Die Informationen von der CU holen? Ja, manchmal machten sie das tatsächlich, dann hatte man diese nervigen Schreiber hier in der castra, aber in einer Sache, die so aktuell war, daß die Ermittlungen gerade noch am Laufen sein mußten. Oder war das Ganze nur ein Scherz von der acta? Marcus war heillos verwirrt, ob der ganzen Angelegenheit und schüttelte dementsprechend den Kopf. Aber dem wollte er durchaus auf die Spur gehen, zumal Modestus' wegen. Er schüttelte noch mal den Kopf.
„Ähm, nein, meines Wissens nach, wurde keiner Deiner Verwandten heute verhaftet.“
Marcus war ja grade im carcer gewesen, das hätte er schon mitbekommen. Ein paar zerlumpfte Gestalten, ein Trunksüchtiger und einige Schläger waren herein gebracht worden, aber das sah nicht nach einem Verwandten des Modestus aus, zumindest glaubte das Markus wohl weniger. Marcus sah von dem Geschriebenen auf, das er nicht wirklich gelesen hatte und spähte nach vorne, ah, welch Glück, da war noch der Soldat vom Tor, der gerade wieder zurück marschieren wollte.
„Miles...“
, rief ihm Marcus hinter her. Molo drehte sich um und blieb stehen, lief dann sogar zurück.
„Ja, centurio?“
„Sag' mal, hast Du etwas von einem Mord in der regia gehört? Heute? Ermitteln wir in dieser Angelegenheit bereits?“
Molo runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Erst wollte er den Kopf schütteln, doch dann hellte sich sein Gesicht auf, deswegen war er ja heute nicht sonderlich gut gelaunt, weil er nämlich eigentlich gar nicht zur Wache abgstellt war. Aber dennoch wurde er zum Tor gerufen.
„Doch, doch, vor einiger Zeit – weiß nicht mehr genau wann- ist wohl jemand mit so einer Meldung zum Tor gekommen. Die Torwachen sind mit dem Mann mit, es ging um einen Mord in der regia.“
„Hm, welche Einheit?“
Damit Marcus den zuständigen Zenturio befragen konnte.
„Deine, centurio.“
Verdutzt sah Marcus den Soldaten an und wurde schlagartig verlegen und verwirrt, ach herre, und Marcus hatte keinen blaßen Schimmer, wie peinlich. Aber warum wußte die acta vor ihm Bescheid? Das war merkwürdig, sehr merkwürdig. Macus nickte dem Soldaten zu, damit dieser wieder zu seinem Dienst am Tor zurück kehrte und wandte sich an Modestus.
„Wie es scheint, wird tatsächlich ermittelt, ich muß jedoch zugeben, daß ich davon noch reichlich wenig weiß, aber ich werde dem nachgehen. Auch, warum und woher die acta davon schon Wind bekommen hat...“
...statt daß es bis zu ihm gedrungen war.
„Da wird sicherlich nur ein unglückliches Mißverständnis dahinter stecken...wenn ich mehr weiß, werde ich Dich natürlich informieren. Dein Verwandter? Lebt der auch in Rom? In Deiner casa womöglich?“
Beiträge von Marcus Flavius Aristides
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Also DAS nahm Asinus dem jungen Mann nicht wirklich ab, der Soldat spähte auf und sah den Octavier mit gerunzelter Stirn an, nichts wichtiges, naja, Asinus nahm das mal auf, es war seine Pflicht alles zu erfragen, wer log, das zeigte sich oft später noch und dann hatte er seiner Pflicht genüge getan. Somit kamen auch schon die nächsten Fragen.
„Hast Du ein Handwerk gelernt? Kannst Du Lesen und Schreiben? Reiten? Schon Kampffertigkeiten? Sonst irgendwas nützliches?“ -
Die Schulter gegen die hasta gelehnt, stand Ovius Molo – wie an so vielen Tagen – vor dem Tor. Es war ein trister Tag, der Himmel grau, die Stimmung trübe, und wieder mal mußte sich Molo die Beine in den Bauch stehen. Er richtete sich auf als er den Tiberier sah, der zum Tor kam.
„Salve, dann muß ich Dich auf Waffen durchsuchen.“
, erwiderte Molo. Jeder der zum PU vorgelaßen wurde, mußte darauf kontrolliert werden, nicht daß sich ein Attentäter so einschlich, das wäre wirklich blamabel und eine Katastrophe. Das nahm Molo schon sehr genau, er wollte seinen Job nicht verlieren.[Blockierte Grafik: http://img146.imageshack.us/img146/8347/cumilesdt0.png]
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Das würde Marcus aber schwer fallen, den früheren Tribun Modestus zu nennen, ein Titel brannte sich nun mal in seinem Kopf und Gedanken ein, so daß es schwer war die alten Gewohnheiten aufzugeben. Marcus nickte jedoch freundlich gutmütig und ging langsam den Gang weiter, die Tür zeichnete sich schon hell und leuchtend ab, auch die frische Luft schien zu locken – obwohl Marcus der Gestank in den Gängen hier nichts mehr ausmachte, wenn man lange genug in einer Zelle war, dann gewöhnte sich die Nase nun mal daran. Unangenehmer Grund? Hoffentlich hatte nicht eine Patrouille von ihm einen Verwandten aufgegriffen, zu Unrecht, wie schon neulich bei dem Decimer. Ah, aber es hatte wohl mit der acta zu tun. Marcus griff nach der Zeitung und ließ seine Augen über den Text schweifen. Herrje, wollte er den Artikel lesen, würde er sich vor Modestus offenbaren müßen, daß er einfach Mühe mit der Schrift hatte und sie leise murmelnd erst lesen konnte, manchmal mit einigem Holpern. Aber den Göttern sein Dank, lieferte Modestus auch bereits eine Erklärung. Verlobung, Ermordung im cultus deorum? Anschuldigungen in der acta? Ach herrje, hatte Marcus etwas verpaßt. War die CU eingeschaltet worden? Und wenn ja, dann bestimmt niemand von seiner Einheit...
„Hannaeus Vaalus...hm, das sind ja schon andere Namen...Du meinst wirklich, damit sind Deine Verwandten gemeint? Ähm...“
Konnte er zugeben, daß Marcus keinen blaßen Schimmer hatte von der Angelegenheit? Ach ja, warum nicht? Schließlich war Modestus ein alter Kamerad von der Prima noch – selbst wenn er nur senatorischer Tribun dort gewesen ist.
„Hm, ich habe von keinen Ermittlung in einem Mordfall in den Hallen des cultus bisher erfahren. Sind denn Soldaten auf euch zugekommen bisher? Und woher sollte die acta davon wißen...wann war das mit der Eintragung?“
Marcus war verwirrt, Mordfälle waren ein schwerwiegendes Verbrechen und ein Mord beim cultus deorum wäre ihm mit Sicherheit ans Ohr gedrungen...woher wußte die acta schon davon, aber eben Marcus noch nicht? Seltsam, sehr seltsam. Mysteriös, um es genau zu sagen. -
Es war einfach zu früh für solche Gespräche; Marcus hatte noch nicht mal zur cena gegeßen, fühlte bereits den grollenden Wolf in seinem Magen, der sich melden wollte, und in einer solchen Zeit war Marcus gereizter und mißlauniger als sonst, entgegen seinem sonst mehr ausgeglichenem Gemüt. Seine Lippen kniffen sich fester zusammen als er den Trotz in dem jungen Decimer erkannte, scheinbar wollte der junge Mann nicht einsehen, was das Beste für ihn war. Aber er – Marcus – kannte seinen Sklaven doch wohl beßer als es Serapio vermochte. Marcus wollte zu weiteren energischen Worten ansetzen, doch der theatralische Auftritt, der jedem Akteur in einer Tragödie Konkurrenz gemacht hätte, ließ Marcus verdutzt schweigen. Was er von Hannibal will...nicht wißen...ja, doch Marcus wollte es nicht wißen, er versuchte schon zu einem schnellen Nicken anzusetzen, um dem Decimer da wirklich von abzuhalten, es ihm zu offenbaren, denn Unwißenheit war in mancher Hinsicht eine Gnade, doch zu spät. Gleichsam Ödipus seinem Schicksal nicht entrinnen konnte und seinen Vater erschlug, Hektor den Tod im Kriege finden mußte, gleichsam war die Szene noch nicht zu Ende und schien ihren Lauf nehmen zu müßen. Marcus lehnte sich erschlagen von den Worten zurück. Er liebt ihn? Oh, nein, bei den Göttern, warum tut ihr mir das an, schoß es durch Marcus Kopf. Langsam schüttelte er den Kopf und fuhr sich müde mit der Hand über das Gesicht. Beim Tartaros, hatte er nicht Hannibal das letzte Mal klar gemacht, daß er solche Verwicklungen nicht mehr dulden würde? Marcus ließ die Hand sinken und sah seinen optio schweigend an. War Marcus schockiert? Weil der Decimer sich lieber den Männern widmete? Nein, nicht wirklich, Marcus' Vettern hatten ihm das schon früh ausgetrieben. Außer, daß Marcus es für einen Soldaten sehr umpaßend fand. Aber er war nicht amüsiert über das Verhalten seines Sklaven in dieser Hinsicht.
„Ein stolzer Adler...“
, murmelte Marcus kaum hörbar und versuchte, ein bitteres Lachen zu unterdrücken. Herrje, den Decimer hatte es ordentlich erwischt. Und wie! Marcus drehte den Becher und hatte mit einem Mal den Impuls, sich gehörig zu betrinken, hier, jetzt und auf der Stelle! Doch er stellte den noch fast vollen dritten Becher zur Seite und schwieg weiter. Er war einfach ratlos, was er noch sagen könnte, es würde nur vergehen wie ein Tropfen auf heißem Lavastein. Marcus stand auf und ging an dem Decimer vorbei, drehte sich um und ging einige Schritte zurück.
„Ja, womöglich würde ich sie auch kaufen wollen.“
, meinte Marcus schließlich.
„Gäbe es eine solche Frau, eine Sklavin, aber doch nicht um sie...frei zu laßen, das hat doch alles keine Zukunft. Bei Dir und Hannibal genauso wenig.“
Kopfschüttelnd blieb Marcus neben einer Säule stehen und wandte sich um, im Schatten stand wie immer einer der flavischen Sklaven, der natürlich alles mit angehört hatte – wahrscheinlich würde das das Tratschthema Nummer Eins für die nächsten Tage in den Sklavenunterkünften sein – ach, herrje! Verärgert starrte Marcus den Sklaven an, als ob dieser schon alles heraus geplaudert hätte.
„Geh' und hole Hannibal, ich will ihn sofort hier sprechen.“
Kalt und schneidend war die Stimme von Marcus, der Sklave zuckte zusammen und eilte schnell davon. -
Es blieb von Marcus nicht unbemerkt, daß Orestes' Aufmerksamkeit von ihrem Gespräch wohl schlagartig durch etwas anderes gefeßelt wurde. Was es war konnte Marcus nicht ausmachen, aber als er die Worte einer jungen Frau vernahm, wurde auch Marcus' Gedanken weg gelockt. Er sah auf und musterte die junge Frau kurz, er lächelte freundlich und gutmütig zu der Tiberierin, die wohl im Alter seiner Tochter zu sein schien. Er streifte sie nur kurz und wandte sich wieder dem Essen zu, daß schon in den nächsten Gang wechselte, etwas, was Marcus nicht unrecht war, war er doch hauptsächlich des guten Essens wegen zu dem Gastmahl gekommen, für politische und staatstragend, wichtige Gespräche war Marcus nicht der richtige Mann, aber er wußte, daß sein Vetter das mit Sicherheit genauso wußte und ihn trotzdem mit hier her genommen hatte. Es sei denn...? Hatte Gracchus vor, ihn in eine politische Laufbahn zu schieben, sobald er die CU entgültig verlaßen würde? Eine Prozedur, die nicht mehr lange dauern würde, einige Tage vielleicht, ehe alles seinen rechten Gang gefolgt war. Marcus sah grübelnd zu Gracchus, zuckte jedoch mit der Schulter und wandte sich – nach der kurzen Ablenkung – Corvinus zu. Es war mitunter etwas schwierig an einer Kline vorbei zu reden, aber nach Orestes' Einwurf konnte sich Marcus etwas vorbeugen.
„Die Zeiten, in denen der Name den Menschen von Rom geläufig sein mußte, ist ja nun leider vorbei. Schließlich muß man nur noch den Senatoren bekannt sein. Aber der Dienst an den Göttern ist von großer Erhabenheit geprägt, ich bewundere all jene, die diesen Weg gegangen sind.“
Seinen beiden Vetter brachte er große Anerkennung dafür entgegen, er beneidete sie immer um ihre Klugheit, etwas, was man im cultus deorum brauchte, um die Mysterien und Geheimnisse der Götter nur im Ansatz erahnen zu können. Und mußte ein Priester nicht immerfort den rätselhaften Willen der Götter verstehen können? Marcus sähe sich da nicht in der Lage dazu, da war er sich schon gleich sicher. Verwirrt sah Marcus den Aurelier an.
„Im Tempel? Ähm...nein...aber...ähm...“
Er hatte noch nie Antworten von einem Gott erhalten und er stellte sich einfach zu dämlich an, um aus Zeichen etwas erkennen zu können.
„Du meinst, ich sollte da mal suchen?“
Seine Frau...hach ja, das war ein eigenes Thema.
„Na, sie will natürlich, daß ich Senator werde, Consul und das ganze Zeug davor...aber nun ja, ich glaube, mir fehlt die Gabe dazu- wie schon gesagt.“
Marcus war nun mal eine ehrliche Natur, ein Manko in der Politik, und sich auch nicht zu schade, seine Schwächen hin und wieder einzugestehen.
„Ja, da hast Du schon Recht, Aurelius, es ist auch schon fast Tradition bei uns Flaviern, den Göttern zu dienen.“
Marcus zuckte mit der Schulter, hach, immer diese Familienpflichten, manchmal war es schon erdrückend ein Flavier zu sein, dann wäre er doch nur gerne ein ganz einfacher Plebejer aus einer Familie, die keiner nobilitas oder ordo angehörte. Langsam entsann sich Marcus wieder, woher er noch den Aurelier kannt...da war doch so eine Feier gewesen...wo nur?
„Und, Aurelius, hast Du inzwischen die Kunst der Jagd zu schätzen gelernt?“ -
Auch ein Sklave von der villa Flavia trabte heran, trug Marcus Flavius Aristides ein, bezahlte die Gebühr und entschwand wieder.
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Dito...aber lieber später als gar nicht, sagt man jedenfalls.
Auch alles Gute zum Geburtstag.
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Es war das energische Ruhe, das dem Schimpfwortball mit Wörtern wie bardus, blatera, amens, fungus einhalt gebot, der die Fronten der Nachbarschaft in lautem Zetern hin und her wechselte. Die alte Frau verstummte, ebenso auch der andere Mann, auch die Schaulustigen schwiegen für den Moment, die vorher murmelnd und schwatzend um die Soldaten standen, es wurden auch immer mehr, schließlich hatte sich hier ein Spektakel abgezeichnet und so etwas lockte Römer an wie der Misthaufen die Schmeißfliegen. Neugierig spähte die Alte von oben als der Beutel geöffnet wurde. Sie versuchte das Geschriebene zu entziffern, aber ihre Augen waren zu schlecht. Auch andere Hälse wurden ganz lang, aber auch sie konnte nichts erkennen.
„Ja, ja, kommt nur rauf, junger Soldat. Ich helfe den Urbanern immer sehr gerne.“
„Weil Du Dich nur wichtig machen willst, garrula!“
„Mußt Du grad sagen, asellus!“
Derart tönte es bereits als sich Serapio wieder an die jüngere Zeugin wandte, die sich verlegen um geschaut hatte und einmal dem Artorier schüchtern zu gelächelt hat, das erste Lächeln, was sich auf dem Gesicht der jungen Frau zeigte.
„Was?“
, meinte sie deswegen verwirrt. Sie blinzelte und zuckte ratlos mit der Schulter, erleichtert darüber, noch mal befragt zu werden, war sie nicht und insgeheim bereute sie es bitter, einmal eine gute Tat begangen zu haben, in dem sie den Mord den Soldaten gemeldet hatte. Sie folgte stumm dem Soldaten, blinzelte noch mal zu Menas und verschwand dann jedoch zwischen den Schaulustigen.....
Knarrend öffnete sich die Tür zu der Wohnung und die Alte spähte zwischen dem Türspalt hervor, ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus, das einige Zahlücken vorne offenbarte, aber Pulicia hatte noch genug Zähne für das eingekochte Gemüse und den Getreidebrei, den sie sich zu machen pflegte. Sie winkte freundlich den Soldaten zu, doch in ihre bescheidene, kleine Wohung zu treten. Es war eigentlich nur ein Raum mitsamt einer Nische, in der sie schlief. Keine Küche hatte die Alte, das Risiko, daß die insula abbrannte, war dafür zu groß. Obwohl der Raum doch recht klein war, so war er über und über mit Sachen voll gestopft. Alten Tontöpfen, in denen Lumpen und Fetzen heraus quollen, Tand aus bunten Tonperlen, hölzerne Tierfiguren, die auf schäbigen Regalbrättern standen, es waren einige Katzenfiguren darunter. Ein Katzenbaum aus Holz und Leder - erst kürzlich erstanden von so einem seltsamen Kauz in einem Kärmerladen-, auf dem sich auch eine bunt gescheckte Katze grade ausgiebig kratzte. Hölzerne Kisten standen überall, aus dem verschiedenstes – wenn man es nett bezeichnen würde – Antiquarzeug herum lag. Ein Stuhl war am Fenster, auf dem wohl die Alte geseßen hat.
„Hier...hier sitze ich, den ganzen Tag lang, wenn ich nicht Sachen verkaufen gehe. Da sehe ich alles, ALLES! Aber kommt herein, kommt herein, junge milites. Ach, wie schön, wenn Rom von so schneidigen Männern beschützt wird.“
Sie lächelte von Serapio zu Menas und Tychicus.
„Möchtet ihr etwas trinken...Milch vielleicht?“
Schon suchte Pulicia nach Tonbechern in all dem Grümpel. -
Abwartend sah Marcus von dem curator zu seinem Angstellten, doch dieser schien keine Anstalten zu machen, auf die – womöglich zu scherzhaft formulierte – Frage seines Vorgesetzten zu antworten. Einige Herzschläge hing das Schweigen über den Männern, bis es Marcus zu belastend wurde und er sich räusperte.
„Nun...“
, begann Marcus die Stille zu durchbrechen.
„Es scheint, daß es einige Ungereimtheiten mit den Siegeln auf der Baugenehmigung gegeben hat, Senator. Darum hat eine Patrouille von meiner Einheit Deinen aquarius gebeten, sie zur castra zu begleiten. Wir sind gerade dabei, das Rätsel um ein wohl möglich gefälschtes Siegel des praefectus urbi zu klären.“
Dafür saßen sie ja an der Quelle. Gerade als Marcus selbiges sprach, eilte auch Tius zurück, im Schlepptau einen der Soldaten, die dem PU als Schreiber dienten.
„Centurio, ich hab den Mann ausfindig machen können. Zumindest meint er sich daran zu erinnern ein solches Dokument ausgestellt zu haben.“
Der Schreiber nickte bekräftigend, solche Dokumente wurden zwar oft, aber nicht jeden Tag ausgestellt, der Schreiber war eher schlank gebaut und recht klein für einen Soldaten.
„Ah, sehr gut...hier ist das Dokument, miles. Kennst Du das?“
Der Schreiber nahm das Schriftstück entgegen und betrachtete es eingehend.
„Ja...doch....ist hier gesiegelt worden...gar nicht so lange ist das her.“
Erleichtert seufzte Marcus auf, scheinbar hatte doch alles seinen rechten Gang genommen.
„Und das Siegel...das ist doch irgendwie komisch.“
, fragte Tius nach, der nicht als kompletter Idiot wirken wollte, seines Verdachtes wegen. Der Schreiber starrte auf das Siegel und runzelte die Stirn.
„Hm, naja, es sieht schon etwas komisch aus, aber vielleicht wurde es einfach beim Transport beschädigt.“ -
Jung genug, um eine ordentliche Karriere im Militär zu machen, alt genug, um nicht zwischen den Männern und Soldaten gnadenlos unterzugehen als Bürschchen, der die ganze Zeit die Schuhe putzen durfte, die Latrinendienste übernehmen, den Wassereimer schleppten und sonstige Drecksarbeit für die Veteranen machen mußte, sicherlich, anfangs blieb das wohl bei keinem probatus aus, aber wenn man sich nach einigen Wochen bewiesen hatte, wurde das auch besser. Asinus notierte sich die Angaben, hob den Kopf nicht an als er weiter fragte:
„Bürgerrecht hast Du? Krankheiten? Hast Du schon mal ein Verbrechen begangen? Etwas, was wir wißen sollten?“ -
Zu dumm, es hätte ihre Arbeit natürlich etwas einfacher gemacht und sie nicht weiter im Dunkeln tappen laßen. Doch da der Octavier, der Verstorbene, erst seit einer Woche wieder in Rom war, machte es das Ganze schwieriger. Steckte ein politischer Mord dahinter? Habgier? Oder einfach nur ein dummer Zufall? Aber das würde Marcus hier und jetzt nicht klären können, er nickte marginal und meinte.
„Sollte Dir noch etwas einfallen, werter Octavius, kannst Du mir sowohl in der castra als auch der villa Flavia entsprechende Nachricht zu kommen laßen.“
Was die Einleitung eines taktischen Rückzugs war.
„Dann möchte ich Dich nicht länger mit unserer Anwesenheit belasten, Octavius. Oder hast Du noch Fragen?“ -
Dieser Redefluß, der einen Hauch von Hysterie in sich trug, ging dem Soldaten, der es lieber ruhiger hatte, gehörig auf den Keks. Er bemühte sich, seinen Ausdruck neutral zu halten, während er die Stufen erklomm und den Worten von dem Mann einen Sinn zu entlocken. Denn was dort vorgegangen war, schien ihm reichlich wirr. Dankbar sah er zu Tychicus, eine gute Frage war das, die der andere Soldat stellte. Etwas unbehaglich zog Sosius seine Schultern ein als sie durch die Gänge gingen, der CD jagte ihm immer einen Heidenrespekt ein, schließlich standen die Leute hier im direkten Kontakt zu den Göttern – zumindest in der Vorstellung von Sulla. Ein Cousin von ihm wollte mal Priester werden, aber der war drei Mal durch die Prüfung gerasselt, und der war kein Dummkopf gewesen, vielleicht ein bisschen faul, aber somit schienen Sulla die Mysterien hier noch mysteriöser zu sein. Fragen, um seine Verwirrung zu klären, stellte Sulla erst mal nicht, vielleicht würde das auch Tychicus übernehmen. Der Soldat wunderte sich lediglich, warum ein Verlobungspaar sich auf einen Bediensteten des CDs stürzen sollte, wenn dieser doch etwas für sie tun konnte. Zudem...warum rief er dann noch um Hilfe für den Mann? Als Ablenkung? Aber das kam Sulla reichlich merkwürdig vor. Er ging hinein und trat auf den Toten zu. Ah ja, er war reichlich betropft, darum geisterten bestimmt keine Larven um ihn herum.
Sulla beugte sich zu dem Toten und sah in dessen Gesicht. Aufgedunsen wirkte das Gesicht, aber wonach Sulla gleich suchte, waren Spuren am Hals. Schließlich hatte der Mann, der sie geholt hatte, etwas von erdrosseln gesprochen. Doch er sah weder Male von Fingern, noch die Spuren eines Seils, die eine solche Tat bei dem Toten hinter lassen hätte. Sulla zog die Kleidung etwas zur Seite und betrachtete die Haut. Zu dem Tathergang weiter zu befragen, obließ er den Anderen. Er betrachtete sich lieber eingehend den Toten, wo man auch schon einige Fragen klären konnte.
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Da bislang wohl noch keine Lösegeldforderung eingegangen war – aber Marcus war ja nicht immer der Informierteste! - mußte die Zeit auch drängen, je länger gewartet wurde, desto gefährlicher konnte es für einen gefangenen Decimus Livianus sein, darum nickte Marcus verstehend als Meridius den Zeitpunkt seines Aufbruchs verkündete. Marcus würde auch keine Sekunde zögern wollen, wenn einer seiner Vetter in einer ähnlichen Lage wäre, Gracchus oder Aquilius – Beide waren sie ihm teuer und wichtig und eben seine Familie. Sicherlich war der Zusammenhalt bei den Decimern auch genauso groß, zumindest hatte Marcus den Eindruck gewonnen, wenn er mit den Decimern zu tun bekommen hatte – was nicht selten der Fall war. Marcus spürte, daß noch etwas Öl auf seinen Rücken gegoßen wurde und erneut sich Hände dort hinein gruben. Die Zeit der Tortur war vorbei und die angenehme Phase der Massage folgte gerade. Ein Lächeln erschien auf Marcus' Gesicht, doch als die Sklavin mit ihrem breiten Daumen wieder fester zudrückte und der Schmerz zurück schoß in seinen Rücken, schwand das sofort. Marcus konnte sich jedoch gut vorstellen, daß Meridius mit Leichtigkeit einen Trupp alter Veteranen ausheben konnte, die ihn in die Fremde begleiten würden, alte Soldaten, die schon lange unter Meridius gedient hatten und ihm loyal selbst nach ihrer Dienstzeit waren. Solchen Männern war freilich auch eher zu trauen als irgendwelchen bezahlten Kämpfern. Aber Marcus wußte nicht, ob dem so war, aber durchaus neugierig genug, um es erfahren zu wollen.
„Sind es ehemalige Legionäre, die Du mit auf die Reise nehmen wirst?“
Es würde sicher auch den einen oder anderen Soldaten geben, der sogar noch unter Livianus gedient hatte in der spanischen Legion in Germania; Marcus selber hätte auch nicht gezögert, wenn er nicht an den Dienst in Italia gebunden wäre.
„Ungefährlich wird es nicht werden und ein riskantes Unterfangen im Reich der Parther, diesen elenden Schlangen, aber wenn es jemandem gelingt, dann wohl Dir. Es war schon gut, daß der Senat Dich damit beauftragt hat, Senator.“
Schließlich war Meridius ein erfahrener Soldat, ein ehemaliger Kommandant, ein Statthalter und Senator – er würde sowohl kämpferische, strategische als auch politische Entscheidungen und Fähigkeiten beweisen können, die er mit Sicherheit besaß, da er in allen Bereichen lange tätig gewesen war. Marcus beneidete den Senator im Stillen dafür, denn politisches Geschick war ihm gänzlich fremd und kommandiert hatte Marcus bisher nur seine Zenturie, das war doch etwas anderes; Marcus hatte nicht die blaßeste Ahnung, ob er zu mehr in der Lage war – was sowieso im Moment nicht relevant war. -
Es waren noch nicht mal ein halbes Dutzend an städtischen Soldaten, die den Weg zur Reeh-gie-ahh an getreten hatten und die die Stufen zu dem prächtigen und eminent wichtigen Bau der Hauptstadt betraten. Stumm und schweigend war Sulla dem Mann gefolgt, der mit den papyri vor seiner Nase gewedelt hatte. In seiner Dienstzeit – von sieben Jahren – war Sulla schon der eine oder andere Mord untergekommen und er hatte einiges gesehen, so daß der Anblick eines Toten ihn nicht wirklich schocken würde. Dennoch, weil er ein sehr gläubiger Mensch war, meinte er zu dem Mann der Reeh-gie-ahh:
„Ich nehme mal an, ef wurde schon ein Priefter gerufen für die rituelle Reinigung?“
Immerhin waren sie im Herzen des CD, wenn, dann würde doch dort schnell ein Solcher aufzutreiben sein.
„Und bitte erkläre mir, waf ift genau vorgefallen?“[Blockierte Grafik: http://img146.imageshack.us/img146/8347/cumilesdt0.png]
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„Dann bist Du genau richtig hier, Octavius!“
, erwiderte Asinus trocken. Er musterte den Octavier und entsann sich gut, daß einst ein Octavier hier PU war und das Sagen über die Stadtwachen gehabt hatte, aber das war nun schon eine Weile her, so daß dieser Octavier davon nicht mehr profitieren konnte.
„Du willst Dich für den Dienst verpflichten. Gut, dann sage mir, wie alt bist Du? Wer sind Deine Eltern? Wo wurdest Du geboren?“ -
Gelaßen und vollkommen ruhig stand Ovius Molo, der doch so oft am Tor Wache schieben mußte, vor dem Eingang der castra. Seine hasta hielt er fest mit der Hand umschloßen und betrachtete das Treiben auf der Straße vor ihm, ab und an spuckte er auf die Straße, denn er hatte sich in den letzten Tagen eine unangenehme Erkältung eingefangen und bekam schlechter Luft als sonst, was ihn jedoch nicht am Dienst hinderte, bzw. der medicus ihm gewiß nicht frei gegeben hätte. Molo sah dem Annaeer entgegen, als dieser auf das Tor zu kam, Männer in toga waren selten, wenn sie auch vor kamen am Tor, aber ein schnell dahin eilender Mann in einer schweren toga war für Molo durchaus ein sehr ungewohnter Anblick.
„Einen Verantwortlichen? Ähm...“
Ah, tribunus oder centurio, sonst hätte Molo den Mann gleich zum PU weiter geschickt, in der toga sah Modestus durchaus wichtig aus.
„centurio Flavius? Ja, der müßte da sein, den habe ich heute morgen zwar rein gehen sehen, aber nicht wieder hinaus. Folge mir!“
Molo wandte sich um und ging durch das sich öffnende Tor, um Modestus hinein zu führen.[Blockierte Grafik: http://img146.imageshack.us/img146/8347/cumilesdt0.png]
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Natürlich wußte Molo nicht, wo Marcus Flavius Aristides in der castra gerade war, es dienten schließlich viele Männer und auch centuriones bei den CU, und wenn es sich dann noch mit den Prätorianern mischte, dann war das scheinbare Chaos komplett. Doch es dauerte nicht lange, bis Molo es erfahren hatte, Marcus war nämlich im carcer zu finden, wo er sich gerade mit einigen Soldaten um ein Verhör einiger Gefangener kümmerte. Molo führte Modestus durch eine Lagergaße auf das Gebäude zu, wo der carcer lag und hinein. Öllampen erleuchteten den düsteren Gang und warfen lange, flackernde Schatten. Es roch sehr unangenehm in dem Gang, nach Ausdünstungen von Menschen, die schon einige Tage hier verbracht hatten, und nach ihren Hinterlassenschaften. Irgendwo roch es auch nach Eiter, von einem Gefangenen, der verletzt war, aber nicht im valetudinarium gehalten werden konnte, ein gemeiner und übler Mörder. Eine Tür zu dem carcer war geöffnet, Öllampenlicht schien von dort hinaus und Molo trat an die Tür. Auf einer Pritsche saß ein älterer und hagerer Mann, ihm gegenüber Marcus Flavius Aristides und ein anderer Soldat.
„Es hat doch keinen Sinn mehr, Mann. Deine Schuld steht fest, Du musst die Frau nicht noch mitnehmen. Die Larven und Lemuren werden Dich bis ans Ende plagen und danach erwartet Dich der Tartaros...lindere Dein Los doch noch.“
Verstockt starrte der Mann in das Gesicht von Marcus, der sich seufzend zurück lehnte. Das ging schon den ganzen Vormittag so.„Centurio?“
Marcus drehte den Kopf und sah zu Molo, der am Eingang stand.
„Ja?“
„Hier ist ein gewißer Annaeus Modestus, der Dich dringend zu sprechen wünscht.“
„Der Tribun? Aber natürlich, wartet er am Tor?“
„Nein, centurio, ich habe ihn gleich mitgebracht.“
Marcus erhob sich und trat in den Türrahmen, wo er auch Modestus erkannte.
„Salve, tribunus, es freut mich, Dich wieder zu sehen.“
Marcus trat aus der Zelle heraus und sah zu dem Soldaten, der drin geblieben war.
„Mach' mal weiter und hol' Dir noch Cafo, damit er Dich unterstützt.“
Der Soldat nickte, während Marcus sich an Modestus wandte.
„Gehen wir doch ein paar Schritte, tribunus.“
, sprach er und ging langsam durch den Gang.
„Um welche dringende Angelegenheit handelt es sich denn, tribunus?“
Wenn es dringend war, wollte Marcus Modestus nicht mit langem Vorgeplänkel von seinem Anliegen abhalten. -
Hielt der Mann Sosius Sulla für bescheuert? Sulla verzog verärgert das Gesicht, er haßte es, wenn die Leute ihm so begegneten, nur weil er einen kleinen Sprachfehler hatte, deswegen war er doch nicht gleich ein Volltrottel. Beleidigt rümpfte er die Nase. Aber so manch ein Kamerad sah das Gleiche in ihm, wie der Mann vom cultus. So wie er das mit der regia wiederholte, konnte Sulla nur zu diesem Schluß kommen.
„Ja, ja, Moment, guter Mann! Wir kommen ja gleich.“
Sulla marschierte zu einem der anderen Wachsoldaten und wechselte ein paar Worte, der nickte und Sulla kehrte zurück, schließlich durften sie sich nicht so einfach von ihrem Posten entfernen, doch nun war vorgesorgt. Sulla sah zu Tychicus.
„Gucken wir unf daf mal an, oder?“
Und an Menas ergänzt.
„Du kannft mitkommen, probatuf. Ein biffchen von der Arbeit der CU mitzubekommen, schadet ja nicht.“
Schon marschierte Sulla hinter dem Mann von der Reeh- gie -ahh hinter her.
„Natürlich Fpphhhäre...auf Ähre...oder nein Fähre auf Ähre...gute Idee, probatuf.“
Beides klang wie Fähre aus dem Munde von Sulla, der dem ungeduldig winkenden Mann nun folgte.[Blockierte Grafik: http://img146.imageshack.us/img146/8347/cumilesdt0.png]
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Schwerwiegend und ziemlich drückend war das, was Marcus an dem heutigen Tage vollführen mußte, doch es blieb ihm keine andere Wahl, heute war der letzte Tag, dem ihm der medicus als Frist genannt hatte, damit er selber aktiv wurde, ansonsten würde der alte Mann ihn selber beim PU anschwärzen und vom Dienst befreien laßen, darauf war Marcus nicht sonderlich erpicht; deswegen ging er nun selber den Flur der principia entlang und ließ den centuriostab über den Boden klacken, den er als Stütze zum Laufen verwandte; sein Bein schmerzte an diesem Tag wieder schrecklich – insbesondere, da er keine Kräuter mehr dagegen bekam – und sein Hinken umso schlimmer ausgeprägt. Ab und an blieb Marcus stehen und mußte nach Luft schöpfen, der Anstrengung seines Beines wegen. Die Rüstung hatte sein Sklave heute morgen sorgfältig poliert, auch der Militärgürtel war glänzend geputzt und Marcus hatte seine besten Soldatensachen angezogen, so glänzte er mitsamt seiner Rüstung und der tiefroten Tunika, den Helm hatte er sich unter den Arm geklemmt. Nach einer Weile erreichte er auch die Arbeitsräume des PU und ging auf einen der Schreiber zu.
„Salve, mein Name ist Marcus Flavius Aristides, centurio der vierten centuria, erste cohors. Hat der praefectus urbi vielleicht einen Moment Zeit für mich?“