Beiträge von Hannibal

    Und nun war es passiert. Nadia war aus ihrem Versteck geschlittert und jetzt standen sich alle vier Protagonisten, oder sagen wir besser Handlungsträger, gegenüber. In einer anderen Zeit und einem anderen Ort wären schwere Kaliber gezogen worden. Doch hier brodelte nur der Kanal an ihrer Seite und die vielen kleinen Regenflüsse. Doch was hat Nadia überhaupt hervorgelockt?


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    ~Wenn wir vorstellen dürfen- Marcus Barus. Barus ist ein uralter Mann, viele Generationen hatte er leben und sterben sehen. Und all jene hatte er überlebt. Seine Urgroßenkel könnte er heute beim Spielen betreuen, Zeugen seiner wilden Zeit von früher. Damals war er in der Subura noch eine Größe gewesen. Ein Gauner, Halunke und Halsabschneider. Nero selber hatte er noch erlebt und mit seinen Leuten die ganze Subura in seiner Hand gehabt. Bis zu jenem schicksalhaften Tag als ihm der Fraß sein Augenlicht raubte. Sehvermögen weg, Bande weg und somit auch seine Macht. Der Abstieg schien wie ein Sturz von dem berühmten Felsen auf dem Palatin zu sein und kam über ihn innerhalb eines Tages. Um seinen vielen Feinden zu entgehen, die ihn töten wollten, versteckte er sich in der Cloaca. Und seitdem lebt er dort, verlässt die Kanäle nur in der Nacht. Keiner kennt sie besser als er. Und in der Subura ist er berühmtberüchtigt. Kein Mann vermag durch die absolute Dunkelheit so zu wandern wie er und keiner war vor seinem Dolch sicher, wenn er in sein Gebiet eindrang. Sein Name war schon lange vergessen. Und alle nannten ihn nur- die Ratte. ~


    Als Nadia vor der Ratte floh, blieb Barus stehen. Er folgte ihr mit seinen zerfressenen Augen, die jedoch nichts sehen konnte. Doch Barus nahm viele andere Dinge gleichzeitig wahr. So hielt er seinen Dolch bereit und blieb stehen. Aber dass es eine Frau war, die vor ihm geflüchtet war, hatte er schon vorher gerochen. Hannibal wandte sich um, als er Nadia hörte. Er lächelte, um sie zu beruhigen, und widmete dann wieder seine Aufmerksamkeit den beiden anderen Männern. Dabei verschwand das Lächeln wieder, so schnell es gekommen war. Kühl und distanziert sah er zu seinen Mitsklaven. „Nadia kennt ihr ja schon?“ Hannibal Gehabe wirkte als ob sie sich in einem sonnigen Park trafen und über harmlose Dinge plaudern würden. „Nadia ist gerade dabei, einige wichtige Dinge zu lernen. Sie ist ungemein hilfreich bei so manch einen Plan gewesen.“ Hannibal lächelte kalt und nichts verriet an seinem Gesicht dieses Lüge. Oder war es keine Lüge? Bei ihrem letzten Coup, war Nadia Dreh- und Angelpunkt ihres ganzen Planes gewesen. Mit dem Kinn deutete Hannibal auf den toten Mann. „Aber wir kümmern uns dann mal um diesen Kadaver!“

    Geld, Gold und Sesterzen- eigentlich alles Dinge, die für Hannibal nichts bedeuteten. Aber hier in der Subura waren sie Schlüssel und Schloss in einem. Geld versiegelte und öffnete Münder, Männer verrieten ihre besten Freunde dafür und Mütter verkauften ihre Söhne. Warum? Weil es Hoffnung bedeutete oder einfach das nackte Überleben? Oder Glück? Hannibal sah darin alles nicht. Aber er war ja auch ein Sklave aus reicher Familie. In seinem Leben hatte er kaum Entbehrungen erlebt, vielleicht erst die letzen Monate hier in der Subura. Aber da er im Schatten seines Herren ähnliche Privilegien genossen hatte, kam der Keim der Habgier nicht in ihm auf. Aber das würde weder Sica, noch die Männer interessieren, die ihn bei dem Auftrag helfen müssten. Alle wollten klingende Münzen sehen. Hannibal rührte sich einige Herzschläge nicht. Seine Augen waren tief umschattet, sein Gesicht völlig regungslos. „Also gut! 3000! Bringe die Hälfte bis morgen Abend vorbei, dann werden wir loslegen. Wo kann man Dich erreichen, wenn der Auftrag gelingt?“

    Die letzten Worte von Sica hallten leicht in dem Gewölbe wieder, wurden doch von dem Regengetropfe gut übertönt. Decius scharrte mit den Füßen und sah leidiger Miene die Leiche an. „Hannibals Leute“ musterten Sica und Sciurus nicht ohne Argwohn. Doch auch nicht ohne Unbehagen. Decius konnte das ziemlich gut verbergen. Schließlich war er der langjährigste Hochstapler unter dem Trupp. Und er hatte kaum geschwitzt als er dem Praefecten gegenüberstand. Doch mit jedem Sandkorn, was durch die Sanduhr rieseln würde, nahm die Nervosität der Männer hinter Hannibal zu. Hannibal verschränkte seine Arme vor der Brust und ignorierte Sciurus letzte Bemerkung. Stattdessen sah er Sica an. Hannibal war verwirrt. Warum wollte Sica ihre Hilfe ablehnen und befahl jedoch im gleichen Atemzug, dass sie ihnen doch helfen sollten? Hannibal nahm das wieder als eine mysteriöse Komponente von Sica hin. Ein Mann, den er schwer durchschauen konnte. „Natürlich! Die Leichengruben werden ihn schon dankbar aufnehmen!“


    Das Geräusch in seinem Hintergrund schien Hannibal nicht zu bemerken. Natürlich hörte er es schon, dachte sich jedoch von wo es stammte. Deswegen reagierte er nicht darauf und tat so als ob es das nie gegeben hätte. Doch dann waren noch weitere leise tapsende und schlürfende Schritte zu hören. Hinter Nadia näherte sich langsam eine Gestalt. Sehr langsam. Die Gestalt atmete leise und keuchend, bei jedem Atemzug mischte sich ein ungesundes Rasseln hinein. Die Gestalt blieb einige Meter neben Nadia stehen. Die Ausdünstungen, leicht säuerlich und scharf, waren ein gutes Stück weiter noch zu riechen. „Ein Mädchen...ein Mädchen in meiner Cloaca?“ flüsterte die Gestalt, nur als vager Schemen zu sehen. Seine Stimme klang krächzend und brüchig und war eindeutig die eines Mannes. „Was willst Du hier?“ Wie ein Windhauch trug sich seine Stimme bis Nadia. „Gehörst Du zu den Männern?“

    Platsch! Platsch! Unaufhörlich tropfte das Wasser in kleine Pfützen, die rannen zu winzigen Bächen an der Kante des Steges zusammen und machten den Boden noch glitschiger als er schon war. Hannibal unterdrückte nur mit Mühe und Not leise vor sich hinzupfeifen. Stattdessen sah er Sciurus noch einen Moment kühl an. Decius hatte Sica als erstes ausgemacht. Seine Augen weiteten sich und er war nahe dran, einen Schritt zurück zu gehen. Er war ja nicht lebensmüde. Mit dem Praefekten sich anlegen? Ja, schön und gut, aber mit Sica? Bei Mercurius, das war zu viel verlangt. Hannibal sah kurz zu Decius als ob er seine Bedenken zu spüren schien, dann wandte er sich wieder zu Sciurus. Kalt und freudlos lachte Hannibal auf. „Das verlangt ein gutes Ding nun manchmal, Sciurus. Aber ich wusste nicht, dass Du in die Abfallbeseitigung gewechselt hast! Aber ich hörte schon, dass die Arbeit in der Cloaca sehr lohnend sein soll. 25 Sesterzen die Woche! Hast Du bei Deinem Herren ausgedient?“ Hannibal grinste und sah mit einem „wissenden“ Blick an Sciurus hoch und runter. Er zuckte mit der Schulter als ob er damit sagen wollte: Na klar, eindeutig abgelaufen!


    Prüfend musterte den toten Körper auf den Boden des Kanals. Nur kurz zuckte seine Augenbraue, wirklich darum scheren tat er sich nicht um deren Leichenbeseitigung. Hannibals Kumpanen, bei weitem nicht so abgebrüht, scharrten unruhig mit den Füßen. Keine von ihnen wollte sich mit Sica und Sciurus anlegen. Und Hannibal wusste, dass alle Fersengeld geben würden, wenn es Hart auf Hart kam. Aber so weit wollte er es nicht kommen lassen. Darum verschränkte er nur die Arme vor der Brust und sah zu Sica. „Das Geld ist angekommen?“ Hannibals rechter Mundwinkel hob sich ein wenig. „Die Geschäfte gehen in letzter Zeit ganz gut! Braucht ihr Hilfe?“ Hannibal deutete mit dem Kinn auf die Leiche.

    Pfiep! Pfiep! Eine Ratte huschte durch den Gang, es tröpfelte leicht und es war kühl und unangenehm in dem engen Kanal. Hannibal hielt den Atem an, nur Decius konnte sein Schnaufen nach dem langen Laufen schwer unterdrücken. Nein, die Ratte war es nicht alleine, außerdem sah Hannibal jetzt eindeutig den Lichtschimmer, nachdem ihre eigene Laterne gelöscht war. Schnell tastete Hannibal zu seinem Dolch...doch er war nicht dort! Siedend heiß schoss es ihm in den Kopf, dass er ihn nicht mit in die Casa genommen hatte. Schließlich wollte er nicht mit einem Dolch bei dem Praefekten erwischt werden. Bei den Furien! Hannibal unterdrückte ein Fluchen. Schnell wandte er sich um und beugte sich zu Nadia. Seine leicht rauhe Wange streifte ihre zarte Haut und er raunte ihr, kaum hörbar, einige Worte ins Ohr. „Nadia, wenn ich Dir das Zeichen gebe, verschwindest Du durch den Gang. Einfach immer weiter laufen und dann am Ende nach oben. Geh zu Scintilla in der Spelunke darüber. Sag, dass ich Dich geschickt habe.“ Er gab Nadia keine Zeit etwas zu erwidern, denn aus einem Impuls heraus, umgriff er ihre Taille und zog sie an sich.


    Einen Moment hielt er sie still und dann küsste er Nadia stürmisch. Fast als ob er damit rechnen würde, dass es ihre letzte Begegnung war. Seine Lippen, etwas trocken und aufgesprungen, pressten sich auf Nadias Mund und seine Zunge drängte sich forsch zwischen ihre Lippen. Gleichzeitig war er aber auch wiederum sanft dabei. Dann löste er sich von ihr, gab ihr auch keine Gelegenheit für eine Ohrfeige, denn er winkte [man konnte es aber nicht sehen] seinen Kumpanen zu und bog um die Ecke. Decius, Fabus, und die zwei anderen Männer folgten ihm auf den Schritt. Zwar waren sie allesamt [mit Ausnahme von Hannibal wie wir ja nun wissen] nur Hochstapler und nicht mehr als eine Suburaprügellei gewöhnt, doch standen sie wie ein Mann hinter Hannibal. Dieser schritt in die Mitte des Kanals, flankiert rechts und links von je zwei Mann. Kalt sah er zu der Lichtquelle und überrascht hob er seine linke Augenbraue....

    Das Zusammentreffen


    Jetzt war es soweit, die Klingen wurden gewetzt, die Dolche gezückt und die Ohren gespitzt. Doch halt! Wer war das eigentlich in dem Kanal dort unten? Wer waren nun die Protagonisten und wer die Antagonisten? Wer die Helden und wer die abrundtiefen Bösewichte, die unsere Helden nur aufhalten wollen? Sehen wir das doch mal aus den verschiedenen Blickwickeln.


    ~Zeit angehalten, Sanduhr hingelegt~


    [Blick auf die verängstigte Nadia, wie sie dicht hinter Hannibal steht. Das laute Pochen ihres Herzens ist schon bis zu uns zu hören]


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    ~ Als erstes soll Nadia vorgestellt werden. Blonde Schönheit aus dem fernen Britannia. Früher hatte sie doch eine glückliche Kindheit, trotz des schweren Schicksals als Sklavin. In einer liebvollen Familie aufgewachsen, bei einem äußerst „liebevollen“ Herren und Liebhaber, schien alles wahrhaft sonnig zu sein. Doch Rom zeigte ihr die bittere Realität. Ja, bitter war es in der Tat. Denn nur ein Kuß führte zu ihrem Abstieg. Entflohen, gefangen und beinahe der Freiheit entgegen geeilt, wieder gefangen, sitzt sie nun hier- im Kanal, verklebt mit einer eckelhaften Brühe. Die Verführung aller Männerherzen scheint sie so nicht zu sein, doch schaffte sie es doch oft die Sympathien der Leser und die Herzen der Römer für sich zu gewinnen, vom Patrizier bis zum Sklaven. Ist sie die Heldin?~

    [Schnitt hinter Sica, wir schauen über seine muskulöse Schulter hinweg, die angespannt scheint. Ah ja, er hat ja den Dolch gerade gezogen!]


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    ~ Von seiner Seite aus ist Nadia mit Sicherheit nicht die Heldin unseres kleinen Abenteuers! Nein, im Gegenteil. Ein ständiges Ärgernis ist diese Sklavin, denn sie zieht mit ihren Taten nur den Ruf der Familie in den Dreck. Und der ist ein Teil von Sicas Aufgabe! Doch was wissen wir über diesen mysteriösen Verwalter der Gens Flavia? Sehr wenig, doch seine Treue scheint einzig und alleine Secundus Flavius Felix zu gelten. Womit dieser die Loyalität des doch sehr eigenen Sklaven errungen hat? Wir wissen es nicht! Sica, kalt und berechnend, ein ausgebildeter Gladiator, ist der Kopf eines wahren Netzwerkes der Schattenwelt. Ein genialer Kopf und Anführer von einem Sumpf von Verbrechern. Doch nur in der Nacht, am Tag führt er mit strenger Hand den Haushalt der Villa Flavia. Und dort hat kein Sklave, der ihm nicht aufs Wort gehorcht, zu Lachen. Wären wir in einer Ganovengeschichte wäre er der Held! Von Nadias Perspektive aus ist er der abgrundtiefe Bösewicht!~


    [Wechsel der Perspektive auf Sciurus blaue Augen, in ihnen spiegelt sich das vage Licht der Lampe wieder.]


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    ~Ist er angespannt oder lauert in den blauen Augen des Sklaven eine mörderische Glanz? Wir wissen es nicht! Denn von seinem Inneren gibt dieser „gute“ Sklave, wie er sich doch selber bezeichnen würde, nichts preis. Ist er nur der Handlanger von Sica? Wollen wir ihn mal nicht so verharmlosen. Denn mit dem Dolch ist er bestimmt nicht minder tödlich. Und auch er sieht in der Sklavin wohl ein kleines Ärgernis. Das „Ding“ macht ja auch immer wieder Probleme. Gut, dass sie nicht die Sklavin von Gracchus ist. Aber da besteht auch keine Gefahr. Sciurus scheint seinem Herrn besser als Bettgefährte zu gefallen. Doch fern von den Augen seines Herrn zeigt Sciurus was für versteckte Talente in ihm schlummern. Kunstwerke, seltene Schmuckstücke, es gibt nichts, was er nicht beschaffen kann. Und zimperlich ist er dabei auch nicht. Wartet er nur auf den Zeitpunkt, wo er Sica ersetzen kann? Wir werden sehen. Ist er ein Held? Wenn, dann ein sehr Tragischer. Ist doch sein Leben stets von den Begierden seines Herren überschattet. ~


    [Harter Schnitt auf Hannibal. Seine dunklen Augen verschmelzen mit der Umgebung]


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    ~Hannibal! Wer schon nach einem Eroberer benannt wurde, kann ja nicht ganz normal sein. Ausgebüchster Sklave und Hochstapler, schon seine Eltern und seine Großeltern und einige Generationen zuvor dienten der Familie Flavia. Es ist da erst recht kein Wunder, dass Hannibal nicht mehr ganz gesund im Kopf ist. Mehrere Frauen und Männer mussten schon durch seine Hand sein Leben lassen. Attentate, krumme Dinger, er lässt nichts aus in seinem Leben. Sciurus und er würden sich bestimmt nicht mögen, schließlich arbeiten sie beide für Sica. Oder ist es doch anders? Auf jeden Fall scheint Hannibal genauso bemüht zu sein, die Fäden der Unterwelt an sich zu reißen. Für Nadia ist er tatsächlich heute der Held des Tages. Doch in einer Geschichte wäre er nur der Held, wenn es um das traurige Schicksal eines kleinen Psychopathen gehen würde. ~


    ~Zurück zur Handlung- die Sanduhr fließt weiter~

    Die Latrinen sind verlassen und die Protagonisten dieser kleinen Fluchtgeschichte sind nun schon lange nicht mehr in der Casa Caecilia. Darum wechseln wir lieber die Perspektive und lassen die Latrinen ruhig und verlassen wieder zurück. Ein einsamer Eimer steht noch in dem kleinen Raum und ein Besen. Sauberer ist es auch nicht als zuvor. Ob wohl ein Sklave geschlampt hatte?


    Für all jene neugierigen Zuschauer dieser kleinen Flucht geht es an anderer Stelle weiter und zwar in der Cloaca Maxima und den Kanälen unter der Subura.


    Große Steinblöcke, dicht an dicht verfugt und abgedichtet, bildeten das Gewölbe der Cloaca Maxima, das breite Netz der Kanalisation unter der römischen Stadt. Schon seit der Königszeit durchzog die Cloaca die Stadt. Ständig unter dem Licht des Tages, barg sie viele Geheimnisse und Mysterien. Allerlei Spuckgeschichten geisterte unter den Menschen von Rom über die Cloaca herum. Was daran wahr war, wussten wohl nur wenige. Und zwar die, die sich nicht scheuten durch die Kanäle zu laufen oder gar ihre Geschäfte dort zu betreiben.


    ~Im Moment befinden wir uns zwar in der Cloaca, doch noch nicht unter der Subura. Eher unter einem gehobenen Viertel, in der die Casa Caecilia ihr Domizil hatte. Ein kleiner und schmaler Gang, ein kleiner Bach aus ekelhaften Abfällen, Schlammwasser und die Fäkalien der verschiedenen Häuser. Anwesende Personen sind ein völlig verdreckter Fabus, der Hochstapler Decius, mit einer Laterne in der Hand (aus dem Atrium der Caecilia auch als Salzhändler Pulcher bekannt), zwei Handlanger, der nicht minder stinkende Hannibal und die „gerettete“ Nadia. Alle sind noch um den Latrinenausgang der Casa Caecilia versammelt. Die letzten Worte von Nadia hallten durch den Gang. "Haben wir es geschafft?" Steigen wir nun wieder nach dieser kurzen Übersicht in die Handlung~


    Misstrauisch sah sich Hannibal in dem kleinen Kanal um. Einige Ratten krabbelten über den kleinen Steg, Wasser rann an der Wand hinab, es schien wohl draußen wieder mal zu regnen. Doch abgesehen von den vielen kleinen Nagetieren, die die Kanalisation unsicher machten, schien es ruhig zu sein. Von den Latrinen waren auch keine aufgeregte Rufe zu hören. Hannibal nickte und lächelte schief. „Das haben wir! Aber komm, lass uns von hier verschwinden!“ Er begnügte sich lediglich mit dem Lächeln, denn so dreckig wie Hannibal war, wollte er Nadia den weiteren Gestank durch eine Berührung nicht zumuten. Außerdem hatten sie sowieso Zuschauer, die immer noch leise ab und an vor sich hin kicherten. Nur Fabus teilte die Erheiterung nicht, war er doch voll in den Kanal gefallen. Hannibal nickte auch ihnen zu und wandte sich um. Vorsichtig balancierte er auf dem steinernen Sims entlang. Noch mal in den Kanal fallen, wollte Hannibal auch wieder nicht. Das war schon genug an Überwindung, die er heute geschafft hatte.


    Zielstrebig führten ihn die Schritte durch den Kanal und zu einer Weggabelung. Ohne zu zögern, und nur mit einem kontrollierenden Blick, nahm er den rechten Weg und lief schnell weiter. Immer mal wieder warf er einen Blick über seine Schulter, um nach Nadia zu sehen. Aufmunternd lächelte er dabei. Hinter Nadia liefen die anderen Hochstapler, leise vor sich hintuschelnd und murmelnd. Verschiedene Gänge wurden durchquert, sie wurden immer größer und dann wieder kleiner und noch verworrener. Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen als plötzlich Schritte an einer Weggabelung zu hören waren und ein Schaben. Hannibal hob die Hand und blieb stehen. Mit gerunzelten Augenbrauen spähte er um die Ecke. „Decius, mach die Lampe aus! Schnell!“ Ohne zu widersprechen blies Decius die kleine Windlaterne aus und es wurde stockdunkel im Gang. Die Schritte kamen näher und ein vager Lichtschein. Und ein leises Schimpfen....

    Die WiSim ist eindeutig eng mit dem Spiel verflochten und ein Bestandteil des Spiels. Aber auch nur, wenn man bestimmte Ambitionen hat. Wenn man Ritter werden will braucht man zukünftig ein Stück Land oder zb. auch das Geld bei den CC der Schola. Doch auch einer ohne Konto kann all das erreichen. Das Zauberwort ist hierbei einfach "Patron"! Aber auch die Familia kann Dich da unterstützen. Somit kann man selbst mit eine politisch ambitionierten Charakter ohne WiSim auskommen. Hast Du nicht einen solchen Chara, sondern willst nur Roleplay betreiben, dann geht es auch gut ohne ein Konto.

    Beklommenheit wäre eine arge Untertreibung. Aufkommende Panik musste Hannibal unterdrücken. Hannibal schloss die Augen und versuchte alles um sich herum wegzudenken. Nach einem Moment merkte er, dass die Panik schwächer wurde. „Doch, ich stecke fest! Der Gang ist immer...schmaler geworden!“ Seine Schulter schmerzte. Mit Gewalt versuchte Hannibal sich weiter nach vorne zu schieben. Die Tunika riss noch mehr auf und an seinen Schultern brannte es scharf. Einige Finger breit kam Hannibal weiter, doch dann steckte er wieder. Das Rauschen vor sich war laut und dann hörte Hannibal ein leises Tapsen. Trappel...Trappel...aus der Dunkelheit kam etwas entlang gehuscht und ein kleines pelziges Etwas lief über seine Hand und unter ihm durch. Pfieps! Eindeutig eine Ratte. Hannibal lächelte auf, dann konnte es wirklich nicht mehr weit sein bis zur Cloaca. Mühsam versuchte Hannibal etwas Genaueres zu erkennen. „Keine Sorge, wir schaffen das schon!“ ächzte Hannibal zu Nadia.


    „Decius! Hannibal flüsterte den Namen. Rauschen, keine Antwort. „Decius!“ Nun sprach Hannibal lauter und der Name hallte durch den Gang. Hannibal presste die Lippen fest aufeinander. Ob seine Kumpane vielleicht doch im Haus aufgehalten worden waren? Dabei hatte er ihnen eingebläut sich nicht allzu lange Zeit dort zu lassen. Einige Zeit verging. „DECIUS!“ jetzt brüllte Hannibal den Namen. Dabei hoffte er inständig, dass nicht grade jemand auf den Latrinen sein Geschäft verrichtete. Schritte, hallend...ein aufgeregtes Flüstern, dann: „Hannibal?“ Erleichtert atmete Hannibal auf. „Ja! Ich stecke fest, schick jemand hier rein, aber dalli!“ Hektisches Flüstern, ein Streit und die Zeit verstrich. Draußen hörte man: „Tja, Fortunas Los, hop rein mit Dir!“ Ein ärgerliches Gemurmel und schließlich ein Schaben...wieder verrann die Zeit wie Sand zwischen den Fingern.


    Dann tauchte ein Schemen auf. „Ah, das seid ihr ja...!“ Eine Stimme aus der Dunkelheit! Hannibal atmete erleichtert auf und flüsterte leise zu Nadia. „Siehst Du, es wird schon...“ Nach vorne gewandt sprach Hannibal ein wenig lauter. „Fabus, ich wäre Dir dankbar, wenn Du meine Hände nimmst und dann ziehst!“ Fabus kicherte leise, verstummte bei Hannibals empörtem Schnauben. Er packte Hannibal an den Handgelenken. „Hey, zieht mal!“ rief Fabus nach hinten. Erst passierte nichts, doch nach kurzer Zeit schabte Hannibal an der Wand vorbei. Heftiger Schmerz zuckte durch seine Schultern als er den Zug spürte. Ein Stöhnen entfuhr ihm, dann wurde er quälend langsam nach vorne gezogen. Endlich war die Enge überwunden und der Gang fiel jäh nach unten. Durch den Zug fielen Fabus und Hannibal die Neigung herunter wie auf einer Rutsche. Fabus gab einen quiekenden Laut von sich, beide purzelten aus dem Gang heraus, über den Steinrand der Cloaca und dann, Fortuna wollte es wohl nicht anders, in den Kanal hinein. Platsch! Platsch! Beide landeten in der ekelhaften Brühe. Hannibal hatte noch nach dem steinernen Rand greifen können, so dass er nicht ganz hinein fiel.


    Lautes Gelächter begleitete ihr Malheur. Decius, alias Pulcher, und einige seiner „Sklaven“ hielten sich wiehernd die Bäuche. Alle waren um das Abflussloch versammelt und standen auf dem Steinrand, der weit über den Kanal herausragte. Angeekelt zog sich Hannibal aus dem Kanal und warf Decius einen vernichtenden Blick zu. Fabus tauchte auf und würgte, fluchte laut und deftig und kam auch schnell heraus. Hannibal trat, tropfend und stinkend an den Rand des Abflusses. „Nadia, pass auf, es wird sehr abschüssig!“

    Stille war wieder im Raum eingekehrt. Hannibal griff nach dem Papyrus und zog es vor sich. Lange betrachtete Hannibal die Zahl, ganz so als ob es eine langer Brief wäre oder eine versteckte Botschaft. Die Worte von dem Fremden schien Hannibal nur peripher wahr zu nehmen. Ausdruckslos sah er auf, seine dunklen Augen wirkten eher ein wenig gelangweilte. Da Papyrus wurde zusammengerollt und neben sein Weinglas gelegt. Vor dem Fenster gingen zwei streitende Männer vorbei. Auch wenn sie sich laut ereiferten, waren die Worte nicht auszumachen. „Das Doppelte davon! Schließlich handelt es sich um einen Aedil und nicht irgendein Niemand.“ Hannibal taxierte den Mann durchdringend. Ein Teil von Hannibal war schon recht neugierig und hätte zu gerne gewusst, ob jener Mann aus eigenem Antrieb gekommen war oder doch von jemand geschickt wurde. Vielleicht steckten mehrere hinter diesem Auftrag? Das würde sich vielleicht noch zeigen. „Du kannst das Geld hier ins Lupanar bringen lassen.“

    Herrlich, vortrefflich, der reinste Genuss! Hätte Ultor all diese Worte gekannt, sie wären ihm in sein kleines Frettchengeist gekommen. Aber solche Feinheiten kannte er nicht, stattdessen fühlte er sich einfach wohl als bei ihm die juckende Stelle behandelt wurde. Seine kleinen Pfötchen krallten sich in die Tunika von dem kleinen Nonus und Ultor schloss sogar seine kleinen Äuglein. Nonus Geruch kannte er gut, der bedeutete keine Gefahr. Keiner von den Männern, die den kleinen Ultor am liebsten im Kanal ertränken würden. Patsch!Patsch! Erschrocken sah Ultor auf. Über ihm thronte der Mann, bei dem er beliebte gerade zu wohnen und der ihn manchmal fütterte. „Du kleiner Nichtsnutz, mein Lüdde ist tabu für Dich. Sonst fängst Dir noch ein paar, verstanden?“ Damus ließ von Nonus, dem er einige Ohrfeigen gegeben hatte ab und nahm ihm sein Frettchen ab. Drohend hob Damus noch mal seine Hand und begab sich zu seinem Platz zurück. Ultor, nicht sonderlich treu in seiner Zutraulichkeit, kringelte sich in Damus Armen zusammen.


    „Arius Ruber? Immer noch?“ Hannibal hob genervt die Augenbrauen und lehnte sich zurück, damit Flosculus die Suppe löffeln konnte. „Wegen dem muss ich mir noch was einfallen lassen...!“ murmelte er. Abwesend nickte er. „Auf das Gold!“ fiel er halbherzig in den Trinkspruch mit ein. Gold war ihm weniger wichtig. Notwendig, aber für ihn uninteressant. Aber in dieser Hinsicht kam seine Herkunft immer wieder durch. Grübelnd schloss er halb die Augen, kraulte Flosculus im Nacken und beachtete die Gespräche um ihn herum nicht sonderlich. Ruber! Kopfgeldjäger und ein verdammt guter sogar. Immer mal wieder wäre er ihm fast auf die Spur gekommen. Ärgerlich griff nach dem Wein und trank einen Schluck. Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen als der Weinkrug fiel und Terentius seine ärgerlichen Worte von sich gab. „Und er hat meinen Wein verschüttet!“ knurrte Hannibal gereizt.

    „Das ist das Geringste worum Du Dich sorgen müsstest!“ Hannibal trat an Nadia heran und strich ihr sanft mit seinem Handrücken über die Wange. Etwas besorgt musterte er sie. Schrecklich blass sah sie aus und scheinbar etwas unentschlossen. Hannibal atmete tief ein und aus und bereute das sofort bei dem kräftigen Odeur der Latrinen. Augen zu, beziehungsweise Nase zu und durch! „Gut, ich lass Dich zuerst runter, dann folge ich Dir. Komm!“ Er zog Nadia zu dem Latrinenloch. Die deutlich zierlichere Nadia, im Vergleich zu Hannibal, würde sehr viel weniger Schwierigkeiten haben da durch zu kommen. Etwas skeptisch musterte Hannibal das Loch, zögerte dann jedoch nicht lange. Er nahm Nadia an den Händen und ließ sie vorsichtig herunter. Erst dann zwängte sich Hannibal ebenfalls durch das Loch, atmete aus, um sich zu verschmälern und landete federnd, aber platschend in der ekelhaften Brühe, die nur unzureichend weggespült wurde. Selbst Hannibal wurde fast schlecht als der Gestank intensiv wurde, stechend und übelkeitserregend. Mühsam kontrollierte er einen Würgereiz und sah schief lächelnd zu Nadia.


    „Dort hinten geht es weiter. Ich kriech voran, Du folgst, ja?“ Hannibal wollte schon einen Dolch hervorziehen, bis ihm einfiel, dass er den Dolch nicht mitgenommen hatte. Für den Fall, dass sie im Haus erwischt wurden, wollte er nicht als Attentäter gelten. Hannibal watete durch die ekelhafte Jauche und auf den Abfluss zu. Schmal und eng wand sich der Gang in einer leichten Neigung nach unten. Hannibal sah kurz zu Nadia, dann zwängte er sich in den steinernen Gang.


    Die Luft zwischen jedem Atemzug lange anhaltend, kroch Hannibal den Gang nach unten. Anfangs streifte der Gang immer mal wieder seine Schultern, der Abfluss wurde jedoch immer ein wenig enger. Unter ihm rauschte ein kleines Rinnsal von Wasser und der Kloakensuppe entlang, seine Hand fasste auch immer mal wieder hinein. Die Wand schrammte schmerzhaft an seiner Schulter entlang und riss seine Tunika auf. Ein lautes Rauschen war zu hören, gar nicht mehr allzu weit weg. Doch dann passierte es! Hannibal kam nicht mehr weiter. Seine Schultern steckten fest zwischen den beiden Mauerteilen. Hannibal ächzte und mühte sich ab, weiter zu kriechen. Erfolglos! Ein Ruck und noch einer! Es ging nicht weiter. Kaum fähig sich überhaupt in eine Richtung zu wenden, verharrte er schließlich. „Nadia? Bist Du da? Ich glaub...ich steck fest! Bei Mercurius...aber ich glaube, wir sind schon fast beim Kanal!“

    Die Tür wurde aufgerissen und eine junge dunkelhaarige und recht zierliche Frau stolzierte hinein. In einem Nachtgewand gekleidet und sich ein Umschlagtuch umgebunden blieb sie am Eingang stehen und lehnte sich gegen die Tür. „Haannibal? Bist Du gleich fertig? Du wolltest mir doch noch helfen...Du weißt schon...bei meinem kleinen...Problem!“ Sie sah kurz zu dem auch ihr fremden Mann, zwinkerte ihm zu. Hannibal seufzte. „Ja, sicher, Antilla. Ich komm später zu Dir. Lass mich bitte jetzt alleine!“ Antilla hob verschnupft ihre Nase. „Jaja, ich geh ja schon...!“ Schon war sie wieder heraus spaziert und knallte die Tür laut hinter sich zu.


    Nach dieser kleinen Störung wandte sich Hannibal wieder seinem ‚Gast’ zu. „Eine Vierstellige Summe? Das ist mir zu ungenau.“ Hannibal griff nach einem Stück Papyrus und schob es, mitsamt einer Rohrfeder und Tinte, dem Mann zu. „Schreib es auf! Außerdem die Hälfte jetzt, die andere Hälfte danach. Wir haben beide ein Risiko zu tragen, also sollte es gerecht verteilt sein. Meinst Du nicht auch?“

    Unendliche Erleichterung machte sich in Decius breit. Das Licht am Ende des Tunnels war zu sehen. Ein breites und erfreutes Lächeln zeigte sich auf seinem dicken Gesichtt. Unterwürfig verbeugte er sich. „Mein Name ist Publius Plodius Pulcher, werter Praefekt. In dem Viertel bin ich recht gut bekannt, so dass es Deinem Sklaven nicht schwer fallen müsste, mich zu finden!“ Decius lächelte breit und aalglatt. Vielleicht rührte sein Lächeln von der Schadenfreude her, wenn er bedachte, wie der echte Pulcher gucken würde, wenn er den Boten des Praetorianerpraefekten ins Haus bekam. Zu gerne würde Decius das sehen. Er konnte diese fette Kröte Pulcher wahrlich nicht leiden. Hatte Decius früher Mal als Koch bei ihm gearbeitet. Ihn, Decius, wieder erkennen würde Pulcher wahrscheinlich nicht, nur seine eingelegten Eier in Honig, die doch auf Pulchers Feiern berühmt waren. Doch das war nun schon zehn Jahre her. Decius war jedoch sehr nachtragend. Aber vielleicht würde sich Pulcher auch freuen, sollte er gar tatsächlich als Klient aufgenommen werden. „Dann danke ich Dir sehr, dass Du mir Deine Zeit geschenkt hast. Ich hoffe auf ein gutes Zeichen für unser Anliegen. Mögen die Götter Dir wohl gesonnen sein, Praefectus. Vale!“ Decius verbeugte sich tief, schlug seine Toga theatralisch zu Recht, drehte sich um und marschierte auf den Ausgang zu. Seine Sklaven folgten ihm auf den Schritt.

    Ultor, der Bezwinger sah sich in der verschwommenen Taberna um. Sein Schnäuzchen war noch ganz blutig und sorgfältig putzte er sich mit seinen kleinen Pfoten die Nase. Roch er da nicht etwas? Käse? Natürlich kannte Ultor das Wort dafür nicht, aber er wusste, dass die Großen da dies gerne aßen. Aber Ultor mochte am liebsten Fleisch, rohes, blutiges und warmes Fleisch. Besonders von Ratten. Sein Näschen zuckte, seine Ohren wackelten neugierig und er tapste näher an den Tabernajungen heran. Der Käse interessierte Ultor nicht die Bohne, aber der Große, der ihn hielt, sehr wohl. Denn Ultor juckte es am Nacken und er brauchte schnell einen, der ihn da kratzte. Dafür waren die Menschen immer gut.


    Sein Besitzer oder sein Halter, Damus, suchte immer noch nach seinem Frettchen. Sein ganzer Stolz. Kein Tier, selbst der große Hund von Quentin, war so eine Wucht wie sein kleiner Ultor. Sein ganzer Stolz! Damus kroch noch eine Weile über den Boden, richtete sich dann jedoch auf und setzte sich wieder zu der Besitzerin. Ultor würde schon zu ihm zurückkommen. „Nur zum Rattenbeißen! Wie immer halt!“ Sorgfältig glättete er seinen Schnurrbart und sah sich in dem Schankraum um. Da bemerkte er Scintilla. „Hey, artifex. Ich hab gehört, Du suchst noch ne Absteige. Es ist bei mir ein Platz frei geworden! Rattus ist ausgezogen! Du kennst ja den Preis und morgens gib's immer n'bisschen Brot und Weinwasser!“ Dass es eher Essigwasser war und das Brot von der Frumentationsliste kam, verschwieg Damus seinen Mietern natürlich. Es machte sich immer gut, ein wenig großzügig zu sein.


    An dem Tisch der wichtigen Akteure sah Hannibal auf als Scintilla heran trat. Lächelnd ließ er die Begrüßung über sich ergehen. „Scintilla, wohnst...“ Damus unterbrach Hannibals Rede und er sah zu ihm rüber. „Aranea? Hast Du noch etwas Eintopf und Brot?“ Beruhigend strich Hannibal durch Flosculus Haare hindurch und lächelte schief. „Zu Geld gekommen? Ach, meine neue Beschäftigung bringt mir eigentlich recht regelmäßig was rein, venustas, Scintilla! Wie viel brauchst Du denn? Aber hattest Du nicht gerade einen Auftritt?“ Hannibal musterte Terentius. Caius? Da brauchte es wohl erst eine hübsche Frau um dem seinen Namen zu entlocken. Hannibal schob sowohl Terentius als auch Scintilla einen Becher voll mit Wein hin. Ehe Hannibal davon trank, vergoss er auf den Boden noch das Opfer für Bacchus. „Worauf trinken wir?“

    Bei den Göttern, der Mann war nicht nur ein harter Brocken und wahrlich eine Herausforderung, was den Schlagabtausch anging. Nein, er war auch noch scharfsinnig. Decius grübelte einen Moment, ob der Praefekt Lunte gerochen hatte. Aber der Mann hatte doch sicherlich täglich Männer, die ihn ansprachen, als Klient aufgenommen zu werden. Also keine Probe? Verdammt! Das hätte es Decius auf jeden Fall einfacher gemacht. Auf jeden Fall war langsam, aber sicher der Zeitpunkt für einen taktischen Rückzug. Ein Brocken für den Löwen hinwerfen, und dann versuchen abzuhauen? Während der Löwe den Brocken verschlang? Decius verneigte sich unterwürfig.


    „Oh großer Praefekt, natürlich habe ich gehofft, Dich von dem Wert unserer Klientenschaft zu überzeugen. Ob es Dir genügt, ob es Dir nützlich ist oder ob meine Amici und ich Dir als Bündnispartner recht sind, kann ich wohl kaum mit meinen Worten beeinflussen. Eine Information? Vielleicht etwas über den ehemaligen Praefectus Annonae? Es heißt, dass er zwei Schiffe der Getreidelieferung nach Magna Graeca hat umleiten lassen. Mit ein wenig Bestechung hat der die Kapitäne davon ‚überzeugt’, dass sie angeblich gesunken sind. Das Getreide und dann auch die Schiffe wurden jedoch Gewinnbringend verkauft. Einer meiner Geschäftskunden sagte, dass Sergius Sulla erpresst wurde und deswegen die Stadt verlassen musste!“ Decius hatte den Erpresser nicht nur selber gesprochen, nein er gehörte sogar zu seiner eigenen Familie, sein jüngerer Bruder genau genommen. Aber das musste der Praefekt ja nicht unbedingt wissen.


    „Aber ich sehe schon, Du zauderst und hast Bedenken. Dann möchte ich Dir einfach die Gelegenheit geben, darüber nachzudenken und mich nun zurückziehen. Bei einer solchen wichtigen Entscheidung möchte ich Dich nicht drängen. Ob ein Tag, eine Woche oder ein Monat. Es kommt nur darauf an, dass jener Entschluss mit Überzeugung getroffen wird. Die Liste hast Du nun ja und Du wirst mich im Viertel der Salzhändler via Sklaven erreichen können. Es ist das rote Haus am Ende der Hauptgasse dort. Das mit den blauen Reben!“ Decius verbeugte sich noch mal tief und hoffte, dass er jetzt gehen durfte.

    Ein Blick nach rechts und ein Blick nach links, der Gang war leer und Hannibal etwas beruhigter. Schnell öffnete Hannibal die Tür zu den Latrinen und trat, mit Eimer und Schrubber bewaffnet in die Latrinen hinein. Nur ein mäßig übler Geruch stieg ihm entgegen. Die Latrinen hatten ja, Cloaca sei Dank, einen Abfluss. Der Vorteil vermögender und reicher Römer. Hannibal ging schnell auf die Steinöffnungen zu und spähte hinein. Dunkelheit war zu sehen und nur ein schmaler Lichtspalt zeigte den Grund ein gutes Stück tiefer. Etwas Wasser rauschte dort hindurch. Marcus steckte den Kopf in das Plumpsklo und kam wieder hervor. Er musste dabei einen angewiderten Ausdruck unterdrücken. „Das ist wirklich nicht einfach. Aber es muss sein. Ich hab einen Abfluss erspäht. Dort können wir uns durchzwängen. Ich werde dich herunterlassen und folge Dir dann! Ja? Meinst Du, das schaffst Du?“

    Eine Blutfehde? Hannibal ließ seine Finger knacksen und musterte den Auftraggeber. Dünn lächelnd lehnte er seine verschränkten Hände gegen sein Kinn. Blutfehde! Und da wollte er nur den Aedil tot sehen? Hannibal hätte Gleiches mit Gleichem vergolten. Aber so war es üblich, wo Hannibal herkam. Aus dem Süden Italias, wo ganze Familien ausgelöscht wurden. Zwar selten, aber es kam vor. Aber vielleicht war das italische Temperament nun mal heißer und grausamer als das Germanische. Hannibals Misstrauen wurde durch die Antwort jedoch nicht besänftigt. Warum wollte er die Familie des Aedils nicht leiden lassen? „Gut, ich werde da jedoch noch ein oder zwei Andere mit hinein beziehen. Einen Amtsträger umzubringen ist nicht gerade einfach...“ Das hatte sich schon bei den Anwärtern gezeigt, aber damals hatte Hannibal nicht wirklich überlegt gehandelt. Beim nächsten Versuch würde er bestimmt erfolgreich sein. „Aber das Ganze wird nicht billig für Dich sein. Was bist Du bereit zu zahlen?“ Hannibal sah ihn mit einem kühlen Lächeln an und wartete auf seinen Vorschlag.

    Der Neuankömmling, der mit dem Schnurrbart, verfolgte den Flug des Messer leicht nervös und zuckte zusammen als das Messer sich in das Bildnis grub. Mit leicht zitternder linken Hand fuhr er sich über seine Haare, strich sie über die kahlen Stellen und danach seinen Schnurbart glatt. „Neeee, nee! Desweg’n...häii, Murinus! Du klüne Ratte...wir soll’n Dich besser Rattus nennen!“ Der Frettchenbesitzter lachte gackernd, wurde dann jedoch sofort wieder ernst. „Du schuldest mir noch 10 Sesterzen. Die Miete steht noch aus...ja, ja, wink nur ab! Wirste sehen, wo Du bleibst, Du Ratte! Du!“ Der Mann, geben wir ihm endlich mal einen Namen und zwar Damus, wandte sich wieder zu der Wirtin um. „Also, Aranea, Prächtige, es geht um die Wettkämpfe. Sie sind doch schon in einer Woche, oder? Ich will mein Startgeld für den Lütten zahlen...ups, wo ist er denn wieder? Ja, Pfurzdreck noch mal. Ultor? Uuuuultor? Komm, komm?“ Damus sprang vom Hocker und fing an nach seinem kleinen Frettchen zu suchen. Dabei näherte sich, immer leise schnalzend auch den besagte Tisch, wo die eigentlichen Protagonisten des Abends sitzen oder bald sitzen werden. Nichts gegen die Anderen in der Schenke, aber sie sind nun mal Nebenfiguren.


    Hannibal strich zärtlich über den Rücken seines Schoßjünglings und fuhr mit seinem Zeigefinger unter dessen Tunika. Ungeniert und ohne sich dabei zu schämen tat er das offen in der schmierigen Spelunke hier. Die Meisten schienen sich jedoch nicht sonderlich daran zu stören. Hannibal zog den Jungen auf seinen Schoß näher heran und flüsterte leise. „Komm später mit, Flosculus. Ich hab für Dich einen besseren Platz zum Arbeiten. Hast Du immer noch denselben, der auf Dich aufpasst?“ Doch wirklich eine Antwort erwartete Hannibal nicht. Statt dessen hob er seine Hannd. „Aranea, bring mir doch etwas Wein. Dein kleines Faß, schöne Frau!“ Somit war wohl auch Terentius letzte Frage geklärt. Fragend sah Hannibal zu Terentius. „Ich mag Bier einfach nicht. Möchtest Du auch etwas Wein? Übrigens, Hannibal mein Name.“