Man merkte Marcus richtig an, wie er wie ein Schneeball in der Sonne auftaute. Die Verspannung in seinen Schultern löste sich und er fing an, sich über das (für ihn) offensichtliche Interesse des Kaisers zu freuen. Marcus legte einen Arm auf den Rücken, mit dem Anderen hielt er noch den oberen Zipfel seiner Toga fest. Die Toga hatte immer die Angewohnheit zu verrutschen und so hielt er die Falten in Form.
„Ich danke Dir sehr für das Angebot, Imperator. Und ich werde mit Freuden darauf zurückkommen. Ich bin im Übrigen sehr stolz darauf in der Prima und somit Deiner treuesten Legion dienen zu dürfen. Sicherlich ist es nicht immer einfach, aber wo ist das Leben schon ohne Schwierigkeiten?“
Jetzt fing Marcus das an, was seine Mutter befürchtet hatte. Marcus, völlig ohne Vorgaben was er dem Kaiser sagen sollte, sprach nun frei heraus. So wie es eigentlich auch in seiner Natur lag. Einfach seinem Wesen des Ehrlichen und etwas Gutmütigen heraus entsprungen.
„Eingelebt? Ja, Imperator, von Tag zu Tag wird es immer besser. Anfangs war es für die Meisten von uns doch immens schwierig. Wir waren die Kameradschaft aus der Legio IX gewohnt, doch in der Prima schlug uns von Seiten der Offiziere eine unerklärliche Kühle entgegen, wenn nicht sogar offenkundige Beleidigungen!“
Marcus sah etwas bedauernd dabei aus. Dabei dachte er an diese unsägliche erste Besprechung. Was für schlimme Beleidigungen gefallen waren, hatte Marcus lange verdauen müssen. Doch inzwischen war das vergessen und Marcus nicht sonderlich nachtragend.
„Aber ich denke, daß es für die Offiziere der Legio I nicht sehr einfach war. Es sind ja auch viele sehr gute Offiziere dabei. Aber die Geringschätzigkeit mancher gegenüber den anderen Legionen verwundert mich dann doch. Aber ich glaube einfach, daß die Legio I, wenn ich das anmerken darf, werter Caesar, einfach wieder etwas Kampferfahrung und Feldeinsätze braucht! Das würde sicherlich auch den Zusammenhalt unter den Offizieren stärken.“
Jetzt würde sich Marcus Mutter gegen die Stirn schlagen und verzweifelt die Augen rollen. Marcus dachte sich jedoch nichts dabei. Denn der Kaiser erschien ihm keineswegs wie einer, der bei einem offenen Wort gleich den Henker rief.
„Aber ansonsten wachsen wir schon mehr zusammen. Ich bin auch sehr froh, daß Centurio Matinius Plautius unser Primus Pilus geworden ist. Er ist ein sehr fähiger Mann. Und Rekruten strömen auch immer mehr in die Legio I. Ich halte das alles für gute Zeichen, Augustus!“
Sollte er sich beklagen, daß er in der Verwaltung gelandet war? Ach nein, gerade war Marcus in einer viel zu freudigen Stimmung. Ein freundlicher Kaiser und die Tatsache in Rom zu sein, konnte seine Laune nur heben. So lächelte er freundlich und hoffte, nicht allzu viel geschwätzt zu haben.