Beiträge von Servius Artorius Reatinus


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    Optio Tabellarii
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    Mal wieder so ein langweiliger Tag, an dem es nichts zu tun gab. Der Optio Tabellarii, der wieder verdonnert wurde, hier vor sich her zu vegetieren, hatte in der Zwischenzeit jeden Schreibkram erfüllt, den ihm die hohen Tiere auftrugen. Es dauerte nicht sehr lange, schließlich störte ihn in diesem leblosen Raum keiner. Ach ja, wie schön wäre es doch, jetzt ein paar Probati umher zu scheuchen, schwelgte er. Dann klopfte es an der Tür. Der Optio hoffte innerlich, dass jetzt irgendetwas kam, was ihm die Langeweile vertreiben würde. Mit einem neuen Rekruten rechnete er dummerweise nicht, weshalb er ein umso kräftigeres "Herein!" von sich gab.

    "Ja, das ist so eine Sache...", sprach Reatinus grübelnd, "Wenn wir zu viel Nahrung einsammeln, haben wir vielleicht mehr Banditen gegen uns, aber andererseits brauchen wir Nachschub. Eine Zwickmühle!". Ein kalter Wind wehte heute und in der Ferne bildete sich schon wieder eine Wolkenfront. Schnee oder Regen musste es sein. Reatinus rechnete mit Ersterem.


    "Das ist gut, hoffentlich kommt der Nachschub schnell an. Ich konnte neulich ein wenig Essbares aus einem Dorf holen. Nicht viel, aber es müsste zum überleben reichen.".

    Von Cupidus ließ Reatinus sich auf die Schulter klopfen und klopfte ebenso freundschaftlich zur Antwort zurück. Aber zu früh gefreut hatte er sich. Der Optio musste nun wieder kurz an das mit Marcomers Dorf denken. Es wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen, egal wie hartnäckig er versuchte, das Ganze zu vergessen! Der Artorier versuchte, diesem Gedanken erneut auszuweichen und dachte darüber nach, was er von dieser Lage halten sollte. Die war zwar nicht gut, aber trotzdem besser, als zu schmollen.


    "Naja, ich bin ehrlich. Die Lage ist alles andere als gut, aber wir packen das schon. Es muss nur schnell was passieren. Sehr schnell. Es ist aber gut, dass wir auf eure Unterstützung rechnen können. Wie stehst du zu der Sache?".

    Reatinus musste unweigerlich schmunzeln. "Tja, wenn ihr Felle braucht und jagen geht... lasst mich lieber im Lager!", scherzte Reatinus zurück, wurde dann aber wieder ernster, als der Duplicarius das Thema mit den Beförderungen ansprach. Dem Mann war es zu verdanken, dass Reatinus kurzzeitig vergessen konnte, was sie in Marcomers Dorf angerichtet haben. "Ohja, der Optionenton... nunja, sie nennen mich Schreihals, das sagt doch einiges aus. Ich kann mich über meine Karriere nicht beklagen, sie läuft gut, der Sold stimmt... schade wegen der Beförderung. Ich würde dir den Posten zutrauen, scheinst ja ein kompetenter Soldat zu sein.". Gut, eigentlich wäre Reatinus jetzt in Freude ausgebrochen, aber er wusste ja zu dieser Zeit noch nicht, dass eine gewisse Beförderung bevor stehen würde.

    Mist! Beinahe wäre Reatinus getroffen worden! Er sah kaum, an welche Stelle dieser Angriff gerichtet sein sollte, sodass er nicht erahnen konnte, wo Firmius Magnus hinstechen wollte. Dieser Optio war flink und schnell, doch der Centurio hatte gute Reflexe. Mit einem schnellen, beherzten Satz sprang der Artorier zur Seite, um dem Angriff von Firmius Magnus auszuweichen und setzte direkt zu einem blitzschnellen Konterschlag an. Das ganze mehr aus Reflex, denn aus gezielter Planung, denn um lange nachzudenken hatte er keine Zeit. Es folgte ein Angriff auf den anderen. Selbst Reatinus, mit jahrelanger Erfahrung wurde ins Schwitzen gebracht. Noch bevor der Optio den daneben gegangenen Stich analysierte, schlug Reatinus mit seinem Scutum den Schild des kampferfahrenen Soldaten beiseite, um in die kurze Zeit lang freie rechte Seite einzustechen...
    Nach dem Konter wich Reatinus in die Formation zurück und sah die Katastrophe kommen. Die Formation drohte aufzubrechen. Wenn selbst Römer dies schafften, mochte Reatinus garnicht daran denken, wie das bei wilden, furcheinflößenden Germanen mit Äxten und Langschwertern sein sollte. Während er ein Auge auf den Optio warf, versuchte er, Ordnung reinzubringen. Sein starkes Stimmorgan kam jetzt besonders zur Geltung.


    "LÜCKEN SCHLIEßEN! ICH WILL, DASS DIE HINTERMÄNNER NACH VORNE GEHEN UND DIE VERDAMMTEN LÜCKEN SCHLIEßEN, DRÄNGT SIE ZURÜCK UND LASST EUCH NICHT ERNIEDRIGEN! ZEIGT MIR, DASS IHR AUCH WAS DRAUF HABT!!".


    Gut, er musste auch laut sein, da es in dem "Schlachtgetümmel" wirklich nicht leise vonstatten ging.

    Es wunderte Reatinus ein wenig, dass Cupidus ihn von sich aus ansprach. Eigentlich hatte er das Gleiche vor, aber da der Duplicarius nun schneller war, war das auch kein Thema mehr. Der Mann hatte sich kaum verändert seit der recht kurzweilgen Begegnung in jener Nacht. "Salve, Cupidus! Nein, leider nicht... seit der einen Nacht trauen sich die Vieher nicht mehr, meinem Weg zu kreuzen!", scherzte Reatinus zurück, "Sag, wie ist es dir ergangen? Was macht die Karriere in der Ala?". Die Legionäre traten indes ab, einige murrend, andere wiederum gaben sich mit ihrem Schicksal zufrieden.

    Soso, gab es unter Sklaven also auch Machtspielchen. Reatinus war sich nicht sicher, ob es sowas auch in der Legion gab. Sein Centurio zumindest war zwar grob zu den Legionären, aber er war ein normaler Offizier, wie er im Buche steht. Dagegen hat Reatinus schon einige Gerüchte von anderen Optiones gehört, dass die Centuriones sich zu korrupten Machtspielchen hinreißen ließen. Ach, wie klein war die Welt doch, dass man sowas so schnell herausfand!
    Reatinus musste schmunzeln, als Phaeneas ihm einen Einblick hinter die Kulissen des Sklavenlebens gab. Gut, da war er wohl ein wenig zu vorschnell. Es ist friedlich, aber gibt es Schikane, dann im Verdeckten. Warscheinlich weil man wusste, dass wenn einen der Herr erwischt, dann...
    "Naja, wer Macht - sei sie noch so klein - ausnutzt und seine Mitsklaven schikaniert, tut auch gut daran, sich nicht erwischen zu lassen, nicht?", meinte Reatinus ironisch lächelnd. Für ihn kam es so vor, als ob es jeden Menschen treffen könnte, aus jeder Schicht der Bevölkerung. Macht konnte jemandem schnell zu Kopfe steigen.
    Ach ja, die Freizeit... Reatinus konnte sich nicht beklagen, er hatte genug davon für sich selbst, so dass er nicht die antike Form dessen darstellen musste, was man viele, viele Jahrhunderte später wohl als "Work-aholic" abtun würde. :D
    "So selten passiert das nicht einmal... meistens habe ich Abends frei, wenn die meisten Aufgaben erledigt sind. Es passiert nur sehr selten, dass ich mal einen kompletten Tag ohne Freizeit durchschuften muss.". Also nicht gerade ein "Leben fast nur für´s Militär", wie Phaeneas eben dachte. Auch wenn ein Soldat einen großteil seiner 20 jährigen Dienstzeit für die Armee reservieren musste.

    Bald traten alle Legionäre an, wie es ihnen befohlen wurde. Reatinus ließ bald darauf auch die Befehle erschallen, die ihm auf der Zunge lagen. "Morgen werden wir damit beginnen, in umliegenden Dörfern Informationen zu sammeln, wo sich der Standort des Räuberlagers aufhalten könnte. Dazu teilen wir drei Gruppen ein, die jeweils drei Turmae zugewiesen bekommen! Contubernia I bis III werden mit Turma II ein Dorf übernehmen! Contubernia IV bis VI werden mit Turma I losziehen und VII bis IX nehmen sich das dritte Dorf mit Turma III unter die Lupe! Contubernium X bleibt und bewacht das Lager! Ihr Fußsoldaten werdet Informationen beschaffen und Befragungen der Bewohner anstellen, während unsere Kameraden von der Ala das Umland erforschen! Die Informationen zu den Dörfern folgen dann! Abite!".
    Wie immer wartete Reatinus darauf, dass die Männer abtraten.


    Sim-Off:

    Hoffentlich ist das jetzt richtig... Contubernium III sind unsere aktiv gespielten Legionäre. Wollte die aktiv bespielten in eine Gruppe stellen. Ist Turma II also korrekt? :)

    Während die beiden Centuria sich gegenseitig ein hartes "Gemetzel" lieferten, hatte Reatinus auch einen Gegner. Genau genommen war es der Optio des Petroniers, den Reatinus nicht persönlich kannte. Der Mann versuchte sein Glück an Reatinus, doch der Artorier dachte überhaupt nicht daran, sich von ihm bezwingen zu lassen. Wenn überhaupt dann musste Reatinus bis zum letzten Atemzug unbesiegt bleiben.


    Der Optio der ersten Centurie stürmte auf Reatinus zu. Der Centurio hielt sein Schild dagegen und versuchte ebenfalls, den Sturmangriff abzublocken. Mit einem leichten Stoß nach vorne nahm er dem Optio den Schwung, doch beide Seiten trugen von der Wucht des Aufpralls einen leichten Schlag davon. Der Sturm war ausgebremst, doch die restliche Centuria hatte hart mit den Leuten von Crispus zu kämpfen. Reatinus erkannte, dass er nicht mehr lange mit dem Gliederwechsel zögern sollte, um Stabilität in ihre Formation zu bringen. Doch er musste sich des Optios entledigen, der mittlerweile wieder offensiv gegen den Centurio vorging. Reatinus, der auf eine gute Abwehr, Täuschungsmanöver und Lücken beim Feind vertraute, wehrte mehrere Schläge ab, bis er schließlich einen unerwarteten, blitzschnellen Stich ausführte. Mist! Daneben! Der Kerl hatte verdammt gute Reflexe! Aber wäre doch gelacht gewesen, wenn Reatinus als kampferfahrener Soldat es nicht mit einem Optio hätte aufnehmen können...
    Wieder folgten mehrere angetäuschte Stiche von Reatinus. Er ließ seine Abwehr nie außer Achtung, denn sie war das Wichtigste, was man hatte. Der Optio der ersten Centurie setzte erneut zum Angriff an. Eins musste man ihm lassen. Er hatte einen sehr großen Tatendrang. Reatinus musste ihn irgendwie von der Seite erwischen...

    Von Lupus´ leichter, halb so schlimmer Verletzung merkte Reatinus derweilen nichts, weil er einigen Probati taktische und praktische Tipps gab, wie sie im Kampf agieren sollten. Mittlerweile hatten alle solide Grundkenntnisse im Kampf erlangt. Reatinus konnte die Rekruten bald guten Gewissens abtreten lassen. Auch freute es ihn, dass der Optio schnell lernte und gute Anweisungen in der nötigen Ausführlichkeit gab. Mal sehen, wie das Ganze morgen beim Pilumwurf aussehen würde...

    Bald müssten Crispus´ Männer zum Angriff ansetzen. Reatinus überlegte sich ernsthaft, mit welcher Taktik er den Veteranen aus der I. Centuria begegnen wollte. Gewinnen konnten sie warscheinlich nicht, das war allen bewusst. Doch wie im richtigen Kampf wollte man wenigstens so viele "Verluste" wie möglich verursachen. Reatinus griff auf die Defensive zurück, um sie kommen zu lassen. Sie mussten punkten mit Teamfähigkeit, gegenseitiger Deckung und starker Abwehr.


    "Männer!", erklärte Reatinus seiner Centuria mit einer Stimme, kräftig wie das Gebrüll eines Löwen, ehe Crispus´ Centuria noch kommen sollte. Das Gute an der Geschichte war ja, dass die von Gegenüber des Platzes nicht wussten, wie Reatinus vorgehen wollte. "Denkt daran, euch gegenseitig zu decken! Lasst nicht zu, dass sie eure Abwehr durchbrechen und eine Lücke in die Reihe schlagen! Wartet ab, bis sie einen Fehler machen, und dann schlagt zu! Wenn das erste Glied schwächelt, befehle ich euch einen Wechsel! Das bedeutet, das die erste Reihe sich zurückzieht, während ihr schnell die Zweite nach vorne lasst. Denkt immer daran, eure Abwehr zu beachten und euren Kameraden beim Reihenwechsel einen schnellen Durchgang zu gewähren! ALLES KLAR?!".

    Wie befohlen ging Reatinus wieder seines Weges. Er nickte dem Duplicarius freundlich lächelnd zu, ehe er verschwand, um sich seiner Aufgabe zu widmen. Es war nicht schwer, die Männer einzuteilen, um nicht zu sagen ein Kinderspiel. Vielleicht hätte der Optio dann noch Zeit für ein kleines Schwätzchen mit dem Duplicarius...


    "Contubernia I bis X! Venite!", hallte es über das Lager, selbst dass es die Reiter von gegenüber hören mussten.

    "Natürlich habe ich das!", sprach Reatinus heiter und ein wenig nachdenklich wirkend, "Aber weißt du, die Legion ohne Offiziere, die Ordnung reinschaffen, stell dir das vor... sonst wären wir ja nur eine Saufgemeinschaft, die es nicht weit gebracht hätte!". Das war Reatinus Standpunkt zu dieser Geschichte. Manchmal machte er sich selbst Gedanken darum, wie die Legion wohl ohne Offiziere aussehen würde. Es gab ja schon Probleme, wenn man mal irgendetwas übersah. In der Legion war es nicht einmal so schwer, aus einem Regentropften ein Gewitter zu entfachen. Phaeneas schilderte dem Artorier, dass auch Sklaven sich gegenseitig schikanierten. Er blickte erstaunt auf. "Echt? Und euer Herr lässt das einfach so durchgehen?", fragte Reatinus, "Oder gibt es keinen bei euch, der nach dem Rechten sieht?". Klar, es waren Sklaven. Aber irgendjemand musste doch ein Auge auf sie werfen!


    Tja, Reatinus´ Tagesablauf... er war ein wenig anders, als der eines normalen Legionärs. Kaum verwunderlich, dass Reatinus das schätzte, denn es gab ja schonmal Abwechslung. "Mein Tagesablauf ist weder simpel noch kompliziert... morgens früher aufstehen als alle anderen, sich bereit machen, die Legionäre wachbrüllen. Danach auf den Exerzierplatz, Probati ausbilden, Legionäre trainieren und und und... nachdem das vorbei ist vielleicht ein wenig Organisatorisches und wenn dann noch ein wenig Freizeit bleibt, übe ich selbst, gehe raus - wie jetzt zum Beispiel - oder führe eine abschließende Stubenkontrolle durch. Oder ich bin kreativ und lasse mir was Neues einfallen.". Das waren eben die vielen Möglichkeiten eines Optios.

    "Jawohl, Centurio!", bestätigte Reatinus im Militärton. Er wartete darauf, dass die Besprechung vorbei war, damit er abtreten konnte und die Aufgaben gleich übernehmen konnte. Wieder einmal wurde er sich bewusst, wie sehr die Truppe für die Verstärkung der Ala dankbar sein sollte. Ohne sie wäre diese ganze Aktion sehr verlustreich... wenn nicht noch schlimmer!

    Da war er, Crispus mit seiner ersten Centuria. Zumindest mit einem Teil davon. Natürlich waren die Kräfteverhältnisse unausgeglichen, aber ein willkommenes Training für die Centuria IV. Reatinus war bestrebt darin, das Können seiner Männer zu erweitern. Und was wäre dabei besser, als ein Übungskampf mit Veteranen? Reatinus hoffte, gegen seinen alten Freund Crispus antreten zu können.


    "Formation halten, lasst sie kommen!", befahl Reatinus mit starker Stimme den Legionären, die schon mutig den Veteranen aus der ersten Centuria entgegen schauten. Die Schreie schüchterten Reatinus selbst nicht ein, schließlich wurde er nicht umsonst selbst als Schreihals betitelt. Das wussten auch die Legionäre aus der IV. Reatinus ließ es sich nicht nehmen, auch seinen Männern einen Kriegsschrei zu gewähren. Sie waren auch geübt, und konnten sich demnach ja nicht blamieren. "Ihr dürft den Schrei erwidern, blamiert uns aber nicht, milites! Denkt daran, was ihr über Disziplin und Kampf gelernt habt!". Es machte sich ein einzigartiges, ein tolles Teamgefühl breit. Obwohl es nur ein Übungsgefecht war, konnte man immer wieder mit Staunen feststellen, zu was eine disziplinierte Centurie gemeinsam in der Lage wäre.

    Während alle beschäftigt waren, schlich sich Reatinus heimlich davon und rüstete sich ebenfalls mit Übungsscutum und Übungsgladius aus. Er rechnete fest damit, dass bald die Überraschung kommen würde, die Reatinus sorgfältig mit einem anderen Centurio geplant hat. Deshalb unterbrach er alle Übungen und rief zum sammeln, denn sie sollten ja alle bereit sein. Es kam alles so verdächtig und unerwartet vor, aber Reatinus freute sich schon, die Legionäre ein wenig zu überraschen. Jetzt hallten die ersten Befehle über dem Exerzierplatz, die schon darauf schließen ließen, dass es sich um ein unerwartetes Übungsgefecht handelte.


    "In vier Gliedern antreten! Scuta sursum! (Schild auf!) Aciem dirigite! (Ausrichten!)"


    Während die Befehle ausgeführt wurden, blickte Reatinus gegenüber des Exerzierplatzes, wo er schon gespannt den Centurio erwartete, der kommen sollte. Er stellte sich mit eiligen Schritten auf seine Stelle in der Formation - ganz links. Es war keine einfache Gefechtsübung, denn die Soldaten sollten auch lernen, mit dem Unerwarteten zu rechnen und auf Überraschungen reagieren zu können. Er war gespannt, wie die Legionäre damit klarkommen würden.

    Zufrieden grinsend beobachtete Reatinus, wie sich der Optio unter den Probati etablierte. Schreien war gut, es tat immer seine Wirkung in Sachen Respekt. Die Stimme des Nachwuchsschreihalses musste zwar noch ein wenig trainiert werden, aber es war ja schon recht ordentlich. Ein bischen Übung, und der Optio würde auch so Selbstsicher sein, wie Reatinus selbst es als Optio war. Das Geschrei wie es jetzt war, reichte zumindest, dass die Probati ohne Murren ihre Befehle ausführten. Mit prüfenden Blicken wartete der Centurio, dass wieder alle angetreten waren.

    Lernend lauschte der Optio, wie solche Besprechungen im Centurionenzelt vonstatten gingen. Er konnte hier einige Erfahrungen sammeln, die ihm in Zukunft sehr nützlich sein sollten.
    Dieser Duplicarius... den hatte Reatinus schon einmal gesehen. Es war dunkel in jener Nacht, als die beiden Offiziere sich über dem Weg liefen, aber er erkannte Cupidus. So schaute Reatinus den Reiter auch völlig verwandt an, als dieser das Zelt betrat. Er fragte sich auch, ob Romanus da war, dem sie damals geholfen haben.
    Schien wohl so, als würden die Räuber als Feinde nicht reichen, weil sich so langsam herausstellte, dass da noch die Zeit hinzu kam, die nicht zugunsten der Soldaten schlug. Die Vorräte... nun, sie waren sowohl Freund als auch Feind.

    "Danke, das kann ich erwidern, Duumvir!", meinte Reatinus lächelnd. Der Duumvir der Stadt war ein wirklich ehrenvoller Mann, das war nicht in Frage zu stellen. Reatinus nickte dem Quintilier zu, dass er nun ebenfalls gehen durfte. Es berührte ihn ein wenig peinlich, dass er beinahe zwei Unschuldige bestraft hätte... obwohl es ja auch ein netter Denkzettel war, wenn sie darüber nachdachten, Reatinus wirklich reinzulegen. :D
    Warscheinlich hatte von den beiden auch keiner Durst. So blieb eben mehr Vinum für den Centurio übrig.

    Der Optio ließ nicht lange auf sich warten und eilte zum Zelt des Centurios, nachdem ihm ein Legionär bescheid sagte, dass er gesucht war. Das mit dem Dorf neulich war immernoch viel für ihn, und er wurde das Gefühl nicht los, dass sich dort etwas zusammenbraute... aber er wollte den Teufel nun auch nicht an die Wand malen. Deshalb ging er die paar Meter zum Centurio lieber Gedankenlos. Als er ankam, schritt er durch den Zelteingang und meldete: "Optio Artorius wie befohlen zur Stelle!".
    Mittlerweile wusste der Artorier nicht einmal mehr, wie lange sie in dieser Gegend hier verharrten. Zumindest hoffte er, dass sie diese Banditen bald aufspüren und richten konnten.