Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Sim-Off:

    Ich bin mal so frei, uns selbst zu entlassen ;)


    Marcus nickte zufrieden. Zackig, so zackig wie selten, salutierte Marcus vor dem Centurio, dann drehte sich Marcus um. Schließlich mußte der Auftrag so schnell wie möglich angegangen werden. Wäre ja arg peinlich für den Legaten, wenn sein Senatorenring bei einem Hehler in Rom wieder auftauchen würde und die anderen Senatoren würden davon Wind bekommen. Nachdenklich marschierte Marcus aus dem Gang wieder auf den Platz davor. Dort blieb er einen Moment stehen und wartete, daß Bursa zu ihm aufschloß.


    "Dann besorgen wir uns mal ein paar freiwillige Rekruten, die uns bei der Schlammsucherei helfen!"


    Somit lief Marcus los und in Richtung des Tores...

    Unterwegs hatte Marcus ein paar Rekruten verdonnert mitzukommen. Zwar war er ihnen nicht wirklich weisungsbefugt, sah es jedoch als sein Recht an, der Anweisugen des Centurios wegen. Wie ein Feldherr stapfte Marcus schnurstracks auf das Tor zu, im Schlepptau seine Schlammsucher. Hier war also der Tatort! Hier war entweder der Ring bei dem kleinen Sklavenaufstand im Schlamm versunken oder einer der Soldaten hatte lange Finger bewiesen. Doch das herauszufinden, war nun Marcus und Bursas Aufgabe.


    "Also, Rekruten, ihr sucht diesen Schlammhaufen nach allem möglich wertvollen ab. Ringe, Münzen, Schmuckstücke...sie werden alle bei mir abgeliefert. Und daß mir keiner irgendwas wegsteckt. Ich beobachte Euch! Also, an die Arbeit!"


    Marcus sah sich um und ging auf einen Wegstein zu, der am Tor stand. Vor sich hinpfeiffend setzte sich Marcus und lehnte sich gegen die Mauer. Grinsend sah er zu Bursa.


    "Also, Du kannst entweder mitgraben oder Dich mit hierhin setzen."


    Zufrieden lehnte sich Marcus zurück und musterte die Rekruten, die mit Spaten und Hacken anfingen im Schlamm nach dem Legatenring zu suchen.

    Marcus war zu müde, um den Bemerkungen von Rutger etwas entgegen zu setzen. Der Schmerz, der immer wieder durch seine Seite pochte, war schwer zu ertragen. Gut, daß der Germane nicht merkte wie schwach Marcus in Wirklichkeit war. Denn sonst hätte er vielleicht versucht sich zu befreien. So hatte Marcus wenig Sinn für die nächtliche Landschaft um ihn herum. Nur, wenn er ärgerlicherweise über eine Wurzel stolperte oder seine Füße ihn durch einen Bachlauf trugen. Am Weg des Randes unterdrückte Marcus ein erleichtertes Seufzen. Beim Marsch hatte Marcus überlegt gehabt, was er mit Rutger machen würde. Ob er ihn laufen lassen würde oder nicht. Aber schließlich fiel Marcus eine äußerst römische Lösung für sein Dilemma ein. So grinste er auf Rutgers Worte kurz.


    "Oh, da bin ich sicher. Aber Du wirst dort ebenfalls vor Sonnenaufgang sein! Du kommst noch mit! Gehen wir!"


    Ohne zu zögern oder auf Wiederspruchsworte zu achten, zog Marcus Rutger auf den Weg herunter. Er lächelte kurz, wenn es auch keine römische Straße war. Stumm schritt Marcus den Weg entlang. Das Marschieren war auf dem Weg sehr viel leichter. Rutger könnte er nicht mit ins Kastell nehmen, das war klar!. Irgendwie war Marcus Plan in dieser Hinsicht sehr kompliziert. Aber erst mal in der Stadt angekommen, denn dort würde ihm schon etwas einfallen. Wieder verging einige Zeit als im Osten der Himmel sich heller färbte. Die ersten Vögel fingen an zu zwitschern. Als es noch ein wenig Heller geworden war, sah man in der Ferne schon die Silhouette der Stadt auftauchen. Ein Lächeln erschien auf Marcus Gesicht und seine Schritte beschleunigten sich.

    Die Sonne ging auf. Die Vögel zwitscherten fröhlich und die ersten Bienen summten über die Wiese außerhalb des Tores. Völlig verdreckt, durchgeschwitzt, blaß im Gesicht und mit schlammigen Füßen marschierte Marcus Flavius Aristides, nicht mehr als Patrizier erkennbar, auf das Tor der Stadt zu. Neben sich zog er einen Germanen mit sich. Rutger, den er in der Nacht zuvor als Geisel in einem germanischen Lager gefangen genommen hatte. Marcus stapfte auf das geöffnete Tor zu und dann hinein.


    Ihnen kam ein alter Mann mit, einem mit Holz beladenen, Wagen entgegen. Der Mann warf dem ungleichen Paar nur einen müden Blick zu ehe er in eine Gasse abbog. Einige Frauen zogen mit ihrer morgendlichen Wäsche vorbei, leise miteinander tuschelnd. Marcus wischte sich mit einer Hand etwas Schweiß von der Stirn und blieb einen Moment stehen. Nachdenklich zog er seine Augenbrauen zusammen, dann nickte er und ging weiter. Zielstrebig ging er auf eine Taberna zu und stieß sie mit seinem Ellbogen die Tür auf.


    Innen schreckte er einen jungen Mann auf, der gerade dabei war, die Tische vom vornächtlichen Gelage einiger Soldaten und den Bewohnern der Stadt zu säubern. Der Mann sah die Ankommenden mißtrauisch entgegen. Doch Marcus ließ sich davon nicht stören, sondern zog Rutger zu einem der Tische. Müde ließ sich Marcus auf den unbequemen Holzstuhl hinunter sinken.


    “Setz Dich, Kleiner!“


    Hoheitsvoll, trotz Schlamm und heruntergekommener Erscheinung, nickte Marcus dem jungen Mann zu.


    „Bring mir etwas Wein!“

    Überrascht riß Marcus seine Augen auf als die Tür aufgerißen wurde. Da er direkt vor der Tür stand, war es auch eine Leichtigkeit ihn hereinzuziehen. Bodenlose Verblüffung zeigte sich in Marcus Gesicht, wobei er auch eine Weile brauchte, sich davon zu befreien. Marcus sah zu dem Sklaven, ignorierte ihn dann jedoch tatsächlich sofort. Hätte der Centurio ihn nicht erwähnt, Marcus hätte ihn wahrscheinlich gar nicht bemerkt.


    Als Plautius jedoch von dem Fluchtversuch sprach, warf Marcus dem Sklaven noch einen schrägen Blick zu. So war das also...na, vielleicht stand dann ja noch eine Kreuzigung in nächster Zeit an. Das mit dem Sonderauftrag klang in der Tat spannend. Besonders der zivile Teil. So hoffte Marcus natürlich, daß der Ring nicht nur im Schlamm gelandet war.


    "Nein, Centurio, keine Fragen!"


    Fragend sah Marcus zu Bursa, ob jener Unklarheiten noch hatte.

    Schwer atmend verharrte Marcus immer noch. Sein Arm schmerzte, der das kleine Messer hielt. Mittlerweile hatte er das Messer auch sinken lassen. Wütend biß sich Marcus auf die Lippen. Höhnische Bemerkungen auf die Beleidigungen lagen Marcus auf den Lippen. Doch im Moment war Marcus vernünftig genug. Der Germane würde seine Worte später noch bereuen, dafür würde Marcus noch sorgen. Stumm blieb Marcus einen Herzschlag stehen. Dann fingen seine Gedanken an zu arbeiten. Langsam und etwas träge. Sollte er darauf eingehen? Und könnte er darauf vertrauen, daß der Germane ihn tatsächlich in die Hauptstadt zurückführte?


    Marcus drehte Rutger halb um, so daß er ihm in die Augen schauen konnte. Marcus hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und musterte Rutger grimmig.


    "Also, Kleiner, Du kannst von Glück sagen, wenn ich Dich am Leben lasse. Nachdem Du mich angegriffen hast, ist Dein Leben eigentlich verwirgt. Ich bin ein Flavier und kein römischer Niemand. Aber wenn Du mich nach CCAA führst, dann laß ich Dich am Leben. Und darauf gebe ich Dir mein Wort als Patrizier! Und wage es nicht, mein Wort in Frage zu stellen! Los, führ mich..."


    Mit den Worten drehte Marcus Rutger wieder um, so dass er dessen gefesselte Arme gepackt halten konnte.

    Für einen Moment war Marcus sprachlos gewesen. Irgendwie hatte er schon geglaubt, daß dieser Barbar ein wenig an seinem Leben hängen würde. Marcus zögerte und zog nicht das Messer über die zarte Haut am Hals, die nur mit einer dünnen Schicht das pulsierend Blut davon abhielt den Körper zu verlassen. Aber Marcus wußte genauso, daß sein eigenes Leben von dem Leben dieses Germanen abhing. Blitzschnell formierten sich Pläne in seinem Kopf. Wie er den Germanen töten und wenigstens noch einen anderen Barbaren in den Tod reißen konnte. Bei Mars, sie würden sehen, wie auch ein Römer zu sterben vermag. Der Moment des Stutzens verflog. Gerade wollte Marcus das Messer über die Kehle des Germanen ziehen. Seine Hand drückte etwas tiefer, ein Rinnsal floß über seinen kleinen Finger. Doch noch nicht genug, um den Germanen zu töten.


    Doch in jenem Augenblick traten die Germanen zur Seite! Vielleicht hatten sie es in Marcus Augen gesehen, daß er nicht zögern würde? So stockte Marcus mit dem Messer. Eine kurze Erleichterung überkam ihm, denn im Grunde wollte Marcus noch nicht sterben.


    "Ich glaube, die Götter sind heute mit Dir gnädig, Germane! Oder vielleicht wird Fortuna Dich auch prüfen..."


    Marcus lachte leise. Zwar etwas unpassend, aber die Erleichterung brachte ihn dazu. Grob drückte Marcus Rutger an den Germanen vorbei. Schnellen Schrittes dirigierte Marcus seine Geisel in den dunklen Wald hinein. Fast sofort verlor sich der Lichtschein des Feuers zwischen den Birken und den hohen Rosskastanien. Ohne ein Wort zu verlieren lief Marcus mit seinem Gefangenen, den er keine Minute aus den Augen ließ oder ihn von seinen Fesseln erlöste, in die Dunkelheit und dem wilden germanischen Wald. Hinter ihnen waren mal Stimmen zu vernehmen, was Marcus nur noch mehr anspornte, schneller zu laufen.


    Der nächtliche Marsch wurde immer mehr zu einer Tortour, besonders für Marcus, der schließlich noch nicht ganz genesen war. Immer wieder hatte Marcus das Gefühl sie würden verfolgt, doch dann waren es nur die Nachttiere des Waldes. Ein Tier, was vom Gebüsch aufgeschreckt wurde. Eine Fledermaus, die sie umflatterte. Eine Eule, die eine Maus schlug. Außerdem hatte Marcus nicht die geringste Ahnung wo sie waren. Nach einiger Zeit verharrte Marcus und atmete schwer. Schweiß klebte an seinem Rücken und seine Wunden brannten. Er hielt Rutger fest an den Fesseln gepackt.


    "Wo sind wir, Germane? Wo geht es nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium?"

    „Bei Mars, verflucht noch mal!“


    Marcus fluchte deftig auf Latein als Rutger sich vom Pferd herunter wand. Nur, weil er kurz von dem Flammeninferno abgelenkt gewesen war. Und dann schien es Fortuna erneut nicht gut mit ihm zu meinen. Denn die Wachposten machten ihm die Flucht ganz schön schwierig. Knurrend glitt Marcus vom Pferderücken. Mit einem Satz war Marcus hinter Rutger. Er packte Rutger am gefesselten Arm und zog ihn mit einem Ruck wieder zurück.


    “Hier geblieben, Germane!“


    Marcus setzte erneut das Messer an Rutgers Hals. Dabei sah er grimmig zu den Wachtposten. Die Stute an seiner Seite tänzelte noch ein paar Mal nervös. Warf ihren Kopf in die Höhe, wieherte laut und trabte schließlich davon. Verärgert sah Marcus dem Pferd kurz hinter her, wandte jedoch sofort wieder seine Aufmerksamkeit der Bedrohung zu.


    „Den erkennt ihr sicherlich, oder? Einen Schritt näher und er ist tot! Geht langsam zur Seite und lasst uns durch. “


    Marcus zog seine Augenbrauen zusammen und presste das Messer fester an Rutgers Hals.


    “Sag es ihnen, Germane, sonst stirbst Du!“

    Verwirrt trat Marcus dicht hinter Rutger in die laue Sommernacht. Was Rutger wohl Gytha noch gesagt hatte? Es waren wohl einige deftige Worte nach ihrem entgeisterten Gesichtsausdruck beurteilt. Doch Marcus tat es mit einem Schulterzucken ab. Rutger war nicht der erste eifersüchtige Mann, den Marcus gesehen hatte und ob Germane, Römer, Grieche oder Ägypter, sie waren doch letztendlich alle gleich bei der Eifersucht.


    Marcus atmete die Luft draußen tief ein. Herrlich, es roch schon ganz nach Freiheit! Doch schnell und aufmerksam musterte Marcus das Lager. Es war recht ruhig. In der Nähe waren einige Koppeln und Marcus konnte darauf die Konturen von den Pferden wahrnehmen. Schnell sah Marcus noch mal zu den anderen Zelten und sprach leise und flüsternd.


    "Kein Laut von Dir, Junge! Mir macht es gar nichts aus, Dir die Kehle durchzuschneiden. Also sei vernünftig!"


    Dann stieß er ihn wieder nach vorne. Dabei zog er Rutger jedoch auch ein wenig runter und an den Schatten der Zelte entlang. Immerhin kam es Marcus zu Gute, daß der Mond nicht mehr seine volle Größe hatte. Schnellen Schrittes, flach atmend und sich immer wieder umsehend, zog Marcus seine Geisel zu den Pferden. Dort schnappte er sich einen der Lederbänder, was über einem Holzbalken lag und zog mit Zähnen und einer freinen Hand eine Schlinge zusammen.


    "Hände auf den Rücken!"


    Marcus zog die Schlinge um die Handgelenke und zog die Leberbänder fest um Rutgers Hände. Einen Hanfstrick greifend und Rutger mitziehend, ging Marcus zu den Pferden. Mit schnalzenden Lauten, gutem Zureden gelang es Marcus nach einigen Minuten eines der Pferde anzulocken. Mühsam, da er den Gefangenen im Schach halten mußte, legte er dem Pferd den Strick um den Hals. Dann schwang sich Marcus auf den Pferderücken. Dabei hielt er Rutger noch an den gefesselten Händen fest und zog ihn schließlich mit einem Ruck nach oben. Schwer atmend von der Anstrengung verharrte Marcus kurz. Doch dann zog er an dem Strick, schnalzte und lenkte das Pferd über die Wiese und einen Hang hinauf. Dort hielt er die Stute an und wandte seinen Blick auf das Lager hinunter. Die Bäume rauschten um sie herum. Eine Eule flog über sie hinweg und in der Ferne war das Heulen des Windes zu vernehmen.


    Verblüfft verharrte Marcus, denn ein Zelt hatten unten im Lager Feuer gefangen und die Flammen züngelten todbringend und lodernd in die dunkle Nacht. Die ersten aufgeregten Rufe ertönten von unten und Warnlaute. War das nicht Gythas Zelt, was brannte? Die Stute tänzelte nervös, roch sie doch wohl den Rauch. So drehte sich die Stute ein wenig und zeigte auch Rutger die Flammen, die das Zelt erfasst hatten.

    Marcus Kehle entwich ein tiefes, aber leises Lachen. Mit einer fleißenden Bewegung stand Marcus ebenfalls auf, wobei er genau darauf achtete Rutger das Messer an die Kehle zu halten.


    "Wer hier wem, was aufschlitzt werden wir noch sehen, Germane! Außerdem würde die Wölfin mir nichts tun. Wir Römer entstammen ihr!"


    Marcus packt Rutger und hielt ihn wie ein Schild vor sich. Dabei warf Marcus Gytha nur einen kurzen Blick zu. Diese stand stumm und starr am Rande des der Feuerstelle. Ihre Augen hatte sie auf den Boden gerichtet und schien die Beschimpfung von Rutger gar nicht zu hören.


    "Langsam gehen! Keine falsche Bewegung!"


    Marcus drückte Rutger vor sich nach vorne. Dabei hielt er ihn weiter fest gepackt und sah den Germanen, den Wächter, finster an. Dieser wich Schritt für Schritt zurück. Marcus stutzte dann jedoch.


    "Halt! Gytha, sag ihm, daß er reinkommen soll! Sag ihm, daß er Dich fesseln soll!"


    Gytha sah zögerlich auf und musterte Marcus stumm. Langsam schüttelte sie den Kopf. Marcus zog seine Augenbrauen genervt und etwas gereizt zusammen.


    "Los, sonst stirbt er! Ich scherze nicht!"


    Gytha sah Rutger nicht an, sonder wiederholte Marcus Worte leise und auf Germanisch zu dem Wächter. Der sah Marcus erstaunt an, ging dann zögerlich auf Gytha zu. Diese nahm einige Hanfstränge und reichte sie dem Wächter. Mit langsamen Bewegungen und recht vorsichtig fing er an Gytha zu fesseln.


    "Auch an den Füßen!"


    Gytha nickte und wiederholte erneut die Worte. Der Wächter bügte sich und fesselte Gytha, die sich auf das Lager nieder gelassen hatte. Weiter Rutger fest im Griff, prüfte Marcus kurz die Fesseln und nickte dann zufrieden.


    "Und jetzt sag ihm, daß er mir den Rücken zuwenden soll. Los, sag es ihm, meine Schöne!"


    Gytha warf Marcus einen finsteren Blick zu, gab dessen Worte jedoch weiter. Mißtrauisch wirkend drehte der Germane Marcus den Rücken zu. Marcus schlang seinen Arm fest um Rutgers Hals und drückte zu. Dann machte Marcus eine schnelle Bewegung und schlug mit der freien Hand und kurzzeitig Rutgers Kehle ohne Dolch lassend auf den Hinterkopf des Wächters mit dem Knauf. Noch bevor dieser zusammensank, hatte Marcus wieder das Messer an Rutgers Hals und Marcus lockerte seinen Würgegriff ein wenig, damit Rutger wieder Luft bekam.


    Stoßend trieb Marcus Ruger zum Zeltausgang als von hinten ein leises "Rutger?" von Gytha ertönte. Marcus verharrte und presste die Lippen aufeinander.


    "Na, willst Du ihr nicht antworten, du kleiner Gauner?"

    Mußte wohl sein...das mit dem Salutieren. Darin war Marcus immer noch nicht wirklich zackig geworden. So salutierte er nach Crispus und eher etwas schludrig. Aber gerade so noch, daß es nicht als Beleidigung aufgefaßt werden sollte. Denn das hatte Marcus auch gar nicht beabsichtigt. Denn ohne je darüber nachgedacht zu haben, hielt Marcus von dem Centurio unter allen Offizieren eigentlich am meisten. Warum? Ja, das könnte Marcus wohl nicht erklären. Vielleicht weil der Centurio auch oft mit seinen Untergebenen zu tun hatte? Weil er selber in die dreckige Grube stieg? Auch wenn Marcus fand, daß der Centurio eindeutig zu viel in den verstaubten Schriftrollen schmöckerte. Das war doch eindeutig nicht gesund. Außerdem fand Marcus so etwas immer ein wenig suspekt bei einem Mann! Hmm...ob die Schmierereien bei den Latrinen doch ein Fünckchen Wahrheit beinhalteten?


    Marcus stand eher mißmutig im Gang. Sie haben sich geprügelt? Hätte sich Marcus denken können, daß Crispus es so darstellen würde. Schweigend blieb Marcus stehen. Der Centurio würde entweder ihn noch fragen oder ihm gleich die Strafe aufbrummen. Aber den Offizieren wollte er nun auch wieder nicht ins Wort fallen!

    Marcus nickte langsam und ließ seine Hand sinken. Spezialauftrag? Das könnte wahrlich interessant werden. Aber vielleicht war das auch nur die galante Umschreibung des Centurios für eine besonders unangenehme Aufgabe, wie mitten im Feindesland eine Strasse bauen oder einen tagelangen Marsch zu beginnen in voller Ausrüstung. Nun ja, wenn Marcus Engländer gewesen wäre, hätte er wohl gesagt: Abwarten und Tee trinken. Oder wenn er Caesar gewesen wäre zur schicksalsträchtigen Stunde mit dem Rubikon, hätte er auch alea iacta est dazu gesagt. Schließlich stand es wohl schon fest, daß Marcus Soldat war und der Auftrag des Centurio auch.


    "Sollen wir draußen warten, Bursa? Wer ist da überhaupt drin?"

    Was für weiche Lippen! Und der Hauch von einem salzigen Geschmack war auf der zarten und rosigen Haut ihrer Lippen zu spüren. Forsch küßte er Gytha und Marcus Hand lag fest auf ihrem Nacken, keinen Widerspruch duldend. Und es schien tatsächlich, daß Gytha ihn ebenfalls küssen wollte. Oder war es eher die Überraschung? Doch dann spannte sie sich an und wollte sich von Marcus lösen. Doch in dem Moment hörte Marcus die Stimme Rutgers. Was er sagte, verstand Marcus nicht. Doch daß er wütend war, wurde sofort klar. Gytha wurde Marcus Hand entrissen. Die Kordel um ihren Hals riß ebenfalls und Marcus behielt die Bulla in seiner Hand.


    Gytha starrte Rutger verblüfft an und landete neben der Feuerschale, die umfiel. Funken stoben auf und flogen auf einige der Felle am Rande des Zeltes. Etwas Rauch stieg von dort aus und das Fell fing an zu kokeln, doch blieb das erst Mal unbemerkt. Marcus griff schnell nach dem Messer unter seinem Lager als Rutger auf ihn zu sprang. Marcus lächelte leicht, denn Rutger kam ihm eigentlich gelegen. Doch trotzdem traf ihn der Faustschlag von Rutger wuchtig ins Gesicht. Marcus biß seinen Kiefer aufeinander und spürte einen blutigen Geschmack im Mund. Doch es war nur eine kurze Benommenheit und Marcus packte in dem Moment Rutgers Arm und nutzte dessen Schwung aus, ihn auf den Boden zu reißen. Mit einer schnellen Bewegung war Marcus über Rutger und presste das Messer an Rutgers Hals, dicht an der pulsierenden Ader.


    "Eine Bewegung und Du bist tot, Du kleiner Bastard!"


    Marcus Stimme war nur ein Knurren. Gytha hatte sich inzwischen aufgerappelt und sah sich nach einer Waffe suchend um. In dem Moment trat auch einer der Wächter mit einem Speer in der Hand in das Zelt.


    "Kommt nicht näher oder ich töte ihn!"


    Marcus sah finster zu Gytha und dem Wächter. In seinen Augen war abzulesen, daß Marcus es ernst meinte und dem war auch so. Gytha warf dem Wächter einen kurzen Blick zu und murmelte einige germanische Worte zu ihm. Der nickte kurz. Marcus packte Rutger fester und hielt das Messer an seinen Hals gedrückt, fest genug damit es auch etwas schmerzte.


    "Steh auf, aber langsam!"

    Beim ersteren Befehl richtete sich Marcus, dessen Schultern automatisch etwas herunter gesackt waren, wieder auf. Der Schweiß brannte ihm auf dem Rücken, die Rüstung juckte und sein Mund schien ständig trocken zu sein. Was für eine mörderische Hitze! Zwar war Marcus so eine Hitze aus Baiae durchaus gewöhnt, aber das ständige Trainieren von morgens bis abends in der prallen Sonne dann doch wieder nicht. Hatte er doch bis in sein Mannesalter in kühlen und schattigen Hallen geübt, wenn die Sommerhitze die Stadt plagte. Doch weiter ging es. Marcus nahm wieder seine Position ein, marschierte und hoffte, daß es dieses Mal besser klapte. Ja, das mit dem Marschieren ging sehr gut. Aber das hatten sie auch wirklich lange genug geübt. Und prompt kam wieder der Befehl, die Schlachtreihe zu bilden. Marcus sah schnell zu seinem Nachbarmann. Würde der nach vorne treten oder zurück? Marcus folgte dessen Beispiel und war dann doch froh, daß jener es anscheinend wußte. Der Wechsel vollzog sich dieses Mal deswegen auch besser.

    Mit einem schwerlich unterdrückten Grinsen sah Marcus seinem Centurio entgegen. Schnell wurde seine Miene wieder ausdruckslos. Denn wenn das der Centurio sah, würde er ihn schnell zu irgendwelchen Gräbenarbeiten oder Strassenausbesserungen heran ziehen. Doch Plautius Worte brachten ihn erneut kurz zum Grinsen ehe er seine Miene wieder unter Kontrolle hatte. Fragend sah Marcus in die Richtung von Crispus. Schließlich konnte Marcus kaum vor dem Optio das Wort ergreifen.

    Nach seiner Meldung nickte Marcus knapp und trat in die Reihe zurück. Aufmerksam verfolgte Marcus die Worte des Optios. Wiedereinmal mußte Marcus auch sehr aufpassen, da die Beschreibungen für ihn schwer verständlich waren. Mars sei Dank würden sie das alles auch erst mal üben. So auf Anhieb hätte er das nicht hinbekommen. Die Hitze machte ihm wirklich schon zu schaffen. Gerade da bekamen sie den Befehl die Marschkolonne einzunehmen. Marcus spickte zu seinen Mitsoldaten und folgte seinem rechtem Nachbarmann einfach in die passende Reihe. Würde schon nicht falsch sein, so hoffte Marcus!


    Dann fing es jedoch an kompliziert zu werden. Der Befehl kam, der Wechsel sollte statt finden und Marcus hatte keine Ahnung, ob er jetzt vor oder zurück treten sollte. Er entschied sich mal für Vorne. Der vor ihm entschied sich genau umgekehrt. Beide prallten gegeneinander, ein kleines Chaos entstand und dann wurde daraus ein wildes Durcheinander. Gerade noch rechtzeitig bevor der Centurio heran kam, konnten sie sich entwirren und einigermaßen wieder die passenden Linien bilden.


    Erleichtert nahm Marcus hin, daß der Optio erst mal abgelenkt war. Dabei spitzte Marcus wie die Anderen die Ohren und versuchte mitzubekommen, was da gesprochen wurde. Längere Tagespause, viel trinken...klang nicht schlecht. Doch Marcus bekam wie die Meisten ein langes Gesicht als es darum ging, daß sie nachts trainieren sollten. Ja, bei den Göttern, wann sollte man denn da schlafen können? Stumm verfolgte er das Zwiegespräch, was man gen Ende nicht wirklich verstehen konnte und wartete auf die Rückkehr des Optios. Fragend, wie die meisten Mienen es ausdrückte, sah er in Richtung seines Vorgesetzten.

    Das gab es doch nicht! Was für eine Ausdauer der Probatus hatte! Na, bei der Schnelligkeit würde er sicherlich kein Problem haben, die Grundausbildung flott hinter sich zu bringen. Mit jenem Gedanken kam Marcus zum Büro des Tribuns und blickte zu Bursa.


    "Da bist Du ja, Bursa! Renn doch nicht immer so!"


    Marcus grinste breit und sah auf die Tür. Es kam ihm so vor als ob er Stimmen dahinter vernahm. Er trat an die Tür und wollte klopfen, sah jedoch erst fragend zu Bursa.


    "Warst Du schon drin?"

    "Nein, keine Ahnung!"


    Marcus sah Bursa kurz verwirrt an. Auf den Gedanken, daß sie etwas angestellt hatten, wäre er selber spontan nicht gekommen. Ein Hauch von Sorge ergriff ihn. Doch was solls? Man konnte eh nicht wirklich was ändern im Moment. So nickte Marcus knapp.


    "Dann gehen wir!"


    Mit den Worten marschierte Marcus aus der Unterkunft.

    Die Tage strichen ins Land, die Sommerhitze lag schwer auf dem Lager der Chatten. Auch Marcus litt unter jener Hitze. Sie durchdrang ihn und ließ ihn viele Tage fiebern. Es stand schlecht um ihn, die Pfeilwunde eiterte sogar. Die Fieberträume warfen Marcus hin und her. Immer wieder murmelte er unverständliche Worte, wobei der Name seiner Mutter oft fiel. Gytha kümmerte sich all die Tage fast ständig um den Patrizier.


    -4 Tage später-


    Es war spät am Abend. Die Nacht zeigte sich mit vielen funkelnden Sternen, dem abnehmenden Mond und einer leicht schwülen Luft. Es hatte sich kaum vom Tag abgekühlt. Gytha war wieder mal im Zelt. Ihre Haare hingen ihr nass und schwer über der Schulter. Leise summend trat sie an die Feuerschale und wrang ihre Strähnen über dem Feuer aus. Das Wasser tropfte in die Flammen und zischte leise als sie verdampften. Gythas Summen wurde zu einem leisen Singen.


    Marcus war immer noch in der tiefen Dunkelheit seines Fiebers gefangen. Ab und an schwebten Visionen und Traumfetzen vor seinen Augen vorbei. Und dann erschien wieder die Sirene, die er schon vor einiger Zeit gehört hatte. Der Gesang, der ihn aus den Abgründen hervorgeholt hatte und ihn daran hinderte, die Flüsse der Unterwelt zu überschreiten. Und auch jetzt stieg er wieder nach oben. Morpheus Klauen versuchten ihn noch zu halten, doch dann schwebt er empor. Langsam erschien Licht vor seinen Augen, blinzelnd sah er in das kleine Feuer in der Mitte des Zeltes.


    Seine Augen wanderten hoch und zu der Germanin, die mit ihren Fingern ihre Haare kämmte. Verblüfft musterte er die Frau. Kannte er sie?


    "Wer bist Du?"


    Seine Stimme klang leise, fast wie ein Krächzen. Gytha wandte sich zu ihm um und musterte Marcus. Ohne ihn weiter zu beachten, ging sie zu einer kleinen Holzkiste und öffnete diese. Aus dem Inneren holte sie einen kleinen Hornkamm hervor und fing in aller Seelenruhe an ihre Haare zu kämmen. Stumm betrachtete Marcus sie. Leicht ächzend versucht er sich aus den Fellen, die ihn umgaben zu befreien. Doch der Schmerz zuckte durch seinen Körper und damit kamen heiß und brennend die Erinnerungen des Kampfes wieder.


    "Wo bin ich?"


    Ob es vielleicht doch eine Sirene war? Wenn, dann war es aber eine ausgesprochen hübsche Sirene. Oder eine Nymphe, die ihn vor dem Germanen gerettet hatte? Kühlen Blickes sah Gytha zu Marcus.


    „Du bist unser Gefangener, Römer!“


    Marcus Seifenblase zerplatzte und er musterte sie etwas ernüchterter. Sie sah aber kaum wie eine Germanin aus. Ja, sie war ziemlich groß und hellhaarig, aber nicht so grobknochig und kantig, wie er das bei manchen der Germaninnen gesehen hatte. Geschmeidig stand Gytha auf und griff nach einem ledernen Schlauch. Damit trat sie an das Lager und kniete sich neben Marcus nieder.


    „Trink, Römer!“


    Sie hielt den Schlauch an seine trockenen Lippen. Durstig trank Marcus. Dabei hob er seine Hand und berührte sanft Gythas Hand. Die zog erschrocken ihre Hand und auch den Schlauch zurück.


    „Lass das!“


    Sie fauchte wie eine Wildkatze. Wütend stand sie auf und ging aus dem Zelt. Leicht lächelnd und dann vor Schmerz stöhnend, sank Marcus zurück und schloß erschöpft die Augen. Es dauert nicht lange und er schlief ein.


    -14 Tage später-


    Inzwischen ging es Marcus sehr viel besser. Das Fieber war verschwunden und langsam kehrte die Kraft wieder zu ihm zurück. Inzwischen hatte Marcus herausgefunden, daß er in einem Lager der Germanen, die sich Chatten nannte, gefangen war. Einige der Männer hatten zwischendrin mal versucht, ihn zu befragen. Doch war das schon wieder einige Tage her. Und Marcus ging es schon so weit besser, daß er mit Gytha flirtete, wenn diese das eher kalt aufnahm. Auch plante er schon seine Flucht. Ob sie in der Legion besorgt waren? Ob sie überhaupt seine Abwesenheit bemerkt hatten?


    Marcus überlegte schon, wie er sich an der Wache rausschleichen konnte, die seit einiger Zeit vor dem Zelt stand. Immerhin hatte er schon einen Dolch erbeuten können, den er unter den Fellen versteckt hielt. In dem Moment kam wieder Gytha hinein. Sie trug ein kleines Bündel unter dem Arm und sah Marcus kurz stumm an. Dann trat sie neben die Kiste und legte das Bündel dorthinein.


    „Die schöne Gytha! Bekommt der römische Gefangene wieder ihre wundervolle Gesellschaft!“


    Marcus schmunzelte und richtete sich etwas auf. Gytha wandte den Kopf und seufzte leise.


    “Lass das, Römer! Du bist unser Gefangener und ich kann Römer nicht ausstehen.“


    Mit einem verächtlichen Schnauben nahm Gytha einen Topf und stellte ihn auf die Feuerstelle. Marcus sah sie unverwandt dabei an, während sie anfing Wasser hinein zu füllen und einige Körner hinein zu streuen. Nachdem sie fertig mit dem Kochen war, füllte sie etwas von dem Gerstenbrei in eine Schüssel und reichte sie Marcus.


    “Komm, Gytha, leiste mir etwas Gesellschaft.“


    Hin- und hergerissen blieb Gytha stehen. Nach einigen Sekunden nickte sie langsam und setzte sich. Während Marcus einige Bissen aß, musterte sie den Patrizier. Dieser wandte auch seine Augen nicht von ihr ab. Zwischen zwei Bissen, ließ er den Löffel sinken. Seine Augen wanderten an ihrem schönen Gesicht entlang und an ihrem schlanken Hals. Dabei fiel ihm was auf. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.


    “Gytha, Du erstaunst mich...“


    Marcus lachte leise, wobei er über Gythas erstaunten Gesichtsausdruck sich noch mehr amüsierte. Langsam beugte er sich vor und schob den Gerstenbrei zur Seite. Er hob seine Hand und zog an einer Kordel, die um Gythas Hals hing.


    “Eine Bulla! Du bist doch selber eine Römerin!“


    Wie erstarrt sah Gytha Marcus an. Sie öffnete ihre Lippen und sah Marcus groß an. Langsam schüttelte sie den Kopf als ob sie sich seiner Behauptung erwehren wollte. Marcus beugte sich langsam nach vorne.


    „Und was für eine Römerin...!“


    Seine Stimme klang leiser und er legte ihr eine Hand auf den Nacken. Seine Lippen näherten sich ihren und dann küßte er sie, wobei seine Hand die Bulla umschloßen hielt.

    Gut, daß Marcus nicht wußte wie Crispus ihn in Gedanken wohl nannte. Bursche...Marcus war bestimmt gut zehn Jahre älter als Crispus. Aber so lief Marcus ahnungslos hinter dem Optio her und blieb einige Schritte hinter den beiden Anderen auf dem Gang stehen. Marcus verschränkte seine Arme und sah gelassen auf die noch geschlossene Tür. Stumm verfolgte er Laelius Bemühungen, das unabwendbare doch noch zu verhindern. Marcus hatte das nicht vor. Auch wenn Marcus glaubte, daß der Centurio wahrlich besseres zu tun hatte.