Schlangen, würgende Schlangen wanden sich in einem Knäuel um Marcus herum, schuppige, lange Leiber raschelten aneinander als ihre Häute sich berührten, streiften und liebkosten. Immer tiefer wurde er unter den Leibern begraben; blitzende Lichter tanzten vor seinen geschlossenen Augenliedern, mal fiel er, dann flog er wieder empor, verließ das Nest der windenden Leiber, um sich mit einem Jauchzen wieder dahin hinein fallen zu laßen. Die Schlange glitt über seinen Arm, fasziniert beobachtete Marcus ihre Bewegungen, die langsam bis zu seinem Hals hoch wanderten und dort zudrückte. Der Atem wollte nicht mehr über seine Lippen gehen, Marcus seufzte zufrieden, dann war die Schlange wieder hinfort und Marcus spähte in einen Nachthimmel, an denen sich Satyren und Nymphen tummelten, gebadet in goldenem Sternenlicht. Sanft weht der Odem des Himmels über sein Gesicht und liebkoste seine Augenlider, die sich wieder geschloßen hatten. In einem harmonischen Reigen bettete ihn die Musik einer hypnotischen tibia in Wogen des Behagens, die ihn immer tiefer in das Reich der Seligkeit hinfort trugen. Ganz langsam versank Marcus in einer tiefen, dunklen Schwärze, das Flüstern einer dunklen Frauenstimme folgte ihm, dann die Stille...
...bitter schmeckte es auf Marcus' Zunge und pelzig fühlte sie sich an, ganz ausgedörrt, als ob er einen langen und anstrengenden Marsch durch die sengende Wüste im Orient hinter sich gebracht hatte. Der Kopf dröhnte und er war ganz benommen. Mühsam versuchte er die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nur teilweise. Durch den schmalen Schlitz seiner Fensteraugen drang das blaugräuliche Dämmerlicht, der erste Vorbote, der anzeigte, daß die Nacht nun langsam, aber sicher vertrieben wurde. Durch hohe und enge Fenster drang das bläuliche Schimmern in den düsteren Raum, in dem nun schon seit einer Weile kaum noch Licht vorherrschte. Nur noch eine einzelne Öllampe brannte, doch ihre Flamme war mehr kläglich und flackerte immer wieder. Mit einem Knistern erlosch sie und eine letzte Rauchfahne stieg an die dunkle Decke, die schon viel Ruß abbekommen hatte. Poch! Poch! Es klopfte an Marcus' Schläfen und in seinem Schädel brummte es immer noch gehörig. Er öffnete etwas weiter die Augen und regte sich wie ein Scheintoter, der gerade erst in seinem Sark erwacht war, sein Körper fühlte sich völlig ausgelaugt an, seine Glieder erstarrt und verkrampft. Es fröstelte ihn als die kühle Brise des Morgens über seine bloße Haut hinweg strich. Nur an manchen Stellen schien ein warmer Körper die Kälte abzuhalten...Einer?
Ganz langsam registrierte Marcus ein Arm, der über seine Taille geschlungen war, selber seine Hand auch auf etwas Warmen ruhte...oder mehrerem Warmen? Irritiert hob Marcus den Kopf und sah in das Gesicht der schlafenden Rhea, ein Lächeln huschte über sein Gesicht, gleichwohl er keine Ahnung mehr hatte, was nach dem letzten Zug an der Pfeife in der Nacht geschehen war. Ein Kuß? Oder doch nicht, mehr, ja oder nein...? Oh, dachte sich Marcus, dann blinzelte er als er seinen Sklaven erkannte, den Parther. In einem seltsamen Knäuel waren die Drei verhakt, mit Armen und Beinen, den ganzen Gliedmaßen. Marcus gerötete Augen weiteten sich verdutzt. Himmel und alle Götter, was war nur geschehen? Marcus hatte nicht mehr den blaßesten Schimmer und eine völlige Leere in seinem Kopf. Das Knäuel aus menschlichen Leibern, römisch, parthisch und syrisch, schien für Marcus undurchschaubar zu sein; nur bemerkte er plötzlich, wo sich seine eigene eine Hand hin verirrt hatte, nämlich auf den Hintern des Parthers. Schnell zog Marcus die Hand hinfort und wußte nicht recht, was er davon halten sollte. Nein, lieber nicht darüber nachdenken. Ach herrje, und die Beine waren auch verknotet...Marcus versuchte ganz langsam sein eines Bein weg zu ziehen, während er merkte, daß die Verlegenheit in seinem Nacken hoch krabelte. Hoffentlich wachte der Parther jetzt nicht auf und...oh bei den Göttern, wahrscheinlich wußte Cassim noch alles, oder nicht? Und die junge Frau? Ganz langsam bewegte Marcus sein Bein aus dem Knäuel...