Milo atmete erleichtert auf und entspannte sich wieder. Den Namen des nächsten Verwandten notierte er sich sogleich.
"Ich werde mich bei den Vestalinnen nach der Existenz eines Testaments erkundigen. Dann werde ich dem Aedil davon und von deinen Angaben berichten und er wird die Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen. Ist das in deinem Sinne?"
Beiträge von Titus Flavius Milo
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Erstaunt sah Milo sein Gegenüber an. Diese Stationen aus Macers Vorgeschichte hatte sein Bruder ihm verschwiegen und wieder musste er sein Bild von dem Aedil ein wenig ändern. Er überlegte, wie alt Macer bei einem bereits so bewegten Lebenslauf wohl schon sein musste. Diese Frage auch laut zu stellen wagte er natürlich nicht.
"Im Zweifel werden wir schon noch genug altgediente Scribae und andere Angestellte in der Basilica Iuliana finden, für welche die zahlreichen Edikte der Vergangenheit zum täglichen Brot mit dazu gehören."
Er lächelte und strich sich nachdenklich über das Kinn.
"Dennoch klingt all dies wohl nach einer wenig praktikablen Lösung. Für den Fall, dass ich mich eines Tages zu ähnlichen Sphären wie mein Bruder aufschwingen will, sollte ich die Augen nun wohl umso mehr offen halten. Vielleicht sollte man all diese Sonderfälle im Auge behalten und gegebenenfalls auch eine Erweiterung des Gesetzes anstreben. Treten sie überhaupt in einem Umfang auf, welcher eine solche Erweiterung rechtfertigen würde?" -
Milo blieb wieder stehen und verschränkte die Arme auf dem Rücken. Die Worte seines Bruders beruhigten ihn zum Teil, doch trotzdem überlegte er weiter ob und welche Maßnahmen getroffen werden könnten oder müssten. Über diese Grübeleien bekam er kaum die weiteren Enthüllungen des Furianus mit. So starrte Milo noch einige Sekunden stumm vor sich hin, als er die Stille im Raum bemerkte, sich von seinen Gedanken losriss und Furianus verblüfft ansah. Erst jetzt drang die übermittelte Information in sein Bewusstsein durch.
"Du bist verlobt?" fragte er überflüssigerweise.
"Das ist ja eine Überraschung. Hat unser Vater diese Verbindung arrangiert?"
Er erholte sich langsam wieder von seiner Überraschung und lächelte.
"Und wie ist sie so? Wie heißt sie? Wie sieht sie aus? Weiß sie sich zu benehmen?"
Milo nahm wieder Platz und sah seinen Bruder neugierig an.
"Ich muss gestehen, dass die Tiberier mir persönlich kaum bekannt sind. Hat ihr Zweig der Familie hier in Rom einen guten Ruf?" -
Milo kam nicht umhin leicht zu schmunzeln. Eine facettenreiche Bekanntschaft konnte er sich bei dem, was er bislang vom Leben seines Vaters gehört hatte, problemlos vorstellen. Nun stellte er anerkennend fest, dass Felix einen überaus guten Geschmack in Bezug auf Frauen bewies. Der Sklavin kurz zugewandt bedeutete Milo ihr, ihm ein Glas stark verdünnten Weines einzuschenken. Für Wasser ganz ohne Geschmack konnte er sich noch nie begeistern. Dann lauschte er der Dame und nickte bedächtig. Die Tatsache, dass sie vom Tod ihres Verwandten noch nicht gewusst haben schien, ließ ihn zuerst erstaunt und dann betreten schauen.
"Oh, entschuldige. Ich wusste nicht, dass sein Ableben noch nicht bis zur Familie durchgedrungen war. Der Aedil sagte mir, dass das Ereignis bereits geraume Zeit zurück liegt."
Bestürzung war in seiner Miene abzulesen und er sah Deandra besorgt an. Milo hoffte, dass sie nicht in Tränen ausbrechen würde. Mit weinenden Frauen konnte er nicht sonderlich gut umgehen. Sie verstörten ihn und er sah sich machtlos dem gegenüber.
"Falls du möchtest, kann ich auch noch ein anderes Mal deswegen hierher kommen. Ich wollte dich nicht überrumpeln. Wenn der Betrieb noch keinen neuen Besitzer gefunden hat, wären in erster Linie natürlich diejenigen im Testament genannten berechtigt. Sofern kein solches existiert, können seine nächsten noch lebenden Anverwandten das Erbe antreten." -
Milo freute sich, dass sein Bruder sich so schnell schon einen so guten Namen hatte machen können.
"Ja, Furianus ist mein Bruder. Genau genommen ist er sogar mein Zwillingsbruder, obwohl wir uns nicht sonderlich ähnlich sehen."
Er lächelte verlegen. Manchmal kam ihm seine Geschichte schon etwas fantastisch vor, doch an ihrer Wahrhaftigkeit bestand kein Zweifel.
"Es freut auch mich, dich kennen zu lernen. Du kennst meinen Bruder und meinen Vater persönlich? Wie klein die Welt doch ist, dass ich auf diesem Wege eine Freundin der Familie treffe."
Milo nahm seine Wachstafel mit den Notizen wieder hervor und warf einen Blick darauf.
"Eben der ist es, wegen dem ich komme. Leider bin ich jedoch nicht über die Umstände seines Ablebens informiert. Der Aedil konnte mir allein seinen Namen geben, die Tatsache seines Todes und den uns bekannten Teil seiner Hinterlassenschaft. Es handelt sich hierbei um einen Betrieb mit dem Namen 'Sarcinator Aurelia'. Bist du um dessen Verbleib informiert? Hat einer seiner Anverwandten das Geschäft geerbt und führt es nun weiter? Es geht mir und dem Aedil hauptsächlich darum, dass wir die Eintragungen im Register entsprechend aktualisieren." -
Milo begrüßte die schöne Dame höflich und mit einem freundlichen Lächeln.
"Salve. Ja, der bin ich. Mein Name ist Titus Flavius Milo und mein Vater der Senator Secundus Flavius Felix. Abgesehen davon kann ich an Referenzen leider erst meine Tätigkeit als Scriba Personalis des amtierenden Aedilis Plebis angeben. Ich hoffe, das reicht bis dahin."
Er lächelte entschuldigend und nahm ihr gegenüber Platz.
"Die Grüße werde ich dem Aedil selbstverständlich ausrichten. Er schickt mich zur Klärung der Erbschaft des Quintus Aurelius Sarmaticus. Doch mit wem habe ich das Vergnügen?"
Fragend ließ der junge Mann seinen Blick auf ihr ruhen. -
Milo sah nachdenklich in Richtung der Palästra und beobachtete die Sporttreibenden. Nach einigem Zögern entschloss er sich vorerst dagegen. Am heutigen Tage war ihm einfach nicht nach körperlicher Betätigung. Möglicherweise würde er eines Tages mit Aristides hierher zurückkehren können. Der verstand sich auf das Amüsieren. Der einzige Nachteil würde nur sein, dass der ihm ständig überlegen sein würde. Nun winkte Milo erst einmal den Masseur fort und erhob sich dann. Zielstrebig begab er sich in das lauwarme Tepidarium und ging dort ein wenig umher, bis sich sein Körper an die höhere Temperatur gewöhnt haben würde.
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Milo versuchte sich zurückzuhalten und presste die Lippen fest aufeinander. Doch das ansteckende Lachen von Aristides war seiner Selbstbeherrschung überlegen und wenige Sekunden später stimmte er mit ein. Er empfand es als überaus befreiend, wieder so unbeschwert mit seinem Ziehbruder lachen zu können. In der Gegenwart von Furianus und Gracchus erschien ihm die Stimmung weitaus vornehmer und besonnener. Dass er sich während der Arbeit mit dem Aedil beherrschen musste, verstand sich für Milo von selbst. Er fasste sich wieder und grinste Aristides gut gelaunt an.
"Es ist gut, dass du wieder da bist, alter Mann!"
Auch wenn der Altersunterschied zwischen ihnen nur neun Jahre betrug, machte es Milo immer wieder Spaß, seinen 'Onkel' damit zu ärgern.
"Du wirst es mir nicht glauben, aber im Vergleich zu den anderen Flaviern bin ich hier noch der normalste. Momentan scheinen zwei von ihnen in dieser Villa zu residieren und beide sind sie wohl patrizischer als der Kaiser selbst. Dein Vetter Manius Flavius Gracchus ist in den Dienst des Cultus Deorum eingetreten. Er scheint ein sehr interessantes Leben gelebt zu haben."
Verschwörerisch zwinkerte er Aristides zu und hoffte, dass dieser die Andeutung in Richtung der Art von Baiaes Nachtleben verstand.
"Der andere Bewohner der Villa hat mich mehr als nur überrascht."
Er wurde wieder ernst und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
"Es handelt sich um meinen Bruder, ich meine, meinen leiblichen Bruder, einen Zwillingsbruder."
Verlegen räusperte er sich und sah Aristides ein wenig ratlos an und zuckte dann mit den Schultern.
"Er ist jedenfalls Aedilis Curulis und sehr wohlerzogen. Er wird dir gefallen."
Der Ernst verschwand wieder und machte einem breiten Grinsen Platz. Milo wäre nur allzu gern dabei, wenn die beiden sich das erste Mal über den Weg liefen.Endlich kehrte der Sklave zurück und brachte mit noch zwei Helfern das bestellte Essen. Keiner von ihnen machte ein sonderlich glückliches Gesicht dabei, da sie die Reste längst für sich selbst verbucht hatten. Ohne zu Murren wurde es jedoch aufgetragen und auch durch weiteren Wein noch ergänzt. Die Wachteln waren von Milo beim eigentlichen Mahl längst restlos aufgegessen worden. Stattdessen hatte man auf die Schnelle zur Ergänzung noch etwas Fisch und gebratenes Fleisch zubereitet. Vom Anblick der Speisen angetan ließ auch Milo sich einen Teller reichen und bestückte ihn entsprechend. Das Nachfüllen des Weines übernahm von nun an der Sklave, welcher im Triclinium blieb und sich im Hintergrund aufhielt. Milo trank sein Weinglas leer und betrachtete die Speisen auf seinem Teller.
"Unsere Küche versteht ihr Handwerk."
Bevor er zu essen begann, antwortete er noch auf Aristides Fragen zum Militär.
"Die Tradition hat es noch nie verlangt, dass ich mich in solchem Umfang so sehr unterhalb meines Standes bewege und mich dadurch übermäßig demütige. Ein Dienst unter den einfachen Legionären oder gar den Freigelassenen bei den Vigiles kommt für mich nicht in Frage. Ja, es entspricht den Traditionen, dass auch wir dem Imperium an der Waffe dienen und den Dienst in einer Legion verrichten. Doch noch nie sah man den Platz eines Patriziers unter denjenigen, welche die Gräben schaufelten und Steine umherschleppten. Ich sehe mich dort allein im Range eines Tribuns oder vergleichbarem. So lange diese Möglichkeit mir verwehrt bleibt, bleibe ich der Legion verwehrt. Die Rostra steht einem Mann unseres Standes bis dahin besser zu Gesicht."
Milo nahm noch einen Schluck aus seinem Weinglas und begann mit Sorgfalt seinen Fisch zu verspeisen. -
"Vielen Dank."
Milo ließ den Blick beiläufig durch dem Raum wandern. Er setzte sich nicht, blieb aber ruhig auf der Stelle stehen. Während er wartete, ging er gedanklich die übrigen noch ausstehenden Botengänge durch und überlegte sich schon einmal eine provisorische Reihenfolge der verschiedenen Stationen. -
Milo bemerkte die Überraschung des Sklaven und Sorge breitete sich daraufhin in ihm aus. Doch da er trotzdem eingelassen wurde, hoffte er weiterhin auf eine Klärung der Angelegenheit. Freundlich lächte er und folgte dem Sklaven in die Villa hinein.
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Milo lächelte und schenkte zwei Gläser Wein ein. Einen davon reichte er Aristides, den anderen behielt er für sich und trank etwas daraus.
"Was wäre dir denn lieber, lieber Onkel? Kommst du dir dadurch zu alt vor oder zu nett?"
Sein Lächeln ging noch etwas in die Breite und er lehnte sich gemütlich zurück.
"Rom hatte mich mit seiner 'pompösen Art' doch schon immer angesteckt und schon immer hast du es verstanden, dich darüber zu mokieren. Doch ich habe dich durchschaut, Onkelchen. Der pure Neid spricht aus dir, nichts weiter."
Die Reaktion seines Ziehbruders abwartend hielt er inne und trank noch etwas Wein.
"Mir wollte man auch den Dienst im Militär ans Herz legen, doch tapfer habe ich mich dessen gewehrt. Ehe ich mich mit den niederen Soldaten im Schlamm suhle, ziehe ich doch die Rostra mit ihren Politikern dem vor." -
Milo lauschte der Erzählung mit großer Aufmerksamkeit und ließ in seiner Miene angemessene Verblüffung erscheinen. Mit zunehmender Enthüllung der Ereignisse verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck und nachdem Furianus geendet hatte, schwieg er einige Sekunden.
"Ein Attentat auf den Kaiser, und das in unserer Familie!"
Es hielt ihn nichts mehr auf seinem Platz und rastlos erhob sich Milo, um unruhig umherzugehen.
"Was für eine Schmach! Was für eine Schande! Wie konnte es nur dazu kommen?"
Er blieb stehen und sah Furianus fragend an, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
"Man hat sich hoffentlich vehement von dieser verachtenswerten Tat distanziert! Nicht auszudenken, wenn das Verhältnis der Flavier zu unserem Kaiser dadurch auf alle Zeiten gestört wäre. Die Angelegenheit muss unbedingt aus der Welt geschafft werden, so weit dies nur irgend möglich ist. Es drängt mich innerlich, um eine Audienz zu ersuchen und meinen Standpunkt diesbezüglich unmissverständlich darzulegen. Doch ich vermute, dass der richtige Zeitpunkt dazu bereits längst verstrichen ist."
Zornig ob seiner Ohnmächtigkeit setzte Milo seinen unruhigen Gang durch den Raum fort. -
Milo sah den Aedil erstaunt an.
"Sind die Edikte denn entsprechend übersichtlich gelagert und sortiert? Ich kann mir das kaum überschaubar vorstellen. Ist vor jedem neu erlassenen Edikt stets zu recherchieren? Oder seid ihr derart versiert in unserer Rechtssprechung, als dass ihr diese komplexe Materie komplett erfasst habt?"
Er konnte sich kaum vorstellen, wie sein Bruder dies in so jungen Jahren bereits bewerkstelligt haben sollte. -
"Titus Flavius Milo, Scriba des Aedilis Plebis Spurius Purgitius Macer" stellte er sich vor.
"Ich komme im Auftrag des Aedils und würde gerne die nächstmöglichen verfügbaren Anverwandten des verstorbenen Quintus Aurelius Sarmaticus sprechen. Es geht um sein Erbe."
Da der Tod des Genannten schon geraume Zeit zurücklag, rechnete er nicht mit großen emotionalen Ausbrüchen und brachte sein Anliegen ruhig vor. -
Milo nahm erleichtert Platz und horchte auf ob der Reaktionen seines Bruders. Vielleicht würde er auf diesem Wege tatsächlich noch einige ebenso interessante wie pikante Details über seine Familie erfahren.
"Es handelt sich also um ein berühmtes Familienmitglied? Eigentlich bin ich im Auftrag des Aedilis Plebis hier, um dich zum Verbleib der jeweilig hinterlassenen Betriebe zu befragen. Doch was es mit dieser Dame auf sich hat, würde mich ebenfalls sehr interessieren. Haben wir die Zeit dazu? Zumindest für eine Kurzfassung?" -
Milo öffnete die Tür, trat ein und begrüßte seinen Bruder mit einem breiten Lächeln.
"Salve, Furianus."
Er ließ seinen Blick durch den Raum gleiten und erkannte nicht viele Unterschiede zum Officium des anderen Aedils. An Furianus blieben seine Augen wiederum hängen und er trat näher.
"Entschuldige, dass ich dich störe, doch ich bin dienstlich hier."
Milo nahm seine Wachstafel mit den Notizen hervor und warf einen Blick darauf.
"Es geht um einige Betriebe unserer Verwandten. Sind die Namen Flavia Messalina Oryxa und Gaius Flavius Maximus dir ein Begriff? Weißt du etwas über den Verbleib ihrer Betriebe?"
Aufmerksam sah er wieder auf und seinen Bruder an. -
Milo nickte nachdenklich mit dem Kopf. Er war sich nicht sicher, ob er sich eine solche Reise nach Hispania wünschen sollte oder nicht. Sicher barg sie die Vorteile der Möglichkeit seine Kontakte über die Provinzen hinweg auszudehnen. Andererseits würde er in der Zeit hier in Rom jedoch fehlen. Je nach dem Zeitpunkt dieses Termins erschien ihm diese Option nicht unkritisch. Doch da die Entscheidung größtenteils nicht bei ihm selber lag, verschob Milo diese Gedanken auf später.
"Ich werde eure Entscheidung natürlich abwarten."
Er räusperte sich kurz und sprach dann noch ein neues Thema an.
"Sofern du erlaubst, möchte ich dir gerne noch eine Frage stellen. Ich las kürzlich in der Acta Diurna von den Edikten der beiden Aedile. Vor allem ein Edikt bezüglich eines Haftbefehls fiel mir in diesem Zusammenhang auf. Gehört es tatsächlich zum regulären Tageswerk eines Aedilis, Haftbefehle zu verhängen?" -
Milos Grinsen wird noch etwas breiter.
"Und recht hat sie, die Dame. Es wurde längst Zeit, dass du Faulpelz anfängst dir eine eigene Existenz aufzubauen. Nachdem sogar ich schon ausgezogen bin, in die große weite Welt. Aber in einer Hinsicht kann ich dich beruhigen."
Er beugte sich etwas näher zu Aristides und sprach mit gedämpfter Stimme weiter.
"Rom ist zwar nicht Baiae, aber das Nachtleben hier ist mitnichten zu verachten."
Geheimnisvoll lächelnd lehnte er sich wieder zurück.
"Ich bin zwar noch nicht lange hier, doch die ein oder andere schöne Ecke kann ich dir jetzt schon zeigen. Hannibal wird das sicher bald auch herausgefunden haben."
Milo sah zu dem Sklaven und schüttelte tadelnd den Kopf.
"Dann lass es auch beim Bewundern bleiben. Auf dem Anwesen unserer Familie wird kein Unfug angestellt. Merke dir das."
Er wandte sich wieder Aristides und dessen Rüstung zu. Den zu Boden fallenden Mantel und den Dreck der Straße nahm Milo zwar wahr, reagierte jedoch nicht darauf. Zum einen war er es von Aristides nicht anders gewohnt, zum anderen waren die Sklaven schließlich dazu da, um hinter ihnen her aufzuräumen und zu putzen.
"Das sieht ihr ähnlich. Was solls. Du bist derjenige, welcher damit herumlaufen muss. Da lobe ich mir doch meine Toga."
Wie zur Bestätigung zupfte er eine perfekt liegende Falte noch einmal zusätzlich zurecht und deutete dann in eine unbestimmte Richtung.
"Du hast bestimmt Hunger. Wie immer. Ich werde uns im Triclinium Wein und die Reste der Abendmahlzeit servieren lassen."
Milo ging den beiden voran in die Villa hinein. -
Im Triclinium gab Milo einem Sklaven einige Befehle. Zusätzlich zu Wein und Essen bestellte er ein Zimmer für Aristides. Dessen Sklave würde gemeinsam mit den übrigen Sklaven untergebracht werden. Dann ließ Milo sich erleichtert auf einer Kline nieder, als wäre er wieder stundenlang auf den Beinen gewesen, und sah zu seinem Ziehbruder auf.
"Setz dich doch, lieber Onkel."
Bei dieser Anrede lächelte er wieder breit.
"Du wirst dich also zwischen die Reihen der einfachsten Plebejer begeben, um als einfacher Fußsoldat dein Leben zu fristen?" -
Nach seinem Gespräch mit dem Aedilis Plebis begab sich Milo auf direktem Wege zuerst zum benachbarten Officium seines Bruders. Er ordnete noch eine verrutschte Falte seiner Toga und klopfte dann an die Tür.