Beiträge von Titus Flavius Milo

    Milos Gedanken waren noch bei dem Wandgemälde des vorherigen Raumes, als er sich plötzlich angesprochen wähnte. Sofort blickte er sich um, und versuchte die möglichen Mängel des Raumes aufzuspüren. Die brennenden Öllampen machten einen guten Eindruck auf ihn. Dennoch trat er etwas näher heran und gab sich erst zufrieden, als er das intakte Zeichen der Stiftung Öllampentest an ihnen entdeckte. Als nächstes galt die Aufmerksamkeit des Patriziers misstrauisch dem Lager, welches für die Lupa und den Kunden gedacht war. Das Laken darauf schien ihm frisch und er konnte keine größeren Mängel erkennen. So wandte sich Milo wieder dem Aedil zu und nickte.
    "Hier scheint mir alles in Ordnung zu sein."
    Eine erloschene, etwas abseits und auch nicht ungefährlich stehende Öllampe hatte er jedoch nicht bemerkt und auch der Belüftung hatte Milo keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Es irritierte ihn, sich so intensiv mit diesen Details eines solchen Etablissements auseinandersetzen zu müssen.

    Milo sah sich schon einmal beiläufig in den Räumlichkeiten um. Auf den ersten Blick schienen sie ihm einen guten Eindruck zu machen und er bemerkte keine Mänge. Er ahnte jedoch, dass gerade der Eingangsbereich in den meisten Lupanaren ähnlich gut aussah. Die größeren Probleme würden sich wohl erst in den hinteren Räumen ergeben. Insgeheim überlegte der Patrizier, ob sie zur Kontrolle der Damen selbst nicht noch einen Medicus hätten mitbringen sollen. Doch er war sich nicht sicher, ob dies überhaupt zum Aufgabenbereich eines Aedils dazu gehörte und schwieg dazu.

    Milo war ganz und gar in seine Wachstafel vertieft, so dass er zuerst überhaupt nicht reagierte. Erst nach mehreren Sekunden wurde ihm allmählich bewusst, dass man ihn angesprochen hatte. Verwirrt sah er von seinem Schreibtisch auf und zum Aedil hinüber, während der Sinn des Gesagten langsam in sein Bewusstsein durchsickerte.
    "Oh... Ja, natürlich. Ich bin hier auch gerade fertig geworden. Morgen früh kann ich dir endlich die Ergebnisse zu den Erbschaftsangelegenheiten präsentieren." lächelte er, legte das Schreibzeug beiseite und erhob sich abwartend von seinem Platz.

    Milo lächelte leicht und musterte den Kandidaten.
    "Und dennoch gibt es der verschiedenen Einsatzmöglichkeiten nicht so viele, als dass man sie nicht vorab schon einzeln durchdenken kann. Ich glaube nicht, dass es zu viel verlangt ist, von einem Kandidaten für den ehrenwerten Cursus Honorum eine solche Leistung zu erwarten."
    Er winkte leicht ab, da er es bei dem Kommentar belassen und auf dem Punkt nicht weiter beharren wollte. Schließlich hatte der Kandidat im Folgenden seine Überlegungen nun doch noch ausgeführt.
    "Vielen Dank für deine Antworten." nickte Milo zufrieden. Bevor er sich jedoch endgültig für eine Vergabe seiner Stimme entschloss, wollte er sich noch die anderen Kandidaturen ansehen.

    Zitat

    Original von Caius Helvetius Tacitus
    "Deine Frage ist berechtigt, Bürger. Nun, der Posten des Aedilis übt bedeutende Funktionen in der Markt- und Baufaufsicht aus. Gerade durch letzteres erhoffe ich durch meine Möglichkeiten positiv auf die Errichtung des Ulpianums hinzuwirken, daß ein baldiger Beginn des Baus folgen kann. Ich hoffe, das beantwortet deine Frage."


    Milo nickte nachdenklich.
    "Danke. Ja, das sollte mir fürs erste genügen." lächelte er nun doch und nickte dem Kandidaten anerkennend zu. Endgültig hatte er noch nicht entschieden, wie er seine Stimmen vergeben wollte. Viele der Antworten in diesem Wahlkampf waren ihm einfach noch zu vage. Entsprechend nachdenklich war sein Gesichtsausdruck.

    Milo räusperte sich kurz und stellte dann seinerseits eine Frage.
    "Candidatus, was bewog dich deine Kandidatur speziell auf das Amt des Quaestor Principis und dasjenige des Quaestor Consulum auszulegen? Hast du besondere Pläne für diese Aufgabenbereiche? Gibt es konkrete Gründe, die dich hierzu besonders befähigen? Weshalb wähltest du nicht das in meinen Augen naheliegende Amt des Quaestor Provincialis für deine Bewerbung?"

    Milo war erstaunt, dass sich diese eine Diskussion durch sämtliche Kandidaturen zu ziehen schien. Die von ihm beobachteten immer gleichen emotionalen Ausbrüche zu dem immer gleichen Thema dennoch ignorierend, meldete er sich nun zu Wort.
    "Candidatus, da du für das Aedilat kandidierst würdest du dich nach einem Wahlsieg wohl genauer mit der römischen Wirtschaft auseinandersetzen müssen und hast dies vermutlich auch schon vorab getan. In diesem Zusammenhang interessiert mich deine Einschätzung der aktuellen Situation. Wie siehst du die Lage der römischen Wirtschaft? Wo gibt es derzeit Defizite und Handlungsbedarf? In meiner Eigenschaft als Scriba eines Aedils und auch im alltäglichen Leben war es mir vergönnt, einige Entwicklungen der letzten Zeit zu beobachten. Mir fiel auf, dass immer mehr Leute immer reicher zu werden scheinen. Merkwürdigerweise passen sich die Preise auf den Märkten dieser Entwicklung jedoch nicht an. Wie kommt es dazu? Müssten sie bei zunehmender Geldmenge nicht vielmehr steigen? Ist eine massive Inflation in nächster Zeit zu befürchten? Siehst du dieses Problem ebenfalls und vielleicht sogar schon eine Lösung?"

    Milo nickte zufrieden, da ihm die Antwort zusagte. Trotzdem wollte er noch einmal nachhaken.
    "Dein Pflichtbewusstsein gefällt mir sehr gut und ich traue dir auch die zugehörige Tatkraft zu. Doch um dich von den übrigen Kandidaten abzuheben, würde mich deine Sichtweise deiner künftigen Tätigkeiten noch genauer interessieren. Welche Schwerpunkte in der Arbeit eines Quaestors finden vor allem dein Interesse? Ist es das Meldewesen, die Chronicusa Romana, oder hast du noch andere Betätigungen im Sinn, welchen du dich vorzugsweise widmen möchtest?"

    Auch dieser Kandidatur schenkte Milo sein Gehör. Der Mann war ihm bislang nicht bekannt, doch um sich eine Meinung zu bilden, war er schließlich hier. Sein erster Eindruck war positiv und er entschloss sich zu einer Frage.
    "Candidatus, wie genau stellst du dir deine Arbeit im Zusammenhang mit dem Ulpianeum vor? Wenn ich recht informiert bin, befasst sich bereits der Senat mit diesem Thema und hat einen entsprechenden Ausschuss dazu gebildet. Was soll dein Beitrag dabei sein? Wie willst du die Vorgänge konkret beschleunigen?"

    Milo gähnte dezent aus Langeweile angesichts des ewig selben Themas, welches bei dieser Wahl wohl sämtliche Kandidaturen zu beschäftigen schien. Wenn wenigstens von Zeit zu Zeit neue Argumente auf den Tisch gebracht oder neue Aspekte betrachtet würden, könnte es seine Aufmerksamkeit vielleicht wieder wecken. Doch so hatte er ein ständiges Gefühl von Déjà-vu. Um sich ein abschließendes Bild von dieser Kandidatur zu machen, entschloss er sich noch zu einer Frage, die er auch einem anderen Kandidaten schon gestellt hatte.
    "Candidatus, gibt es einen besonderen Amtsbereich der Quaestur, welchen du vorzugsweise anstrebst? Inwiefern hast du dir über diesen bereits Gedanken gemacht und planst dort sinnvolle Aktivitäten?"

    Enttäuscht setzte Milo sich wieder und grübelte, was für ein Tier er da wohl verpasst hatte. Doch schon wurde seine Aufmerksamkeit wieder von den nächsten Attraktionen beansprucht. Mit einem leichten Lächeln verfolgte er die Eskapaden der Elefanten. Auch die Raubtiere fanden sein Interesse, wenngleich er sie in den nächsten Tagen noch einmal wieder zu sehen hoffte. Daher blieb Milo nun wieder ruhig und gelassen auf seinem Platz sitzen. Dem Auftritt des Bären spendete er sogar anerkennenden Beifall. Nebenbei ließ er seinen Blick auch kurz durch die Menschenmenge wandern, ob neben seinem Bruder und seinem Arbeitgeber noch weitere ihm bekannte Persönlichkeiten anwesend waren.

    Mit verständnislosem Kopfschütteln verfolgte Milo den Auftritt des anderen Patriziers. Auch wenn er selbst nicht immer ganz und gar der Herr seiner Emotionen war, ließ er sich zu derart heftigen Verstößen gegen die patrizische Gravitas niemals hinreißen. Milo vermutete, dass der Mann aus persönlicher Gekränktheit heraus sprach und in dieser Sache in seinen Argumenten vorerst nicht ernst zu nehmen war. Er entschloss sich also den noch immer wütenden Mann zu ignorieren und wandte sich wieder dem Kandidaten zu. Auch wenn seine Meinung mit dessen nicht in allen Punkten übereinstimmte, konnte er auch die ein oder andere Überschneidung feststellen. Milo applaudierte verhalten und verfolgte das Gespräch des Kandidaten mit dem Aedil. Schließlich meldete er sich sogar selbst zu Wort.
    "Candidatus, gibt es ein besonderen Aufgabenbereich in der Quaestur, für den du dich bewirbst?"

    Interessiert nahm Milo die Eindrücke des zweiten Tags in sich auf. Viele der Tiere hatte er schon bei anderen Vorstellungen gesehen. Doch die Erläuterungen durch die Ausrufer waren ihm größtenteils neu, so dass er aufmerksam zuhörte. Wohlwollend musterte er das prächtige Rad des Pfaus und überlegte, ob der Aedil den Vogel anschließend auch dem Volk bei einem Festmahl noch näher bringen würde. Er hatte schon viel von dem köstlichen Geschmack seines Fleisches gehört. Als der Elch sich den Blicken des Publikums verweigern wollte, erhob sich Milo von seinem Platz und blickte in die entsprechende Richtung. Im falschen Moment abgelenkt hatte er nichts von dem Tier gesehen und hoffte, dass es noch einmal erscheinen möge.

    Mit einem kritischen Blick bedachte Milo die Karikatur seiner selbst, die derjenigen des Aedils zu folgen schien, und glaubte sich teilweise darin wiederzuerkennen. Er fragte sich ernsthaft, wer ihn wohl die ganze Zeit so intensiv beobachtet hatte. Ein misstrauischer Blick zu den Umstehenden brachte ihm allerdings auch keine neuen Erkenntnisse. Seine Wachstafel war in diesem Moment glücklicherweise gut in den Falten der Toga verborgen. Allein sein Sitzplatz in relativer Nähe zu dem Aedil schien ihn verraten zu können. Doch da sich hier auch noch zahlreiche andere Würdenträger, ebenso wie Scribae und Sklaven aufhielten, fiel er nicht sonderlich auf. Milo entspannte sich wieder und verfolgte die anschließende Darbietung des Zauberkünstlers.

    Sim-Off:

    Ich muss die Angelegenheit jetzt endlich abschließen. ;) Sorry.


    Nachdem sich keine weiteren neuen Informationen ergeben hatten, verabschiedete Milo sich bald wieder und verließ diesen Ort. Er machte sich auf den Weg zur Basilica Iuliana, um dem Aedil über seine Ergebnisse Bericht zu erstatten.

    Milo schmunzelte leicht und antwortete noch dem Quaestor Sacri Palatii.
    "Die Gerichte sehe ich allerdings als reine Institution von Recht und Gesetz. Wenn der gesetzlich festgelegte Tatbestand erfüllt ist, können sie verurteilen. Anderenfalls nicht. Zur reinen Genugtuung können sie darüber hinaus wenig beitragen."
    In dem Moment trat ein weiterer Herr hinzu und mischte sich ein. Milo musterte ihn, erkannte den Mann jedoch nicht. Er beschränkte sich somit auf ein distanziertes Lächeln, grüßte höflich und sah ihn abwartend an.
    "Salve."

    Erst jetzt fand ein breites Lächeln den Weg auf das Gesicht des Patriziers und er erkannte den Irrtum, dem er zum Opfer gefallen war. Die Kontrolle eines Lupanars war natürlich um einiges angenehmer als die pure Arbeit im Officium. Zwar versprach Milo sich natürlich keine so intensiven Kontrollen, als dass es zu einem einzigen persönlichen Vergnügen würde. Doch der ein oder andere interessanten Einblick und Anblick würde ihnen sicher vergönnt sein. Darüber hinaus lernte er vielleicht sogar noch ein paar neue gute Adressen kennen.
    "Einem so harten Los werde ich mich selbstverständlich beugen. In der Gestaltung der kommenden Abende bin ich noch völlig offen. Gib mir einfach bescheid, sobald dir der Termin bekannt ist."

    Angesichts des Volksaufstandes runzelte sich Milos Stirn sorgenvoll. Unruhen waren ein überaus delikates Thema und dem gegenüber konnte er seine Missbilligung nicht verhehlen. Da er dies jedoch für eine Selbstverständlichkeit hielt, ging er nicht weiter darauf ein. Die Prätorianer schienen dem ohnehin hinreichend Abhilfe geschaffen zu haben.
    "Eine Nota Censoria und eine Aberkennung des Konsulats würde ich, bei allem Respekt, aber doch nicht als nutzlos bezeichnen. Beides sind harte Maßnahmen, die nur bei besonders schwerwiegenden Fällen angewandt werden."
    Milo wirkte wieder einigermaßen beruhigt durch die Tatsache, dass diesen Aussagen tatsächlich entgegen getreten worden war.
    "Ob der Tatbestand der üblen Nachrede erfüllt wurde oder nicht, liegt wohl nicht in meinen Möglichkeiten zu beurteilen. Aber mir scheint doch, dass der gewesene Consul für seine Schuld zu büßen hatte. Ich gehe davon aus, dass sein Einfluss seither stark geschmälert wurde. Müssen ihm die Klienten durch all dies nicht in Scharen davongelaufen sein?"

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Sein Bruder war wohl nicht recht informiert und so fügte Furianus schnell ein paar Sätze ein, die dessen Meinung und Fragen ins andere Licht rücken sollten.


    "Wie es Tiberius Durus sagt, so war es auch. Es wäre noch gesagt, dass der werte Senator dies einige Schritte von mir entfernt von sich gab, Milo, unsere Ahnen, die Flavische Dynastie, damit herabwürdigte. Ich war Mitkläger."


    Er sah den Bruder und dessen Reaktion schon vor seinen Augen.


    Zunächst nickte Milo noch verstehend, als er den Ausführungen der anderen gedanklich folgte. Als jedoch die tatsächlich geäußerten skandalträchtigen Worte zu ihm durchdrangen, verschluckte er sich beinahe vor Entsetzen. Ein fragender Blick ging zu seinem Bruder, dessen Augen ihm die Wahrhaftigkeit de Gehörten bestätigen.
    "Das ist ja ungeheuerlich!" brach es aus Milo heraus. "Wie kann er es wagen?! Hat denn niemand darauf reagiert? Wurde die Sache nicht dem Kaiser vorgetragen?"
    Er war sichtlich aufgeregt und konnte sich so schnell nicht beruhigen. Welch infame Äußerungen schienen hier gegen ihn und seine Vorfahren getätigt worden zu sein.
    "Üble Nachrede? Weshalb wurde nicht auf Volksverhetzung oder ähnliches geklagt? Hat der Tatbestand nicht ausgereicht? Oder wurden seine Aussagen bereits anderweitig geahndet?"