Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Demonstrieren? Endlich...! Marcus seufzte fast erleichtert auf. Kämpfen tat er recht gerne, besonders in solchen Übungen, da sie keine üblichen Schwertwunden hinterließen, nur einige blaue Flecken. Wobei die gebrochenen Knochen auch nicht zu unterschätzen waren. Marcus nickte knapp und trat mit dem Scutum nach vorne. Marcus trat noch einen Schritt von der Linie weg und blieb stehen. Das Scutum hielt er fest gepackt, der Lederriemen knarrzte leise und er blieb ruhig stehen.


    Dabei stand er recht locker, mit dem rechten Bein etwas hinter dem Linken. So hatte er doch einen guten und sicheren Stand. Er beobachtete den Legionär, der mit dem Langschwert auf ihn zurannte. Verbissen kniff Marcus seine Lippen aufeinander. Als der Mann auf ihn zustürzte und gewandt das Schwert auf ihn heruntersausen ließ, machte Marcus eine halbe Drehung zur Seite. Das Schwert donnerte auf das Schild herunter und Marcus nutzte die Wucht mit der Drehung aus, um das Schwert abzulenken. Dabei glitt er an dem Legionär vorbei. Mit Kraft und dem Schwung der Bewegung schlug er das Schild auf den Rücken des Legionärs, der ihm durch den Schlag und das Vorbeitaumeln die Lücke darbot. Der Legionär taumelte einen Schritt weiter und gab einen leisen, schmerzhaften Laut von sich.


    Marcus konnte ein Grinsen nur schwer unterdrücken. Das Blut pochte ihm, schon durch den ersten Hieb, in den Ohren. Der Legionär drehte sich schnell herum, besonders da Marcus sich mit einem Schritt ihm näherte. Beide sahen sich kurz in die Augen, der Legionär nickte knapp und stürzte sich erneut auf Marcus. Dieser sprang in demselben Moment nach vorne und schlug mit Wucht das Schild gegen das Schwert, was gegen das Holz donnerte. Der Arm des Legionärs wurde zurück gedrückt, Marcus zog in dem Moment das Schild hoch und schlug es gegen das Kinn des Legionärs, wobei er weniger Kraft in den Angriff legte, da es sonst seinen Kiefer zertrümmert hätte. Der Legionär riß die Augen auf und taumelte einen Schritt zurück. Benommen faste er sich gen Kopf. Marcus machte einen Schritt zurück. Mehr wollte er dem Legionär auch nicht zusetzen. Er ließ das Schild etwas sinken und nahm wieder Haltung an. Ruhig sah er zu Vitamalacus. Innerlich machte er sich schon auf eine Rüge und Abmahnung gefaßt.

    Marcus Augen glitten kurz zu Vitamalacus. Innerlich verfluchte sich Marcus für seine knappe Antwort. Dabei hielt er seine Antwort für präzise genug, aber das war früher im Unterricht bei ihrem griechischen Lehrer auch nicht anders gewesen. Marcus dachte eine Sekunde nach und antwortete ruhig.


    "Weil man das Scutum auch als Waffe benutzen kann, Tribun. Kommt der Feind nahe genug heran, kann es wie das Gladius als Waffe gebraucht werden. Im Gegensatz zum Gladius ist es jedoch effektiver als Schutz gegen Fern- und Nahwaffen...Tribun!"


    Ein Scutum im Gesicht war schon recht unangenehm. Marcus hatte das in Ägypten am eigenen Leib verspürt. Und gestern, hätte er eines gehabt, hätte Marcus es wohl gerne dem Tribun ins Gesicht gerammt, nachdem dieser Marcus Mutter, Agrippina, so derartig beleidigt hatte. Heute war dieses Bedürfnis schon nicht mehr so groß.

    Marcus sah in Richtung der Schriftrolle und verfolgte, wie die Feder über das Papyrus tanzte. Der Hunger bohrte sich weiter in seinen Magen und seine Stimmung sank auf einen neuen Tiefpunkt. Deswegen freuten ihn die ersten Worte durchaus. Das Essen rückte näher. So sackten seine Schultern etwas herunter und er nickte.


    "Ersteres! Aus dem Patrizierzweig...!"

    Marcus griff nach einem der vielen Scuta, die dort bereit lagen und schnallte sich schnell einen Riemen um den Arm. Er machte einen Schritt zur Seite, um nicht von den anderen Probati weggedrängt zu werden, die ebenfalls sich ein Scutum schnappen wollten. Schnell trat Marcus an und nahm Haltung an. Marcus bemerkte, dass vielleicht doch etwas von gestern schon bei ihnen allen hängen geblieben war, denn sie traten nicht in so einem chaotischen Ameisenhaufen an, wie es noch am Tag zuvor der Fall gewesen war. Froh darüber, die Rüstung gestern Nacht noch etwas geflickt zu haben, damit sie ihm nicht wieder in die Haut bohrte, wartete Marcus auf die nächsten Befehle. Er hob das Schild, spürte einen kurzen Stich im linken Oberarm, und setzte sich anschließend in Bewegung. Immer wieder musste er darauf achten, nicht aus dem Gleichschritt zu fallen. Aber sein Nachbar hatte einen seltsamen Marschrhythmus. Nach einigen Sekunden wurde es jedoch besser und sie liefen fast synchron. Laufschritt, die Wendemanöver, Halten, Schild absetzen und Schild aufnehmen ging recht flott und wurde nur von ein oder zwei Unregelmäßigkeiten gestört.


    Nach dem Lauf und den Runden, die sie noch von dem Tribun über den Platz gescheucht wurden, fing Marcus schon leicht an zu schwitzen, besonders nachdem Marcus, wie auch die Anderen, zu einem schnelleren Lauf gedrillt wurde. Marcus ließ seinen Atem mit einem Stoß entweichen als sie anhielten, trat heran und nahm erneut Haltung an. Dabei sah er nach vorne und tat so als ob der Tribun nur peripher auf dem Platz anwesend wäre. Doch dann folgte sein Blick dem Weidenstock und auf die Waffen herunter. Als Marcus angesprochen hob er sein Kinn etwas und schwieg kurz. Ganz so als ob er nachdenken musste. Der Probatus neben ihm grinste breit und schien sich wohl über Marcus Zögern zu freuen. Marcus zögerte jedoch nicht, weil er es nicht wußte, sondern weil er seinen Zorn gegen den Tribun immer noch in seiner Stimme bekämpfen mußte. So antwortete er schließlich äußerst kühl.


    „Zur Schutzwaffe, amata, gehört in diesem Fall das Schild. Die Angriffswaffen, telae, sind das Gladius und der Speer, pilum...Tribun!“

    Wieder früh am Morgen, als es noch dämmerte, war Marcus aufgewacht. Aber er hatte, trotz des letzten Trainings auch eher schlecht geschlafen gehabt. Irgendetwas hatte ihn in der Nacht immer wieder geweckt. Aber wirklich benennen konnte Marcus es nicht. Vage glaubte er, daß einer der anderen Probati ihm einen Streich spielen wollte. Aber keiner der Probati, die mit ihm trainierten waren in derselben Unterkunft. Aber immerhin war Marcus so früh wach, konnte noch einen Brotkanten runterwürgen ehe er auf den Platz lief. Dort angekommen ging er gleich zu dem Platz, wo der Tribun die Probati erwartete. So nahm er Haltung an, blieb ruhig stehen und harrte der Dinge, die kommen würden. An seinem linken Arm und seiner linken Schulter verspürte Marcus einen leichten, aber etwas unangenehmen Muskelkater.

    Marcus Schultern sackten wieder etwas herunter und er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Dabei musterte er Crispus kurz. Der kam ihm reichlich jung vor. Aber er beneidete Crispus nicht wirklich um seinen Schreibtischposten. Marcus schauderte es bei der Vorstellung, eines Tages dort zu landen. Eher geht er in die Politik, beschloß Marcus in dem Moment.


    "Name...Marcus Flavius Aristides! Status in der Gens? Was meinst Du damit? Hmm...ansonsten wurde ich am ANTE DIEM XIV KAL IUN DCCCLVI A.U.C. (19.5.2006/103 n.Chr.) zum Probatus ernannt!"


    Marcus verstummte und überlegte, was er mit Status in der Gens wohl gemeint hatte. Vielleicht hatte er sich auch versprochen. Oder es war ein merkwürdiges Kürzel der Legion, das er noch nicht kannte.

    ...kam Marcus nach einem ausführlichen und sehr langen Thermengang mit einigen Hindernissen zum Scriptorium gelaufen. Zwar grummelte sein Magen und er hatte durchaus Hunger, aber er hatte unterwegs noch mal den Scriba getroffen, der ihn wenig dezent darauf aufmerksam machte. Leidigen Gesichtsausdrucks blieb er an der Tür stehen, klopfte kurz und trat sofort ein. Dabei sah er sich suchend in der Schreibstube um und trat auf einen Mann zu, den er dort sah. Er hatte keine Ahnung, wie er den Mann einschätzen sollte. Drum baute sich Marcus vor dem Schreibtisch auf, nahm Haltung an und hob seine tiefe Stimme an.


    "Probatus Marcus Flavius Aristides meldet sich wie befohlen."

    Auch Marcus Schild berührte fast den Boden und er musste es mühsam hochheben. Wie konnte nur so ein kleines Ding, so ein wenig Weide, so schwer werden? Marcus Arm war inzwischen bleiern, fast gefühllos, wenn nicht immer wieder ein dumpfer Schmerz durch seinen Oberarm pochte. Erleichtert seufzend und mit einem lauten Rumps ließ Marcus das Schild auf den Boden runter. Was für eine Erleichterung! Nie fühlte sich sein Arm so gut an, wie in jenem Moment, dachte sich Marcus. Andeutungsweise schüttelte er den Arm aus und seufzte auf. Und froh vernahm er die nächsten Worte. Er warf wie die anderen Probati das Schild auf den Haufen, wo sie hingehörten und wollte schon den Platz verlassen als der Tribun das mit den Thermen erwähnte. Das musste man bei Marcus nicht zwei Mal sagen. Obwohl er sich nicht sicher war, ob er nicht zuerst etwas zu Essen brauchte.


    Marcus warf dem Tribun noch einen kühlen Seitenblick zu und lief dann schnellen Schrittes vom Platz. Dabei ignorierte er so manch einen feindseligen Seitenblick. Hinter sich vernahm Marcus das leise Murmeln von zwei Probati. Zu leise, um es als offenes Gespräch zu verstehen, aber auch laut genug, dass Marcus es noch mitbekam.


    „Der solln Patrizierschnösel sein!“
    „Wat willn der hier?“
    „Keine Ahnung...aber mit dem in der Truppe wird es kein Zuckerschlecken...hast ja schon gesehen.“


    Marcus lief schneller und hängte mit großen Schritten die anderen Probati ab. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. So war es doch im Prinzip immer. Nur auf den Namen wurde geachtet, nicht auf den Mann dahinter. Ob durch die Patrizier, die glaubten ihrem Namen wegen alles machen zu dürfen und die auf die Plebejer herunter sahen oder die Plebejer, die glaubten, daß alle Patrizier gleich wären. Schulterzuckend ging er zu den Thermen.

    Schweiß auf der Stirn wäre bei Marcus doch untertrieben. Die Tunika klebte an seinem Rücken und der Schweiß rann an seiner Stirn herunter und lief in seine Augen, wo er brannte und zwischendrin auch Marcus Blick verschleierte. Doch die Runden erforderten nur seine Kraft und das Quentchen Ausdauer, was er sich noch verwahrt hatte. Das Schild wurde zu einem schweren Block an seinem Arm, die Runden erschienen quälend lange und kein Ende zu nehmen. Und dann kam sogar noch Hunger dazu. Am Morgen hatte Marcus auch keinen Brocken runter bekommen. Diese ausländische Frühstücksangewohnheit war nichts für den römischen Marcus. Aß er doch lieber spät und viel. Doch jetzt machte sich das bemerkbar und sein Magen grummelte unzufrieden vor sich her. Und Marcus wurde mit jedem Schritt unleidiger. Seine Stimmung hing doch sehr von seinem Magen ab.


    Schwer atmend blieb Marcus stehen und hätte sich am liebsten auf seinem Schild aufgestützt. Doch wieder wurden sie an die Linie gerufen und konnten ihre Schilde nicht absetzen. Es war ein mühseliger Kampf, das Schild hochzuhalten und dabei still zu stehen. Aber Marcus war nicht der Einzige, dessen Schild nicht absolut ruhig war, sondern Stück für Stück, Zoll um Zoll herabsank.

    Je öfters die Übung wiederholt wurde, desto besser klappte es langsam mal mit dem Gleichschritt. Obwohl Marcus nicht untrainiert war, hatten die letzten Jahre der Trägheit doch Spuren bei ihm hinterlassen. Auch daß er durchaus etwas an Leibesumfang zugenommen hatte in jener Zeit. So kam er nun schnell ins Schwitzen und er schnaufte beim Laufen. Sein linker Arm wurde mit jeder Runde, mit jedem Drill schwerer. Doch dann bekam sein Arm eine kurze Pause. Erleichtert ließ er das Schild sinken. Schnell atmend blieb Marcus stehen und wischte sich ganz schnell etwas Schweiß von der Stirn, welcher seine Bahn durch seine Augenbrauen gebahnt hatte. Einige dunkle, kurze Haarsträhnen klebten ihm an der Stirn und sein Gesicht war rot vor Anstrengung.


    Und schon ging’s weiter. Marcus trat mit den anderen in der Linie an und spürte kurz einen leichten Stoß von einem Schild von hinten. Marcus ignorierte das jedoch. Es war zum einen nicht sehr schmerzhaft gewesen und zum anderen hätte es auch einfach ein Versehen gewesen sein können. Sein Arm wollte jedoch schon nicht mehr wirklich. Doch mit Willensanstrengung überwand sich Marcus und hob das Schild wieder an und wandte sich schnell nach rechts rum. Runde um Runde lief Marcus, wobei das Schild ab und an etwas tiefer sank. Wenn er das merkte, zog er es schnell wieder nach oben. Auch hatte Marcus wie die Anderen die Tendenz etwas langsamer zu werden ehe die Worte des Tribuns sie wieder auf zack brachte. In dem Moment verfluchte Marcus die vielen Gelage der letzten Jahre.

    Marcus wog das Schild in seinem Arm. Es schien ihm irgendwie schwerer zu sein als das Schild mit dem er früher trainiert hatte und was ihm für seinen linken Arm vertraut war. Und auf jeden Fall unhandlicher. Aber wieder hatte er nicht lange Zeit zum nachdenken. Wie die Anderen folgte er dem ersten Befehl, stand still und hatte den Schild noch am Boden. Dann hob er es an. Ja, schwerer, aber noch lag es recht gut in seiner Hand und Arm. Er fing an zu marschieren hielt das Schild an seiner linken Seite und bemühte sich mit den anderen synchron zu laufen, was zwar jetzt besser war als ganz am Anfang, aber doch noch erhebliche Mängel aufwies. Mit den Schilden brachte es einfach den Marschrhythmus aus dem Gleichgewicht. Beim Halten stießen so manche Schilde aneinander. Marcus zog das Schild etwas enger an seinen Körper und blieb stehen. Dann drehte er sich um und lief los.


    Schon dort merkte er, dass das Schild in seinem Arm Schritt für Schritt schwerer wurde und während des Laufens insbesondere. Er umgriff fest die Lederbänder und den Holzgriff des Schildes, um das Schild besser zu halten. Eine leichte Schwere machte sich in seinem Oberarm bereit. Doch dann wurde schon der Befehl zum Halten gegeben und zum still Stehen. Erneut wurde sein Oberarm auf die Geduldsprobe bestellt. Sein Schild wollte schon von alleine gen Boden sinken, doch mit eisernem Griff hielt Marcus es erhoben bis er es absetzen durfte. Hinter sich vernahm Marcus ein leises, aber erleichtertes Seufzen von manchen der anderen Probati. Auch Marcus musste dem Drang widerstehen, seinen Arm kurz auszuschütteln.

    Consiste? Marcus kam schnaufend zum stehen. Für einen Moment schaukelte der Boden unter ihm, aber er holte tief Luft und blieb ruhig stehen. Doch dann spürte er an der Seite, wo es der Tribun nicht sehen konnte, einen Ellbogen in der Seite und direkt auf den offenen Ringen. Marcus ließ den Atem mit einem Stoß entweichen als der Schmerz grell durch seine Seite zuckte. Im selben Moment warf Marcus einen finsteren Blick auf seinen Nebenmann, einen grobschlächtigen Probatus, der ein Kopf kleiner als Marcus war. Der Probatus grinste kurz, sah dann jedoch an Marcus vorbei. Den Stoß ignorierend trat er mit den Anderen in eine Linie.


    Marcus sah zu Titus als dieser herantrat. Sein Blick fiel auf die Scuta, die Titus an die Probati verteilte und auch an ihn. So nahm Marcus das Schild fest in die Linke hat und schnallte die Riemen um seinen Arm herum. Das Schild war keine ungewohnte Last in Marcus Hand. Gerade in dieser Disziplin hatte ihn Quartus, der alte Veteran, doch unterrichtet gehabt. Prüfend hielt er das Schild in der Hand und fand, daß er etwas unausgewogen war. Der Griff könnte etwas nach oben verlegt werden, aber im Allgemeinen war er doch in Ordnung. Abwartend sah er in Richtung des Tribuns und wartete auf die Befehle.

    Marcus starrte den Tribun an. Erst einen Moment nach den anderen Probati setzte sich auch Marcus in Bewegung. So stellte er sich mit den anderen Soldaten in einer Reihe auf. Mit all dem Laufen, den Liegestützen und besonders den Ärger war die Tunika an seinem Rücken von dem Schweiß durchdrungen und klebte an ihm unangenehm unter der Rüstung, die sich durch die Tunika gebohrt hatte und nun, nach den Liegestützen, seine Haut an der Seite aufriß. Seine Gereiztheit nach der letzten Szene nahm dadurch etwas zu. Aber es brachte ihn auch wieder etwas auf den Boden zurück. Der Schmerz an seiner Seite klärte seine Sinne etwas und er konnte klareren Geistes wieder den Befehlen folgen. So wandte er sich nach rechts und lief los. Erst langsam und im Marschschritt, dann schneller und im Laufschritt.


    Runde um Runde lief Marcus und sah finster vor sich her. Marcus biß die Zähne zusammen als die Ringe sich noch etwas tiefer in seine Haut bohrten. Schweigend und mit verschloßenem Gesicht lief Marcus jedoch weiter. Sein Atem ging schnell und der Schweiß strömte über seinen Rücken. Den Tribun an ihrer Seite ignorierte Marcus und auch die Seitenblicke von den Probati, die wohl in ihm nun das Übel ihrer Schinderei sahen.

    Marcus erwiderte den Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Seine Augenbraue wanderte nach oben als er die Worte des Tribuns vernahm. Die Legion ist seine Mutter und Vater? So einen Schwachsinn hatte er schon lange nicht mehr gehört. Und bei den nächsten Worten brandete wieder große Wut auf. Was bildete sich dieser Tribun eigentlich ein? Und der würde noch der Schwager seines Neffen werden? Für einen Moment war Marcus versucht sich auf ihn zu stürzen. Fast wäre sein Temperament mit ihm durchgegangen, denn in den Sekunden wünschte sich Marcus nichts sehnlicher als diesem Tribun seine Faust ins Gesicht zu schmettern. Niemand durfte seine Mutter beleidigen! Doch er blieb starr stehen. Er sah hinter dem Tribun her und ballte seine Faust fest zusammen, so daß die Knöchel weiß hervor traten. Blanker Haß sprach aus Marcus Augen und er ignorierte das wütende Gemurmel von den anderen Probati, die ihm in dem Moment wirklich egal waren.


    Während die Anderen schon ihre Liegestütze absolvierten, blieb Marcus noch stehen. Er mußte noch mit sich ringen, sich nicht doch auf den Tribun zu stürzen. Ganz langsam ging er dann zu Boden, sein Gesicht war immer noch von Wut gezeichnet, aber von eiskalter Wut. Obwohl er die Liegestütze absolvierte, hatte er seine haßerfüllten Augen direkt auf den Tribun gerichtet. Das würde Marcus bestimmt nicht vergessen! Verbissen und auch um seine Wut abzureagieren stemmte er sich auf dem Boden und kam wieder auf die Beine. Doch die Wut brodelte immer noch unter seiner Oberfläche.

    Marcus lachte leise und nickte zustimmend. Konnte er doch nicht ahnen, was für eine schwere Prüfung ihn schon am nächsten Tag erwartete. Hatte er sich doch fest vorgenommen, jede Widrigkeit, jede Anstrengung und auch Schläge gegen seine Würde hinzunehmen. So etwas konnte man sich kaum noch hier in der Legion als einfacher Legionär leisten. Aber insgesamt war Marcus jetzt schon zufrieden. Seit Jahren hing das Schwert des Damokles schon über ihn und jetzt hatte er es einfach gepackt und in seine Hand genommen.


    „Die Bequemlichkeiten des zivilen Lebens haben auch ihre Schattenseiten. Ich denke, daß ich sie in der nächsten Zeit kaum vermissen werde. Zumal wir ja immerhin hier Thermen haben.“


    Die Schattenseiten hatte Marcus in den letzten Jahren immer mehr erlebt. Die vielen durchmachten Nächte forderten langsam, aber sicher ihren Tribut. Und er wurde nicht mehr jünger. In ein paar Jahren, wenn er mal das Alter seines Bruders erreicht hat, würde er nicht mehr so einfach die Grundausbildung hinter sich bringen können. Dann würde er wohl schon anfangen mit Altersgenossen über seine Gebrechen und Zippleine zu klagen und zu reden. Marcus schauderte bei der Vorstellung. Schwitzen und Fluchen? Marcus musste grinsen. Wenn das alles war, dann konnte er gut damit leben. Außerdem konnte er das gut gebrauchen. In den letzten beiden und bequemen Jahren hatte seine Kondition durchaus abgenommen. Die vielen Gelage in Baiae hatten dem auch nicht gut getan.


    „Wie lange dauert eine Grundausbildung hier in der Legio IX im Allgemeinen und günstigem Falle?“

    Marcus Wangenknochen mahlten immer noch und sein Gesicht war vor Zorn etwas gerötet. Als der Tribun auf ihn zutrat, richtete sich Marcus noch ein Stück auf, hob sein Kinn und sah dem Tribun fest in die Augen. In Marcus Augen zeigte sich eine unbändige Wut und Zorn. Seine Stimme klang gepresst, mühevoll, damit er den Tribun nicht anschrie. Seine Stimme klang sogar dann sehr leise. Nur seine beiden Nebenmänner verstanden so seine Worte


    "Tribun! Meine Mutter ist keine Lupa! Meine Mutter ist eine ehrenwerte Römerin. Über mich kannst Du sagen, was Du willst, Tribun. Meine Mutter zu beleidigen ist jedoch etwas ganz anderes!"


    Vitamalacus Gehabe schüchterte Marcus in keinster Weise an. War er doch kein Jungspund mehr und auch nicht von kleiner oder dürrer Statur. Außerdem war er in einer Familie und bei Menschen aufgewachsen, die anderen Männern Angst einjagen konnte.

    Marcus setzte sich wieder auf die Pritsche und hörte dem Optio zu. Insel? Marcus war schleierhaft, was Artorius damit meinte. Ob er die Insel im Süden Italias meinte? Ja, das musste wohl so sein. Wahrlich ein schöner Flecken auf Erden. Warm, voll mit Obstbäumen, aber auch mit rauen Gesellen und unfreundlichen Weibsbildern. Aber was meinte er damit, daß vor zwei Generationen alles im Dunkeln lag, was seine Familie anging. Hmm! Na, bei seiner Familie konnten sie viele, sehr viele Generationen zurück blicken. Sehr zu seinem Leidwesen. Wie oft hatte ihn seine Mutter doch die Ahnentafeln auswendig lernen lassen. All die verstorbenen Vorfahren an die sich, außer seine Familie, eh keiner mehr erinnerte. Aber Agrippina wollte, daß er seine Ahnen ehrte.


    Marcus lächelte freundlich und offen. Er mochte es, wenn andere Männer nicht so schrecklich schweigsam über Familie und Vergangenheit waren. War doch Marcus auch eher ein Mann, der freimütig über sich erzählte. Cohortes? Ja, da wäre er auch beinahe gelandet. hätte Milo noch länger Überzeugungsarbeit geleistet und wäre nicht Agrippina eingeschritten.


    "Warum das Leben eines Legionärs und warum die Legio IX? Es steht schon seit einigen Jahren für mich fest, daß ich den Legionen beitrete. Eigentlich steht es schon mein ganzes Leben lang fest. Und die meisten Legionen sind doch zurzeit in Germania stationiert. Außerdem hat die Legio IX doch einen sehr guten Ruf! Da fiel die Wahl nicht sehr schwer."


    Marcus grinste und lehnte sich gegen die Wand, dabei legte er einen Fuß auf die Pritsche hoch.


    "Die Cohortes? Ja, mein Ziehbruder wollte mich davon überzeugen, mich den Urbanern anzuschließen. Aber es hat mich doch eher nach Germania gezogen."


    Marcus Grinsen wurde breiter, denn so ganz richtig war es nicht. Er wurde eher nach Germania gezogen und gezerrt, von dem Sklaven seiner Mutter. Aber das würde er wohl kaum dem Optio gleich bei ihrer ersten Begegnung erzählen.


    "Und, Optio? Befindest Du Deine Entscheidung heute noch als richtig? Bist Du zufrieden hier in der Legio IX?"

    Marcus grinste bei dem Ausspruch von Artorius Avitus. Benutzte er doch selber oft die Namen der Götter, wenn ihn etwas bewegte oder es für passend erachtete. Skeptisch sah er auf das alte Kettenhemd herunter, was ihm von dem Offizier im Lager gegeben wurde. Er sah jetzt schon, dass es ihm zu klein war. Auch war es von der Qualität seinem weit unterlegen und an vielen Stellen mäßig geflickt worden. Na, in zwei Wochen würde er ja hoffentlich auch bessere Ausrüstung bekommen. Der Helm machte nämlich auch nicht sonderlich viel her. Marcus ließ das Kettenhemd liegen, er hatte ja selber noch eines an. Und beim Eid sollte er nicht in einer solchen Rüstung, wie sie ihm gegeben wurde, auftreten. Doch er nahm den Helm, den Umhang von der Legion und rüstete sich mit den Zusätzen. Dann folgte er Avitus, dort sprach er den Eid und marschierte wieder zurück in die Unterkunft. Dort stellte er leise mit einem Satz die Bedeutung fest.


    "Bei den Barthaaren des Mars, jetzt gehör ich ihm und der Legion!"


    Er warf den Helm auf seine Ausrüstung und setzte sich auf die Pritsche. Dabei ließ er noch mal den Blick schweifen und besah sich die Unterkunft genauer. Dann stand er wieder auf und fing an seine Ausrüstung zu verstauen. Nochmal sah er sich alles an. Wirklich abgegriffen, aber gut, kein schlechter Eindruck für den Anfang. Er öffnete den Gürtel, was sein Kettenhemd hielt und ihm das Gewicht entlastete. Er beugte sich vor und ließ das Kettenhemd über den Kopf und Schultern gleiten. Dann fing Marcus es auf und verstaute es, wie seine eigene Lederrüstung. Er sah auf und zu den Optio, die mit ihm nächtigen würden. Wurde Zeit sie kennen zu lernen.


    "Artoria? Ist das eine Gens aus Italia, Optio?"


    Sim-Off:

    Ja, mei, stand nicht in dem Ausrüstungteil. Kettenhemden waren nicht unüblich in der Legion. Aber Marcus hat eh SecondHand Ausrüstung und es ist eher ein olles Kettenhemd, kein strahlendes . *g*