Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Der Wind zerrte an den Büschen neben dem Eingang, ließ die vergilbten Grashalme am Rande erzittern und fuhr doch bedeutend kühler über Marcus Rücken. Da er nicht eine toga trug, sondern das dafür ersetzende Gewand, die paenula, war er nicht unfroh schnell in die villa eingelassen zu werden. Mit einem marginalen Nicken reichte Marcus die lacerna, die er nur über dem Arm trug- der Tag war wahrlich schön genug gewesen- an die Sklavin weiter. Schemenhaft erinnerte er sich an die junge Frau, Marcus befand, daß es eine vortreffliche Wahl war, mal eine hübsche- wenn auch für ihn nicht sonderlich anziehende- junge Frau als ianitor einzuteilen. Die hässlichen Kerle, die zwar wirksam Bettler abweisen konnte, waren doch nichts für das Auge eines Ästheten.


    „Ich danke Dir!“


    Einem männlichen Sklaven gegenüber hätte Marcus wohl niemals solche Worte in den Mund genommen, aber bei den weiblichen Unfreien passierte es ihm immer wieder. Derart angenehm empfangen zu werden, trat Marcus tiefer in die villa hinein und folgte ihr zum triclinum.

    Zitat

    Original von Caius Decimus Hadrianus
    "Ich spreche Griechisch und Latein, kann Lesen und Schreiben,Schwimmen,Segeln und Reiten", sagte Hdrianus der sich seiner hispanisch-römisch-griechischen Herkunft entsandte und hoffte seinem Traum ein weiteres Stück näher gekommen zu sein.


    Ohne ein Wort zu sprechen, bewegten sich die Lippen von Appius stumm mit als er das Gesagte niederschrieb. Bei einem Wort stutzte er jedoch, sah auf seine tabula hinab und schüttelte verwirrt den Kopf, doch er ließ den jungen Decimus erst mal aussprechen und noch die Ergänzung anfügen, ehe er den Griffel zur Seite legte und seinen Blick fest auf ihn richtete, seine Mundwinkel zeigten dabei, wie eigentlich so gut wie immer, nach unten.


    “Segeln? Was meinst Du bitte mit Segeln? Verstehst Du darunter die Seemannschaft auf einer triere? Wo hast Du wohl das gelernt? Du bist Dir schon im Klaren darüber, daß wir hier nicht die classis- die Flotte des Kaisers- sind, sondern eine Einheit mit überwiegend Fußsoldaten? Solltest Du bei der Flotte anheuern wollten, müsstest Du nach Misenum oder Ravenna* reisen, dort ist die Flotte in Italia stationiert.“


    Wie aus einem Reflex heraus ordnete Appius die tabulae sorgfältig in einer Reihe, mit genau dem gleichen Abstand dazwischen.


    “Und was Du bezüglich der Fertigkeiten gesagt hast. Nun, Decimus, das sind Tugenden. Und sicherlich sind diese Tugenden von großem Wert für einen Soldaten, sogar noch mehr als die Kunst ein Hufeisen zu schmieden oder eine Rüstung zu reparieren. Doch ich fragte nach den Fertigkeiten. Kannst Du schustern, nähen, bist vielleicht ein medicus oder so etwas in der Art? Aber gut, das wird Dein centurio sicherlich noch mit Dir durchgehen. Aber solltest Du es nicht doch noch anders überlegen: Warum die legio prima?“




    Sim-Off:

    *Ravenna wird jedoch nicht im IR bespielt

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus
    "Ich bin 21, kerngesund und geistig voll zurechnungsfähig. Bei meinen Familienangehörigen sind mir keine Geisteskrankheiten bekannt." antwortete ich ihm.


    Appius stand auf und legte die tabula zur Seite. Langsam ging er auf Sparsus zu und musterte ihn durchdringen mit seinen kalten Augen, seiner frostigen Miene. Der kurze Moment, wo Appius glatt Mitgefühl offenbart hatte, war nun schon verflogen. Appius sah an dem angehenden probatus vorbei und aus dem offen stehenden Fenster hinaus, was einen guten Blick auf den entfernten Exzerzierplatz offenbarte.


    “Einundzwanzig. Ein junges und sehr gutes Alter für einen Mann. Aber hast Du Dir auch gut überlegt der legio beizutreten? Bist Du Dir im Klaren, daß Du Dich für die nächsten zwanzig Jahre für den Dienst in der legio verpflichten wirst? Dein Leben und Dein Leib deinem Kommandanten überantworten. Wenn Du Deinen Dienst gut versiehst, wird Dir meist noch nicht mal der Hauch von Ruhm oder Glorie erhalten, Du wirst nur ein normaler Soldat sein. Tust Du ihn schlecht, so wird Dein centurio das Recht haben, Dich auch körperlich Maßzuregeln, wie es ihm beliebt. Außerdem kann es schon sein, daß Du nächstes Jahr im Felde sterben wirst, im kalten Morgengrauen, im Matsch und nach Wasser dürstend!“


    Appius verstummte einige Herzschläge lang und seine Lippen pressten sich fest zusammen. Ein bitterer Unterton schwang in seiner Stimme mit, denn er vertat seinen Dienst stets gut und wurde nie mit einer Belohnung versehen oder erhielt mal eine Auszeichnung. Dann richtete er seinen Blick starr auf Sparsus.


    „Warum willst Du der legio prima beitreten?“

    Um Titus Mundwinkel zuckte es, und noch einmal, dann verzogen sich seinen Lippen, die von einem doch mehr schlecht rasierten und dicklichem Kinn umgeben wurden, zu einem breiten Lächeln. Eigentlich wollte er sich einen kleinen Scherz mit dem probatus erlauben, doch in dem Moment überlegte er es sich anders.


    “Schnall das Schwert rechts, Dein centurio würde es nicht sehr amüsant finden, wenn ein probatus sein Gladius schon wie ein Offizier trägt. Ich hab mir nur einen kleinen Scherz erlaubt. Und nein, Du hast noch nicht alles. Oder willst Du auf einem Marsch nichts essen, keine Schlafsachen haben und nur mit der Kleidung auf dem Leib und den Waffen in der Hand durch das Land ziehen, wenn die legio mal aufbrechen sollte? Nein, das geht so nicht…“


    Und dann bekam Vindex auch noch das Restliche an Ausrüstung, was er in der legio benötigte- vom Leinensack bis zur Pfanne. Auch zeigte Titus dem probatus noch, wie er alles am Besten zusammenpackte und praktikabel mit sich schleppen konnte.


    “So, jetzt kannst Du Deinen neuen centurio aufsuchen. Viel Erfolg in der legio und pass gut auf die Ausrüstung auf, sie gehört nun Dir und Du wirst für sie noch Stück für Stück zahlen müssen.“




    Die Sonne strich sanft über den bergigen Horizont, färbte den Himmel in orangerote Lichterflecken und leuchtete in einem purpurnem Spiel die Wolkenfetzen am Himmel an, die von dem lauen Wind, der den Duft des Frühlings in sich trug, in Richtung der Berge im Norden getrieben wurden. Abermals ritt Marcus, dieses Mal ohne seinen Sklaven Hannibal, den Weg in Richtung der villa Claudia. Dumpf schlugen die Hufen bei jedem Schritt auf den Pflastersteinen, der Wind zerrte an seiner dunkelroten paenula, die er an dem Abend, statt der unbequemen toga trug. Mit den Gedanken völlig woanders ließ Marcus die Zügel durchhängen und sein dunkelbraunes Pferd streckte bei jedem Schritt den Kopf weit nach vorne, lief, frei der Nase nach, an den Strassen Mantuas vorbei. Erst als er an einem schwarzen und kahlen Baumhain vorbei ritt, einige Raben krächzend sich aus den toten Ästen in den Himmel erhoben, bemerkte Marcus, daß er den falschen Weg genommen hatte.


    Mit einem leisen Seufzen lenkte er sein Pferd wieder zurück und fand schließlich doch noch den rechten Weg zur villa. Dort angekommen stieg er von dem Ross hinab, lockerte den Sattel und band das Tier an einem hölzernen Pfahl fest, ehe er seine paenula über seiner hellen tunica glatt strich, den Weg- an einigen kleinen Büschen und mit Knospen versehenen Sträuchern vorbei- entlang ging, am Rande einige Frühlingsblumen bemerkte, auf den Eingang des villa Claudia zutrat und selber seine Hand hob, um zu klopfen. Ruhig wartete Marcus, sah über die Bäume hinweg auf das Abendrot, beobachtete einige hochfliegende Schwalben, die wohl schon aus dem Süden zurück gekehrt waren und wandte sich abermals der Tür zu als er den Laut des Öffnens- ein marginales Scharren- vernahm.


    “Salve, mein Name ist Marcus Flavius Aristides. Der Hausherr erwartet mich.“

    In höchstem Maße gut gelaunt, der volle Essensteller lag direkt neben Marcus und die angenehmen Dünste des Fleisches stiegen ihm in die Nase, lehnte sich Marcus auf der Kline zurück und aß genüsslich von den delikaten Fleischspeisen, insbesondere von dem Wildschwein, was vielleicht aus den Wäldern der Umgebung stammte und ihn schon mit Vorfreude auf die Jagd erfüllte. Marcus lächelte schief als das Gespräch auf das Militärtribunat kam, denn auch Marcus teilte die meisten Vorurteile was Kandidaten für selbiges anging. Es gäbe wohl nur eine Ausnahme, wo er nicht mit Misstrauen und Abneigung einem solchen tribunus am Anfang zumindest begegnen würde, bei seinem Vetter Gracchus. Aber alle andere Tribune würden es wohl genauso bei Marcus schwer haben, wie bei vielen anderen Soldaten der Legion.


    „Deine Spiele scheinen doch fantastisch gewesen zu sein, Deine Arbeit als Aedil vorbildlich, ich könnte mir nichts vorstellen, was gegen eine Aufnahme sprechen würde. Aber werden nicht die Tribune schon bald ernannt?“


    Ob Durus sich tatsächlich als Senator eignete und berufen würde, das wußte Marcus natürlich nicht. Eigentlich hatte er- von den Spielen abgesehen- nichts über den Tiberier in Besonderen gehört. Aber keine Nachrichten sind besser als schlechte Gerüchte und Neuigkeiten. Zu der Frage nickte Marcus andeutungsweise und war verblüfft, ob des Scharfsinns des Tiberiers. Sah man ihm- Marcus Flavius Aristides- das schon an? Obwohl Marcus sich durchaus nicht mehr sicher war, ob seine Tätigkeit nicht bei der Vorstellung gefallen war.


    „In der Tat, ich diene in der legio prima. Zwar nur die Hälfte meiner Zeit im Militär, vorher war ich, wie der legatus, in Germania stationiert und bin Decimus Livianus, bei seinem Kommandowechsel, hier nach Mantua gefolgt. Würdest Du gerne Tribun bei der legio prima werden?“


    Die Musik klang in seinen Ohren wunderschön, seine Augen richteten sich auf einen Lyraspieler und er lauschte für einige Herzschläge gefangen den melodischen Klängen, trank dabei einige Schlücke von dem Falerner und aß weiter von dem vorzüglichen Mahl. Doch ganz wollte Marcus das Thema: Spiele nicht fallen lassen, so wandte er sich wieder mit einem jovialen Lächeln auf den Lippen Durus zu.


    „Sag, wie bist Du eigentlich auf die Idee mit der Seeschlacht gekommen? Und wie bringt man so viel Wasser in einen Circus? War es im flavischen Theater oder an einem anderen Ort?“

    Das mit den liegen gebliebenen Dingen konnte Marcus vollends nachvollziehen. Es war ihm völlig schleierhaft, woher das kam, aber sein gesamter Schreibtisch war voll mit irgendwelchen tabulae, die ihm die Verwaltung schickte, bezüglich seiner Männer und der Versorgung. Natürlich hatte sich Marcus noch keine einzige der Schriften genauer angesehen, die ihm der Soldat, den er als Schreiber eingeteilt hatte, ihm dann weiter gegeben hatte. Doch wichtiger Feiertag, war wichtiger Feiertag und Marcus nicht unfroh, eine nicht unbedeutende Entschuldigung zu haben, mit dieser lästigen Arbeit in Verzug zu sein.


    „Danke, tribunus. Vale!“


    Marcus nickte noch mal dem Tribun zu, salutierte und verließ anschließend das officium, um sich zu seiner Zenturie zurück zu begeben.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus
    Ich beschloss mir den Rat des Schreibers zu merken und in zukunft mehr Respekt zu zeigen.
    "Marcus Iulius Sparsus, Sohn des Tiberius Iulius Titianus. Er und meine Mutter sind beide verstorben, auch mein Bruder ist tot. Ich wurde in Rom geboren."


    Sim-Off:

    Wunderbar, danke für Dein Verständnis. Wegen deinen Eltern: Du wendest Dich am Besten per "Persönliche Nachricht" an Iulius Numerianus, deinem SimOff Verwalter Deiner Gens. Mit ihm besprichst Du, wer Deine Eltern sind.


    Der Griffel stockte auf Appius tabula und er hob langsam den Kopf. Marginal zuckte sein rechter Mundwinkel und er starrte Sparsus einen Moment schweigend an. Einige Herzschläge wußte Appius nicht, was er sagen sollte. Denn das erinnerte ihn ein wenig an ihn selber, Appius war als Waise aufgewachsen, völlig ohne Familie groß geworden und nur in der Obhut eines sehr entfernten älteren Vetters. So passierte wohl etwas, was Appius selten- nein, sogar nie- wiederfuhr. Er vergass doch glatt nach den Namen nachzufragen.


    „Aha. Tut…mir leid.“


    Der scriba hinter dem optio riss dieser Worte wegen überrascht die Augen auf und ließ ebenso seinen Griffel sinken. Appius merkte das nicht, sondern fuhr gleich fort.


    „Wie alt bist Du? Hattest Du Krankheiten, Geistesgestörtheiten bei Dir oder Familienangehörigen? Irgendetwas, was wir vorher wissen sollten?“

    Sim-Off:

    Hmm…nun, dann werden wir wohl mit diesen ominösen Namen leben müssen.


    Appius notierte sich die Namen der Eltern, wunderte sich zwar noch, aber beschloss es einfach, mit einer Anfrage an den legatus, weiter zu reichen. Immerhin war dieser sein Verwandter und da würde er mit Sicherheit für den jungen Mann bürgen können. Aber diese unorthodoxe Vorgehensweise irritierte Appius maßlos. Er starrte auf seine tabula, um den roten Faden für die Befragung wieder aufnehmen zu können. Seine Lippen waren eine schmale Linie, sein Gesicht verkniffen und doch würde er niemals im Leben seinen Dienst tauschen wollen, er liebte die Arbeit in der Verwaltung. Nur wünschte er sich mehr Anerkennung.


    “Gut, dann gehen wir mal weiter. Also, ob Du gesund bist, wird noch unser medicus untersuchen. Was sind denn so die Fähigkeiten, die Du der legio besteuern kannst? Kannst Du Lesen, Schreiben? Welche Sprachen? Wie sieht es mit Reiten und Schwimmen aus? Schon einmal gekämpft? Hast Du ein Handwerk gelernt? Einen Beruf vorher ausgeübt?“

    Titus lehnte sich gegen den bedeutend leereren Tisch und nickte zufrieden, als Vindex den Helm probierte und er augenscheinlich zu passen schien. Aber das lernte man in all den Jahren in der Rüstkammer, die passenden Deckel zu den Töpfen zu finden. Titus wollte sich schon dem Marschgepäck zuwenden, als er Vindex Frage vernahm. Grinsend sah er wieder zu ihm und zuckte mit der Schulter.


    „Also, das kommt darauf an, wie Du kämpfst. Wenn Du mit der linken Hand Dein Schwert führst, dann gürtest Du es Links, wenn mit Rechts, dann auf der rechten Seite. Die Barbaren pflegen es anders herum zu gürten, wir nicht. Aber Du wirst in der Grundausbildung mitbekommen, daß man das kurze Schwert sehr gut so ziehen kann.“

    Am Morgen des regifugium und noch bevor die Feierlichkeiten beginnen sollten, hatte sich Marcus eilends zur Militärakademie aufgemacht. Wenn er schon für einige wenige Stunden in Rom war, würde er das auch ausnützen müssen. Und doch machte sich die Bekommenheit in ihm breit mit jedem Schritt, wo er sich der Akademie näherte. In seinem Windschatten hatte er seinen Sklaven Hannibal bei sich, der ihm im Notfall die richtigen Antworten zuflüstern sollte. Und wie Marcus doch Prüfungen hasste, egal welcher Art und bei den Schriftlichen hatte er doch oft das Talent, gnadenlos zu versagen. So zögerte er immer mehr, je näher er an die Akademie heran kam. Ob er so leicht abschreiben konnte, wie bei dem res vulgares, als er sich heimlich die Unterlagen seiner Tochter durchgeschaut hatte? Grübelnd kam er an und ließ sich den Weg zum officium weisen, blieb vor der Tür stehen und klopfte schließlich, wartete auf die übliche Eintrittsaufforderung und betrat erst dann den Raum. Mit einem höflichen Nicken trat Marcus auf den scriba zu.


    „Salve, ich bin centurio Marcus Flavius Aristides, von der ersten Kohorte der legio prima. Ich würde gerne, sofern es zurzeit möglich ist, das erste Examen absolvieren.“

    Zwar endete Marcus Dienst nicht mehr, seitdem er centurio war, so regulär wie zu seiner Zeit als optio, aber er hatte dadurch auch mehr Möglichkeiten sich die Freiräume für die cena nehmen zu können. Es gab einfach viele Dinge als centurio, wofür Marcus jeden Tag den Göttern inbrünstig dankte, daß sie ihm diese beschert hatten- etwas besseres Essen, eigene Unterkunft und noch einiges mehr. Wenngleich die Verantwortung auch gewachsen war und das Leben wieder komplizierter machte. Nichtsdestotrotz, Marcus war sich sicher, er würde es zu dem Zeitpunkt schaffen können. So nickte Marcus abermals und zustimmend.


    “Dann werde ich zu der gegebenen Zeit gerne kommen.“


    Ein wahrlich gutes Essen vor Augen, kein widerlicher Soldatenbrei am Abend, war eine rosige Perspektive für den Tag.


    „Ja, ich werde nach Rom reisen, zwar sehr kurz, um schnell erneut in der legio zu sein, aber mein Vetter wäre nicht erfreut, wenn ich nicht an dem Feiertag erscheinen würde. Außerdem finde ich immer mehr Gefallen und Begeisterung an unseren Tänzen. Es ist nicht nur tief ergreifend, dem Staat und den Menschen dienend, sondern dabei auch noch vergnüglich.“


    Marcus lächelte gut gelaunt in Anbetracht, dass ihm ein weiterer Waffentanz bevorstand, wenngleich ihm sein anderes Vorhaben, was er noch in Rom erledigen wollte, Magengrummeln bereitete. Aber bis dahin war es noch einige Tage und erstmal hatte er nur die Herausforderung sich wieder um die probati zu kümmern und seine Zenturie.


    „Gut, dann sehen wir uns heute Abend. Oder wolltest Du noch etwas mit mir besprechen?“

    Titus Crassus betrachtete sich die Rüstung am probatus prüfend und nickte zustimmend.


    “Ja, doch, doch, und zur Not kannst Du auch die Riemen enger oder weiter schnallen, so starr ist die Rüstung immerhin nicht. Haha…ja, als Soldat in der Legion muss man schon gehörig schleppen können. Aber dann zu den Waffen…Deine besten Freunde!“


    Titus zog ein Schwert hervor, was in einer ledernen Schwertscheide gehüllt war.


    „Das gladius, pass gut darauf auf und pflege es immer mit Sorgfalt. Denn dies kann Dir neben dem scutum…“


    Er zog das große Schild heran und reichte es an Vindex weiter.


    „…das Leben retten. Dann hier noch Dein Helm mit der crista, der Helmzier und zwei pila, ein leichtes und ein schweres!“


    Titus gab Vindex den Helm, Helmzier und die Wurfspeere.


    „Probier doch auch mal den Helm an und schau, ob die Waffen gut in Deiner Hand liegen.“

    Sim-Off:

    Also, wenn Du die Leute wirklich verärgern willst, dann drängelst Du auf diese Weise. Aber bevor Du nicht über das Tor hereingekommen bist, hätte ich auch nicht angefangen, Dich in der legio zu „bespielen“ Aber jetzt kann es auch hier beginnen.


    Es war Glück für Sparsus, daß tatsächlich der optio des Rekrutierungsbüros im Nebenraum mit den Akten beschäftigt war und er zuerst einem jungen scriba entgegen trat. Der sah überrascht auf und warf schnell einen Blick in Richtung, wo sein vorgesetzter Offizier verschwunden war. Erleichtert atmete der scriba auf.


    „Salve, Mann, hast Du Glück, daß der optio das nicht gesehen hat. Der rastet aus, wenn nicht jemand an der Tür klopft ehe er herein kommt. Das solltest Du in Zukunft bedenken. Du möchtest also der legio beitreten? Moment bitte!“


    Schnell stand der junge Mann auf und eilte nach hinten. Kurze Zeit später kam ein recht hagerer Mann zurück, dessen Ratsecken ausgeprägt waren und sein verkniffenes Gesicht gleich verriet: Mit ihm war nicht zu spaßen. Ohne Sparsus zu grüssen, trat der optio auf einen Tisch zu und griff nach einer tabula, die dort in akkurater Reihenfolge aneinander gelegt waren.


    „Name? Eltern? Geburtsort?“


    , brummte Appius missmutig. Er war sehr schlecht gelaunt, denn vor wenigen Momenten hatte er erfahren, daß es in nächster Zeit wohl keine Acta geben würde.

    Cafo betrachtete sich den Neuen noch mal von oben bis unten, besah ihn sich auf Waffen und winkte dann einem anderen Soldaten zu, deutete ihm mit einigen Gesten und Worten, den Namen des Anwärters zu notieren.


    „Gut, Du kannst in das Lager hinein. Geh die via weiter und auf das große Gebäude in der Mitte des Lagers, die principia, zu. Dort liegt das Rekrutierungsbüro.“


    Cafo wandte sich um und rief laut.


    “Öffnet das Tor!“


    Und das schwang auch auf und öffnete den Weg für Sparsus zur neuen Zukunft und natürlich dem officium, wo er sich als erstes melden sollte.

    Die kühle Nachtluft genießend sog Marcus die Frische ein, denn im triclinum würde er mit Sicherheit wieder schnell unter der toga leiden müssen. Mit einem unbestimmbaren Lächeln auf den Lippen ließ sich Marcus das Zurechtrücken der Falten gefallen, sah hinab und mußte zugeben, daß der balteus nun abermals so saß, wie es sein Sklave am späten Abend mühevoll, der Zeitnot wegen, hingezupft hatte. Seine Mutter hatte auch immer diese Angewohnheit gehabt, seine Kleidung schnell zurecht zu rücken. Marcus betrachtete Epicharis, verglich sie in Gedanken mit seiner Mutter. Aber er befand das schnell als müßig. Denn keine Frau der Welt konnte es mit seiner Mutter aufnehmen- weder von der Schönheit, noch von ihrer Brillanz her. Diese unerschütterliche Meinung hegte er schon naturgemäß seit seiner Kindheit. Marcus lächelte und nickte zustimmend.


    “Aber natürlich!“


    Seine toga rauschte leise als er mit ihr den Säulengang entlang ging, er musterte dabei aufmerksam die Statuen, die ihm zum größten Teil nicht bekannt vor kamen. Bis auf eine Büste. Marcus Blick blieb einen Herzschlag daran haften und er konnte nur schwer ein Grinsen unterdrücken. Er meinte darin einen der claudischen Kaiser erkennen zu können.


    „Sag, ist das nicht der…“


    Gerade rechtzeitig biss er sich auf die Zunge, um nicht nach dem verrückten Nero zu fragen. Aber das kam mit Sicherheit im Hause der Claudier nicht allzu gut an, wäre gar vergleichbar mit einer Frage nach Domitianus in der villa Flavia. So lächelte er ein Wenig.


    „…ich hab mich doch geirrt.“


    Und schon umfing sie das triclinum, die Musik tönte lieblich und bezaubernd in Marcus Ohren und ein Lächeln huschte über sein Gesicht als er die ersehnten Musikanten nun doch erblickte. Und das Essen schien auch noch auf den Tischen zu sein, dann konnte einem angenehmen Verlauf des weiteren Abend nichts mehr im Wege stehen. Marcus neigte den Kopf in Richtung von Epicharis.


    „Nun, es war mir eine große Freude, mich mit Dir unterhalten zu dürfen. Aber ich möchte Dich nicht weiter den zahlreichen anderen Gästen, die mit Sicherheit dieses Vergnügen teilen möchten, vorenthalten.“


    Höflich- wie es ihm nicht nur Frauen gegenüber anerzogen war, sondern er es auch gerne war- lächelte er Epicharis noch mal zu und wandte sich dann ab, um seinen Platz auf dem Liegesofa einzunehmen. Der Aurelier schien auch entschwunden zu sein, aber der Aedil war immerhin noch am Platz. So würde Marcus vielleicht doch zum Genuss kommen, mehr über die Mysterien der Spiele zu erfahren. Als sich Marcus einen neuen vollen Teller reichte, wandte er sich erneut Durus zu.


    „Verzeih, wenn ich so eilends davon gerauscht bin und leider nicht mehr die Antwort von Dir abwarten konnte. Und, weißt Du schon, was Du in Deiner nächstens Amtspause machen wirst?“

    Der Wind raschelte leise im Unterholz und ließ die Zweige der Bäume fröstelnd erzittern. Unbewegt musterte Marcus sein Gegenüber, hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt und fühlte sich innerlich ganz dumpf- was vielleicht auch an den Nachwirkungen des Weines liegen konnte. Und doch keimte in ihm der Verdruß, sich ständig- so hatte Marcus das Gefühl- mit dem Germanen auseinander setzen zu müssen. Er war es leid, Hass und Zorn zu verspüren, lag es doch nicht in Marcus Natur lange zu hassen oder lange wütend zu sein. Sein Zorn war hitzig, leidenschaftlich und meist genauso kurz wie eine loderne Stichflamme. Schweigend ging Marcus auf diesem kleinen Stück Erde im Garten langsam auf und ab, einige gelbe und trockene Blätter raschelten als er auf sie trat. Am Rande seines Gedankenhorizonts bemerkte Marcus, daß die Sklaven wohl dieses Stück im Garten vergessen hatten in letzter Zeit. Abwesend trat Marcus auf die marmorne Bank zu, betrachtete die feinen Steinmuster des afrikanischen Marmors, setzte sich auf die Bank und sah über den Garten hinweg. Müde rieb er sich für einige Herzschläge lang seine Schläfen und lehnte sich ein wenig zurück, stützte sich mit einem Arm auf dem Tisch neben sich ab. Erst dann wandte er seinen Blick wieder dem Germanen zu und musterte ihn eine Weile.


    „Krieg…ja, nun ich nehme mal an, ihr Germanen habt doch auch Sklaven, oder?


    Marcus war, obwohl er einige Zeit in Germania stationiert war, mit den Gebräuchen der Feinde nicht sonderlich bewandt gewesen, aber Herren und Unfreie hatte er überall auf seinen Reisen erlebt, warum sollte es bei den Germanen anders sein.


    „Und wenn ihr kämpft und andere erobert, nehmt ihr die Gefangenen nicht auch als eure Sklaven? Oder woher könnten eure Sklaven sonst stammen?“


    So spann er seine Mutmaßungen weiter. Seine Finger strichen über den warmen Marmor und er ergriff einige der welken Blätter, betrachtete ihre gekräuselten gelben Ränder, die feine Aderung, die selbst noch in ihrem toten Zustand zu sehen war und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Als die Blätter sanft auf das vergilbte Gras fielen, stand Marcus erneut auf und zuckte gleichgültig mit der Schulter.


    „Was Du erwartest oder nicht, ist mir herzlich egal. Zwar gedenke ich, mich an mein Wort zu halten, doch ist es mir gleichgültig, ob Du es mir glaubst oder nicht. Aber ich warne Dich, treib es nicht zu weit, denn irgendwann wird sonst der Punkt erreicht sein, wo ich mein Wort nicht mehr halten kann und will. Dann wirst Du sterben, Germane. Wirst niemals wieder Deine Heimat sehen, nimmer.“


    Marcus ging einige Schritte an Rutger vorbei und hatte schon wieder vor, zurück ins Haus zu gehen. Doch er besann es sich erneut anders und wandte sich vor den Rosenbüschen um.


    “Aber sei sicher, Rutger, bestraft wirst Du noch. Du wirst es zu Deiner Lebzeit nicht vergessen, daß Du es gewagt hast, meine Tochter anzurühren, sie zu entführen und ihr all die schlimmen Dinge angetan zu haben.“

    Es war Galeo Vedius Cafo, ein hagerer und älterer Soldat, der den Neuankömmling zuerst ausmachte. In den letzten Tagen- wo er Dienst am Tor hatte- war es doch sehr viel betriebsamer und reger als in den Wintermonaten zu gegangen. Wohl ein eindeutiges Zeichen dafür, daß der Frühling hereinbrach. Cafo stieß sich mit seinem pilum ein wenig von der Mauer hinten ab und trat dem Mann einige Schritte entgegen und musterte ihn prüfend. Sein geschultes Auge schien keine Waffen oder ähnliches zu erkennen.


    „Salve, im Prinzip im Rekrutierungsbüro. Doch zuerst, wie ist Dein Name? Wir lassen niemanden hinein, den wir nicht vorher ins Wachbuch eingetragen haben.“





    Lautlos tropften die Wasserperlen an Marcus herunter, die wohlige Wärme machte ihn immer träger und sorgloser. So konnte man das Leben genießen. Und außerdem war Marcus sehr zufrieden bei der Reaktion von Nortruna. Eindeutig hatte er hier die richtigen Worte gefunden, was ihm bei Rutger niemals gelungen waren. Aber Marcus bildete sich schon lange ein, daß er einfach ein Händchen für Frauen hatte, und durchaus mit ihnen gut umgehen konnte. Daß es ihm weder bei seiner Frau, noch bei zahlreichen anderen Frauen gelungen war, verdrängte er immer gekonnt. So hoben sich seine Mundwinkel zu einem zufriedenen Lächeln, das nur marginal erschüttert wurde bei ihrer Nachfrage. Verwirrt legte sich Marcus Stirn in Falten und er wischte sich mit seiner Hand darüber hinweg, seufzte kaum hörbar und sah düster in die Richtung, wo sein Wein nicht kommen wollte. Durchaus war Marcus verirrt. Natürlich hatte er mitbekommen, daß es auch Hierarchien unter den Sklaven gab, aber warum sollte Hannibal der Germanin Anweisungen geben können. Vielleicht tat er das schon in seinem Namen. Das erste Mal keimte ehrlicher Ärger über seinen Sklaven in Marcus auf, der sich von Woche zu Woche, wie es schien, mehr heraus nahm.


    „Hannibal ist auch nur ein Sklave. Als Leibsklave hätte er den normalen Sklaven aus meinem Haushalt vielleicht eine gewisse Weisungsbefugnis, aber nicht Dir gegenüber. Was sich aber drastisch ändern kann, solltest Du gedenken zu fliehen. Denn dann darf und wird er Dich mit Sicherheit verfolgen und wieder in die villa Flavia bringen. Aber ich bin mir sicher, so weit muss es nicht kommen, Venustas!“


    Für einige Herzschläge überlegte er, ob er ihre letzte- wie er fand, sehr unverschämte- Frage beantworten sollte. Das war fast so als ob er ihr eine Arbeit anbieten würde. Marcus Augenbraue wölbte sich in signifikant flavischer Art nach oben. Dann rang er sich doch zu einer Antwort durch, die Wärme, die freie Zeit stimmten ihn heute außergewöhnlich milde.


    „Was Du davon hast? Ich denke, das sollte offensichtlich sein. Sieh Dir Hannibal an. Gut, er treibt es mit seinen Privilegien eindeutig zu weit. Aber zum einen, wenn Du mein Vertrauen erlangst, wirst Du ein und ausgehen dürfen in der villa Flavia, um die aufgetragenen Aufgaben vollführen zu können, und Du bekommst besseres Essen, wirst vor den üblichen Strafen des Verwalters geschützt sein, musst keine Hausarbeiten vollführen müssen, was auch immer da anfällt, sondern Deine Aufgaben beschränken sich lediglich darauf, meine Angelegenheiten zu regeln. Nur was ich Dir auftrage, wirst Du tun müssen. Die anderen Sklaven müssen noch auf zahlreiche andere Männer hören müssen.“


    Daß die Realität unter den Sklaven, selbst für Leibsklaven, in der villa Flavia gänzlich anders aussah, das wußte Marcus naturgemäß nicht. In dieser Hinsicht war Marcus blauäugig. Außerdem hatte er sich für diese subtilen Strukturen und Verhältnisse nie interessiert, noch waren sie ihm überhaupt aufgefallen. Und Hannibal hatte sich bis jetzt ihm gegenüber darüber auch ausgeschwiegen.


    „Wenngleich ich es wünsche, daß Du auch die anderen Flavier mit dem notwendigen Respekt behandelst. Aber Venustas, wenn ich mich recht entsinne, hast Du mir eine Frage nicht beantwortet. Also, kannst Du vielleicht Singen oder ein Musikinstrument spielen?“


    Marcus stützte sich auf seinem rechten Ellbogen ab und betrachtete Nortruna aufmerksam. Es wäre wahrlich wunderbar, wenn sie das konnte.

    „Nein, den Gürtel hast Du schon. Schau, hier!“


    Titus deutete auf den cingulum militare.


    „Aber sonst hast Du völlig recht. Und ja, es wird noch sehr viel mehr, aber ich zeige Dir schon, wie Du das alles am Besten tragen kannst!“


    Titus Crassus lachte gut gelaunt und marschierte wieder in den Nebenraum, wo es Polterte und Rumorte, wieder Polterte, ein lautes: „Au, verdammt und verflucht noch mal.“ in die Rüstkammer drang und Titus Crassus schließlich schwer bepackt und mit einem anderen Soldaten, der ebenfalls einige Dinge trug, zurückkam.


    „So, dann fangen wir mal an mit dem, was Du unter der Rüstung tragen wirst und über der tunica. Hier ist das subarmalium. Wie schon der Name erklärt, ist es dafür da, unter der Rüstung vor der Rüstung zu schützen. Damit die Schläge gedämpft werden und das Metall nicht in deine Haut einschneidet. Außerdem hilft es ein wenig gegen die drückende Last, besonders am Anfang.“


    Titus reichte Vindex den Rüstschutz, der aus festem Stoff gemacht war. Überall waren dicke Filzflecken angenäht aus dunkelbrauner Farbe, die den Schutz noch mal verstärken sollten, das Gewand aber auch dicker, wärmender und etwas klobiger machten. Es rasselte leise als Titus Crassus die lorica segmentata, den Schienenpanzer, anhob und sie prüfend, ob sie auch passen konnte, vor Vindex Brust hielt.


    „Probier das mal an, wenn Dir Rüstung nicht passt, wäre das nicht sehr gut.“