Schwer waren die Schritte von Aristides als er auf das Haus zu hielt. Die Dämmerung war schon herein gebrochen und es war kalt draußen, Regentropfen platschten hernieder, ein kühler Wind zog zwischen den Straßen von Rom entlang. Das Wetter war schlicht ungemütlich, aber es entsprach gänzlich seinem Gemüt am heutigen Abend; seine Schultern waren gebeugt, sein Gesichtsausdruck düster. Sein Sklave – Hannibal – folgte ihm einige Schritte und trug, wie noch ein anderer Sklave, einige Dinge, die er aus der offiziellen Unterkunft bei der CU mitgenommen hatte - wo er freilich selten geschlafen hatte meist nur, wenn er zu lange arbeiten mußt; unter den Sachen, da waren auch seine Rüstung, sein gladius, hasta, pilus und Helm, mit der centuriocrista. Die Sklaven hatten mit dem Rüstzeug schwer zu tragen und Marcus mit dem Brocken in seinem Magen, zudem einer neuen phalera, die er mit einer ganz seltsamen Art erhalten hatte; er trat auf die Tür zu und klopfte- Wind stob in das atrium, kalt, Marcus trat hinein und reichte seinen Mantel, der vom Regen nass war, an den Sklaven weiter. Er wechselte einige Worte mit seinem Sklaven, Hannibal, mit dem er seit einigen Tagen nur das notwendigste sprach und wenn, dann recht frostig. Das Metall der phalera ruhte kühl in Marcus' Hand als er durch das atrium ging und Spuren am Boden hinterließ. Feuchte Abdrücke seiner Soldatenstiefel, die er wohl am heutigen Tage das letzte Mal tragen würde. Ob er glücklich war, traurig, wehmütig oder zornig, Marcus hatte immer einen ausgesprochenen Appetit und kompensierte seine Stimmungen gerne durch ein gutes Mahl, somit lenkte er seine Schritte auch gleich in die Richtung des Eßzimmers.
Gülden strahlte es aus dem Zimmer, warm leuchteten ihm die Lichter der Öllampen entgegen, ein Knabe aus dunklem Eisen hielt in seinen Händen zwei bronzene Lampen, der direkt an der hinteren Wand des Zimmers stand; Marcus war diese Statuette und Lampenhalter nie aufgefallen, heute tat er es, aber nur kurz, denn dann zog ein anderes Kunstwerk seine Aufmerksamkeit auf sich und das war seine Ehefrau. Wie auf einem Gemälde lag sie auf den Klinen, ein Kunstwerk was heutige Künstler noch nicht so anmutig gestalten könnten. Ein Bild, was in späteren Epochen sicherlich wahre Entzückung bei den Romaphilen hätte auslösen können und ein Lächeln auf das eher düstere und melancholische Antlitz von Marcus brachte, denn selbst wenn der Tag umschattet von belastenden Dingen waren, so erschien ihm seine Ehefrau an dem heutigen Tage besonders ein Licht zu sein, ein goldener Schimmer, der zumindest die nächste dunkle Zeit in seinem Leben erhellen vermochte.
Ein wenig glänzte es noch feucht in Marcus' schwarzen Haaren als er auf die Kline seiner Gattin zutrat. Ohne ein Wort zu sagen nahm er neben ihr Platz und legte das runde Abzeichen achtlos auf den Stoff, seine Hand suchte nach ihrer Wange, strich zart daran entlang und bis zu ihrem Hals, dann beugte er sich vor und gab ihr einen warmen Kuss, auch, um seine Gedanken aus dem trüben Gewässer des Wehmuts heraus zu steuern.
„Mea stella!“
, raunte er als er seine Lippen von ihr gelöst hatte. Seine Finger fuhren über ihre Kinnlinie; wie schön sie doch war. Er lächelte milde, aber nun schlich doch wieder die Melancholie in sein Gesicht, auch wenn er sie hartnäckig vertreiben wollte, heute war aber ein schwerer Tag für ihn gewesen, er mochte Epicharis damit dennoch nicht belasten.
„Wunderschön bist Du, corella mea!“
Er spürte etwas an der Hand kitzeln und erblickte eine Feder, samt Schreibunterlage.
„Oh, störe ich grade? Was schreibst Du denn, mea stella?“