Beiträge von Lucius Aelius Claudianus Marcellus

    Der Patrizier ließ sich von einem seiner Sklaven die Türe zum Officium öffnen und deutete ihm dann vor der Türe zu warten. Er selbst betrat aufrecht und selbstsicher den Raum und ging auf den Scriba zu, den er mit einem kaum sichtbaren Kopfnicken grüßte. Auch ansonsten ließ er durch die Art seines Auftretens und seiner Aussprache keinen Zweifel aufkommen, dass er sich aufgrund seiner Abstammung für etwas besseres hielt.


    "Salve! Ich bin Claudius Marcellus, der Quaestor Consulum und wurde vom Consul geschickt um mich über den aktuellen stand der offenen Anträge zu erkundigen und gegebenenfalls in diese Einsicht zu nehmen."

    "Natürlich Consul! Meine Unterstützung in dieser Sache ist dir gewiss. Sobald ich alle notwendigen Unterlagen über die aktuellen Fälle zusammen habe, werde ich dich aufsuchen."


    Der Patrizier merkte spürte einen kühlen Luftzug auf seinem Oberkörper und tauchte etwas tiefer in dass Wasser, sodass nur noch sein Kopf herausragte. Gleichzeitig streckte er seine Beine nach vorne und begann mit kleinen kreisförmigen Bewegungen im Wasser zu treten. Vielleicht sollte er es seinem Vorgesetzten doch nachmachen und ein paar Längen schwimmen um seine Verspannungen los zu werden. Andererseits gab es ja auch die Möglichkeit im Anschluss eine entspannende Massage zu genießen.

    Mit einem solchen Angebot hatte der Patrizier nun wieder nicht gerechnet und stimmte diesem sofort mit einem Kopfnicken zu.


    "Wenn ich dir damit helfen kann, dann werde ich diese Aufgabe gerne übernehmen. Ich denke, dass ich in den nächsten Tagen auch die Ergebnisse zu meinem Cursus Iuris erhalten werde und habe eigentlich ein recht positives Gefühl, was diese anbelangt. Wenn du es also wünscht.....beim wem soll ich mich in der Basilica melden?"

    Mit sichtlicher Verwunderung sah der Patrizier seinen Besucher an. Schiedsrichter bei einem Gedichtwettbewerb? Damit hatte Marcellus nicht gerechnet, als er sich noch vor fünf Minuten fragte, was der Besucher wohl von ihm wollte. Und von welchem Cultus hatte der Mann da gesprochen? Neugierig fragte er zunächst nach, um etwas genauere Informationen zu erhalten.


    "Der Cultus Ishtaris?"

    Der Patrizier brach nicht gerade in Freudentänze aus, als der Consul ihn mitteilte, dass er die meiste Arbeit allein erledigen konnte. Immerhin war es seine Aufgabe und er hoffte, dass es ihn nicht eines Tages auf den Kopf viel. Als er jedoch die Frage seines Vorgesetzten hörte, musste er schmunzeln.


    "Um ehrlich zu sein bin ich gerade dabei und hoffe sie bald abgelegt zu haben. Warum fragst du?"

    Kurz nachdem die Sklavin gegangen war, betrat Marcellus das Atrium. Man konnte ihm die Verärgerung über die Sklavin noch etwas ansehen, er versuchet sich jedoch nun auf seinen Besucher zu konzentrieren. Nachdem er den Mann nicht kannte, musste es sich um ein amtliches Gespräch oder zumindest etwas in der Art handeln. Als er auf seinen Gast zuging überlegte er noch einmal schnell, welchen Namen die Sklavin gesagt hatte und begrüßte ihn mit einem erhabenen Kopfnicken.


    "Pompeius Antipater! Willkommen in der Villa Claudia! Du hast nach mir verlangt – was kann ich für dich tun?"

    Marcellus, der gerade hinter seinem Schreibtisch saß und ein paar Schriftrollen studierte, sah verärgert auf, als die Sklavin sein Zimmer betrat und ihn ansprach. Sie hatte großes Glück, dass sie einen solch guten Grund wie diesen Besucher vorweisen konnte, sonst wäre sie wohl nicht ganz straffrei aus der Sache heraus gekommen. Der Patrizier nickte nur und er hob sich. Dann richtete er sich seine Tunika zurecht und verlies das Zimmer in Richtung Atrium.

    Der Patrizier konnte gar nicht schnell genug reagieren, da war der Consul bereits im Wasser und schwamm mit schnellen und eleganten Schwüngen durch das Becken. Wesentlich gemäßigter ging Marcellus diesen Thermenbesuch an. Er drückte einem der herumlaufenden Sklaven sein Badetuch in die Hand. Dann betrat er selbst das Becken und glitt in das angenehm warme Nass. Langsam ging er in Richtung der Steinstufen, die am Rand des Beckens eingearbeitet waren und es den Besuchern ermöglichten dort Platz zu nehmen, als auch schon wieder der Consul angeschwommen kam. Marcellus setzte sich und sah in seine Richtung, als dieser in ansprach.


    "Da kann ich nur zustimmen. Allerdings muss ich auch gestehen, dass unsere Amtszeit doch einigermaßen Ruhiger verläuft, als ich es mir erhofft habe."

    Kurz nach dem Consul, betrat auch Marcellus die Thermenhalle. Er ließ seinen Blick durch die weitläufige Halle schweifen, bis er unter all den anderen Besuchern schließlich Lucianus erblickte und auf diesen zusteuerte. Auch wenn der Besuch in den Thermen völlig ungeplant und überraschend kam, war der Patrizier froh, sich so etwas Auszeit nehmen zu können. Als er den Consul erreicht hat, deutete er mit der Hand auf das Becken.


    "Wollen wir?"

    "Gut! Ganz wie du es für Richtig hältst Consul. Ich hoffe du behältst Recht damit, dass der Senat alle und vor allem die richtigen Informationen erhält und nicht nur jene, die er glauben soll."


    Damit gab Marcellus ganz klar preis, dass er dieser Aussage seines Vorgesetzten eher skeptisch gegenüber stand. Und warum sollte er auch nicht! Seit wann gaben die Prätorianer freiwillig Informationen heraus und seit wann hatte man Einblick in Berichte der Cohortes – selbst wenn man Senator oder gar Consul war. Er konnte jedenfalls an der Entscheidung des Consuls nichts ändern und nahm sie missmutig zur Kenntnis. Auf den Wink ein Bad zu nehmen, reagierte er mit einem zustimmenden Nicken.


    "Gerne Consul."

    Endlich hatte Marcellus den Consul gefunden. Bei seiner Ankunft am Haus der Vinicier, hatte man ihm mitgeteilt, dass der Consul wohl zu einem Spaziergang durch die Stadt unterwegs war und so hatte sich der Patrizier aufgemacht ihm zu suchen. Wo sollte denn der Platz eines Quaestor Consulums sein, wenn nicht direkt beim Consul. Außerdem wollte er mit dem Consul über etwaige Aufgaben sprechen, die man ihm übertragen konnte. Als er den Consul und dessen Liktoren erblickte, steuerte er schnellen Schrittes auf diese zu und nickte grüßend.


    "Salve Consul! Ich bin froh, dass ich euch endlich gefunden habe."

    "Natürlich Consul! Ganz wie du es für richtig hältst. Wie kann ich mich am Conventus einbringen? Soll ich irgendwelche Vorbereitungen treffen oder mich mit bestimmten Themen beschäftigen."


    Insgeheim hoffte Marcellus natürlich, dass der Consul ihm bis zu diesem Conventus keine Sonderaufgaben gab und er alles weitere vor Ort erfahren würde.

    „Ich denke, dass es wohl eher an dir liegen wird, wie ich meine Arbeit als Quaestor ausfüllen kann. Mein vorrangigstes Ziel ist es, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und dich bestmöglich in deiner Arbeit zu unterstützen. Wie dies jedoch ablaufen wird, möchte ich ganz dir überlassen. Wenn du möchtest arbeite ich selbstständig und erfülle die mir gestellten Aufgaben, oder aber ich bleibe an deiner Seite und unterstütze dich direkt.“

    Der Patrizier tat wie im geheißen, ließ seine Sklaven vor dem Haus warten, um vor seiner Sänfte Wache zu halten und trat in das Atrium. Interessiert sah er sich um. Die Gens Vinicia war zwar eine Plebejerfamilie, aber irgendwo hatte Marcellus gehört, dass sie dem Adel abstammte. Ein kleiner Trost an dem er festhalten konnte, wenn er als Queastor eines plebejischen Consuls seinen Dienst tat. Aber nun musste er sich seinen neuen Vorgesetzten erst einmal vorstellen.