Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Die Müdigkeit war bleiern und ließ sich wahrlich schwer abschütteln. Ob er etwas vor sich hinsummen sollte, um wach zu bleiben? Aber dann könnte sich jeder Germane ungehindert an ihn ranschleichen. Aber gerade die Stille, diese idyllischen Naturlaute und das entfernte Schnarchen eines der Wachsoldaten, was Marcus gerade noch wahr nehmen konnte, verführten zu einem kleinen Schläfchen. Doch als er Schritte hörte, leider etwas zu spät, riß es ihn aus seiner nächtlichen Lethargie heraus. Schnell straffte er sich und nahm Haltung an.


    "Optio!"


    Respektvoll nickte Marcus und schüttelte bei der darauffolgenden Frage andeutungsweise den Kopf.


    "Nein, Optio, bis jetzt nicht!"


    Zu schade eigentlich! Wenn es so weiter ging, dann würde die Nachtwache noch sehr, sehr langweilig werden. Aber Marcus wußte durchaus, daß die meisten seiner Wachdienste so sein würden. In dem Moment raschelte es in der Ferne. Marcus spähte in die Richtung, doch nur ein kleines Kätzchen strich auf das Kastell zu und schaute unschuldig in die Richtung der vielen Soldaten.

    Marcus strich sich an seiner schon verschwitzten Tunika seine dreckigen Hände ab ehe er nach den Waffen griff. Das Scutum schnallte er wieder an seinen Arm und nahm noch eher locker das Gladius in seine Hand, ehe er es in seine Waffenscheide zurücksteckte. Dann stellte er sich aufrecht auf, um die weitere Lektion zu erwarten. Ah, Waffenübungen, sehr schön! Marcus lächelte und freute sich auf die weiteren praktischen Tätigkeiten. Mann gegen Mann, das würde sicherlich sehr viel spannender werden als den Pfahl zu bearbeiten. Und Marcus, der durchaus von seinem Kampfesfähigkeiten mit dem Gladius viel hielt, konnte sich durchaus vorstellen, dem schwächsten Mitglied der Truppe etwas beizubringen. Wer das wohl war. Er dachte kurz darüber nach, was er an dem Pfahl gesehen hatte? Jener etwas schlacksige junge Mann war eher tolpatschig gewesen. Wie war sein Name noch mal gewesen? Ein Kaiserlicher Name...ah ja, Tiberius!


    Ah, sein eigener Name! Schnell trat Marcus nach vorne und sah gerade aus. Doch die nächsten Worte waren fast wie ein Schlag für Marcus. Decius? Mit dem Kerl sollte er einen 'kameradschaftlichen' Kampf ausfechten. Marcus' Augen weiteten sich und er mußte schlucken. Das würde ein Fiasko werden! Mit zusammengepressten Augen musterte er Decius von der Seite, der seines Schildes beraubt wurde. Auf die Vorführung von Avitus und Maro achtete er wenig. Erst als sie aufgefordert wurden anzufangen, löste sich Marcus aus seiner angespannten Starre und stellte sich langsam Decius gegenüber. Dessen Gesichtsausdruck war genauso wenig von Freude gezeichnet.


    Marcus zog sein Schwert als in dem Moment Decius schon nach vorne sprang. Marcus Gladius war noch halb in der Schwertscheide und er riß schnell sein Schild nach oben. Mit einem lauten Klong landete Decius Schwert auf dem Holzschild, doch die Wucht ließ Marcus etwas nach hinten taumeln. Decius derweil nutzte das aus und setzte mit seinem Knie nach im Schutze des Schildes. Wuchtig traf er Marcus am Bauch, der aufkeuchte und die Augen aufriß. Doch da Marcus Schild dazwischen war, war es für keinen sonst sichtbar. Marcus machte mit einem leicht schmerzverzerrtem Gesicht einen Sprung nach hinten und riß sein Gladius hervor. So kalt wollte er sich bestimmt nicht noch mal erschwischen lassen.


    Deswegen trat Marcus selber seinen Gegenangriff an. Er machte einen schnellen Ausfallschritt und täuschte einen Angriff auf Decius Bein an. Doch in einer schnellen Bewegung riß er sein Gladius elegant nach oben und schlug über dessen Schildrand auf dessen Schulter ein. So sah es aus, doch in Wirklichkeit schlug er heftig auf die Stelle zwischen Schulter und Hals und auch noch an das empfindliche Halsdreieck. Mit einem Grinsen nahm Marcus hin, daß Decius nun seinerseits mit einer Schmerzenwelle kämpfen musste. Doch Decius war auch kein unerfahrener Kämpfer und auch kein Weichling, so setzte sich Angriffs und Gegangriffsserie fort. Beide kämpften miteinander verbissen und versuchten die eigenen Vorteile und die fremden Nachteile auszunutzen.

    Seine erste Nachtwache! Marcus stand auf seinem Pilum gelehnt an einem der Wachposten rund um das Castell herum. Hinter sich spürte er die mittlerweile vertraute Sicherheit der Pallisade. Gähnend und etwas müde betrachtete sich Marcus den Nachthimmel. Bei Caelum, war der Himmel schön! Die Sterne waren zwar immer wieder verhangen und auch der Mond wurde von einzelnen Schwaden verdeckt, aber ab und an blinkte der Nachthimmel tiefschwarz mit seinen hellen Sternlichtern auf Marcus herunter. Trotz des Sommers war es doch in jener Nacht sehr kühl. Marcus wußte jedoch, daß es wohl gen morgen noch sehr viel kühler werden würde, spätestens wenn der Tau fiel. Schnell griff sich Marcus unter seinen Umhang und trank einen tiefen Schluck aus seinem Trinkschlauch, den er sich mit etwas Wein verfeinert hatte.


    Wenn wenigstens jemand mit ihm hier stehen würde! Aber die Legionäre und Probati standen so alleine verstreut an der Pallisade entlang. Sollte nicht der wachhabende Offizier mal kommen? Nun ja, hoffentlich kam er bald, denn eine drängende Müdigkeit breitete sich in Marcus auf. Wenn er sich etwas zurück lehnte, den Speer fest hielt, konnte er vielleicht etwas dösen. Die Nachttiere würden ihn sowieso wecken. Denn wenn sie abrupt verstummen würden, würde es ihn bestimmt wecken. Leicht lächelnd hörte er den Ruf eines Käuzchen. Die griechische Athena war also nicht weit entfernt. Marcus grübelte nach, was er im Unterricht darüber gelernt hatte, aber bis auf die Tiere fiel ihm nicht viel ein. Wieder gähnte er lange und seufzend. Hoffentlich kam nicht der Offzizier, wenn er gerade einschlief und langsam an seinem Speer herunter sank. Peinlich bei der ersten Nachtwache und mit einer üblen Strafe versehen. Marcus hatte sie zwar wieder vergessen, aber er erinnerte sich, daß sie übel war! Marcus schmatzte leise und lehnte sich gegen die Pallisade. Warum machte er das hier noch mal...? Der Moment in der Kälte und der Müdigkeit gefangen, schien ihn darüber grübeln zu lassen....

    "Die germanischen Männer können doch froh sein, wenn ihre Frauen einen soliden und ehrbaren römischen Bürger abbekommen. Vielleicht kriegen sie ja einen kleinen Römer! Aber ich kann mir vorstellen, daß die Germanen etwas beschränkt in dieser Hinsicht sind!"


    Marcus lachte leise und schien schon jetzt zu glauben, alles wichtige über die Germanen erfaßt zu haben. Aber selbstzufrieden in seinem römisch-ignoranten Weltbild, was ihm eine kleine Oase des Glücks verschaffte, lag er auf seiner Liege und sinnierte darüber nach, wann er mit der nächsten Frau anbendeln könnte. Ja, er brauchte dringend wieder ein wenig Abwechslung. Zu den Lupae zu gehen, war ja oft recht einfach. Aber es stachelte seinen Ehrgeiz an, normale Frauen herum zu bekommen. Leider nicht immer mit Erfolg, wie er sich insgeheim eingestehen mußte. In Baiae war das kein Problem. Dort kannten die Meisten ihnen und die Frauen versuchten von dem Glanz seines Namen zu profitieren. Hier in Germania war das sicherlich anders.


    "Stammttisch? Das klingt doch erfrischend und nett! Wann findet der immer statt? Und welche Centuria ist gemeint?"

    Aufmerksam verfolgte Marcus die Theorieeinlage von Optio Artorius. Bemüht versuchte er den Unterschied der zwei Meldungen im Kopf zu behalten. Wann war seine Ansprache noch richtig gewesen? Wenn ein Offizier den Befehl gibt und einen Untergebenen einen Meldebefehl erteilt. Gut, kapiert. Marcus nickte langsam und schon kam das Nächste. Uiui! Das wurde schon etwas heikler. Wie war das noch mal? Soldaten antreten, Augen gerade aus, ausrichten und stillstehen? Nein, so war es nicht. Marcus grübelte hin und her, doch Avitus war schon viel weiter. Warum, in den tartarischen Hallen Plutos, sollte er bei der Meldung seinen Namen nennen? Marcus hätte sich am liebsten den Kopf gekratzt und war etwas aufgeschmissen. Wahrscheinlich hatte er einige Worte nicht mitbekommen als er sich die Reihenfolge der Befehle überlegt hatte. Tertius musste heute Abend her halten, da dieser irgendwie aufmerksam aussah. Marcus musterte ihn von der Seite. Ja, Tertius schien es zu kapieren! Was war noch mit Augen gerade aus und so weiter? Nun ja, Tertius würde sicher ihm die Problematik des Antretens eröffnen können am Abend. Erleichtert darüber, daß es ihm noch einer erklären konnte, widmete er sich wieder den praktischen Übungen.


    Eins, zwei...herrlich. Wieder mußte Marcus nicht denken, sondern konnte einfach machen. Wirklich angenehm. Aber irgendwas mußte er an der Situation ändern, befand er. Irgendwie hatte er jetzt schon das Gefühl in der Theorie hinter her zu hinken und er verstand auch nur die Hälfte von dem was Avitus ihnen vorher erläutert hatte. Aber wenn er Karriere machen wollte, mußte das fixer gehen....drei, vier, fünf...hah! Bei den Göttern des Olymp, immerhin mußte nicht Marcus laufen. Sechs, sieben, acht....Lupa? Ach ja, da wäre er gerne. Verbissen stemmte sich Marcus weiter hoch und runter und das mit auch gutem Erfolg. Was die Körperbeherrschung anging, war Marcus nicht schlecht bei der Sache und die zehn Liegestütze überforderten ihn in keinster Weise. Neun und Zehn, finito, Marcus sprang federnd auf und stellte sich wieder gerade auf. Dabei hoffte er, genug Theorie gehört zu haben. Aber Marcus wußte schon, daß es wichtig war. Aber ihm machte das mit der Befehlskette immer noch leichte Kopfschmerzen.

    Marcus versuchte zu erhören, was vorne gesprochen wurde. Aber im Gegensatz zum Gruß drang nur Unverständliches an Marcus Ohren. Was wohl der Grund ihres Apells war? Nicht zu viel hinterfragen, schoß ihm in dem Moment durch den Kopf. Hatte ihm das nicht Artorius Avitus geraten? So schob Marcus das zur Seite und harrte einfach der Dinge, die auf sie zukommen mochten. Dabei zupfte er etwas an seiner Rüstung herum, band eine Schnürung fester und polierte, in einem Versuch von Unauffälligkeit, die nicht so glänzenden Teile seiner Rüstung. Kritisch musterte er seine Soldatenstiefel und hoffte, daß man ihn hinten nicht wirklich bemerkte beim Apell.

    Sowohl Marcus als auch Decius zogen finstere Mienen bei Avitus Worten. Sie funkelten sich beide kurz an ehe sich Decius abwandte und mit einem zweiten Schild bewaffnet loslief. Marcus beneidete ihn darum nicht wirklich. Lieber schlug er noch etwas mehr auf diesen Pfahl ein, wobei er auch seine Wut auf Decius abreagieren konnte. Aber warte nur, dachte sich Marcus, Dir zeig ich es noch! Grimmig schlug Marcus auf den Holzpfahl ein und war froh, daß ihm die Wasserration nicht gestrichen wurde. Denn es wurde immer heißer und der Schweiß rann ihm wie in Strömen über den Rücken. Dadurch, daß er keine Pausen hatte, wurde sein Gesicht in der Hitze auch immer röter und sein Atem immer heftiger. Marcus Lippen trockneten aus und seine Kehle verlangte schon früh nach einem Schluck Wasser. Rechts und Links, Oben und Unten...da er immer erschöpfter wurde, wurden an manchen Stellen seine Bewegungen auch etwas fahriger und schlechter ausgeführt. Dann schlug auch er mit seinem Unterarm das ein oder andere Mal an das Schild und er erfuhr, was sein Ausbilder mit seinen vorigen Worten gemeint hatte.


    Das mit dem Ärmel war Marcus jedoch nicht klar. Erst als er sah, wie sich jemand etwas um den Arm wickelte in der Pause, ging ihm ein inneres Licht auf. Ja, das hatte er auch schon gemacht. Wenn auch nicht um seinen Arm gegen das Schild zu schützen, sondern als er in Baiae mal auf dem Nachhauseweg nachts angegriffen wurde. Dort hatte er seinen Umhand als Schutz gegen einen Dolch verwendet gehabt. Marcus lächelte froh über diese Erkenntnis und schlug dann etwas eifriger auf den Pfahl ein. Ausfallschritt...Rechts und Links, Oben und Unten. Endlich wurden sie zu einer Pause gerufen.


    Marcus wollte sich wie die anderen dem Wasser zuwenden, vernahm dann jedoch den Befehl von Avitus. Marcus nickte zur Bestätigung und machte sich dann selbst daran, Wasser zu trinken. Wie gut das Wasser tat! Dabei war Marcus schon der Meinung, daß nur Tiere Wasser trinken sollte. Einem Menschen konnte das doch nicht sonderlich gut tun. Aber im Moment war ihm das egal, denn sein Durst war groß genug, daß ihm das lauwarme Wasser wie der beste Wein vorkam. Ehe sie wieder zurück in die Linie mußten, spritzte sich Marcus noch Wasser über den Nacken und die Haare, dann folgte er den Anderen. Als dann schließlich alle angetreten waren, sah Marcus seine Aufgabe gekommen und er meldete mit kräftiger Stimme das Antreten an.


    "Optio Artorius Avitus, ich melde die Probati wie befohlen angetreten!"

    Marcus lachte herzhaft auf bei den Worten von Avitus. Ob er sein Geld gleich wieder ausgeben wollte? Nun ja, die wenigen Sesterzen waren bestimmt schnell weg. Aber warum sollte Marcus sie auch horten? Schließlich mußte er keine Familie damit durchbringen, wie manche anderen Soldaten. Außerdem würde die Ausbildung so genug Härten mit sich bringen, da braucht man doch etwas Abwechslung.


    "Nun ja, bei Venus, mein Geld unter das Kissen stopfen werd ich bestimmt nicht. Lohnt es sich in der Stadt denn überhaupt? Gibt es hier gute Tabernae oder Lupanare?"


    Marcus hoffte, daß es ein römisches Lupanar hier gab und mit römischen Lupae. Denn was er von Germaninnen halten sollte, wußte er noch nicht so recht. Und da blieb man doch lieber bei Altbewährtem.


    "Und wie sind die germanischen Frauen? Lassen die Römer an sich ran?"

    "Ach so...Ja, gut!"


    Marcus nickte und sein kurzer Anflug von Neugier war gleich darauf auch wieder verschwunden. Befehle oder Zusammenhänge zu ergründen war eigentlich selten eine Stärke, beziehungsweise eine Vorliebe von Marcus gewesen. Er nahm eigentlich oftmals die Dinge, wie sie kamen. Daran war sein alter griechischer Lehrer auch immer schier verzweifelt. Marcus grinste bei dem Gedanken, besonders wie er seinem Lehrer entfleucht war und jener nichts machen konnte. Doch schnell schob er den Gedanken beiseite. Wird man ja plötzlich ganz rühselig, wenn man so weit in der Fremde ist, so befand Marcus in dem Moment. Wann hatte er zuletzt an seinen griechischen Lehrer gedacht? Ach ja, beim Essen mit Milo.


    Wie Marcus so auf dem Lager lag, betrachtete er die Population seiner Mitbewohner auf der Pritsche. Eine gar zu dreiste Wanze zermalmte er mit seiner Faust und wischte sie am Rand der Pritsche ab. Marcus gähnte herzhaft, da die Reise ihn doch ermüdet hatte. So schloß er kurz die Augen und hob dann wieder ein Augenlied. Blinzelnd sah er in Richtung der anderen Soldaten und Avitus.


    "Nach der Grundausbildung dürfen wir doch auch mal das Lager verlassen, oder?"

    Schwer atmend ließ Marcus das Schild und das Schwert heruntersinken und wandte seine Aufmerksamkeit seinem Ausbilder zu. Doch die nächsten Worte stürtzten Marcus nur in heillose Verwirrung. Sich den Unterarm am Schild verletzen? Mit seinen Armschienen ist ihm das noch nie passiert. Marcus unterdrückte den Impuls sich verwirrt den Nacken zu reiben, denn das mit dem Ärmel verstand er auch nicht. Warum dann einen Ärmel improvisieren? Sollte er fragen? Marcus sah sich nach rechts und nach links um, aber die Anderen schienen wohl sofort begriffen zu haben, was Avitus meint. So ließ Marcus es lieber auf sich beruhen und folgte dem Strom zu dem Pfahl.


    Kaum merklich nickte er Tertius zu, daß er sich ihm gegenüber stellte. Doch jemand anders war schneller. Als Marcus sich aufstellte und auf die andere Seite sah, bemerkte er Decius. Dieser hob das Schild und sah Marcus mit undurchschaubarer Miene an. Für Marcus war es auf jeden Fall undurchschaubar. Als die Befehle kamen, schlug Decius schneller auf den Pfahl ein ehe Marcus bereit war. Er schlug mit solcher Wucht darauf, dass ein Pfahlstück absplitterte und vor die Füße von Marcus flog. Marcus sah auf das Holz zu seinen Füßen, hob seinen Blick und dann langsam auch seine Augenbrauen. Dann machte er sich ebenfalls bereit und begann seinerseits, nach Decius, mit dem Schwerthagel auf den Pfahl. Decius trat etwas näher an den Pfahl.


    "Wir haben es immer noch nicht geklärt! Und weil Du gelogen hast, bilde Dir ja nicht darauf ein, daß Du zu uns gehörst, Patrizier!"


    Ausfallschritt und Hieb...Marcus war so näher an dem Pfahl. Seine Augen funkelten und er sah Decius festen Blickes an.


    "Du kannst von Glück sagen, daß der Scriba gekommen ist. Sonst hätte ich Dir Deine Nase gebrochen!"


    Dann machte Marcus einen schnellen Schritt zurück in der Bewegung des Aufallschrittes und schlug in erneuter Reihenfolge auf das Holz. Schließlich senkte er das Schwert, um Decius die Gelegenheit des Schlagens zu geben. Dieser tat es auch und kam wieder nach vorne dabei.


    "Das nächste Mal in der Stadt...dann sehen wir, wer wem die Nase bricht!"


    Marcus sah Decius grimmig an und nickte dann langsam. So hob er das Schwert und machte seinerseits wieder die Übungen.

    Marcus Atem ging nach dem vielen Luft- oder Schattenschlagen dann doch etwas schneller und sein Gesicht war ein wenig gerötet, da es schon am Morgen recht warm geworden war. Aber insgesamt war er guter Dinge, befördert, kämpfend mit seiner Lieblingswaffe machte es ihm zur Zeit eigentlich sogar Spaß. Außerdem mußte er dabei nicht denken und das war immer sehr schön, da es ihn nicht überforderte. So griff er sich gleich das schwere Holzschild und schnallte es sich an seinem linken Arm fest. Probeweise hob er das Schild hoch und ließ das Schwert an seiner Seite entlang sausen. Ja, das ging doch. Zwar etwas zu schwer in der Kombination, doch insgesamt brauchbar. Er steckte sein Schwert wieder in die Schwertscheide und trat an seinen Übungsplatz zurück.


    Auf Befehl hin hob er das Schild hoch und zog sein Schwert heraus. Und erneut Oben, Unten, Rechts und Links...oder Links und Recht, Oben und Unten, schneller Ausfallschritt. Anfangs brauchte auch Marcus einige Bewegungen um wieder in seinen Rhythmus zu kommen, doch es ging schnell bis die einzelnen Hiebe wieder zu einer einzelnen Abfolge wurde. Und so fingen seine Gedanken an, doch zu arbeiten und abzuschweifen. Ob sein Sklave endlich mal nachkommen würde? Wo er wohl blieb? Ob Marcus bald seinen ersten Lohn bekommen würde? Es war wirklich schon viel zu lange her, daß er mit einer Frau das Lager geteilt hatte. Seufzend überlegte er, ob er sein Glück in der Stadt oder gleich in einem Lupanar versuchen sollte. Vielleicht würde Tertius ja ein guter Kumpan werden mit dem man durchzechen konnte. Oder dieser junge Varus aus seiner Unterkunft. Oben und Unten...Ausfallschritt und wieder Rechts und Links....Nun, das würde die Zeit schon zeigen.

    Wie befohlen suchte Marcus sich seinen Platz in der Formation. Mit einem Lächeln stellte er fest, daß es erneut neben Tertius war, dem er kurz zunickte. Aber auch Decius landete an Marcus Seite. Dieser würdigte ihm jedoch keines Blickes. Seit gestern abend hatten beide noch kein Wort miteinander gewechselt, obwohl es doch recht brisant gewesen war. Schweigend ergriff Marcus das Holzschwert und wog es in seiner Hand. Er drehte es probweise und nickte schließlich. Marcus lächelte und freute sich schon auf die Übungen, denn mit dem Gladius kämpfte er außerordentlich gerne. Und für Marcus erschien das Holzkurzschwert wahrlich nicht schwerer als das Metallschwert, was er in den letzten Jahren getragen hatte. Aber das war ja auch kein Zahnstocher gewesen, wie so manche Gladii. Aber schwerer als die Waffen, die zur Zierde in ihrer Villa in Baiae hingen, war das Holzschwert auf jeden Fall.


    Marcus lauschte der Reihenfolge der Befehle. Oben, unten, rechts und links...! Oder war es umgekehrt...oder Links und Rechts und dann Oben? Marcus hoffte, daß Avitus seine Befehle noch mal wiederholen würde, denn er hatte die Reihenfolge schon längst wieder vergessen. Er biß sich auf die Unterlippe und strich über den Knauf seines Übungsschwertes, als ob dieses ihm Sicherheit gab.


    Als der Befehl zum Anheben des Schwerte kam, stellte Marcus sich automatisch in die Stellung mit der er mit einem Schwert kämpfte. Als Rechtshänder mit dem rechten Bein etwas nach hinten und mit dem linken Bein einen festen Stand erreichend. Seine Hand schloß sich fest um den Griff, wenn auch nicht zufest. Dann schlug er nach rechts in die Luft und nach Links auf einen imaginären Gegner ein. Einen nach oben...hah, vielleicht hätte er damit gerade einen Germanen den Kopf abgeschlagen, wenn es ein richtiger Kampf gewesen wäre. Marcus grinste und teilte einen weiteren Hieb aus und zwar nach unten. Seine Bewegungen wirkten dabei fließend und man merkte ihm deutlich an, dass das Gladius kein Fremdkörper in seiner Hand war.


    Und dann kam der Ausfallschritt, mit einer schnellen Bewegung machte Marcus einen Schritt nach vorne und stieß mit dem Schwert zu. Jetzt hätte er wirklich jemanden arg anpiecksen können. Zufrieden stellte er sich in einer schnellen Bewegung wieder in seine Grundposition, was für sein Austeilen von den nächsten weiteren Hieben sehr wichtig war. Und er teilte aus, stellte sich dabei eine Horde von Germanen vor, die die Macht der römischen Legionäre spüren sollten. Oben, unten, Ausfallschritt...Links und Recht...wieder Ausfallschritt, die Hiebe zerflossen in einem Meer von Schlägen und wurden für Marcus eine einzige fließende Bewegung. Doch für Marcus kam dieses Mal die Viertelstunde nicht allzulang vor, hatten sie doch kein schweres Schild in der Hand und sie kämpften mit seiner Lieblingswaffe.

    Mühsam und etwas verspätet folgte Marcus in die neue Unterkunft. Über Scutum, Pilum, Gladius und sonstige Ausrüstung hinweg musterte er den Innenraum und befand, daß er keine Verbesserung war. Aber eigentlich auch keine Verschlechterung. Sah er doch fast genauso aus, wie die andere Unterkunft. Schulterzuckend ging Marcus den Gang zwischen den Lagerstätten entlang und suchte mühsam nach einem passablen Lager für sich. Nicht zu nahe an der Tür dran, aber nciht zu weit weg. Schließlich wählte Marcus eines und ließ erleichtert seufzend seine Ausrüstung darauf fallen. Als er die Sachen einräumte, überlegt Marcus schon, wie er sie am Besten packte, sollten sie mal auf einen Marsch gehen. Verdammt! Sowas haben früher immer die Sklaven gemacht. Marcus fühlte sich mit solchen Kleinigkeiten wirklich noch aufgeschmissen. Naja, irgendwie würde das wohl werden.


    Wieder pfiff Marcus leise ein fröhliches Lied und schob das Pilum unter sein Lager. Stück für Stück schaffte er seine Sachen einzuräumen und sein Lager herzurichten. Dann ließ er auch sich draufplumpsen und streifte träge seine Stiefel ab. Gähnend betrachtete er die grobe Decke und fühlte das harte 'Kissen' unter seinem Haupte. Das würde eine schwere erste Nacht werden. Neugierig spähte er zu Avitus.


    "Wie kommt es zu der Verlegung, Optio? Wenn ich fragen darf...?"

    Schweigend verfolgte Marcus das Gespräch zwischen Avitus und dem anderen Soldaten. Umziehen? Ja, bei Mercurius, er war doch gerade erst angekommen. Und dabei hatte er doch gerade eine Menge Läuse dort eleminieren können. Die ganze Arbeit umsonst! Seufzend richtete Marcus sich auf und nahm seine Stiefel wieder zur Hand, die er sich anzog. Leise vor sich hinpfeifend, fing Marcus an, alles wieder zusammen zu packen. Er sollte sich lieber beeilen, damit er nicht eine Liegestätte direkt bei der Tür erwischte und jeden Latrinengang in der Nacht miterleben müsste. Aber mit der gesamten neuen Ausrüstung und seinen ganzen eigenen Sachen war Marcus dann doch einfach zu schwer bepackt. So räumte er etwas ungeschickt dieses und jenes um, hängte sich die Sachen am Gürtel soweit es ging. Als er fertig war, waren die Optios zumindest schon verschwunden. Grinsend nickte Marcus Varus zu. Schritt für Schritt schleppte er die Ausrüstung nach draußen und zu der neuen Unterkunft.

    Marcus rieb sich seine pochende Schläfe. Ein kräftiger Faustschlag von Decius hatte ihn dort wirklich mächtig erwischt. Warum schrie der Optio bloß so? Doch Marcus richtete sich auf, das Wasser tropfte noch von ihm herunter und er antwortete mit kräftiger Stimme und auch völlig unbeeindruckt. Seine Stimme halte dabei klar und tief durch die Thermen. Vielleicht noch ein letztes Zeugnis seiner Rethorikausbildung?


    "Unsere Ausbidlung wurde von Tribun Tiberius Vitamalacus begonnen. Seit jener in Rom ist und den Wegen der Politik folgt, hat Optio Artorius Avitus unsere Ausbildung übernommen...."


    Marcus wollte den 'Scriba' noch mit seinem Rang ansprechen, dabei fiel ihm jedoch erneut auf, daß er Crispus Titel nicht wirklich kannte. Scriba konnte er wohl kaum sagen.


    "Es wird auch nicht wieder vorkommen! Es war auch nicht wirklich ein ernsthafter Wettkampf. Nur eine kleine freundschaftliche Rangelei aus einem Scherz heraus!"


    Marcus log ohne mit der Wimper zu zucken. Das war wirklich eine seiner Stärken. Wie oft hatte er schließlich das schon in seiner Jugend getan. Und oftmals hat er am Schluß seine eigenen Lügenmärchen selber geglaubt. Aber das Blut, was nun aus Marcus Nase tropfte, enttarnte seine Verharmlosung durchaus. Schnell wischte er sich über die Nase und sah dabei unerschütterlich lächelnd zu Crispus. Schließlich ging es hier um seine Karriere in der Legion. Zumindest, ob er wenigstens Legionär oder gleich hinausgeworfen wird.

    Erleichtert bemerkte Marcus, daß es wohl keiner gemerkt hatte wie er sich etwas verspätet dazu geschlichen hatte. Noch mal Glück gehabt, dachte er sich und richtete sich nun zu seiner vollen Größe auf. Da er einige der Soldaten überragte, konnte er durchaus nach vorne sehen und war froh darüber nicht in erster Linie zu stehen, da man so nicht sogleich den mangelhaften Zustand seiner Ausrüstung erkennen würde, wenn es auch die Paradeuniform war. Ein amüsiertes Grinsen huschte über Marcus Gesicht als er den ihm noch unbekannten Legaten herannahen sah. Ja, wer bei den Göttern war denn jener Prunksüchtige, der da auftauchte? Wen wollte der denn hier beeindrucken? Die Soldaten waren dagegen doch wohl gefeilt genug. Marcus sah sich schnell um, konnte jedoch keine Frauen entdecken.


    Dann grübelte Marcus, wer jener Mann sein konnte. Erst als jener sprach und der dann als Legat angesprochen wurde, verschwand das Grinsen ganz schnell aus Marcus Gesicht. Er schluckte heftig und war erneut froh, daß er ganz hinten stand. Hätte der Legat gesehen, wie Marcus bei dessen weißen Lederrüstung mit Silberlöwen gegrinst hatte, wäre Marcus wirklich hochkantig rausgeflogen. Doch Marcus konnte nicht anders. Sobald er auf die Rüstung sah, musste er wieder grinsen. Schnell ablenken, mahnte er sich! Was könnte er denn mit dem zusätzlichen Geld machen? Wahrscheinlich würde er das Geld eh nicht mehr zu einer Lupa tragen können, da er gestern abend eine kleine Runde von guten Würfelspielern entdeckt hatte. Da würde wohl sein Geld drauf gehen. Oder vielleicht doch mal einen Ausflug in die Stadt? Da er nicht mehr Probatus war, wäre das ja jetzt möglich. Marcus sah nach vorne und bemerkte erleichtert, daß das Grinsen verflogen war und er wieder ernst sein konnte.

    Innerlich wappnete Marcus sich, gleich die schlimmen Worte der Entlassung zu vernehmen. Er presste seine Lippen aufeinander und verfluchte innerlich sein Temperament, was gestern abend wieder mit ihm durchgegangen war. Die Worte von Avitus rauschten an ihm vorbei und Marcus brauchte eine Weile um zu begreifen, was ihm gerade gesagt wurde. Befördert? Ja, bei Mars, das war wirklich eine Überraschung. Völlig baff sah Marcus seinen Vorgesetzten und Ausbilder an. Wieder dauerte es einen Moment ehe ein Grinsen auf Marcus Gesicht erschien. Ein wenig dämlich grinsend nickte Marcus auf die Gratulation und reihte sich wieder in die Linie ein, wobei er durchaus den ein oder anderen feindseligen Blick bemerkte. Die Blicke waren es dann, die Marcus etwas stutzen ließen. Ob einer seiner Verwandten etwas nachgeholfen hatte? Es war doch dann recht schnell gegangen, daß er die Zeit des Probatus hinter sich gebracht hatte. Bei der Ermahnung des Optios nickte Marcus.


    "Natürlich, Optio!"


    Marcus stellte sich auf die linke Seite, direkt neben seinem Prügelkompanen Tertius, der ihm zunickte und leise flüsterte. Dabei grinste Tertius breit, wenn auch nicht mit so einem glückseligen und etwas einfältigen Lächeln wie bei Marcus.


    "Glückwunsch! Jetzt gibs ein paar Sesterzen mehr in der Woche...wird wohl bei der nächsten Lupa drauf gehen, oder?"


    Bei dem Tadel blickte Tertius schnell nach vorne. Auch Marcus richtete sich auf und versuchte dieses Grinsen aus seinem Gesicht zu vertreiben, was ihm sehr schwer fiel. Irgendwie wollte seine Gesichtmuskulatur sich da nicht lösen, bis er sich in die Handballen kniff. Marcus sah angestrengt nach vorne. Fragen? Ja, Marcus erinnerte sich dumpf daran, daß er tatsächlich eine Frage gehabt hatte. Was war es noch mal? Marcus grübelte und grübelte, doch es fiel ihm nicht ein. War es überhaupt wichtig gewesen? Im Angesicht der Neuigkeit, daß er doch nicht rausgeworfen wurde, erschienen ihm Gladiistrategiefragen doch eher kleinlich zu sein. Außerdem hatte er seine Frage eh vergessen gehabt. So schüttelte Marcus nur andeutungsweise den Kopf, wie viele andere es auch taten.

    Etwas von dem Laufen angestrengt, atmete Marcus immer wieder tief ein und aus und strich sich etwas Schweiß von der Stirn. Doch sein Herz beruhigte sich schnell, nachdem sie erstmal zum Stehen angehalten wurden. Dabei verfolgte er aufmerksam die Lektion von Avitus. Ja, das Gladius, für Marcus war sie eine sehr beliebte Waffe. Sie war sehr wendig, gut in der Hand und man konnte sie schnell ziehen. Außerdem war das Gladius sehr praktisch zu transportieren und behinderte beim Reiten nicht sonderlich. So huschte ein Lächeln über Marcus Gesicht und er freute sich schon auf den Waffengang mit dem Kurzschwert. Fragen? Marcus grübelte und dachte darüber nach. Nur langsam tauchte eine Frage bei ihm auf, vielleicht nichts weltbewegendes, aber das waren seine meisten Fragen eh nicht. Doch er kam gar nicht dazu, sie zu stellen.


    Stumm verfolgt er, wie Avitus die Schriftrolle las. Als sein Name aufgerufen wurde, setzte Marcus Herz für einen Moment aus. Er biß sich kurz auf die Unterlippe und zögerte einen kurzen Moment. Ja, es war tatsächlich so was wie Sorge in ihm, sogar große Sorge. Marcus Augen weiten sich leicht, doch seine Miene blieb sonst recht gleichmütig. Es musste mit der Schlägerei von gestern abend zu tun haben. Wahrscheinlich wollten sie ihn jetzt hochkant rauswerfen. Marcus trat nach vorne, stellte sich aufrecht und mit hochgehobenem Kinn auf und harrte der Dinge, die kommen mochten.

    Decius stöhnte vor Schmerz auf als Marcus Knie sich in seinen Bauch remmte. Marcus wollte das ausnutzen und ihm seine Faust gegen die Schläfe donnern und ihn von sich herunter werfen, doch die laute Stimme des 'Scriba' und Optio ließ Marcus erstarren. Auch Decius, dessen Gesicht noch schmerzverzerrt war, sah langsam auf und an Crispus hoch. Die beiden anderen Probati, die Tertius unter sich gebracht haben, standen schnell auf und zogen dabei Tertius auf die Beine, der benommen wirkte und dessen Lippe aufgeplatzt war.


    Auch Marcus und Decius kamen schnell auf die Beine. Marcus sah schon fast erschrocken aus, dann huschte ein Grinsen über sein Gesicht. Der sonst Gedanklich etwas lahme Marcus hatte schnell einen Plan gefasst. Er klopfte Decius auf die Schulter.


    "Wirklich ordentlich, Decius! Bei deinem Schlag können die Germanen nur zittern."


    Marcus lachte und seine sich anschwellende Stirn, das Nasenbluten von Decius ignorierte er dabei. Grinsend sah Marcus zu dem Optio.


    "Ein freundschaftlicher Wettkampf, Optio. Mehr nicht! Nicht wahr, Decius...Tertius?"


    Marcus sah zu Decius, der ihn verblüfft ansah. Und auch Tertius warf Marcus einen verschwörerischen Blick zu. Beide nickten schließlich langsam. Tertius zuerst, da er schneller Marcus Plan durchschaute.

    Hundemüde schleppte sich Marcus an jenem Tag zum Platz. Gerädert und gemartert war er nach dem letzten Tag wirklich. Jeder Zolll in seinem Körper schmerzte, außerdem tat ihm seine Schläfe weh und sein Kiefer genauso, dort wo er gestern bei der Prügellei hart getroffen wurde. Leise stöhnend stellte er sich auf und sah mit Grauen zu, wie weitere Schilde heran gebracht wurde. Sein eigenes Schild hielt er dabei in seiner Hand, was ihn schon genug anstrengte. Er war zwar ein sehr kräftiger Mann, aber der Muskelkater vom vorigen Tag machte ihm zu schaffen. Hah! Gladius? Hörte er richtig? Herrlich, endlich eine Disziplin, die Marcus voll und ganz behagte. Er liebte den Kampf mit dem Gladius durchaus. Doch zuerst ging es ans Laufen. Seufzend drehte sich Marcus um und lief los.


    Die ersten Runden waren sogar mühseliger als die letzten Runden. Denn anfangs waren seine Muskeln und seine Glieder ganz starr, von dem Muskelkater und dem schlechten Lager. Doch Schritt für Schritt wärmte Marcus sich auf und sein Laufen wurde lockerer und leichter. Am Ende der zehn Runden war er zwar außer Atem, aber nur leicht und mit leicht gerötetem Gesicht. Nach einigen weiteren Runden schlug sein Herz etwas heftiger, aber langsam lief er sich ein und genoß es, sich an diesem Morgen so aufwärmen zu können. Aber am Anfang jeden Tages hatte er auch wirklich genug Kräfte. Am Abend würde jeder Schritt wohl wieder eine Qual werden. Am Ende der zwanzig Runden stüzte Marcus sich kurz an seinen Oberschenkeln ab und atmete einmal tief ein und aus ehe er sich schnell wieder aufrichtete und auf weitere Befehle wartete.