Bei der Tunika von Mars! Warum musste das ausgerechnet ihm passieren? Erst wollte seine Paradeuniform nicht auftauchen, dann wollte sie nicht an ihm bleiben und fiel ständig auseinander und der Helm sah auch nicht wirklich paradefähig aus. Summa summarum hatte es ihn viel Zeit gekostet und Marcus hetzte an den Unterkünften vorbei und auf den Apellplatz. Innerlich verfluchte Marcus all die Schmiede, die an seiner Rüstung beteiligt waren. Aber er hatte ja auch nur mäßige Dinge von dem Optio aus dem Lager erhalten. War doch kein Wunder, dass die Schnürungen immer wieder rissen. Heftig atmend kam er hinter den Probati, die schon in Aufstellung verharrten, zum Stehen. Tapsend trat er zwischen sie und versuchte so zu kaschieren, daß er zu den Letzten gehörte, wenn nicht sogar der Letzte war. Schnell rückte er noch seinen Helm zurecht und spähte zwischen den vielen Rücken hindurch nach vorne.
Beiträge von Marcus Flavius Aristides
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Marcus grinste und war in dem Moment etwas verirrt. Hatte ihm doch der Centurio gesagt, daß er von dem Tribun Tiberius ausgebildet werden würde, der in Bälde sein Schwager sein würde. Aber zu dem Zeitpunkt konnte Marcus ja nicht ahnen, daß es seinen zukünftigen Schwager, der es zudem auch am ersten Tag schon geschafft hatte, Marcus tödlich zu beleidigen, bald nach Rom ziehen würde. Marcus fing derweil an sich in der Unterkunft, beziehungsweise seinem Lager etwas gemütlicher zu machen. Denn am nächsten Tag stand ja bestimmt ein harter Trainingstag an.
"Optio Aristides? Das wird sich zeigen. Erstmal hab ich nur die Grundausbildung vor mir. Über mehr zu spekulieren, wäre gar als ob man die Schicksalsgöttinnen herausfordert. Aber wer weiß..."
Marcus lachte leise. Er sah grinsend zu Varus. Immerhin waren sie wenigstens gleich vom Rang her und da neigte man doch gleich dazu, sich zu verbrüdern.
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Marcus wollte noch etwas erwidern auf Avitus Antwort, doch er kam gar nicht mehr dazu. So ging es ein wenig unter als Varus hinzukam. Marcus saß weiter auf seiner Pritsche und nickte ihm freundlich grinsend zu. Er streckte ihm die Hand hingegen und setzte sich dabei auf.
"Salve Varus! Artorius Varus?"
Marcus brauchte ein wenig um zu schalten, aber dann raffte er es doch. Trotzdem fragte er sicherheitshalber noch mal nach.
"Dann seid ihr Beide verwandt?"
Sim-Off: Aber doch ne Zwischenfrage. Ist der Apell auf für Probati?
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Es war am Abend nach Marcus zweiten Tag in der Legio IX. Der erste Tag war ja schon sehr anstrengend gewesen, aber dieser Tag war wahrlich eine Fahrt durch den Tartarus gewesen. Immer und immer wieder die Pila schleudern, Schilde Runde um Runde schleppen und ein wenig Liegestütze stemmen. Marcus fühlte sich ausgelaugt und war wirklich froh um die Thermen des Lagers. Besser gelaunt, wenn auch sehr hungrig, betrat er die Thermen und streifte seine Rüstung, seine schmutzige und verschwitzte Tunika ab, seine sandigen Sandalen und er ging zu dem heißen, kleinen Becken. Mit einem wohligen Aufseufzen ließ er sich in das heiße Wasser sinken. Er schöpfte etwas heißes Wasser und ließ es sich über den Kopf und den Hals rieseln. In dem Moment hörte er leise tapsende Schritte und sah einen Mann, der neben ihm ins Wasser sank. Es war der Probatus, dem Marcus auf dem Platz aufgeholfen hatte. Der nickte Marcus zu und reichte ihm die Hand.
“Tertius! Danke wegen Vorhin!“
Marcus zuckte mit der Schulter und griff nach der Hand, die Marcus fest drückte.
„Marcus! Lass mal! Daß was der Optio gesagt hat, ist in meinen Augen eher unsinnig. Wir müssen doch auch zusammen halten besonders im Kampf!“
Tertius lächelte und nickte langsam, dabei schien er auch das Wasser zu genießen.
„Ja, schon mal von der heiligen Schar gehört?“
Marcus sah ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf. Heilige Schar? Marcus grübelte und grübelte. Hatte sein griechischer Lehrer nicht was erwähnt, aber Marcus konnte sich nicht entsinnen. Vielleicht hatte er wieder von dem Mittagessen geträumt und das Aufpassen seinem Sklaven überlassen, damit jener seine Aufgaben erledigen konnte. Marcus wollte seine Verwirrung gerade Ausdruck verleihen als er weitere Schritte hörte.
„Der Patrizier und sein Lakai...“
Ein raues Lachen war hinter Marcus zu hören. Er wandte sich langsam herum und sah den gedrungenen Probatus, der ihm schon mehrmals Ärger eingebrockt hatte. Marcus Gesicht verfinsterte sich und er richtete sich etwas auf. Hinter dem Gedrungenen standen noch zwei andere Probati, die Marcus genauso feindselig wie der Gedrungene ansahen. Marcus richtete sich auf und stand aus dem Wasserbecken auf. Tertius folgte ihm und stellte sich an Marcus Seite. Marcus sah den Mann verächtlich an.
„Ich möchte schon wissen, wem ich gleich die Fresse poliere!“
Der Gedrungene lachte abfällig und ließ seine Finger knacksen.
„Wer wem was poliert wird sich noch zeigen, Goldtopfscheißer!....Decius ist mein Name. Merke ihn Dir gut, denn ich werde Dir das Leben hier sehr schwer machen. Solche wie Du gehören hier nicht her!“
Marcus grinste und sprang nach vorne. Er hielt sich gar nicht mit weiteren Worten auf, sondern nutzte es, dass Decius noch prahlte. Er schmetterte seine Faust in Richtung von Decius und verpasste ihm einen ordentlichen Kinnhacken. Decius riß erstaunt die Augen auf und wurde einige Schritte nach hinten geschleudert. Doch die anderen Beiden zögerten nicht lange, sondern stürzten sich auf Marcus. Eine wilde Prügelei begann, Tertius mischte ebenfalls mit. Auch Decius sprang dazwischen. Marcus und er rollten schließlich über die Fließen der Therme, stießen einige Tonbehälter um und schlugen dabei wuchtig auf sich ein. Beide bluteten schon als sie schließlich gegen zwei Beine rollten. In dem Moment kam Decius über Marcus, der jedoch sein Bein anzog und es Decius in den Bauch rammte. Die Beine neben sich bemerkten sie im Rausche des Kampfes nicht wirklich....
Sim-Off: Wer mag, darf gerne den Dazukommenden spielen
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Marcus stöhnte innerlich, doch äußerlich befolgte er zackig die Befehle. Er nahm Haltung an, hob die Schilde mühsam hoch und wandte sich nach rechts. Mühevoll schleppte er sich die fünf Runden wieder mit dem Ballast voran und keuchte schon schnell. Gerade weil man nicht wußte, wie viele Runden Avitus sie noch scheuchen wollte, wurde jede Runde zu einer größeren Qual. Doch sie hatte auch ihr Ende und erleichtert blieb Marcus stehen, noch erleichteter ließ er das Schild wieder sinken und ließ die Schultern heruntersacken.
Schweigend hörte er dem Optio zu. Am Ende war Marcus wirklich. Sein Knie schmerzte, seine Arme waren Klötze, die an seinen brennenden Schultern herunterhingen und sein ganzer Körper fühlte sich völlig ausgelaugt an. Aber aufgeben oder mit den Gedanken damit gespielt hatte Marcus nicht. Denn schließlich konnte er nicht schon an den ersten Hindernissen scheitern. Als Avitus sich an die Schläfen tippte, wirkte Marcus verwirrt. Eigentlich machte er für seine Erschöpfung eher einen Mangel an Training seines Körpers verantwortlich, als das etwas mit seinem Kopf wäre. Aber vielleicht sollte er das irgendwann mal verstehen. Marcus schob es für den Moment als unwichtig ab und wandte sich ab. Er legte seine Schilde wieder auf dem Wagen ab und lief schnellen Schrittes, erlöst von der Last in Richtung der Thermen. Obwohl er etwas zögerte, da etwas zu Essen durchaus verlockender war. In seinem Rücken spürte er noch den feindesligen Blick des Mannes, mit dem er heute abend noch eine Verabredung hatte.
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So kam auch Marcus nicht drum herum, doch noch zu werfen. Er gab sein Pilum nach vorne, die ersten Reihen warfen nochmals, dann wurde rotiert. So kam Marcus eine Reihe nach vorne, erhielt ebenfalls ein Pilum und konnte dann ebenfalls werfen. Und dann ging es in die erste Reihe. Gerade zu Anfang war es teilweise ein wildes Durcheinander, die Rotierungen gerieten in völliges Chaos, die Reihen wechselten nicht so wie sie sollten, Einzelne drehten sich in die falsche Richtung oder warfen mal aus der dritten Reihe heraus. Auch Marcus war einmal versucht zu werfen, obwohl er noch nicht dran war als neben ihm mehrere Männer synchron ihr Pilum hoben. Verwirrt schüttelte Marcus jedoch gerade noch rechtzeitig den Kopf und ließ das Pilum sinken, reichte es dann sogar weiter. Nach einiger Zeit wirkte der Haufen langsam geordnet, der Pilumtanz immer besser in seiner ‚Choreographie’ und schließlich nahm auch die Geschwindigkeit immer weiter zu.
Wenn man am ersten Tag davon sprechen konnte, wurde auch Marcus immer besser in der Doppelsalve. Er dachte irgendwann nicht mehr nach, was ihn sowieso mehr verwirrte als es ihm brachte, sondern handelte, was auch eher seine Stärke war. Und der Ehrgeiz pochte erneut in Marcus hoch. So bemühte er sich wirklich seine Würfe gut zu machen, mit den Anderen gleichzeitig zu werfen und schön in der Reihe zu bleiben. Dabei hielt er sich diszipliniert an seine Aufgaben, wenn er auch schon längst an seiner Schmerzensgrenze angekommen war. Herausforderung, dachte er sich und machte so weiter, als er schon glaubte, kein Pilum mehr werfen zu können. Dann stand er auch in der ersten Reihe und der erlösende Befehl kam. Er senkte den Speer, hob das Schild und stand still, stellte sich gleich drauf jedoch entspannt hin. Marcus presste die Lippen aufeinander und fragte sich, ob sie wenigstens etwas besser geworden waren. Zwar erschien es ihm nicht mehr so chaotisch, aber wirklich einschätzen konnte er die Leistung von sich nicht wirklich. Seine Augen verfolgten den Optio und er beobachtete wie die Offiziere miteinander sprachen. So konnte er auch beobachten, dass der Tribun vom Platz ging. Was sie wohl erwartete?
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Keuchend blieb Marcus einen Herzschlag stehen, was sehr kurz war nach dem ganzen Laufen und sah selber sehr finster zu dem Optio. Doch ohne ein Wort zu verlieren und sich somit weiter anzustrengen, lief Marcus weiter. Runde 11...das rechte Schild schlug ihm bei dem ungewohnten Laufen mit Wucht gegen das Knie. Schmerz schoß durch sein Bein und für einige Schritte konnte er nur mit schmerzverzerrtem Gesicht weiterhumpeln. Doch dann ging es weiter. In der zwölften Runde taumelte auch Marcus zwei Mal, konnte sich jedoch auffangen. Völlig fix und fertig kam er endlich am Ziel an. Sein Atem ging rasselnd und leicht pfeifend, das Blut rauschte ihm wild durch die Ohren hindurch. Seine Arme waren völlig taub und kaum noch gefühlsfähig. Dabei spürte Marcus erneut haßerfüllte und wütende Blicke auf sich ruhen, da er erneut den anderen Probati Extraübungen eingebrockt hatte.
Marcus stützte sich auf seinen Knien ab und bemühte sich genügend Luft in seine Lungen zu saugen. Sein Gesicht war so knallrot, daß man meinen könnte, Marcus würde jeden Moment umkippen. Auf die Worte von Avitus bezüglich des Aufhelfens hin, richtete Marcus sich wieder auf und starrte den Optio an. Fast wollte Marcus ihm wiedersprechen, denn er war ganz und gar anderer Meinung als Avitus. Gerade im Kampf mussten sich die Kameraden unterstützen und nicht jeder für sich alleine kämpfen. Gerade dieser Halt in der Legion machte die römischen Soldaten stark. Unwillig sah er Avitus an und war sich sicher, daß er das nächste Mal genauso handeln würde.
Dieses Mal reihte sich Marcus nicht in die vorderen beiden Linien, sondern ließ Andere nach vorne treten. Kalt musterte er einige andere Probati, die ihn mit einem finsteren Blick musterten. Es war wohl weniger ein Zufall, aber der Probatus, dem er geholfen hatte, stellte sich ebenfalls in die dritte Reihe. Der Probatus nickte Marcus zu, was Marcus erwiderte. Dann kam schon der Befehl. Die Speere flogen und Marcus machte sich bereit sein Pilum nach vorne zu reichen.
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Verbissen hielt Marcus beide Schilde an jeweils einem Arm. Sehr unhandlich und auch sehr, sehr schwer! Schweigend ließ Marcus, er hatte ja auch keine andere Wahl, die weitere Rüge über sich ergehen. Nicht fordernd genug...die Ausbildung? Innerlich seufzte Marcus auf. Das würde wirklich kein Spaß werden. Aber gut! Mit Herausforderungen konnte man nur wachsen, so sagte sein alter Lehrer doch immer gerne. Vielleicht würde Marcus das jetzt endlich mal verstehen. Beim nächsten Befehl Marcus riß die Augen auf. Mit zwei Schilden zehn Runden laufen? Wieder seufzte Marcus tief in sich hinein. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er hob die Schilde hoch und wandte sich nach einigen Sekunden, nach dem Befehl des Optio, nach rechts und fing an zu laufen.
Erste Runde...die Schilde klapperten immer wieder gegeneinander. Das Laufen war sehr schwierig, da das Schild zu der rechten Seite behinderte und das Linke ebenso. Zweite Runde, das Gewicht war schon deutlich zu spüren, dabei waren die Arme an jenem Tag eh schon genug geplagt worden. Dritte Runde....Erst die Dritte Runde? Oh Mars, gib mir die Kraft für weitere sieben Runden, betete Marcus wieder in sich hinein. Seine Arme sanken mit jedem Schritt herunter und die Schilde stießen gegen seine Beine. Die vierte und fünfte Runde wurden zu einer schrecklichen Qual. Neben ihm strauchelte einer der Probati, konnte sich jedoch wieder auffangen. Auch Marcus schleppte sich voran. Runde Sechs...Hinten fiel ein Probatus, rappelte sich jedoch schnell wieder auf. Die Kolonne von Probati wurde immer langsamer, jeder Schritt eine Qual als ob sie die Dämpfe des Tartarus durchqueren mussten. Runde Sieben bewältigten sie schleppend, versuchten jedoch immer wieder schneller zu Laufen. Marcus Atem war rasselnd, sein Gesicht knallrot und seine Hände und Arme brannten vor Schmerz.
Runde Neun...das Licht am Ende des Tunnels erschien vor Marcus innerem Auge. Doch ein etwas weniger kräftig gebauter Probatus neben ihm stöhnte leise auf und stolperte. Dann fiel er der Länge nach hin. Einige andere Probati, die mit ihren zwei Schilden genauso behindert waren, liefen um ihn herum, stolperten gegen ihn und einer sogar fast über ihn hinweg. Marcus blieb stehen und drehte sich halb um. Der Probatus hatte ein Schild über seinen Kopf gezogen, um sich gegen die Fußtritte zu schützen. Kopfschüttelnd trat Marcus an den Probatus heran, setzte sein rechtes Schild ab und löste seine Hand daraus. Dann beugte er sich vor und half dem Probatus auf. Ächzend kam dieser wieder auf die Beine und warf Marcus einen etwas verwunderten Blick zu. Marcus hob fragend die Augenbrauen, der Probatus nickte dann. Marcus reichte ihm sein zweites Schild, griff ebenfalls nach seinem anderen Schild und lief weiter mit dem Probatus, der zwar humpelnd, aber stetig neben Marcus herlief. Durch den Fall hatten die Beiden schon den Anschluß verloren und auch das Humpeln ließ sie nicht mehr aufholen. Marcus lief jedoch nicht schneller als der Probatus und so kamen sie als Letzte und weit zurück erst im Ziel an.
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Der scharfe Tonfall von Avitus holte Marcus einigermaßen wieder ins Hier und Jetzt zurück. Seine Faust, die er schon gehoben hatte, sank wieder herunter, aber sie blieb weiterhin geballt. Wütend sah er den Mann hinter sich an und kämpfte mit seiner Beherrschung. Zorn, wenn auch nicht so Großer wie am Tag zuvor, brodelte in Marcus.
„Wir sprechen uns noch!“
Marcus funkelte ihn drohend an. Und wandte sich schon halb ab, als er die Erwiderung des Mannes hörte.
"Aber sicher doch...heute Abend!“
Doch Marcus ignorierte die Worte. Wann ihre Konfrontation passieren würde, stand mit den Worten des anderen Probatus fest. Doch würde das wohl kaum vor den Augen der Offiziere stattfinden. Marcus wandte sich wieder ganz dem Optio zu und hörte die Rüge. Etwas verwundert vernahm Marcus die Worte und tat sie als die üblichen Beleidigungen ab, die man als Probatus an den Kopf geworfen bekam. Daß mit den Scuta ließ ihn selber verlegen werden. Immerhin war er der Herde gefolgt und hatte sich ebenfalls ein Schild genommen. Aber er fragte sich, warum der Optio sie nicht schon früher deswegen gerügt hatte, sondern sogar noch Befehle mit dem Führen des Schildes gab. Die wachsende Verwirrung wirkte wie ein Eimer kaltes Wasser auf Marcus inneres Feuer und der Zorn erlosch. Auch die Drohung ein ewiger Probatus zu bleiben, brachte Marcus dazu zu schlucken. Oh wie schrecklich wäre das! Hohn, Spott und Mißkredit wäre da wohl noch das Erträglichste. Das Gelächter von Milo auch, aber die Enttäuschung seiner Mutter würde er wohl kaum ertragen können. So beeilte sich Marcus eine bessere Figur und Engagement zu zeigen. Schnell legte er das Pilum runter und holte sich noch ein zweites Schild. Dann trat er wie Befohlen wieder an und wartete bis auch die Anderen in der Kolonne angetreten waren.
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Marcus Aufmerksamkeit wurde etwas abgelenkt. Da krabbelte doch etwas über seine Pritsche! Auf Marcus Stirn erschien ein Runzeln und er schnippte eine Wanze von dem groben Stoff herunter. Leise murmelte er zu der davonfliegenden Wanze.
"Was für eine nette Gesellschaft...!"
Marcus hob den Kopf und sah zu Avitus. Langsam nickte er. Irgendwie hätte Marcus gerne eine konkrete Zahl gehört. So etwas wie ein paar Monate oder ein Jahr oder einen gewissen Zeitraum. Aber dann würde Marcus halt warten müssen, wie lange es dauerte. Grübelnd dachte er über die Veränderungen nach, zu den Zeiten seiner Vorfahren. Soetwas hätte sein Großvater bestimmt nicht mitgemacht, eine einfache Soldatenausbildung. Aber Marcus war sich nicht so sicher, ob es bessere Zeiten waren. Wenn einem alles geschenkt wurde, nur weil man in eine bestimmte Familie geboren wurde. Das mit dem Goldlöffel, was der Centurio erwähnte, war nicht so abwegig. Eigentlich hatte Marcus doch immer ein recht einfaches Leben gehabt. Wurde Zeit, daß er mal seine Grenzen auslotete.
"Und wie lange bist Du schon bei der Legion, Optio?"
Marcus musterte ihn dabei und versuchte ihn vom Alter einzuschätzen. Mitte Zwanzig vielleicht? Anfang Zwanzig? Marcus konnte das schwer sagen.
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Da nun schon die Schilde lagen, nahm Marcus wie auch die Anderen ein Schild von dem Wagen. Der Optio hatte es zwar nicht explizit befohlen, aber irgendwie schien es in dem Moment klar zu sein. Das mit den drei Reihen ging nicht ganz so fix wie es hätte laufen können. Denn in der ersten Reihe wollte natürlich wieder mal kaum jemand stehen. Marcus landete jedoch dort vorne und stellte sich in der Linie auf, während hinter ihm ein Knäuel sich zu bilden versuchte. Nach einer Weile gelang es schließlich. Marcus, wie auch die meisten anderen Probati, sah dann aufmerksam zum Optio. Erleichtert merkte Marcus, daß er kurz etwas Kraft sammeln konnte und setzte das Schild wieder auf den sandigen Boden ab. Unauffällig wischte er sich noch mal etwas Schweiß von der Stirn, der in seinem Nacken klebte, an seinem Oberkörper und unangenehm unter der Rüstung juckte.
Dabei hörte Marcus dem Optio aufmerksam zu und versuchte den Sinn der Worte zu verstehen und sich dessen Lektion gleich bildlich vor Augen zu führen. Ein Pilum? Erstaunt nahm Marcus das auf. Hatte ihm doch sein Veteranenlehrer erzählt, daß er meist zwei bis drei Pila mit sich trug. Aber wahrscheinlich war das nur wieder leeres Geprahle gewesen. Genauso wie die Geschichte, wo er mit seinem Pilum, Herkulesgleich, 6 Germanen gleichzeitig aufgespießt haben soll. Acht Mann hintereinander...nicht alle schießen. Marcus stellte es sich in seinem Geist vor und nickte verstehend. Auf den Befehl hin hob Marcus mit dem linken Arm das Schild hoch und griff nach dem Pilum, welches er nach oben heben wollte. Aber er kam nicht sehr weit. Sein Hintermann stieß ihm wuchtig sein Schild in den Rücken und er spürte auch die Spitze eines Pilums an seiner Schulter, die über seine Rüstung glitt. Grimmig sah Marcus nach hinten, konnte jedoch den Übeltäter nicht mehr ausmachen. Na warte, dachte sich Marcus und biß verkniffen Ober- und Unterkiefer aufeinander. Doch der Optio sprach schon weiter und Marcus mußte seine Aufmerksamkeit wieder ihm zuwenden. Auf die Frage nickte Marcus und ließ den Speer senken. Wieder spürte er einen leichten Stoß an seiner Seite, aber Marcus ignorierte das.
Die nächsten Worte des Optios erhellten Marcus Gesicht. Daß die ersten beiden Reihen die Pila warfen erschien ihm sehr vernünftig und auch sehr praktisch. Mußten sie doch nicht allzu viele der Wurfspeere in den Kampf tragen. Grübelnd dachte er über seine Lektionen nach, aber solche praktischen Dinge hatte er beim Kampftraining doch wiederum nicht gelernt. Hauptsächlich im Einzelkampf ist er dort geschult worden. Wie die Männer hinter und neben ihm, trat auch Marcus nach vorne und schließlich mit der ersten Reihe nochmals. Marcus sah sich um und nickte zufrieden. Ja, so würde man wahrlich genug Platz zum Werfen haben. Als Avitus dann über das Weiterreichen sprach, wurde es etwas wirr in Marcus Kopf. Erste an Zweite? Oder war es umgekehrt? Wann warfen sie noch mal? Und warum reichte die Dritte an die Zweite? Ach ja, das erschien logisch. Aber wie konnte die zweite Reihe wiederum werfen, wenn sie diese an die erste Reihe weitergab? Marcus war vollends verwirrt und ihm war völlig unklar, was der Optio meinte. Aber mit solchen Denkspielen hatte Marcus schon je schlecht umgehen können. Man mußte es ihm am Besten zeigen, ehe er die Logik dahinter erkannte. Aber Marcus zuckte mit der Schulter und beschloß es einfach auf sich zukommen zu lassen. So hob er den Speer und warf ihn schwungvoll nach dem Abwurfbefehl. Da er auch etwas ausgeruht war, flog der Speer auch einigermaßen weit. Doch Marcus kam gar nicht dazu zufrieden dem Speer hinter her zu schauen, denn in dem Moment knallte wuchtig ein Schild gegen Marcus Rücken. Marcus stöhnte vor Schmerz auf und wirbelte halb herum. Hinter ihm stand einer der Probati, wieder der Gedrungene vom letzten Tag, der ihn hämisch grinsend ansah. Marcus sah ihn nun doch wütend an und beschimpfte ihn leise.
„Du kleiner Drecksbastard! Noch mal so was und Du kannst es heute Abend bereuen!“
Der Probatus starrte Marcus an, wie dieser es auch umgekehrt tat. Der Gedrungene hob langsam sein Schild und trat einen drohenden Schritt auf Marcus zu. Marcus ballte seine Faust und war nahe dran, sie dem Mann ins Gesicht zu schmettern.
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Marcus räusperte sich leise als er schon stand ehe der Befehl dazu kam. Doch gleich danach griff er nach dem Pilum. Dabei ließ er seine rechte Schulter etwas kreisen, um sie zu lockern. Dann stellte er sich wieder an der Linie auf, wie es Avitus ihnen am Anfang gedeutet hatte. So hob er gleich den Speer, der wieder ein Stück schwerer wog als noch zu Beginn der Pilumübung. Bereit zum Werfen stand Marcus in der Linie und wunderte sich, warum der Befehl nicht kam. Fast hätte er schon von selber geworfen, da sein Arm zu zittern anfing, aber dann kam doch der erlösende Befehl. Gleich darauf warf er das Pilum. Mit einem unzufriedenen Ausdruck sah Marcus dem Pilum hinter her. Das war nicht wirklich was! Gerade mal magere fünfzehn Schritte weit war das Pilum geflogen. Kopfschüttenld holte Marcus sein Pilum, war aber mit dem Ergebnis nicht alleine. Doch einige mussten noch ein Stück weiter rennen, da ihr Wurf weit aus besser waren. Wurf um Wurf, Liegestütze um Liegestütze wurden zur immer längeren Qual, die Ergebnisse nicht unbedingt besser, sondern die Ausführung immer laxer und ermüdeter.
Schließlich seufzte Marcus erleichtert als es schien, daß das Pilumwerfen wohl ein Ende hatte. Sein rechter Arm war völlig ausgelaugt und er freute sich schon fast aufs Exzerzieren mit dem Schild. Dabei schwante ihm jedoch, dass wohl beide Arme malträtiert werden würden. Ob sie wohl das Schild in die Hand gedrückt bekommen und gleichzeitig werfen sollten? Marcus hielt das Pilum mit seiner rechten Hand locker und wischte sich den Schweiß, der schon in seinen Augen brannte, von der Stirn.
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Erleichtert legte Marcus bei dem Befehl die Waffe ab. Langsam und unauffällig schüttelte er seinen Arm aus. Immerhin war es heute der rechte Arm, so daß er heute beidseitigen Muskelkater bekommen würde. Jetzt freute sich Marcus wirklich schon auf die Thermen am Abend und auf ein deftiges Essen. Die Damen? Über die Ausdrucksweise der Offiziere wunderte sich Marcus zwar langsam immer weniger. Aber das letzte Mal als er einen Mann einen anderen Mann als Dame bezeichnen gehört hat, hatte das eher andere Gründe. Skeptisch musterte Marcus den Optio, seine Augenbrauen zuckten. Doch wie die Anderen ließ er sich auf den Boden runter, um mit den Liegestützen zu beginnen.
„Eins!“
Schmerz zuckte in Marcus Arm als er die erste Liegestütze absolvierte. Dadurch knickte er kurz etwas ein, biß jedoch die Zähne zusammen und machte den ersten Liegestütz dann einigermaßen sauber.
„Zwei!“
Gestern waren die Liegestütze fast noch eine Erleichterung gewesen. Aber da war er ausgeruht und nicht so ausgepumpt und von Muskelkater geplagt. Mühsam hielt er eine Linie aufrecht und erledigte auch den Nächsten. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Avitus. In Gedanken versuchte er ihn einzuschätzen. Immerhin waren sie Beide in derselben Unterkunft.
„Drei!“
Nicht, daß es Marcus schockieren würde, sollte der Ausspruch tatsächlich eine Bedeutung haben. Immerhin kam er aus Baiae und kannte dort so einige solcher Männer. Aber es wäre ihm schon ein wenig mulmig, wenn sie in derselben Unterkunft schliefen und Avitus auch noch sein vorgesetzter Offizier war.
„Vier!“
Marcus musste wohl schleunigst Karriere machen, dachte er verbissen und kam nach dem Liegestütze mühsam und immer langsamer hoch. Oh diese Schmerzen im Arm. Ob man sich so im Tartarus fühlte? Da fiel Marcus wieder das Opfer an Mars ein. Er wollte doch schon gestern eines darbieten, aber wie er gehört hatte, war der nächste größere Tempel in der Stadt und das Kastell konnte er noch nicht verlassen.
„Fünf!“
Jetzt wurde es wirklich lästig. Dabei hatte er gerade mal die Halbzeit geschafft. Ächzend sank er herunter und stemmte sich wieder hoch. Sein rechter Arm zitterte leicht und protestierte erneut mit Schmerzen in seinem Arm, seiner Schulter und seinem Rücken.
„Sechs! Sieben....Aaacht! Ahrrr!“
Marcus verharrte nach dem Achten fast fix und fertig und pausierte für einen Moment. In dem Augenblick glaubte Marcus nicht, noch eine einzige Bewegung zu schaffen. Sein Herz klopfte wild und heftig und sein Atem rasselte durch seine Kehle. Wieder biß er die Zähne aufeinander.
„Neeeun!.....Zehn!“
Die Zehnte war auch die schlechteste Liegestütze von Marcus, schnell und etwas abgehackt und nicht ganz so gerade wie die ersten Neun. Ächzend rappelte er sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sehnlichst wünschte er sich eine ganz kurze Pause, bezweifelte jedoch eine Solche zu bekommen.
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Marcus sah zu Avitus und runzelte verwirrt seine Augenbrauen. Sie standen schon in einer Linie, aber anscheinend war die Linie, oder die gedachte Schlachtlinie, dem Optio nicht gerade genug. Marcus sah zu ihm und stellte sich dementsprechend hin, wie es gewünscht war. Dabei richtete er sich wieder auf, war doch seine Haltung etwas laxer geworden und die Erschöpfung hatte ihn ergriffen. Er nahm den Speer fest in seine Hand und sah zum Optio. Etwas komisch kam sich Marcus schon dabei vor, von so einem jungen Mann rumkommandiert zu werden. Daß jüngere Männer ihm was zu sagen hatten, kam in Marcus Vergangenheit bis jetzt noch nicht vor. Innerlich stöhnte er bei dem nächsten Befehl, hob jedoch gehorsam dem Speer hoch, wenn auch sein Arm mittels Schmerz laut protestierte.
Marcus machte sich bereit und schleuderte das Pilum erneut. Nach so vielen Malen war sein Wurf doch eindeutig besser und langsam bekam er das Gefühl zurück für diese Waffe, die er schon seit gut zehn Jahren nicht mehr in der Hand gehabt hatte. Auch an die Lektionen mit dem Pilum erinnerte sich Marcus und besonders sein Körper. So lächelte er als er wenigstes 20 Schritte mit dem Pilum schaffte. Auf die 30 von Titus zu kommen und das regelmäßig, da würde er noch länger warten, beziehungsweise trainieren müssen. Als auch das letzte Pilum geworfen war, wollte er es wie die anderen Probati zurück holen, sah jedoch noch kurz dem Tribun hinter her als dieser dem Option noch etwas zurief. Doch dann spurtete sich Marcus und holte sein Pilum wieder zurück. Erneut stellte er sich auf und wartete auf weitere Befehle. Dabe dachte er schon wieder an ein knuspriges, braunes Entlein, vielleicht mit etwas Thymian oder Koreander gebraten. Und einer Apfelfüllung, oh wie liebte er doch die Apfelfüllung von der alten Decia! Dabei knurrte sein Magen leise.
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Erleichtert, daß Marcus für einen Moment von weiteren Pilumwürfen befreit war, hielt er das Pilum locker an seiner Seite und gab seinem Arm eine kurze Verschnaufpause. Langsam beruhigte sich sein Atem wieder und er musterte den Optio, der vom Tribun heran geführt wurde. Weitere Pilumwürfe? Bei Apoll, sein Arm fühlte sich doch jetzt schon zu wappelig an. Das mit der Schlachtformation klang wiederum recht interessant. Marcus wartete dabei und fühlte, daß der Brotkanten von heute morgen wirklich nicht ausgereicht hat. Ein Bärenhunger überfiel Marcus und seine Gedanken schweiften zu einem großen Stück Fleich, am liebsten einer Ente, ab. Hungrig fuhr er sich mit seiner Zunge kurz über die Unterlippe und verfluchte innerlich seinen ständig hungrigen Magen.
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Aufmerksamen Blickes lehnte Marcus das Pilum an sich und sah zu wie Titus nach einem Übungsspeer griff. Wurfarm und Pilum eine Einheit? Ja, das kam Marcus durchaus bekannt vor. Aber bei Mars, so dachte er, einfach war das meist wirklich nicht! Erstaunt verfolgte Marcus den Flug von Titus Wurfspeer. Blinzelnd schluckte er und sah auf seinen Wurfspeer runter. Das würde eine Menge Übung erfordern. Und so stellte sich Marcus schnell wieder auf und packte sein Pilum. Etwas schier Unmögliches erwachte in den darauffolgenden Würfen in Marcus- Ehrgeiz. Etwas, was er wohl schon seit Jahren nicht mehr kannte. Was ihn wohl selten in seinem Leben gepackt hatte. Immer wieder hob Marcus das Pilum hoch, um den Wurfspeer auf den Befehl hin zu schleudern. Beim zweiten Wurf mit dem Geschoß konnte er kaum das Seil übertreffen. Die anderen ersten Male waren mindestens genauso desolat und ab und an schepperte sein Pilum auch weit vor dem Seil herunter.
Nach vielen Würfen, durchgeschwitzter Tunika, Schweißbächen, die an ihm herunterrannen, und einem sehr gepeinigten und ausgepumpten Arm schaffte Marcus mit einem Speerwurf ein einziges Mal die 30 Schritt. Ein erstauntes und breites Grinsen war bei ihm zu sehen, ehe es beim nächsten Wurf sofort wieder gedämpft wurde, nachdem der Speer weit vorher herunter kam. Schwer atmend holte er den Speer zurück. Sein Arm fühlte sich wie ein Wabbelteig an und er bezweifelte beim nächsten Wurf überhaupt 5 Schritt werfen zu können. Doch mit zusammengepressten Lippen wartete Marcus, ob sie erneut werfen sollten.
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Marcus sah sinnierend auf das Schild. Sicherlich war es auf der Schnelle nicht ganz einfach, das Pilum wieder herauszuziehen. Doch wenn man sich ganz auf das Schild stellen würde, wäre es wohl noch möglich. Außerdem erinnerte sich Marcus, dass ein Pilum sich nicht immer verbog, obwohl es wohl hier geschehen. Trotz des weichen Metallkerns im Inneren, was wichtig war, damit das Pilum nicht beim Aufprall barst. Doch Marcus zuckte mit der Schulter. Im Kampfgetümmel ging sowieso, wie ihm gesagt wurde, vieles sehr hektisch zu. Aufmerksam hört Marcus dem Tribun zu und trat dabei wieder in Reihe zurück. Marcus nahm einen der Speere entgegen und blinzelte überrascht. Der Speer war weit schwerer als der Speer mit dem er früher mal geübt hatte. Sein Veteranenlehrer hatte auch darauf wert gelegt, auch wenn Marcus lieber mit dem Schwert kämpfte. Im Gegensatz zu diesem Pilum kam ihm das Pilum von damals jedoch wie ein Zahnstocher vor.
Marcus umgriff fest den Schaft und sah auf das zehn Schritt entfernte Seil. Normalerweise könnte das durchaus zu schaffen sein, aber Marcus sah etwas skeptisch auf das schwere Pilum. Früher hatte er durchaus 20 bis 30 Schritt geschafft, wenn er in Form war und nicht wieder seinen Lehrer ärgern wollte. Aber das war noch zurzeit als er trainiert gewesen war. Marcus stellte sich wie die anderen an der Linie auf, nahm einen festen Stand ein und hob den Speer hoch und über seine Schulter. Als das Kommando zum Werfen kam holte er von hinten etwas aus, stieß mit seinem Arm und seiner Schulter nach vorne, kam mit dem Oberkörper weit nach vorne und schleuderte den Speer nach oben und zum Seil. Schnell richtete er sich wieder gänzlich auf, um nicht durch das Schleudern das Gleichgewicht zu verlieren.
Dabei verfolgte er den kurzen Flug des Speeres. Er hatte sich wohl mit der Höhe etwas verschätzt. Mit einem leichteren Pilum wäre die Höhe richtig gewesen, aber dieses war einfach zu schwer. So prallte der Speer zwar knapp hinter dem Seil auf, aber ein berauschendes Ergebnis war es nicht. Überall um ihn herum hagelten weitere Speere, manche weit daneben, manche ein gutes Stück weiter als der Speer von Marcus. Als auch das letzte Pilum geschleudert war, machte sich Marcus, wie die Anderen, auf und holte schnellen Schrittes sein Pilum zurück. Dann trat Marcus fünf Schritte hinter der ersten Linie an.
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Um Marcus rechten Mundwinkel zuckte es kurz. Doch er unterdrückte jeden Anflug von einem amüsierten Gesichtsausdruck. Er wollte ja nicht, daß man denkt, er nähme die Ausbildung nicht sonderlich ernst. Denn er tat es durchaus. So trat er wie die Anderen schnell in eine Reihe und richtete sein Schild aus. So bildete sich ein Wall von Holz gegen das eine Horde von Germanen durchaus stürmen könnte. Aufmerksam verfolgte Marcus die Rede des Tribuns und nickte. Innerlich scholl er sich, daß er sich zu der kleinen Einlage von vorhin hat hinreißen laßen. Aber wenn der Kampf kam, dachte Marcus, wie auch an vielen anderen Stellen, nicht sonderlich nach. Sowieso dachte Marcus selten vorher über die Dinge nach, die er tat. Das brachte ihm oftmals Schwierigkeiten ein, half jedoch auch in kniffligen Situationen. Schildbuckeln ins Gesicht? Schild auf die Füße? Ja, sehr praktisch. Ersteres hatte Marcus schon das ein oder andere Mal selbst ausprobieren können, wenn auch äußerst selten. Einem Sklaven in Baiae hatte er so mal die Nase demoliert.
Doch gleich darauf kam schon die nächste Waffe. Erneut hörte Marcus zu und verfolgte die Bewegungen des Speers. Als der Speer das Schild durchbohrte sah Marcus nur interessiert aus. Aber er wünschte sich auch nicht den Tod des Tribuns. Vielleicht hätte er ein wenig angekratzt werden können, so als kleine Strafe für den gestrigen Tag, aber mehr auch nicht. Und erneut wurde er angesprochen. Mißmutig nahm Marcus das hin. Gab es denn keinen anderen Probatus, den der Tribun vorführen konnte? Doch schweigend trat Marcus nach vorne, setzte sein Schild ab und griff nach dem Speer und Schild. Einen Fuß stützte er auf die Vorderfläche des Schildes, um sein Gewicht dagegen zu stemmen. Dann zog er und zog sehr kräftig daran. Seine Muskeln spannten sich an seinen kräftigen Oberarmen an, seine Schultern waren angespannt und an seiner Ader zeigte sich eine Ader deutlich ab. Doch bis auf ein leises Knirschen war nichts zu sehen oder zu vernehmen. Nach einigen Sekunden ließ Marcus los und nahm wieder sein Schild hoch.
„Es ist nicht so ohne weiteres zu entfernen, Tribun, was an der Wucht des Durschlages liegen könnte und natürlich, daß sich das Pilum etwas verbogen hat.“
Marcus meinte, daß der Tribun genau dies hören wollte. Er hatte das Ergebnis auch vorrausgesehen. Aber für diejenigen, die noch nicht mit dem Kampf vertraut waren, schien es wohl überraschend zu sein.
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Marcus presste die Lippen sehr fest aufeinanders, denn ansonsten hätte er breit bei den Worten des Tribuns grinsen müssen. So wirkte er eher verbissen als amüsiert. Gladiator? Innerlich lachte er darüber. Früher, als Kind, hatte er immer Gladiator werden wollen. Besonders wenn wieder eindrucksvolle Spiele stattfanden und Marcus, wie die anderen Jungs, egal ob Plebejer oder Patrizier, seinen Idolen nacheiferte. Hatte er doch mit Hannibal und einigen anderen Kinder seines Alters oftmals kleine Spiele mit Stöcken und Holzschwertern veranstaltet. Marcus richtete sich wieder etwas auf, nachdem er angesprochen wurde.
"Es kommt auf die jeweilige Situation drauf an, Tribun. Meist kommt es auf dem Schlachtfeld jedoch weniger zu solchen Einzelkämpfen. Man muss sich nach allen Seiten hin schützen und da kämpft es sich in einer Formation oder der Schlachtlinie am Besten. Dafür wäre ein solches Manöver nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich, sowohl für den Legionär als auch für seine Kameraden."
Marcus, der bis dahin nach vorne gesehen hatte, wandte nun seinen Kopf leicht und sah zu dem Tribun.
"Zur Demonstration des Schildes als Schutzwaffe war das Manöver jedoch tauglich genug, Tribun!"
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Erneut verfolgte Marcus mit seiner Aufmerksamkeit die 'fliegende' Feder. Dabei schwieg er und wartete ruhig ab, ob der Scriba, soetwas sah er in dem Soldaten vor sich, noch Fragen hatte. Dem war nicht so und Marcus Laune besserte sich enorm. Das Essen nahte. So nickte er nur knapp.
"Danke!"
Mit dem Wort drehte sich Marcus auf seinem Sandalenabsatz herum und lief aus dem Zimmer heraus. Ob das Essen so mies war wie am Abend zuvor? Vielleicht konnte er noch einen Abstecher in eine hiesige Taberna machen. Mit den Essensgedanken etntschwand er aus der Schreibstube.