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Fahlgelbe Flecken fielen durch die Gitter, hinter denen die zwei Männer verharrten, einer von den beiden – Gorm, ein nordischer Sklave, der schon vor langer Zeit in Gefangenschaft geraten war – hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den gelben Sandboden vor seinen Augen; durch die schmalen Augenschlitze des massiven Helms, den er heute trug, spähte er hinaus in den Zirkus, wo die Zuschauer schon durch den ersten Kampf angeheizt worden waren, der Helm wog schwer auf seinem Kopf und fühlte sich noch etwas ungewohnt es, denn er hatte die Form eines Korinthischen Helmes, die die Gestalt eines Hoplit tragen würde, die der hoplomachus heute mimen sollte, in seiner Hand spürte er den Griff vom dem aspis, dem runden und massiven Schild, der ihm für den Kampf gegeben wurde; einen Brustpanzer trug er nicht, sein nackter und muskulöser Oberkörper glänzte frisch von dem Öl, das ihm noch vor wenigen Herzschlägen auf die Haut gerieben worden war, er haßte das Leben als Gladiator, er haßte es zu kämpfen, und er tat es mit einer stoischen Verbitterung, die jede Hoffnung längst verloren hatte, die Freiheit zu erringen und in die Heimat zurück zu kehren; eine Heimat, die schon längst nicht mehr bestand; obwohl es heute gefährliche Kämpfe waren, litt Gorm unter keinen großen Sorgen, er kämpfte schließlich nur gegen Frauen. Neben sich hörte er das Schnaufen seines mächtig breitschultrigen Kampfgenoßen, einem Nubier aus dem fernen Afrika, sie beide könnten kaum unterschiedlicher sein, er mit seinen hellen Haaren und der Nubier mit seiner schwarzen Haut. Von draußen drang die Stimme des Herolds zu den beiden Männern, der mit weit ausgebreiteten Armen auf einem Steinvorsprung stand und seine geschulte und kräftig sonore Stimme über das Publikum schallen ließ:
„Römer! Mitbürger unseres glorreichen Imperiums! Schaut und seht den zweiten Teil der flavischen Wahlkampfspiele! Einst und im alten Griechenland herrschten wilde Sitten, barbarische Menschen lebten allehalben in diesen Ländern, lange vor der Zeit, in der das Imperium Ordnung in das Land der Hellenen brachte, denn sogar die Weibsbilder dort griffen zu den Waffen und führten Krieg!“
Einige Buh- und einige Schimpfschreie kamen vom Publikum, besonders den Zuschauern, die gleich in der Nähe von dem Herold saßen.
„Ja, Weiber, die keine Frauen mehr waren und sich die Brüste abschnitten, und sie warfen sich in den Krieg gegen die hellenischen Männer, Hopliten, die sich ihrer Wildheit erwehren mußten!“
Rasselnd erhob sich das Gitter zu den unterirdischen Katakompen und die beiden Gladiatoren, Hopliten mimend, stapften in das blendende und helle Sonnenlicht hinaus. Mit schweren, breitbeinigen Schritten näherten sich die beiden Männer den Ehrentribünen, auf denen alles saß, was Rang und Name hatte und den Willen diesen Spielen an dem Tag beizuwohnen. Gorm streckte die Arme aus um das Publikum zu grüßen, bei dem er kein Unbekannter – wenn auch kein Favorit war, ihm fehlte das gewiße Etwas, um seine Auftritte zu würzen, dennoch hatte er schon einige Kämpfe erfolgreich bestritten – wenn auch nicht alle, aber die, die zählten, wenn es um das nackte Überleben ging. Genußvoll sich im Jubel – und auch Buh- und Haßrufen - der Menge badend, drehte sich Gorm um die eigene Achse, ehedem er sich zur Loge begab; der Nubier stapfte stumm weiter, ohne die Zauschauer zu beachten. Mit einem kräftigen Rums ließen beide ihren aspis auf den Sandboden herunter fallen, ehe sie ihre Knie beugten! Einen Augenblick der Ruhe ausnutzend, in dem das Publikum nicht ganz so laut gellte, jubelte oder buhte, riefen beide Männer im Kanon nach oben:
„Mortituri vos salutant!“
Damit die Senatoren und Würdenträger grüßend; dann senkten die Gladiatoren demütig den Kopf, wartend auf den weiteren Verlauf der Darbietung. Der Herold streckte wieder die Hände aus und wartete einige Herzschläge bis sich das Publikum etwas beruhigt hatte, was natürlich nicht ganz gelang, zumal immer wieder Weinverkäufer, Wettmacher und Andenkenhändler laut schreiend in den Zuschauerrängen auf und ab gingen.
„Womöglich sind es Hunderte von Jahren schon her, als die Hopliten auszogen, um den wilden Weibern das Fürchten zu lehren, es war ein heißer Tag und sie schon erschöpft, doch willig, den Frauen zu zeigen, wer im Land die Herrschaft behalten sollte!“
Theatralisch gestikulierte der Herold.
„Römer! Seht! Die griechischen Amazoooonen!“
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