut vor, und so... aristokratisch. Musste wohl irgendein Stabsoffizier sein, der ja die Gelegenheit hatte, seine Stimme zu schonen. Und sein Verdacht wurde jeher bestätigt, als Reatinus einen Tribunen erblickte. "Centurio Servius Artorius Reatinus! Danke für das Kompliment, Tribunus! Jahrelanges Training!", stellte Reatinus sich vor, scherzte ein klein wenig und nahm die formelle Haltung an, die man bei höheren Dienstgraden als sich selbst eben annahm. (Das passierte einem Centurio nun auch nicht allzu oft).
    Dem folgte ein gekonnter Salut. Er konnte sich jedoch nicht verkneifen, auf den ironischen Spruch des Aureliers zurück zu grinsen... und der neue senatorische Tribun war der Aurelier also auch. Hoffentlich hatte der Kerl was drauf, zumindest administrativ. Reatinus war überzeugt, dass man bei den senatorischen Tribuni ein wenig aufpassen sollte. Moment mal! Hörte er da etwa "Aurelius"?!
    Tatsächlich... das war ein Aurelier, Reatinus hatte sich nicht verhört. Sein ehrenwerter Patron war dieser Gens angehörig. Erstaunlich, wie klein die Welt doch war, die in den Augen der Römer noch eine Scheibe war. Er kämpfte ein wenig mit sich, ob er das überhaupt erwähnen sollte. Aber der Kerl schien ja wirklich nicht so einer zu sein, der deswegen gleich an die Decke springt. Also gab sich der Centurio einen Ruck.


    "Verzeih, Tribun... ich hörte gerade, du seist bei der Gens Aurelia, nicht? Dann haben wir eine Gemeinsamkeit. Kennst du meinen Patronen, Marcus Aurelius Corvinus?".

    Es war doch immer das Gleiche, mit diesen Legionären. Immer und immer wieder schafften es diese erstaunlichen Personen, irgendetwas auszufressen, was sie eben nicht ausfressen sollten. Mal wurden Sachen aus den Horrea geklaut, mal Probati gedemütigt, mal kamen sie besoffen aus der Stadt zurück, ohne sich für ihr Gelage abgemeldet zu haben und andere Variationen jeder Art. Da vergaß man auch schnell mal, dass es auch Legionäre gab, die sich brav an die Regeln hielten und somit den Beruf eines Centurios erleichterten. Dazu zählte sogar ein Großteil der Legion. Schade nur, dass das nicht absolut jeder so sah. Manche dachten wohl, die Legion sei eine Spielwiese, ganz nach der Devise: "Abenteuerurlaub Armee! Spaß garantiert!". So ein Gefühl hatte der von seinen Männern so genannte, trotzdem gefürchtete Schreihals manchmal.


    Auf einem ganz normalen Patrouillenzug durch das Castellum fand Reatinus schon ein Unheil, welches selten vorkam, aber dafür umso schwieriger zu bereinigen war. Zwei Legionäre lieferten sich einen Faustkampf, warscheinlich nicht ohne Grund. "Was man nicht so alles in seiner Karriere mitbekommt...", seufzte Reatinus und lief mit großen Schritten auf das Prügelduo zu. Als er ankam, verstummte einer der Legionäre und zeigte mit blasser Miene hinter seinen Kontrahenten, wo auch der Centurio stand.


    "Öhh... Fullo, hinter dir, der Centurio!"


    Doch besagter Fullo hatte für seinen Eigentlich-Kameraden nur Spott und Hohn übrig.


    "Hah! Hispo, du bist ein größerer Idiot, als ich dachte! Meinst du, ich falle auf solche Tricks rein!? Als würde der Schreihals jetzt hinter mir stehen und zugucken, wie ich dir die Fresse poliere! Das alte, dumme Arschloch merkt doch sowas nicht!"


    "Aber... er steht wirklich hinter dir, Fullo! Du musst mir glauben!"


    "Halt´s Maul und kämpf!"


    Der Legionär Fullo wollte gerade zu einem weiteren Schlag ausholen, als Reatinus sich laut räusperte. Erschreckt zuckte er zusammen, sein Gesicht lief hochrot an und mit ahnendem, verängstigten Gesichtsausdruck wandte er sich langsam in Richtung Centurio. Es war für ihn, als stand dort das personifizierte Grauen. Tatsächlich legte Reatinus einen seiner verhängnisvolleren Blicke auf. Da hatte man ja nur eine Wahl: Angst bekommen,


    "Fullo! Gewalt gegen Kameraden und Beleidigung eines Offiziers also! Das kommt dir teuer zu stehen, sei dir dessen sicher! Du Narr hättest deinem Kameraden glauben sollen!"


    "Centurio... ich kann das erklären!"


    "Ich habe alles mitbekommen, Legionarius! Du hast dich ehrlos verhalten, für den Rest des Tages und morgen legst du dein Cingulum Militare ab! Dir blüht Schlimmes, wenn ich dich vor Ablauf der Zeit damit erwische! Abite!"


    "Aber... aber..."


    "Abite!!"


    Damit ging Legionarius Fullo völlig wortlos, verzweifelt mit seiner Situation seines Weges... ohne Cingulum Militare, versteht sich. Reatinus war nicht so, wie andere Offiziere. Er musste so hart durchgreifen, doch hasste er es. Andere liebten es. Er wandte sich an Hispo, der ja auch nicht unschuldig sein konnte.


    "Legionarius, was war los?"


    Durch den Schrei des Centurios musste sich der Legionär erst noch fangen und ein wenig den unerwarteten Schreck verdauen. Danach schilderte er, was los war. Er merkte schnell, dass es sich in der Legion auszahlte, ehrlich zu sein. Bei Reatinus zumindest war es strafmildernd.


    "Ich... ich habe Fullo eine Ration Essen gestohlen und er war sauer darüber... er wollte sie zurück, aber ich gab sie ihm nicht, Centurio Artorius!"


    Reatinus merkte schnell, dass es die Wahrheit war.


    "Gut... normalerweise wären es zwei Wochen in den Latrinen. Eine Woche, da du ehrlich warst und du mir die Arbeit erspart hast, dir die Lüge von den Augen abzulesen! Ich erwarte, dass du Fullo seine Sachen zurück gibst! Abite!"


    "Jawohl, Centurio!"


    Damit ging auch Hispo von dannen und Reatinus blickte kopfschüttelnd hinterher. Einen Vorteil hatte es doch. Die Latrinen der Legion waren immer sauber, da es immer "Freiwillige" zum Putzen gab!

    Ein neuer Tag brach über die Legion herein und läutete fluchs den Start der alltäglichen Aufgaben eines Centurios ein, zu denen auch Grundausbildung zählten. Früh am morgen fand sich der Schreihals vor den versammelten Probati ein, die schon langsam von einer Horde zu einer richtigen Truppe mutiert sind. Ihre Grundausbildung stand kurz vor dem aus. Grinsend beobachtete der Centurio die Gruppe, welche er fast zu richtigen Männern gemacht hatte. Aber nun sollte die Ausbildung noch zu Ende geführt werden.


    "Probati, venite!", rief Reatinus zum Sammeln.


    "Heute werden wir uns mit einer weniger anstrengenden Lektion beschäftigen, dem Bogenschießen! Ich werde aus euch keine Meisterschützen machen, das braucht ihr nicht in der Legion! Aber es kann nie schaden, wenn ihr anlegen und schießen könnt! Vielleicht habt ihr schon von den syrischen Hilfstruppen gehört, die sich auf das Bogenschießen spezialisiert haben! Ihre Aufgabe ist das Bogenschießen, womit sie den Legionen auf dem Schlachtfeld überaus wichtige Dienste erweisen! Doch ohne uns kommen sie nicht lange aus, da wir jene sind, die sie vom Nahkampf fern halten!"


    Wie immer hatte Reatinus im Hintergrund Kisten aufstellen lassen, während er seine Reden schwang. Diesmal befanden sich Bögen darin.


    "Probati, jeder holt sich jetz aus den Kisten hinter euch einen Bogen, danach tretet ihr wieder an!"


    Nachdem dies getan war, erklärte Reatinus die Funktionsweise eines Bogens.


    "Das Anlegen funktioniert relativ einfach! Ihr legt den Pfeil einfach so auf den Bogen, das er so gerade wie mögich liegt und dass sich die Bogensehne hinter dem Pfeil befindet, damit ihr spannen und schießen könnt! Danach spannt ihr mit Zeige- und Mittelfinger und lässt los! Wenn ihr alles richtig gemacht habt, sollte der Pfeil auf sein Ziel zu fliegen! Und nun übt an den Zielen!", der Schreihals zeigte auf Zielscheiben abseits der Gruppe, "Achtet auf Windstärke und Flugbahn!"

    Den hatte der Wachmann doch schonmal gesehen, dachte selbiger. Streng und mit kritischen Blicken musterte er den Germanicer, doch befand er nach einigen Momenten, dass er nicht bedrohlich wirkte. Also durfte durfte der Wachmann ihn herein lassen, sofern er etwas Geschäftliches zu regeln hatte.


    "Salve...", grüßte er und erklärte ihm den Weg zu Marcus Petronius Crispus und Quintus Terentius Alienus, welchem sogar ein gut gemeintes Angebot folgte, "Findest du den Weg alleine oder soll ich dich hin führen?".

    Die Probati hatten Glück, dass diese Übung nicht allzu lang dauerte und man dabei die Zeit vergaß, die dann schneller verstrich. Reatinus konnte es nicht gebrauchen, dass sich diese Rekruten jetzt noch allesamt erkälteten und seine pompösen Reden immer mit einem "Hatschi!" unterbrochen wurden. (Diese waren nämlich eine seiner Leidenschaften)
    Und wenn doch, sollten sie dabei wenigstens etwas getan haben!


    "Probati, nun will ich 2 Runden um den See sehen! Er ist nicht allzu groß, deshalb packt ihr das schon! Los, wenn ihr euch erkältet, soll es wenigstens einen Sinn gehabt haben!", gab der Schreihals die nächsten Befehle.


    Dann bewegte sich Reatinus zu einer unerwarteten Tat, während die Probati ihre Schwimmübungen antraten und nichts merkten. Er winkte den Nachwuchsschreihals zu sich und erklärte ihm:


    "Optio, wir wollen nicht, dass die Probati sich erkälten... hilf mir dabei, trockenes Holz für ein wärmendes Feuer zu finden."


    Ob das Nächstenliebe war, die den Centurio dazu verleitete oder einfach nur Angst, sich selbst noch anzustecken... darüber ließ sich streiten.
    Nachdem Reatinus dem Optio die Befehle übermittelte, machte er sich seinerseits auf in den Wald, der sich in der Nähe befand und fing an, zu sammeln. Trockenes Holz lag hier zuhauf. Wie gut, dass es in den letzten Tagen nicht geregnet hat!

    Reatinus dachte auch schon daran, zu fragen, woher der Terentier das alles wusste. "Sehr gut, Probatus! Setzen! Probatus Fadius, nimm dir ein Beispiel an deinem Kameraden!", ermahnte Reatinus den unaufmerksamen Rekruten. Somit musste Reatinus nur noch kurz auf die verschiedenen Belagerungsgeräte eingehen, die von den römischen Truppen benutzt wurden... eines kam sogar in seiner Grundausbildung vor... der Scorpion.



    "Gut, Probati! Damit habt ihr das Schlimmste hinter euch! Ich werde euch nur kurz in zusammengefasster Version erzählen, was unsere Truppen für Belagerungsgeräte und Waffen kennen, wobei ich mich auf das Wichtigste beschränke!


    Eines davon wäre der Scorpion oder die Balliste, welche auch in eurer Grundausbildung zum Einsatz kommen! In ihrer Funktionsweise sind eigentich beide gleich! Stellt sie euch wie überdimensionale Armbrüste vor, die große Bolzen auf ihre Ziele schleudern!


    Dann hätten wir noch das Katapult bzw. der Onager, der eigentlich selbsterklärend Felsbrocken auf Feinde katapultiert und bevorzugt auch zum Einsatz kommt, wo feindliche Mauern oder Ähnliches aufgebrochen werden müssen aber sie sind auch auf dem Schlachtfeld gerne gesehen!


    Dazu gibt es zum direkten Erstürmen von Mauern eine Vielzahl an Konstruktionen! So zum Beispiel die Sturmleitern, Belagerungstürme und Rammböcke für Tore! Eine ganz spezielle Art, Mauern einbrechen zu lassen sind auch Tunnelgrabungen unter feindlichen Mauern! Ist der Tunnel unter einer Mauer, stürzt diese unweigerlich zusammen!


    Nun habt ihr alles hinter euch gebracht! Abite, ich sehe euch morgen wieder auf dem Exerzierplatz!"


    Somit packte Reatinus schnell seine Sachen, nickte seinem Optio zu und verließ den Raum...

    Tatsächlich trat bald die Vorhut der Equites zum Vorschein, welcher die Legionäre der Secunda folgten. Das war der letzte und einzige Sammelpunkt vor dem finalen Gefecht gegen die Räuber. Unter den Männern machte sich Aufregung breit, die durch eine düstere Stille mit Marschgeräuschen bemerkbar wurde. Die beiden Offiziere versuchten jedoch fleißig, ihre Männer in den Griff zu bekommen. Es funktionierte zumindest so gut, wie die Situation es zu ließ.


    Reatinus sprangen sofort die bewaffneten Männer unter der Führung Wigands ins Auge. Ein wenig überrascht blickte Reatinus ihnen zu, während der Centurio sich um die Männer kümmerte. Reatinus beachtete sich nicht sonderlich, da sie nicht so aussahen, als wollten sie den Römern unter die Arme greifen.


    Von Crispus bekam Reatinus alsbald die nächsten Befehle. Sammeln und weiterrücken, um diese Banditen endlich auszumerzen. Nichts lieber als das!


    "Männer, wir haben keine Zeit zu verlieren! Die Equites bilden weiterhin die Vorhut, die Männer der Legio II marschieren dahinter! Pergite!"


    Bald machten sich die Männer abmarschbereit, doch Reatinus fühlte sich irgendwie beobachtet... und das wollte schon etwas heißen. Und es waren nicht die Männer in Wigands Dorf.




    Sim-Off:

    Da Crispus zurzeit nicht da ist, führe ich ein wenig weiter und versuche, ihn so gut wie möglich mitzuschleifen. ;)