Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Mit einem genüßlichen Seufzer auf den Lippen streckte sich Marcus und merkte langsam: es wurde mal Zeit für einen Raumwechsel. Denn auch Marcus hielt es nicht länger als eine Viertel hora in einem solchen Dampfraum aus. Doch Nortrunas Worte, die ihn wohl bis zur Grenze reizen sollte, ließen seine Augenbraue abermals in die Höhe wandern. Verblüfft sah Marcus die junge Frau an. Ob sie es darauf anlegte, grob behandelt zu werden? Bestraft zu werden oder warum schien sie auszutesten, bis wohin sie gehen konnte und übertrat dies offensichtlich? Wäre er nicht in den Thermen, hätte Marcus mit Sicherheit ganz andere Seiten bei solchen Widerworten aufgezogen. Gehörte er doch auch nicht zu den Herren, die sich von ihren Sklaven auf der Nase rumtanzen ließ. Nur die Trägheit des Bades ließ ihn in dem Moment noch nicht wie ein zorniger Vulkan ausbrechen.


    „Du mußt viel Mut haben, Venustas, solche Worte einem Flavier gegenüber auszusprechen. Hast Du noch nicht davon gehört, daß bei uns ungehorsame Sklaven den Löwen vorgeworfen werden? Bedenke das in Zukunft, wenn Du mit mir sprichst. Ansonsten überlege ich mir, ob ich Dich nicht an meinen Bruder Felix verschenke. Du hast vielleicht schon von ihm in der villa gehört.“


    Es verwunderte Marcus jedoch nicht sonderlich, daß sich Hannibal in seiner Abwesenheit noch sehr viel mehr heraus nahm als in seiner Gegenwart. Obwohl Hannibal, wenn sie alleine waren, durchaus auch das ein oder andere Wort gesprochen hatte, was Marcus niemals bei einem anderen Sklaven geduldet hätte. Trotzdem war Marcus durchaus unzufrieden damit, was für ein Bild sein Sklave bei anderen abgab, denn das fiel zwangsläufig auf ihn- Marcus Flavius Aristides- zurück. Außerdem war es kein gutes Vorbild für die anderen Sklaven. Träge richtete sich Marcus auf.


    „Aber gut, daß Du mir das mit Hannibal berichtest, Venustas. Das wird in Zukunft ganz gewiss nicht mehr vorkommen. Meine Sklaven haben sich nicht wie die hohe Herrschaft aufzuführen.“


    Marcus griff nach dem Tuch um seine Hüfte und schlang es noch mal fester um sich herum ehe er sich erhob und vor Nortruna stellte. Mit seinen Händen stützte er sich links und rechts von ihr ab und kam ihr doch recht nahe. Sein Oberarm streifte ihre Schulter und sein Gesicht näherte sich ihrem Antlitz doch um ein bedeutendes Stück. Mein einem feinen Lächeln um die Lippen sah er ihr ins Gesicht.


    „Meine Liebe, du bist so eine schöne, junge Frau. Und ich sehe es in Deinen aufgeweckten Augen, Du bist klug. Daß Du einen gewissen Eigensinn zeigst, schreckt mich auch nicht ab. Im Gegenteil, Frauen, die Leidenschaft und Wildheit in sich bergen, haben mich schon immer mehr gereizt als die braven Lämmchen. Und aus diesem Grund, weil ich denke, wir könnten uns doch im Grunde gut verstehen, Du und ich, möchte ich Dir gleich sagen, daß es aussichtslos ist von meiner Familie zu fliehen. Ich wäre traurig, wenn Du es tun würdest, denn es würde mich zu Dingen zwingen, die ich mit Dir eigentlich nicht tun will, gerade weil Du mir gefällst!“


    Sie spielte mit ihm, schien ihn zu reizen und Marcus hatte nun vor, den Spieß umzudrehen. Seine rechte Hand löste sich von der marmornen Treppe, die mit einem feinen Wasserfilm überzogen war und seine Hand legte sich auf ihren, so keck entblößten, Oberschenkel. Langsam strich er über ihre Haut entlang und unter das Tuch, was sie um sich geschlungen trug. Immer höher wanderte seine Hand, einzig aus dem Grund sie selber zu reizen, denn aus wirklichem Verlangen heraus. Marcus beugte sich ganz dicht nach vorne und war nur wenige Finger breit von ihren Lippen entfernt, dabei sah er sie intensiv und mit einem entspannten Lächeln an.


    „Ich liebe die Musik, Venustas, und ich bin schon begierig darauf, Deiner Stimme lauschen zu dürfen. Ich bin mir sicher, sie wird mich in höchste Verzückung schwelgen lassen…“


    Schon wollten Marcus Lippen die von Nortruna berühren, sein Atem glitt hauchzart über ihren Mund hinweg als sich Schritte näherten. Ein vernehmliches Hüsteln unterbrach Marcus Intention. Auch das zweite undezente Räuspern von dem älteren Herren, der das Dampfbad betreten hatte, ließ Marcus noch nicht zurückweichen. Marcus verharrte nur ein Deut vom Ziel entfernt.

    Mit einem derartigen Anliegen hätte Marcus nicht im Traum gerechnet. Denn im Grunde seines Herzens hielt sich Marcus selber für den Schrecken einer jeden zukünftigen Schwiegermutter oder eines Vaters einer unverheirateten Tochter. Doch wie Marcus vor Augen geführt wurde, schien sein eigener Eindruck über sich selber zu täuschen. Eben noch kaute Marcus auf dem wundervoll gewürztem Stück Fleisch, wartete gespannt auf Vesuvianus Eröffnung, was er mit seinen Worten andeuten wollte, und im nächsten Moment war Marcus einfach nur sprachlos und hätte sich fast an dem Stück Fleisch verschluckt.


    Der immer noch flinke Teil seines Geistes- er hatte noch kaum Wein zu sich genommen und war heute viel an der frischen Luft gewesen, weswegen er wohl diese Klarheit in dem Moment besaß- registrierte sofort, daß dies seiner Mutter wohl mehr als genehm wäre. Denn wie Marcus vor wenigen Tagen erfahren hatte, war die Auswahl schon längst getroffen worden in Baiae. Seine Mutter- der gegenüber er niemals schlechte Gedanken hegen konnte- hatte wohl mehrere Dossiers über die möglichen, zukünftigen Ehefrauen für ihn- Marcus Flavius Aristides- zusammengestellt. Die Damen in Baiae waren geprüft worden und als verzogene Dummchen betitelt worden, ebenso hatten so manch andere Patrizierinnen den Stempel der „Untauglichkeit“ erhalten. Et Finis: Nur eine einzigen Frau, mit der sich seine Mutter zufrieden stellen konnte, war als Auswahl Marcus vorgeführt worden. Sogar Leontia hatte ihre Finger im Spiel gehabt, wie Marcus kürzlich erfahren hatte. Ausführliche Briefe wurden zwischen ihr und seiner Mutter gewechselt und Marcus hatte das Gefühl von einer riesigen deus ex maschina Apparatur auf der Bühne wie ein kleines unbedeutendes Figürchen gelenkt zu werden. Ihn hätte es nicht verwundert, wenn die cena auch durch irgendwelche Spielchen seiner Mutter zustande gekommen wäre, wenn er auch nicht glaubte, daß seine Mutter und Vesuvianus sich kannten- doch man konnte nie wissen.


    Aber was nun sagen? Eigentlich hatte Marcus auch das Thema ansprechen wollen. Freilich erst nach dem Essen. Denn Marcus hatte fest damit gerechnet, darauf gesetzt, daß Vesuvianus ein ähnliches Bild von ihm hatte, wie Marcus es pflegte und kultivierte- das eines leichtsinnigen Hedonisten. Er hatte damit gerechnet, ein höhnisches Lachen zu erhalten, am Kragen gepackt zu werden und mit einem Fußtritt aus der villa befördert zu werden. So, wie er es selber mit dem Prätorianerpräfekten gemacht hatte- mal von dem Fußtritt abgesehen, den hatte sich Marcus gespart, wenngleich er es heute immer noch bereut, diesen nicht angeschlossen zu haben an die Absage. Marcus wußte, ein falsches Wort jetzt und seine Mutter würde ihm das Leben zur Hölle machen- indem sie ihn mit ihrer Enttäuschung strafte. Nur weniger als ein Dutzend Herzschläge waren vergangen, in denen die Gedanken Schlag auf Schlag in Marcus Geist drangen und ihn schier überforderten.


    „Daß Du Deine Tochter in guten Händen wissen willst, ja das verstehe ich in der Tat sehr gut. Ich habe ebenfalls eine Tochter, die nur ein Deut jünger zu sein scheint.“


    Marcus nickte und ließ sich von dem Grauen namens: Ehe nichts anmerken, obwohl ihn das Gefühl schier überwältigte. Im Gegenteil, er lächelte sogar dabei. In jenem Moment hatte Marcus wahrlich das Gefühl, ein andere Mann schlüpfte in seinen Körper und er würde daneben sitzen, alles ungläubig anschauend, während sich der andere Marcus ganz anders zu seiner Gefühlslage benahm.


    „Was ich dazu sage? Es wäre mir eine Ehre, Claudius, wenn Du mir Deine Tochter in dieser Art übergeben wolltest.“


    Hatte er das gerade gesagt? Erneut besah Marcus sich selbst von Außen, während sein alter ego lächelte und die Worte aussprach, die Marcus nicht über die Lippen gebracht hätte, wenngleich ihm die junge Epicharis nicht missfallen hatte oder er sie für ein patrizische, weibliche Scheußlichkeit hielt, im Gegenteil. Aber damit hieß es: Schluss mit den wilden und freien Jahren, abermals.

    Gerade die Gefahr an dieser Art der Jagd hatte Marcus immer zu reizen gewusst. Vielleicht war das heute, wo er in der legio diente anders, aber in jenen Momenten damals, als er noch jünger war, bedeutete das Risiko, was man einging, die Bestätigung noch wirklich zu Leben und aus der „Lethargie“ von Wein und Orgien zu erwachen. Aber seitdem er in der legio war, hatte Marcus auch nicht mehr der Jagd gefrönt, war er in seiner freien Zeit damit zufrieden, gemächlicheren Beschäftigungen nachzugehen, wie einem guten Mahl oder im lupanar.


    “Ja, das ist nicht ohne so ein Wettkampf mit der wilden Natur. Es kam nicht selten vor, daß ein Sklave dabei sein Leben lassen musste. Einmal hat einem Sklaven auch eine Löwin den Arm zerbissen. Sehr übel, man konnte dem Armen nur noch den Gnadenstoß geben.“


    Marcus entsann sich nur kurz an jenen Tag vor vielen Jahren zurück und zuckte, doch recht gleichgültig ob des toten Sklaven, mit der Schulter. Sein Teller war leer, drum ließ er sich noch mal reichen und spürte immer mehr den Schwindel des Weines in seinem Kopf.


    “Aber eines ist unbestritten. In Afrika gibt es einfach die schönsten Frauen. Oder was meinst Du, Tiberius? Magst Du lieber die blonden Schleiereulen aus dem Norden?“

    Verwundert sah Titus Crassus von dem Tisch und seinem salzigen puls auf und sah verwundert auf den Mann vor sich. Wo kam der nur plötzlich her? Er hatte weder die Tür gehört, noch jemanden eintreten sehen. Es schien als ob der Mann mit einem lautlosen Plupp einfach in den Raum kam. Von einem ominösen Ort oder manifestiert aus der Luft heraus, wie Venus aus dem Meerschaum. Kopfschüttelnd wischte sich Titus sein Kinn ab und sah den Decimer weiter erstaunt an. Wenn der Mann nicht sich mit einem ganz normalen sterblichen Namen vorgestellt hätte, dann hätte Titus Crassus ihn glatt für eine Geistererscheinung gehalten, einen Heroen (vielleicht ein Achilles) oder ein Gott, der ihm erklärte, daß er sein unsterblicher Vater wäre und Titus Crassus in Wahrheit selber ein Heroe wäre. Aber diese Tagträume hegte Titus Crassus schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Um seinen Mundwinkel zuckte es marginal, langsam und ächzend erhob sich der dicke und gewichtige Titus Crassus.


    „Tauglich, soso. Was für ein Glück für Dich, daß du tauglich das valetudinarium verlassen hast. Bekanntlich wird man erst dort richtig krank…haha. Also gut, welcher Rang? Probatus oder bist Du von einer anderen Einheit hergekommen?“

    Sim-Off:

    Kp. Bist nicht der Erste in letzter Zeit in dieser Hinsicht.


    Knapp nickte Appius und war einigermaßen besänftigt. Immerhin hatte der junge Mann von seinen Eltern gelernt, wie man sich ordentlich entschuldigte. Zwar war Appius extrem nachtragend, verbohrt und verbiestert, aber er gestand es seinen Mitmenschen- wobei das Mit bei Appius übertrieben wäre- ein, auch mal verzeihungswürdige Fehler zu begehen. So schrieb er ruhig die Angaben nieder, machte hier und da ominöse Hacken oder ein Kreuz und sah nach einer Weile- wo erneut Schweigen vorherrschte- auf.


    „Gut, ob Deine Angaben stimmen, was deine Tauglichkeit angeht, wird einer unserer medici schon herausfinden.“


    Appius musterte den Iulier prüfend, ob er bei der Aussage womöglich unbehaglich wurde. Aber Appius war einfach auch kein guter Menschenkenner, eher ein Menschenhasser, und darum sah er nicht viel im Gesicht seines Gegenübers, was vielleicht ein ganz normaler Mensch erkannt hätte.


    „Welchen Beruf hast Du bisher ausgeübt? Was sind Deine Fähigkeiten?“

    Den ganzen Vormittag war es wie am Schnürchen verlaufen. Niemand hatte Chaos in Appius Leben gebracht, niemand eine Akte verschlampt, kein Soldat hatte ungehörig sein Wort erhoben und selbst angehende probati waren in den ersten Morgenstunden ausgeblieben. Doch aller Friede hatte irgendwann eindeutig sein Ende, denn die Tür öffnete sich- ohne Klopfen- und Licinus trat hinein. Appius Blick war nicht nur prüfend, sondern missbilligend und streng. Seine Nasenflügel bewegten sich marginal und er legte die Notizen, die er gerade aufmerksam studiert hatte, zur Seite. Einen Moment, viele Herzschläge lang und noch mehr, wenn man aufgeregt war, sah Appius den jungen Mann starr an.


    „Die Jugend scheint immer mehr zu verkommen. Lehren eure Mütter und eure Väter nicht mehr, daß man zuerst anzuklopfen hat? Unmöglich!“


    Die Lippen von Appius wurden zu einer schmalen Linie und er griff nach einer leeren tabula, deren Wachschicht noch völlig jungfräulich war. Langsam und eisig schweigend notierte optio Appius Carteius Cirenthius den Namen des Mannes vor ihm.


    „Name haben wir. Eltern? Geburtsort? Familienkrankheiten, Schwachsinn, sonstige Geistesgestörtheiten, Krankheiten und Verbrechen, die Du begangen hast?“

    Der miles am Tor, es war derselbe, der auch schon in den letzten Tagen am Mittag Dienst schob, hatte den heran nahenden Mann eine Weile lang beobachtet. Leise tauschten sich der hagere miles, Cafo war sein Name, und ein anderer miles miteinander aus. Schließlich, als Licinus nur wenige Schritte entfernt war, griff Cafo nach seinem pilum und trat auf ihn zu. Ein breites Grinsen huschte über Cafos Gesicht, als er Licinus Worte vernahm, und er wandte den Blick zu seinem Kumpanen.


    „Siehste, schuldest mir 10 Sesterzen. Wieder ein neuer probatus


    Erst dann sah er wieder zu Licinus und nickte knapp.


    „Salve, da gehst Du am besten zum officium im Stabsgebäude, die die Anwärter in die legio aufnehmen.“


    An die Wachen an den Wachtürmen gewandt, rief der Soldat laut:


    „Öffnet das Tor.“


    Als die hölzernen Tore aufschwangen, deutete Cafo auf die Strasse, die von dort bis zur Mitte des Lager und direkt auf die principia zuführte, wo auch das Rekrutierungsbüro lag.


    „Immer gerade aus und in das Gebäude hinein. Da liegt das officium. Viel Glück!“

    Der Morgen dämmerte, der Hahn der legio schien das jedoch erneut verschlafen zu haben, doch nicht so die vielen Zenturios und ihre Stellvertreter, die schon früh die probati und milites aus den Lagern warfen, ihnen nur eine kurze Pause gönnten, in der Zeit sie ein karges Mahl aus puls zu sich nehmen konnten, und anschließend in Richtung des Exerzierplatzes geschickt wurden. Noch bevor die Sonne wirklich über den Horizont spähte, würden schon die ersten Lektionen auf dem sandigen Übungsplatzes der legio prima begonnen. Nachdem die probati auf den Platz geschickt wurden, marschierte auch Marcus Flavius Aristides in selbige Richtung. Mit jedem Schritt klackte seine lorica segmentata und sein vitis, den er hinter seinem Rücken trug. Morgens war Marcus immer besonders schlecht gelaunt, war er von seinem Naturell doch eher ein Langschläfer. Dementsprechend mit einem düsteren Gesichtsausdruck trat er zu der Gruppe von probati, denen er heute seine Aufmerksamkeit in der Ausbildung schenken würde. Grimmig- es war einfach zu früh am Morgen- betrachtete er die jungen Männer und ging einige Schritte an ihnen vorbei, musterte die anderen Ausbildungstruppen, die zum Teil schon am Üben waren, teilweise jedoch noch auf ihren Ausbilder warteten.


    probati, wer mich noch nicht kennt. Ich bin centurio Flavius Aristides.“


    Marcus wandte sich zu den probati um und sah sie streng an.


    „Für die Meisten von euch beginnt heute eure Ausbildung. Sie wird hart, unerbittlich und schwierig für euch werden. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob ihr zum Dienst in der legio taugt, oder ob die legio euch nicht wieder aus den eigenen Reihen entlassen muss. Also, strengt euch an und beweißt, daß aus euch sehr gute milites werden kann. Denn nichts weniger akzeptiere ich hier in der legio und nichts weniger werden die Bürger des Imperiums dulden, denn ihr seid ihr Schild. Die Soldaten schützen ihr Leben und somit müsst ihr sehr gut sein.“


    Langsam drehte Marcus seinen vitis hinter seinem Rücken, der nicht nur den Zweck der Zierde hatte und seinen Status unterstrich, sondern gleichsam auch dazu dienen konnte einen der probati zu bestrafen, sollte er unverschämt werden oder die Regeln brechen.


    „In den nächsten Wochen werdet ihr sehr viel lernen, ihr müsst schnell von Begriff sein und euch als geschickt erweisen. Haltet ihr das durch, dann solltet ihr alle Fähigkeiten haben, um ein guter Soldat zu werden. Von Schwimmen bis Reiten, aber auch von dem Werfen eines pilum bis hin zu den Schlachtformationen der legio. Fragen?“


    Marcus verstummte und sah zu den probati.

    Die Tür zur Unterkunft öffnete sich, ein Schwall frischer Luft wehte hinein und Marcus Flavius Aristides betrat, hungrig, die Mannschaftsunterkunft, die er eigentlich nur zu durchqueren gedachte. Seine Schritte hallten dumpf auf dem hölzernen Boden wieder als er durch den Gang zwischen den Lagern ging, als er dann jedoch Stimmen ausmachen konnte, blieb er stehen und wandte sich um, entdeckte sowohl Priscus als auch Vindex. Das Essen würde- so ungern Marcus das tat- wohl warten müssen. So wandte er sich den beiden Männern zu.


    optio!“


    , grüsste er zuerst Priscus mit einem nicht unfreundlichen Nicken. Immer noch fand Marcus es selber befremdlich, daß er nun centurio war und Priscus noch optio. Marcus wäre es lieber gewesen, sie wären Beide befördert worden und immer noch auf der gleichen Rangebene. Aber man munkelte, daß Priscus mit dem Rang des optio wohl zufrieden war. So nahm Marcus dieses kleine Paradoxon hin und beschränkte sich drauf, lediglich höflicher mit Priscus umzugehen als er jedem anderen optio gegenüber wäre. Dann wandte er sich an Vindex.


    probatus, wie es scheint, hast Du Deinen Weg gut durch das Labyrinth der legio gefunden. Morgen fängt Deine Grundausbildung an. Im Übrigen, probati haben während der Zeit ihrer Grundausbildung nicht das Lager zu verlassen.“


    Und abermals sah er zu Priscus.


    “Der probatus kommt in Deinen Ausbildungstrupp, optio. Und schon ihn nicht, gerade weil er ein Flavier ist.“


    Marcus wollte sich schon abwenden, als ihm noch eine nicht unbedeutende Sache einfiel. So fügte er an Priscus gewandt an:


    optio, zeige doch bitte dem probatus noch den Weg zum Fahnenheiligtum.“

    War Marcus einem Raum mit vielen anderen Gästen, riß- hier und da -den verkehrten Scherz und bekam als Echo nur ein halbherziges Lachen, nun, dann entging ihm meistens völlig, daß er als Einziges ehrlich lachte. Doch hier war es eklatant und offenkundig, so daß selbst Marcus’ Lachen nicht lange währte, hatte er doch sonst die Gewohnheit lange und ausgiebig über ein vermeindliches eigenes Bonmot sich zu amüsieren. So erstarb Marcus Lachen doch recht schnell und unwillkürlich fasste er sich an den Nacken, in einer ratlosen Geste, ob er denn mal wieder etwas Falsches von sich gegeben hat- Marcus wußte durchaus um seine Schwäche manchmal etwas zu ungeschliffen die Worte zu setzen. Schnell suchte Marcus die Flucht in einigen Schlücken Wein, die das ungute Gefühl in ihm, etwas verpatzt zu haben- in seiner ganz eigenen Art- wieder nahmen und unbefangener den Worten seines Gastgebers lauschen ließ. Marcus nickte begreifend- er verstand zwar nicht ganz, denn seine gesellige Natur liebte lustige Abendrunden oder größere gesellschaftliche Anlässe- aber er hatte so manch einen Verwandten, dem es ähnlich erging und so konnte Marcus da durchaus Verständnis für aufbringen.


    „In der Tat, Mantua hat auch ein ganz anderes Flair als meine Heimatstadt beispielsweise. Dort war es eher ungewöhnlich, wenn ein Patrizier nicht jeden Abend eine Gesellschaft bei sich hofierte. Das kann mit der Zeit durchaus ermüdend werden.“


    Subtilitäten waren nichts, was Marcus ins Auge sprang oder sich ihm deutlich offenbarten. Sie entgingen ihm genauso, wie das Fehlen von Resonanz auf seine mehr oder minder humoristischen Höhepunkte. Darum nutzte Marcus die Pause, um von den Speisen zu kosten, genoss das zart gebratene Fleisch auf seiner Zunge und hatte den kleinen peinlichen Vorfall schon fast wieder vergessen- jedoch nicht für lange. Marcus brauchte dann auch einen Moment- einen doch etwas längeren Augenblick- um die Frage von Vesuvianus zu verstehen. Erst als er das Stück Fleisch herunter geschluckt hatte, erkannte er den Sinn der Frage. Und wenn Marcus ’Scharfsinn’ bewies, dann wohl nun. Mit einem Mal ging ihm die verpasste Pointe vollends auf und sein Faux Pas wurde ihm überdeutlich. Abermals suchte Marcus die Flucht im herben Traubensaft und in seinem Kopf arbeitete es ’schnell’. Worauf wollte Vesuvianus wohl hinaus? Was sollte er- Marcus Flavius Aristides- in dieser Hinsicht noch einmal tun? Ah, Epicharis, nicht Deandra, Marcus. Doch nun kam in Marcus der Verdacht auf: Vielleicht wollte Vesuvianus mit ihm gleich ziehen, hatte von Marcus Tochter erfahren und wollte sie ehelichen? Oder ging es um Minervina? Leontia? Nachdem Marcus getrunken hatte, überlegte er noch einen Herzschlag, ob er sich nicht vielleicht noch für den Ausspruch entschuldigen sollte. Aber dafür war es nun zu spät und es würde nur noch mal den peinlichen Moment hervorbringen.


    „Ehrlich gesagt, kann ich mir keine bessere Verbindung vorstellen als zwischen unseren beiden Familien. Wir sind beide altehrwürdige gentes, haben einen guten Ruf und außerdem hat die Verbindung von meinem Vetter mit einer Verwandten von Dir das sicherlich auch schon bekundet.“


    Marcus merkte, jetzt mußte er all seine Kapazitäten zusammen kratzen. Denn es ging wohl hier um ein Thema, was an Wichtigkeit seines Gleichen suchte: Die Ehe. Und darin war Marcus nur schwerlich versiert, hatte mehr traumatische Erfahrungen in seinem Leben damit gemacht. Aber was nun? Ins Feld vorpreschen oder lieber im Graben abwarten, was auf der anderen Seite geplant war? Marcus war sich unschlüssig, wollte aber nicht eine zu lange Pause entstehen lassen.


    “Was für ein Zufall, mir kam kürzlich ebenfalls ein solcher Gedanke. Aber schwebt Dir etwas Bestimmtes vor Augen, Claudius?“

    Ein dann doch disharmonischer Ton in der Melodie des Lyraspielers ließ Marcus Augenbraue marginal zucken. Schon war sein nächster Becher geleert, in sich bereitete ihn eine heitere Leichtigkeit aus und Marcus lächelte, wenn er auch auf die Rückfrage irritiert war. So wölbte sich seine Augenbraue in flavischer Manier nach oben und er schüttelte langsam, aber bestimmt seinen Kopf.


    „Nein, eigentlich nicht. Ich diene schon seit geraumer Weile in der legio und werde das auch noch eine Weile tun.“


    Die Verwirrung spülte Marcus schnell mit etwas mehr Wein herunter und ahnte schon, daß dies Böse enden konnte, wenn nicht sein Sklave später noch die Katastrophe abwenden würde, den er jedoch immer noch nicht ausmachen konnte. Mit einem gesunden Appetit ließ sich Marcus derweil weiter die Speisen munden und nickte ratlos auf die Bemerkung von Durus. Zwar hatten ihn Kriege im Allgemeinen meist interessiert, aber wer überhaupt Scipio war und ob Carthago nun wirklich vollständig oder nicht zustört wurde, damit war Marcus schlicht überfordert. Wahrscheinlich hatte er die Zeit der Unterrichtsstunde wieder mal auf dem forum von Baiae verbracht mit einigen Freunden und seinen Sklaven anstelle hingeschickt.


    „Hat er das…? Lohnt sich auch nicht wirklich, sich viel Mühe mit der Stadt zu geben. Ein Dreckloch dieses Carthago! Ich war jedoch nur kurz da, um den Hafen für die Rückreise nach Ostia zu nutzen.“


    Marcus hatte die Stadt auch nicht wirklich in guter Erinnerung, war von einem „medicus“ übers Ohr gehauen worden und hätte beinahe seinen Sohn an einem seltsamen Fieber verloren. Denn einige Tage bevor er die Stadt erreicht hatte, war die Krankheit bei seinem kleinen Jungen ausgebrochen und keiner schien Rat zu wissen. Aber es war noch mal alles gut gegangen. Doch insgesamt war die Erinnerung an die Reise, wenngleich sie auch so abrupt geendet hatte, immer noch einer seiner schönsten Lebenserinnerungen. Und wie schon bei dem Weinfest vor langer Zeit, als er Lucilla davon vorschwärmte, geriet er abermals in die euphorische Stimmung.


    „Ah…Ägypten, die Perle des römischen Reiches, ein Odem und ein wundervolles Land. Ich war auch einige Zeit in diesem Land auf meiner langen Reise. Grandios kann ich nur sagen und was für Jagdmöglichkeiten man dort hat. Und Du bist dort aufgewachsen? Da kannst Du Dich wahrlich glücklich schätzen. Dann hast Du sicherlich mal an einer Gepardenjagd teilgenommen, oder? Und von wo aus Ägypten stammst Du?“

    Sim-Off:

    Ah so. Kein Problem. Darum kümmert sich heute Abend schon jemand. Wird dann verschoben in den richtigen Thread...oder löscht es dann, da Du noch mal im Valetudinarium geantwortet hast.



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    Auch dem anderen Rekruten widmete Appius keinen langen Blick mehr, es ging weiter im Alltag. Einer unter vielen Tausend war in den Ameisenstock: legio dazugekommen. Trotzdem sortierte er noch mal alle probati, die in den letzten Tagen eingetreten war, rief einen Soldaten zu sich, damit dieser die Abschriften zu der obersten Etage, das officium des legatus, und zu dem betreffenden centurio eines jeden probatus brachte. Erst dann räumte Appius alles weg und machte für den Tag Dienstschluss, kehrte zu seiner Katze zurück, zu seiner leeren Unterkunft und zu dem ewig gleichen Ablauf eines jeden Abends von ihm.

    Zufrieden nickte Appius und sah dem jungen Mann auch nicht mehr hinter her, sondern widmete sich seinen anderen Arbeiten. In jenen Tagen schien es auch wieder wie im Taubenschlag hier zu zu gehen.




    Sim-Off:

    NPC bedeutet Non Player Character. Das heißt, das sind Personen, die man spielt, aber die nicht der eigene Charakter sind. Quasi die Nebenfiguren in einem Stück oder die Statisten. Der Mann im Rekrutierungsbüro ist nämlich nicht Marcus Flavius Aristides- mein Charakter, sondern eben Appius Carteius Cirenthius.´Aber ich glaube, ich hab mich da verschrieben, meinte von mir *hüstel*


    Im Übrigen. Mit Links zu den Örtlichkeiten meinte ich, dass das die Verlinkung zu den Orten ist, wo Du die Sachen weiterspielen sollst und nicht ein neues Thema aufmachen dafür. Das Wort valetudinarium (rot gefärbt) führt Dich mit einem Klick darauf auch zum valetudinarium, ebenso bei den anderen roten Wörtern. Wäre gut, wenn Du das in Zukunft beachtest, danke.

    „Ein guter Läufer? Soso. Reiten oder Schwimmen, wie sieht es damit aus? Aber das ist im Moment eher unwichtig, die Verwaltung wird in jedem Fall noch einen Bericht über Deine Fähigkeiten und Leistungen von Deinem neuen centurio erhalten.“


    Es dauerte eine Weile in denen Appius mit Schreibarbeiten beschäftigt war und den jungen Mann in seinem officium nicht mehr beachtete und auch kein Wort mehr von sich gab, zwischendrin sah er kurz aus dem Fenster hinaus und dann erst wieder zu Sparsus, reichte ihm dazu eine tabula.


    „Zuerst der medicus! Geh ins valetudinarium und melde Dich bei einem der dortitgen medici, die gerade ihren Dienst versehen. Anschließend holst Du Dir Deine neue Ausrüstung in der Rüstkammer und danach meldest Du Dich bei der zweiten centuria der cohors prima, bei dem dortigen centurio- in dessen Unterkunft- oder dem optio- in der Mannschaftsunterkunft. Und vergiss nicht, Dich von einem miles Deiner Einheit zum Fahnenheiligtum für das Schwören des Eides führen zu lassen. Ich denke doch, daß ich Dir keinen Soldaten als Amme mitgeben muss, oder?“




    Sim-Off:

    Schluß mit lustig in der Armee 8)
    Im Übrigen ist das ein NPC vor Dir- optio Appius Carteius Cirenthius
    - und nicht mein Charakter, also nicht der Flavier ;)
    Auch bei Dir, Links rot im Text

    Völlig ungerührt von jedwegigen Gefühldemonstrationen seitens des Anwärter nickte Appius andeutungsweise und kritzelte etwas ominöses auf die tabula vor ihm, was ihn eine Weile zu beschäftigen schien. Nach einigen Herzschlägen, es waren bestimmt mehr als 60, sah er auf und reichte die tabula an Hadrianus weiter.


    „Damit gehst Du nun zum medicus im valetudinarium. Er wird Dich genauer anschauen und sehen, ob Du gesund für den Dienst in der legio bist. Danach gehst Du zur Ausrüstungskammer, immer schön diese tabula vorzeigen und abzeichnen lassen. Anschließend meldest Du Dich bei Deiner neuen Zenturie, falls Dich der medicus für tauglich erklärt. Dort lässt Du Dir den Weg zum Fahnenplatz zeigen, wo Du den Eid schwören wirst.“


    Appius zog die Musterrollen hervor und sah auf die Listen hinab.


    „Melde Dich bei der zweiten centuria der cohors prima, bei centurio Marcus Flavius Aristides- in seiner Unterkunft- oder bei optio Tallius Priscus- in der Mannschaftsunterkunft. Es kann sein, daß Du danach noch mal die Zenturie wechseln mußt, aber dort wirst Du vorläufig zumindest aufgehoben sein. Meinst Du, Du findest den Weg alleine?“



    Sim-Off:

    Links zu den Örtlichkeiten stehen rot im Text.

    Der Wein tat schon langsam seine Wirkung bei Marcus- sein Geist wurde langsamer und träger. Aber trotzdem schickte Marcus sich nicht an, weniger von dem edlen Gesöff zu sich zu nehmen. Suchend sah er sich einen Moment nach seinem Sklaven um, vermutete ihn aber unter den anderen Sklaven, die draußen warteten und wahrscheinlich ihre Wartezeit mit Würfeln oder Tratschen verbrachten. Marcus ahnte nicht, daß sein Sklave in der Tat die Gerüchte aus jenem Hause versuchte zu eruieren. Corvinus? Ah, es fiel Marcus wieder ein. Schließlich hatte er gerade sich noch mit dem Aurelier zur Jagd verabredet.


    “Hat er das? Aha, nun, hoffentlich gehört er nicht zu den tribuni, die eine Katastrophe für die legio sind.“


    Marcus lachte kurz und verstummte dann jedoch, hob verwirrt die Augenbrauen und sah unbewußt zu seinem legatus hinüber. Das mußte irgendetwas mit Politik zu tun haben, deren ominöse Strukturen und Machtgeklüngel Marcus ein Buch mit sieben Siegeln war. Genau genommen bräuchte ein Buch für Marcus nicht derart versiegelt zu sein, um genauso rätselhaft zu sein. Aber er überging das aus jenem Grunde lieber, wollte nicht in irgendwelche Intrigennetze stolpern, die er noch nicht einmal bemerkte.


    „Abgelöst? Ähm, was meinst Du damit? Warum sollte ich abgelöst werden?“


    Nur unwesentlich hielt die Verwirrung über die mysteriöse Frage an. Denn das Thema Spiele begeisterte Marcus umso mehr. In seiner Kindheit, seiner Jugend und bis vor kurzem hatte er niemals einer der ludi verpasst, die in der Stadt abgehalten wurden, wo er gerade unterwegs war. Früher natürlich in Baiae, zwischenzeitlich von Griechenland bis nach Aegyptus. Nur in Germania und in Mantua sah es damit etwas mau aus.


    „Ahh, Carthago! In der Tat, vortrefflich kann ich da nur sagen. Ha, wie amüsant. Mein Sklave heißt auch Hannibal, ich glaube das hätte ihm bestimmt auch gefallen, die Spiele meine ich…obwohl sein Namensvetter wohl auch verloren hat, oder…? Ha, zu schade, daß ich Deine Spiele verpasst habe. Warst Du schon mal in der Gegend von Carthago?“

    Da dies doch ein vergleichsweise harmloser Versprecher für Marcus war, grämte er sich nicht sonderlich lange damit- was auch nicht sein Naturell schien, die mehr leichtfertig und schnell vergessend war. Darum neigte er andeutungsweise den Kopf auf die Begrüßung, lächelte leutselig und nahm auf einem der Klinen Platz, die ihm schon vortrefflich Konvenienz geboten hatte. Als er es sich bequem machte, grübelte Marcus einen Moment nach, wen denn Vesuvianus damit meinen könnte- Marcus hatte nun mal kein gutes Namensgedächtnis- bis es ihm justament erneut einfiel. Die junge Frau im Peristyl, mit der er sich einige Minuten unterhalten hatte. Und war es nicht auch die Frau, die Hannibal in ihrem letzten Streit erwähnt hatte? Doch, durchaus, wenn Hannibal ihm auch noch einige andere Namen genannt hatte. Aber gerade jener Name, jene Frau sollte sich Marcus wohl gut entsinnen. Oh doch! So war es. Epicharis, nicht Deandra, Marcus, merk Dir das!, so waren die Worte seines Sklaven gewesen. Nun, die evidenten Reminiszenzen vor Augen, nickte Marcus.


    „In der Tat, Deine Tochter, ist das nicht so? Eine doch aufgeweckte junge Frau. Ich muss zugeben, sie erinnert mich darin auch an meine eigene Tochter.“


    Marcus lächelte, wenngleich die Sorge um sein eigenes Kind ihn immer noch in seiner Stimmung zu trüben vermochte. Aber nur für einige Herzschläge, denn heute war er zu sehr in einer konzilianten Gemütslage. Marcus ohnehin doch gute Laune stieg um einiges an, als er die gar köstlichen Speisen sah, von denen er sich auch reichlich und in hedonistischer Art reichen ließ, ebenso einen Becher mit Wein, um ebenfalls anzustoßen.


    „Oh, fürwahr. Auf jene lieblichen Geschöpfe, die uns das Leben in jeder Art versüßen können. Besonders auf Töchter. Mögen unsere Schätze immer gut bewahrt sein.“


    So weit, so gut, noch war es unverfänglich. Marcus hob kurz den Becher, beinahe wäre noch alles gut gegangen, aber nur beinahe, denn es fiel hm noch ein weiterer Trinkspruch ein. Und es war nun mal niemand da, der ihm rechtzeitig mit dem Ellbogen einen Stoß verpassen konnte.


    „Auf Ehefrauen, mögen wir von ihnen verschont bleiben, und auf die Mätressen. Mögen sie sich nie begegnen.“


    Wäre jetzt Hannibal hinter Marcus gestanden, er hätte wohl einen heftigen Hustenanfall bekommen. Hätte schon alle Hoffnungen für ein gutes Gelingen dieser Angelegenheit, die Marcus' Mutter so wichtig war, für ruiniert erachtet. Noch nicht mal ein Schluck Wein getrunken und Marcus war in ein Fettnäpfchen getreten, was seines gleichen suchte. Doch wie es auch in jenem Fall Marcus Wesen entsprach: er merkte es noch nicht einmal! Darum lachte er nur ausgelassen und sein kollerndes Lachen, tief und volltönend, füllte den Raum. Als er tief Luft holte, versuchte sich Marcus zu entsinnen, von wem er den Spruch gehört hatte. Ah, es war Faustus, der die Patriziervilla an der Purpurbucht besaß und stets grandiose und fulminante Gastmähler veranstaltete. Im höchsten Maße amüsant hatte Marcus sie empfunden und sich einige Bonmots von ihm gemerkt. Verwirrt hob Marcus die Augenbraue und wusste nicht so recht, was Vesuvianus mit seiner letzten Frage meinte. Marcus war nun mal in Baiae aufgewachsen, für ihn zählten solche Runden, ob im Kleinen oder im größeren Rahmen, durchaus zur Normalität unter der Noblesse und dem alten Adel. Und da Marcus nun mal direkt war, schüttelte er nur den Kopf.


    „Nein, eigentlich nicht. Ähm…sollte ich das?“

    Zitat

    Original von Caius Decimus Hadrianus
    "Ich will ein ruhmreicher römischer Legionär werden wie so viele in meiner Familie. Ich möchte Beweisen, dass ich ein Mann bin, ein Mann, der auch auf sich und andere aufpassen kann, der Autorität ausstrahlt.
    Das Einzige was ich will,als Bürger Roms, ist dem Kaiser in der Legio I zu dienen."
    ...


    Appius Hände verschränkten sich ineinander und er sah starr auf seine tabulae hinab. Schweigend musterte er die Abstände, und verschob die Äußerste dann doch noch ein wenig. Erst als er damit zufrieden war, sah er auf und wieder zu dem Decimus. Langsam, wie eine Schnecke, die über den rauen Boden kroch, wanderte die Augenbraue von Appius hoch.


    “Du suchst danach Ruhm und Ehre zu erlangen? Du möchtest ein Mann werden? Decimus, mir scheint, ich muß da erst Mal einige Vorstellungen zurecht rücken. Zum einen erlangt man als normaler Soldat in der legio keinen Ruhm. Den Ruhm erhalten die legati, die tribuni und unter Umständen noch die praefecti. Manchmal sogar noch der primuspilus der legio. Ein Soldat nicht! Ein Soldat tut seinen Dienst, tut er es gut, dann lebt er lange und freudlos in der legio. Tut er es schlecht, lebt er qualvoll und unter Bestrafung, bis er eines Tages, von einer barbarischen Klinge gefällt, in einem Dreckloch oder auf dürrer Wüste- weit weg von der Heimat- sterben wird.“


    Verbittert erbebte Appius Nase- oder war es dann doch nur eine Täuschung?- und er sah auf die Schreibtafeln. Dann sah er zu dem Decimus.


    “Weißt Du überhaupt, was Du sagst, wenn Du vom Sterben sprichst? Willst Du das sehen, wie ein Soldat stirbt? Möchtest Du das? Wenn Du immer noch meinst, daß Du dafür sterben würdest, solltest Du es vorher sehen, ehe Du so leichtfertig solche großen Töne spuckst!“






    Sim-Off:

    ;) <--- so den Beitrag lesen, da so gemeint.


    Nur als kleiner Hinweis: Du brauchst nicht einen neuen Beitrag zu verfassen, wenn Dir noch etwas einfällt. Editier doch einfach deinen letzten Beitrag, wenn Dir noch niemand geantwortet hat. Das geht auch.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus
    "Weil ich sonst nichts habe. Das einzige was ich will ist meinen Platz finden und ich bin der festen Überzeugung das dies bei der legio prima sein wird. Und ic hbin mir im klaren das 20 Jahre eine lange Zeit sind - 20 Jahre lang neue Länder sehen - neue Kulturen kennenlernen - es gibt so viel das man lernen kann - und dazu die legio als Familie, wie soll man denn da nicht zur Legion wollen?"
    fragte Marcus zurück.


    Marginal zuckte Appius Augenbraue und er sah den jungen Mann vor sich weiterhin starr und ohne eine emotionale- oder sagen wir besser, eine menschliche- Regung an. Noch nicht mal ein Lächeln, eine Verärgerung oder Unmut, keine Zustimmung oder sonst eine normale Reaktion folgte. Nur ein knappes Nicken und ein Zurückkehren an seinen Tisch.


    “Ich diene schon beinahe zwanzig Jahre in der legio. Weißt Du, wie oft ich Italia verlassen habe? Einmal. Wir sind für einige Monate nach Dacia geschickt worden. Kultur und Land kennen lernen? Da kann man nur lachen darüber.“


    Appius lachte nicht, freudlos sah er auf und Sparsus durchdringend an.


    „Du bist nicht hier in der legio, um eine Bildungsreise anzutreten. Ein Soldat zieht in die Fremde, um Krieg zu führen, die römischen Grenzen zu verteidigen oder die Barbaren und unzivilisierten Völker in ihre Schranken zu verweisen. Mit der Bevölkerung hast und darfst Du nicht fraternisieren- unter KEINEN Umständen, denn sie sind Deine Feinde, diejenigen, die Dir nachts die Kehle aufschneiden möchten, so heimtückisch wie ALLE Barbaren nun mal uns gegenüber Römern sind. Und wenn Du einfach keinen Platz zu schlafen weißt? Dann such Dir einen guten Patron und laß’ Dich von ihm haushalten, aber glaube nicht, daß das Grund genug ist, um der legio beizutreten.“


    Obwohl die Worte doch nicht einer gewissen Schärfe entbehrten, so sprach sie Appius völlig ruhig, als ob er sich über das Wetter austauschen wollte.


    “Was kannst Du so? Hast Du einen Beruf gelernt? Lesen, Schreiben? Sprachen? Waffenfertigkeiten? Warum sollte es der legio nützen, Dich aufzunehmen?“






    Sim-Off:

    ;) <--- so ist der Beitrag gemeint, wie auch der ganze Rest.

    Es gab selten Gelegenheiten, bei denen Marcus gerne einem Menschen hinter her lief. Doch wenn, dann mit Sicherheit einer Frau. Denn dies war Marcus nicht nur weniger unangenehm, sondern sogar im höchsten Maße vergnüglich. Bei jedem Schritt, den eine Frau- Frauen hatte eine unnachahmliche Art an sich zu laufen, wenngleich auch jede Frau anders schritt, schwebte oder tänzelte- besaß eine Anmut, die ein Mann niemals aufbringen konnte. Und das Schönste daran: Bei jedem Schritt hob und senkte sich das Gesäß munter, zeichnete sich sogar unter einer Sklaventunica immer mal wieder ab und so hatte Marcus einiges, was er während des kurzen Ganges ins triclinum betrachten konnte. Natürlich hatte die Sklavin vor ihm nicht das prachtvolle runde Gesäß einer Numibierin oder Nubierin, aber auch dieser konnte sich durchaus sehen lassen. So bemerkte erst im letzten Moment, daß sie bereits im Speiseraum waren, schnell wandte er den Blick von dem verlockenden Körperteil der serva- das einzige, was er wirklich an ihr anziehend fand- ab und trat auf Vesuvianus zu. Die Schriftrolle in dessen Hand ließ Marcus einen Moment zögern. Daß man sich auch noch nach der Arbeit mit Schriften beschäftigen wollte, das war Marcus völlig schleierhaft.


    „Salve, tribunus.“


    Nun, völlig mit den Beginn einer höflichen Konversation- Marcus hatte immer seine arge Mühe damit- beschäftigt, hatte Marcus kein Auge mehr für die Sklavin, verbannte sie vollends aus seinem Geist und seiner Aufmerksamkeit und nahm seine gesamte Kapazität dafür in Anspruch, sich die folgenden, wahrlich "geistreichen" und "inspirierenden"- nun gut, Marcus fiel schlicht nichts besseres ein- Worte zurecht zu legen. Es lag einfach vielleicht auch daran, daß die Worte, die sich ihm zuerst in den Sinn drängten, wohl kaum für den Hausherren geeignet waren wie: Solche hübschen Käfer, wie Deine Sklavin, könnten wir auch am Tor in der legio gebrauchen. Gerade als sich Marcus andere Worte dafür einfallen lassen wollte, platzte es ihm schon fast zur Gänze aus dem Mund.


    „Solche hübschen Käfer…ähm… [leichtes Husten]…wie mir scheint, hat sich Deine villa mit Leben gefüllt. Im Übrigen empfand ich das Bankett neulich sehr gelungen. Ich danke Dir für die Einladung dazu.“