Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Marcus betrat gerüstet und mit Helm das Fahnenheiligtum. Gemessenen Ernstes schritt er zur Fahne und zu dem Standbild des Kaisers. Er blieb vor dem Standbild stehen und musterte den alten Mann für einen Moment nachdenklich. Doch dann machte er wieder einen Schritt zurück, damit er sowohl Fahne als auch Statue vor Augen hatte. Jetzt war es soweit, jetzt würde er sich festlegen. Kein leichtes und sorgloses Leben mehr, was er mit dem Geld seiner Familie bezahlt hatte. Hier würde er sein Leib, sein Leben für viele Jahre verpflichten. Marcus holte tief Luft. Er wollte nicht zu lange zögern, denn schließlich stand der Optio und auch einige andere Soldaten hinter ihm.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Jetzt wars raus. Auf den Kaiser und der römischen Republik hatte er geschworen. Ersterer war natürlich sehr viel präsenter, aber trotzdem spürte Marcus den Gewicht dieses Eides auf sich lasten. Er drehte sich um und marschierte wieder zurück zu den Unterkünften.

    Marcus erwiderte auch die Begrüßung von Tiberius Lupus. Ein interessanter Cognomen, befand Marcus in dem Moment. Für einen Moment suchte er an Tiberius Lupus auch nach Zeichen, die den Cognomen 'Wolf' rechtfertigen würden. Nicht wirklich, dachte sich Marcus. Aber wer weiß, vielleicht sollte sich das noch erst zeigen. Er lächelte ihn freundlich bei der Begrüßung an.


    "Salve Tiberius Lupus! Probatus Varus...? Ah, gut!"


    Seufzend gürtete sich Marcus auch noch seinen neuen Gürtel und den Helm ab. Beides legte er auf seine neue Lagerstätte. Seine Ausrüstung jeden Tag säubern? Ein entgeisterter Ausdruck huschte über Marcus Miene. Nur ganz kurz, ehe er sich wieder dem Bett zuwandte. Das Kettenhemd jeden Tag mit Öl reinigen? Nein, danke. Aber vielleicht quartierte er Hannibal in der Nähe ein, dann konnte der das irgendwann für Marcus übernehmen. Sowieso, mit Nadel und Faden war sein Sklave auch sehr viel besser als Marcus. Aber ein paar Mal sollt er solche Sachen wohl selber machen, denn sonst gilt er tatsächlich noch als verwöhnt. War er zwar, aber das musste ja nicht jeder merken.


    Aufmerksam verfolgte er die Beschreibung zu den Latrinen. Ein äußerst wichtiger Weg, gleich nach den Thermen, was er auch erleichtert vernahm. Es gab doch nichts besseres als einen anstrengenden Tag mit einem Besuch in den Thermen auszugleichen. Ob es dort, wie in Baiae, auch gleich Lupae gab? Er würde es wohl heute noch herausfinden wollen. So nickte er zustimmend zu Artorius Worte. Eid? Ja, das wäre wohl angebracht, aber Plautius hatte nichts dergleichen erwähnt. So schüttelte Marcus den Kopf.


    "Nein, den Eid habe ich nicht geschworen! Wie ist das Zeremoniell davon?"

    Marcus atmete schwer und er hätte nicht gegen ein kleines Päuschen gehabt. Aber es ging noch und so wollte er nicht wie ein weichlicher und verwöhnter Patrizier gelten. So hielt er seine Schultern straff, sein Kopf hochgehoben und presste den Atem durch seine Nase hindurch. Bei den nächsten Worten riß Marcus jedoch die Augen auf. Sein Mund klappte in völliger Verblüffung ein Stück auf. Hatte er etwas richtig gehört? Sohn einer Lupa? Lupa? Seine Mutter eine LUPA? Wie konnte dieser Bastard von einem...wie konnte er es wagen??!!


    Marcus wurde kreidebleich vor Schock und kurz danach schoß Zornesröte in sein Gesicht. Er presste seine Lippen aufeinander und seine Nasenflügel bebten. Man konnte ihm alles sagen. Dass er ein Dreckskerl ist, faul, ein Idiot oder gar ein verweichlichter Patriziersohn. Aber eines, wirklich eines, war er niemals tolerieren würde, war es seine Mutter zu beleidigen. Das überstieg jede Grenze, auch wenn es salop daher gesprochen war. Marcus Wangenknochen mahlten vor Zorn. Dann sprach er, mit kontrollierter Stimme, aber bebend vor Zorn.


    "Tribun?"

    Marcus blieb stumm hinter Plautius stehen. Oh...Aristides!?! Marcus linke Augenbraue zuckte leicht. Aber sonst ließ er sich seine Befremdung nicht anmerken. Er lächelte stattdessen, lehnte das Pilum gegen seine Schulter und reichte Avitus die Hand. Marcus hatte einen sehr festen Händedruck und er nickte dem Optio freundlich zu.


    "Salve Optio Artorius!"


    Marcus nickte auf Artorius Klarstellung. Die Worte erstaunten ihn aber trotzdem. Schließlich war die größte Förmlichkeit die Anrede. Und was ist förmlicher als jemanden mit seinem Titel oder Rang anzusprechen?


    "Natürlich, Optio!"


    Marcus sah sich in der Unterkunft um und wählte eine Lagerstätte, die weit weg vom Eingang lag. So würde er nicht das ständige Getrappel hören, von Männern, die von der Nachtwache kamen oder zu ihr hinstrebten. Wie würde Milo doch über die Unterkunft grinsen. Aber Marcus hatte nicht vor ihm davon zu schreiben, sollte er ihm überhaupt schreiben. Wahrscheinlich würde er es Hannibal überlassen. Außerdem war Marcus einfach froh, angekommen zu sein. Mit einem erleichterten Seufzen lud Marcus seine Ausrüstung auf die Pritsche und legte dort das alte Kettenhemd ab. Dann knüpfte er sein Mantel auf und warf ihn auf die Ausrüstung. Während er sich wieder zu Artorius umdrehte, löste er einige Schnallen von seiner Lederrüstung, die er über dem Kettenhemd, was er von zu Hause hatte, trug.


    "Ja, einige Fragen, Optio! Wie viele Männer schlafen noch hier, Optio? Ach, wo sind die Latrinen? Und gibt es hier Thermen?"

    "Verstanden, Centurio!"


    Marcus nickte knapp. Bei jedem Schritt, den er nun machte, klappterte, klimperte und polterte Marcus durchaus. Drei Schritte und schon bohrte sich die Pfanne in Marcus Rücken. Er ächzte leise und dann rutschte das Pilum ihm fast aus der Hand. Gerade noch rechtzeitig fing er das Pilum wieder auf. Beim nächsten Mal würde er die Hälfte der Ausrüstung ja tragen und es würde wohl handlicher werden. Auf den ersten Tagesmarsch freute sich Marcus wirklich nicht. Doch schweigend lief er hinter Plautius hinter her.

    Marcus warf seinem Nebenmann, der ihn fast zu Fall gebracht hatte einen kurzen Blick zu. Das war dieser, den er zu kennen glaubte. Mißtrauisch verzog Marcus sein Gesicht. Wer weiß, vielleicht erinnerte sich dieser an ihn und wollte ihn in Schwierigkeiten bringen. Doch schnell folgte Marcus dem Befehl des Tribuns, trat an und verharrte wieder in militärischer Starre. Das Kettenhemd auf seinen Schultern kniff immer mehr. Zwar war es nicht unbedingt ein ungewohntes Gewicht, trug er doch schon die letzten Wochen täglich ein Kettenhemd. Aber es passte ihm schlichtweg nicht. Außerdem bohrte sich einige der Ringe unangenehm in die Haut unter seiner Achsel. Dort war es nicht so gut ausgebessert. So flüsterte er unhörbar.


    „Verfluchtes Kettenhemd!“


    Doch viel Zeit zum Selbstmitleid hatte Marcus nicht. Die Übung wurde wiederholt und sie marschierten und liefen im „Gleichschritt“. Doch die Bewegungen waren noch nicht wirklich synchron. Die hinteren Reihen liefen etwas langsamer als die Vorderen und fielen etwas nach hinten. Der erste Halt klappte dagegen recht gut. Nur Zwei liefen noch einen Schritt weiter, aber sie blieben so ziemlich in Ordnung stehen, wenn auch eine Lücke zwischen den Vorderen und Hinteren klaffte. Erst im Laufschritt holten sie wieder auf und beim nächsten Gleichschritt gelang es etwas besser. Marcus Atem ging nun deutig heftiger und machte sich schon auf einen Aufprall in seinem Rücken bereit. Doch es blieb aus und zum stehen. Marcus atmete heftig ein und aus, blieb aber still stehen. Nicht gerade stolz über die eigenen Marschleistungen harrte er auf das Urteil des Tribuns.

    Interessierten Blickes folgte Marcus dem Centurio in das Vrepflegungsmagazin. Er blieb ruhig an der Seite von Plautius stehen und betrachtete den wachsenden Haufen. Ein kurzes Lächeln huschte über Marcus Gesicht. Die etwas heruntergekommene Ausrüstung amüsierte ihn doch etwas. Aber insgesamt fand er das gar nicht mal schlecht. Dann würde nicht gleich jeder von seiner Abstammung wissen und so etwas bei ihm vermuten. Vielleicht wollte der Optio ihn damit ärgern und herausfordern, aber Marcus war das mit der Ausrüstung durchaus recht.


    "Jawohl, Centurio!"


    Marcus nahm den Stoffsack und packte seinen 'neuen' Paenula, seinen Paradehelm, dessen Busch nicht wirklich paradefähig waren, sein Koch- und Essgeschirr, die Trinkflasche, die Ölflasche und die Ersatztuniken hinein. Immerhin musste er noch kein Proviant dort verstauen. Dann schlang er den Riemen des Schildes um seine Schulter, um diesen über seinem Rücken zu transporten, gürtete sein Gladius und hängte daran den normalen Helm. Das eher schlecht geflickte Kettenhemd und die Arm und Beinschienen warf er sich über die Schulter und band es zusätzlich an seinen Gürtel. Die Schuhe hängte er mit den Bändern an den Speer. Dann nahm er den Speer in seine Hand. Das viele Gepäck drückte ihn doch etwas runter, da er unter seinem eigenen Umhang noch das Kettenhemd, was er von zu Hause hatte, trug. Womit er gut über 60 kg jetzt trug. Aber Marcus war ein kräftiger Mann und nickte als Zeichen, dass er bereit war. Wobei er schon hoffte, dass es nicht allzuweit war. Zwei Kettenhemden waren ihn dann doch etwas zuviel.

    Und Marcus marschierte und marschierte, ganz nach den Befehlen des Tribuns. Selbst konnte er nicht wirklich einen Unterschied zum Anfang fest stellen, als der Tribun es für etwas besser befand. Nun, sein Nebennachbar lief inzwischen immerhin in einer gerade Linie und nicht in einer seltsamen Schlangenlinie. Marcus sah nach vorne, hörte die Befehle des Tribun und befolgte sie. Der Spruch, nicht aus einer Reihe zu tanzen, gewann für Marcus in den folgenden Minuten eine neue Dimension.


    Erst blieb er natürlich stehen und marschierte los. Das mit dem Gleichschritt ging schon mal ganz gut, wenn sie auch an der Gesamtchoreographie noch etwas arbeiten konnten. Dann liefen sie loss. Marcus Füße trugen ihn federnd über den Platz und die frische Morgenluft tat ihm wirklich gut. Bis dahin war er noch immer nicht aus dem Atem gekommen. Langsam wurde sein Atem jedoch etwas schneller und sein Herz strängte sich auch mehr an. Bei dem Haltbefehl blieb Marcus, wie die Meisten, abrupt stehen. Doch nicht alle weren so geistesgegenwärtig. Sein Hintermann taumelte einige Schritte weiter und polterte gegen Marcus, den er damit fast aus dem Gleichgewicht brachte. Mit einer Hand hielt Marcus den Hintermann an der Tunika gepackt fest und drückte ihn schnell wieder zurück.


    Denn die Befehle prasselten auf sie herunter, wieder wurde gelaufen und erneut sollten sie anhalten. Und dieses Mal konnte Marcus den Mann hinter sich nicht mehr auffangen. Er lief einige Schritte nach "Consiste!" weiter und prallte mit Wucht gegen Marcus und seinen Nebenmann. Dabei hielt sich der Hintermann an Beiden fest und riß sie fast von den Beinen. Wie Dominosteine breitete sich das nach vorne aus und an 'kehrt' und 'stillgestanden' konnte nicht mehr gedacht werden. Vier oder fünf Männer kämpften mit dem Gleichgewicht und zwei fielen auch der Länge nach hin. Marcus konnte mit einem Bein gerade noch sein Gleichgewicht behalten, stützte sich kurz mit einer Hand auf dem Sandboden ab. Nach diesem kurzen Gleichgewichtstanz richtete er sich schnell wieder auf. Kopfschüttelnd drehte er sich noch schnell um und blieb still, wobei sich auch die anderen Probati schnell aufrafften und genauso verlegen sich richtig hinstellten.

    „Jawohl, Tribun!“


    10 Liegestütze? Nun ja, seine Schultern waren eh von der Pritsche noch etwas verspannt. Da gab es nichts Besseres als ein wenig Bewegung. Prompt ließ sich Marcus auf den Boden herunter und fing mit den Liegestützen an.


    „Eins!“


    Marcus ganze Haltung war eine gerade Linie als er sich mit den Armen nach unten sinken ließ, kurz vorm Boden zum Halten kam und wieder sich hoch drückte.


    „Zwei!“


    Herrlich! Dieses Stillstehen war eindeutig nichts für Marcus und die Liegestütze taten jetzt schon gut.


    „Drei!“


    Ob Hannibal wohl schon auf dem Weg nach Germania war? Er würde sich sicherlich schlapp lachen, was Marcus hier tat. Aber Marcus fing es tatsächlich schon an, Spaß zu machen. Keine Schriften...


    „Vier!“


    ...Keine ewiges Studieren mehr, keine Rethorikstunden. Schlechtes Essen, wenig Abwechslungen, keine Frauen, grobgebaute oder dicke germanische Lupae höchstens...


    „Fünf!“


    Nun alles, hatte seine Schattenseiten. Marcus kam noch nicht mal aus dem Atem und machte gut gelaunt seine Liegestütze weiter. Das Blut schoß in seine Schultern und löste die Verspannungen.


    „Sechs!“


    Marcus absolvierte seine Liegestütze in einem gleichbleibenden Rhythmus. Zügig, aber nicht mit fahrigen Bewegungen.


    „Sieben, Acht, Neun!“


    Ah, gleich geschafft! Ein kurzes Durchschnaufen könnte nicht schaden, befand Marcus. Vielleicht sollte er noch Mars ein Opfer bringen. Würde nicht schaden. Für die Grundausbildung brachte es ihm nichts, aber es half bestimmt später, wenn er den Gott schon jetzt für sich gewann.


    “Zehn!“


    Marcus sprang wieder auf seine Beine und stellte sich in Position auf. Aufmerksam hörte er dem Tribun zu und folgte ihm konzentriert. So folgte er prompt den Anweisungen. Er trat an und blieb still stehen. Brust raus, Schultern zurück, Kopf hoch erhoben und Blick nach vorne gerichtet. So setzte sich Marcus in Marsch mitsamt seiner römischen Kollegen. Am Ende des Platzes hielt er, drehte sich zackig um, hielt erneut an und wartete ruhig auf die nächsten Befehle.

    Marcus nickte knapp bei den Worten des Centurios. Eine Sonderbehandlung wollte er wirklich nicht unbedingt. Inzwischen hatte er sich mit dem Gedanken durchaus angefreundet. Und daß andere Soldaten mit seinem Familienname ein Problem hatten, war ihm ziemlich egal. Empfindlich war er nicht und auf den Mund gefallen auch nicht. Aber er war ja auch nicht hier, um Klienten zu sammeln. So nahm er die Worte auch mit Gleichmut hin. Er nickte, um anzudeuten, daß er die Worte verstanden hatte. Über besondere Kenntnisse und Fähigkeiten dachte Marcus einen Moment grübelnd nach. Alles, was seine Mutter ihn hat beibringen lassen, war doch eher eine klassische Ausbildung, sprich Rethorik, Astronomie, Geschichte, Geographie und römisches Recht. Aber das war auch eher was für die Rostra und nicht für die Legion.


    „Griechisch! Ein Handwerk? Hmm...nein, keines! Ich kann sowohl reiten, als auch schwimmen. Des Weiteren wurde ich mit dem Umgang des Gladius unterrichtet. Ebenso mit dem Pilum, aber mit dem Gladius bin ich besser. Sonst etwas Besonderes? Nein!“

    Bewegungslos blieb Marcus stehen. Es war doch wirklich mal wieder typisch. Sobald man sich nicht bewegen durfte, juckte es irgendwo. Marcus presste seine Lippen fest aufeinander, als ihm der Probatus rechts von ihm auffiel. Seine Augen sahen ihn kurz nachdenklich an. Kannte er ihn nicht von irgendwo? Baiae...Nordafrika? Marcus wußte es nicht mehr. Aber als sie bequemer stehen konnten, hörte immerhin das Jucken wieder auf. Marcus hörte dem Tribun aufmerksam zu. Das war also der Anverwandte von der Priesterin. Verweichlichster Haufen von Zivilisten? Unkwillkürlich sah Marcus kurz wieder zu den anderen Probati. Unrecht hatte der Tribun nicht, aber so wirklich angesprochen fühlte sich Marcus bei den Worten nicht. Aber die Worte erschienen ihm eher wie Standardsätze. So wurde er kalt mit der Frage erwischt. Marcus richtete sich schnell noch ein wenig auf. Gerade als er antworten wollte, kam der Scriba heran. Kurz irritiert sah Marcus dorthin, wandte den Blick jedoch wieder sofort von dem Scriba ab und sah wieder gerade aus.


    „Nein, Tribun!“


    Marcus Gesicht blieb bei den Worten ausdruckslos und ruhig. Nur seine linke Augenbraue zuckte noch kurz als Resonanz, daß ihn der Tribun mit seinem Cognomen angesprochen hatte. Aber es war wahrscheinlich sogar besser, wenn er seinen Gentilnamen nicht nannte. Mußte ja nicht gleich jeder wissen und somit freundete sich Marcus in dem Moment mit dieser Anrede an. Mit gestrafften Schultern und aufrechter Haltung wartete er.

    Marcus war schon früh am Morgen aufgestanden. Schließlich war es sein erster Tag und da wollte man nicht unrasiert und in müdem Zustand erscheinen. Und wenig zu schlafen, hatte ihm wenig ausgemacht. Das Schnarchen der anderen Probati ebenso wenig, denn Marcus hatte selbst die Angewohnheit dazu des Nachts. So war er schon draußen als der erste Morgennebel sich über das Castell gelegt hatte. Er rückte seine neuen Sachen zurecht, die an der Schulter etwas zwickten. Als der Ruf erscholl, war er schon auf dem Weg zu dem Platz.


    So kam er schnellen Schrittes zum Exzerzierplatz und salutierte. Immerhin etwas, was er schon zackig drauf hatte. Schließlich wurde ihm das auch schon früh von seinem Veteranenlehrer beigebracht. Dann blieb er regungslos stehen. Nur seine Augen wanderte kurz zu den anderen Probati, die ebenfalls erschienen war und jene, die noch nachkamen.

    Innerlich seufzte Marcus. Schwante ihm doch schon im Rekrutierungsbüro, daß sein Name eher ein Stolperstein hier in der Legio war. Insgeheim amüsierte Marcus jedoch auch die Ausdrucksweise und die Worte des Centurio. Gelassen saß er auf dem Stuhl und hörte Plautius weiter zu. Er war kein junger Mann mehr, der sich bei solchen Worten aus der Ruhe bringen ließ. Und erst recht nicht einer der Vertreter seines Standes, der ein paar harsche Worte nicht vertragen konnte.


    "Ich könnte Dir folgende Antwort geben, Centurio. Es ist schließlich die höchste Ehre und Freude für einen römischen Mann der Legion und somit dem römischen Volke zu dienen! Ich wünsche mit meinem Arm, mit meinem Verstand und meinem Blut das Volk hier an der Grenze zum Feindesland zu verteidigen und den Ruhm unserer Kaisers zu mehren. Desweiteren trete ich in die Fußstapfen vieler meiner Vorfahren, die damit ihr Leben gefüllt haben!"


    Marcus beugte sich etwas vor und taxierte für einen Moment Plautius.


    "Aber das ist sicherlich eine Antwort, die Du oft hörst. Nein, ich habe keine Lust auf die Laufbahn eines Beamten oder Priester! Ich habe mich hier als Soldat gemeldet und ich werde hier als Soldat dienen. Deswegen erwarte ich weder eine Sonderbehandlung, noch will ich sie. Hätte ich das gewollt, wäre ich wohl kaum als Probatus zu Dir gekommen, Centurio."


    Marcus linke Augenbraue zuckte leicht und er lehnte sich wieder gelassen zurück.


    "Ja, es ist mir klar, dass ich sehr wohl einen Sonderstatus hier habe. Aber wie Du schon klar gemacht hast, keinen angenehmen Sonderstatus. Ich bin jedoch bereit, das in Kauf zu nehmen. Ich bin hier als einfacher Mann, um dem römischen Volk, dem Senat und dem Kaiser zu dienen. Reicht Dir das?"

    Weil sich Dan Brown zwar einige historsiche Tatsachen gegriffen hat, sie aber dermaßen mit seiner Fiktion verdreht hat, dass man es nicht mehr ernst nehmen kann. Wenn man es als Fiktion sieht, dann ist es ja gut. Leider verstehen das so manche falsch, die sich nur mäßig für Geschichte interessieren und gerne Verschwörungstheorien anhängen ;)

    Interessiert besah sich Marcus den Raum. Insbesondere den Karten, den Waffen und länger dem Banner der Factio schenkte Marcus seine Aufmerksamkeit. Über die Bücher und Schriftrollen sah er nur mäßig interessiert hinweg. Warum bloß Platz mit solchen unnötigen Dingen verschwenden? Dafür könnte man doch das Bett breiter machen. Auf die Aufforderung setzte sich Marcus. Das blieb wohl nicht aus, dass er auf seine Verwandschaft angesprochen wurden.


    "Ja, Felix ist mir mir verwandt. Ob es zufällig geschah? Bei den Künsten der Aphrodite, ich denke nicht! Sein Vater und meine Mutter haben wohl bewußt den Genüßen gefrönt, die mich als Folge auf die Welt setzten. Felix ist mein Bruder!"