Was die drei Männer so dachten, während Scintilla in aller Ausführlichkeit ein Backrezept vorstellte, war nicht so schwer zu erkennen. Machen wir doch einen kleinen Ausflug. Schwupp, schon sind wir in Decius Geist.
~Hm...Äpfel, Honig...Kruste! Ob meine Frau das auch bereiten kann? Ich könnte ihr doch das Rezept mal vorschlagen. Oder besser nicht. Sonst fragt sie mich noch, wo es herkommt und wenn ich Feli ins Spiel bringe, gibt’s gleich wieder Mord und Todschlag...zumindest für das Geschirr. Warum muss sie immer nur so eifersüchtig sein? Schließlich kann ich mit so einer Bohnenstange wie Feli nicht viel anfangen! Honigguss...hmmm!~
Fabus Geist war weit fern von solchen trivialen Genüssen, wenn er sich auch ganz der weltlichen Seite von Scintillas hingab.
~Wie schön sie ist! Wie schön sie doch spricht...ihre zarten Lippen. Wie sehr ich sie doch mal küssen würde. Ob sie auf jüngere Männer steht? Auf meinen Adoniskörper bestimmt. Und was für ein Busen, wie er bei jeder Bewegung hin und her wogt! Bei Venus, vielleicht lockt sie ein wenig Schmuck? Schmuck...nein, kein Geld dafür. Ach, ich würde alles für einen Kuss von diesen zarten Lippen geben.~
Hannibal war jedoch im ersten Moment noch mit seinem Ärger beschäftigt, doch der Redefluss hielt ihn zurück. Er tat, was die meisten Männer in einer solchen Situation taten. Sie schwiegen und dachten sich ihren Teil.
~Marcus bringt mich um! Obwohl, wahrscheinlich bekommt er es nicht mit. Er liest weder die Acta, noch ist er über das Geschehen in Rom informiert. Schließlich ist er noch in Germania. Vielleicht ist es doch nicht so schlimm? Oh weh, Backrezept? Ob dieser Tacitus leicht zu erwischen ist? So schwer kann es nicht sein. Was Nadia wohl gerade macht? Cato...dieser Cato...Scintilla redet immer noch? Ah ja...! Dem sollte ich mal auf den Zahn fühlen. Ob Scintilla mir dabei behilflich sein kann, fast blond...schön...vielleicht fällt er ja auf sie herein? Immer noch nicht fertig...warum müssen Frauen, egal welchen Standes, auch immer so viel quatschen? Tacitus...Tacitus...was weiß ich eigentlich über ihn? Ah endlich, sie ist fertig! War auch an der Zeit...Kuchen?~
Natürlich hatte Hannibal Scintilla nicht wirklich zugehört. Das Meiste rauschte an ihm vorbei, da er es für sehr bedeutungslos hielt. In den meisten Fällen war es das auch. „Isst Du Deinen Kuchen noch?“ Hannibal wurde aus seinen Gedanken rausgerissen. Ohne ein Wort zu verlieren schob er seinen Teller mit dem Apfelkuchen zu Decius, der angeregt von Scintillas Erzählungen, sich über die Süßspeise hermachte. Hannibal verschränkte seine Hände auf dem Tisch und musterte ernst einen nach den Anderen ehe er sprach. „Es geht um eine ernstere Sache heute. Es ist einer bei mir aufgetaucht, der eine gewisse und recht begründete Aversion gegen einen Römer hegt. Und diese Aversion ist groß genug, um diesem schaden zu wollen. Er bietet uns eine große Menge Geld, wenn wir einen Anschlag auf den besagten Römer verüben. Am Besten wäre es, wenn der Mann seinen letzten Weg zum Fährmann antritt. Das ist eine etwas härtere Angelegenheit als bisher. Seid ihr dazu bereit? Wir werden 3000 Sesterzen dafür bekommen. Die Hälfte hab ich bereits.“
Decius hatte seinen Holzlöffel sinken lassen und sah Hannibal etwas blasser an. „Ein Mord?“ Decius schluckte heftig, schließlich war er ein Trickbetrüger und hatte noch nie einem Menschen sein Leben genommen. Auf jeden Fall noch nicht auf eine direkte Art und Weise. Fabus hatte kein Wort vernommen, er war immer noch in der versonnenen Betrachtung von Scintilla versunken. Hannibal nickte langsam und lehnte sich zurück. „Ja, in der Tat. Aber in einer Sache kann ich euch gleich schon beruhigen. Töten würde ich ihn! Ihr habt damit nichts zu tun. Aber ich brauche eure Hilfe für die ganze Angelegenheit. Schließlich muss ich nahe genug an ihn herankommen, er darf nicht misstrauisch werden und die Flucht sollte möglich sein.“ Hannibal sah von Decius zu Fabus und dann zu Scintilla. Sein Holzstuhl knarrte leise als sich sein Gewicht nach hinten verlagerte und seine Augen zeigten keinerlei Bedenken oder Zögern als er von dem Mord sprach.