Beiträge von Hannibal

    Schauplatz 1: Celeste (immer noch in der Rolle der Callista) und Flora


    Flora lachte nicht, irgendwann musste man, mehr frau, in dieser Hinsicht anfangen, wenn man in Not geriet oder sonst keine Möglichkeit hatte sein Leben zu bestreiten. Sie warf Celeste einen halbmitleidigen, aber auch einen mehr gleichgültigen Blick zu. „Na, macht nichts. So schwer ist das nicht. Wir haben hier keine Kundschaft, die höchste Raffinesse erwartet. Rüber und Fertig ist!“ So einfach war es bei den meisten Männern nun mal und darüber war Flora auch nicht unfroh. Die fordernden Kunden, die auch nicht unbedingt mehr Geld einbrachten, waren in dieser Hinsicht lästig. Und je jünger ihre Freier waren, desto schneller war es meist auch wieder vorbei. „Wirst schon sehen, so schlimm ist es auch wieder nicht. Und was hat Dich hierher verschlagen? Ich meine, verdienst Du das Geld für Deine jüngeren Geschwister, für Deine Eltern oder einfach nur für Dich?“


    Floras Augen verschmälerten sich einen Deut für einen noch winzigeren Moment. „Angst? Pah!“ Sie winkte ab und marschierte weiter durch den Gang. „Aber dann ist alles im Lot, Liebchen. Da sind wir schon.“ Sie blieb vor einer dunklen Holztür stehen, eine Nymphe räkelte sich nackt auf dem Wandbild daneben, nur war ihr Kopf vom Putz abgeblättert und nur noch ihre nackte Gestalt zu erkennen. „Ist schon in Ordnung, Süße. Wenn ich später noch Zeit habe, zeige ich Dir auch die Räume vom Lupanar. Dann verläufst Du Dich bestimmt nicht noch einmal.“


    Und schon klopfte Flora an der Tür. Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein Glatzköpfiger, mit auffällig knubbeliger Nase, starrte hinaus und misstrauisch Flora an. „Waf ift?“ raunzte er unfreundlich. Flora verzog ihren Mund und verschränkte die Arme vor der leicht bekleideten Brust. „Die Neue!“ Der Mann starrte Celeste entgegen. An seinem linken Auge wand sich eine breite Narbe entlang und zog das Oberlied etwas tiefer, durch seine dicke Nase stob leise den Atem aus. „Moment!“ Er wandte sein Gesicht halb um. „Die Neue!“ Eine Stimme von innen drang heraus. „Später! Du und Flora, weist sie ein. Ich komme gleich hinzu.“ Genervt rollte der Glatzköpfige mit den Augen. „Fehr wohl.“ Er trat hinaus und schloss die Tür hinter sich. Der Mann steckte seine Daumen in seinen Ledergürtel und musterte Celeste wie ein Stück Ware von oben bis unten. „Ein biffchen dürr...hmm...wie heift Du? Wo haft Du schon gearbeitet?“


    Schauplatz 2: Hannibal, Flosculus und eine alte Statue


    Behutsam tastete Hannibal mit seinen Fingerspitzen hinter die Statue und langsam, der Schwere des Steines wegen, zog er einen Steinblock nach vorne. Immer wieder schabte der Stein über den Boden, knirschte leise und ein wenig Steinstaub wurde in die Luft gewirbelt und in die Nase von Hannibal, der nur kurz die Luft anhielt und anschließend leise niesen musste. Schnell hielt er seinen Ärmel davor, um nicht allzu laut zu sein, wenn es auch nicht notwendig war. Die Feier am Ende des Ganges war laut genug, um sein Tun zu verbergen. Schließlich war der Stein heraus, Hannibal rückte ihn von dem Versteck dahinter weg, beugte sich vor und griff hinein. Seine Hand ertasteten die Holzkiste, die er hervor zog und erleichtert aufatmete. Sie war also doch nicht entdeckt worden.


    Gerade wollte er die Kiste aus schwarzbemalter Buche öffnen, vergaß dabei völlig seine Umgebung, als er seinen Namen vernahm. Hannibal spannte sich an, eine Hand wanderte zu dem Dolch, sein Caestum trug er nicht bei sich, und richtete sich ein wenig auf. Nur schemenhaft nahm er den anderen Mann wahr und erkannte erst als sich die Gestalt an ihn heran warf die Stimme und Flosculus wieder. Der Dolch, der schon nach oben schnellen wollte, sank wieder hinab. „Flosculus?“ fragte Hannibal verwirrt, legte ihm eine Hand auf den Rücken und erwiderte im ersten Moment den Kuss. Doch dann löste er sich schnell, denn schließlich war er Nadia wegen in das Lupanar gekommen und nicht, um alten Affären nach zu hängen. „Nein, ich konnte mich noch aus dem Staub machen im Tempel. Aber was ist mit Dir? Hast Du Dein Schuldenproblem gelöst?“ Hannibal griff unauffällig nach der Kiste und sah sich mißtrauisch im Gang um, hoffte dabei, dass sonst niemand mit Serapio dort entlang gekommen war. „Aber was machst Du hier, Flosculus?“

    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus
    Lupus kam mit den Miles die das Tragbrett mit der Bewustlosen Gefangenen trugen im Valetudinarium an, und wies in den Weg in eine Operationsraum, dort angekommen setzten sie das Tragbrett auf den Tisch ab und zogen es dann Vorsichtig unter der Gefangenen weg. Lupus sagte den den Männer wo sie das Tragbrett abstellen konnten und entlies die Männer bis auf zwei. Danch richtete er alle her was man für gänigige Behändlungen so brauchte. Heises Wasser, Verbandsmarterial, verschiedene Medizinisch gerätschaften, dabei hatte er immer ein Auge auf Feles der Gefangenen. Nachdem er alles Vorbereitet hatte konntrollirte er Feles Atmung und Puls und wartete bis der Medicus Bestia ein traf.


    Von dem Transport hatte die Gefangene nicht viel miterlebt. Im Grunde war von ihr kein Laut, keine Regung zu merken, während sie den Weg zum Valetudinarium entlang kamen. Feles schwelgte schon jenseit von dem Reich der Träume, hatte sich nicht in Morpheus Arme begeben, sondern schien sich Schlafes Bruder zu nähern, nur von den Bemühungen des Medicus der Cohortes abgehalten, das Reich Plutos zu betreten. Erst als eine Schüssel mit Wasser an die Seite, für die Arbeit des Medicus, gestellt wurde, flatterten die Augenlieder von Feles. Leise stöhnend wölbte sich ihr Oberkörper nach oben, ihre Finger krallten sich in das grobe Tuch unter ihr. „Catos…“ hauchte sie. „…Soldaten…Canes…Cercyon!“ Schweiß stand auf ihrer Stirn und sie stöhnte vor Schmerz auf, ehe sie wieder herunter sackte. Ihr Atem ging stoßweise und dann wieder sehr flach.

    Schauplatz 1: Flora und die Neue, „Callista“ (gespielt von Celeste)


    „Du mußt nicht so schüchtern sein, Liebchen! Aber ich seh schon, warum Satryus Dich ins Lupanar geholt hat!“ Flora lächelte suckersüß und hob eine Haarsträhne von Celeste. „Blond und niedlich, ja, darauf stehen die römischen Männer ganz besonders. Hast Du schon mal in dem Metier gearbeitet?“ Flora legte eine Hand unter Celestes Kinn und drehte ihr Gesicht im Licht der Öllampen hin und her. „Hmm…ja, doch, ein hübsches Mädchen.“ Doch dann verengten sich Floras Ausgen und sie beugte sich vor. „Aber komm mir nie, niemals ins Revier mit meinen Freiern, verstanden?“, zischte sie leise. Ihre Augen blitzten böse und kaltherzig Celeste an, dann verschwand dieser Ausdruck schnell wieder. „Aber wenn Du Dich da raus hälst, werden wir uns sicherlich ganz wuuunderbar verstehen, Schätzchen.“ Flora richtet sich auf und strich sich zufrieden ihre Haare zurück. Nachdenklich betrachtete sie die blonden Haare, womöglich sollte sie es mal mit einer blonden Perücke versuchen. „Komm, Liebchen, ich bring Dich mal zu Ruso und Catina. Wer hat Dich eigentlich rein gelassen?“ fragte Flora und ging den Gang weiter, wobei sie Celeste mit ihrer rechten Hand aufforderte ihr zu folgen.


    Schauplatz 2: Hannibal, ein Gang und eine Statue


    Ohne jemanden zu begegnen war Hannibal endlich am Ziel angekommen. Die kleine Venusstatue, die in der Alkove stand. Sie bestand aus grob behauenem schwarzem Lavagestein, mit einer porösen Oberfläche und nur angedeuteten Gesichtskonturen. Ihr Leib war eine einzige runde Schlangenlinie, kaum zu erkennen, wo ihre Taille begann und wo die Hüfte sich anschloss. Wer diese Statue hier hergestellt hatte, wusste keiner im Lupanar, auch nicht wie alt sie war. Aber viele hegten einen tiefen Respekt vor dieser, denn sie schien schon immer an diesem Platz im Hause gewesen zu sein, womöglich war das Lupanar auch um sie herum gebaut worden. Und nun kniete Hannibal vor dieser. Seine Finger glitten an ihrem dunkelgrauen Sockel entlang, schob dabei eine Schale gefüllt mit Gerste und Blumen zur Seite, die schon vor Tagen vertrocknet waren, und fühlte nach dem kleinen Vorsprung. In der Dunkelheit war es besonders schwer, diesen auszumachen, aber Hannibal wollte immer noch keine Öllampe anzünden, selbst wenn er das kleine Versteck früher oftmals nur mit Hilfe des Lichtes gefunden hatte. Ah, da hatte er den kleinen Vorsprung hinter der Statue ertastet. Vorsichtig griff er seine Hand um die Taille der Figur, um sie ein wenig zur Seite zu schieben…

    Von ferner Stelle im Haus drang Lachen und Lärmen bis zu dem abgeschiedenen Zimmer, wo sonst sich Freier mit den Lupae tummelten, Öllampen brannten und das Stöhnen der fleischlichen Vereinigung ertönte. Doch jetzt war es Totenstill in dem Raum, Hannibal trat an die Tür und lauschte, ob sich von seinem Arbeitsraum noch etwas tat, doch der Lärm im Haus überdeckte jegliche Geräusche, die ihm mehr verraten hätten. Hannibal sah auf den groben Fußboden, das Lupanar war nun keines der gehobenen Sorte und mehr einfach von der Ausstattung, es reichte jedoch den Kunden, die größtenteils aus der arbeitenden und schlecht verdienenden Schicht von Roma kam. „Flora, erinnerst Du Dich noch an Nadia?“ Flora hob eine Hand und wickelte eine ihrer braunen Locken um ihren Finger. „Sicher doch, das süße Blondchen. Nettes Mädchen, aber untauglich für die Arbeit hier. Du warst ja ganz vernarrt in sie.“ Hannibal nickte. „Das bin ich immer noch, Flora. Aber sie wurde entführt vor einigen Tagen. Ich muss sie finden. Komm schon, Flora. Ich hab doch immer dafür gesorgt, dass es euch hier gut geht und ihr keine unangenehmen Freier mehr habt.“


    Floras Lippen wölbten sich zu einem Schmollen, doch dann nickte sie nach einiger Zeit. „Das stimmt schon, aber wenn sie mich erwischen, wie ich Dir helfe, Spätzchen, dann fliege ich hier raus und sitze auf der Straße. Und was dann? Ich heirate nicht im Gegensatz zu Gladiola“ „Sie heiratet? Aber wen? Ach, egal. Flora, ich bitte Dich, wenn Geld das Problem ist, dann kann ich Dir durchaus etwas geben.“ Floras Augen blitzten auf. „Wie viel?“, fragte sie listig. Hannibal seufzte, der Weg zum Herzen der Menschen in der Subura war nun mal das Geld. „50?“ Flora Lippen wölbten sich vor und sie schüttelte den Kopf. „300!“ Hannibal riss erstaunt die Augen auf, so gewieft hatte er Flora nicht eingeschätzt. „300?“ Kopfschüttelnd sah er sich im Raum um. Schließlich nickte er. „Gut, dreihundert. Ich kann sie Dir aber nicht sofort geben, doch Du vertraust mir da doch, oder?“ Flora hob die Hand und umfasste spielerisch Hannibals Kinn. „Süßchen, ich vertraue niemandem. Aber Du wirst mich schon nicht hintergehen. Deine treuen Rehaugen verraten mir das.“ Hannibal blinzelte. „Rehaugen?“ Hannibal sog die Luft tief ein, aber es galt wichtigeres zu tun als sich mit Flora über diese Bezeichnung zu streiten.


    Einige Minuten später: Flora schlängelte sich aus dem Raum. Hüftenwiegend ging sie den Gang entlang. Kurze Zeit danach. Auch Hannibal verließ den Raum und ging, schnell, aber lautlos in nördliche Richtung, verschwand in der Dunkelheit.


    Schauplatz 1- Ein Gang, eine Kammer und eine Celeste:


    Flora summte fröhlich vor sich hin. Sie war auch guter Stimmung, denn sie hatte den kleinen lispelnden Wicht um ihren Finger gewickelt und hatte keine Sorge, in ihrem Tun entdeckt zu werden. Aber bald würde sie dreihundert Sesterces reicher sein, ein Verdienst von vielen Monaten, wenn sie nicht ihre privaten Kunden hätte, von denen niemand im Lupanar ahnte. Von hinten erspähte sie noch die wegziehenden Frauen mit Flosculus in der Mitte. Sie wollte schon die Hand heben, um ihnen ein lautes „Huuhuu!“ hinter her zu rufen als sie einer Bewegung gewahr wurde. Sie spähte in den Raum hinein und sah Celeste. „Kindchen, was machst Du denn in der Rumpelkammer?“ Flora trat hinein, umgriff Celeste am Arm und tätschelte ihr die Wange. „Du mußt die Neue sein. Callista, nicht wahr? Ruso hat mir schon von Dir erzählt. Komm, hier ist nur eine Staubkammer, Hannibal wollte sie mal umbauen, kam aber nicht mehr dazu.“


    Schauplatz 2- Ein Gang, Hannibal auf dem Weg in die hinteren Räume.


    Verwinkelt waren die Räume und Hannibal schlich sich vorbei an den Räumen, wo noch Betrieb zu der abendlichen Stunde herrschte, doch in geringerem Außmaß als es sonst zu der regen Stunde des Abends der Fall war. Aber scheinbar war die Feier derart im Gange, dass das Lupanar kaum besucht war. Hannibal ging einem schummrig gelben Licht entgegen und sah von der Seite in ein hell erleuchtetes Balneum. Verblüfft blieb Hannibal stehen als er Flosculus dort sah, zögerte, aber trat nicht hinein. Denn die Frauen würden einen derartigen Tumult veranstalten, dass er im Lupanar enttarnt wurde und Satryus Schergen in die Hände fallen könnte. So ging Hannibal an der offenen Tür schnell vorbei und trat in den dunklen Gang weiter…

    An einem anderen Tag und womöglich nicht im Gang von der Villa Flavia hätte sich Hannibal sicherlich geduldig die Ringergeschichten des Mitsklaven angehört. Doch seit heute morgen war er von der Sorge um die Frau gezeichnet, die er liebte und die vor Tagen verschwunden war. Somit wollte er schnell den Auftrag hinter sich bringen und sich dann zu dem Lupanar begeben, um die Suche nach Nadia beginnen zu können. Die Ausgaben von Gaius ist der Beste sollte ihm als Vorwand dienen, in Erfahrung zu bringen, ob der Vogelmann indirekt etwas damit zu tun hatte. Dennoch tippte Hannibal immer noch auf Sciurus, wagte jedoch nicht, sich das weiter auszumalen. Zufrieden nickte Hannibal auf die Worte von Kadmos und dann die Aufforderung herein zu treten. "Gut, Kadmos, verhalte Dich bitte respektierlich und verärgere die junge Dame nicht." Hannibal öffnete die Tür. Lautlos, mit den Schritten eines Sklaven, trat Hannibal in den Raum der Minervina und hoffte dabei, dass ihm nicht gleich die ägyptische Katze entgegen funkelte, die Minervina besaß. Er mochte ihren geschmeidigen Gang, aber er hegte auch vorsichtigen Respekt vor dem Tier. Aber das Tier passte gut zu Minervina, fand Hannibal. Er trat hinein und verbeugte sich manierlich und mit gesenkten Augen. „Herrin, verzeih die Störung. Mein Herr, Flavius Aristides, trug mir auf, Dir diesen Sklaven als Geschenk zu überreichen. Er kann Dir in Zukunft als Leibwächter dienen, ist im Kampf und im Ringen geschult und lebt schon seit einiger Zeit in der Villa Flavia, Herrin.“

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Serenus
    "Meine zweite Aufgabe, Hannibal, besteht darin, dass du einen Plan entwickelst, wie wir uns bei Nacht und Nebel in die Subura schleichen. Ich habe Gerüchte gehört, dass es dort Zugänge zu den Katakomben geben soll, wo man zu einem gewissen „Vogelmann“ gelangen kann. Dieser „Vogelmann“ soll der beste Hehler von ganz Roma sein und angeblich kann man bei ihm die Originalausgaben Nummer 38 bis44 vom Jahrgang 87 von „Sklave Gaius ist der Beste“ bekommen. Aber mit einem großen Trupp Bewaffneter kann ich da nicht auftauchen. Die Subura ist kein Ort auf den ich als Patrizier besonders scharf bin. Da soll es Ratten so groß wie Nero geben und ganz viele Bettler, Krüppel und Kranke. Und es soll furchtbar stinken, aber da müssen wir wohl durch. Vielleicht wird es helfen, wenn wir uns Tücher mit Rosenöl unter die Nase binden."


    Sim-Off:

    Ganz übersehen.


    Woher Serenus von Vogelmann und ähnlich pikanten Informationen wusste, das fragte sich Hannibal durchaus. Und es gefiel Hannibal nicht, dass sich der Sohn seines Herrn in solche Angelegenheiten involvieren wollte. Zudem es auch noch Bereiche betraf, die die geheimen Machenschaften von so manch einem der Sklaven der Villa Flavia in sich trugen. Ob Sciurus wütend sein würde, wenn Hannibal den jungen Serenus in die Kanäle führte, war Hannibal egal, aber nicht der Unmut des auf Sardinien momentan arbeitenden Sica. Doch Hannibal, der bei weitem nicht vorhatte, Serenus in derartige Kreise einzuführen, schließlich hätte das seinem Vater mit Sicherheit nicht gefallen und nur von diesem nahm Hannibal letztendlich Befehle an, neigte den Kopf. „Sicherlich, Dominus. Ich werde mich bemühen, etwas über diesen…Vogelmann?...nun diese Person in der Subura heraus zu finden.“ Hannibal lächelte ergeben, obwohl das nur Schauspiel für den jungen Serenus war und wartete bis Serenus ihn aus dem Zimmer entließ ehe Hannibal durch die Gänge verschwand. Gaius ist der Beste und der Vogelmann, eine seltsame Koinzidenz, aber Hannibal wollte Serenus sicherlich die kleine Freude bereiten und würde versuchen, den Ausgaben habhaft zu werden.

    Es war einmal ein Tag nach der Ankunft aus Hispania. Natürlich nicht früh am Morgen, man wusste doch, dass viele Patrizier gerne lange schliefen, wenn sie nicht durch Amt und Würden oder Sonstiges gezwungen wurden beim Hahnenschrei auf zu sein. Und die Frauen der flavischen Familie waren das nun mal nicht und konnten so ganz ihrem Naturell nach ihren Tag einteilen. So war es der frühe Nachmittag, nachdem den Patriziern noch ein kleines Mittagsmahl dargereicht wurde, dass Hannibal den Gang zum Cubiculum von Flavia Minervina entlang schritt. Hannibal hätte zwar lieber einige Tage sich in Abwesenheit und Unscheinbarkeit gegenüber der launischen Patrizierin geübt, aber sein Herr hatte ihm eine ganze Liste mit Aufträgen zurück gelassen und die Angelegenheit gehörte auch dazu. Immer mal wieder sah er zu Kadmos zurück, prüfte, ob er sich auch anständig benahm und noch gepflegt genug wirkte. Schließlich sollte er einen guten Eindruck bei der jungen Patrizierin machen und nicht wie ein daher gelaufener Straßensklave wirken. “Deine zukünftige Herrin heißt Flavia Minervina und bedarf eines Leibwächters. Du wirst in Zukunft mit Deinem Leben für sie verantwortlich sein. Geschieht ihr etwas, dann wird es Dir wohl an den Kragen gehen, Kadmos. Das ist leider das Risiko, wenn man für eine edle Dame der Leibwächter ist. Und in dieser Hinsicht sind die Flavier nicht gnädig, wenn ein Sklave versagt. Aber womöglich hat sie durch den Schreck in Hispania schon ein wenig die Flausen im Kopf verloren.“ Was Hannibal nicht glaubte. Es gab Frauen, die waren zufrieden mit ihrem häuslichen Dasein, einem gepflegten und angenehmen Leben, aber Minervina gehörte nicht dazu. Jung, wild und abenteuerlustig, dazu eine Patrizierin, eine unglückliche Kombination. Vor der Tür angekommen blieb Hannibal stehen.„Bereit?“, fragte er und klopfte gleich darauf an der Tür.

    Blutrot verfärbte sich der Horizont, mischte sich mit zahlreichen purpurnen Schlieren als Hannibal seine Füße in Richtung des Lupanars der Subura setzte. Ein Fensterladen klapperte als eine ältere Frau diesen der Nacht wegen schloss, ein Wagen polterte bereits aus dem Schuppen, um einige Waren von dem Fluß in die Stadt zu bringen. Das nächtliche Poltern und Tohuwabohu würde bald ausbrechen und so manch einen Bewohner der Stadt um den gesunden Schlaf bringen, aber auch die Ratten der Nacht, auf zwei Beinen gewiss, würden sich bald heraus wagen und ihren besonderen Geschäften nachgehen. Auch Hannibal gedachte noch die Nacht zu nutzen, denn Zeit war kostbar. Sie verrann wie Sandkörner zwischen seinen Fingern während Nadia verloren schien und er nach ihr suchen müsste, was er tun würde…bis er sie gefunden hätte. Der Genius Loci in der Gasse starrte ihm höhnisch mit seiner Fratze entgegen, die Kerzen flackerten um seine Füße herum und sein Phallus war genauso blank gescheuert wie eh und je, durch zahlreiche Männerhände, die auf dem Weg zu dem Lupanar waren. Schon tauchte der Eingang zu dem rot bemalten Haus des Freudenhauses auf, eine gedrungene Gestalt lehnte an der rissigen Wand und starrte in die sich verdüsternde Gasse hinein und auch Hannibal entgegen. Eigentlich hatte Hannibal nicht mehr hier auftauchen, Nerva nicht mehr eine Angriffsfläche bieten wollen, doch er brauchte dringend eine Kiste aus seinem ehemaligen Arbeitsraum und die Hilfe einer der Meretrix. Hannibal verharrte im Zwielicht und sah auf die Gestalt, die ihn unbeeindruckt und ohne jeden Argwohn betrachtete. Hannibal atmete erleichtert auf, scheinbar kannte der neue Türwächter ihn nicht.


    Entschlossen trat Hannibal auf diesen zu und neigte kurz den Kopf. Mit einer Hand klimperte er am Beutel, dem universellen Schlüssel hier in der Subura, und trat einen Herzschlag später bereits in das Lupanar, was ihm doch so sehr vertraut war. Seine Schritte hallten in dem kleinen Atrium wieder, dessen Wände mit zahlreichen vulgär-erotischen Fresken verziert waren und genauso rissig, wie offenzügig. Wie im Schlaf vermochte er den Weg zu seinem Officium einzuschlagen, doch vor der Tür verharrte er, Licht drang aus dem Arbeitsraum und eine dunkel Stimme vermengte sich dort mit einer Lispelnd-Fispelnden. Hannibals Augenbrauen zogen sich zusammen und er versuchte vorsichtig näher an die Tür zu treten, um zu lauschen. „Hannibal, Schätzchen, Du lebst?“, säuselte eine Stimme durch den Gang. Hannibal richtete sich schnell auf und trat auf Flora zu, presste ihr eine Hand auf den Mund. „Pssst…still, Flora". Er sah sich um und bugsierte die braunhaarige Lupa in den nächsten Raum hinein.


    Gerade im Richtigen Augenblick, denn im selben Moment ging die Tür zu seinem früheren Arbeitszimmer auf und ein Mann mit einer prominent hervorstechenden Nase und einer Glatze starrte hinaus. Seine rechte Wange zuckte ein Deut, dann meinte er in den Raum zurück. „Da ift niemand!“- „Dann schließ die Tür wieder.“ So geschah es auch. Hannibal spähte zwischen der halboffenen Tür in den Gang, schloss dann schnell auch die Tür und wandte sich zu Flora um, die im Halbschatten der Abenddämmerung stand und Hannibal mit verwundertem Ausdruck ansah. „Satryus hat gesagt, Du wärst tot. Jeder glaubt das mittlerweile hier in der Subura…nun, zumindest im Lupanar.“ Hannibal zuckte mit der Schulter und rieb sich die Stelle, wo er immer noch den Verband trug. Es schmerzte immer noch und von verheilt konnte man noch lange nicht sprechen.


    „Wie Du siehst bin ich nicht tot. Aber Flora, Du musst mir helfen…“ Floras Lippen wölbten sich zu einem indignierten Ausdruck. „So, muss ich? Und warum?“ Hannibal atmete tief ein, um nicht ungeduldig zu werden, die Sandkörner glitten weiter durch seine Finger…

    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus
    Lupus fluchte leise, warum hatte sie nicht auf hin gehört, er glaubte nicht das sie ihm was Vorspielte, dennoch rief er eine kammeraden herbei.


    Gib du mal acht das sie nicht aus der Zelle kommt sollte sie das ganze nur Vorspielen


    sagt er zum Miles und ging dann in die Zelle um Feles Kopf zu heben, er hob in vorsichtig an, und schaute ob sie überhaupt noch atmete, sie atmete wenn auch nur ganz schwach danch sah er sich die Stelle an wo Metellus sie getroffen hatte



    Schlaff hatte Feles Kopf auf ihrer Brust geruht und ebenso hing ihr Körper auf dem Stuhl. Wären die Fesseln nicht, so wäre sie bestimmt schon von dem Schemel gefallen. Blau und Rot verfärbt bot sich ihre Schulter in ihrem Anblick dar. Von Außen war auf den ersten Blick nicht viel zu erkennen und auch nicht ohne eine genauere Untersuchung. Doch an der Stelle, wo Lupus mit dem Daumen an den Kopf fasste knirschte es leise, als ob Knochen auf Knochen sich reiben und verschieben würde. Ein feines Rinnsal aus Blut floss aus dem rechten Ohr der Frau. Ein starker Geruch nach ungewaschenem Körper, gemischt mit dem Dreck der Strassen umgab die Frau, deren dreckigen Strähnen ihr an der Stirn klebten. Ein schwaches Stöhnen entrann ihren Lippen, doch sie rührte sich nicht.

    Zitat

    Original von Quintus Caecilius Metellus
    Eigentlich hätte er sich ja denken können, daß Satryus niemals freiwillig mit einer guten Information rausrücken würde, aber es war einen Versuch wert gewesen. Mit dem Anflug eines Untertons verabschiedete er sich von seinem 'Gast'.


    "Auch ich danke dir für deine Mühen. Wenn dir oder deinen Angestellten noch etwas einfallen sollte, weißt du, wo du mich finden kannst."


    Dann wandte er sich wieder seiner vorherigen Arbeit zu.


    „Dann viel Erfolg in der Angelegenheit, Centurio. Vale!“ Kerzengerade stand Satryus in dem Raum, sah noch einen Moment nachdenklich auf den Centurio hinab, der sich wieder seiner Arbeit widmete und wandte sich um. Mit rauschenden Gewändern, die sich zart bei jedem Schritt wellten, trat Satryus zur Tür, öffnete sie und verschwand dann aus dem Officium. Obwohl er doch nicht lange seine Zeit mit der Befragung vertan hatte und sich die Begegnung in der Castra nicht als unangenehm gestaltet hatte, im Gegenteil, Satryus hatte einige gewinnbringende Informationen über sein Gegenüber erfahren können, durch die Art, wie dieser seiner Arbeit nachging, war Satryus dennoch erbost, dass er überhaupt hatte hier her kommen müssen. Dafür würde noch jemand bezahlen müssen, da war sich Satryus sicher und begab sich wieder zu seiner Sänfte und fort von der Castra…

    „Seit wie vielen Tagen?“ Die Tür zur Insulawohnung in der Subura schwang auf. Eine Taube flatterte hastig vom Fenstersims des Schlafzimmers davon als sich ein Schatten durch die Wohnung zu bewegen schien. Hannibal trat in die kleine Wohnung, die doch vor einigen Wochen erst her gerichtet worden war. Seine Augen streiften die Gegenstände, eine Schüssel, in denen noch goldenes Weizen lag, eine Öllampe, die darauf wartete, dem Bewohner jener Wohnung in der nächtlichen Schwärze zu leuchten und ein Schemel, der am Eingang bereit stand, damit man sich leichter die Schuhe binden konnte. Ein Junge, kaum noch ein Kind, aber auch kein Mann, trat hinter Hannibal in die Wohnung. „Seit fast einer Woche, also bestimmt schon acht Abende…ich glaub morgen wäre es dann eine Ganze.“ Eine steile Falte erschien zwischen Hannibals Augenbrauen und er setzte seinen Weg durch die kleinen, aber sauberen Räumlichkeiten fort. Seine Finger strichen behutsam über den Vorhang, der die Küche vom Schlafraum trennte. Die Fensterläden standen einige Hand breit offen und das Sonnenlicht des warmen Sommertages fiel auf die dunklen Bodendielen. Doch von Nadia war dort auch nichts zu sehen. Einen Augenblick hatte Hannibal noch gehofft, dass Nadia in dem Raum stand, ihr Haar von den goldenen Strahlen der Sonne angeleuchtet und nicht verschwunden, wie sein kleiner Handlanger, den er eigentlich damit beauftragt hatte, auf Nadia acht zu geben, es behauptet hatte. Doch das Bett lag ruhig und friedlich vor seinen Füßen, die Truhe mit den Kleidern verschlossen und nichts deutete von einer Frau, die die Räume mit Leben zu füllen vermochte.


    Hannibal trat an das Fenster und öffnete die Fensterläden. „Und was soll das heißen, Du hast sie aus den Augen verloren…?“, fragte Hannibal leise und sah über die Dächer der Subura hinweg auf den Kapitol, der die Stadt zu überragen schien wie eine große Krone. „Ich…nun, sie war plötzlich weg, zwischen einigen Männern entschwunden und dann…ja, hab ich sie nicht mehr gesehen. Wie verschluckt…ich dachte ja erst, sie würde hier her zurückkehren, aber das war nicht der Fall. Einfach weg. Keiner hat sie mehr gesehen…ich…da…ich denke, da steckt Nerva dahinter.“ Hannibal wandte sich um und sah den Jungen kalt an. „Du sollst nicht denken, Ignus, nur beobachten und wachen…ach, verschwinde.“ Ignus sah geknickt auf den Boden und verschwand schnell aus der Wohnung. Hannibal trat an das Bett heran und sank langsam auf die dunkelrote Decke hinab. Seine Hände strichen über das weiche Lacken, worauf er noch vor kaum mehr als zwei Wochen mit Nadia gelegen hatte. Tiefe Sorge und Kummer zeichneten sich nun auf seinem Antlitz ab, da der Junge fort war und Hannibal nicht mehr kaltherzig wirken musste. Schweigend und starr saß Hannibal lange Zeit auf dem Bett und sah aus dem Fenster hinaus, dachte über alles nach, was das Verschwinden von Nadia bewirken konnte. In seinen Gedanken formte er eine Liste von Männern, die Nadia schaden wollten und vermochten.


    Nerva- weil er erfahren hat, dass Nadia ihm wichtig war.
    Sciurus und Sica- Beide, um Nadia doch als ‚Störfaktor’ zu beseitigen. Wobei Sica wohl immer noch fern von Rom war.
    Der Vogelmann- ähnlicher Grund wie Nerva, wenn auch wohl weniger plausibel
    Furianus- um die Schande einer entflohenen Sklavin zu unterbinden
    Crassus- selbe Motivation wie Furianus


    Erst als Hannibal all die Namen in seinem Kopf durchgegangen war, wobei er die letzten beiden Männer schon fast ausschloss und es erst mit den anderen Kandidaten versuchen wollte, kam ihm noch ein Weiterer, Cato. Grimmig stand Hannibal auf, ging zu den Fenstern und schloss die Fensterläden. Dunkelheit und Zwielicht verbargen den Gefühlsaufruhr, Sorge gemischt mit Zorn über jenen, der ihm Nadia nehmen wollte und es versucht. Hannibal drehte sich um und ging auf die Tür zu. Natürlich würde er niemals den Gedanken zu lassen, dass Nadia etwas passiert sein könnte, nein, das war ausgeschlossen. Hinter Hannibal schloss sich wieder die Tür und kurze Zeit später waren nur noch schwere Schritte zu hören…

    Grausilberne Wellen kämmten am Bug entlang. Zahlreiche Möwenschreie begleiteten das Schiff und hießen die Reisenden in Landnähe schon in Italia willkommen. Eine halbe Hora bevor das Schiff in Ostianähe kam, glitten auch die Rückenfloßen zweier graublauer Delphine durch das Mittelmeer, tanzten einige Atemzüge auf der Gischt der Wellenkämme, streckten ihren Kopf in den diesig grauen Himmel, der Italia zu umgeben schien und verschwanden wieder in den Tiefen des Wassers. Die Seeleute warfen ihnen noch schnell einige Gaben hinterher, murmelten einige Gebete, waren dies doch die Tiere der Nerines des Meergottes, die die Seeleute beschützten und, wie man munkelte, angeblich das ein oder andere Mal aus den Armen der See erretteten. Hannibal stand am Bug, blickte einen Augenblick auf die Delphine hinab. Gleichwohl es ihm immer noch Hunde elends ging, glitt ein Lächeln auf seine Lippen. Seine Augen richteten sich gleich darauf auf das Land, Ostia kam immer näher und das hektische Treiben auf dem Schiff wurde noch emsiger. In Hannibals Augen wirkte es hektisch, im Grunde waren es doch feste Handlungen, die die Mannschaft schon seit vielen Jahren tätigte und die ihnen in Fleisch und Blut übergegangen war. Aus den Augenwinkeln bemerkte Hannibal auch kurz die Flavierin, ließ sie jedoch in Ruhe, so wie sie es auch die Fahrt über gewünscht hatte. Das Schiff hielt mit der Bugspitze direkt auf Ostia zu, nahm dann jedoch noch etwas weiter an Fahrt auf, einige der Segel wurden schließlich gerafft und das Handelsschiff glitt auf den nördlichen Hafen von Ostia zu, den großen Warenumschlagplatz Italias. Zahlreiche andere Schiffe drängten sich in das Hafenbecken, ägyptische Handelsschiffe, römische Corbitae, wie das auf dem sie reisten, und andere exotischere Schiffe lagen hier vor Anker. Auch die Corbita aus Hispania landete in diesem Hafen. Die Habseligkeiten der Patrizierin wurden an Land gebracht, ebenso Mann und Maus, oder mehr die Sklaven und der jungen Flavierin wurde ebenso Bescheid gegeben. Hannibal wandte sich derweil schon an Land an Sciurus. „Ich organisiere eine Sänfte für die Herrin. Dort drüben ist eine gute Taberna. Sie kann sich dort kurz erfrischen.“


    Hannibal wandte sich von Sciurus ab, überließ ihm die Unterhaltung der Patrizierin und marschierte durch das aufkommende Getümmel um das Handelschiff. Einige Strassenkinder lauerten schon am Hafenkai, um Waren zu stibitzen oder Reisende an zu betteln. Grob schob Hannibal diese zur Seite und ignorierte auch die Händler, die allerlei Schnickschnack in Bauchläden vor sich her trugen und sich gleich mit lautstarken Anpreisungen auf die patrizische Reisegesellschaft stürzten. Hannibal verschwand in der Menge der Menschen. In Ostia kannte sich Hannibal durchaus aus, nicht nur, weil er hier vor einiger Zeit einen Mordanschlag geplannt hatte. So war es nicht schwer, einen Betreiber zu finden, der Sänften an die ankommenden Reisenden vermietete. Einige Worte wurden gewechselt, einige Münzen überreicht und eine viertel Hora später trabten einige tief braun gebrannte Sklaven mit einer Ebenholzfarbenen Sänfte wieder in Richtung der Taberna am Hafenbecken, die zu der gehobeneren Sorte gehörte, gerade auf hoch stehende Reisenden ausgerichtet war und den Namen 'Zum goldenen Neptun' trug. Die dunkelblauen Vorhänge der Sänfte flatterten ein wenig, als die Sänfte vor der Tür auf die Pflastersteine herunter gelassen wurden. Hannibal wies die Sklaven an, dort zu warten und suchte die kleine Reisegesellschaft auf. Stumm deutete er den Sklaven, das Gepäck zu verladen und wandte sich dann, schon etwas weniger grünlich im Gesicht, aber immer noch mit einer ungesunden Farbe, an die Patrizierin. Vollendet verbeugte er sich vor ihr, derartige Gesten wurden ihm schließlich in die Wiege gelegt. „Domina, die Sänfte steht zur Weiterreise bereit.“

    Nur noch einen Pallazipfel konnte Hannibal von der jungen Frau erhaschen und wandte sich um. Stumm und mit den Sklaven, die ihm bei der Suche nach den Räubern eigentlich hatten helfen sollen, trat Hannibal auf die Planke des Schiffes und nahm die wenigen Schritte auf das Deck hinauf. Der üble Salzgeruch stieg ihm in die Nase, der sich mit den Resten der Menschen und den Ausscheidungen der Möwen zu einer schier unerträglichen Geruchsmischung vermengten. Hannibal wurde schon durch das wenige schwanken abermals übel und hielt die Luft an. Erst als die letzten Ballen, die Waren für das Schiff aufgeladen war und der dicke Bauch des trägen Schiffes gefüllt, wurde die Planke von dem steinernen Kai hochgezogen. Aufgeregte Stimmen mischten sich mit den Befehlen des Kapitäns und schon stachen die Ruder in das Wasser. Hannibal trat sicherheitshalber schon in die Nähe des Speiloches, wusste er doch, was passieren würde, wenn sie das Hafenbecken von Tarraco verlassen und in die Wellenkämme der offenen See tauchen würden. Hannibal lehnte sich gegen die Rehling und betrachtete aufmerksam das Land und die Häuser. Eigentlich fast zu schade, dass sie nicht hatten länger in Hispania bleiben und Hannibal das Land und die Leute etwas kennen lernen können. Hannibal zuckte mit der Schulter, streifte Sciurus mit einem uninteressierten Blick und wandte sich dann wieder dem Land zu. Und schon verließ das Schiff Hispania und insbesondere die große Hauptstadt, den Bug auf das Mittelmeer und dann in die Himmelsrichtung von Ostia gerichtet.

    Schon wenige Stunden nachdem Hannibal den schrecklichen Hafen, noch mehr das furchtbare Meer hinter sich gelassen hatte, hatte einer der Sklaven, der am Hafen nach dem Gepäck sehen wollte, ihn eilends wieder an ihrem letzten Treffpunkt erreicht. Verwundert hörte sich Hannibal die Worte des Sklaven von hastigem Aufbruch, Schiffreise und sonstigen Horrorgeschichten an. Somit war Hannibal wenig Zeit geblieben etwas über die Elephanten heraus zu finden, geschweige denn adäquate Maßnahmen gegen diese Verbrecher und dreisten Wegelagerer zu ergreifen. Seufzend, nicht weil seine Zeit so knapp bemessen war, sondern wegen der Wahl des Reisegefährtes, hatte er sich mit den wenigen Sklaven wieder zum Hafen aufgemacht und mit schon wieder kehrender Übelkeit die Worte von Sciurus vernommen. Aus den Augenwinkeln suchte Hannibal die junge Frau, die es so eilige hatte, als ob unterirdische Daimonen sie treiben würde. Die Dame schien es wahrlich eilig zu haben, nach Italia zurück zu kehren. Scheinbar war ihr nicht sonderlich daran gelegen, dass die Wegelagerer ihre gerechte und auch erforderliche Strafe erhielten. Hannibal war es gleichgültig, nur die drohende Schiffsreise nicht. „Nun, wenn sie es so wünscht.“, meinte Hannibal knapp. Er dachte kurz darüber nach, ob er nicht doch einfach in Hispania bleiben sollte, sich um die Angelegenheiten kümmern und dann über Land wieder nach Italia zurückkehren sollte. Hannibal kaute auf seiner Unterlippe herum, sah nachdenklich und mit Abscheu auf das Schiff. Nein, so würde er schneller wieder in Italia und bei seiner großen Liebe sein. Dass ihm dort schlimmes bevor stand, das ahnte Hannibal zu dem Zeitpunkt noch nicht. Außerdem wünschte sich Gracchus die beiden Sklaven, Sciurus und auch ihn, als Eskorte für Minervina.

    Mit einer Hand beschirmte Hannibal seine Augen als er gen Himmel spähte und die Möwen betrachtete. Eine seltsame grüngräuliche Blässe hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt und das schon seit Tagen, genauso hatte er die letzten drei Tage fast gar nichts mehr zu sich genommen. Manche Menschen hatten schon nach ein oder zwei Tagen die Seekrankheit überwunden, bei Hannibal dauerte es stets länger. Mit einer Hand hielt sich Hannibal an der Rehling fest als das Schiff gegen die Steinmohle, welche mit Stoffballen gedämpft wurden, krachte und die Seile ausgeworfen wurden, damit es nicht wieder auf das Meer abtrieb. Hannibal war als einer der ersten auf der Planke und unterdrückte auf dem Land angekommen nur schwerlich das Bedürfnis, sich auf den Boden zu werfen und den Göttern für die sichere Ankunft, überhaupt für das Ankommen, zu danken. Er liess es. Denn er hatte schon genug Spott in den letzten Tagen ertragen müssen und es hörte jetzt auch nicht auf. Eisig schweigend sah Hannibal kurz zu Sciurus, hatte schon längst beschlossen, dessen Sticheleien einfach zu ignorieren. So tat er es und sah sich am Hafen um. Als eine Möwe laut aufkreischte, einige Kisten polternd auf dem Steinsteg landeten, vernahm er die Worte das Kapitäns und die 'Anweisungen' von Sciurus. Grimmig wollte Hannibal einige boshafte Worte erwidern, glaubte in den Worten mit den Elefanten abermals einen subtilen Spott erkennen zu können, doch Sciurus war schon entschwunden.


    Glücklich spürte er wieder den festen Boden unter seinen Füßen, wenngleich er auch immer noch glaubte, das ewige Schwanken unter sich zu verspüren. Hannibal hielt sich an einer Kiste fest, sog die Luft tief durch seine Nase ein und musste abermals ein Würgen unterdrücken als ihm der Gestank des Hafens durchdrang. Nachdenklich sah sich Hannibal um und betrachtete die Strassen, die vom Hafen weggingen, die vielen roten Dächer der großen hispanischen Stadt, den entfernten Circus, Dächer großer Tempel oder die Regia des Proconsuls, die selbst noch am Hafen gut zu sehen war. Zumindest glaubte Hannibal, dass es diese sein müsste. In Tarraco und Hispania war er noch nie vorher gewesen. Hannibal richtete sich auf und deutete mit Kinn und wenigen Worten den Sklaven ihm zu folgen. Zuerst würde er sich auf die Suche nach einem Regionarius machen, womöglich in der Regia vorbei sehen. Hauptsache er müsste sich nicht mit der ausgebüxten Flavierin, weibliche Flavierinnen waren mitunter sowieso sehr schwierig, beschäftigen müssen. Seine Schritte gingen in einer der Strassen und schnell, so würdevoll es ging, entfernte sich Hannibal vom Schiff und Hafen...

    Verächtlich schnaubend stob der Atem durch die Nase der Frau, Feles, wie wir nun erfahren haben. Sollen wir einen kleinen Exkurs, ein Rückblick zudem, auf das Leben und Leiden der jungen Feles werfen. Angefangen mit ihrer Geburt zwischen dem Dreck der Subura, einer lieblosen Mutter, die sie in Lumpen gehüllt auf einem dreckigen Fass zurück ließ und dem Glück, was sie nur den Göttern verdankte, dass sich jemand dem plärrenden Kind erbarmte und es nicht wie ein Sack mit jungen Katzen in dem Tiber versenkte? Sollen wir erzählen, was für eine unrühmliche, unglückliche Kindheit die Frau namens Feles hatte, die Schläge ihres Adoptivvaters, der seiner Frau grollte, das Kind aufgenommen zu haben? Oder das zweite Mal weggegeben zu werden, nachdem ihre Adoptivmutter an dem gelben Fieber gestorben war? Hach, die Liste von Unglück und tragischen Dingen ist bei Feles wahrhaftig lang und ihre Untaten, meist kleinere Vergehen, genauso. Doch nun glaubte Feles endlich den Schritt geschafft zu haben, wo sie richtig Geld verdienen könnte, indem sie….Moooment! Wir werden wohl kaum das Ende dieser Geschichte verraten. Was für Erzähler wären wir, geneigter Leser, würden wir nun jetzt die ganze Spannung nehmen? Darum zurück einfach zu dem Carcer und was wir von Feles selber erfahren können. Jegliche sonstige Ausflüge in die Vergangenheit werden wir uns ersparen.


    Rote und schwarze Punkte erschienen vor Feles Augen und sie stöhnte leise. Ihr Spott und ihren Hohn, vorgetragen um ihre Angst zu verbergen, waren entschwunden. Gierig starrte sie auf die Kelle mit Wasser, zerrte, trotz der Ermahnung an den Fesseln, und ruckelte mit dem Stuhl näher an die Gitterstäbe. Heftig schaukeln kam sie bis zu der Kelle und gierte nach dem Wasser. „Ich…ja, so nenne ich mich auch…“, gab sie zischend von sich, beugte sich nach vorne, doch die Stricke hielten sie fest. Ihre fiebrig glänzenden, wirr guckenden Augen stierten auf die Wasseroberfläche, immer mehr schienen sich die Strudel zu drehen und dann sackte sie bewusstlos zusammen. Der Strudel ihrer Gedanken riss sie in ein dunkles Nichts. Ihr Kopf baumelte schlaff hinab, die strähnigen Haare hingen ihr vor dem Gesicht. Die Wunde am Nacken hatte nun ihren Tribut verlangt und Feles würde einige Zeit nicht mehr zu Bewusstsein kommen.

    Überrascht wölbte sich Satryus Augenbraue in die Höhe. Denn diese ungefähren Angaben hatte er auch von seinen Lupanarangestellten erfahren können. Zwei Tote, ein Messer, die Urbaner und das Fiasko. Satryus taxierte den Centurio, prüfend, ob dieser ihm noch einige wichtige Dinge vorenthalten wollte. Es war zu vermuten. Aber es war wie mit Wasser und Feuer, Nacht und Tag, Sonne und Mond, selten passten sie zueinander und Hand in Hand arbeiteten sie auch kaum. So war es genauso zwischen Männern, wie Satryus, und den Soldaten des Kaisers, die doch ständig, sofern sie nicht bestochen waren, darum bemüht waren, den Quell von Satryus Hauptverdiensten abzuschneiden und ihm das „Handwerk“ zu legen. So lehnte sich Satryus zurück und nickte unbestimmt. Er würde seine eigenen Männer darauf ansetzen müssen und natürlich die unnütze Person, die sich eigentlich darum hätte kümmern müssen, dafür bestrafen.


    „Das ist wirklich eine sehr tragische Angelegenheit. Die Leichen der beiden Toten werden mir doch wieder ausgehändigt, oder? Schließlich möchte ich dafür sorgen, dass sie ein würdiges Begräbnis bekommen. Dessen können sich meine Angestellten sicher sein.“
    Das war noch nicht mal gelogen, denn Satryus legte durchaus Wert darauf, dass die religiöse Seite und auch die Behandlung der eigenen Toten würdevoll vonstatten gingen. Bei seinen Gegnern war er freilich nicht so zimperlich, die ließ er oft in den Tiber werfen oder versenkte sie in Jauchegruben.


    „Nun, wie es scheint, werde ich nicht sonderlich viel Licht in die Dunkelheit bringen können. Dann werde ich einfach Deine Ermittlungen abwarten…“ Dreist gelogen, aber mit einem ausdrucklosen Miene völlig unverräterisch. „Und dann darauf hoffen, dass die Gerechtigkeit durch die kaiserlichen, tapferen Soldaten obsiegen wird.“ Satryus lachte höhnisch, aber lautlos und tief in sich drin, denn Iustitia war blind und somit ihre Helfershelfer oftmals auch. Satryus erhob sich. „Dann möchte ich Dir noch danken, für Deine Mühe mit dieser Angelegenheit.“

    Als der Schlag ausblieb, öffnete die Frau wieder ihre Augen und sah sich verwundert um. Was, der Soldat schlug sie nicht, trotz ihrer Beleidigung? Doch als sie das Wasser so lockend und melodisch in dem Dreck versickern hörte, schluckte die Frau und starrte Lupus hasserfüllt an. Denn scheinbar gehörte er zu der perfiden Art von Urbanern, die mit subtilen Methoden die Gefangenen quälte. Die Frau hatte schon davon gehört und sie presste ihre Lippen aufeinander. Als eine weitere Schmerzwelle durch ihren Körper raste, stöhnte sie leise auf und krallte ihre Finger in das Seil, was ihre Arme auf den Rücken gefesselt hielt. Abermals ließ sie eine erneute Welle erschaudern, die Pein, von den Gladiustreffern am Nacken, wenn auch stumpf, hielt sie einige Atemzüge in Schach. Dann wandte sie den Kopf zu dem Soldaten, aus ihren aufgesprungenen Lippen tropfte ein wenig Blut über ihre trockene Unterlippe und floss in einem schmalen Rinnsal dem Kinn entlang. „Name? Mein Vater hat mich nie gesehen, hat mir keinen Namen gegeben und meiner Mutter war ich egal. Aber manche nennen mich Feles.“ Natürlich hatte sie einen Namen, aber nicht von ihren Eltern. Sie leckte sich mit ihrer ausgetrockneten Zunge über die Lippen, erwartete jedoch nicht, Wasser zu bekommen.

    Zwei Katzen, die um einen Topf mit leckerer warmer Milch strichen, sich gegenseitig anfauchten und die Krallen zeigten, so kam es Satryus in jenem Momente vor. Nur, dass sie ihre Krallen und ihr gegenseitiges Vexieren auf sehr viel subtilerer Art durchführten. Satryus lehnte sich zurück und atmete genüsslich durch seine Nase ein, sog dabei den Geruch von Waffen und Rüstungen ein und unterdrückte ein dezentes Naserümpfen. Er mochte den Geruch von Waffenöl nicht sonderlich. „Aber natürlich und ich möchte in jeder Hinsicht Dir bei diesen Ermittlungen behilflich sein, Centurio. Schließlich liegt es in meinem Interesse herauszufinden, wer dort in meinem Lupanar sein Unwesen getrieben hat und warum. So etwas darf und wird sich nun mal nicht wiederholen.“ Der Mundwinkel von Satryus hob sich, er zeigte betont Verständnis, was einem Ausdruck von Entschuldigung vorausging. „Aber ehrlich gesagt, werter Centurio, ist mir schleierhaft, wie ich Dir noch behilflich sein kann, wenn Du mir nicht ein wenig an Informationen gibst, die mir vielleicht offenbaren könnten, wer es auf mein Besitz abgesehen hat? Denn im Moment tappe ich noch völlig im Dunkeln.“ Satryus Finger spielten dabei ratlos über sein weißes Seidengewand, scheinbar, und er nickte bedauernd. „Vielleicht magst Du mir wenigstens mitteilen, was überhaupt in meinem Lupanar passiert ist? Meine Sklaven waren völlig hysterisch.“

    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus
    Lupus schmunzelte, scheinbar ging es der Gefangen gut. Noch immer vor der geschlossen Gittertür stehen antwortete er ihr.


    Das kommt ganz darauf an.


    und wartete Geduldig, denn Wasser würde er ihr geben wenn sie etwas gesprächiger wurde auf ihr fragen, je länger sie wartete je Durstiger wurden die Gefangenen und je durstiger um so eher waaren sie bereit zu reden.


    Die Trockenheit mutete wie eine endlose Wüste in dem Mund der Frau an, deren Namen wir nicht kennen, genauso wenig, ob sie schuldig oder nicht schuldig ist. Doch möge der Leser dies selber beurteilen. Ungläubig starrte die Frau zu dem Soldaten hoch, zerrte an den Fesseln und schnaubte höhnisch. „Und worauf?“ spuckte sie ihm entgegen. „Wenn Du eine Frau willst, dann geh in das Lupanar in der Nähe, wo ihr mich fest genommen habt. Die nehmen alle Kunden, auch solchen Dreck wie Dich…“ Hätte die Frau noch genug Wasser im Mund gehabt, hätte sie ihm entgegen gespuckt. Doch ihr Mund war vollkommen ausgetrocknet und ihr immer noch sehr schwindelig. Ein kalter Schauder jagte ihr über den Rücken und der Schmerz zog von ihrem Nacken bis hinab in ihren Bauch hinein. Sie stöhnte leise auf und schloss die Augen, in Erwartung gleich einen festen Schlag spüren zu können. Sie kannte die Urbaner doch…