Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Grinsend verfolgte Marcus die Rekrutierungsbemühungen von Mela. Marcus sollte es recht sein. Schließlich würde Macro nicht seinen Fuchteln entworben werden und eine starke Reiterei war in Marcus Augen mehr als ein Vorteil für die Legio I, wenn Marcus es auch bezweifelte, daß sie in nächster Zeit in eine gefährliche Schlacht ausrücken würden. Doch wer weiß? Die Taberna war wirklich ein herrlicher Vorschlag. Das Lageressen würde sich hier bestimmt nicht von dem in Germania unterscheiden. Drum sprang Marcus erfreut auf und fing an wieder seine Stiefel überzustreifen.


    "Essen in einer Taberna? Da braucht man mich nicht zwei mal fragen!"


    Schnell waren die Stiefel übergezogen und Marcus griff nach seiner Geldkatze als Bursa hereintrat. Freundlich klopfte Marcus Bursa auf die Schulter.


    "Ah, Bursa, fein! Dann wird es auf der Stube noch recht spaßig. Mann, bin ich froh, dass hier kein verstockter Patrizier bis jetzt eingezogen ist. Einer, der einen Besen gefressen hat und eine Spaßbremse ist."


    Marcus griff noch nach einem kurzen Umhang und band sich sein Geldsack fest an den Gürtel und wartete, bis die anderen aufbruchsbereit waren.

    Keine Frauen im Lager? Die anderen Punkte der Besprechung waren in dem Moment vergessen auch die Rede von zuvor. Keine Frauen im Lager! Grauenhaft, schrecklich! Grübelnd zerfurchte sich Marcus Stirn zu einer Landschaft von kleinen Hügeln und Tälern wie in der endlosen Wüste. Sein Blick wanderte verwirrt von einem der Offiziere zu den Anderen. Sollte er was sagen? Was für ein Dilemma. Er als Patrizier konnte unschwer seinen Standesgenoßen in den Rücken fallen, gewisse Familiendifferenzen hin oder her. Schließlich würde seine Mutter das mit Sicherheit über sieben Ecken und von ihrer Amme oder einer entfernten Cousine erfahren. Aber seinen Kameraden wollte er auch nicht die Unterstützung entziehen. Außerdem würde es sicherlich die ein oder andere Situation geben, wo er mal eine Frau mitbringen wollte. Und was, wenn seine Mutter zu Besuch kommen würde? Na, eine Patrizierin würden sie sicherlich nicht vor den Toren stehen lassen.


    All diese Überlegungen führten dazu, dass Marcus etwas tiefer im Stuhl rutschte und versuchte während der ganzen Diskussion nicht gesehen zu werden. Bloß nicht den Blick eines der anderen Offiziere erhaschend, betrachtete Marcus seine Fingernägel. Zu schade, dass der Senatorenring nicht mehr an seiner Hand prankte. Der stand ihm wirklich gut. Überrascht hob Marcus dann jedoch seinen Blick und starrte den Aurelier verblüfft an. Zorn stieg in sein Gesicht und seine Wangen röteten sich. Abrupt richtete sich Marcus etwas auf.


    "Was soll DAS bitte heißen? Willst Du etwa behaupten ich, oder einer der hier anwesenden Offiziere, entstammen nicht aus guter Familie?"

    Marcus Schultern sackte wieder etwas runter als er etwas entspannt stand und nahm anschließend Platz. Oh, keine Nüsse und Wein dieses mal? Nun ja, es war ja auch der Arbeitsraum und somit nüchterner als die Unterkunft von Plautius. Die Fragen überrumpelten Marcus dann doch. Grübelnd kratzte er sich hinter dem Ohr und dachte darüber nach. Irgendwie hatte Marcus das Gefühl, es mit einer Fangfrage zu tun zu haben. Der Centurio war ihm einfach zu gewitzt und Marcus war sich dessen sehr wohl bewußt.


    "Öhm, nun ja, ich kenne eigentlich noch fast keinen der I. Centurie, Primus Pilus! Schließlich sitzte ich momentan im Rekrutierungsbüro und der Verwaltung fest..."


    Hah, immerhin eine Anmerkung mit leichtem Vorwurf in der Stimme, nicht allzudeutlich um zu beleidigen, konnte er noch anbringen.


    "Da ich sie nicht kenne, kann ich sie schwer einschätzen! Davon hängt natürlich ab, wie sie ausgebildet werden müssen, was sie an Defi..Defei...an Rückständen haben. Ob man sie von anfang an härter ran nehmen kann oder ob sie zimperliche kleine Muttersöhnchen sind!"


    Dabei fiel es Marcus natürlich nicht im Traum ein, daß er selber eigentlich ein verwöhntes patrizisches Muttersöhnchen war. Er war es, aber sich dessen nicht bewußt!


    "Und ich bin mir sicher, man kann jede Truppe immer noch optimieren. Um ehrlich zu sein..."


    Marcus beugte sich etwas nach vorne und seine Stimme senkte sich etwas.


    "...weiß ich nicht, was ich von dem Aurelier halten soll. Aus meinem Kreisen habe ich einige üble Gerüchte über ihn gehört. Außerdem ist er Optio und verheiratet. In meinen Augen etwas, was sich wiederspricht. Aber gut, die Männer sind bestimmt auch unseren Ansprüchen nach formbar. Mit viel hartem Training in allen Bereichen- von Geschützen bis zum einfachen Waffenkampf!"


    Bei den letzten Sätzen, die nicht mehr den Aurelier betrafen, lehnte sich Marcus zurück und hoffte, eine einigermaßen passable Antwort gegeben zu haben.

    Marcus konnte sich endlich von einen der Sandalen befreien und legte schon einen Fuß nach oben. Kritisch musterte er seine verschmutzten Füße, zuckte dann jedoch gleichgültig mit der Schulter. Schließlich war weit und breit keine Frau, die zimperlich wie sie war, davon abgeschreckt wurde.


    "Vom Tribun ausgebildet? Oh weh, ich sag Dir, patrizische Tribunen sind die Schlimmsten. Mein erster Ausbilder war auch so einer...hah. Hat damit angefangen meine Mutter zu beleidigen."


    Dann hatte er auch die andere Sandale abgestreift, lehnte sich zurück und grunzte kurz und zufrieden auf.


    "Private Gründe? Bei den Göttern ja..."


    Marcus lachte wieder herzhaft und laut.


    "Meine Familie ist hier in Italia, das Leben ist hier in Italia und schöne Frauen. Germania ist da nur grauenhaft. Aber unser Legat hat einen Stab von Offizieren und Soldaten zusammen gesucht und ich hatte die Ehre ihn begleiten zu dürfen. So hat mich mein geliebtes Italia wieder zurück bekommen. Filius Romanae revenit!"


    Langsam wurde die Unterkunft etwas voller. Marcus, der kurz seine Augen geschlossen hatte, öffnete sie wieder und sah Priscus freundlich und aufgeschlossen an.


    "Salve, Optio..."


    Kurz fragte sich Marcus, ob jener Mann wohl auch einen Namen hatte? Doch dazu zuckte er nur kurz mit der Schulter und stellte sich seinerseits vor.


    "Wenn ich mich vorstellen darf, Optio Marcus Flavius Aristides, ehemals Legio IX und nun Legio I!"


    Gut gelaunt hob Marcus die Hand zur Begrüßund als wieder jemand herein kam. Verwundert hörte er das Donnern, welches Iuppiter alle Ehren gemacht hätte. Marcus nickte Mela grüßend zu.


    "Hast Du schon Wanzen in Deinem Bett gefunden oder was ist der Grund Deiner Laune, Mela?"

    Geistesabwesend klopfte sich Marcus den Staub, den er stumm, jedoch anklagend vorweisen wollte, von seinem Rangzeichen. Sofort als der Hereinruf ertönte, öffnete Marcus die Tür und stapfte hinein. Suchend sah er noch mal in den Gang, ob nicht auch die anderen Miles der I. dabei waren hier aufzutauchen. Da dem nicht so war, schloß Marcus die Tür hinter sich und nahm vor seinem Centurio Haltung an.


    "Primus Pilus, melde mich wie angeordnet!"

    Erste offizielle Dienstanweisung seines Centurios und Primus Pilus! So marschierte Marcus, der es gerade im Rekrutierungsbüro erfahren hatte, gleich durch den Gang. Suchend sah er immer wieder auf die Tafeln. So dauerte es ein Weilchen bis er das passende Officium gefunden hatte. Bei Merkur, das war wahrlich etwas versteckt. Verwirrt kratzte sich Marcus den Nacken und fuhr mit seinen Fingern noch mal die Tafel entlang. Dabei las er laut, wie es wohl die Meisten taten, das Geschriebene.


    "Off...offici..cium...de..des Primus...Piiiiilus! Ah, richtig! Hervorragend!"


    Er musterte seine Aufmachung und sah etwas Aktenstaub auf seinem Rangzeichen. Erst wollte er jenen entfernen, überlegte es sich jedoch schnell anders. Vielleicht konnte es seine Argumentation stützen. Kräftig klopfte Marcus an der Officiumstür.

    Etwas verdutzt verlor Marcus seine Haltung. Ein vages Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er ließ sich auf den Stuhl niedersinken. Was hörte er da? Sein Bericht würde keines Blickes gewürdigt werden? Oh, was für ein Jammer. All die Schreibarbeit umsonst...all die Wochen auf See, wo er mit Übelkeit und Handschmerzen kämpfen musste. Nun ja, vielleicht war es auch gar nicht so schlecht. Sein Bericht war, mit all den Salz- und Tintenflecken, neben seiner Sauklaue auch kein Bild von Schönheit oder militärischer Disziplin.


    "Wein, danke!"


    Marcus griff nach einem Becher, goß sich von dem dargebotenen Wein ein und griff auch nach den Nüssen. Sein Blick glitt dabei auf seine Hand und mit Schrecken und Entsetzen merkte Marcus erst da, daß er den Ring immer noch trug. Schnell wendete er die Hand, so daß die Handflächen nach oben zeigte, um im nächsten etwas unaufälligeren Moment, den Ring von den Fingern zu streifen. Schnell fing er mit seinem Bericht an, um davon abzulenken. Dabei vergaß er sogar, den Wein zu sich zu nehmen.


    "Nun, Probatus Petronius Bursa und ich brachen in zivil in die Stadt auf. Wir suchten zuerst eine der Tabernae auf. Bursa gelang es dann recht schnell, mit Witz und Schläue, aus dem Wirt zwei Händlernamen heraus zu finden, die wohl mit Schmuck handeln würden, welcher schon im Besitz war. Also nahmen wir die Spur dorthin auf. Ein gewisser Clodius oder Claudius war unsere erste Anlaufsstelle und Fortuna war auch auf unserer Seite."


    Der Ring rutschte von Marcus Finger und schnell ließ er ihn in die Hand mit dem Weinbecher gleiten. Puh! Geschafft!


    "Wir machten uns zum südlichen Forum in CCAA auf und konnten das Geschäft jenes Händlers ermitteln..."


    Marcus verschwieg ein wenig, daß er ausgerechnet jene Frau hat fragen müssen, die mit dem Händler unter einer Decke steckte. So fuhr er ohne zu zögern fort.


    "Als wir in sein Geschäft kam, versuchte ich ihn davon zu überzeugen, daß wir gerne einen Ring als Geschenk suchten. Er hat jedoch leider den Apfel hinter der Sache gerochen..."


    Marcus zögerte dann doch. Hmm...irgendwie ging der Spruch anders. Braten, Fass? Ne, ihm fiel es nicht ein und somit tat er es als unwichtig ab. Erneut begann sein Redefluß.


    "Er wollte erst uns hinhalten und ging in seinen Hinterraum. Doch irgendwie kam es mir und Bursa etwas seltsam vor. Wir folgten und konnten gerade noch den Händler sehen, wie er einer jungen Frau etwas zusteckte, die flüchtigte. Bursa kümmerte sich um den Händler, während ich die Verfolgung aufnahm. In einem Hinterhof konnte ich das kleine Ding erwischen und ihr Ring und auch einige Papyri mit dem Siegel des Senators und Legaten abnehmen. Leider jedoch kamen ihr drei Germanen zu Hilfe, die das Mädchen aus meinem Griff befreiten und sich mit ihr davon machten...."


    Daß es nur ein altes Weib war, mit dem Besen schwingend, verschwieg Marcus bewußt. So log er lieber, als sich der Lächerlichkeit preis zu geben. Denn inzwischen war es ihm unsäglich peinlich, daß das Mädchen wegen der Alten entkommen war. Somit nahm er den Ring, wischte ihn am Zipfel seiner Tunika noch mal sauber und legte ihn vor Plautius auf den Tisch.

    Finsterer Miene stapfte Marcus durch die Gänge der Principia auf das Rekrutierungsbüro zu. Seine Laune war schlecht, seitdem er heute morgen einen Blick auf den neuen Dienstplan hier geworfen hatte. In der Verwaltung! Marcus und Verwaltung! Zuerst erschien es ihm ja wie ein schlechter Scherz, aber seine müden Augen gauckelten ihm das nicht vor. Es war ja schon fast lächerlich, wenn Marcus darüber nachdachte wie lange er für den einen Bericht an den Centurio gebraucht hat. Woche waren ins Land gezogen und dann erst konnte er einen einigermaßen, aber auch nur einigermaßen, anständigen Bericht abliefern. Und hier sollte er soviel Schreibarbeit an einem Tag schaffen, wenn nicht sogar mehr. Kopfschütteln, fluchend und grummelnd trat Marcus auf die Tür zu. Seine Laune sank noch tiefer als er den winzigen Raum mit dem spärlichen Licht sich genauer ansah. Na, das konnte ja heiter werden.


    Schicksalsergeben seufzte Marcus auf und trat in das leere Officium. Was solls! Vielleicht konnte er den nächsten Dienstplan etwas umdaichseln lassen und dann wieder Dienst im Freien und ohne Schreibarbeiten bekommen. In jenem Moment als er sich auf den harten und hölzernen Stuhl eines Scribas sinken ließ, schien ihm der Straßenbau, ja sogar das kalte und ferne Germania mit den vielen Nachtwachen viel, viel verlockender. Schwermütig sah Marcus auf die Tür und wartete auf Rekruten.

    Sim-Off:

    Aiaiai! Ich bitte euch darum, im SimOn zu bleiben. Wenn Du Priscus, der Meinung bist Aristides sollte nich hier sein, dann mach es im Spiel und nicht anders rum. Wie jedenfalls sitzen in der Unterkunft, wovon ihr ja auch nur eine bespielt habt. Wenn Du darauf eingehen willst, kannst Du das gerne machen....;)


    Marcus lachte herzhaft und mit dunkler Stimme auf als Macros die dunklen Teufel Afrikas erwähnte. Lachend konnte er nur mit dem Kopf nicken, um seine Zustimmung zu demonstrieren. Oh ja, mit denen hatte er wahrlich auch die ein oder andere Auseinandersetzung gehabt. Besonders jenen, die die Überlegenheit der Römer nicht so einfach anerkennen wollten. So sehr unterschieden sich die Germanen von jenen Männern auch nicht. Ob wohl sein Mitbringsel an Aquilius angekommen war? Enttäuscht vernahm er die Antwort zu der interessanten Frage.


    "Na, dem müssen wir vielleicht noch abhelfen. Es wird doch ein anständiges Lupanar in Mantua geben!"


    Grinsend schnürrte Marcus seine Sandalen auf. Schließlich wollte er seine Füße auf die Pritsche hochlegen. Dabei musterte er Macro neugierig.


    "So, dann bist Du sehr wahrscheinlich Rekrut, nicht wahr? Wer leitet Deine Ausbildung und kommst Du aus Rom?"

    Genüßlich aufseufzend ließ Marcus die Rüstung von seiner Schulter gleiten, nachdem er alle Riemen geöffnet hatte. Mit einem Scheppern landete sie auf dem Boden. Marcus Militärtunika war verschwitzt und von der Reise recht staubig und dreckig. Angewiedert hob er sie an der Schulter etwas und musterte die abgeschürfte Haut darunter.


    "Afrika?"


    Marcus Augen leuchteten auf. Hach, was waren das doch für herrliche Zeiten gewesen als er noch nicht in der Legion gewesen war, frei zu reisen und seinem Vergnügen nachzugehen.


    "Herrlich! Ich war auch einige Zeit dort, besonders in Ägypten und Africa Minor! Diese Länder haben wahrlich die schönsten Frauen der Welt. Besonders die ganz Dunkelhäutigen. Was für ein Gesäß. Rund, knackig und einfach ein Traum!"


    Etwas dreckig grinsend zeigte Marcus seine Vorstellung von einem Frauengesäß plastisch mit seinen Händen. In seinen Augen lag ein schwärmerischer Ausdruck. Dann ließ er seufzend seine Hände sinken.


    "Na, selbst wenn Du ganz frisch bist, wirst Du Dich immer noch besser hier auskennen als ich! Gibt es hier Soldaten vor denen man sich in acht nehmen sollte? Und wie sieht es mit Würfelspielen aus? Kommen manchmal Lupaes aus der Stadt hier hoch?"


    Begierig besonders die letzte Frage zu erfahren, sah Marcus Macro fragend an.

    "Au! Verflucht noch mal...!"


    Gerade als Marcus reintreten wollte, stieß er mit seinem Fuß gegen die scharfe Kante einer Kiste. Heute wieder die römischen Legionärsandalen tragend, musste natürlich auch sein kleiner Zeh die Wucht abfangen. Marcus sog die Luft scharf ein und versucht mannhaft den Schmerz zu ertragen. So trat er mit leicht verkniffener Miene ein, entspannte sich dann jedoch als der Schmerz besser wurde. Sein Blick schweifte durch den Raum. Ja, auch wie in der Legio IX. Da konnte man sich in der Tat wieder wie in der alten Legion vorkommen. Doch insgeheim war Marcus etwas skeptisch, ob er mit den anderen Soldaten so gut auskommen würde wie mit dem freundlichen Probatus in der Unterkunft. Aber Marcus war aufgeschloßen und freute sich doch auf die Arbeit hier in der Legio I. Zackig salutierte Marcus vor seinem Ersten Speer, Faust gegen die Brust geschlagen und Arm nach vorne.


    "Centurio, ich bin hier um den Ring bei Dir abzuliefern und den Bericht! Die Abreise in Germania hat das leider etwas verhindert!"


    Marcus wollte dabei nicht erwähnen, dass er eh Wochen gebraucht hatte diesen Bericht zu verfassen. Was für eine elende Schreibarbeit und außerdem hatte er immer wieder Fehler entdeckt. Er schloß es nicht aus, daß sich immer noch solche kleinen Störenfriede in seine schriftliche Wiedergabe geschlichen hatten.

    Wenn Marcus gewußt hätte, dass ihn jemand gedanklich oder unbewußt als jungen Mann bezeichnet hätte, wäre seine Tageslaune wohl noch sehr, sehr viel besser. Nachdem was er sich von manch einem ehemaligen Optio hat anhören müssen!?! Doch Marcus wußte es nicht und lächelte nur fröhlich, wie es einfach in seiner heiteren Natur lag.


    "Das trifft sich ja wunderbar, Macro!"


    Marcus stapfte neben den Soldaten und ließ dort seine Sachen auf die Pritsche herunter fallen. Mit einem erleichterten Aufseufzen folgte er dem Gepäck auf seine künftige Schlafstätte. Gleich machte er sich dabei seine Rüstung etwas zu lockern, um den wundgeschabten Stellen etwas Schmerzpause zu verschaffen. Dabei nickte er Macro freundlich zu.


    "Marcus ist mein Name! Bist Du auch hierher versetzt worden?"

    Einige Tage nachdem sie in Mantua angekommen waren, machte sich Marcus auf zu seinem Centurio. Marcus stellte es gar nicht in Frage, ob Plautius noch sein Centurio war oder nicht. Es war für ihn einfach so! Deswegen wandte er sich natürlich auch mit seinem Anliegen an jenen. Seine Beine steuerten ihn um einige der Kisten herum und Marcus musterte noch etwas skeptisch das ganze Gepäck seines Vorgesetzten. War bestimmt alles Literatur! Was für eine Verschwendung des Lohnes, wenn man diesen doch auch in Frauen und Wein anlegen konnte. Kopfschüttelnd hatte er sich dann zur Tür vorgearbeitet und klopfte kräftig gegen die Tür.

    Verdreckt von der langen Reise aus Germania, müde und erschöpft kam Marcus mit all seinem Gepäck in die Unterkunft gestiefelt. Hmm...sah kaum anders aus als in Germania. Es lebe die römischen Richtlinien! Seufzend ließ er die schwere Tasche mit seinem Kettenhemd heruntersinken und griff unter die Rüstung, die er trug. Sie hatte in den letzten Tagen noch ein wenig geschabt, da sie noch recht neu war. Suchend sah er sich in der Unterkunft nach einem Miles um. Schließlich würde es nur Ärger geben, wenn er sich einfach eines der Betten unter den Nagel reißen würde. Schließlich machte er doch jemanden aus.


    "Salve! Ich bin neu in der Legio I! Ist hier in der Unterkunft noch etwas frei?"

    Die Reise war wirklich wieder furchtbar gewesen, das Meer trotz des Opfers nicht ruhig genug und das Essen schlimmer als in der Legio IX. Dann war es jedoch soweit gewesen. Marcus hatte wieder italischen Boden unter den Füßen. Und tatsächlich, als sie Pause gemacht hatte, war er auf die Knie gesunken, das heimatliche Braun darunter nur zu bewußt spürend und hatte aus tiefster Seele Mars und allen gnädigen Göttern gedankt. So war seine Laune, die auf dem Schiff wirklich unerträglich gewesen war, wieder auf einem Hochpunkt. Euphorisch war er sogar und ertrug jede noch so lästige Aufgabe mit geradezu einer philosophischen Heiterkeit. Aufmerksam war er in Mantua eingeritten im Gefolge und dann auf die Legio I zu, ihrer neuen Heimat. Neugierig und gespannt betrachtete er alles als er durch das Tor ritt und seinem Legaten folgte.

    Marcus hatte sich gleich unter Deck verzogen und erst als das Schiff auslief, wagte er sich wieder nach oben. Beklommener Miene starrte er auf das offene Meer, warf dabei keinen müden Blick auf das ihm feindliche Land zurück. Aber das Meer beunruhigte ihn immer ein wenig. Wie schnell konnte eine Welle das Schiff packen, gegen eine Klippe werfen und alle würden wie die Ratten absaufen. Drum stieg Marcus zum Schiffsbug und zog einige kleine goldene Ringe hervor, die er schnell vor der Abreise vom letzten Sold bezahlt hatte. Gerade wollte er sie ins Meer werfen als sein Blick auf den Senatorenring fiel, der in seine Hand geglitten hatte. Bei Merkur, wie ist der nur wieder in seine Hand gerutscht. Husch, schnell auf den Finger! Sehr gut.


    "Oh Neptun, sei uns wohlgesonnen und laß uns sicher im Hafen unserer Zielortes ankommen. Schick Deine Töchter, sollten wir doch absaufen, auf daß sie uns vor dem Ertrinken erretten können."


    Seufzend wandte sich Marcus um und marschierte schnellen Schrittes wieder unter Deck. Soviel Wasser um ihn herum, da er nur rudimentär schwimmen konnte, war ihm einfach zu viel.

    Marcus war ein wenig spät dran gewesen. Seine Sachen packen, sich von den wenigen Kameraden verabschieden, die ihm nicht die Pest an den Hals wünschten, ein Latrinengang vor der Abreise und dann hatte er plötzlich wieder Hunger bekommen. So kam er gerade mit seinen Sachen auf das Tor zugesputet als Plautius schon aufstieg. Fluchend sah er sich nach dem Gaul um, welchen er vom Stall hier bekommen hatte. Nachdem das Pferd seiner Familie ihm im Wald abgehauen hatte, war er auch darauf angewiesen zu sein. Hastig packte er sein Gepäck auf den Rücken des Pferdes, wobei sein Blick auf den Senatorenring fiel, der immer noch an seiner Hand steckte. Zu einer Abgabe und einem Bericht war er in dem letzten Trubel nicht mehr gekommen und irgendwie wanderte der Ring ständig wie automatisch an seine Hand. Schnell versteckte er seine Hand unter einer Decke, sah sich um und stieg dann auf das Pferd.


    Hoch zu Roß strahlte Marcus wieder auf. Zwar tat es ihm leid, dass er so manch einen gewonnen Freund zurück lassen musste, aber es war nur eine kurze Beklommenheit in der Magengegend. Oder verwechselte er das mit Hunger? Fröhlich gestimmt, es ging ja nach Hause, schnalzte Marcus und lenkte das Pferd aus dem Tor hinaus.

    ...und ein goldener Ring blinkte Marcus verheißungsvoll entgegen. Marcus Gesicht hellte sich genaus auf, wie das Gold ihn anstrahlte. Schnell griff er mit seinen Fingern nach dem Ring und bemerkte dabei gar nicht, daß noch etwas Dreck an seinen Fingern hing. Doch Marcus hatte nur Augen für das Senatorenzeichen. Marcus sah sich mal links und dann rechts um, grinste breit und steckte sich kurzentschloßen den Ring an. Zufrieden betrachtete Marcus den Senatorenring an seinem Finger.


    "Senator Marcus Flavius Aristides...Consul Marcus Flavius Aristides...nein, Tribunus Flavius Aristides...oder viel, viel besser Legatus Marcus Flavius Aristides. Genau!"


    Marcus lachte leise und ließ den Ring an seiner Hand als er die weiteren Dinge in dem Tuch betrachtete. Vorsichtig griff er nach einem Papyrus an dessem unterer Rand mit dem Senatorenring wohl ein Siegel hergestellt werden sollte. Marcus starrte auf die Handschrift.


    "Begna....adi...digungserlass. Ich, Legat..tus De....cimus Li...Li...vianus, er...lasse...hi...hiermit...aha, so ist das also!"


    Kopfschüttelnd packte Marcus alles zusammen, vergaß dabei den Ring an seinem Finger und machte sich wieder auf den Weg zurück. Er musste noch Bursa abholen, sollte der nicht entschwunden sein und dann wieder in Kastell zurück kehren. Außerdem hatte er das dringende Bedürfnis nach einem Bad. Irgendwie roch er noch nach Schweinemist! Somit lief Marcus die Straßen entlang, die Sonne strahlte in seinen Rücken. Der Auftrag war erledigt- Finis!

    Es war nun schon das zweite Mal in kürzester Zeit, dass er jene Priesterin als Opferleiterin erlebte. Und es gefiel ihm, wie sie ihre Arbeit machte und mit welcher Inbrunst sie sprach und welche Worte sie zu wählen wußte. Zwar wäre ihm ein Mann lieber gewesen, doch wenn eine Frau, dann eine solche engagierte Priesterin. Zu schade, daß sie blond war! Doch Marcus konzentrierte sich gleich wieder auf das Opfer und der Funken des Mystischen ergriff ihn. Auch Marcus trat nach vorne und öffnete das Säckchen, um den Inhalt langsam und einzeln ins Feuer zu geben. Eine kleine wächserne Statue, eine Menge Opferkeckse, etwas Kräuter und ein Stück von seiner Lederrüstung. Auch einige Knochenwürfel hatte er dazu getan. Er hatte zwar keine Ahnung, ob das passend war. Aber so manchmal hatte er das Gefühl gehabt, dass nicht nur Fortuna im Kampf der Spiele bei ihm war, sondern auch Mars. Marcus dachte einen Moment nach, ob er ein paar Worte sagen sollte, entschloß sich jedoch dagegen. Er war nie ein guter Redner gewesen und wollte nicht den Gott mit ein paar falsch gewählten Worten verärgern. Außerdem zweifelt er nicht daran, daß jener in Marcus Herz sehen konnte. Zwar nur bildlich und darum war Marcus froh, aber somit seine Intention erkennend. Er reihte sich zurück ein und wartete das weitere Opfer und die Inspektion der Eingeweide ab.