Einen Augenblick des Durchschnaufens verblieb ihm noch, einige Herzschläge, in dem der Wortwechsel mit seiner Verwandtschaft wenigstens einen Funken von Ruhe in ihm entfachte, selbst wenn jenes Feuer der Gelassenheit nicht in ihm hoch brennen wollte, nein, dafür waren die Windböen, die dieses Ereignis überzogen, viel zu stark und die Wolken einer ungewißen Zukunft zu mächtig in seinem Inneren. Ein gutmütiges Lächeln zog über Marcus' Gesichtszüge auf die Erwiderung der frisch gebackenen Mutter und schönen Claudiern, Antonia.
„Nein, die schönste Blume bist Du, Antonia, Epicharis wird mein Licht an diesem Tag sein.“
, erwiderte er, keineswegs geniert bei den schmeichelnden und vielleicht zu dick aufgetragenen Worte, denn wenn man Marcus auch manchmal Frauen gegenüber eine etwas zu blumige Sprache unterstellen konnte, so waren sie doch niemals unehrlich oder von Hinterlist geprägt, dafür dachte Marcus einfach zu gradlinig- meistens jedenfalls. Etwas schwächer wurde das Lächeln als er Gracchus vernahm, und sich dabei gehörig anstrengen mußte, um seinen so klugen Vetter zu verstehen; welch Tragödie, ausgerechnet Gracchus, dem Genie der Familie, dem Eloquentesten von ihnen allen, dem Mann, der mit Worten wohl den zornigsten Gott noch besänftigen konnte, ausgerechnet ihn traf es, mit einem derartigen Fluch belastet zu sein. Ein warmer Ausdruck – mit Mitgefühl gepaart – trat in Marcus' dunkelbraune Augen – wie immer, wenn er in letzter Zeit Gracchus sah, was er selber natürlich nicht wirklich bemerkte.
„Dein Sohn wird bestimmt ein ganz ehrenvoller und mutiger Römer werden, bei solchen Eltern, bei so einer schönen und klugen Mutter und einem...“
Weiter kam Marcus nicht in seiner Lobeshymne für das junge Elternpaar, denn dann kam schon der Verwandte heran, den er in letzter Zeit so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, zudem hatt er auch nicht wirklich damit gerechnet, daß Aquilius kam, schließlich wußte Marcus allzu gut um dessen Abneigung vor Hochzeiten – was Marcus nicht verstand, er liebte jede Art von Festivität, insbesondere dem leckeren Essen wegen. Ein schiefes Grinsen schlich sich nun in Marcus' Gesicht.
„Ah, Caius, aus welchen Grüften bis denn Du heraus gekrochen, Vetter. Schön, daß Du kommen konntest!“
Marcus musterte ihn und fand, daß Aquilius selber so aussah als ob er gleich heiraten müßte, doch sich weiter auch darüber Gedanken zu machen, da kam Marcus nicht dazu, einer nach dem Anderen folgte in den Wogen der einströmenden Gäste, die wie die Flut in den Garten kamen, nachdem lange Zeit Ebbe hier geherrscht hatte.
„Flavia Celerina, die schöne Celerina, salve!“
Marcus lächelte sie freundlich, warm und so an, wie ein älterer Verwandter das bei einer Jüngeren tat, selbst wenn er Celerina noch nicht ganz in sein Flavierweltbild einordnen konnte.
„Du beehrst sicherlich viele Männerherzen heute mit Deiner Anwesenheit und mich erfreust du ebenso...ähm...also“
Himmel! Marcus hatte es gar nicht so gemeint.
„..als Verwandter natürlich...“
, fügte er darum schnell und etwas verlegen an. Über sich selber den Kopf schüttelnd, denn heute schien er wieder auf den Mund gefallen zu sein, wandte er sich schon dem nächsten Ankommenden zu und nickte ihm freundlich entgegen.
„Salve, Aurelius!“
Wo hatte er ihn noch mal getroffen? Irgendwas mit der Akademie, aber Marcus' Gedächtnis war wie ein Sieb.
„Hab' Dank, Aurelius!“
, erwiderte Marcus, ja, die Götter hatten wohl wenigestens damit ein Einsehen, hoffentlich auch mit dem Opfer und der restlichen Zeremonie. Marcus verfolgte kurz die Worte zwischen seinen Verwandten und den Aureliern, anscheinend waren sie alle schon bekannt – kleines Rom eben – und somit war der neue Gast auch versorgt – ob Epicharis ihn eingeladen hatte? Ob sie ihn näher kannte? Eine Falte des eifersüchtigen Mißtrauens erschien zwischen seinen Augenbrauen, aber schon wurde er von einem herrlichen Anblick abgelenkt. Leuchtende Militärgürtel vermengt mit dem Geräusch der Metallplättchen, die gegeneinander schlugen. Der kurzzeitige düstere Ausdruck wich einem Grinsen und Marcus meinte nur kurz: „Wenn ihr mich entschuldigt...!“ und eilte dann auf die Soldaten zu.
Unter seinen Füßen knirschte es und die toga umwehte seine Beine, die Soldaten gehörten heute mit zu den Gästen, auf die sich Marcus am Meisten freute, denn sie waren mehr gestrickt, wie er es eben war – Männer der Tat und nicht der großen Worte! Selbst wenn unter ihnen lauter schlaue Offiziere waren, die ihm – Marcus – ihn mancher Hinsicht durchaus überlegen waren, so fühlte er sich bei ihnen selten in seiner mangelnden Bildung entblößt.
„Salve, Licinus!“
Kameradschaftlich streckte er die Hand aus, um den Unterarm von Licinus zu ergreifen.
„Ach, wie es mich freut, daß Du es einrichten konntest, nach Rom zu kommen. Großartig! Wie geht es Dir? Was macht der Dienst in der Legion? Geht es der Prima gut?“
Erst da sah Marcus auch Tacitus, den er zwar nicht kannte, aber – da Tacitus ein Kamerad und Mitsoldat war – ebenso freundlich begrüßte.
„Salve, Soldat! Ich bin Flavius Aristides, derjenige, der heute hier heiraten wird!“
, fügte er mit einem Augenzwinkern an.
Marcus sah auf als er noch ein bekanntes Gesicht ausmachte, Imperiosus, an der Seite einer äußerst schönen Frau vom eher dunkleren Typus, die Art, die Marcus mehr gefiel. Das ist bestimmt seine Frau, dachte sich Marcus, und beglückwünschte Imperiosus schon still für seinen guten Geschmack. Oder war es vielleicht umgekehrt? Hatte die Dame den Fisch namens Imperiosus geangelt?
„Centurio Artorius, wie schön, daß auch Du kommen konntest. Dann sind wir ja schon fast komplett von der alten Truppe.“
Freundlich sah Marcus zu der Dame an Imperiosus' Seite.
„Salve, werte Dame, schön, daß ihr meine Hochzeitsfeier mit eurer reizenden Anwesenheit und Schönheit beehrt.“
[SIZE=7]/edit: Wer noch mehr Rechtschreibfehler, Sinnfehler und sonstige Faux pas findet, darf sich daran erfreuen und behalten. ^^[/SIZE]