Beiträge von Hannibal

    Dunkelheit, das schwere Atmen der Männer, die sich noch im Gewölbe befanden, mischte sich mit dem Geräusch des strömenden Regen, der durch die vielen Kanäle und Eingangsdeckel zur Cloaca rauschte. Ein nervöses Rascheln und dann kratzte Stein über Eisen, noch mal und noch mal. Ein Funken leuchtete in der Finsternis auf, schließlich glomm wieder die kleine Laterne in Decius Händen. Voll des Vorwurfs starrte er Hannibal an, schließlich hatte er eine ungereinigte Leiche berühren müssen. Hannibal lächelte noch mal aufmunternd zu Nadia und wandte sich dann zu den Anderen. „Gut, verschwinden wir von hier!“ Missmutig sah Hannibal auf die Leiche, mit Abscheu auf dem Gesicht geschrieben bückte er sich. „Hilf mir mal, Decius!“ „Ich? Nein, einmal reicht, wirklich! Noch einmal berühr ich die Leiche nicht!“ „Fabus?“ Fabus schüttelte den Kopf. Ceprus, einer der stummen Hintergrundfiguren, erbarmte sich schließlich und half Hannibal den toten Körper mit zunehmen. In den ersten Schritten wankte Hannibal unter dem Gewicht, doch dann lief er stetig durch die Kanäle und tiefer unter die Subura. Weiter in Sicherheit und weg von den unsicheren Gefilden nahe des Casa Caecilia.


    Und so findet auch diese kleine Geschichte ein Ende. Unsere Heldin, Nadia, wurde im Laufe der letzten Zeit in große Abenteuer gestürzt, dem Praefectus der Praetorianer ausgeliefert, musste in einer wilden Flucht durch die Casa Caecilia schleichen und hinab in die gruseligen und ekelerregenden Kanäle der großen Cloaca von Rom steigen. Und als Höhepunkt wurde sie mit ihrem schlimmsten Feind, ihrem ärgsten Angstgegner- dem gefährlichen Sica konfrontiert. Doch auch dies überstand sie. Eilt sie jetzt einer besseren Zukunft entgegen oder wird ihr Leben weiter eine Quelle von Gefahren und großen Gefühlen sein? Ihr wollt es wissen, dann folgt weiter, wenn es heißt: "Nadia, Sturm der Gefühle"...oder lest einfach im Lupanar in der Nähe des Venustempels.

    Kommen wir doch zu einem anderen Zeitpunkt, derselbe Ort und einer der Protagonisten ist immer noch der Gleiche- Hannibal. Aber ansonsten ist es nun eine völlig neue Situation. Draußen strömte der Regen, obwohl es erst Nachmittag war schien es schon finster zu sein und die Strassen wurden nur von denen bevölkert, die wirklich nach draußen mussten, wie Hannibal und Nadia. Alle anderen hatten sich schon verabschiedet, waren in alle vier Himmelsrichtungen geflüchtet, nachdem sie die Leiche in einer Grube, wo eine Insula gebaut wurde, versenkt hatten. Bald würden Balken, Mauerwerk und römischer Beton die Spuren jenes Gewaltverbrechen beseitigen, den Mann völlig in der Vergessenheit versinken lassen...bis...ja, bis vielleicht eines Tages eine neugierige Seele mit Pinsel und Hämmerchen bewaffnet an der Stelle graben würde. Doch in der nächsten Zeit würde es vermutlich nicht passieren. Schnell und einen Zipfel von seiner Tunika höher gezogen lief Hannibal die Gasse entlang, die auf das Lupanar zu führte. Sein Weg streifte auch die kleine Genius Loci Statue, deren Opfer und die Kerzen, die natürlich verloschen waren, jetzt recht triste im Regen wirkten.


    Schon war die Tür erreicht, die in das Innere des Lupanars führte. Die rote und mit Schlangen bemalte Fassade erschien ebenfalls von den Regenmassen weniger farbenreich als sie am Tag leuchten würde, doch die Lichter im Inneren des Hauses waren bei dem Regenschauer umso verlockender. Hannibal, dessen dunkle Haare an seinen Schläfen klebten, seine Tunika völlig durchnässt war, sah kurz zu Nadia. „Wir sind schon da!“ Er klopfte kräftig, die Tür wurde kurze Zeit später von einem einbeiniger und breitschultrige Mann, Dacius, geöffnet. Seine vernarbte Augenbraue zuckte mißtrauisch ehe er Hannibal erkannte. „Lass uns rein!“ meinte Hannibal nur unwirsch und drängte sich an Dacius vorbei, zog dabei Nadia an der Hand hinter sich in das Innere des Lupanars, dem kleinen Atrium. Zahlreiche alte Mosaike und Fresken mit sehr offenkundigen und erotischen Bildern ließen kaum einen Zweifel an der Art dieses Hauses offen.

    PERSONEN


    In der Hauptrolle:
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    SCINTILLA- das ewig lockende Prachtweib, soll sie doch die Augen des Helvetiers bannen


    In der geplanten zweiten Hauptrolle:
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    HELVETIVS TACITVS- das ahnungslose Opfer! Wird er auf den Actatrick hereinfallen, wird er die Halunken in sein Haus lassen?


    In der dritten Hauptrolle:
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    HANNIBAL- so getarnt will er sich heimtückisch an den armen Mann heranschleichen und ihm den Dolch in den Rücken stoßen


    In den Nebenrollen:
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    DECIUS UND FABUS- die zwei Ablenker und ‚Mädchen’ für alles


    ~Prolog~


    Vor allem wünsch’ ich Glück und alles Wohlergehn mir selbst und euch, verehrtes Publikum. Ich bring’ Euch ein Halunkenpack her, auf meiner Zunge, nicht der Hand. Ich bitte, nehmt sie auf mit wohlgeneigtem Ohr. Vernehmt des Stückes Inhalt jetzt und merket auf! Ich fasse ihn zusammen, so kurz es möglich ist. Seid willkommen in der Actakomödie.

    Einst lebte ein Helvetier, munter und wohlgemut. Seinen Pflichten, seinem Ruf für das römische Imperium folgte er. Als Vorbild seiner Kinder und all jener ehrlichen Menschen in Rom schien er den Weg eines aufrechten Politikers einzunehmen. Doch was passierte? Ein Aufruf gegen germanische Römer erfolgte- aus seiner Hand oder die eines Schurken, oder gar war Beides ein und dasselbe? Wir wissen es nicht, doch der Zorn jener Bürger war ihm gewiss und so folgt die Reaktion schnell und herzlos. Schon einem Attentat war er knapp entronnen, doch rechnet er mit unserem Halunkenpack? Wir werden es sehen!


    ~Erste Szene~


    Zwei Personae- Decius und Hannibal- in der Strasse in Ostia vor einer Residenz der ehrwürdigen Familie Helvetius.


    Hannibal: pfeift vor sich hin *tari-lu-ta-ta* Wie Du es auch drehen und wenden magst, Decius, es war wahrlich eine schlechte Idee. Gar lächerlich wirke ich in diesem Kostüm, gar wie eine Dirne...


    „Was redest Du eigentlich?“ Hannibal riß seine Augen von dem Eingang der Casa Helvetia. Hatte er seine Grübeleien, seine Idee für ein Theaterstück gar laut gesprochen? Kopfschüttelnd wollte er sich durch seine Haare fahren, verharrte jedoch, damit er die Perücke nicht herunter stieß. Schon eine Stunde stand er hier, mit einem Umhang über sich geworfen, damit niemand seine etwas alberne Aufmachung erkannte. Er blinzelte und schüttelte den Kopf. „Nichts, ich hab nur vor mich hingeredet. Habt ihr alles erkundet? Wie viele sind jetzt noch drin?“


    Decius zuckte mit der Schulter, konnte sich nur schwer ein Grinsen verkneifen. „Steht Dir übrigens gut das...!“ „Halt den Mund, Decius. Wehe es kommt noch ein Kommentar!“ Hannibals Augen schienen ihn gar feindselig wie Dolchspitzen zu durchbohren. Dann wandte er sich wieder um. „Und?“ Decius spähte auch zum Haus. „Nicht mehr viele. Eigentlich nur noch wenige Sklaven, sonst sind alle ausgeflogen, bis auf das Zielobjekt! Also wir glauben, dass er es ist. Ich hab Scintilla schon Bescheid gegeben.“ Hannibal nickte und bewegte sich unangenehm berührt hin und her. Sein ‚Kostüm’ zwickte ihn, war unbequem und viel zu eng.

    Schauplatz: Die Porta der Flavia
    Handlungsträger: Eine hohe Dame und ihr Gefolge
    Die Geschichte: Armors Pfeile?


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    Flavia Leontia- die moralisch hochanständige Tochter aus dem flavischen Geschlecht


    ~ Verwöhnt, reich und aus gutem Hause scheint die junge Frau vor der Porta zu sein. Aus dem Fernen Ravenna trifft sie ein , bereit das Leben in Rom zu genießen? Vielleicht um hier die Liebe ihres Lebens zu finden oder doch eher, den Wünschen der Familie folgend, einen alten Senatorenpatrizier zu heiraten? Es ist eine Geschichte, die erst noch geschrieben, erlebt und gelebt werden muss. Wir werden es noch erfahren! ~


    außerdem


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    Paris- ein treuer Sklave der Flavia


    ~Ist er ein Ianitor? Eigentlich nicht, aber der sonst hier arbeitende Ianitor war leider unpässlich. Auch Ajax schien seine Wache wieder am Hintertor verrichten zu müssen. Vielleicht träumte er von Gloria? Paris war jedoch nicht weniger ein Träumer. Den ganzen Tag konnte er mit dem bloßen Sinnieren verbringen, er war ja auch schließlich gebildet. Eigentlich war er doch zum Vergnügen der Gäste und der Flavier gekauft worden und verfluchte immer noch jeden Tag, wo ihn Flavius Felix auf dem Markt ersteigert hatte oder besser ersteigern ließ. Wie oft musste er schon die Rosensträucher mit den bloßen Händen stutzen, obwohl er doch eigentlich ein Poet war? ~


    „Sonne...schreibt ihre Lieder...auf Blätter, die tanzen im Wind. Farben umschmeicheln das grüne Gewand...“ Gerade da klopfte es an der Tür. Paris ahnte noch lange nicht, wer da vor der Tür stand, wer sein Begehr an der Porta der Villa Flavia kundtun wollte. Seufzend, weil er aus seinen lyrischen Gedanken gerissen wurde, erhob er sich und lief auf den Eingang zu. Vorsichtig öffnete er die Tür und lächelte freundlich, bis ihm einfiel, dass es schließlich von den Sklaven verlangt wurde unhöflich zu sein. „Ja, was gibt's?“ fragte er betont unwirsch. Seine wasserblauen Augen sahen den Custos intensiv und betont kühl an. Doch die Worte des Custos erleichterten ihn, also kein Gesindel, was verscheucht werden musste. Ja, die Flavia war tatsächlich angekündigt worden, der Ianitor hatte es ihm ein paar Mal eingeschärft. Er spähte an dem wild aussehenden Sklaven vorbei und seine auffallend hellen Augen, die zu seinen dunklen Haaren kontrastierten, weiten sich. Seine Dichterseele wurde von dem Zauber der Venus und dem treffsicheren Pfeil von Amor getroffen. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder. Schnell riss er die Tür auf und verbeugte sich tief. Als er die Patrizierin näher kommen sah, hob er seinen Blick. „Salve, Domina. Willkommen in der Villa Flavia!“ Seine Augen hafteten sich auf ihr wunderschönes Gesicht. Alle Worte, die ihm sonst vielleicht eingefallen wären, waren in jenem Moment dahin.

    „Natürlich bin ich dabei!“ Fabus sah Scintilla an. Worum es eigentlich ging? Fabus wusste es nicht, es interessierte ihn nicht. Scintilla, die schöne Scintilla faszinierte ihn mit ihrer ‚Ausstrahlung’ so sehr, dass jegliche Aufmerksamkeit passé war. Ein schwermütiges Seufzen kam von ihm und er sah sie versunken an. Decius musste jedoch länger kämpfen. Es gab noch ein kleineres Hin und Her zwischen Hannibal und ihm, bis er einigermaßen zufrieden war. Denn direkt beim Mord würde er nicht dabei sein. „Plan? Nein, eigentlich hab ich noch keinen. Ich dachte, vielleicht könntet ihr da mithelfen.“ Schon wurden die Köpfe zusammen gesteckt und Pläne geschmiedet. Einbruch bei Nacht, Auflauern in der Gosse, der Sklaventrick oder der Klientenclou? Alles wurde verworfen und für untauglich befunden. Entweder war es zu auffällig oder einfach zu plump. „Wie wäre es mit der Acta...?“ „Nein...“ „Doch!“ „Magst Du vielleicht mit mir essen...?“ „Doch, das mit der Acta ist gut. Die Reihe über die Magistrate...“ Wortfetzen aus einer komplizierten Planung, die wir dem Zuschauer dieser Szene doch ersparen wollen. Außerdem soll ja nicht die Spannung genommen werden. „Was? Eine Frau? Nie und nimmer!“ drang plötzlich Hannibals Stimme hervor. „Doch, es muss sein...“ Immer weiter schritt die Planung und nach einer langen Stunde, mehrere Kuchenstücken, einigen warmen Weinbechern und viel Nervennahrung stand der Plan fest. Nun wussten alle, was ihr Part war und wer, welche Aufgabe zu übernehmen hatte. Der Actaclou konnte beginnen. So verabschiedeten sie sich. Erst in einigen Tagen sollte das Attentat in Angriff genommen werden.

    Was die drei Männer so dachten, während Scintilla in aller Ausführlichkeit ein Backrezept vorstellte, war nicht so schwer zu erkennen. Machen wir doch einen kleinen Ausflug. Schwupp, schon sind wir in Decius Geist.


    ~Hm...Äpfel, Honig...Kruste! Ob meine Frau das auch bereiten kann? Ich könnte ihr doch das Rezept mal vorschlagen. Oder besser nicht. Sonst fragt sie mich noch, wo es herkommt und wenn ich Feli ins Spiel bringe, gibt’s gleich wieder Mord und Todschlag...zumindest für das Geschirr. Warum muss sie immer nur so eifersüchtig sein? Schließlich kann ich mit so einer Bohnenstange wie Feli nicht viel anfangen! Honigguss...hmmm!~


    Fabus Geist war weit fern von solchen trivialen Genüssen, wenn er sich auch ganz der weltlichen Seite von Scintillas hingab.


    ~Wie schön sie ist! Wie schön sie doch spricht...ihre zarten Lippen. Wie sehr ich sie doch mal küssen würde. Ob sie auf jüngere Männer steht? Auf meinen Adoniskörper bestimmt. Und was für ein Busen, wie er bei jeder Bewegung hin und her wogt! Bei Venus, vielleicht lockt sie ein wenig Schmuck? Schmuck...nein, kein Geld dafür. Ach, ich würde alles für einen Kuss von diesen zarten Lippen geben.~


    Hannibal war jedoch im ersten Moment noch mit seinem Ärger beschäftigt, doch der Redefluss hielt ihn zurück. Er tat, was die meisten Männer in einer solchen Situation taten. Sie schwiegen und dachten sich ihren Teil.


    ~Marcus bringt mich um! Obwohl, wahrscheinlich bekommt er es nicht mit. Er liest weder die Acta, noch ist er über das Geschehen in Rom informiert. Schließlich ist er noch in Germania. Vielleicht ist es doch nicht so schlimm? Oh weh, Backrezept? Ob dieser Tacitus leicht zu erwischen ist? So schwer kann es nicht sein. Was Nadia wohl gerade macht? Cato...dieser Cato...Scintilla redet immer noch? Ah ja...! Dem sollte ich mal auf den Zahn fühlen. Ob Scintilla mir dabei behilflich sein kann, fast blond...schön...vielleicht fällt er ja auf sie herein? Immer noch nicht fertig...warum müssen Frauen, egal welchen Standes, auch immer so viel quatschen? Tacitus...Tacitus...was weiß ich eigentlich über ihn? Ah endlich, sie ist fertig! War auch an der Zeit...Kuchen?~


    Natürlich hatte Hannibal Scintilla nicht wirklich zugehört. Das Meiste rauschte an ihm vorbei, da er es für sehr bedeutungslos hielt. In den meisten Fällen war es das auch. „Isst Du Deinen Kuchen noch?“ Hannibal wurde aus seinen Gedanken rausgerissen. Ohne ein Wort zu verlieren schob er seinen Teller mit dem Apfelkuchen zu Decius, der angeregt von Scintillas Erzählungen, sich über die Süßspeise hermachte. Hannibal verschränkte seine Hände auf dem Tisch und musterte ernst einen nach den Anderen ehe er sprach. „Es geht um eine ernstere Sache heute. Es ist einer bei mir aufgetaucht, der eine gewisse und recht begründete Aversion gegen einen Römer hegt. Und diese Aversion ist groß genug, um diesem schaden zu wollen. Er bietet uns eine große Menge Geld, wenn wir einen Anschlag auf den besagten Römer verüben. Am Besten wäre es, wenn der Mann seinen letzten Weg zum Fährmann antritt. Das ist eine etwas härtere Angelegenheit als bisher. Seid ihr dazu bereit? Wir werden 3000 Sesterzen dafür bekommen. Die Hälfte hab ich bereits.“


    Decius hatte seinen Holzlöffel sinken lassen und sah Hannibal etwas blasser an. „Ein Mord?“ Decius schluckte heftig, schließlich war er ein Trickbetrüger und hatte noch nie einem Menschen sein Leben genommen. Auf jeden Fall noch nicht auf eine direkte Art und Weise. Fabus hatte kein Wort vernommen, er war immer noch in der versonnenen Betrachtung von Scintilla versunken. Hannibal nickte langsam und lehnte sich zurück. „Ja, in der Tat. Aber in einer Sache kann ich euch gleich schon beruhigen. Töten würde ich ihn! Ihr habt damit nichts zu tun. Aber ich brauche eure Hilfe für die ganze Angelegenheit. Schließlich muss ich nahe genug an ihn herankommen, er darf nicht misstrauisch werden und die Flucht sollte möglich sein.“ Hannibal sah von Decius zu Fabus und dann zu Scintilla. Sein Holzstuhl knarrte leise als sich sein Gewicht nach hinten verlagerte und seine Augen zeigten keinerlei Bedenken oder Zögern als er von dem Mord sprach.

    Scintillas Auftritt- Grund für einen kleinen Einblick in Fabus Psyche und innere Welt:


    Schon seit Wochen himmelte Fabus Scintilla an. Schon das erste Mal als er sie gesehen hatte, es war bei der ersten Besprechung in Decius’ Insula gewesen, hatte er sich verliebt. Er erinnerte sich noch sehr gut an den Augenblick. Nichtsahnend saß er über einem Stück Nusskuchen als SIE hereinkam. Rote wallende Haare, diese anmutige Gestalt einer Venus gleichend. Gerade als ob sie aus dem Meer entstiegen war, um alle Männerherzen zu betören. Ihre Sinnlichkeit, die jeder Schritt ausdrückte und ihre großen...Augen waren einfach zu viel für den jungen Fabus gewesen. Er war sofort in diese Frau verliebt gewesen. Was würde er nicht alles geben, für ein Zeichen ihrer Gunst oder eher für einen leidenschaftlichen Kuss. Es schauderte ihn als er Scintillas Lippen auf seiner Wange spürte, aber wie der Hauch der Venus war sie auch schon wieder von dannen. Es war ein Wechselbad der Gefühle in die Fabus getaucht wurde, abgrundtiefe Liebe (zumindest hielt er sie in dafür), Sehnsucht (wie sehr er sie gerne küssen würde), lodernde Eifersucht (irgendwie hatte er sich in den Kopf gesetzt, dass auch Hannibal wohl hinter Scintilla her war) und tiefe Melancholie (er würde sie nie erringen können). Schwermütig starrte er sie an.


    Genug der Verliebtheit, kommen wir wieder zurück zur Besprechung:


    Mit weitaus weniger emotionaler Beteiligung hatte Hannibal Scintilla begrüßt. „Ah, Feuerblume! Ja...na ja! Ist ganz gut gelaufen, ja!“ Mehr wollte Hannibal nicht zu den Theaterstücken an Worten verlieren. Decius war jedoch nicht so einsilbig darüber. Schließlich hatte er auch mit Wache stehen müssen und den Einzug der vielen verdächtigen Togaträger (wer trug denn auch bitte normal eine Toga ohne ein Amtsinhaber zu sein?) beobachten können. „Wisst ihr inzwischen wer dahinter steckt? Also, ich hab da einen ganz heißen Tipp bekommen...der...“ Er verstummte kurz und grinste breit um die Spannung zu steigern. „...deeeer....Proconsul soll es angeblich gewesen sein. Er soll wohl mit einigen von den Leuten da oben Ärger haben. Und genug Geld hat der ja auch!“


    Finsterer Miene drehte Hannibal den Teller mit dem Apfelkuchen vor sich hin und her. Eigentlich hatte er nichts mehr sagen wollen, doch dann kam ihm wieder das letzte Stück in den Sinn. Er sah auf und zu Scintilla. „Wer hat das letzte Stück geschrieben? Das war nicht abgesprochen gewesen.“ Ärger und Vorwurf lag in Hannibals Stimme, vielleicht auch etwas wie kalter Zorn? Hannibal gehörte schließlich auch zu den Actalesern und ahnte, auf wen das letzte Stück abzielte. Das ging selbst für ihn zu weit oder gerade für ihn. War er doch seiner Familie immer noch loyal ergeben. Und seinem Freund sowieso!

    „Will’n eene villiecht wett'n? Steh’n eins zu zwo op de Griech’n!“ Ein älterer Mann hob seine Mütze vom Kopf und hielt sie direkt vor Damus Nase. Der schüttelte leicht den Kopf und sah gespannt auf die Szene vor sich. Dabei kraulte er seinem Frettchen etwas zu fest am Nacken, der Damus ärgerlich biss und in den Tiefen von Damus kleinem Sack am Gürtel verschwand. Nur kurz sah Damus herunter, denn er wollte auf keinen Fall den Anfang der Prügelei verpassen. Er hatte schließlich schon seinen Krug fest in der Hand, um ihn zu werfen und anschließend die Bewusstlosen auszuplündern. Hach, was liebte er doch die kleineren und größeren Schlägereien in der Spelunke. Sie waren immer recht lukrativ für ihn. Das letzte Mal konnte er ganze fünf Sesterzen erbeuten und das bei nur zwei Beulen am Kopf.


    Hannibals Faust hatte den Weg in seinen Caestus gefunden. Seine Augen wurden schmaler als der Hund auf ihn „losgelassen“ wurden. Fast hätte Hannibal seinen Dolch gezogen und versucht ihn dem Köter in die Seite zu rammen als er dessen Zunge an seiner Hand spürte. Hannibal musste unwillkürlich lächeln und strich dem Hund über seinen muskulösen Nacken. „Na, Kleiner! Bist ja ein Braver...“ Hannibal sah hoch als sich Quentin schon von ihm abgewandt hatte. Schulterzuckend drehte sich auch Hannibal um. Er hatte eh keine Lust auf ernsthaften Ärger in der Spelunke. Eigentlich war er nur hier, um einige Leute zusammen zu trommeln. Sein nachdenklicher Blick fiel auf Scintilla. „Scintilla, Feuerblume, ich hab eine Arbeit. Wenn Du Geld brauchst, dann komm morgen Nachmittag doch bei Decius vorbei.“ Hannibal trat hinter Flosculus, beugte sich vor und steckte ihm einige Sesterzen zu. Er gab ihm einen Kuss auf den Nacken und raunte dabei. „Komm doch mal bei mir vorbei, mein Hübscher!“ Dann richtete sich Hannibal auf, sah zu Terentius und nickte ihm freundlich zu. „Vale! Man sieht sich bestimmt!“ Hannibal wandte sich um und verließ die Schenke mit schnellen Schritten.

    Stetig tropfte der Regen von den Wänden herunter, das Licht entschwand und ließ die kleine Gesellschaft von Hannibal alleine zurück. Hannibal spürte in seinem Nacken einen einzigen kalten Tropfen, der ihn traf und langsam unter seine Tunika glitt. Er presste seine Lippen fest aufeinander. Was die Parzen wohl damit bezweckt hatten? Doch Hannibal würde sich niemals anmaßen, den Willen der Schicksalsgötter zu erahnen. Er war ja nur ein Werkzeug dieser, so fühlte er sich jedoch immer wieder. Er wandte sich langsam um. „Decius, zünde die Laterne wieder an!“ Es war eigentlich unnötig, dass Hannibal die Worte an Decius richtete. Denn er war schon längst dabei nach seinem Feuereisen zu suchen und mit zitternden Fingern – er hatte eine höllische Angst vor Sica- die Laterne anzumachen. Es dauerte eine Weile ehe das Licht schwach erklomm und in das starre und verzerrte Gesicht der Leiche leuchtete. Decius wandte schnell seinen Blick ab. „Oh, Hannibal, das war zuviel...der Praefectus...ja, gut. Aber eine Leiche anfassen. Ich bin verflucht. Wenn meine Frau das erfährt...!“ Doch Hannibal kümmerte sich nicht darum und trat zu Nadia. Er berührte sie sachte an der Schulter.


    Ein etwas bemühtes Lächeln huschte über Hannibals Gesicht. Er fühlte sich auf eine gewisse Weise ertappt. Wusste doch Nadia nicht, in welchem Kontakt er mit Sica stand und was das alles zu bedeuten hatte. Doch hier und jetzt war keine Zeit zum kleinen Plausch über die Schwierigkeiten und Widrigkeiten des Lebens. So sah er sie nur einen Moment stumm und mit seinen dunklen Augen ernst an. Dann dreht er sich zu seinen Kameraden um, die alle die Leiche mit Abscheu aber auch Faszination begutachteten. Natürlich nicht, weil sie noch nie eine Leiche gesehen hatten. Aber immerhin war das eine Leiche, die Sica da angeschleppt hatte. Und somit wohl etwas „Besonderes“. Hannibal ging auf den Körper zu. „Los, helft mir schon! Der beißt euch nicht mehr!“ Alle Männer zögerten. Doch dann hoben sie mit die Leiche hoch. „Gehen wir!“ befahl Hannibal seinen kleinen „Trupp“. Hannibal sah zu Nadia. "Gehen wir?" fragte er sie leise.

    Zitat

    Original von Luciana
    ...und noch bevor er gehen konnte sagte sie: Ich bin mir da nicht so sicher, dass ich nichts gesehen habe, aber vielleicht können wir uns da ja noch einig werden.
    ...


    Verblüfft blinzelte Hannibal und blieb stehen als er Lucianas Worte vernahm. Langsam drehte er sich um und sah sie mit höher wandernden Augenbrauen an. War es ihm doch nicht recht, dass jemand auf ihn aufmerksam machte. Hier, am Ort seiner Tat vor zwei Amtszeiten, war das nicht besonders klug. Außerdem bezweifelte er, dass er noch mal so eine Flucht hinbekommen würde. Als er jedoch ihr Lächeln sah, verschwand dieser Ausdruck und er lächelte schief. Eine Hand sicherte immer noch seinen Caestus und überprüfte sicherheitshalber seinen kleinen Sica, seinen Dolch. Hannibal musterte Luciana und trat wieder einen Schritt zurück, damit nicht jeder gleich etwas von ihrem Gespräch vernahm. „Ah ja?“ Schmunzelnd betrachtete Hannibal Luciana und schlug dabei seinen Umhang wieder zurecht, damit man die Beulen der Waffen nicht erkennen konnte. Grinsend verschränkte er die Arme vor seine Brust. „So, Venustas, was möchtest Du denn für Deine Diskretion haben?“


    Decius drängte sich zwischen den herumstehenden Männern und Frauen wieder zurück und spähte leicht nervös nach links und rechts. Und auch zur Rostra. Etwas beunruhigt zupfte er Hannibal am Mantel und beachtete Luciana nur mit einem flüchtigen Blick. „Komm schon, Hannibal! Du weißt doch, dass mein Herz so viel Aufregung nicht verträgt!“ Hannibal sah verwirrt zu Decius. „Dein Herz...?“ Decius nickte und wischte sich über seine Stirn. „Ja, los komm!“ Dabei sah er immer wieder nervös zur Rostra. Hannibal wollte sich auch langsam zur Rostra umdrehen, um den Grund von Decius’ Nervosität zu erfahren. Decius zog ihn jedoch hastig am Ärmel. „Na, willst Du mich nicht Deiner Bekannten vorstellen?“ Somit war Hannibal wieder abgelenkt. Er sah zu Luciana. „Wenn ich Dir vorstellen darf? Decius.“ Hannibal deutete etwas unmotiviert auf Decius. „Aber Venustas’ Name ist mir nicht bekannt.“

    Als ob ihn das Ganze nichts angehen würde, sah Hannibal zur Seite. Seine Augen verfolgten ein schmales Rinnsal, was an dem vermoosten Mauerwerk entlang floss. Äußerlich war er völlig ruhig, doch tief in ihm drin stieg eine stete Wut auf. Jedwegige „Loyalität“, die er einmal gegenüber Sica verspürt hatte, da Sica ihm vor einiger Zeit geholfen hatte, war jäh verflogen. Stattdessen drängte sich die Lust zu morden in ihm auf. Und wie oft, wenn es ein ruhiges Verlangen nach dem Blut seines Gegenüber war und das Bedürfnis, dem anderen die Gerechtigkeit, die in seinem Kopf nur bestand, wiederfahren zu lassen, lächelte Hannibal. In seinen Augen glitzerte es, flavisch und völlig von der Mordlust durchdrungen. Langsam sah er wieder zu Sica und lächelte immer noch.


    Hannibal verschränkte die Hände hinter dem Rücken und taxierte erst Sciurus, den er mit herablassendem Spott ansah, und dann ernster Sica. „Natürlich!“ Nadias Einwände und ihre Worte schenkte Hannibal keine Beachtung. Er fand ihren Mut durchaus beeindruckend, aber auch gefährlich für die Situation. Zwar fürchtete Hannibal nicht seinen eigenen Tod, aber Nadia durfte nichts passieren. Das war sein einziges Ziel und Streben hier in der Cloaca. „Dann gehen wir mal...zurück an die Oberfläche!“ Hannibal nickte Decius zu. Der bückte sich angewidert und griff nach einer Hand von dem Toten, um ihm mitzuschleifen. „Gibt es sonst noch etwas?“ fragte Hannibal. Völlig ruhig und ohne sich etwas anmerken zu lassen, dass die Situation sich immer weiter zuspitzte.

    Zitat

    Original von Luciana
    .....
    Wenn dieses Gezanke nur nicht so langweilig wäre. Ob er sie hier überhaupt sehen konnte, so weit vom Schuß? Ausversehen rempelte sie einen gutaussehenden Mann an, Hannibal und entschuldigte sich auch gleich flüchtig. Entschuldige bitte.


    Eine bestimmte Gestalt auf dem Forum war Hannibal entgangen. Was vielleicht auch ganz gut war, denn sonst hätte er sich wohl, wie schon zwei Amtzeiten zuvor, in arge Probleme gebracht. Stattdessen hatte er der ganzen Szene den Rücken zugewandt und marschierte mit Decius auf den nächsten Redner zu. Schließlich wollte ihr Auftraggeber, Scintilla und der Seinige, gerade auf die Wahlreden einige derbe Parodien haben. Der angehende Volkstribun hatte schon genug Stoff geboten, für einen kleinen Theaterakt. Aber wer ihn wirklich zur Verzweiflung brachte, war dieser Decimus. Völlig uninteressant und langweilig. Was sollte man schon zu so einem Mann schreiben? Über dieses Problem grübelnd achtete Hannibal nur begrenzt auf seine Schritte.


    Dass er dabei immer wieder jemanden anrempelte war ihm egal. Doch bei Luciana löste sich ein ledernes Band und mit einem leisen Klacken fiel sein Caestus unter seiner Paenula hervor. Der lederne Handschuh, gut um sich mit anderen zu prügeln, lag auf dem Boden des Forums. Hannibal bückte sich und griff nach dem Caestus und schob ihn wieder unter seinen Umhang. Mit einem verschmitzten Lächeln zwinkerte er Luciana zu. „Du hast nichts gesehen, Venustas!“ Und schon war die Waffe, die ein „anständiger“ Römer gerade auf dem Forum nicht tragen sollte, wieder den Blicken entzogen. Hannibal lächelte kurz und wollte schon weiter gehen...wieder das Problem des Quaestorkandidaten im Geiste durchgehend.

    Sim-Off:

    Oh...oh...da war ja was gewesen...Entschuldigung...


    Gespannt wandte sich Damus der Weinszene zu. Hah, das versprach spannend zu werden. Schnell verstaute er seinen kleinen Rattenbeißer in seiner Tasche, für den Fall, dass es gleich heiß her gehen würde. Dann zog er seine Kappe von seinem Kopf und offenbarte eine Halbglatze darunter. Einige Haare standen von seinem Kopf ab. Doch Damus wollte bei der folgenden Tabernaprügellei, er griff schon sicherheitshalber und vorsorglich nach einem Stuhl, nicht seine kostbare Kopfbedeckung verlieren. Schließlich regnete es draußen. „Wat meinste, Chandros, wer wird zuerst zuschlagen, he? Außerdem schuldest mit noch 'nen Denar für die letzten Ratten...60 in einer Runde und Du hast es mir nicht geglaubt...!“ Ein bulliger Mann mit einer Narbe am Mundwinkel, was ihm ein groteskes Grinsen verlieh, sah stoisch auf die Szene und trank vom Bier. Aber auf Damus Worte reagierte er nicht.


    Missmutig hatte Hannibal auf den vergossenen Wein gesehen. Diese Scherereien am Abend hatte er gar nicht gerne. Eiseskälte herrschte in Hannibal. Der Blick von Quentin beunruhigte Hannibal nicht so sonderlich. Zwar wollte er ihn nicht unterschätzen, aber in der Subura wurde oftmals heißer gekocht als gegessen wurden. Oder wie wohl sein Herr sagen wurde: Die Hunde bellen, wenn sie um den heißen Brei schleichen. Ein amüsiertes Grinsen huschte über sein Gesicht. Sprichwörter waren nie die Stärke seines Herren gewesen. Seltsam, dass er ausgerechnet jetzt an ihn dachte. Mit einem leisen Seufzen und immer noch über seine Gedanken amüsiert, umgriff Hannibal Flosculus um die Taille und schob ihn auf einen Nachbarhocker. „Iß mal weiter, mein Schöner!“


    Langsam stand Hannibal auf und wandte sich zu Quentin um. Hannibal lächelte sogar noch, ganz als ob er einen alten Freund begrüßen würde. Unter seiner Paenula griff er nach seinem Caestus, dem metallbesetzten Lederhandschuh zum Knochenbrechen. Schließlich ging es auch darum, gewisse Grenzen für sein Gegenüber abzustecken. Was in der Subura und in seiner Position mehr als lebenswichtig war. Den Hund ignorierte Hannibal und sah Quentin fest in die Augen. Ein Funkeln, ein flavisches Funkeln – Hannibal war immerhin ein Sklave, dessen Familie schon seit Generationen bei den Flaviern diente-, war in seinen Augen zu sehen. Ruhig und mit Kälte sprach er. „Du hast meinen Wein verschüttet, Quentin. Was soll ich davon wohl halten?“

    Der Ort:
    Ein düsterer Keller, dunkelrote Backsteine bilden die Wände und das gemauerte Dachwerk, die von hölzernen Dachbalken gestützt wurden, eine ganze Insula ruhte immerhin auf diesen Balken. Tönerne Öllampen waren auf die Balken gestellt und flackerten immer wieder leicht, wenn ein leichter Windzug aus dem schmalen Fenster an der Seite mit den gelben Flammen spielten. Ansonsten beleuchteten sie einen Holztisch und mehrere kleine Holzstühle. Der Boden bestand auf festgestampfter Erde und war vom Regen der letzten Tage an manchen Stellen ein klein wenig feucht.


    Die auftretenden Akteure:
    [Blockierte Grafik: http://img239.imageshack.us/img239/9021/deciusax4.jpg]
    Decius
    ~Gestatten? Hochstapler von Beruf, treusorgender Ehemann und früher mal ein leidenschaftlicher Koch. In der Subura hat er gelernt sich mit allerlei Tricks durchzuschlagen und den einen oder anderen Clou erfolgreich über die Bühne zu bringen. Doch ein wirklicher Schwerverbrecher ist er nicht! ~


    [Blockierte Grafik: http://img239.imageshack.us/img239/9707/fabusay7.jpg]
    Fabus
    ~Der Jüngste in der Truppe und begierig alles von den älteren und erfahrenen Halunken und Gesetzesuntreuen zu lernen. Noch ist er ein unbeschriebenes Blatt, doch wo liegen seine Stärken? Wir werden es erfahren. Bestimmt hat er ein düsteres Geheimnis in seinem Lebenslauf! Oder ist er doch nur der einfache Junge von neben an? ~


    Fortsetzung der Personen folgt...


    Die Handlung:
    „Der Kuchen ist...hmpf..wieder mal...mjam...himmlisch!“ Fabus stopfte sich ein großes Stück Apfelkuchen hinein, der noch leicht von der Hitze des Ofens dampfte. Decius Frau ging jede Woche am 9. Tag, wo auch der Wochenmarkt war, zu dem Bäcker am Ende der Via, um sich einige Brote und auch Kuchen backen zu lassen. Wer hatte schon in seiner Insula selber einen Ofen? Doch wir schweifen ab. Fabus war zwar ein begeisterter Anhänger von Lenias Kochkünsten - sie war Decius Frau-, doch hier war das Hauptquartier und keine Teestube der kleinen Suburabande, wie sie es in dem Viertel zu Hauf gab. Darum widmen wir uns lieber der Zusammenkunft der kleinen Bande. Die Tür zum Keller öffnete sich knarrend und die Öllampen flackerten leicht als Hannibal hineintrat. Er sah von Fabus zu Decius und dann auf den Tisch. Seine Augenbrauen wanderten hoch, doch Decius deutete auf einen tönernen Teller. „Salve Hannibal, komm, bedien' Dich. Lenia wäre sonst zutiefst beleidigt.“


    Hannibal lächelte, trat zu den beiden Anderen und nahm ebenfalls am Tisch Platz. „Was ist mit den Anderen?“ fragte er, während er das Stück Kuchen vor sich betrachtete. "Waren sie schon da?“ Decius schüttelte den Kopf. „Nein! Flora kommt doch immer viel zu spät...und Scintilla? Frag mich nicht...vielleicht hat sie ja eine neue Flamme gefunden, der sie aushält. Bei so einem Prachtweib, kein Wunder! Wenn ich Geld hätte, würde ich das sicherlich auch machen...und ähm...hust...natürlich nicht verheiratet wäre. Lenia ist ja viel zu eifersüchtig.“ Hannibal nickte, wenn er auch Decius schon nicht mehr zu hörte. Seine Gedanken schweiften schon wieder ab. Vielleicht war es keine gute Idee, die beiden Frauen mit einzubinden? Aber Frauen wirkten nun mal harmlos und die meisten Männer fielen auf sie herein. Gedankenverloren drehte er den Teller vor sich hin und her, der Tonrand schabte leise über den Tisch.

    Die Diskussion hatte Hannibal im Hintergrund verfolgt. So war die Politik nun mal. Irgendwie hatte der Kandidat zwar seine Sympathien für sich errungen, die Worte am Anfang hatten Hannibal durchaus überzeugt, aber das aufbrausende Wesen schien eher ein Nachteil des Mannes zu sein. Zwar würde gerne Hannibal die ein oder andere Frage stellen. Aber die ganze Aufregung hier war ihm nicht gelegen. Wer weiß, vielleicht prügelten sich die Männer da vorne noch und die Praetorianer oder Urbaner tauchten auf. Decius, der sich gerade einmischen wollte von weiter hinten, protestierte als Hannibal ihn endgültig vom Forum Romanum zog und wieder im Gedrängel der Menschen verschwand.


    Die schwarzen und leeren Fensterhöhlen der heruntergekommenen Insula, mitten in der Subura, starrten jeden vorbeikommenden Passanten wie mit finsteren Augen an. Gedrungen und geduckt wirkte das baufällige Gebäude wie eine Raubkatze. Doch die Blumentöpfe auf einem der oberen Fensterbretter durchbrach diese bedrohliche Stimmung wieder. Auch die buntgefärbten Gewänder, die daneben leicht im lauen Wind flatterten und von der Sonne langsam getrocknet wurden, verrieten die Insula nicht als ein kleines Verbrecherhauptquartier. Doch das war es! Hier traf sich so manch eine zwielichtige Gestalt, Hochstapler, Mörder und Halunke. Um genau zu sein, eigentlich trafen sich hier nur eine kleine Gruppe, die schon den ein oder anderen Clou zusammen getätigt hatten, den ein oder anderen Römer hereingelegt oder die Freiheiten des Gesetzes sehr stark gebogen und oftmals gebrochen hatten.


    Es war ein später Nachmittag, die Sonne stand schon sehr schräg und das Treiben um die Insula ebbte langsam ab. Eine Gestalt kam heimlich auf die Tür zugelaufen. Eine Kapuze tief übers Gesicht gezogen sah er immer mal wieder nach links und nach recht, als ob er die Praetorianer an der nächsten Ecke erwarten würde. Vor der Insulatür angekommen, klopfte er schnell. Dabei mit einem Muster. Tock, tooock, Tock, toock, toock! Erst passierte nichts, doch dann öffnete sich die Tür. „Wenn der Mond die Katze streift...“ flüsterte der unter der Kapuze heiser. „Ah, Fabus, was faselst Du da? Komm doch rein, meine Frau hat den Kuchen sicherlich auch gleich fertig. Und hast Du einen Sonnestich bekommen oder warum rennst Du mit 'ner Kapuze bei Sonnenschein herum?“ Fabus Schultern sackten herunter. Da die „Tarnung“ sinnlos war, zog er die Kapuze herunter und sah Decius, den dicklichen Hochstapler, verärgert an. „Apfelkuchen?“ Decius nickte gutmütig. „Ja, komm rein. Du bist der Erste!“ Fabius Gesicht erhellte sich wieder bei der Aussicht auf den Apfelkuchen und er entschwand mit Decius in der Insula.

    Und es treten auf:


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    Smaractus in der Rolle des Vinicius Lucianus


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    Flora- ihr Künstlername- in der Rolle der Vulantia


    Schon sprangen die ersten Darsteller auf die Bühne. Ein Mann in einer Toga, die eigentlich weiß sein sollte, aber bei dem Fackellicht etwas zu schmuddelig wirkte. Zwischen den Falten seiner Toga quoll ein übergroßer Phallus hervor, aus grobem Stoff genäht und gen Himmel gerichtet. Eine junge Frau, Vulantia, mit dünnen Gewand und einem breiten Ausschnitt um ihr wohlgeformtes Gesäß, so dass ihr nackter Hintern den Zuschauern präsentiert wurde, folgte ihm hüftschwingend. Vinicius Lucianus ergreift die Taille von Vulantia.„Oh weh, was mache ich nur, wenn ich nicht mehr Praetor bin? Der Kaiser hat keine Stelle für mich und mein Lupanar hab ich auch schon verloren!“ Vulantia wackelt mit ihrem Hintern und beugt sich nach vorne. „Oh, Marcus, für Dich mach ich es weiter umsonst!“ Vinicius Lucianus lacht derb auf und ‚besteigt’ seine kleine Lupa. Brünstig und theatralisch stöhnt er bei seinem Werk. „Oh...oh...es kommt mir, klar und deutlich...oh...ich strebe nach höherem...oh...höherem...HÖHEREM! Ich werde CONSUL!“ Mit einem kehligen Grunzen, sackt er auf Vulantia zusammen. Gleich springen beide Darsteller auf und verbeugen sich grinsend unter dem grölenden Gelächter des Publikums...


    Szene Zwei folgt...

    „Ich weiß nicht, ich weiß nicht...es ist keine gute Idee, wieder aufs Forum zu gehen.“ Decius, beleibter Römer aus der Subura und Hochstapler von Beruf, schüttelte immer wieder besorgt den Kopf. Er war der Einzige, der von der Geschichte und dem Attentat vor zwei Amtszeiten wusste von Hannibals ‚Bekanntenkreis’. Hannibal marschierte neben ihm entlang und genoss das schöne Herbstwetter. „Ach, mach Dir mal keine Sorge. Wir halten uns im Gedrängel und weit hinten. Ich will nur sehen, wer kandidiert!“ Decius wackelte besorgt mit seinem rundlichen Kopf, der nur noch einen Haarkranz aufwies. Der ‚weite’ Weg zum Forum hatte ihm das Blut ins Gesicht getrieben und er schnaufte mächtig. Einen Redner nach dem Anderen klapperten sie, keiner konnte sie so recht begeistern.


    Und so kamen sie auch zu dem Redner an dieser Stelle der Rostra. Hannibal blieb stehen und lauschte. Auch Decius sperrte seine Ohren weit auf. Und was er da hörte gefiel dem Plebejer aus der Subura wirklich. „Ah, der spricht gut! Der hat wirklich vernünftige Ansichten und spricht nicht so ein ödes Zeug! Außerdem will der sich wohl wirklich für uns einsetzen und uns nicht nur mit Lupanarbesuchen abspeisen...war sicherlich nicht schlecht, aber naja...“ raunte Decius zu Hannibal. Der nickte und lächelte breit. Was der Redner sagte, würde seinem Herren und seiner Familie bestimmt nicht gefallen, doch bei Hannibal weckte es ein positives Echo. Doch bei den lauten Worten von Decius zuckte Hannibal dann doch zusammen. „Hört, hört! So ist es recht. Du hast meine Stimme mit Sicherheit!“ verkündete Decius laut und vernehmlich. Und Decius nickte zufrieden. Für den Kandidaten würde er bestimmt die Werbetrommel in der Subura schlagen. Verärgert über dieses aufmerksam machen, zog Hannibal Decius schnell weiter.

    Stille herrschte in der Cloaca. Decius scharrte unruhig mit seinem Fuß im Matsch vor sich, unterbrach die eisige Kälte zwischen den Männern, und sah überall hin, wie die Anderen, nur nicht zu Sica und Sciurus. Hannibal sah Sica kühl und regungslos an. Doch innerlich ärgerte sich Hannibal sehr. Fortuna war doch so wohlmeinend mit ihnen gewesen. Sie sind in das Haus des Caeciliers gekommen, konnten dort ihre Scharade abziehen, Hannibal sich absetzen und mit Nadia entkommen. Und warum liefen sie dann ausgerechnet diesen beiden Sklaven über den Weg? Hannibals rechter Mundwinkel zuckte leicht. Die Worte, die Hannibal zuerst auf der Zunge brannten, schluckte er sofort herunter. Denn er war eigentlich nicht ein Mann, der unbedacht sprach. Zumindest bildete er sich das selber gerne ein.


    „Der Praetorianerpraefect? Mit dem habe ich nichts zu schaffen. Und ja, Nadia ist in seinem Haushalt! Was nichts an der Tatsache ändert, dass sie durch ihren Herren gewisse Freiheiten hat. Und bald auch ihre Freiheit! Darum schadet es nicht, wenn sie vorher noch etwas für ihr Leben lernt.“ Hannibal lächelte kühl, innerlich jedoch immer noch sehr angespannt. Wieder verfluchte er mental die Tatsache, dass er keinen Dolch bei sich hatte. Tapp! Tapp! Das Trippeln einer Ratte und dann ein leises Scharren waren aus dem dunklen Gang zu hören. Die Ratte stand immer noch dort und lauschte. Informationen waren gut in der Cloaca zu bekommen und er konnte immer Informationen gebrauchen. Schließlich brauchte er auch sein tägliches Brot. Auf leisen Sohlen, die Stille zu nutzen hatte die Ratte gelernt, versuchte er sich wieder davon zu stehlen.

    „Oh das ist meine Tunika! Gib sie wieder her Du kleines Biest!“ eine schrille Frauenstimme drang nach innen. „Du Lügnerin, die habe ich mir letzte Woche gekauft! Von dem Geld von Adrus. Das weißt Du ganz genau. Außerdem steht Dir das Blau nicht und es ist Dir viel zu klein!“ Ein lautes Poltern und ein Klirren waren draußen zu vernehmen. Hannibal seufzte leise und rieb sich mit der einen Hand die Schläfe. Frauen!, dachte er sich dabei. Und selbst wenn sie einen nervten, ohne sie kam man doch wiederum nicht aus. Was für eine Ironie der Götter. Er ergriff die Wachstafel und zog sie heran. Auf den ersten Blick sagte ihm die Adresse zwar nichts, aber er würde das überprüfen. Und bevor nicht die erste Hälfte des Geldes da war, würde Hannibal auch keinen Finger krümmen. Nun ja, er würde seine kleine Truppe zusammen rufen. Denn einen Aedil zu töten, war mit Sicherheit nicht das Leichteste. Hannibal erhob sich nicht, sondern lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück, der leise knarrte. „Gut, dann wäre das geklärt. Wenn das Geld da ist, werden wir anfangen. Vale und mein Beileid für Deine Schwester!“