Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Die Abendsonne wanderte ein kleines Stück weiter, die Schwalben flogen, doch nicht über den Drillplatz, denn dort wurde es immer lauter und betriebsamer. Marcus sah sich einmal ruhig um. Äußerlich wirkte er gelassen, ja fast schon heiter ob des kleinen Faustkampfes. Doch die zunehmende Zuschauerzahl ließ ihn innerlich schon etwas zappliger werden. Aber wer blamierte sich schon gerne vor versammelter Mannschaft. Ruhig sah Marcus seinem Kontrahänten entgegen. Eine Falte erschien zwischen Marcus Augenbrauen, Zeichen seines Unmutes. Kurz huschte aber auch ein Ausdruck von Verwirrung über Marcus Gesicht. Was war noch mal der Grund gewesen, weswegen er sich mit jenem Soldaten überhaupt gestritten hatte? Irgendwas mit Bursa...mmmm...hatte er Bursa angreifen wollen? Ja, so was muss es gewesen sein. Marcus wollte doch nur seinem neuen Kameraden helfen. Und schon ist er wieder in diese Misere geschlittert. Als er Avitus Stimme vernahm, sah Marcus in seine Richtung. Irgendwas mit einer Wette hatte er vernommen. Doch was, versank in einem Meer von Stimmen. So wandte er sich wieder seinem nähernden Kontrahenten zu.


    Als Laelius auf den Kreis zutrat, wo sie kämpfen sollten und der durch die anderen Soldaten gebildet wurde, bügte sich Marcus. Seine Hände griffen in den Sand des Platzes und er nahm eine Handvoll auf. Aus den Augenwinkeln bemerkte er Laelius mißtrauischen Blick als dieser sah, was Marcus tat. Doch Marcus zerrieb den Sand lediglich in seinen Handflächen und ließ den Rest des Sandes wieder auf den Boden gleiten. Marcus sah Laelius grimmiger Miene an. Ohne ein Wort zu verlieren, stellte sich Marcus Laelius gegenüber auf, der ebenfalls seine Hände schon umwickelt hatte. Den zweiten Kommentar von Avitus vernahm Marcus dann doch klar. Wenn es um Wein ging, waren Marcus Ohren besonders gespitzt. Marcus grinste breit und sah Laelius herausfordernd an. Ohne seinen Blick abzuwenden, fragte Marcus.


    "Centurio Matinius? Dürfen wir beginnen?"

    Zuerst war Marcus gar nicht zu erkennen. Ob er zwischen den Ständen verschwunden war? Doch dann fuhr einer der Wägen weiter und der Blick wurde auf den Patrizier frei. Dieser stand lässig an einer Forumssäule gelehnt und lachte herzhaft. Eine junge Frau stand ihm gegenüber und errötete als Marcus lachte. Dabei zupfte sie sich an ihrem Gewand und nickte schließlich verlegen. Doch ein freches Grinsen lag in ihren Augen und schnell reichte sie Marcus etwas. Was, das konnte man von der Entfernung nicht sehen. Grinsend beugte sich Marcus vor und flüsterte der jungen Frau etwas ins Ohr, die daraufhin ebenfalls lachte und erneut nickte. Marcus lächelte und richtete sich wieder auf als er Bursas Blick bemerkte. Mit einer dreisten Gestik strich er der Frau noch mal über die Wange und ging dann mit einem höchst zufriedenem Gesichtsausdruck in Richtung des Probatus. Dabei schnippte er immer mal wieder mit einem glänzenden Schmuckstück.


    "Fortuna war wohl hold mit uns! Mit scheint, dieser Claudius wohnt tatsächlich hier am südlichen Forum. Das Mädchen dort...!"


    Marcus sah sich in dem Moment noch mal nach der Frau um. Doch war sie nicht mehr an jenem Säulengang und somit seinem Blick entschwunden.


    "...nun ja, eine junge Frau erzählte mir, daß er in der Seitenstraße dort ein kleines Geschäft besitzt. Da werden wir mal die Wahrheit im Grunde des Fasses suchen!"


    Verwirrt kratzte sich Marcus am Nacken. Irgendwie kam ihm das Sprichwort falsch vor. War da nicht etwas mit Wein? Marcus zuckte mit der Schulter und sah Bursa fragend an.


    "Was hat die Befragung des Mädchens ergeben?"

    Die Hitze des Tages hatte sich ein wenig gelegt, die ersten Soldaten krochen wieder aus den Baraken. Auch Marcus verließ die Soldatenunterkunft. Gestärkt und ausgeruht marschierte er in Richtung des Exerzierplatzes. Dabei trug er nur die einfache Soldatentunika, seine Soldatenstiefel und einige Lederbänder in der Hand. Mit finsterer Miene trat er auf den Drillplatz und blieb im Abendlicht dort stehen. Einige Herzschläge verharrte er und sog die Luft tief durch die Nase ein. Langsam entrollte er die Lederbänder und fing an gemählich sie um seine Faust zu binden. Erst um das Handgelenk und dann um seine Handknöchel und um einige seiner Finger herum. Völlig gelassen bereitete er sich auf den Faustkampf vor. Und er war es auch. Fast erinnerte es ihn an die Zeiten, wo er jeden Tag im Gymnasion trainiert hatte. Nur würde dieser Kampf wohl weniger 'freundschaftlich' werden. Aber das waren auch die Kämpfe von damals nicht immer gewesen.


    Sorgfältig band er das letzte Lederband um seine Faust. Dann sah er das erste Mal auf. Einige Soldaten der Centurie waren schon da, aber weder der Centurio, noch sein Optio und auch sein Gegner waren noch nicht angetreten. Ob Laelius kneifen würde? Grinsend streckte sich Marcus. Herrlich, wieder eine Aufgabe, wo er nicht lange nachdenken mußte. Er reckte seinen Kopf und renkte seine Halswirbel mit einem Knacken wieder ein. Ruhig wartete er auf die Männer, die noch kommen sollte.

    Etwas entmutigt sackten Marcus Schultern herunter. So wie es aussah würden sie wohl den ganzen Tag Formationen üben müssen. Aber in so einer großen Gruppe fand er es auch recht schwer, die Ordnung einzuhalten. Die Flanken! Merk Dir das, Marcus!, schollt er sich innerlich. Hatte es eine Minute später jedoch gleich wieder vergessen. Aber dann übten sie auch schon wieder und die Befehle waren ja eindeutig genug. Da Marcus links stand, trat er recht schnell nach vorne und übte die Schildreihe zu bilden. So geleitet ging es dann durchaus schon besser. Doch verbesserungswürdig, gerade was die Reaktionen war, schien es allemal zu sein. Doch auch Rom wurde nicht an einem Tag gebaut.

    Marcus straffte sich ein wenig als die Strafpredigt begann. Wollte er durch eine laxe Haltung seine Lage nicht noch schlimmer machen. Immer mal wieder warf er Laelius einen mißmutigen und feindseligen Blick zu. In Marcus Augen war nur dieser Stänker schuld an der ganzen Misere. Außerdem hatte jener auch mit der Prügellei angefangen. Erschrocken weiteten sich Marcus Augen als Plautius vom Rauswurf sprach. Mars bewahre! Was sollte er denn seiner Mutter sagen? Unehrenhafte Entlassung wegen einer Prügellei? Ohohoh! Das würde großen Ärger geben.


    Ein Faustkampf? Ob das die Strafe sein sollte? Ach nein, das wollte er sich noch überlegen. Erneut warf Marcus Laelius einen finsteren Blick zu. Na, der würde auf dem Exzerzierplatz noch sein Wunder erleben. Zumindest hoffte das Marcus. Aber immerhin war er dort mehr in seinem Element als wenn er sich in literarischen Experimenten üben sollte. So nickte Marcus, schlug seine Faust über seine linke Brust, streckte den Arm aus, sprich salutierte, und wandte sich dann zum Gehen um. Vor dem Kampf musste Marcus sich eindeutig erst noch stärken. Sein Magen grummelte wieder und Hunger wäre bei dem Faustkampf ein schlimmerer Feind.


    --> zum Faustkampf

    Hab jetzt nur den letzten Beitrag gelesen, aber dazu sei zu sagen. Menschen und öffentliche Persönlichkeiten, die jahrzehntelang die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit predigen und sagen, dass man die Beteiligung am NS Regime nicht leugnen soll, es selber tun, verlieren durchaus an Glaubwürdigkeit.

    Verdutzt sah Marcus Bursa hinter her. Schwupp, schon war er wieder weg! Was für ein Tempo dieser junge Mann aufbrachte!! Kopfschüttelnd und sich am Nacken kratzend folgte Marcus Bursa in die Taberna. Irgendwie hatte Marcus das Gefühl, daß das doch so nicht ganz richtig war. Seit wann sollte ihm ein Rekrut auf der Nase herumtanzen. Doch erst mal schweigend setzte sich Marcus und ließ sich das Bier reichen. Nach einem Schluck verzog Marcus angewidert das Gesicht. An den Geschmack hatte er sich immer noch nicht gewöhnt und wollte das wohl auch nicht. Interessiert verfolgte Marcus das Gespräch Bursa-Wirt. Abenteuerer, die durch das Reich reisen? Ein befremdeter Ausdruck war bei Marcus zu sehen. Und das mit dem 'blöd' schmeckte Marcus ganz und gar nicht. Tarnung hin oder her. Aber das war wohl, neben dem Beleidigen von Marcus Mutter, auch eine Achillesferse des Patriziers. Schließlich hatte Marcus früher immer seine arge Mühe gehabt, seinem Sklaven in gedanklicher Arbeit zu folgen. Kopfschüttelnd legte Marcus zwei Sesterzen auf die Theke und folgte Bursa wieder hinaus und ins Freie. Draußen angekommen trat Marcus an Bursa heran und verschränkte die Arme vor der Brust.


    "Prbatus! Das war inakzeptabel!"


    Marcus sah Bursa mit gerunzelter Augenbraue an.


    "Deine Idee war mit Sicherheit gut und sie hat auch Ergebnisse vorzuweisen. Aber noch stehe ich rangmäßig über Dir. Ein solcher Ton von einem Probatus steht außer Frage. Und renn mir nicht immer davon. Hast Du mich verstanden?"


    Ärgerlich sah er Bursa an, doch dann verflog das auch schnell wieder. Marcus mußte ja auch zugeben, daß die Idee von Bursa wirklich nicht schlecht war und sie wenigstens jetzt zwei Namen hatten. Grummelig sah Marcus Bursa an, dann nickte er.


    "Also gut, gute Arbeit, Bursa! Los, dann suchen wir einen der Beiden auf. Ich schlag mal diesen Claudius vor."


    Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sich Marcus um und marschierte in südliche Richtung. Er lenkte seine Schritte vorbei an einigen Marktständen, die schon die erste Ernte verkauften. Weintrauben, Äpfel, Rüben, Möhren und allerlei andere Gemüsesorten. Ein buntes Treiben von Sklaven und Germanen herrschte dort. Einige 'vornehmere' Römer, der Geldaldel schritt dort entlang und auf den Forumteil zu, wo kostbarere Waren angeboten wurden, wie Teppiche, Glasgefäße, Schmuck und Duftöle.


    Doch all dem widmete Marcus keinen Blick. Zielstrebig hielt er auf die Säulenreihe im Süden des Forums zu, bis er an dessen Rand stehen blieb. Südliches Forum war ja auch nicht gerade ein deutlicher Hinweis. Sein Blick schweifte über einen Hinterhof und einige Händler. Mit dem Kinn deutete Marcus auf ein junges Mädchen, dass dort mit einer Holzpuppe im Arm auf den Treppen saß und neugierig Marcus und Bursa musterte. Das Mädchen war vielleicht um die 8 Jahre alt, hatte dunkelbraune Haare, viele Sommersproßen im Gesicht und einen aufgeweckten Blick.


    "Befrag mal das kleine Ding dort. Ich geh die Händler fragen, wo dieser Claudius ist!"


    Mit den Worten wandte sich Marcus ab und ging zu einem Händlerstand. Das Mädchen sah zu Bursa und fuhr mit ihren Fingern durch das Strohhaar ihrer Puppe.


    "Bist Du ein Soldat?"

    Verblüfft folgte Marcus Bursas Deuten. Sein Blick fiel auf seinen Ring, den er damals, als er seine Bulla abgelegt hatte, von seiner Mutter geschenkt bekommen hatte. Es war an dem heutigen Tag eher ein Zufall gewesen, daß er ihn angezogen hatte. Vielleicht weil er wieder Heimweh hatte und das Gefühl, den Ring am Finger zu tragen, sehr beruhigend war. Dadurch hatte er das Gefühl, seine Mutter war nicht allzufern und jener schöner Tag noch nicht so lange her, wie er in Wirklichkeit schon war. Schnell schaltete Marcus in dem Moment nicht und durchschaute Bursas recht guten Plan nicht. 'Was wollte Bursa bloß mit seinem Ring?' fragte sich Marcus. Marcus zuckte mit der Schulter und sah Bursa immer noch ratlos an.


    "Ja, das ist der Ring meines Urgroßvaters. Einer von vielen. Aber was willst Du mit ihm?"

    Zustimmend nickte Marcus und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Hach, wieder ein Ausflug in die Stadt! Das könnte recht vergnüglich werden. Wieder ein Tag weniger mit schindender Ausbildung und nervigem Wachdienst. Zwar sollten sie den Ring so schnell wie möglich finden, aber es bestand kein Grund, warum der Auftrag nicht ein wenig gedehnt werden könnte.


    "Gut, dann machen wir uns mal in die Stadt auf. Hehler...? Hehler! Wie kommt eigentlich der Centurio auf einen Hehler? Hmm...ob er da schon mehr weiß? Na, was solls! Kennst Du Dich eigentlich schon in der Stadt aus? Warst Du schon mal dort?"


    Marcus stand auf und winkte einen der Rekruten heran.


    "Sucht weiter, wenn ihr noch mehr Sachen findet, liefert sie beim Miles Tertius in meiner Einheit ab. Verstanden?"


    Der Rekrut nickte. Marcus sah sehr zufrieden aus .Wer weiß, was sich noch alles im Schlamm finden ließ? Vielleicht könnte er doch noch sein verlorenes Geld vom letzten Abend wieder wett machen. Nachdenkllich wandte er sich an seinen Mitsuchenden.


    "Ich schlage vor, daß wir uns in normale Kleidung werfen. Bei einer Soldatentunika werden die Leute in der Stadt bestimmt schnell mißtrauisch. Zieh Dich um, Bursa, dann treffen wir uns wieder hier am Eingang!"


    Marcus nickte ihm noch mals zu und verschwand dann in Richtung der Baracken. Einige Zeit später kam Marcus zurück. In eine rostrote Tunika gekleidet mit einem hellen, leichten Umhang. So wartete er ebenfalls auf Bursas Rückkehr ehe er aus dem Tor marschierte.

    Es war ein herrlicher Sommertag. Der Himmel blau und fast wolkenlos. Die Vögel zwitscherten munter, es war nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt. Dementsprechend guter Laune verließ Marcus mit Bursa das Kastell der Legio IX. Auf der Suche nach dem Ring des Legaten hatten sie sich in die Stadt aufgemacht. Anscheinend hatte sich einer der Soldaten als Langfinger geübt. Wobei Marcus eher glaubte, daß einer der Sklaven dahinter steckte. Doch wer weiß? Mit weitausholenden Schritten marschierte Marcus die Straße zur Stadt hinunter. Ab und an sah er einer der Germaninnen hinter her. Doch wirklich begeistert war er bei ihrem Anblick nicht. Viel zu groß und viel zu blaß. Hach, wie er doch die dunklen Schönheiten Ägypten vermißte. Auch, daß er nicht in seiner Militärkluft in die Stadt ging, steigerte seine Laune. Wobei er in den letzten Monaten feststellen mußte, daß die Uniformen bei so manch einer Frau recht gut wirkte. Aber das war ja heute nicht ihre Mission.


    "Nun, ich schlage vor, daß wir in Richtung des Forums gehen. Sehen wir uns dort doch mal in den Taberna um...hmmm...obwohl...wo könnte man denn einen Hehler finden?"


    Ratlos sah Marcus Bursa an. Marcus hatte auch nicht wirklich einen blaßen Schimmer, wo man solche Leute auftrieb. Wenn er früher etwas gebraucht hatte, kümmerte sich meist sein Sklave darum. Und in solchen Kreisen pflegte Marcus eigentlich auch nicht zu verkehren.

    Die Zeit vertrich, die Nacht brach herein. Die Sklaven wurden in Käfige gezerrt, die fest für die Nacht verschloßen wurden. Und trotzdem wurden die männlichen Sklaven mit Argusauge bewacht. Aber auch die Frauen, doch eher vor äußeren Einflüßen. Die Nacht wurde sehr viel kühler als der Tag und in den späten Nachstunden fiel der Tau auf die Sklaven herunter, die bar jeglichen Komforts wie Decke oder auch nur einen Umhang waren. Vor den Käfigen saßen die Sklavenaufseher um ein kleines Feuer versammelt, tranken, aßen und rißen ihre Witze über die Menschen in den Käfigen. Doch auch jene Nacht fand ihr Ende und der morgen brach herein. Hektisches Treiben begann. Der klebrige und geschmacklose Morgenbrei wurde an die Sklaven verteilt. Die ersten Sachen zusammen gepackt. Kurze Zeit später wurden die Sklaven auf Fesseln und Ketten überprüft und dann wieder zusammen getrieben. Der Aufbruch stand bevor.


    Syagrius kam schließlich auch wieder zu den Sklaven. Flüchtig sah er über die Ware, dann blieb er ruhig stehen bis eine Sänfte in den kleinen Hof getragen wurde. Eine fleischige Hand schob den Vorhang zur Seite und der Sklavenhändler sah hinaus.


    "Syagrius! Ist alles bereit?"


    Syagrius trat eifrig an die Seite seines Herren und verneigte sich tief. Seine nasale Stimme schnurrte nun wie eine Katze und er schien seinem Herren nicht in die Augen sehen zu wollen.


    "Herr! Es ist alles bereit...bis..."


    Das Gesicht des Sklavenhändler erschien. Mißmutig sah er zu den Sklaven und dann zu Syagrius. Scharf befragte er Syagrius:


    "Bis auf...WAS?"


    Syagrius warf Rutger einen finsteren Blick zu und hustete verlegen.


    "Der Patrizier...er hat das Geld noch nicht geschickt!"


    Langsam und etwas träge, kaum verärgert, sah der Sklavenhändler ebenfalls in Rutgers Richtung. Ein gleichgültiges Schulterzucken war seine Antwort.


    "Dann verkaufen wir ihn an die Arena in Rom. Dort bringt er auch um die 300 Sesterzen ein. Besonders für die Tierhatzen! Die brauchen dort immer Frischfleisch! Wir brechen auf!"


    Sein Gesicht verschwand wieder hinter dem Vorhang der Sänfte. Syagrius atmete erleichtert auf und sah nochmals zu Rutger. In seinen Augen war Wut zu sehen. Anscheinend kreidetete er es Rutger an, daß er vor seinem Herren in eine solche Verlegenheit gekommen war. In seinen Augen lag außerdem eine unausgesprochene Drohung, daß Rutger während der Reise dafür büßen würde. Gerade wandte sich Syagrius um als ein Mann in Soldatentunika auf ihn zutrat. Der Mann sah auf die Sklaven herunter, sein Gesicht verfinsterte sich.


    "Bist Du der Sklavenhändler Lucius oder Lucianus?"


    Syagrius sah ihn musternd an. Erst nach einigen Sekunden schüttelte er den Kopf. Ehe jedoch sich der Soldat wieder umwandte, fügte er schnell mit seinem vulgären Latein an.


    "Aber das ist mein Herr! Schickt Dich der Patrizier?"


    Der Soldat musterte Syagrius voller Verachtung und rümpfte angewiedert die Nase.


    "Ja, er hat mich gebeten, Dir dies zu bringen. Das ist das Geld und dort die Nachricht für den neuen Besitzer! Hier nimm schon...!"


    Syagrius griff eiligst nach dem Geld. Bei dem Brief zeigte er nicht einen so großen Eifer. Der Soldat ließ noch mal seinen Blick über die Sklaven schweifen, dann drehte er sich zackig um und verließ den Hof wieder. Syagrius wandte sich an Finn und nickte ihm zu.


    "Los gehts! Treib sie zusammen...wir müssen heute noch zum Haupttroß zustoßen. LOS!"


    Sich zufrieden den Geldsäckel betrachtend, steckte er die Sesterzen ein und ließ sich einen Esel bringen, auf den er aufstieg. Die Sklaven wurden mit Stockhieben und der Peitsche zum Aufstehen gezwungen und aus dem Hof hinausgetrieben. Auf den Straßen wurden die Gestalten von den Bewohnern der Stadt kaum beachtet und schnell hatten sie die Stadt verlassen. Eine lange Reise über die Alpen und nach Italia stand ihnen bevor.

    Eine braune Lederpeitsche sauste durch die Luft und ringelte sich um den Hals von Rutger. Syragrius hielt das Ende der Peitsche in der Hand und zog Rutger näher an sich heran. Es war doch erstaundlich, wieviel Kraft diese 'Kröte' dann doch hatte. Syagrius Nase zuckte heftig und sein Atem ging etwas schneller.


    "Du kleiner Bastard! Wag es nicht noch einmal so mit mir zu sprechen. Sonst schneid ich Dir noch etwas ganz anderes als deine Grasmatte ab. HAST DU MICH VERSTANDEN?"


    Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, zog Syagrius noch mal fest an der Peitsche und löste sie dann geschickt vom Hals des Germanen ohne ihn selber zu berühren. Voller Verachtung sah er auf Rutger herunter und drehte sich dann von ihm weg. Mit einer Kopfbewegung deutete er einem älteren Mann sein Werk zu beginnen. Dieser trat an Rutger heran. Finn packte Rutger fest in einen Schraubstockgriff und seine Finger gruben sich hart wie Stahl und wie schmerzhafte Nägel in seine Schulter hinein. Der ältere Sklave zog ein langes Messer und wetzte es an einem Lederstreifen, der ihm vom Gürtel herab hang. Ohne eine Miene zu verziehen packte er Rutgers Haarschopf und schnitt mit einer Bewegung die Haare ab. Achtlos warf er die blonden Haare in den Dreck. Grob zog er an einer Strähne, setzte das Messer nahe der Kopfhaut an und fing an ihm Strähne um Strähne abzuschneiden und den Kopf abzuschaben. Dabei riß er auch hin und wieder einige Hautfetzen ab und sein Messer wurde schnell blutig. Doch Finn hielt Rutger fest an der Schulter. Erst als das Werk getan und der 'Barbier' fertig war, ließ Finn Rutger wieder los und trat zur Seite. Der ältere Sklave sah auf Rutger herunter und ging dann davon.


    Um Rutger herum lagen seine Haare verstreut und der Wind hob einige Strähnen hoch und wirbelten sie davon. Eine ältere Frau, in Stricken gebunden und mit verhärmten Gesichtszügen sah Rutger unverwandt an. Ihre Mundwinkel hingen traurig herunter. Auch andere der Sklaven betrachteten den Neuankömmling. Doch die meisten von ihnen waren mit ihrem eigenen Elend beschäftigt. Wortfetzen von Verkäufen drangen zu den Sklaven und die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herunter. Doch niemand kam und brachte ihnen etwas zu Essen oder zu trinken.


    "210! 200...er hat ganz fantastische Zähne, meine Dame! Und kräftig ist er auch noch. Er wird Dir gut dienen können, Domina!"


    "Wieviele braucht ihr? 20 für das Bestellen eurer Äcker...ja, da hinten hätten wir noch eine Ladung von Sklaven...aber die meisten werden wohl nach Rom gebracht...in einigen Monaten stehen doch die römischen Spiele an..."

    Marcus hatte nichts anderes erwartet. Grinsend rückte er auf dem Stein zur Seite, so daß Bursa ebenfalls dort noch Platz fand. Mit verschränkten Armen beobachtete Marcus ein Weilchen die Arbeit der Rekruten. Doch schnell verlor Marcus auch die Lust daran. Suchend sah er sich auf dem Platz nach anderweitiger Beschäftigung um. Ah, ein wenig plaudern konnte ja nicht schaden. Zufrieden darüber wandte sich Marcus an den Rekruten.


    „So, so! Ein Hispanier in Germanien! Und? Warum gerade die Legio?“


    Verflucht, warum fiel ihm nicht mehr als die Standardsätze ein? Grübelnd nach etwas originellerem kratzte sich Marcus den Nacken. Doch sein Geist schien, wie so oft, von einem dicken Nebel der Langeweile umgeben zu sein. Doch wirklich lange zu einer Plauscherei konnte es auch nicht mehr kommen. Ein stämmiger Rekrut mit Glatze trat auf die Beiden zu und salutierte vor Marcus. Dabei warf er Bursa einen feindseligen Blick zu. Wußte der Rekrut wohl ganz offensichtlich, daß Bursa auch ein Rekrut war.


    „Melde, wir haben einige Funde gemacht!“


    Mit der Meldung reichte er Marcus ein kleines Linnensäckchen. Marcus spähte hinein und nickte.


    „Gut, weitersuchen! Vielleicht taucht ja noch mehr auf!“


    Marcus sah dem Rekruten noch kurz hinter her, dann griff er in das Leinensäckchen.


    “Was haben wir denn hier? Ah, 1 Denarius....na, das nenne ich mal vorbildliche Rekruten!“


    Grinsend steckte sich Marcus den Denarius in seine Tasche und griff erneut in den Sack. Mehrere Fibeln, einige Ahnenfiguren, eine kleine Graffititafel mit anzüglichen Zeichnungen, ein halbvermatschter Papyrusfetzen kamen hervor. Mit leicht verengten Augen versuchte Marcus die Schrift zu entziffern.


    „Meeeein...lii...liiebster...Gaiiiuuus, dieee Kiinnnder plä...plärren als ich Dir...! Oh weh, der Brief einer Ehefrau...na, wie langweilig!“


    Nochmals griff Marcus in den Sack.


    „Ha!“


    Triumphierend zog Marcus einen Ring hervor, schlammig und verkrustet. Schnell griff Marcus nach seinem Weinschlauch und ließ von dem roten Nass über das schlammige Ding hinüberträufeln. Mit dem Sack wischte er den Schlamm ab und seine Schultern sackten etwas enttäuscht hinunter. Noch nicht mal aus Gold bestand der Ring. Nur aus Holz und mit blumigen Verzierungen. Achtlos reichte Marcus den Ring an Bursa weiter.


    „Ne, das war nichts! Also wird er wohl nicht hier sein. Was meinst Du? Sollen wir uns gleich in die Stadt aufmachen oder noch im Kastell suchen?“

    Überrascht riß Marcus seine Augen auf. Ehe er es sich versah spürte er den harten Aufprall auf den hölzernen Boden. Die Wucht verschlug ihm den Atem und ein heißer und heftiger Schmerz zuckte durch seinen geschundenen Körper. Mit mehr Kraft im gesunden Zustand hätte er vielleicht Rutger von sich stoßen können, so versuchte er nur dessen Gebiß von seiner Kehle fern zu halten. Wie einen Wolf, der ihm den Hals aufreißen wollte, so kam ihm der Germane in dem Moment vor. Von dem hastigen Fußgetrappel und einigen schnell gesprochenen Worten in einer fremden Sprache vernahm Marcus nicht. Mühsam packte er die Schulter von Rutger und konnte ihn gerade etwas fernhalten. Doch immer wieder rasten Schmerzenswellen durch seinen Körper.


    Ein großer Gegenstand sauste herunter, wie ein dunkler Schemen in Marcus Augen. Ein Knüppel traf Rutger hart auf dem Rücken. Und erneut wurde der Knüppel heruntergeschlagen und nochmals. Immer wieder traf das Stück Holz den Germanen. So lange bis Rutger von dem Patrizier abließ. Selber halb benommen blieb Marcus unter Rutger liegen. Eine Hand packte nach Rutgers Schulter und riß ihn von Marcus herunter.


    “Herr, lebt Ihr noch?“


    Marcus blinzelte nach oben und sah in das Gesicht eines blonden Riesen, der ihn anstarrte. Auch der Händler hatte sich über Marcus gebeugt und musterte ihn mit geheuchelter Besorgnis. Aber ein wenig Besorgnis spürte der Händler schon. Schließlich wollte er noch sein Geld sehen. Marcus nickte langsam und rappelte sich mit Hilfe des blonden Riesen auf. Benommen sah Marcus in Richtung von Rutger, der gerade von einem anderen Mann, wohl ebenso ein Sklave, mit Ketten fest verschnürt wurde. Wütend trat er an die Seite von Rutger. Fast wäre Marcus versucht ihm noch einen Seitentritt zu geben. Nur mit Mühe widerstand Marcus diesem Wunsch. Knurrend wandte er sich um und nickte dem Händler zu.


    „Danke! Du bekommst Dein Geld heute noch! Wie Du siehst, wirst Du gut auf den kleinen Bastard aufpassen müssen!“


    Mit schlechter Laune stapfte Marcus aus der Taberna hinaus. Der Junge sah ihm noch hinter her, sagte jedoch nichts zu der unbezahlten Rechnung. Der Händler derweil wandte sich um und sah zu seinen Handlangern.


    “Verschnürrrrt ihn gut! Zu schaaade, wirklich zu schade! Der wäre ihn der Arena wirklich gut aufgehoben! Nun ja, die nächsten Spiele in Rom werden wohl auch auf sich warten lassen müssen.“


    Der Händler starrte auf Rutger herunter und wandte sich schließlich auch um und lief tapsend nach draußen. Dabei blieb er an der Tür stehen, kratzte sich ungeniert am Gemächt und trat ins Freie. Der blonde Riese packte Rutger und warf ihn sich über die Schulter. Der Riese murmelte leise einige hart klingende Worte und folgte dem Händler in die grelle Sonne hinaus. Es ging durch die Strassen von CCAA und am großen Markt vorbei, wo Marktschreier ihre Waren feilboten. Es ging an den Waren vorbei und durch eine heruntergekommene Gasse, deren Häuser grell rot angemalt waren und schließlich in einen großen Innenhof hinein. Eine Holzbühne war hier zusammengenagelt worden, auf denen Holzpfähle standen. Männer und Frauen wurden hier, festgebunden, genauso feilgeboten wie zuvor das Brot oder die neuen Winterumhänge.


    Achtlos warf der Riese Rutger auf den Boden und am Rande von einigen anderen Männern und Frauen, die gefesselt auf dem bloßen und dreckigen Boden saßen. Der Händler trat wieder auf Rutger zu und beugte sich zu ihm runter. Sein Atem stank widerlich nach Knoblauch und fauligen Zähnen. Auch sein Körper strahlte einen säuerlichen Schweißgeruch ab.


    „Wenn so was wie vorhin noch mal passiert, du kleiner räudiger Hund, dann wirst Du nicht nur unsere Peitsche spüren, verstanden?“


    Mit dem Kopf deutete er auf den Riesen, der Rutger getragen hat.


    „Finn hat eine Schwäche für so hübsche Bengel wie Dich! Und ich liebe es, die Sklaven bluten zu sehen. Du siehst, Dein Patrizier ist im Gegensatz zu uns noch harmlos.“


    Der Händler richtete sich auf und sah voller Verachtung auf Rutger herunter.


    „Syagrius!“


    Eine schneidende und scharfe Stimme knallte den Namen durch die Luft. Der Händler drehte sich erschrocken um. Wie ein unterwürfiger Hund neigte er sein Haupt und schnurrte ergeben.


    “Ja, Herr?“


    Ein Mann, eher klein und etwas rundlich, aber sehr gepflegt, trat auf die Sklaven zu. Seine Augen wanderten über die zwanzig bis dreißig Sklaven unter denen auch Rutger war. Mit einer Hand fuhr er sich über sein kleines Kinnbärtchen und seine buschigen Augenbrauen zuckten leicht.


    “Ist das die Ausbeute von hier?“


    Syagrius, der schmierige Unterhändler, nickte eifrig und schien es nicht zu wagen, seinem Herren ins Gesicht zu sehen.


    „Ja, Herr! Außerdem hat uns ein Patrizier, ein Flavier, den Auftrag gegeben seinen Sklaven nach Roma zu bringen! Es ist dieser kleine Germane dort!“


    Der eigentliche Sklavenhändler wandte seine Augen auf Rutger. Aber nur kurz und nicht wirklich interessiert. Zustimmend nickte er.


    „Gut, ich denke, Du hast einen angemessenen Preis ausgehandelt?“


    Syagrius nickte eifrig.


    “Ja, Herr. 300 Sesterzen, Herr!“


    Sein Herr lächelte dünn und wandte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck um.


    „Gut, dann scher ihn, wie die Anderen!“


    Syagrius sah seinem Herren hämisch hinter her und rieb sich zufrieden die Hände. Wieder überheblich wandte er sich seinen Sklaven und auch Rutger zu.


    “Holt das Messer!“

    Marcus musterte Rutger mit einem genüsslichen Grinsen im Gesicht. Wie schnell Fortuna doch ihre Launen ändern konnte. Innerlich lachte Marcus schon darüber. War er doch nur vor wenigen Stunden noch Rutgers Gefangener, so war nun Rutger selber in Marcus Hand. Ihm ausgeliefert auf Gedeih und Verderben.


    „Kleiner, ich lass Dich am Leben. Darüber kannst Du schon glücklich sein. Aber Du wirst wohl lernen müssen, daß man sich einem Römer gegenüber nicht so verhält.“


    Marcus beugte sich etwas nach vorne und taxierte Rutger mit leicht verengten Augen. Sein Grinsen war mit einem Schlag verschwunden.


    „Und besonders was es heißt, wenn man einen Flavier angreift. Du hast Dir den falschen Römer dafür ausgesucht, Germane!“


    Zufrieden über diese, seiner Meinung nach genug überheblicher Rede, lehnte sich Marcus zurück. Ja, so benahm man sich doch standesgemäß. Die Tatsache, daß er eher wie ein erbärmlicher Bettler, mit all dem Schlamm und den Verletzungen aussah, übersah er dabei hochmütig. Die Tür öffnete sich in jenem Moment wieder und der Junge der Taberna trat in den Schankraum. Im Schlepptau hatte er einen Mann, mehr eine Gestalt.


    Der Mann war eher von Zwergengestalt. Sein Gesicht war rund wie der Vollmond und eine lange, spitze Nase zierte den Apfelkopf. Dabei zeigte die obere Rundung kein Härchen, nur eine etwas fettige, schmierige Schichte, die von seltenem Waschen zeugte. Auch seine Kleidung hätte durchaus auf dem Boden alleine stehen können, so sehr strotzte sie von Dreck und Körperfett. Der Junge deutete dem Mann, dessen Gesicht von einigen unschönen Pusteln bedeckt war, zu Marcus zu gehen. Der Mann nickte eifrig und huschte tapsend an den Tisch. Der Mann blieb stehen und sah unschlüßig von Marcus zu Rutger und wußte wohl nicht, wen er ansprechen sollte. Erst nach einigem Überlegen, was sich lebhaft auf dessen Gesicht wiederspiegelte, wandte er sich an Marcus. Seine Stimme klang nasal und sein Latein von einem vulgären Unterton geprägt. Welchem Volk oder gar Gattung er angehörte, war schwerlich daran zu erkennen.


    „Salve! Mir wurde ausgerichtet, daß ihr einen Sklaven hättet, der nach Rom soll? Ist das so richtig?“


    Marcus wandte sich ganz langsam an den Mann und musterte ihn von oben bis unten. Angewidert verzog Marcus sein Gesicht. Unschlüssig schwieg Marcus. Der Mann, Händler, Sklave, was auch immer er war, er war ihm zumindest sehr suspekt. Aber gut, eine andere Wahl hatte Marcus nicht wirklich.


    „Richtig! Dieser dort soll nach Rom gebracht werden. Mein Name ist Marcus Flavius Aristides. Du kennst sicherlich die Gens Flavia?“


    Der Mann schien bei Marcus Worten selber etwas skeptisch zu sein und musterte ebenfalls Marcus prüfend, der kaum wie ein erhabener Patrizier wirkte. Schließlich nickte dieser langsam. Dabei rieb er sich die Hände und seine Nase zuckte ein wenig. Er schien wohl ein gutes Geschäft zu wittern.


    “Ja, natürlich kenne ich die großen Flavier. Welcher Sklaven- und Gladiatorenhändler kennt sie nicht? Aber verzeiht mein Herr, ich bin nur der Mittelsmann. Mein Herr ist der eigentliche Sklavenhändler. Er ist jedoch gerade noch in Verhandlungen. Nun gut, wir werden in einigen Tagen aufbrechen um die germanischen Sklaven nach Italia zu bringen. Dann könnten wir den Sklaven mitnehmen. Das ist aber nicht ganz billig, mein Herr! Besonders wenn die Ware unbeschädigt sein soll. Ist das Ding denn gefügsam?“


    Marcus lachte leise bei den Worten und schüttelte den Kopf.


    „Nein, das ist das Ding wahrlich nicht. Er müßte in Ketten dorthin gebracht werden. Und ich möchte sichergehen, daß er auch wirklich in der Villa Flavia ankommt. Was willst Du für den bockigen Sklaven dort?“


    Marcus deutete grinsend auf Rutger. Langsam fing es an ihm Spaß zu machen. Sollte doch Rutger lernen, daß er von nun an nicht mehr als eine Sache war, nur ein Sklave unter vielen, vielen tausend Anderen! Der Händler nickte und sah prüfend auf Rutger.


    “Hmmm! Rebellisch sieht er aus...dieser fanatischer Haß! Das wird schwierig, sehr schwierig! Und dann muss er auch noch gefüttert werden. Und wer weiß? Vielleicht beißt das Ding noch einem meiner Sklaven den Finger ab. Und eine Wache brauch ich auch ständig für ihn. 600 Sesterzen. Darunter geht es nicht!“


    Marcus sah den Händler verblüfft an. Schließlich lachte Marcus und schüttelte den Kopf.


    „600? Du bist verrückt, Mann! Soviel würde ich für einen wilden Germanen noch nicht mal bezahlen, wenn ich ihn bei Dir kaufen würde. Auch in Roma nicht. Aber gut, Du bekommst jetzt 200 Sesterzen und in Rom bekommst Du von meinem Vetter noch mal so viel. Solltest Du den Sklaven jedoch verlieren oder woanders hin verkaufen, dann solltest Du um den Beistand der Götter beten. Denn dann wirst Du im Theater der Flavier den Löwen vorgeworfen werden! Verstanden?“


    Der Händler, völlig unbeeindruckt von der Drohung, nickte eifrig. Ja, seine Nase zuckte noch ein wenig mehr. Es wirkte fast schon wie bei einem Kaninchen oder bei einem Schwein, was gerade im Schlamm suhlte.


    „Aber sicher doch, Herr, vierhundert Sesterzen? Nun gut, das ist akzeptabel! Wann bekomme ich das Geld?“


    Marcus nahm den Becher und trank den letzten Schluck aus und stellte den Becher achtlos wieder auf den Tisch. Dabei stand er auf.


    “Ich lasse Dir das Geld vorbeibringen! Bis dahin kannst Du ihn ja als Unterpfand behalten. Wenn Du Dein Geld nicht bekommst, verkauf ihn meinetwegen an irgendjemanden. Aber weit, weit weg von Germania! Aber ich schick es Dir morgen früh vorbei! Und bring ihn zur Villa Flavia nach Rom. Ich werde Dir noch einen Brief für seinen neuen Besitzer mitschicken!“


    Der Händler nickte wieder und trat etwas zur Seite als Marcus vom Tisch aufstand.


    “Aber natürlich, mein Herr! Bringt das Geld zu Lucianus, dem Keltenhändler!“


    Marcus sah kurz zu dem Mittelsmann, wandte sich dann jedoch an an Rutger. Kalt und arrogant sah er zu dem Germanen.


    „Nun, Kleiner, das wird Dein Schicksal sein. Du wirst lernen müssen, Dich uns Römern zu unterwerfen. Denn von nun an, wirst Du ein Sklave der Flavier sein. Nicht mehr wert als der Dreck unter meinem Schuh, gezwungen jeden Dienst zu vollführen, denn wir haben nicht nur Dein Leben in unserer Hand, sondern auch die Macht Dir zu zeigen, wozu ein Patrizier in der Lage ist.“

    Bleierne Müdigkeit hielten Marcus Gedanken umfangen. Ein Bett! Ein Bett, was würde er alles für ein warmes, weiches Bett geben. Aber es würde nur eine harte Pritsche im Kastell auf ihn warten. Unzufrieden starrte er auf den Becher und griff nach ihm. Mit großen Schlücken befeuchtete er seine trockene Kehle. Genüßlich seufzte Marcus und stellte den Becher wieder auf den Tisch zurück. Erst dann wandte er sich wieder seinem Gefangenen zu. Sein rechter Mundwinkel hob sich etwas, was ein Hauch von einem höhnischen Lächeln war.


    "Ich habe Dir mein Wort gegeben, daß Du am Leben bleiben wirst, Germane! Und an dieses werde ich mich auch halten. Aber ich lasse Dich bestimmt nicht laufen...nein!"


    Marcus reckte sich und wieder zuckte Schmerz durch seine Seite. Fast war er doch versucht, Rutger frei zu lassen. Dann würde er einfach aufstehen können und ins Kastell marschieren. Doch das wollte er nicht. Dieser Germane würde es noch bereuen, daß er eine Waffe gegen einen Römer und Patrizier erhoben hatte. Er sollte spüren, was es hieß, sich einen Flavier zum Feind zu machen. Zu schade, daß sein Bruder Felix auf Sardinien seine Ruhe haben wollte, sonst hätte er ihm Rutger geschickt. Suchend sah sich Marcus in der Taberna um, bis er einen Jungen ausmachte, der gerade einige Teller durch den Raum trug. Herrisch winkte er den Jungen zu sich. Dieser trat schnell auf den Tisch.


    "Ja, Herr?"


    Marcus sah zu Rutger, dann zog er den Jungen näher an sich heran. Leise murmelte er ihm einige Anweisungen zu. Der Junge nickte und nickte erneut, sah kurz zu Rutger und drehte sich schnell um. Mit flinken Füßen verließ er die Taberna und war den Augen entschwunden. Marcus lehnte sich wieder zurück und trank wieder von seinem Wein ohne sich um Rutgers möglichen Durst zu kümmern.

    Prompt drehte sich Marcus nach rechts um und marschierte los. Sein Vorder- und Hintermann tat es ihm gleich und aus den Augenwinkeln bemerkte Marcus, daß der Rest der Soldaten es gleich taten. Das sah doch gar nicht mal schlecht aus. Doch schon nach wenigen Schritten kam der Ruf des Optios. Feind vorraus? Wo? Marcus spähte nach vorne und eine Verwirrungsfalte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Einige der Männer an seiner Seite traten in die Schlachtformation. Andere prallten erschrocken gegeinandern, zogen hastig ihr Schwert und sahen sich genauso verwirrt wie Marcus um. Der trat einen Schritt nach vorne und sah sich nicht genötigt, sein Schwert zu ziehen. Schließlich stand kein Germane, Pirat oder Wegelagerer vor ihnen. Fragend sah Marcus zu Tertius. Dieser deutete auf die wenigen Männer, die wohl den Hinweis verstanden hatte. Marcus warf einen Blick zu Avitus, dann machte er einen Schritt an Tertius Seite. Der würde schon wissen, was richtig war.