Verschlungene Wege und Pfade hatte es bedurft, aber letztendlich hatte Marcus von jenem Vortrag gehört, den sein früherer Ausbilder halten würde, jener Mann unter dem Marcus von seinem ersten Tag als probatus schon gedient hatte, als Avitus noch selber optio war, der sein centurio, sein primus pilus und zuletzt auch praefectus castrorum war. Darum war es für Marcus selbstverständlich, daß er zu jenem Vortrag kam, er konnte es auch einrichten, für ein paar Stunden von seinem Dienst frei zu bekommen, entledigte sich an dem Tag seiner Rüstung und erschien schließlich in den Räumlichkeiten der Akademie. Marcus hatte keine Ahnung, ob das eine exklusive Runde war, die cohortes urbanae schienen wohl keine Benachrichtung erhalten zu haben, aber ein befreundeter vigil – den er schon alleine wegen der Arbeit immer antraf – hatte ihm davon berichtet. Zusammen mit jenem Mann, einem Römer von gedrungener und kleiner Statur, betrat Marcus den Raum, einen Daumen in dem cingulum militare gesteckt, der um seine rostrote Tunika gebunden war. Fragend sah Marcus zu seinem Kollegen und deutete mit dem Kinn auf einen der hinteren Plätze – die erste Reihe war immer gefährlich für Marcus, am Ende mußte er noch selber was schlaues sagen, was er einfach meist nicht konnte – der vigil nickte zustimmend und beide Männer trollten sich in die letzte Reihe, um dem Vortrag des Artoriers zu lauschen.
Beiträge von Marcus Flavius Aristides
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Schattenhaft glitt eine raubtiergleiche Bewegung hinter Marcus' Rücken entlang, hin und her strebte der Schemen, der hinter Gitterstäben lauerte, hinter dunkelgrünen Blättern sich bewegte und nur darauf zu warten schien, endlich in die Freiheit entlaßen zu werden, um sich auf all die leckeren Menschen zu stürzen, die sich an jenem Tag in dem Garten tummeln würden; ähnlich erging es einem Teil in Marcus, der mit dem Raubtier im Käfig tief sympathisierte, gleichsam er kein Interesse hatte, die Menschen zu freßen, aber die Furcht, in einem Käfig zu landen, so golden er doch war, diese Bangnis rührte in ihm, rumorte, grummelte und brummte immer wieder, selbst wenn sein Schädel jenen Unmut eines Teils von ihm doch gut zu verdecken wußte. Sich die Schläfen reibend saß er nun neben dem Käfig mit jenem raubtierhaften Geschöpf, daß um die Sympathie mit jenem freiheitsliebenden Teil in Marcus buhlte. Schon im Morgengrauen hatten ihn die Sklaven aus den Federn geworfen, ihn aus den tiefen und traumlosen Gefilden von Morpheus' Reich geholt, in die er versunken war, nachdem er – irgendwann in der Nacht – von jenem Abstecher mit Cassim aus der Stadt zurück gekehrt war. Wären nicht die Sklaven gewesen, Marcus hätte wohl verschlafen, aber ohne sein Murren und Jammern zu beachten, hatten jene Sklaven ihn rasiert und in Schale geworfen und dafür gesorgt, daß Marcus – nach einem kleine Morgenmahl – auch rechtzeitig in dem Garten und vor den Gästen, samt der Braut ankam. Nun saß er bereits eine Stunde hier und litt ganz schrecklich, wartete darauf, daß der Sud half, den sein Sklave von einem medicus geholt hatte, aber gegen den Kater half kaum etwas wirklich - höchstens das Lampenfieber.
Nervös hob Marcus immer wieder die Hand und fuhr sich über seinen Nacken, starrte zu dem strahlend blauen Himmel hinauf, irgendwie konnte er immer noch nicht ganz begreifen, daß er heute heiraten sollte, er, der doch so lange ungebunden und nach eigenem Gutdünken gelebt hatte. Leise stöhnend erhob sich Marcus und sah den Sklaven ärgerlich an, als der hastig aufsprang und die strahlend weiße toga zurecht drapierte. Marcus fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht und sein – wie ein Babypopo glatt rasiertes – Kinn, an seiner Hand prangte der flavische Familienring, den er schon von seinem Vater geerbt hatte, dieser von Marcus' Großvater und so fort, eigentlich hätte Felix ihn haben müßen, aber gewitzt wie Agrippina war, hatte sie dafür gesorgt, daß Marcus ihn erhielt.
„Kommen sie schon?“
„Wer, Herr?“
„Na, die Gäste und...natürlich Epicharis!“
„Nein, Herr, noch ist niemand eingetroffen!“Marcus nickte und drehte sich um, unbewußt der schleichenden Bewegung des dunklen Tieres an seiner Seite folgend. Die Nervosität breitete sich in seinem Magen aus, vertrieb die Übelkeit und rieselte ihm heiß und kalt über den Rücken, es war so weit, er würde heiraten, wieder eine Ehe eingehen, gleichwohl er Epicharis schon ins Herz geschloßen hatte, grauste es Marcus dennoch ein wenig davor. Sehnsüchtig sah er über die Dächer der Stadt hinweg und beneidete die davon fliegenden Tauben. Kopfschüttelnd wandte sich Marcus ab, grade als einer der Sklaven in roter tunica auf ihn zu eilten.
„Herr, eure Verwandten sind eingetroffen!“
Marcus nickte, etwas erleichtert, denn seine Familie würde ihm bestimmt ein Halt sein und ihm etwas von der Ruhe schenken können, die er für jenen Tag eigentlich bitter nötig hatte. Mit schwer um seine Beine rauschende toga schritt Marcus an einem harzig duftenden Pinie vorbei und auf die Terrasse, um auf Gracchus und dessen schöne Frau Antonia zu zu treten, welche er auch zuerst begrüßte.
„Antonia, schönste Blume dieses Gartens, welch eine Freude Dich zu sehen. Ich hörte schon davon, welch freudiges Ereignis sich zugetragen hat und ich möchte Dir meine herzlichen Glückwunsche zu Deinem gesunden und munteren Sohn aussprechen.“
Marcus hob eine Hand und legte sie Gracchus auf die Schulter.
„Manius, schön, daß Du kommen konntest. Auch Dir meinen Glückwunsch, ihr müßt bestimmt beide sehr stolz sein.“ -
Ad Lucius Artorius Avitus
tribunus cohortis praetoriae
domus artoria
RomaSalve tribunus Artorius,
in Bälde werde ich in Rom die Hochzeit mit Claudia Epicharis feiern, mit der ich schon seit der Zeit vor dem Krieg verlobt bin. Wir zelebrieren die Hochzeit in einem hortus domesticus auf dem mons aventinus. Ich möchte Dich und Deine Frau zu den Feierlichkeiten gerne einladen und würde mich sehr freuen, euch an jenem Tag in dem Garten und zu der Festivität begrüßen zu dürfen.
Vale
[Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/8118/aristidesunterschriftyr7.gif]Anbei lag noch die offizielle Einladung.
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Weiße zarte Rauchschwaden zogen gen Decke des kleinen und – da aus alter Zeit stammend – niedrig gebauten Tempels des Faunus, schon viele Generationen zuvor hatten den Tempel genutzt und das sah man an den rußgeschwärzten Wänden und der Decke, manch eine der alten – und etwas archaisch anmutenden – Malereien an den Wänden war schon längst unter der Schicht von Ruß, verbrannten Kräutern und dem Zahn der Zeit verschwunden. Doch an manchen Stellen sah man noch die bunten Bilder, die vor vielen Generationen, vor Jahrhunderten, von römischen und womöglich auch etruskischen – zudem sklavischen – Händen an die Wände gemalt worden waren, Bilder von Tier, Mensch und Natur. Marcus atmete den Weihrauchduft tief ein und suchte danach den verbißenen Ausdruck aus seinem Gesicht zu vertreiben, den er immer noch wegen der Worte von Cassim vor dem Tempel trug, daß dieser zudem nicht einem römischen Opfer beigewohnt hatte, störte Marcus hinwieder gar nicht. Sklaven, und besonders Sklaven, die erst so kurz in Rom waren, kamen nicht oft dazu, während es Marcus von Kindesbeinen an begleitet hatte, es ihm schon in die Wiege gelegt worden war. Wie es wohl umgekehrt bei Cassim auch war, eben mit dessen Glauben.
„Das macht nichts, bitte halte die Sachen, während ich anfange, so schwer ist der Ablauf eines Opfers nicht, mit der Zeit wirst Du es kennen lernen und mir vielleicht mehr zur Hand gehen können.“
Selbst wenn Marcus die kultischen Handlungen immer selber übernehmen würde und auch mußte, schließlich wollte er nicht die Götter verärgern. Marcus kniete sich vor dem niedrigen Schrein des Altars nieder und spürte den rauen Boden unter seinen Knien, der in der Mitte eine Senke aufwies, dort, wo schon viele Menschen vor ihm gekniet hatten. Marcus zog den Umhang über seine Schultern und auch über seinen Kopf, um sein Haupt zu bedecken, wie es sich nun mal vor dem Angesicht von Göttern bei einem Opfer auch gehörte. Marcus holte tief Luft und fing an, alles auszublenden und sich nur auf das Jetzt und Hier zu konzentrieren, nach einer Weile, drehte er sich um und nahm den Beutel mit dem Weihrauch heraus, öffnete das Leder und entnahm die groben und dunklen Körner, die er in die glühende Schale vor ihm streute, abermals zogen weiße Rauchschwaden hoch.„O Faunus, Wolfsgestalt, Gott der dem Land, den Tieren und den Menschen den Segen von Kraft und Fruchtbarkeit gewährst, Beschützer unserer Tiere und unserer Äcker, ich erbitte Dich heute um Deine Gunst. O Faunus, Sohn von Picus, schenke mir Deinen Segen, auf daß es meiner Familie an nichts mangelt, auf daß sie wächst und gedeiht.“
Ohne die Augen von dem schlichten Altarbild zu nehmen, griff Marcus nach den Dinkelkeksen und legte sie einen nach den Anderen in die Schale, die eigens für solche Zwecke bereit stand.
„O Faunus, Gott für Mensch und Tier, segne meine Ehe mit Deinem Wohlwollen, schenke uns noch viele Kinder und Nachkommen, ich erbitte Dich um die Kraft hierfür!“
Ja, Iuno sollte man sicherlich auch für so etwas opfern, aber das würde schon am nächsten Tag kommen, daran zweifelte Marcus nicht, aber so ein Gott wie Faunus durfte dabei natürlich nicht vergeßen werden. Zudem konnte es ja nicht schaden, auf Nummer sicher zu gehen.
„Und Faunus, ganz besonders erbitte ich Dich für Deinen Segen morgen Nacht!“
Der erste Eindruck war ja schließlich der Wichtigste und er wollte Epicharis nicht zu sehr enttäuschen, diesbezüglich war Marcus schon seit einigen Tagen besorgt, man wurde ja nicht jünger, sehr zu seinem Leidwesen. Der letzte Keks zerbröselte auf der Schale und Marcus legte – zufrieden mit der Auswahl, die Cassim getroffen hatte – auch jene Votivgabe hinzu, dem Phallus, der Faunus angemeßen war. Weihrauch sollte die Worte nach oben tragen, damit der Gott sie auch hören würde. Nach einigen Momenten des Schweigens räusperte sich Marcus schließlich und zog den Umhang von seinem Kopf herunter und erhob sich selber wieder. Er nickte Cassim zu, ihm zu folgen und trat dann hinaus aus dem Tempel und an die klare und frische – für städtische Verhältnisse – Luft.„Wozu ist der Rest?“
, fragte Marcus mit Blick auf den noch nicht ganz geleerten Korb. -
Schon mit dem Schlimmsten rechnend - die Baracken der CU waren nieder gebrannt, es hat ein Attentat auf den PU gegeben, Aufstand unter den Soldaten, weil eine Tagesration nicht ausgeteilt wurde, Spielverbot für die Soldaten mit den Würfeln, was auch immer, auf jeden Fall etwas dienstliches – dermaßen gewappnet trat Marcus in das atrium, das von der Öffnung im Dache mit Sonne geflutet wurde und auf dessen Marmorboden sich viele helle Flecken abzeichneten, die nur die Seitenflügel mit den Ahnenbildern nicht zu erreichen schien. Neben dem Bildnis eines Kaisers blieb Marcus erstmal stehen – eines mehr klobig geformten Gesichtes, was aber noch aus Lebzeiten stammte und Marcus hatte jenen Mann sogar noch erlebt, weswegen er das Aussehen – theoretisch – auch bestätigen könnte. Keine Schwierigkeiten? Verwirrt runzelte Marcus die Stirn, alles andere könnte ja schließlich bis zum Dienst warten. Was Privates?
„Äh...!“
, murmelte Marcus verdutzt.
„Ja...natürlich!“
Was auch immer er ansprechen wollte, gut, auch dafür hatte Marcus Zeit.
„Nimm' doch bitte Platz, Decimus!“
Marcus deutete einladend auf die Stühle, die Serapio schon genutzt hatte und nahm selber Platz.
„Um was geht es denn, optio?“ -
Nachdem eine Fleischsorte nach der Anderen gebracht und dar gereicht worden war, wurden die Reste des Mahls abgeräumt, gleichwohl Marcus schon voll bis oben hin war, bedauerte er es doch, nicht alles aufessen zu können, aber er wollte ja noch ein klein wenig Platz für die Nachspeise behalten, die auch schon prompt kam, süße eingelegte Datteln mit Nüssen gefüllt, in Honig und Sesam getränkte Früchte und Mandeln, deftiger Käse, süßlich gewürztes Gebäck und ähnliche Naschereien – denen Marcus nie und nimmer wiederstehen konnte und das auch nicht tat. Dabei wurde ein kräftiger und würziger Rotwein kredenzt.
„Und wie! Ganz großartig schmecken diese rosafarbenen bis orangen Vögel, selbst wenn ihre Gestalt von seltsamen Wuchs ist und ihr Geschnatter in großen Maßen schier unerträglich!“
Marcus grinste kurz, aber solange man sie essen konnte, hatten jene Tiere auch eine Legitimation auf der Welt zu existieren – zumindest in Marcus' Augen.
„Cyprus, kommt da nicht eine der Göttinnen her? Artemis oder Hera oder so?“
Ratlos sah er Imperiosus an, der würde es sicherlich schon richtig wißen.
„Wie ist es denn so auf Cyprus? Ist die Insel schön? Wie sind die Menschen?“
, fragte Marcus und schob sich eine gesüßte Pflaume in den Mund. -
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Langsam kroch die Sonne über den Rand der römischen Berge, die Rom schützend und behütend umschlossen und über die sich manche Viertel der ewigen Stadt hinweg zogen. Blau bis Perlmutt, rötlich bis orange verfärbte sich der Himmel an jenem Tag, in sanften Tönen, die von einem schönen und warmen Tag sprachen. Wie klare Perlen hingen die Morgentropfen noch an den Blättern der Bäume, glänzten auf den Dächern Roms, bis die ersten Strahlen diesen Glanz verflüchtigen ließen. Und schon in jenen Morgenstunden war in einem Garten auf dem mons aventinus eifrige Arbeitsaktivitäten ausgebrochen. Die Wege wurde gefegt, die Steine auf der Terrasse gewischt, Mobiliar und Tische wurden heran getragen und ein großes, purpur gefärbtes Sonnendach – aus dem Besitz von Horatius Pera, deßen Garten dieser hortus domesticus war – wurde über der großen Terrasse gespannt, die zwischen den zahlreichen Bäumen, Büschen – Malve, Jasmin, Rosen – lag und von Mythenstatuen gesäumt wurde. Auch jene Statuen - Sirenen, Nymphen, Heroen - wurden gesäubert, damit ihre Farben im Sonnenlicht erstrahlten. Die Tiere des Gartens – von Papageien bis Krokodile – wurden gefüttert, ihre Gehege noch mal gereinigt, damit sie den Gästen Wohlgefallen ins Auge brachten. Auf die mit Statuen gesäumte Terrasse wurde mit niedrigen Tischen und Klinen gestellt, um für das Wohl der Gäste nach der Zeremonie in dem Festmahl sorgen zu können.
Nachdem die frühen Morgenstunden so fleißig von vielen Sklavenhändlern und unter der Aufsicht der Gartenverwalters genutzt wurden, war es dann endlich so weit, der Garten war bereit für eine Hochzeitsfeier, die an diesem Tag an jenem Orte zelebriert werden sollte. Und so bereiteten sich auch noch diejenigen vor, die – genauso wie die Umgebung – dem Wohl der Gäste dienen sollten. Die Sklaven wurden in rot und gold gekleidet, wie die Wappenfarben beider Familien, aus deren Reihen ein Brautpaar heute die Ehe eingehen sollten. Bevor dann die ersten Gäste eintreffen sollten, waren alle Bediensteten bereit, am Tor warteten Sklaven, um die Gäste zu begrüßen, ihnen den Weg zu zeigen und sie zu geleiten, vorbei an einem Becken mit Krokodilen, bunten Vögeln in den Zweigen der Bäume – die mit kaum sichtbaren Kettchen ihrer Freiheit beraubt sich dort tummelten -, an großen, blühenden Pflanzen und über einen Weg, dessen weißen Kieselsteine mit Jaspisstaub vermengt waren. Vorbei an kleinen Lauben mit Weinranken und blühendem Glycinienbewuchs und auf die große Terrasse zu, die am Berghang des Aventin einen Blick über die Dächer der Stadt ermöglichte, zudem schon zu dem ersten Begrüßungstrunk einlud.
SimOff: Jeder der geladen ist oder sich geladen fühlt, möge hier dazu stoßen und darf sich gerne schon bis zur Terrasse schreiben.
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Ein Bote aus Rom brachte die Nachricht für den centurio, Marcus Iulius Licinus, an das Tor der legio, überließ es einem der Soldaten von dessen cohors, ebenso hielt er eine Nachricht für den ritterlichen Tribun, Terentius Cyprianus, bereit, die er an ihn weiter schicken ließ, erst dann machte er sich auf den Rückweg nach Rom.
Ad Marcus Iulius Licinus
centurio legionis primae
MantuaSalve Iulius,
in Kürze werde ich meine Hochzeit feiern und würde mich sehr freuen, wenn Du die Zeit und Möglichkeit erübrigen könntest, Rom mit einem Abstecher zu beehren und dabei auch meinen Feierlichkeiten. Sie werden auf dem mons aventinus in dem hortus domesticus von Horatius Pera statt finden. Natürlich bist Du auch eingeladen, solltest Du in Rom verweilen, in der villa Flavia zu nächtigen, da Du ein immer gern gesehener Gast bist. Solltest Du auch den einen oder anderen Deiner Männer mitnehmen wollen, ist dieser ebenfalls eingeladen. Ich würde mich freuen, Dich bei den Feierlichkeiten begrüßen zu dürfen.
Vale
[Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/8118/aristidesunterschriftyr7.gif]Ad Appius Terentius Cyprianus
tribunus angusticlavius legionis primae
MantuaSalve tribunus Terentius,
ich werde in Kürze meine Hochzeit mit Claudia Epicharis in Rom feiern, zu der ich Dich gerne einladen möchte. Die Hochzeit findet auf dem mons aventinus im hortus domesticus von Horatius Pera statt. Solltest Du mit Deiner Gattin oder Familie kommen möchten, würde ich mich sehr freuen, Dich dort in den Gärten und zu den Feierlichkeiten begrüßen zu dürfen.
Vale
[Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/8118/aristidesunterschriftyr7.gif]Anbei zu den Briefen war natürlich noch jeweils einer der offiziellen Einladungsbriefen.
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Furchtbar stickig war es zwischen den Häusern von Rom, wie eine schwere Glocke schien die Hitze über der Hauptstadt zu hängen, in dem Bestreben, diejenigen, die nicht der Sommerhitze in irgendwelche Residenzen entfliehen konnten, zu drangsalieren. Marcus war einer von jenen, denn er hatte Arbeit zu tun, die Stadt lebte und pulsierte auch an solchen heißen Tagen und sie hatten als Soldaten der Stammeinheiten und der Stadt Präsenz zu zeigen. In voller Montur, zudem dem Helm auf dem Kopf und den genagelten, deutlich schwereren Soldatenstiefeln an den Füßen marschierte Marcus neben dem Trupp von Soldaten her, Männer, die aus der vierten centuria der ersten cohors stammten. Es war nur ein kleiner Trupp von einem Dutzend Männer, aber dennoch waren erstaunlich viele Männer ehemalige Soldaten der Prima, wenn auch nicht alle. Obwohl Marcus die Hitze des nahen Ostens gewöhnt war, er schon seit Jahren Rüstung trug, so litt er elendig an diesem Tag unter der Hitze. Sein Gesicht war schon puderrot und seine rostrote Tunika unter der metallenen Rüstung verschwitzt. Laut klackend ertönten nicht nur seine Stiefel auf den Pflastersteinen der römischen Straßen. Die Meisten der Stadtbewohnern machten der Patrouille, die zielstrebig zwischen den hohen insulae oder den weiträumigen Plätzen, den verwinkelten Gaßen und den Straßenzügen entlang marschierte, Platz. Doch nicht immer ernteten die Männer und Soldaten von den Bewohnern freundliche Blicke, so manches Mal wurden sie mit mißtrauischen oder sogar furchtsamen Augenpaaren gemustert. In den letzten Wochen hatte sich Marcus aber daran gewöhnt, es war etwas anderes, ein Soldat der CU zu sein oder eben ein Kriegsheld und Veteran der Legionen. Immerhin war es bisher ruhig gewesen, bis auf einige Raufbolde, die sie getrennt hatten, einen Taschendieb, der auch gleich das Innere der castra und zwar im Carcer besichtigen durfte, und einen prügelnden Ehemann, der den selben Weg wie der Dieb gefunden hatte.
Gerade strebte Marcus in Richtung der großen Märkte, dort würden sie bestimmt wieder fündig werden, als eine Frau der Patrouille hinter her lief. Sie trug ein Bündel mit Leinen in den Armen, ein paar Strähnen ihrer braunen Haare hatten sich gelöst.
„Wartet bitte!“
, rief die junge Frau, Lusca, die sich schwer atmend der Truppe näherte. Marcus drehte seinen Kopf und sah über seine Schulter hinweg, als er die Stimme in seinem Rücken vernahm.
„Coooonsistite!“
Kräftig und tief tönend erhob Marcus seine Stimme.
„Scuta deponite!“
Rums! Schon standen die Männer, schon klackten die Schilde auf den steinernen Boden. Mit eiligen Schritten und schwer atmend holte die junge Frau auf und blieb vor den Soldaten stehen, die sie erst mit großen Augen, aber auch ganz aufgelöst betrachtete ehe es aus ihrem Mund heraus sprudelte.
„Ein Toter...toter Mann...in der Gaße...dort...ihr müßt...“
Da sie vom Ende der Straße hinter den Männern – entgegen Tertias Bestreben, die hinten geblieben war – her gerannt war, ging ihr Atem abgehackt und schwer. Marcus musterte sie durchdringend – was nicht dazu beitrug, daß die junge Frau etwas weniger aufgeregt wurde – und eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.
„Ein Toter? Wer ist es und wo liegt er?“
„Dort...da hinten, gleich da durch und dann links...ich weiß nicht, wer das ist!“
Marcus nickte knapp und winkte den princeps prior seiner Einheit heran.
„Behalte die Frau im Auge, wenn wir dort hin marschieren, ich will nicht, daß die Zeugin uns noch abhanden kommt! Männer...“
, rief Marcus lauter, nachdem er die Worte an Serapio leise gerichtetet hatte.
„Schilde hoch und mir folgen!“
Energischen Schrittes - wenn auch wie immer hinkend - marschierte Marcus los und auf den Ort des angegebenen Deliktes zu. -
Einige Tauben flatterten von dem Dach auf und erhoben sich in den strahlend blauen Himmel, von dem die Sonnenscheibe grell und unerbittlich an jenem Tage hinab leuchtete. Die Schritte verklangen in der Gaße, hinterließen einen toten Körper, von dem das Blut über die ausgetretenen Pflastersteine und den sandigen Grund hinweg sickerte und langsam von den groben Körnern aufgesaugt wurde. Still und ruhig, verlaßen und einsam war es in jener Gaße. Nur eine Katze tummelte sich über einen Mauervorsprung, verharrte einige Schläge von ihrem pochenden Herzen neben dem toten Körper des Octaviers, ehe sie davon schnellte. Denn augenblicklich näherten sich - fröhlich vor sich her schwatzend - zwei Frauen mit Wäschebündeln in den Armen, zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher zu sein schienen und dann doch wiederum sich sehr ähnelten, die eine war ins Alter gekommen, von den Jahren ihres Lebens ausgemergelt, die Andere hingegen noch jung, aber auch schon vom Leben verbraucht. Die Ältere trug ein Kopftuch um ihre langsam sich ergrauenden Haare und eine einfache braune Tunika mit einer weißen Schürze darüber. Die junge Frau hatte ihre Haare nach hinten gebunden und war in einem erdfarbenen Rotton gekleidet.
„Wann wollt ihr heiraten?“
„Nächste Woche schon, wenn es nach mir ginge...aber mein Onkel handelt immer noch die Mitgift aus!“
Die ältere Frau lachte zynisch.
„Mitgift? Was kann der schon Deinem Zukünftigen noch an Mitgift mitgeben.“Schmollend verzog die jüngere Frau ihr Gesicht während sie beschwingt in die Gaße hinein bog und eine schnuppernde Katze vertrieb. Zwei Schritte und die junge Frau erstarrte, ihre braungrünen Augen, die sich in einem harmonischen, aber nicht sonderlichen schönen Gesicht befanden, fixierten den Körper in der Gaße. Ein erschrockener und spitzer Ausruf kam ihr über die Lippen.
„Tertia, bei Pluto, ist der tot?“
Die ältere Frau – Tertia – beäugte den Körper und trat heran. Ihre Fußspitze berührte den Mann vorsichtig an seiner Seite, doch der Octavier regte sich nicht mehr.
„Sieht so aus!“
, murmelte Tertia ohne Bestürzung oder Schrecken zu zeigen, sie lebte schon zu lange in dieser Gegend. Mehr mißtrauisch sah die Frau sich in der Gaße um und griff nach dem Arm der Jüngeren. Dabei drückte sie das Wäschebündel, was sie vom nahe gelegenen Brunnen mitgenommen hatte, dichter an sich.
„Schnell weg von hier, Lusca, mir ist das nicht geheuer hier alleine in der Gaße...wer weiß, ob die Mörder nicht noch in der Nähe sind....“
Lusca nickte und sah sich ängstlich in der stillen Gaße um.
„Sollen wir der Stadtwache nicht Bescheid geben?“
Mit verengten Augen dachte Tertia nach und zuckte mit der Schulter.
„Wenn wir welchen begegnen, aber sonst 'lehne ich mich bestimmt nicht so weit aus dem Fenster raus' und gehe in die castra...für einen Fremden.“
Lusca sah auf den Octavier und schürzte die Lippen, doch dann nickte sie. Beide Frauen drehten sich um und eilten davon.- tbc
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Alles Gute zum Geburtstag.
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Da nun der gröbste Hunger getilgt war und nur noch – der fast genauso große – Appetit von Marcus gestillt werden mußte, lehnte er sich auf der Kline etwas zurück und griff nur immer Mal wieder nach einem Happen von seinem bereits erneut gefüllten Teller. Ein breites Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht; ach ja, an die große Reise, die er lange vor seiner Dienstzeit gemacht hatte, an die erinnerte sich Marcus immer gerne. Er nickte langsam und immer noch selig lächelnd.
„Ja, ich bin damals einmal um das Mittelmeer herum gereist, das ist aber schon einige Zeit her. Und da bin ich auch nach Griechenland, meinen beiden Vettern wegen, die ich damals getroffen hatte...“
Und erst richtig kennen gelernt, vorher kannte Marcus sie mehr von irgendwelchen Familienfeiern und Zusammentreffen der Flavier, damals, als die Zeiten für die Flavier noch besser waren, als Marcus noch jünger war und die Flavier noch die herrschende Familie, aber das war vorbei und eine andere Familie war der Stern am Himmel, während die Flavier mehr oder minder untergegangen waren, wie der Abendstern am Morgen.
„Ich bin über Griechenland nach Syrien gereist - Antiochia kannte ich auch bereits, ehe wir dort an Land gegangen sind - und dann weiter bis nach Ägypten und noch bis Leptis Magna...nur leider ist da mein Sohn krank geworden und ich mußte nach Italien zurück kehren.“
Denn sonst wäre Marcus noch bis an die andere Seite der Küste gereist und hätte vielleicht sogar Expeditionen in den Süden von Ägypten unternommen, ein Land, deßen Reize ihn sofort gefangen genommen hatte und das er, nebst seiner Heimat, schon in sein Herz geschloßen hatte.
„Aber nur aus Sand besteht Ägypten nicht!“
Marcus' Grinsen wurde nicht weniger, im Gegenteil.„Ägypten ist wunderschön, direkt am Nil zieht sich ein breites, grünes und fruchtbares Band durch das Land, grüne, satte Landschaften, soweit das Auge sehen kann, große Seen, wie der Mareotis-See, an dem tausende und abertausende Vögel leben...die man im Übrigen wunderbar jagen kann und die vorzüglich schmecken...Flamingos* leben dort auch. Und dann erst der Sternenhimmel, nirgendwo ist der schöner als in der Wüste...ja, Sand, gibt es dort natürlich auch, also in der Wüste von Ägypten ist der fantastisch, so viele Sterne auf einmal, daß sie sich schon zu berühren scheinen. Und jagen, ich sage Dir, Imperiosus, jagen kann man in Ägypten ganz fantastisch. Und die Städte dort sind auch nicht ohne, wenn Du mal nach Ägypten kommst, solltest Du unbedingt mal nach Kanobos reisen...oder nach Alexandria. Großartige Städte.“
Schon richtig gehend ins Schwärmen war Marcus geraten, etwas, was ihm in Bezug auf Ägypten immer leicht fiel, er mochte das Land einfach.* SimOff: Den antiken Ausdruck für Flamingos kenne ich leider nicht, sollten sie irgendwie anders heißen - was ich stark vermute - so hat Aristides den Ausdruck verwendet.
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Bei diesen Kleidungsstücken handelt es sich um das subligaculum und dazu das Brustband - strophium -, was wohl von den Griechinnen abgeschaut wurde.
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Münzen klimperten, sehr zur Freude des Händlers, der die abgezählten denarii gleich entgegen nahm, noch mal mit Argus Augen überprüfte und sogar hinein biß, ehe die runden und wertvollen Scheiben den Weg in die Dunkelheit seiner Geldkiste fanden; schließlich rückte er auch den Korb heraus, mit den Waren für das oder die Opfer.
„Mögen die Götter euer Opfer annehmen! Und sonst einen schönen Tag noch und alles Gute! Valete!“
, sprach der Händler zum Abschied und lächelte wieder jenes geschäftstüchtige, aber etwas ölige Lächeln, ehe er zufrieden die Geldtruhe weg packte, um sie vor Dieben und sonstigem Gesindel zu schützen. Marcus, der wartete, bis Cassim den Korb an sich genommen hatte, wandte sich von dem Stand ab, schweigend und mit reservierter Miene. Langsam drängte er sich durch eine Gruppe von Menschen, die staunend den Tempel ansahen und ging – leicht hinkend – auf den Platz vor dem Tempel zu. Seine Augen machten schon den Eingang zu den Nebentempeln aus, die sein eigentliches Ziel waren, schließlich wollte er Faunus an jenem Abend opfern. Einige Schritte von den nächsten Menschen – die unliebsame Zuhörer gewesen wären – entfernt, sah Marcus das erste Mal seit dem Stand wieder zu seinem parthischen Sklaven.
„Cassim, ich bin nicht Dein Freund. Ich dulde es nicht, wenn meine Sklaven in der Öffentlichkeit solche Behauptungen aufstellen.“
Selbst bei Hannibal würde Marcus da keine Ausnahme machen.
„Bei dem Händler war das jetzt nicht sonderlich wichtig, aber merke Dir das für die Zukunft.“Ungnädig war Marcus in dem Augenblick, bereute seine barschen – wenn auch leise – ausgesprochenen Worte schon ein bißchen, aber selbst wenn er doch mehr ein gutmütiger Mensch war, so gab es Grenzen, die ein Sklave bei ihm nicht zu überschreiten hatte, und solche Vertraulichkeiten gehörten dazu. Nur noch einen schnellen Seitenblick warf er Cassim zu ehe er auf den Eingang der Nebentempel schritt, vorbei an dem großen Hauptstrom von Kranken und Gebrechlichen, die all ihre Hoffnung auf den Gott der Heilkunst setzten, wie schon damals die Römer bei dem Ausbruch der Pest. Ein schummriges Dämmerlicht schlug ihm entgegen, der Geruch nach Weihrauch und muffigen, alten Wänden, aus den Kohlebecken am Rand glomm es dunkelrot und rußig rauchende Öllampen erhellten den Raum nur schwach, der keine Fenster aufwies. Am Ende des Raumes war die Statue des Gottes Faunus zu erkennen, dessen Haupt von dichten Steinlocken bedeckt war, durch die nur zwei Steinhörner brachen, sein Gesicht war ebenso bärtig wie sein Kopf mit Haaren bedeckt. Halb Mensch, halb Bock schien sich der Gott der Fruchtbarkeit ein wenig nach vorne zu beugen und den Gläubigen entgegen zu starren. Der Tempel wiederum war vollkommen still, bis auf das Knistern der brennenden Kohle, aber weder Römer, noch ein Priester vollführten hier gerade ein Opfer. Ohne Zaudern trat Marcus an den Altar heran. Schalen, die für die Opfer gedacht waren, standen vor dem Altarbild bereit. Marcus drehte sich halb zu Cassim herum und winkte ihm, näher zu kommen.
„Warst Du schon einmal bei einem römischen Opfer dabei, Cassim?“ -
Ein breites Lächeln erschien auf dem Gesicht von Marcus, ja, der Koch der villa Flavia war von seinem Vetter – oder deßen Sklaven? - schon sehr gut ausgewählt worden; Marcus genoß – seitdem er wieder in Rom wohnte – in vollen Zügen die Vorzüge der Hauptstadt und dem Sitz seiner Familie. Aber das war mitunter einer der wichtigen Gründe, warum Marcus nach Rom gestrebt war, abgesehen davon, daß er kaum Epicharis länger vertrösten, noch ihr zumuten konnte, in dem Kaff namens Mantua zu wohnen.
„Insbesondere, wenn man es mit dem puls der Legion vergleicht, hm?“
, erwiderte Marcus mit einem breiten Grinsen und griff selber herzhaft und mit weiterem großen Appetit zu, er hatte, seitdem er nach Rom zurück gekommen war, auch schon einige deutliche Pfunde wieder zu gelegt, störte sich selber aber gar nicht daran.
„Athen? Die schönste Stadt?“
Marcus lachte auf und schüttelte dabei den Kopf.
„Ein verschlafenes Kaff, das ist Athen, und ziemlich langweilig zudem. Nein, es hat mich da nur etwas länger gehalten, weil einige meiner Verwandten damals dort lebten, aber ich hab mich bestimmt nicht mehr nach dieser Stadt gesehnt, als ich ihr den Rücken zugewandt hatte....was noch eine großartige Stadt ist, das ist Alexandria...und Pelusium, Ägypten ist großartig und ein Land für die Jagd, ganz großartig!“
Gerade das ausschweifende Leben hatte es Marcus damals angetan und natürlich des Jagdmanns Heil dort, etwas was man dort in hervorragender Weise nachgehen konnte. -
Grauer Rauch stieg von dem kleinen Altar auf, vor dem Marcus kniete und an ihm etwas von dem Weihrauch, dem ihm ein Sklave noch am selbigen Tag erworben hatte, verbrannte. Rot glühend glomm es in der kleinen Schale, die von innen ganz verrußt war und – vielleicht im Kontrast zu der sonstigen Pracht der villa – mehr schlicht war. Das tägliche Gebet – insbesondere seinen inbrünstigem Wunsch, seinem Bein möge doch eine Wunderheilung wiederfahren – hatte er gerade hinter sich gebracht. Das Leuchten des schwachen Feuers schimmerte auf dem sonst mit Schatten verdeckten Gesicht von Marcus als er leise Schritte hinter sich vernahm, doch Marcus rührte sich nicht, er betrachtete den aufsteigenden Rauch, der seine Worte zu den Göttern tragen sollte, den Wesen, die über Glück und Unglück, über Freude und Leid im Leben eines Menschen entscheiden konnten. Erst nach einem längeren Moment löste er seine Augen von dem roten Schimmern und sah zu zu dem Mädchen, das verlegen und still hinter ihm verharrte.
„Ja?“
Piepsig war die Stimme des Mädchens, vielleicht der Schüchternheit wegen.
„Besuch für Dich, Herr, Decimus Serapio, Herr. Er wartet im atrium!“
Eine verwunderte Falte erschien zwischen Marcus' Augenbrauen, er nickte marginal und entließ das Mädchen mit einem Handwinken. Das rote Glimmen erlosch in der eisernen Pfanne und der Rauch löste sich in der Dunkelheit auf, Marcus erhob sich langsam und setzte vorsichtig seinen Fuß auf den Boden, leider war die Wunderheilung an jenem Tage nicht eingetroffen.Große Umstände machte sich Marcus nicht, noch ließ er weitere Zeit verstreichen, denn wenn der optio schon in die villa kam, mußte wohl etwas bei den CU vorgefallen sein. Wie immer leicht hinkend schritt Marcus jedoch zügig aus und in Richtung der großen Halle, die eingangs der villa sich befand. Nur mit seiner rostroten Tunika, den normalen Haussandalen und einem breiten, dunkelbraunen Ledergürtel wirkte Marcus mehr fehl in dieser prächtigen villa, abermals mehr wie einer, der nur zufällig in dem patrizischen Haushalte arbeitete. Er nickte Serapio zum Gruße zu.
„Salve, optio! Gibt es Schwierigkeiten? Oder ist etwas vorgefallen?“ -
Das war auch mitunter eine schwere Entscheidung, Fortuna und Mars waren beide sehr wichtig, Fortuna ganz gewiß, wenn man wieder im Lager war, denn schließlich bestimmte sie über Sieg und Niederlage...bei den Würfeln, des Soldaten liebster Zeitvertreib während der Wache auf dem Wachturm; ein marginales Lächeln zeigte sich bei Marcus als ihm jener Gedanke kam, ernsthaft nickte er jedoch.
„Du wirst sicherlich noch die richtige Entscheidung treffen, centurio!“
Als ehemaliger Priester wußte Imperiosus mit Sicherheit, worauf es dabei ankam, da hegte Marcus keinerlei Zweifel. Eigentlich war Imperiosus mehr als klug gewesen, in dem er vor seinem Soldatenleben noch Priester geworden ist. Als Soldat würde er seine Familie vor weltlichen Gefahren schützen können, aber mit seinem Wissen und seiner Gabe als Priester zudem noch die Götter sanft stimmen.Gerade wurde ein Platte mit- in feinen Scheiben geschnittenes - Fleisch eines Schweines heran getragen, erneut deftig und mit viel Knoblauch gewürzt, und in einer rotgelblichen Soße schwimmend, ein anderer Sklave brachte noch einen Seebarsch auf einem anderen Teller, beides wurde dem Gast zuerst und dann Marcus angereicht.
„Das solltest Du unbedingt tun, es wäre doch eine Schande, die kostbare Zeit in Rom nur mit Lernen zu vergeuden!“
Fröhlich und gut gelaunt – schließlich waren sie auch bei einem angenehmen Mal – lächelte Marcus und seine Augen blitzten vergnügt mit jenem leutseligen Ausdruck, den er meistens offenbarte. Die Niedergeschlagenheit seiner Verletzung und der Folgen wegen schien wie weg geblasen zu sein.
„Rom ist doch die wunderbarste Stadt der Welt, findest Du nicht auch?“ -
Strahlend und gut gelaunt fing der Händler an, die gewünschten Dinge einzupacken, die eben für ein Opfer notwendig waren, die Votivgaben, die Dinkelkekse, das Räucherwerk, etc., alles wurde in einen hellen Korb aus Weidenzweigen hinein verstaut, der mit Stroh gepolstert war; selbst wenn der Händler eigentlich mehr zu der geizigen Sorte gehörte, so wußte er, daß nur zufriedene Kunden wieder kamen und erneut ihre Geldmünzen bei ihm ließen, darum versuchte er natürlich die Kunden auch bei der Stange zu halten. Das ihm vielleicht doch die Provision von seinem Verwandten durch die Lappen gehen könnte, störte den Händler nicht wirklich, höchstens marginal, er hatte schon einen guten Verdienst bei jenem Kunden gemacht und ganz abgeschlagen hatte Cassim es ja nicht, so bestand für den Mann durchaus noch Hoffnung auf ein paar dupondii mehr. Schließlich war alles verpackt und oben drauf legte der Händler noch ein dünnes Tuch aus Leinen.
„Das macht dann 20 denarii, mein Herr!“
Noch hielt der Händler den Korb fest umgriffen, ehe er keine Münzen in seine Hände klimpern sah, würde er die Ware auch nicht rausrücken.„Ksch...“
, zischte der Händler direkt neben Cassim.
„Verschwinde und laß' den Herrn in Ruhe!“
, fügte er fauchend an. Ein Mädchen, das gerade ihre Hände dezent ausstrecken wollte, vielleicht um zu stehlen oder aber nur um ihre Hand zum Betteln zu erheben, machte einen Schritt zurück. Ihre Augen funkelten wütend und sie spuckte genau zwischen Cassim und den Händler, ehe sie herum wirbelte und davon lief.
„Gesocks!“
, murmelte der Händler und schüttelte den Kopf.
„Diebe, Gesinde und Gesocks...Rom wird noch untergehen, wenn die mal groß sind! Pah! Wo waren wir stehen geblieben...? Ach ja, 20 denarii!“Augenblicklich drängte sich Marcus wieder durch die Menge von Menschen, die wohl den Tempel des Heilgottes als Ziel gewählt hatten, und kam direkt neben Cassim zu stehen. Seine Augen streiften den Korb, den Händler und den Stand.
„Schon fertig, Cassim? Gut!“
Der Händler beäugte erst Marcus, dann Cassim, ehe sich seine Miene aufhellte und er gekünstelt lachte.
„Ahhhh, dann wird das wohl Dein Freund sein...“
Man sah dem Händler deutlich die Überraschung an, hatte er wohl Cassim bis dahin kein Wort geglaubt.
„Alles Gute für Deine Hochzeit morgen!“
Eifrig nickte der Händler und hielt immer noch seine Hand ausgestreckt, um das Geld einzukassieren. Marcus sah mit gerunzelter Stirn vom Händler zu Cassim, während ganz langsam eine Augenbraue hoch wanderte und das in sehr flavischer Manier. -
...das ist Geschichte, man (oder auch frau) kann durchaus solche Nachrichten an mich wieder verschicken.
-
Zu einem Tempel zu gehen, konnte mit Sicherheit nicht schaden; Marcus hatte selbiges Vorhaben auch schon länger gehegt, aber bisher immer schmählich vernachlässigt, erst kam das mit seinem Bein, dann der Dienst bei der CU, die ihn dann doch – wegen all dem Neuen, was er in Kürze aufnehmen mußte – sehr beansprucht hatten...und dann natürlich noch seine Faulheit, die, wenn er schon mal etwas Freizeit hatte, sofort griff. Er konnte sich vorstellen, daß seine Vettern darüber mißbilligend den Kopf schütteln würden, aber so war Marcus nun mal gestrickt, obwohl er doch sehr abergläubisch war.
„Den Laren ein Opfer zu bringen, kann sicherlich nicht schaden. Aber Du kannst doch auch das Opfer alleine in einem Tempel vollführen...“
Marcus hatte dafür noch nie einen Priester in Anspruch genommen, selbst war der Mann, so war es nun mal bei den Römern.
„Wem würdest Du denn ein Opfer darbringen wollen? Iuno oder eher doch Mars?“
Ein Gott, der ihnen doch näher lag als Soldaten, als die oberste Göttin und Gemahlin des Iuppiters, wiederum ein Gott, der seinem Vetter nahe zu stehen schien, beziehungsweise mehr umgekehrt.
„Aber sag' nicht, Du willst nicht die Stadt unsicher machen, während Deines Aufenthaltes?!“
Das konnte sich Marcus fast nicht vorstellen, Rom war doch die Hauptstadt, ein Quell von Unterhaltung und Zerstreuung...und allerlei anderen Vergnüglichkeiten.