Was ich mich in dem Zusammenhang auch frage oder die Frage mal in den Raum stelle. Der Sklave von Cicero hat den Namen seines Herrn bekommen, aber ohne den -anus Anhängsel, sprich den Gensnamen Tullius. Wie kommt es, dass das im IR so üblich ist mit der Endigung? Und ist auch die andere Fassung wie bei dem Sklaven des Cicero möglich? Und ist es Pflicht, den alten Namen als Cognomen zu wählen?
(Die Fragen richten sich wohl eher an den, der das hier im IR mit den Namen entwickelt und in Regeln gefasst hat.)
Beiträge von Hannibal
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Der Schatten des Eingangs tauchte Hannibals Gesicht in Schwärze als seine Augen Asny verfolgten. Selbst als diese nicht mehr zu sehen war. Hannibal wollte, den Strick in der Hand, sich umwenden, um die beiden Männer nun fort zu schicken, sie schienen beharrlich an der Stelle verharren zu wollen. Doch schon öffnete der Eine den Mund und ließ einen Schwall von Worten heraus kommen. Hannibal verzog das Gesicht, denn jenen Akzent kannte er allzu gut. In der Subura hörte man den einen oder anderen auf diese Weise sprechen und Hannibal hatte lange genug in jenem Viertel gelebt, um die verschiedenen Kolorationen an Akzenten, Sprachgebrauch und Wortschändern zu erleben. Es tat jedoch Hannibal immer in der Seele weh, das klare und klangvolle Latein derart gefoltert zu erleben. Aber nicht jeder konnte sprechen, wie ein Cicero schrieb oder ein Ovid dichtete. Hannibal drehte seinen Kopf langsam in Richtung von Milios und musterte ihn mit einem kühlen Ausdruck auf dem Gesicht. Stumm lauschte er dem Verschandeln der römischen Sprache, zog den Sinn aus den Worten und seufzte in sich hinein. Warum auch immer, der Mann hatte es sich wohl in den Kopf gesetzt, sie alle zu begleiten. Neugier oder Hilfsbereitschaft? Es war Hannibal egal, aber gänzlich recht war ihm das Mitnehmen dieses Kerls nicht sonderlich. Hannibal wollte schon den Mund öffnen, um seinerseits eine Erwiderung und eine klare Absage zu erteilen, aber die beiden Männer waren schon in ihrem Dialog gefangen. So gab es Hannibal erst mal auf und taxierte Milios ohne ihm recht Glauben zu schenken, dass jener tatsächlich von...Solidus? Wer auch immer das war!...beauftragt worden war. Dennoch hob sich Hannibals Mundwinkel an der rechten Seite eine Nuance. Solidus! Ein Viehhändler? Darum würde sich Hannibal aber erst später kümmern.
Denn im selbigen Augenblick war Hannibal mehr damit beschäftigt, den Kerl mit eisigen Blicken zu erdolchen als dieser seinen Mund immer weiter aufmachte und noch mehr Unfug diese leere und sinnfreie Zone verließ, die wahrscheinlich kein übergeordnetes, denkendes Zentrum mehr besaß. Hannibals Hand zuckte zu dem Dolch unter seinem Umhang. Ein Flackern erreichte seine Augen, das Glimmen, was er in Momenten verspürte, in denen er am Liebsten den Dolch in menschliches Fleisch stoßen wollte. Dabei würde er beobachten, wie langsam der Lebensfunke aus dem Kerl heraus schlich und sich in der Nacht verflüchtigte. Hannibals Hand zitterte am Griff des Dolches. Der Schatten, der seine Seele stets begleitete, rang mit der Ratio, die Hannibal über sich oft obsiegen ließ. Dann sank Hannibals Hand wieder herunter. Mit einem abfälligen Schnauben sah Hannibal von dem Kerl weg und ignorierte, was er noch von sich gab. Überhaupt, dem Mann schenkte Hannibal erst mal keine Beachtung, sondern betrachtete lieber den Stier, den jungen Stier. Bei dem schlechten Licht konnte Hannibal leider nicht erkennen, ob die Farbe auch dem Gott entsprach. Aber da Asny bereits jenes kleines Wunder vollbracht hatte, überhaupt ein so großes Opfertier aufzutreiben, stellte er nicht in Frage, dass sie auf die wichtigen Details auch geachtet hatte. Die junge Frau überraschte ihn immer mehr. Genau aus dem Grund kam er auch mit. Er wollte mehr über Asny erfahren und das gelang ihm am Besten durch ihre Taten und Handlungen.
Hinter sich vernahm Hannibal das Öffnen der Tür. Er drehte sich halb zu Asny um. Schweigend fixierte er ihr helles Gesicht, das im Dunkeln zu leuchten schien, auch ihre Haare waren selbst in der Nacht sehr auffällig. Hannibal rang mit sich, schließlich gab er mit einem wortlosen Nicken seine Zustimmung. Er griff fester nach dem Strick und zog den Stier hinter sich her. Mit jedem Schritt rieb die lederne Tasche an seinem rechten Bein. Eisern hielt er den Strick in seiner Hand fest, auch wenn das Kalb sich mal störrischer bewegte. Welchen Weg sie nehmen mussten, welche Straßenzüge das Beste waren und wo sie am Leichtesten die Stadt verlassen konnten, das wusste Hannibal genau. Er kannte Rom sehr gut, schließlich lebte er schon eine Weile hier. Wagen polterten an ihnen vorbei und Menschen trieben sich auf den Straßen. Selbst zu jener Stunde lebte und pulsierte die große Metropole und das Herz des Imperiums.
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Wie ein schwarzes Spinnengetier oder ein finsteres Monster sprang es Hannibal in den Nacken. Er kannte jenes Wesen sehr gut. Er hatte oft schon in seinem Leben von ihm Besuch bekommen, was oftmals in fatalen Handlungen geendet hatte. Dennoch war Hannibal überrascht dieses heute und hier und in jenem Augenblick zu spüren. Überrascht war nur ein kleiner Teil seiner Gedanken, der stets kühle und rationale Teil seiner Vernunft. Seiner Ratio, die er selbst in den schlimmsten Momenten nicht ausschalten konnte. Dieser Teil betrachtete sich selber immer mit ein wenig Verwunderung. Was war nun dieses Spinnengetier? Welche natürlich keine reale Substanz hatte, aber für Hannibals Gedanken und Gefühle sehr vereinnahmend war. Die Eifersucht. Die reine und pure Eifersucht, die Hannibal zu den schlimmsten Taten verleiten konnte. Es in seinem Leben schon getan hatte. Einige Menschen hatten ihr Leben wegen diesem Monster gelassen...oder war es mehr Hannibal, der selbiges war? Wie dem auch sei, ein seltsames Funkeln trat in Hannibals Augen als er die vertraute Geste sah, mit der Faustus den anderen Soldaten an dem Kratzen hinderte. Hannibals Augen verfolgten diese Handlung sehr genau. Mit dem Flackern in den Augen taxierte Hannibal den anderen Soldaten, den Iulier, etwas länger. Hannibals Mundwinkel zuckte einen Augenblick, nach unten, dann sah er von dem anderen Mann weg und kurz zu seinem Herrn. Hannibals Gesichtszüge wurden ausdruckslos, zu ausdruckslos. Fast bar von jeder Gefühlslage. Er nickte und wollte schon sagen: "Ich komme dann später wieder.", aber das erübrigte sich, denn es war ohnedem selbstverständlich. Er nickte dem Iulier noch einmal, mit kühlem Ausdruck auf dem Gesicht zu, und wandte sich um. An einigen Matrosen drängte sich Hannibal vorbei und folgte Faustus bis durch die Tür hinaus.
Das Lärmen all der Menschen am Hafen schlug Hannibal entgegen. Das Kreischen der Möwen, die Rufe einiger Soldaten, das Lachen und aufgeregte Quätschchen der heran gelaufenen Zivilisten. Die Sonne ließ Hannibal blinzeln, er spähte über den Horizont, wo nur vereinzelt Wolken das klare Blau unterbrachen. Weiße Segel zogen vorbei oder wurden gerafft, einige Kinder liefen an ihm vorbei und ließen Hannibal einen Schritt zurück weichen, damit diese ihn nicht umrannten. "Lass uns ein Stück gehen.", meinte Hannibal an Faustus gewandt und schlenderte langsam los. Es war angenehm warm in der Sonne, der Gestank vom Hafen war erträglich, selbst wenn schon die Ahnung von Schiffen und Seefahrt Hannibal den Magen umdrehen ließ und er am Liebsten weiter in das Landesinnere flüchten wollte. Eine graugrüne Fassade vom Nachbarhaus glitt an Hannibals Seite entlang, wurde dann jedoch unterbrochen von einer schmalen und ruhigen Gasse, die eine Schneise zwischen die Häuser schlug. Ein großes Fass stand an der Ecke, die Sonne schien die Gasse nicht sonderlich zu mögen, so dass dort ein diffuses Tageszwielicht herrschte. Da sie etwas schräg verlief, konnte Hannibal nur den Anfang der Gasse ausmachen.
Hannibal griff, nicht ruppig, sondern mehr dezent, nach Faustus Hand und zog ihn in die Gasse hinein. Leer war die Gasse und zog sich noch zwischen einigen Häusern entlang. Eine Katze tummelte sich etwas weiter hinten, verschwand jedoch mit lautlosem Gang. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Gasse wirklich leer war, drehte sich Hannibal zu Faustus um. Jetzt, wo sie ein wenig ungestörter waren, näherte sich Hannibal dem feschen Soldaten . Hannibal drängte Faustus ein wenig gegen die Wand hinter ihm und stützte eine Hand neben dessen Kopf ab. "Faustus, schöner Faustus!" Hannibal näherte sich noch etwas mehr dem Gesicht von Faustus. Nur zwei Digitus vor dessen Antlitz verharrte Hannibal und hob die andere Hand, um ihm über die, deutlich kräftigeren, Schultern zu streichen. Hannibal spürte die Wärme, die von Faustus ausging, an manchen Stellen berührten sich ihre Körper, leicht zwar, aber spürbar. Ganz dicht vor Faustus Mund verharrte Hannibal, sein Atem strich über die Lippen, noch ein wenig näher schien Hannibal heran zu nahen, ganz als ob er Faustus gleich küssen wollte. Düster glomm es in den Augen von Hannibal, das schwarze Ungetüm hatte sich immer noch in ihm fest gekrallt. Doch zudem mischte sich ein lasziver Ausdruck gepaart mit einem verschmitzten Glitzern. Denn nur kurz, scheinbar flüchtig, berührten Hannibals Lippen die von Faustus, dann strich Hannibals Atem bereits über die Wange von Faustus und zu dessen Ohr, an dem der geschwungene Hals anfing. "Mein schöner, erotisierender Held! Meinst Du, Du hast ein wenig Zeit oder musst Du zu Deinen Pflichten als Soldat zurück eilen?" Gefühlvoll legte Hannibal seine Lippen auf den Hals von Faustus, ließ diese langsam nach oben wandern und legte seine Zähne sachte an das soldatische Ohrläppchen. Erst dann löste sich Hannibal, verweilte jedoch weiter dicht vor dem Gesicht von Faustus.
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Verneinend schüttelte Hannibal den Kopf. Hunger hatte er keinen, denn eigentlich hatte er bereits zu Mittag gegessen. Als er den letzten Bissen mit Wein herunter gespült hatte, waren Menschen in die Taberna am Forum gestürmt und hatten von den Segeln am Horizont berichtet. Der römischen Flotte, die sich dem Hafen näherte und viele tausend Männer nach Italien brachte. Da hatte Hannibal, wie viele Andere auch, die Taberna verlassen und sich bis zum Hafen durch geschlagen. Und nun saß er hier. Unverhofft, kam oft und die Überraschung sowieso. Hannibals verschmitztes Lächeln verschwand nicht. Blieb sogar in seinen braunen Augen haften, die jede Regung in dem jugendlichen Gesicht von Faustus Serapio ausmachte. Und das Mienenspiel auf dem wohlgestalteten Antlitz war lebhaft und reichlich vorhanden. Er hatte viel zu beobachten und zu betrachten. Hannibal lehnte sich nach vorne und stützte beide Ellbogen auf dem Tisch ab. Die Hände ineinander verschränkt lehnte er sein Kinn auf den Rücken seiner Hand, an die Knöchel selbiger gestützt. Faustus schien ihm ein wenig enttäuscht zu sein. Über etwas, was er gesagt hatte? Doch es war nicht der rechte Augenblick, dieser Vermutung auf den Zahn zu fühlen. Hannibal sah kurz zu seinem Herrn, aber der hatte ganz offensichtlich keinen Blick für sie Beide übrig. Umso besser, befand er und widmete sich nun gänzlich wieder Faustus. Ganz langsam hob Hannibal seinen rechten Mundwinkel, dabei immer mehr den zweideutigen Ausdruck offenbarend. Insbesondere als er das anzügliche Gestenspiel von Faustus betrachtete, die Haltung auf dem Stuhl und das Berühren eines einzelnen, störrischen Weintropfen auf den Lippen, der sich der Zunge erst verweigern wollte.
Unverfängliche Konversation begann, die Karriere, der Krieg, der Tod des Kaisers, Hannibal neigte den Kopf etwas zur Seite und stellte sich den jungen Mann als Centurio vor, vielleicht sogar eines Tages als Legat? Wie würde wohl Faustus in zwanzig Jahren aussehen? Bestimmt ein stattlicher Mann, dem das Leben auch noch die letzten weichen Züge genommen hatte. Die mehr kindlich und Jungenhaft noch wirkten. Dann würde nur noch ein schöner Mann übrig bleiben, einer, der wohl vielen Frauen die Köpfe verdrehen konnte. Womöglich hatte Faustus dann sogar ein Eheweib und drei Kinder. Über derart traute Familienaussichten wollte Hannibal jedoch seinen Kopf nicht zerbrechen. Denn in zwanzig Jahren würde ihm wahrscheinlich schon alle Haare ausgefallen sein. Er würde krumm und buckelig laufen, sich über die Jugend von heute beschweren und die angeblich goldenen alten Zeiten hoch leben lassen. Wie das ein Matrose an einem Nachbartisch gerade lauthals mit seinen Kameraden machte. Es war nur die Frage, ob Hannibal dann noch ein Sklave sein würde oder ob sich sein Herr bis dahin mal erbarmt hatte. Hannibal, der wusste, dass er darum die Jahre ausnutzen musste, in denen er nicht grau und alt war, beugte sich etwas nach vorne. Nur eine Nuance. "Dann scheinst Du nicht nur von den Göttern geschützt zu sein, sondern auch ein Liebling..." Von interessierten Männern, wie Hannibal es war, zu sein? Hannibal pausierte einen Moment kunstvoll und seine Augenbrauen zuckte kurz. "...von Fortuna zu sein. Mal treibt sie es schlimm mit einen, aber um die Widrigkeiten dann doch noch eines Tages mit Glück zu belohnen!"
' Ein Auf und Ab ist es' oder 'Könnte besser gehen!' war sicherlich keine geeignete Antwort, aber so flüchtete Hannibal in die übliche Antwort auf solche Fragen. "Ganz gut!", meinte er schlicht. Selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Er nickte, denn er war tatsächlich vor einigen Tagen von Rom nach Ravenna aufgebrochen. Der Kaiser...der Kaiser! Natürlich war der tote Mann in aller Munde! Hannibal, der gerade gleichgültig über den Tod des Kaisers mit der Schulter zuckte, spürte in jenem Augenblick die Berührung an seiner Wade. Seine Augen senkten sich einen Augenblick lang, doch es war eindeutig kein Zufall. Die Berührung wanderte ein Stück hinauf. Und überraschte Hannibal damit. Forsch und selbstbewusst war Faustus geworden. Auch etwas, was Hannibal zwar stutzig machte, aber nicht missfiel, im Gegenteil. "Die Menschen sind erschüttert vom Tod des Kaisers, aber sie stehen hinter ihren Soldaten. Ich habe keine Stimme vernommen, die gegen euch Soldaten gesprochen hat.", hakte Hannibal damit das unverfängliche Thema ab, um das Glatteis von Andeutungen und versteckten Botschaften zu betreten. "Es gibt sogar ganz bestimmte Helden, die in Rom erwartet werden. Einen ganz bestimmten Held..." Den Hannibal mit seinen Augen nicht losließ. "Der noch gefeiert werden sollte." Lasziv war das Lächeln, das den Worten folgte. Mit einem Seitenblick auf seinen Herrn wechselte Hannibal in ein altes, archaisches, klassisches Griechisch, das sein Herr ganz sicherlich nicht verstehen würde. "Faustus, schöner Faustus, unerbittlich sind die Helden im Kriege, eisern gegen die Versuchungen, aber heillos ausgeliefert ist selbst der größte Held dem Cupido!" Hannibal lächelte verschlagen, denn das sollte erst der Auftakt werden. Aber wie, oh ihr Musen, kann schon ein Mann mit solchen Worten warm werden, wenn er gestört wurde? Der Schreiber unterbrach Hannibal als er gerade seinen Mund öffnen wollte. Hannibal lehnte sich zurück, lächelte stumm und wartete bis der Störenfried von dannen gezogen war. Aber der Moment, den Hannibal nutzen wollte, war verflogen.
Zudem machte ein fauchendes Tier auf sich aufmerksam. Hannibal sah zu dem Korb und wölbte seine Augenbraue in die Höhe. Was sollte denn das bedeuten?, dachte Hannibal. Ein Löwe? Ein vager Verdacht äußerte sich bei ihm. Er schüttelte den Kopf und kam zu der Überlegung, dass es sich um ein Präsent für Gracchus handeln musste, schließlich war dieser gerade zum Aedil gewählt worden und die Spiele standen bald an...was mit einem derart kleinen Löwen wohl kaum imposant genug war. Fragend sah Hannibal zu seinem Herrn. "Oh...vorsicht!", murmelte Hannibal schnell als Faustus seine Hand zu dem Tier hin streckte. "Der beißt bestimmt!" Hannibal ergriff resigniert den Becher, die Taberna war eindeutig ein schlechter Ort für solche Gespräche, die er beginnen wollte. Er trank einen Schluck Wein und sah auf als ein weiterer Soldat sich zu ihrer Runde gesellte. Mit der Resignation abgeschlossen und sich mit der Situation abfindend, betrachtete Hannibal den Neuankömmling neugierig. Schließlich schien er recht vertraut mit Faustus zu sein. Und er schien der besagte Optio zu sein.
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Die zwei Fackeln flackerten unruhig im Wind. Immer wieder streifte ihr unstetes Licht das Gesicht von Hannibal, beleuchtete sein Gesicht, um es gleich darauf in Schatten zu tauchen und mit dem gelben Schein Anderes zu liebkosen. Wie das Kalb, von dem Hannibal seine Augen nicht abwandte. Ein stattliches kleines Kalb war das. Und temperamentvoll zudem, wenn man sich das Gestampfe mit den Hufen betrachtete. Hannibals gewölbte Augenbraue kehrte auch nicht an seinen angestammten Platz zurück als Asny die Schenkungsurkunde vor seine Nase hielt. Er betrachtete das Dokument und warf Asny einen gelangweilten Blick zu. Glaubte sie im Ernst, dass man derartiges nicht fälschen konnte? Hannibal selber hatte solche Dinge einige Male in Auftrag gegeben, außerdem benutzte er das Siegel seines Herrn auch immer wieder. Also gab es zahlreiche Varianten, wie Asny nun wirklich an dieses Kalb gekommen war. Aber eines hatte sich Hannibal sehr gut gemerkt, den Namen, der unter dem Dokument gezeichnet war. Hannibal würde schon noch heraus finden, ob Asnys Finger ein paar Krümmungen aufwiesen und ob sie ihn heute und hier belog. Ein Kalb! Warum kein Kaninchen?, dachte Hannibal und unterdrückte ein Kopfschütteln, als er das Tier mit seinen braunen Augen fixierte. Das würde eine Heidenarbeit werden mit dem Tier. Ein Kalb! Innerlich seufzte Hannibal. Andererseits war er immer noch ein wenig überrascht, dass es Asny gelungen war ein solches Tier aufzutreiben, egal, welche Mittel sie genutzt hatte. Schließlich rannte sie nicht mit dem Kalb an der Leine heran, die halbe Stadtwache auf den Fersen. Nein, sie hat sogar an die kleinen Details bei einem wirklich gelungenen Coup gedacht. Hannibals nachdenkliche Miene streifte Asny, dann trat er zu dem Kalb.
"Schicke die Männer fort, wir brechen alleine auf!", wies Hannibal die junge Sklavin an. Er streckte die Hand aus und wartete, bis einer der Männer ihm den Strick zu dem Rindvieh reichte. Mit einem Kaninchen wäre es bestimmt einfacher gewesen, die Stadt zu verlassen. Hannibal wartete ruhig und spähte immer mal wieder zu dem Eingang. Neugierige Zuschauer konnte er gar nicht gebrauchen. Doch er sah niemanden an dem kleinen Fenster neben dem Eingang und auch niemand, der durch eine geöffnete Tür spähte. Mit einer Hand zog Hannibal die Haustüre zu und war um die späte Stunde doch recht froh, denn dadurch minderte es das Treiben in und um die Villa und somit die Anzahl der Neugierigen gewaltig. Hannibal klopfte auf die Tasche, in der es metallisch wieder hallte. Dort trug er alles, was sie für ein blutiges Opfer brauchten und er war froh, sogar an den Hammer gedacht zu haben, mit dem man dem Opfertier einen Schlag auf die Stirn geben konnte. Damit jene dadurch in ihrem Bewusstsein getrübt wurden und das Opfertier leichter zu töten war. Schließlich hing viel an dem guten Gelingen davon ab, ob sich das Tier freiwillig oder bockig töten ließ. "Wir können gleich aufbrechen, Asny. Ich habe alle notwendigen Dinge auftreiben können. Zudem einen Ort, wo Du Dein Opfer vollführen kannst..." Mit diesem Kalb, das an dem Strick zog, ein Lamm war es auch vom Temperament ganz sicher nicht. Hannibal seufzte still in sich hinein und lächelte gleich darauf. Ein Kalb...wenn er das seinem Herrn bei der Rückkehr erzählte, würde der sicherlich sehr überrascht sein, womöglich sogar erfreut. Könnte gar nicht besser anfangen, um das Wohlgefallen von Aristides für die neue Sklavin zu gewinnen.
Hannibal sah in Richtung der dunklen Straße, in der Ferne vernahm er das laute Poltern der Wägen, die nun durch die Straßen von Rom poltern durften und manch einen Bewohner der Stadt von einem ruhigen Schlaf abhielten. Aber was sollten die Besitzer auch anderes machen? Schließlich war es ihnen am Tage verboten durch die Straßen von Rom zu fahren. Hannibal sah zu Asny und musterte sie, ehe er meinte: "Vor den Stadttoren gibt es ein paar Schreine. Ich habe einen sehr Alten ausgemacht, der etwas abseits der Straße ist. Dort wirst Du ungestört sein..." Und somit er auch, denn er würde sie ja begleiten und Hand anlegen, sofern sie diese gebrauchte. Wie beim Halten des Kalbes. Ein Dianahain befand sich zudem nicht weit weg von dem anderen Altar, der gerüchteweise schon seit Jahrhunderten dort stand. Manche bösen Zungen behaupteten, dass manche der Peregrini dort das eine oder andere abstoßende Ritual durchgeführt hatten und andere dichteten dem Schrein sogar an, schon von den Frauen um die legendäre Clodia besucht worden zu sein. Aber auf solche Gerüchte gab Hannibal nichts, zudem hielt er sie für unglaubwürdig. Außerdem war der Schrein dem Göttertrias geweiht und somit für ihre Zwecke brauchbar. Hannibal wollte sich schon umdrehen und in Richtung der Straße gehen, sicherheitshalber fragte er jedoch Asny: "Bist Du bereit? Hast Du alles?"
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Nicht seinem üblichen Treiben ging Hannibal nach. Ein Treiben, das bis jetzt nur einem in der Villa bekannt geworden war, selbst wenn er nur von dem letzten Nachhall ein Zeuge geworden war. Doch eigentlich hätte sich Hannibal, wie so viele Nächte in den letzten Wochen und Monaten, in Schale geworfen und wäre seinen pikant, ruchlosen Vergnügungen nach gegangen. Doch obwohl schon alles bereit lag, aus einer Kiste hervorgeholt, die er in dem Zimmer seines Herrn verschlossen aufbewahrte, hatte Hannibal noch nicht mit den Vorbereitungen angefangen. Er saß noch über einem Bericht, den er wöchentlich der Mutter seines Herrn schicken musste. Ein akribisch angefertigter Spionagereport, den Agrippina immer von ihm forderte. Und wer war schon Hannibal, das zu verwehren? Außerdem war er lieber der Spion als dass er befürchten musste, selbst einen Spion an der Hacke zu haben. Was er wohl so oder so hatte. Hannibal strich mit der Feder über sein rasiertes Kinn. Gerade heute morgen war er noch beim Barbier gewesen um die störenden Stoppeln zu entfernen. Die seiner Rolle für die Nacht sehr schaden würden. Seine Augen wanderten zu dem tief roten Kleid, was neben ihm lag und den blonden Locken, aus germanischen Haar gefertigt. Es dauerte immer mehr als zwei Stunden, sich in Schale zu werfen und eigentlich war er sogar noch verabredet. Leise murmelte er etwas, was sich wie ein Fluch anhörte oder ein paar ärgerliche Worte über eine Flavia in Baiae, dann kritzelte er weiter und berichtete von den Reaktionen der Römer, die von dem Tod ihres Kaisers erfahren hatte. Ein dezentes Klopfen ertönte an der Tür. Hannibal sah auf und spähte zur Tür. "Ja?", gab er als Antwort.
Die Tür öffnete sich. Ein sklavischer Knabe streckte den dunklen Schopf herein. "An der Porta sind seltsame Leute, sie haben ein Tier bei sich. Und die neue Sklavin ist auch dabei. Diese Asny. Sie hat nach Dir gefragt, Hannibal." Hannibal runzelte die Stirn. Tier? Asny? Doch schon im selben Augenblick erschien der Lichtblitz in der düsteren Ignoranz seines Geistes. Das Opfer?! Hatte sie tatsächlich ein Tier aufgetrieben?, fragte sich Hannibal und erhob sich bereits bei den Gedanken. Er nickte stumm und schickte den Jungen mit einer Handbewegung fort. Hinter dem Bett seines Herrn holte Hannibal eine lederne Umhängetasche hervor. Diese zog er über seinen Kopf, griff dann nach einem Dolch und steckte ihn sich an seinen Gürtel, dazu einen Caestus. Dolch und lederner Handschuh waren die Lieblingswaffen von Hannibal. Damit hatte er das Kämpfen gelernt und in Rom hatte sich das oft als nützlich erwiesen. Außerdem waren es dezente Waffen. Denn mit dem Überwurf, den sich Hannibal nun anlegte, wurden die Waffen verborgen. Als Sklave durfte er offiziell natürlich keine tragen. Und in der Stadt Roma insbesondere nicht. Derart gerüstet verließ Hannibal das Zimmer seines Herrn, das er in den letzten Wochen immer wieder für sich genutzt hatte. Aber es stünde sonst nur leer.
Seine Schritte hallten durch die Villa. Er bewegte sich schnurstracks auf die Porta zu, wohinter er das Muhen eines Tieres vernahm. Seine Augenbraue wölbte sich bereits in die Höhe, noch ehe er das Tier sah. Ein wenig Licht fiel von den Fackeln vor der Villa auf die drei menschlichen Lebewesen und auf das Huftier. Hannibals blinzelte verblüfft. Er starrte auf das Kalb und dann zu Asny, erst danach schien er die Männer zu bemerken. "Ein Kalb?" Wie ist Asny zu einem Kalb gekommen?, fragte sich Hannibal sofort. "Woher kommt das Kalb? Hast Du es gestohlen?", fragte Hannibal leise die junge Frau. Dabei glitten seinen Augen immer mal wieder zu den Männern.
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In zahllosen Strängen verwob sich Hannibals Leben. Oft mit verwirrenden Ausgang, der auch den nicht gerade jungen Sklaven immer wieder überraschte, wie er selber bekundete. Hierzu ein kleiner Ausschnitt:
“Manchmal stelle ich mir mein Leben als ein kompliziert gesponnenes Netz einer Spinne vor. Zahllose filigrane und undurchsichtige Fäden verbinden sich zu einem komplex geometrischen Muster, das augenscheinlich ein chaotisches Netzwerk darstellt, dann wiederum jedoch immer wieder kehrende Muster zeigt. An jenem Tage in Ravenna fiel das Licht der Sonne auf einen solchen Faden. Als ob noch die Tautropfen des Morgens an dem Gespinst hingen, derart leuchtete es auf und zeigte auf einen Pfad, der ein Bestandteil von meinem Leben war und nun doch vorbei. Dennoch war das Spinnennetz stets um mich herum, schließlich konnte ich mein Leben nicht wie eine Schmetterlingsraupe im Frühling in Form eines alten Kokons von mir abstreifen. Wenn ich mich bewegte, erzitterte es und wogte um mich herum. Und es überraschte mich stets von neuem zu sehen, welche Fäden in den Jahren überdauerten und welche sich im Laufe der Zeit verloren. Dachte ich in diesem Augenblick darüber nach? Nein, eigentlich nicht!“- Auszug aus den Schriften eines Sklaven, sie werden dem Sklaven Hannibal zugeordnet! Frei übersetzt von Dr. Dr. h.c P. F. Puvogel!
Viel profanere Angelegenheiten beschäftigten den Sklaven nämlich. Das Betrachten der Waden von Faustus, die sich unter der Soldatentunika zeigten, unverhüllt, unverdeckt und unzweifelhaft stramm. Fesch!, dachte Hannibal. Als sich das Sonnenlicht auf den jungen Gesichtszügen von Faustus abzeichnete, konnte Hannibal deutlich sehen, dass der Krieg auch an Faustus nicht vorbei gegangen war. Feine Linien waren auf seinem Gesicht zu sehen. Spuren von Waffen wohl. Aber sie gaben Faustus etwas markantes in dem doch mehr weichen und wohlgestalteten Antlitz. Das Kompliment aus Faustus' Munde ließ Hannibal ganz bestimmt nicht kalt. Denn seien wir mal ehrlich, Hannibal war durchaus ein eitles Stück. Selbst wenn seine Koketterie manchmal sehr bizarre Formen annehmen konnte, man denke an jenen Zwischenfall in einem Balneum für Sklaven in der Villa Flavia, so legte Hannibal sehr viel Wert darauf, gepflegt zu erscheinen, egal ob blond gelockt und in Blumenmustern gekleidet oder dann doch mit seinen Naturhaaren und braunen Rehaugen. Der Dünkel von Hannibal war gepflegt und balsamiert worden. Selbst nur mit zwei kleinen Wörtern, aber für den Moment ausreichend. Die Antwort von Faustus an seinen Herrn, Aristides, kommentierte Hannibal mit einem stummen Nicken. Für die Wahrheit war Aristides nicht bereit, befand Hannibal und ließ das Thema somit unter den Tisch fallen.
Bereits als die beiden Legionssoldaten irgend etwas von einem Sparsus austauschten, wer auch immer das war, hob Hannibal die Hand und deutete der Schankmaid noch einen Becher zu ihrem Tisch zu tragen. Mit Gestik auf seinen Becher deutend und dann auf den becherlosen Faustus. Die Maid verstand und drehte sich behäbig um und einen weiteren Becher aus den Holzregalen herunter holend. Natürlich war auch Hannibal das Gemurmel seines Herrn nicht ganz entgangen. Ein zweites Mal hatte Faustus ihn überrascht, denn laut dem Gemurmel seines Herrn wollte ihn dieser Sparsus wohl als Optio vorschlagen. Hannibal entsann sich daran, das jener Rang gleich unter dem Centurio rangierte. Die Maid kam heran und knallte den Becher ähnlich freudlos vor Faustus auf den Tisch. Hannibal hob die Hand und die Karaffe. Erneut suchte sich der Wein in einem makellosen Halbkreis den Weg in einen leeren Becher. Mit der anderen Hand schob Hannibal die Schale mit Essen zu Faustus rüber. Er hatte sowieso keinen Hunger, im Gegensatz zu Faustus. Erst als Hannibal nach seinem Becher griff und ihn an seinen Mund führte, bemerkte er die erstaunliche Wiederholung von früher. Schon in der Subura hatte Hannibal dem damals noch als Flosculus bekannten Faustus Essen oder mal ein paar Münzen zu geschoben. Ein Schmunzeln glitt über Hannibals Gesichtszüge. Er trank einen Schluck, ohne den Blick von Faustus abzuwenden.
Nachdenklich war Hannibal durchaus, denn selbst wenn er ab und an ein wenig Zeit mit Faustus verbracht hatte, zu jenen sehr wirren Tagen in der Subura, kannte er den jungen Mann nicht wirklich sonderlich gut."Ich habe mich sehr über Deine Briefe gefreut, Faustus!", meinte Hannibal über den Becher hinweg und stellte ihn auf den Tisch. Hannibal war durchaus in einer Zwickmühle, das, was er sagen wollte, würde er nicht in einer Taberna offen sprechen, aber das, was er sagen konnte, befand er als zu banal und uninteressant. "Dann hast Du jetzt also fest vor, Karriere beim Militär zu machen?", fragte Hannibal scheinbar neutral. Dennoch zeigte sich immer noch der Glanz in seinen Augen und die Doppeldeutigkeit. Karriere im Militär würde bedeuten, dass Faustus wohl in Mantua oder gar noch weiter weg seinen Dienst verrichten musste. Was Hannibal natürlich durchaus etwas schade fand. Bei einem derartig feschen Soldaten mit solchen strammen Waden und athletischen Körperbau.
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Werter Leser, vorweg eine kleine Einleitung zu diesem Stück. Eine Übersetzung von Dr. Dr. h.c. P. F. Puvogel, nach den neuesten Interpretation der antiken Schriftrollen. Es könnte sein, dass sich einige Diskrepanzen zu bisherigen Schriften aufzeigen werden.
„Eigentlich war es mir mit jedem Jahr mehr zuwider geworden, den Laufburschen meines Herrn zu spielen. An manchen Tagen haderte ich besonders mit meinem Los, aber jede Sekunde versuchte ich mir zu vergegenwärtigen: Hannibal, Du hast noch einmal Glück gehabt. Stell Dir vor, Du bist auf einem Landgut und schuftest dort als Sklave von morgens bis abends, jeden Tag in der langen Woche. Nur die Saturnalia, die ich im Haushalt der Flavier immer als drolliges Vergnügen der Herrschaft angesehen hatte, würde mir in dem alternativen Schicksal als Licht am schwarzen Horizont erscheinen. An jenem Tage war ich vor geschickt worden, Amor gleichend, der den Weg der Liebe bereiten sollte. War es schon Liebe? Wenn ich an damals zurück denke, bin ich mir nicht ganz so sicher. Aber mein Herr hat mich schon früher und auch später überrascht.“- Auszug aus den Schriften eines Sklaven, sie werden dem Sklaven Hannibal zugeordnet! Frei übersetzt von Dr. Dr. h.c. P. F. Puvogel!
Reflexionen von Wolken spiegelten sich in dem Wasser wieder. Gebrochen von dem Licht an der glatten Oberfläche. Langsam schienen die weißen Flecken auf dem Wasser entlang zu kriechen, um im Stein aufgesogen zu werden. Hannibal sah von der Wasseroberfläche zu der Öffnung in der Decke und sah sinnend zu dem blauen Himmel hinauf, der von einigen Schäfchenwolken geziert wurde. Die herein schneiende Verlobte seines Herrn bemerkte er im ersten Moment nicht, erst als die Stimme im Atrium erklang und ungebrochen von den steinernen Wänden bis zu ihm kam, wurde Hannibal aus seiner Gedankenwelt gerissen. Er blinzelte und sah die junge Epicharis an. Hannibals Mundwinkel hoben sich leicht. Hübsch war die Verlobte und Hannibal bewunderte es, mit welcher Geduld und reizenden Art sie all die lange Wartezeit erduldet hatte. Ob sein Herr wusste, welches Glück er mit jener jungen Frau hatte? Aber so wie er seinen Herrn kannte, würde er einen solchen Schatz nicht sehen, selbst wenn dieser direkt vor seiner Nase war. Hannibal neigte den Kopf. "Salve, Domina!", grüßte Hannibal die junge Claudia mit respektvollen Tonfall. Sie würde wohl in absehbarer Zeit auch seine Herrin sein, als Ehefrau von Aristides. "Nicht ich habe eine Nachricht. Ich bringe Dir jemanden, der Dir von Deinem Verlobten berichten kann. Sogar sehr genau!" Hannibal schmunzelte und wandte sich um. Er sah auf die Silhouette, die sich an der Säule des Atriums abzeichnete. Sicherheitshalber trat Hannibal schon einen Schritt zurück, um nicht in die Bahn zu geraten.
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Gemessenen Schrittes folgte Hannibal dem Knaben, wobei er immer wieder stehen blieb und darauf achtete, ob sein Herr ihm auch folgen konnte und nicht fiel. Denn selbst wenn sein Herr schon ein klein wenig besser als noch gestern Abend aussah, war er immer noch schrecklich blass. Im Atrium sah sich Hannibal kurz um. Lange war es her gewesen, dass er diese Gemäuer betreten hatte. Es war an jenem Tage, wo Hannibal die junge Epicharis zu dem Essen abgeholt hatte. An dem Tag, wo sein Herr den Heiratsantrag gemacht hatte. Lange war es her. Und doch schien sich wenig hier zu ändern. Zumindest hatte Hannibal das Gefühl. In diesen Gedanken versunken bemerkte Hannibal erst im letzten Augenblick, dass der Junge stehen blieb. Fast wäre er in ihn hinein gelaufen. "Danke! Das werden wir tun!", erwiderte Hannibal und trat bis an das Impluvium heran, das viele römische, vornehme Häuser zierte, mal von den Landvillen abgesehen. Das Licht glitzerte im Wasser und brach sich in tausend funkelnden Strahlen. Hannibal verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wartete stumm.
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Die Tücken des Frühlings, auch Hannibal erwachte langsam und konnte selber ein Grinsen nicht verkneifen bei der Miene, die der Ianitor offenbarte. Die Blume, die er eben neben dem Eingang gefunden hatte, drehte Hannibal zwischen seinen Fingern und spürte dabei die weichen Haare, die auf dem Stil der Blume wuchsen. Vorsichtig legte er die Blume an den Platz zurück, wo er sie gefunden hatte. Wer weiß? Vielleicht vermisste sie sonst noch jemand für ein Stell-Dich-Ein oder ein kleine Vase blieb sonst noch leer, womöglich sogar in der Sklavenunterkunft der Villa Flavia. Dankbar neigte Hannibal den Kopf. "Hab' Dank!", wiederholte er auch verbal diese Gestik. Seine Augen schweiften noch einen Moment über den durchaus attraktiven Ianitor, dunkelhäutige Männer würde Hannibal nicht von der Bettkante stoßen, wenn sie derart adrett und angenehm anzusehen waren. Er sah sich zu seinem Herrn um, wartete bis dieser heran kam und half ihm die Stufen hinauf. Schließlich ging ihm Hannibal voraus, um in die Villa Claudia zu treten und dem Jungen zu folgen.
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Angenehm warm schien die Sonne auf Hannibals Rücken. Herrlich waren jene Tage, an denen die Sonne langsam an Kraft gewann. Aber in jenen Wochen und Monaten war sie noch nicht stark genug, um die Gräser zu verbrennen und den Menschen den Tag zu einer heißen Qual zu machen. Hannibal liebte den Frühling, genauso wie er den Herbst mochte, aber auch dem Winter etwas abgewinnen konnte. Nur den Sommer, den mochte Hannibal nicht. Auf jeden Fall nicht in Rom, wo die Hitze sich wie eine erstickende Glocke über Täler und Berge legte, die es doch so zahlreich hier gab. Ein mildes Lächeln umspielte die Lippen von Hannibal. Seine Finger berührten eine zart weiß blühende Blume, die wohl ein sinnreicher Sklave oder einer der Herrschaften hier liegen gelassen hatte. Am Abend schon würde die Blume braun und welk sein, doch noch blühte sie, selbst ohne ihre Wurzeln. Und schon öffnete sich die Tür. Hannibal blinzelte und riss sich von seiner Gedankenwelt los, die ihn mehr gefangen hielt als der Anblick der Blume. Mein Freund?, dachte Hannibal. Freundliche Sitten in diesen gestrengen Gemäuern, denn Hannibal hatte das grobe Gebaren von Acanthus vor Augen, der äußerst barsch wirkte, wenn er die Tür an der Porta der Villa Flavia öffnete. "Salve und einen schönen Tag wünsche ich Dir! Ich bin Hannibal, der Sklave von Marcus Flavius Aristides. Ich bringe Kunde von meinem Herrn für die Herrin Claudia Epicharis. Wärst Du so freundlich mich und meine Begleiter zu ihr zu führen?" Ein freundliches Lächeln auf den Lippen, damit hoffte Hannibal etwaiges Misstrauen sofort zu zerstreuen.
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Gelbe Blumen sprossen neben dem Weg, den Hannibal entlang schritt. Immer langsam und alle paar Schritte abwartend. Auch aus dem Boden hatten sich schon die Frühlingsblumen gekämpft, nach all den Monaten des Winterschlafes unter gefrorener Erde. Mit jedem Tag entfalteten sie mehr von ihren zarten, manchmal duftenden Blumen. Mit der Fingerkuppe strich Hannibal über die Blüten hinweg und ging zielstrebig auf die Porta zu, die am Ende jenes Weges lag und den Eingang zu der Villa der Claudier darstellte. Erneut wartete Hannibal mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen. Den Blumen schenkte er eigentlich nur beiläufig einen Blick, er dachte an gänzlich anderes und war ein wenig zerstreut an diesem Frühlingstag, der von der Sonne mit zahlreichen warmen Strahlen beschenkt wurde. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen. Dann trat er auf glatten Stein, vorbei an Säulen, Zierrat und sonstigen Prachtstücken, die die Villa zeigte. Wie alt die Villa war, das wusste auch Hannibal nicht. Aber sie hatte bestimmt noch die Glanzzeit der Claudier miterlebt. Zu schade, dass es mit jener alten Familie immer mehr den Berg herunter ging und sie eigentlich schon lange die Talsohle erreicht hatten, selbst wenn es immer noch sehr würdevolle Vertreter dieser Gens gab. Vor der Tür blieb Hannibal stehen und warf einen Blick über seine Schulter. Er nickte und drehte sich zu der Tür, um seine Hand zu heben und kräftig gegen die Porta zu klopfen. Dann senkte Hannibal seine Faust wieder und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Hinter der dunkelgrünen Tunika, die er an dem heutigen Tage trug. Diese wurde an seiner Taille mit einem schlichten braunen, breiten Ledergürtel gehalten. Geduldig und mit ruhiger Miene wartete Hannibal auf das Öffnen der Porta.
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Fortuna, o Fortuna. Launisch war diese eigenwillige Göttin und Hannibal konnte ein Lied davon singen, schließlich hatte sich auch die Göttin ihm gegenüber nicht oft gnädig gezeigt und ihm die Schattenseiten ihres Wirkens offenbart. Mit dem nötigen Mitgefühl auf dem Gesicht geschrieben betrachtete Hannibal das verletzte Bein. Er zuckte mit der Schulter und sah seinem Herrn dabei wieder in das blasse Gesicht. "Ruhmvoll? Wahrscheinlich ist Krieg selten ruhmvoll." Halb fragend war Hannibal mit seiner Antwort. Den realen und wahrhaftigen Krieg hatte er nie erlebt. Die Schriften der großen Feldherrn waren auch weniger aufschlussreich. Zumindest, was das Leben und ganz besonders der dreckige Alltag eines Soldaten anging. Oder Hannibal hatte dementsprechende Schriften oder Passagen einfach überlesen. Er entsann sich mehr an die Rühmung von heraus stechenden Centuriones, aber weniger von dem Gros der Legionäre. Ein drittes Mal kam die Schankmaid heran. Mit ihrem beleibten Umfang schob sie einen betrunkenen Matrosen zur Seite, der torkelnd bis zu einem der freien Sitze am Nachbartisch kam und sich dort auf einen Stuhl fallen ließ. Verlebt war das Gesicht des Matrosen. Die Sonne hatte seine Haut verbrannt und viele Täler und Schluchten dort hinein gegraben. Sein Kinn zeugte von schlechter Rasur. Weiße Stoppel ragten hervor und seine Weinfahne war bis zu ihrem Tisch zu riechen. Leise murmelte der Mann unverständliche Worte vor sich hin. Von draußen vernahm Hannibal mal das Signal eines Hornes. Hannibal grübelte, wie diese Hörner noch mal hießen. Warm schien ihm die Sonne in das Gesicht dabei. Er streckte den Arm aus als die Schankmaid zwei tönerne tiefe Teller vor sie stellte und zwei hölzerne Löffel dazu steckte. Dann verschwand die Frau wortlos. Hannibal schob das Essen etwas näher an Aristides heran.
Eigentlich verspürte Hannibal keinen Hunger, aber aus Solidarität tunkte er den Löffel in den fleischigen Eintopf und nahm einen Bissen. Langsam kaute er. Bedächtig und ruhig, wie es seine Art war. Dabei sah er aus dem Fenster und nickte schließlich. "Ja, natürlich habe ich von ihr gehört. Wenn auch nicht direkt. Sie war einige Male in der Villa Flavia und ist von Flavius Gracchus, Deinem Vetter, empfangen worden..." Es wunderte Hannibal schon, dass Aristides so aufmerksam nach Epicharis fragte. Schließlich hatte Aristides doch seine Abneigung gegenüber einer Ehe mehrmals bekundet. Grübelnd versuchte Hannibal dieses Mysterium in dem Gesicht seines Herrn zu erkunden. Doch weder zu des Rätsels Lösung, noch zu weiteren Worten kam er. Denn schon näherten sich entschlossene Schritte und eine Stimme ertönte hinter ihm. Hannibal verstummte und ließ den Löffeln sinken. Jene Stimme ließ Hannibal stutzig werden, langsam wandte er seinen Kopf zu dem Träger derselbigen.
Schon wanderte Hannibals Augenbraue in die Höhe, langsam und mit einem eleganten Schwung kletterte sie in die Stirn, um gleich wieder herunter zu sinken. Von oben bis unten betrachtete Hannibal Faustus, der mit Flosculus kaum noch etwas gemein zu haben schien. Soldatisch von oben bis unten war Faustus geworden. Weit kürzere Haare, sonnengebräunte Haut, die golden und nicht mehr krankhaft blass war. Aber die Statur stach Hannibal besonders ins Auge, denn nicht mehr der schmale und glatte Jüngling stand vor ihm, sondern ein trainierter junger Mann. Um Hannibals Mundwinkel spielte ein delektiertes Lächeln. Denn was er dort sah, das gefiel Hannibal durch und durch. Das kleine Blümchen hatte sich doch noch gemacht. Denn, wir wollen ehrlich sein, werter Leser, Hannibal hätte es sich nicht vorstellen können, dass aus dem Suburaverlorenen ein solcher Soldat werden würde. Selbst wenn er stets das Gegenteil beteuert hatte. Hannibal lehnte sich zurück und bemerkte mit ein wenig Erheiterung die Verwirrung von Faustus. Als er den Kopf etwas zur Seite neigte, um erneut den jungen Mann zu taxieren, zeichnete die Sonne ein weiche Linie um Hannibals Profil, während der Schatten der Wand nach der anderen Gesichtshälfte gierte. "Faustus!", grüßte Hannibal den verwirrten Faustus. "Du siehst gut aus!" Hannibal konnte es natürlich nicht unterlassen, nochmal mit den Augen an Faustus hoch und runter zu wandern. "Setze Dich doch zu uns.", meinte Hannibal und deutete, ohne die Augen von Faustus abzuwenden, auf einen Stuhl an dem Tisch. Nur kurz unterbrach Hannibal den Blickkontakt, um sich fragend an Aristides zu wenden. "Er darf doch sicherlich...oder?" Zierten Hannibals Augen nicht ein seltsamer Ausdruck und ein zweideutiger Glanz? Als er die Selbigen wieder auf Faustus richtete und ihn nicht aus den Augen ließ?
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Hannibal hob die Hand und fuhr an seinem Kinn entlang. Der Schatten eines Bartes war dort durchaus zu spüren. Schließlich war er jetzt schon seit Tagen in Ravenna und nicht jeden Tag beim Barbier gewesen oder hatte sich jeden Tag die Prozedur mit Öl, Wasser und Klinge gegeben. Er nickte. "Ja.", antwortete er und sah sich suchend nach der Schankmaid um und ob sie sich endlich bequemt hat, zu ihnen zu kommen. Tatsächlich bewegte sich die Frau träge auf sie zu und blieb an seiner Seite stehen. Die Hände in die Taille gestemmt. "Wasch willschte?", nuschelte sie und richtete ihre glanzlosen Augen auf Hannibal. "Einen Krug Wein, einen Krug Wasser und zwei Mal den Eintopf, bitte!" Die Frau nickte und verschwand wieder im Hintergrund. Hannibal nahm ebenfalls Platz und stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab. Dabei musterte er seinen Herrn eine Weile aufmerksam, der immer noch sehr blass aussah. "Wie ist denn das passiert?", fragte Hannibal und deutete auf das Bein. Das auch sehr übel aussah.
Vor dem Fenster sah Hannibal einige Soldaten vorbei marschieren. Eine Gruppe von Seesoldaten verließen geordnet eines der Schiffe. Segel wurden gerafft. Hannibal schauderte es schon, wenn er nur die Schiffe betrachtete. Er hasste Seereisen und gerade die Letzte nach Hispania war ein Grauen gewesen. Ehe ihm die Erinnerung noch den Appetit trübte, sah er von all den Schiffsmasten weg und zu seinem Herrn. "In Rom ist es recht ruhig, in Anbetracht der Lage, dass der Kaiser verstorben ist. Die Menschen waren sehr verstört, als sie davon erfahren haben. Der Kaiser wurde doch von vielen sehr geliebt!", begann Hannibal seine Berichterstattung. Für den Kaiser hatte Hannibal nie viel übrig haben können, aber auch nichts gegen ihn. Er bedeutete Hannibal schlicht nichts. Aber es hatte ihn immer interessiert, die Menschen zu beobachten. Zu erkennen, wer in echter Trauer ausgebrochen oder wer einfach nur ein Meister der Heuchelei war. "In der Villa Flavia sind natürlich viele nervös geworden, aber die Zeit wird zeigen, was die neuen Umstände mit sich bringen wird." Hannibal betrachtete seinen Herrn prüfend, ob er ihn verwirrt ansah oder wusste, was Hannibal damit meinte.
Gerade knallte die Schankmaid zwei Krüge auf den Tisch und watschelte wieder von dannen. Um einen Moment später auch zwei Becher zu bringen. Hannibal griff nach der Weinkaraffe und schenkte in den Becher von Aristides ein. Aber nur ein Viertel füllte er damit. Den anderen Teil vermischte er mit Wasser. "Dein Sohn ist vor kurzer Zeit von Baiae wieder nach Rom gekommen. Deine Mutter hat ihn nach Rom geschickt. Es geht ihm gut und er ist ein gutes Stück größer geworden, während Du weg warst, Marcus." Schließlich füllte sich auch Hannibal von dem Wein ein, wobei er seinen Anteil noch stärker verdünnte. "Die Villa hat einige neue Bewohner bekommen. Ein Neffe von Dir, Flavius Lucanus, ist eingetroffen. Aus Hispania. Zudem seine Schwester, Flavia Celerina. Kennst Du sie?" Hannibal führte den Becher an seine Lippen und sah Aristides fragend an.
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Hannibal konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. So, so. Hatte sein Herr mal wieder ein Mädchen für alles gefunden. Jemand, der ihm die Krücke auffing und der für ihn Laufbursche spielte. Und was sonst noch anfiel. So schlecht fand das Hannibal nicht. Womöglich würde er dann in nächster Zeit noch verschont bleiben. Er stützte seinen Herrn noch etwas, ehe dieser sich wieder berappelte und wieder mit drei Beinen stehen konnte, zwei Hölzernen und einem Menschlichen. Auf die Vorstellung reagierte Hannibal auch mit einem Nicken. Er betrachtete sich den Soldaten. Etwas unsoldatisch sah er schon aus. Dabei überlegte Hannibal, wo eine gute Taberna lag. Weit würde sein Herr nicht kommen. Nicht mit dem Gehumpel auf den Stöcken. Hannibal runzelte die Stirn. Er sah sich um und deutete mit seiner Rechten auf ein Haus am Ende der Hafenanlagen. "Dort! Die Taberna zu den hüpfenden Nereiden.", sprach Hannibal auch noch vorsorglich zu dem Schreiber. Damit er auch wusste, wo er hin kommen konnte. Langsam, um seinen Herrn nicht zu überfordern, ging Hannibal an der Seite von Aristides entlang. Immer bereit ihn zu stützen, sollte er fallen. Dabei drängte er auch hin und wieder einen aufdringlichen Römer zur Seite. "Musst Du nicht bei Deinen Truppen sein?" Hannibal war, was Militär anging, ahnungslos. Er hätte viel aus Caesars Schriften zitieren können. Aber was ein Soldat tagtäglich tun musste, das war ein Rätsel für den Sklaven. "Ich meine, ihnen Befehle erteilen. Ähnliche Dinge?"
Weitere Fragen, die Hannibal auf der Zunge brannten, erloschen. Denn die Erwähnung der Kinder machten Hannibal nicht frohgemut. Er warf Aristides einen schiefen Seitenblick zu und nickte stumm. Also hatte sein Herr immer noch nicht von der schlimmen Nachricht erfahren. Hannibal sah in den blauen Himmel. Er fürchtete sich schon davor, es Aristides berichten zu müssen. Als sie an der Taberna ankamen, öffnete Hannibal schnell die Tür. Über der Tür hing ein großes Schild, auf denen Meernymphen gemalt waren, vollbusig und mit schillernden Fischschwänzen. Um einen Kommentar zu verhindern, meinte Hannibal schnell: "Ich habe hier schon einige Male gegessen. Einen grandiosen Eintopf haben sie hier. Und der Wein ist auch nicht übel!" Vorsorglich hielt Hannibal Aristides die Tür auf und folgte ihm anschließend in den Schankraum, der noch leer war, außer ein paar alte Seematrosen, die schon lange ihren Dienst beendet hatten (vor Jahren) und nun ihren 'guten, alten' Zeiten hinter her hangen. Mit den Lippen am Bierhumpen und große Sprüche klopfend, was sie schon alles an großen Schlachten erlebt haben. Manchen Erzählungen nach zu urteilen könnte man meinen, sie wären noch bei Actium dabei gewesen. Hannibal winkte nach der dicken Schankmaid, die gemächlich hölzerne Humpen ausputzte. Dann half Hannibal seinem Herrn auf einem der Stühle Platz zu nehmen.
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Durch dichtes Gedränge musste sich Hannibal stoßen. Zahllose Menschen hatten sich versammelt, um der einfahrenden Flotte zu Begrüßung entgegen zu eilen, mal von der üblichen Prominenz der Stadt abgesehen, die wohl das Gerücht vernommen hatten, dass angeblich die sterblichen Überreste des Kaisers mit den Schiffen kamen. Und die wohl darauf hofften, dass ein wenig von dem Nachglanz des Kaisers noch auf sie abfärbte, wenn sie sich besonders eifrig zeigten. Ratlos blieb der Sklave stehen, zwischen einigen Händlern, die ihre Waren auslegten, und einigen Tagelöhnern, die sich bereit machten, sollten Hilfskräfte für das Entladen benötigt werden. Schon landete das erste Schiff der Flotte und auch Hannibal strömte darauf zu. Rüstungen funkelten, müde und abgekämpfte Soldaten betraten das Land. Hannibal trat an einen der Soldaten heran, der sein Schild geschultert trug und ein unrasiertes Kinn hatte. "Entschuldige, Miles. Kannst Du mir vielleicht sagen, wo die zweite Centuria von der ersten Cohors landet? Und ihr Centurio?" Der Soldat kratzte sich ausgiebig am Kinn ehe er sich mit gelangweilter Stimme zu einer Antwort herab ließ. "Die Zweite ist auf dem Schiff dort drüben. Die gehen schon an Land. Aber den Centurio findest Du dort nicht. Der ist auf dem Lazarettschiff. Dort glaube ich...irgendwo da hinten...keine Ahnung!" Hannibal nickte und spähte nicht lange zu dem anderen Schiff. "Danke!", gab er noch zur Antwort und machte sich in die grobe Richtung auf, die ihm der Soldat gewiesen hatte. Noch einige Male musste sich Hannibal durchfragen, bis er endlich erfuhr, wo dieses Schiff mit den Verletzten landete.
Schon seit einigen Tagen hatte Hannibal der Schiffe hier in Ravenna ausgeharrt. Seitdem die Gerüchte auf kamen, dass die Legion nach Hause zurück kehrte. Nun war es endlich so weit. Ein wenig Beklommenheit mischte sich mit der Sorge um seinen Herrn als er einige der bettelnden Kinder zur Seite schob und sich dem Steg näherte. Schließlich tauchte das bekannte Gesicht von Aristides auf. Hannibal stockte einen Augenblick, doch er schüttelte die Unbehaglichkeit ab und rief laut den Namen von Aristides. Der ihn jedoch nicht zu hören schien. Mit dem Einsatz seiner Ellbogen drückte er die anderen Neu- und Raffgierigen zur Seite und stand schließlich vor Aristides. Hm?, dachte Hannibal im ersten Moment, dann hellten sich seine Gesichtszüge auf. "...Missliches nicht mutlos!", gab Hannibal lächelnd als Antwort. "Oh, oh, oh! Marcus, vorsicht!" Schnell trat Hannibal heran und stützte seinen Herrn, der mit seinen Krücken nahe davor war in das brackige Meerwasser zu fallen. Als dieser den Halt verlor bei der Begrüßung. Hannibal erwiderte die freundschaftliche Umarmung und klopfte Aristides freundlich auf den Rücken. Wobei er ihn an einem Arm hielt. Mit deutlicher Sorge betrachtete Hannibal das eingesunkene Gesicht seines Herrn. Die fahle Farbe in seinem Gesicht und das bandagierte Bein. "Beschissen siehst Du aus, Marcus!", meinte Hannibal unverfroren, frei heraus und schief lächelnd. "Willkommen in der Heimat, Dominus!"
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Zitat
Original von Publius Annaeus Domitianus
Sollen die CU jetzt einen NPC gefangen nehmen ?Im Gegensatz zu Dir hat die CU damit, wie ich das bis dato erlebt habe, kein Problem damit. Im Gegenteil. Bis jetzt hatte ich immer den Eindruck, dass es ihnen Spass gemacht hat das "Verbrechen" auch bekämpfen zu können. Egal ob eine ID oder ein NPC dahinter steckt. Ich wage mal zu behaupten, dass es mit NPCs sogar vergnüglicher sein kann, weil sie dort weniger auf "die ID muss auf jeden Fall geschützt bleiben- Regel" weniger eingehen müssen.
Zudem simulieren Celeste und früher noch ihre Schwester dazu auch verschiedene Aspekt der kriminellen Welt. Dazu haben sie schon früher NPC heran gezogen, wie ich das auch gemacht habe. Das ist kein schlechtes Spiel, im Gegenteil, es ist eine Bereicherung für die Simulation, wenn nicht jeder nur sich selber, sprich, seine ID spielt. Und in diesem Fall hat sie Commodus mit ihrem Part noch eine "Gefallen" getan, um ihm einen szenischen Tod zu geben. Das ist kein schlechtes Spiel, sondern abermals eine Bereicherung. Wahrscheinlich hätte sogar ein so kaltherziges Attentat nicht zu Celestes ID gepasst, so wie ich ihre Beiträge bis dahin verfolgt habe. Und um ihrer ID treu zu bleiben, aber den Wunsch von Commodus zu erfüllen hat sie, wie ich vermute, diesen kleine Kunstgriff genutzt.
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Schauplatz 2: Hannibal, Flosculus und eine immer noch stumme Statue
In der Dunkelheit war kaum die Blässe und die Übermüdung von Hannibal auszumachen, dennoch seufzte er leise, umfasste die kleine Holzkiste und erhob sich. Tausend Dinge gleichzeitig musste er noch erledigen und am Besten alles gleichzeitig, dann wiederum schien es ihm als ob er nicht wusste, wo er mit der Suche anfing. Diese nagende Ungewissheit in ihm mit der er sich nun schon länger quälte, war kaum zum Aushalten und somit seine Geduld und sein Wahrnehmungsfähigkeit gegenüber anderen Menschen sehr getrübt. „Flosculus, es ist gerade etwas ungünstig...ich...“ Hannibal steckte schnell seinen Dolch wieder weg und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die an seiner verschwitzten Schläfe geklebt hatte. „Mehr mit Glück als Verstand!“, gab Hannibal als Antwort auf die Nachfrage seines Entkommens. „Das ist gut...“, murmelte er leise und sah dann doch überrascht auf. „Deine Familie? Ich dachte, Du hättest keine.“ Zumindest hatte das Hannibal stets so angenommen, denn warum sollte sich Flosculus derart in der Subura herum treiben, wenn es noch jemand gab, der ihm ohne Wenn und Aber, die Familie nämlich, helfen würde.
Romantisch? Hannibals Augenbrauen hoben sich in derart, wie er es von Hause aus kannte. Doch es war immer noch im Zwielicht des Ganges und Hannibals skeptischer Ausdruck war dadurch gut verborgen. „War es das? Nun, Flosculus, eigentlich habe ich doch mehr leidlich mich dort abgemüht und geholfen habe ich Dir letztendlich dann doch nicht. Im Gegenteil, Du wärst durch mich fast sogar noch in Schwierigkeiten gekommen.“ Hannibal lächelte flüchtig, fuhr sich noch mal fahrig über die Stirn und sah zu der kleinen Götterstatue. „Ich brauche...ich...das ist eine lange Geschichte. Eine Frau, die mir sehr viel bedeutet ist verschwunden und ich muss sie suchen. Zudem bin ich hier nicht mehr gern gesehen. Du hast ja gesehen, wie Satryus auf mich reagiert hat. Aber ich..“ Hannibal seufzte, steckte die Kiste schnell in einen kleinen Umhängebeutel. „Flosculus, ich bin froh, dass es Dir gut geht. Aber ich muss jetzt dringend weg, ehe mich einer von Satryus Männern erwischt.“ Hannibal hob eine Hand und strich Serapio über die Wange. „Es tut mir Leid, dass ich keine Zeit habe. Übrigens wirst Du mich hier nicht mehr antreffen können in der Zukunft...ich arbeite hier nicht mehr.“ Hannibal zögerte kurz und sah Serapio nachdenklich an, dann beugte er sich vor und flüsterte leise. „Wenn Du mich suchst, dann in der Villa Flavia hier in Rom oder in Baiae. Aber bitte behalte das für Dich. Ich muss Dir da vertrauen können, Flosculus. Pass auf Dich auf, mein Schöner. “ Hannibal hauchte ihm noch einen schnellen Kuss auf die Lippen, dann wandte er sich um und verschwand so schnell und leise es ging in dem düsteren Schatten des Ganges.
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Hannibals Augenbraue wölbte sich in die Höhe als er die Reaktion der Patrizierin bemerkte. Sicherlich wäre sein Herr nicht davon erfreut, aber Hannibal gedachte nicht, etwas zu beschönigen. So verbeugte er sich und trat dezent den Rückzug an, wo schon die Befragung von Kadmos begann. Hannibal verschwand somit schnell aus dem Cubiculum.
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Von der Entblößung bemerkte Feles nichts. Immer noch schwebte sie fern jeglicher weltlichen Sphären. Ihr dürrer und ausgemergelter Körper bewegte sich unruhig hin und her, als das Messer über ihren Schädel schabte und Strähne für fettige Strähne auf den Boden fiel. Bei einer Bewegung an ihrem Kopf stöhnte Feles leise auf und ihre Augen flatterten einen Moment, doch dann war sie schon wieder hin fort und keine Namen, kein Stöhnen war mehr von ihr zu vernehmen. Auffällig an den Kleidern, die nun auf einem Haufen waren, war eigentlich kaum etwas. Eine ärmliche, grünbraune Tunica, ein einfacher grauschwarzer Umhang und ein abgewetztes Schuhwerk, was mehr einem Mann als einer Frau gehören sollte. Womöglich war der Anhänger gegen den bösen Blick, aus blauen ägyptischen Stein gefertigt, noch ganz interessant, wenn auch kein seltenes Stück.