Beiträge von Decimus Artorius Corvinus

    Ungefragt nahm sich Corvinus die Dreistigkeit heraus, sich zu setzen, wenn es ihm schon nicht angeboten wurde und atmete tief durch. Wo sollte er beginnen? Am besten beim Anfang, schalt er sich und lehnte sich zurück, ihn stumm einige lange Momente musternd, ehe er begann.


    "Ich weiß nicht, ob es dir bekannt ist, aber der Aedil plebis, Caius Helvetius Tacitus, ist nach Ostia gezogen, was eine ziemlich unverfrorene Unverschämtheit ist, wenn man die Traditionen des Cursus Honorum betrachtet. Ein jeder Mann des CH hat seinen Wohnsitz während seiner Amtszeit in Roma zu haben. Nun, im Moment scheint es, als wäre dies ein starker Nachteil, vernachlässigt er doch schmählich seine Pflichten als Aedil. Er redet zwar viel und hat die Zeit, unsere Patriziern die diversesten Dinge vorzuwerfen, aber hat er nicht Zeit, Gewerbegenehmigungen durchzusehen und zu genehmigen. Ich warte erst seit kurzem, aber ich habe Freunde, deren Fälle schon einige Wochen warten und es scheint sich immer mehr anzusammeln. Es scheint, als habe er vor, sich seine Zeit im Cursus Honorum schlicht abzusitzen und wie ein altes eifersüchtiges Huhn nach oben zu picken."

    Etwas irritiert hob Corvinus seine Braue, als Medeia mit dem Tribunus Plebis sprach, schwieg aber dezent und wartete ab. Reden ist silber, schweigen ist gold, heißt es und das hielt er nun auch ein, auch wenn er sicher nicht eingeschüchtert oder gar unter der Pantoffel wirkte. Er legte die Hände vor seinem Leib übereinander und bemaß den Volkstribun mit einem musternden Blick, denn das Gesicht würde er sich bestimmt merken, auch wenn das Amt nun nur noch ein Schatten seiner selbst war. Corvinus war der Typ Mann, der die ehrliche Republik vorzog, auch wenn er Sympathien für den Cäsaren hegte. Der starke Mann, der einen Staat lenkt, hat auch seine Vorteile, wenn er ehrbar ist und das war der Cäsar ohnehin. Als Medeia den Tribun abgefertigt hatte, nickte er ihm noch flüchtig zu, dann ging er weiterhin neben ihr her.

    Eigentlich war es eher seine Art gewesen zu zögern, aber dieses Mal war es ihm doch etwas zuviel gewesen. Ob er es auf der Rostra hätte aussprechen sollen? Wer weiß, wer ihm zugehört hätte oder ob der Aedil ihm auf einmal Strafzahlungen in riesigen Höhen aufgeschwindelt hätte. Er kannte ihn nicht persönlich, aber dennoch war er unzufrieden und diesem Ärger musste er einmal Luft machen. Recht energisch pochte er mit seiner Faust an die hölzerne Türe, die an dem Officium war, trat ein und nickte dem Tribunus Plebis zu.


    "Salve. Mein Name ist Decimus Artorius Corvinus. Wir müssen sprechen."

    Lachend schüttelte Corvinus den Kopf und nahm die Trauben und anderen Speisen entgegen, die Marcella und Ceadh servierten. Er schenkte Uranius einen Becher voll ein und bot ihn ihm dar, ebenso ein paar Weintrauben und andere Speisen.


    "Nein nein, wir wollen dich nicht los werden. Wie gesagt, ich selbst arbeite in Ostia, das ist auch sicher 15 Meilen von hier entfernt. Wenn du in Rom bleiben möchtest und dich einfach ein wenig in aller Ruhe umsehen, dann verstehe ich das genauso, als wenn du dir so schnell wie möglich eine Beschäftigung suchen willst, um dir etwas Geld zu verdienen. Leider sieht es in Rom sehr karg aus, was Arbeit in der Verwaltung anbelangt."

    Zitat

    Original von Caius Octavius Cato
    Auf seinen letzten Kommentar antwortete ich nichts und beließ es dabei.

    "Nun was hällst du von 2,20 Sesterzen?"


    fragte ich den geschäftstüchtigen Mann.


    "2.20 klingt schon besser. Wieviele Töpfe willst du verkaufen? Siebzig kann ich dir pro Woche abnehmen. Wobei nicht sicher ist, dass ich jede Woche siebzig Töpfe benötige, das kommt einfach auf die Nachfrage nach Honigwein an."


    Nachdenklich sah Corvinus den Mann an.

    Diotima musste breit schmunzeln, dann griff sie nach zwei Bechern und befüllte den einen mit dem anderen, mit dem sie direkt aus dem Fass schöpfte.


    "Wie heißt du denn, meine Guteste?"


    fragte sie, während sie ihr den Becher Wein auf den Tresen stellte und sich auf die Arme stützte.


    "Das is der Vinum Vesuvio, falls du den kennst. Unser Geschäftsführer keltert den."


    Währenddessen bot sich im Hintergrund wieder ein lustiges Schauspiel, Bacchus hatte Orpheus mittlerweile am Hosenbund gepackt, beim Hinterteil und schüttelte den frechen Frevler mit der Lyra ordentlich durch, während die Mänaden sich hinter einer Säule versteckt hatten und ihn anfeuerten - die Nymphen die Orpheus begleiteten, begannen jedoch, Bacchus mit geschüttelten Fäusten zu drohen und keiften ihn wild an, ein Szenario, das vielen ein Lachen entlockte.

    Gerade wollte er zu einer Antwort ansetzen, da hatte sie schon die Kätzchen entdeckt und er verblieb bei einem stummen Lächeln. Es berührte ihn zutiefst, wenn etwas solchen Gefallen bei ihr hervorrief, vor allem, wenn es sich um Tiere handelte.


    "Sie sind wundervoll, ja... die beiden sind mir vor ein paar Tagen im Hafen über den Weg gelaufen und ich habe sie mitgenommen und etwas gefüttert, seitdem wollten sie hier nicht mehr weg und jagen für mich Ungeziefer."


    Er stellte sich neben sie und legte ihr eine Hand auf den Rücken, leise lachend, als der Schmetterling nun zu hoch flog, als dass die beiden ihn hätten erhaschen können, kurze Zeit sahen sie ihm nach, dann blickten sie zu Hypathia und stapften mit hochaufgestellten Schweifen auf sie zu, beide schnupperten vorsichtig an ihrer Hand und während das Kätzchen den Kopf in ihre Hand schmiegte und zufrieden zu schnurren begann, ging der Kater langsam an ihr vorbei, strich dabei fest an ihrem Bein entlang und zog dann einen Achter um Corvinus Beine, ehe er wieder zu Hypathia zurückkehrte und ebenso leise zu schnurren begann.


    "Hättest du denn Namen für die beiden, hm?"

    Diesmal waren es vier Wachposten am Tor, die ewig fleißigen Miles, die die Porta bewachten und dafür sorgten, dass niemand falsches in die Stadt hineinkam. Der wachhabende Miles griff sich kurz an den Helm und nickte den anderen zu, dass er nun diesen Mann übernehmen würde, dann stieß er sich von der Wand ab und sah in die Kutsche, um Furianus unbeeindruckt zu mustern. Als das geschehen war, drehte er sich um und nickte dem Sklaven zu.


    "Er darf passieren. Viel Glück auf euren Wegen."

    Ein verschmitztes Grinsen huschte über seine Züge und er nickte ihm zu.
    "Wenn du dich mit dem Kelter auskennst, fühle dich frei, zu arbeiten. Ansonsten.. hm. Du könntest nach Misenum oder Mantua ziehen und dich dort hocharbeiten, ich bin mir sicher, du hättest dort Zukunft. Leider haben beide Nachteile... in Mantua herrschen die ziemlich traditionalistischen Aurelier vor, in Misenum die fragwürdigen Sergier. An deiner Stelle würde ich Misenum vorziehen, denn unsere Gens stammt ja aus Kampanien. So du überhaupt dazu bereit bist, woanders hin zu ziehen."

    Corvinus schüttelte entschieden den Kopf und legte die Fingerspitzen aneinander, wobei er mit den Handflächen ein umgedrehtes V bildete. Nachdenklich sah er ihn an und wippte leicht mit dem Stuhl.


    "Nein, tut mir leid. Ich habe schon jemanden, der mir für 2.30 Sesterzen soviele Honigtöpfe liefert, wie ich brauche. Und ich brauche bloß siebzig in der Woche, keine hundertfünfzig auf einmal. Wer hat dir denn beigebracht, Honig in "Einheiten" zu bezeichnen?"


    Angesichts der ungewöhnlichen Bezeichnung musste Corvinus nun doch ein wenig schmunzeln.

    Corvinus sah den etwas übereilten Octavier überrumpelt an und blinzelte erst einmal. Dann nickte er langsam und lehnte sich zurück.


    "Salve erst einmal. Setz dich, mach es dir schön bequem, nimm dir eine Traube. Also... über welche Dimensionen sprechen wir und vor allem - über welchen Preis?"

    Die Taberna war halbvoll, war es doch erst früher abend und die meisten braven Römer kamen erst von ihrer Arbeit nach Hause. Diese Woche war die Sage um Orpheus die Thematik in der Taberna und so stand in der Mitte auf der Bühne ein schöner junger Mann in griechischer Kleidung mit dunkelbraun gelocktem Haar und einer Lyra in der Hand, der eindeutig Orpheus selbst darstellen sollte. Um ihn herum schwirrten acht Nymphen, teils als Wald-, teils als Flussnymphen verkleidet.


    Auf der anderen Seite der Bühne tanzen ein paar Mänaden um jemanden herum, der allem anschein nach Dionysos darstellen sollte. Eifersüchtig blicken sie zu dem schönen Jüngling, doch als er seine Lyra spielt, sehen sie etwas besänftigter drei und tätscheln den etwas dickeren Bauch des Dionysos. Ein kleinerer Mann mit Satyrmaske sprang belustigt herum und wackelte mit den Beinen, die er in fellige Hosen gekleidet hatte, an denen eine Unzahl Schellen hang. Dazu - und passend zur Melodie des Orpheus - spielte er mit seiner Panflöte begleitend mit.


    Diotima sah dem jungen Octavier noch etwas missgelaunt nach und wusch ein paar Becher rein, um sie verkehrt zum trocknen aufzustellen. Eigentlich merkte man ihr an, dass sie ziemlich zupacken konnte, auf jeden Fall wurde selten so energisch etwas geputzt. Schließlich fiel ihr Blick auf Hypathia, sie runzelte die Stirn und hielt inne.


    "Salve und willkommen in den Mänaden. Ich habe dich noch nie hier gesehen.. du bist nicht oft hier, oder? Möchtest du vielleicht etwas trinken? Dann kannst du dich auch hinsetzen und das Schauspiel genießen.", überfiel Diotima Hypathia mit einem Wortschwall ihrer alt-lastigen Stimme.

    Irgendwo im Hintergrund wurde nun mit schrillen Tönen eine Lyra gestimmt, während zwei Flötenspieler versuchten, einander mit den Flöten zu duellieren, indem das Flötenspiel immer schneller und waghalsiger wurde. Zwei hübsche Sklavinnen begannen unterdessen, die ganze Taberna zu dekorieren.


    "So, den Geschäftsführer? Nun, dann nimmst du entweder mit mir vorlieb, Süßer, oder du reist nach Ostia, wo Corvi gerade seine Arbeit verrichtet. Aber keine Angst, wir sind Geschäftspartner. Das heißt, ich kann genauso Geschäfte abschließen wie er."

    Diotima, die große Frau an der Bar, richtete gerade ihre aufwendige Perücke, als sie sich des Mannes gewahr wurde. Irgendwie stimmte alles an Diotima nicht, die Brüste waren einen Tick zu groß, die Perücke ein Itzelchen zu rot und die Stimme... nun ja, es war eine mächtige Altstimme. Sie wischte gerade mit einem Leinenfetzen die Theke ab, in der Taberna war gerade erst der Betrieb aufgenommen worden. Irgendwo im Hintergrund zwängten sich Tänzer in ihre Kostüme, Musikerinnen halfen ihnen kichernd dabei und derlei Dinge.


    So fiel Cato eigentlich recht schnell auf und Diotima wandte sich ihm zu und lehnte sich nach vor auf die Theke, drückte die starken Oberarme etwas zusammen, so dass die Oberweite noch üppiger schien, auch wenn Diotimas Stola hochgeschlossen war.


    "Wie kann ich dir helfen, mein Lieber? Möchtest du etwas zu trinken?"

    Das vergnügte, aber doch sehr friedliche Schmunzeln auf Corvinus Lippen zeugte von seinem Amusement, als er ihr ein leichtes Wein-Wasser-Gemisch einschenkte. Eigentlich sah man es ihm schon an der Handhabe der Kanne an, dass er es gewohnt war, einzuschenken, dass es ihm verhasst war, jegliche körperliche Arbeit von Sklaven erledigen zu lassen, war eines der Dinge, die er ihr lieber verschweigte, wer wusste schon, wie eine Patrizierin darauf reagieren würde.


    "Oh, es geht Artoria Medeia schon um einiges besser, auch wenn sie von der Behandlung des medicus noch ein wenig geschwächt ist. Ihr Sklave kümmert sich recht gut um sie und die Arbeit der Quaestrix... nun, ich gehe ihr zur Hand, wo ich nur kann. Aber sie trägt nur den Schrecken und eine kleine Narbe davon.", beruhigte Corvinus seine ehemalige Arbeitgeberin.