Beiträge von Decimus Artorius Corvinus

    Langsam aber sicher wunderte er sich über die nun sehr lange Mittagspause der magistrata, ließ die Akten liegen, die er ihr eigentlich zukommen lassen wollte und begab sich zum Officium von Catilius. Auf dem Weg strich er seine Tunika glatt und ließ sich ein paar Gedanken durch den Kopf gehen. Vorsichtig klopfte er an die offen stehende Tür und sah zu ihm.


    "Salve Caecilius Catilius. Ich hörte, du lässt dich gar nicht zu den Wahlen für die Curie aufstellen? Hat das einen besonderen Grund?"

    Sorgenlos schlenderte Corvinus über den Markt und nutzte die spärliche Freizeit, um sich eine neue Tunika zu leisten, denn die hatte er sich redlich verdient, befand er. Außerdem wurden die Tuniken langsam knapp, zwei hatte er mit Weinflecken zu Arbeitstuniken gemacht, eine hatte Hypathia zerrissen ... und eine andere wurde einem peinlichen Unfall im Hinterzimmer der Mänaden zum Opfer. Aber niemand hatte es gemerkt und das war ganz gut so. So stand er einige Zeit bei einer Schneiderin und erwarb sich zwei neue Tuniken der Marke extraweich und anschmiegsam - soviel musste man sich leisten können. Am nächsten Stand leistete er sich ein paar Datteln und Feigen und knabberte vorsichtig an einer, um mit geschlitzten Augen zur Konkurrenz, einem anderen Weinstand zu blicken und dessen Preise mit Argusaugen zu betrachten. Pah, er mochte billiger sein, dafür hatte er aber auch sicher an Gewürzen gespart, merkte er auf und schlenderte weiter. Diese Feigen waren auch wirklich zu lecker, den Händler musste er sich merken, damit er ein paar Schalen voll für das Fest in Ostia kaufen konnte.


    Abrupt hielt er inne, über den linken Arm die beiden Tuniken gehängt, in der Hand ein paar der süßen Früchte haltend und jene mit der rechten Hand naschend, als er Caecilius Crassus und Iulia Helena beisammen stehen sah. Seine Mundwinkel hoben sich und kannte man ihn näher, dass dieses vergnügte Grinsen, das er nun zur Schau stellte, eindeutig mehrdeutig war.


    "Salve Caecilius Crassus.. salve Iulia Helena. Habe ich da etwas noch nicht mitbekommen?"

    Ein paar Sorgenfältchen bildeten sich auf Corvinus Stirn. War das nun..? Er klang irgendwie so, als hätte er mehr zu verbergen als gut für ihn - gut für Corvinus - war. Gut, er hatte ihn noch nicht gebeten, sich zu setzen und setzte sich trotzdem, was nicht unbedingt für ausgefeilte Manieren sprach. Aber das war egal und so hörte er seinem Gegenüber zu, bis es geendet hatte, worauf die Braue des Rabengleichen etwas gehoben war. Eine Frau wollte er ihm anbieten? Eine Sklavin? Was dachte er, wo er hier.. hm. Die Beschreibung klang wirklich verlockend und er konnte seine Neugier nicht einfach unterdrücken.


    "Du sprichst in höchsten Tönen von ihr, nehme ich aber an, dass sie eine Sklavin ist und nicht deine Geliebte, die du mir hier verkaufen willst?", begann er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Ich muss zugeben, du hast mich neugierig gemacht und hier wäre sie nicht schlecht aufgehoben, wenn sie tatsächlich eine solche Frau ist, wie du sie beschreibst. Aber du verstehst sicher, dass ich sie gerne sehen würde, ehe ich zuschlage, Salvius Rufus. Wo.. könnte ich sie kennenlernen?"

    Auf ihre Bitte hin nahm Corvinus in einem der Korbstühle Platz und wandte sich zu ihr, leicht schmunzelnd. Wie immer war sie wundervoll 'gerichtet' und ein schöner Anblick, so lehnte er sich in den Stuhl hinein und stellte die kleine Amhpore in der Zwischenzeit auf seinem Schoß ab.


    "Salve Tiberia Livia. Ich danke dir und die Freude ist ganz meinerseits. Nun.. meine Arbeit begräbt mich fast.", scherzte er lächelnd und neigte sein Haupt, um ihr anzudeuten, dass es ihm nicht unbedingt missfällt. "Ich habe mir erst einen kleinen Kelter geleistet, doch dann wurde das Attentat auf Artoria Medeia verübt, wie du vielleicht hörtest. Also wurde ich ihr vilicus, helfe ihr bei der Ausübung ihres Amtes und verwalte alles andere.. sowie die Taberna, die sie besaß. Zudem bin ich nun Scriba in Ostia und hoffe darauf, magistratus zu werden. Du siehst.. gelangweilt habe ich mich nicht."


    Sachte legte er die Hände glatt auf der kleinen Amphore ab, um sie ihr schließlich anbietend entgegenzuhalten.


    "Ich habe dir ein kleines Geschenk mitgebracht. Eine Amphore des Weines mit der gelungensten Gewürzmischung, wie ich finde."

    "Ach, es soll ganz gut laufen. Metellus braucht noch viel Übung, aber Thrax zeigt sich ganz gut. Mehr weiß ich leider noch nicht, ich engagiere mich erst seit kurzem in der Factio...", schmunzelte er und schwenkte den Becher, dann amüsiert mit gehobener Braue zu Constantius sehend. "Ruhm und Ehre für Russata und Veneta. Auf dass die Veneta uns nicht nur von hinten zu sehen bekommt.", lachte er vergnügt und hob seinen Becher an.

    "Ich weiß, ich weiß.. neben dem Kelter und der Taberna arbeite ich noch in Ostia als Scriba und hoffe nun auf den Posten als magistratus. Ich arbeite dort mit einem deiner Verwandten zusammen.. Caecilius Catilius."


    "Die Mänaden? Die sind in der Nähe der Thermen, nur ein paar Straßen weiter.. ich danke dir. Das Weingeschäft läuft im Moment recht gut, das heißt, so schlecht kann er gar nicht sein.", musste Corvinus grinsen und zog den Korken aus der kleinen Amphore. "Ich hoffe, er schmeckt dir. Wir haben verschiedene Gewürzmischungen ausprobiert, um den Wein ein wenig zu süßen und das ist meiner Meinung nach die beste. Vielleicht ein wenig einfallslos.. aber ich habe die Kelterei Vinum Vesuvio benannt.. nach einem der vielen Anbaugebiete, die es dort gibt und woher ich die meisten meiner Trauben beziehe."

    "Es scheint, du würdest ewig arbeiten.", schmunzelte Corvinus und nickte ihm leicht zu, auf einen der Stühle zugehend. "Sehr gern, ich danke dir."


    "Du erinnerst dich vielleicht, dass wir einmal über Wein sprachen? Seitdem ist viel passiert. Mittlerweile nenne ich einen Kelter mein eigen, führe eine Taberna... du bist herzlich dort eingeladen, wenn dir die griechische Lebensart zusagt und du einmal entspannen möchtest."


    So stellte er ihm die Amphore auf den Tisch. Zumindest sah sie wie eine aus, aber kam nicht an die Höhe einer Amphore heran, war sie doch nur gute 40 cm hoch. Die griechischen Muster auf dem Gefäß wirkten farbenfroh und zeigten zwei Ringer, die verzweifelt versuchten, gegeneinander anzutreten. Oben war sie mit einem dicken Korken verschlossen.

    So folgte Corvinus dem Ianitor bis in Crassus' Cubiculum, sich aufmerksam auf dem Weg dort hin umsehend. Vorher der Tür hielt er inne, dann klopfte er an, um auf sich aufmerksam zu machen. Gekleidet war er eher schlicht in eine gegürtete Tunika und darüber trugt er ein Pallium, einen dünnen Überwurf, der wohl eher kühlen sollte und ein wenig vor der Sonne schützen, wofür es beim dunklen Teint Corvinus' wahrscheinlich ohnehin zu spät war. Aber es der helle, fast reinweiße Stoff stand in schönem Kontrast zu ihm. In seinen Händen hielt er eine kleine Amphore. So erhob er langsam das Wort, ihm zunickend.


    "Salve Caecilius Crassus. Ich hörte, dir ist es gut ergangen und wollte dir zu deinem neuen Posten als Prätorianerpräfekten gratulieren."

    In den Reihen der Russataanhänger rings um Corvinus war es recht still geworden. Metellus hatte noch viel zu üben, das wussten die meisten. Und während der arme Metellus immer abgeschlagener fuhr, unterhielten sich die Anhänger der Russata über Techniken, über verschiedene Streitwägen, Aufhängungen, diverse Achsen, unfaire Methoden und dergleichen.


    "Was meinst du, ob der.." - "Ach nein, das kann ich mir nicht vorstellen.."
    "Aber wenn ich es dir doch sage.." - "Brutus, du sagst so viel, wenn der Tag lang ist.."


    Und immer wieder ging ein leises Raunen durch die Menge, wenn Metellus sich nun doch daran machte, den Vorletzten fast einzuholen. Corvinus war amüsiert, denn würde es nach den Gesprächen gehen, die er so aufschnappte, müsste die Russata ihre Fahrer nur in den Reihen ihrer Anhänger rekrutieren und hätte mindestens 100 Spitzenfahrer, die auf der finalen Runde dem Fahrer der Praesina den nackten Hintern zeigen und dann durch die Ziellinie preschen würden. Aber er mochte es, so trank er seinen Wein und aß von den Würsten und vom Brot, während er seine Frau im Arm hielt.


    Er war zufrieden.



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    Er ließ sich vom Ianitor in das Atrium führen, sich neugierig umblickend. So lebte sie also. Corvinus musste wieder leicht schmunzeln und strich mit den Fingern über die kühle Amphore, eine kleine Melodie mit den Fingern darauf tippend, während er sich nach einer Sitzgelegenheit umsah. Er hatte nicht vor, sich ohne ihre Erlaubnis zu setzen, aber allein die Wähnung eines Stuhls oder einer Kline beruhigte ihn irgendwie, machte den Raum wohnlicher und gemütlicher.

    Als er sich sicher war, dass der Ianitor die Mädchen zumindest halbwegs abgefertigt hatte, trat Corvinus noch einen Schritt näher und strich mit der Hand ein paar Stellen der Toga glatt, dabei nach dem Blick seines Gegenübers suchend.


    "Salve, mein Name ist Decimus Artorius Corvinus. Ich war der Scriba personalis der Tiberia Livia und möchte sie nun gerne besuchen."

    Corvinus wog den Kopf leicht, als er den Eingang der Casa musterte. Netter Bau. Wie so oft hatte er eine kleine Amphore des eigenen Weins dabei - er war nicht sonderlich einfallsreich, was Geschenke anbelangte - und viel guten Willen. Was wollte er nochmal? Ach, nichts. Nur ein Freundschaftsbesuch, um den guten Willen aufrecht zu erhalten. Er hatte sie schon ein paar Wochen lang nicht mehr gesehen und war nun neugierig wie es ihr ergangen war.


    Noch ein Schritt.


    Die Toga saß perfekt und war verdammt heiß. Er hätte sich dafür verfluchen können, dass er sie angezogen hatte, aber diese Extraportion Würde war auch nicht zu verachten. Stirnrunzelnd sah er zu den beiden Mädchen und hielt inne. Was war denn nun da los? Ein paar Schritte mehr brachten ihn dem Spektakel näher und er besah sich das ganze erst einmal mit gehobener Braue.

    Genau im richtigen Zeitpunkt. Das klang irgendwie gut und er musste schmunzeln, eh er mit dem Blick dem Wink von Macers Hand folgte und auf den Wein sah, dann leicht nickte.
    "Sehr gerne, meine Dank."
    Dann strich sich Corvinus wieder nachdenklich durch den Bart auf dem Kinn und sah zu Macer.
    "Also sind die Factios Russata und Veneta mehr oder weniger befreundet, was das betrifft, hm? Das ist gut zu wissen und gemeinsame Übungsrennen sind sicher nicht von der Hand zu weisen. Mhh."

    Corvinus schüttelte leise lachend den Kopf, auf Constantius Erwiderung hin und beschwichtigte sogleich Livilla. "Du kannst ihn ja begleiten und aufpassen, dass ihm nichts passiert." schmunzelte er und sah kurz zu Hypathia. "Wobei ich nicht denke, dass ich einen miles der cohortes urbanae umherwirbel kann, als wäre er mein kleiner Sohn."
    Da fiel auch schon auch schon das Stichwort Rennsport. Veneta. Er erinnerte sich an Macers Worte und musste grinsen, wobei er seinen Becher hob.


    "Auf die Russata und die Veneta. Nicht dem Pöbel, sondern dem Herzen folgen wir."


    Der Sklave musste schmunzeln und füllte dem Miles einen großen Becher mit dem gewürzten Wein, wobei er dann die genannte Summe entgegen nahm. Ein dezentes Hauptneigen fiel dabei als Respektsbescheinigung ab.


    "So, bitte sehr... Ach, dem? Der.. hat irgendwas am Arm, denke ich. Hat ihn sich wohl entweder verstaucht, geprellt oder gebrochen, aber das versuche ich gerade herauszufinden..."

    Decimus Artorius Corvinus war ein vielbeschäftigter Mann, so schien es. Eigentlich war er froh, dass er soviele Leute hatte, die ihm die Arbeit abnahmen. Ein zweites und ein drittes Mal rechnete er die Zahlen auf der Wachstafel und dem Papyrus nach und lächelte. Ein gutes Plus erfreute jeden Geschäftsmann und das Plus war nicht schlecht, befand er. Auch wenn ihm teilweise die Betriebskosten die Haare vom Kopf fraßen. Nachdenklich wippte er mit dem Stuhl und rechnete es noch einmal durch, dann ging er ebenso die Zahlen des Kelters durch. Wenn das so weiter ging, konnte er sich ohne schlechtes Gewissen die Perlenkette für seine Frau leisten, vielleicht sogar silberne Ohrringe. Der Gedanke an seine Frau brachte ihn auch wieder zurück in die Realität, während er am Tisch saß und nachdachte.


    Er mochte die feingeistigen Frauen, die in den Mänaden ihren Dienst verrichteten. Es mochten Hetären darunter sein, ja, aber die Griechen nahmen das auch nicht so schlimm. Nur Hypathia...
    Was sollte er machen? Er hatte in den Hinterzimmern Klinen aufbauen lassen und ein paar Amphoren Öl gekauft, damit die Mädchen geplagten Männern Massagen angedeihen lassen konnten. In anderen Zimmern wurde für sie getanzt und gesungen und in ein paar Zimmern... wusste er nicht, was darum vorgehen mochte, aber das war ihm auch lieber so. Diotima hatte ihre Geheimnisse, ebenso wie er. Auch wenn ihm der Gedanke nicht behagte, dass diese teils noch jungen Mädchen geifernden Säcken Gefälligkeiten erweisen würden - nein, das würden sie ohnehin nicht. Dazu waren sie zu stolz, bestand er.


    Und wieder wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür leise knarzte und Torra ihn entschuldigend anlächelte, einen hageren Mann im Gefolge. Grazil und leichtfüßig stellte sie sich neben die Türe und wartete, bis er ihr mit einem Wink die Erlaubnis zu sprechen gab.
    "Herr.. dieser Mann möchte dich sprechen."
    Corvinus' Blick erhellte sich etwas und er lehnte sich zurück, den Mann musternd.
    "Ist gut. Danke, Torra, du kannst wieder hinaus gehen."
    Noch einmal unterzog er ihn einer Musterung, ehe er langsam zu sprechen begann.
    "Salve. Wie.. kann ich dir behilflich sein?"


    Geschäftstüchtig griff Cillian nach der Kanne und schenkte Caietanus voll ein, der Arm sah gebrochen aus, so konnte der Germane etwas Schmerzlinderung sicher vertragen. So reichte er ihm einen Becher voll Wein, nahm die Münzen entgegen und drückte mit kundigen Fingern vorsichtig in den Arm des Germanen.


    "Tut es hier weh?"


    Vorsichtig tastete er weiter, bis er den Caecilier der Cohortes Urbanae sah und ihm aufgrund seiner Rüstung schon etwas freundlicher zunickte.


    "Salve Miles. Für einen der tapferen Männer, die Rom verteidigen, soll er nur sechs Zehntel einer Sesterze kosten."


    So machte er dem Miles sein Offert und wartete ab, weiterhin vorsichtig den Arm des Germanen abtastend.


    Erst runzelte er nur die Stirn, als der Junge ihn ansprach, aber der Ton schlug nun wirklich über die Strenge. Ungeduldig tippte der alte Etrusker mit den Fingerspitzen auf der Holzplatte auf und sah ihn fragend an.


    "Wenn ich dir nicht helfen soll und du keinen Wein trinken und.. oder kaufen willst... dann sag mir, was tust du dann hier? Setz dich hin und sei still, dummer Junge, ich kann es mir zumindest einmal ansehen. So bin ich zwar kein Arzt, aber hab auch schon Pferde gepflegt, da wirds bei dir nicht viel anders sein."


    Mit diesen Worten zog er ein kleines Dreibein unter der Holzplatte hervor und stellte es ihm anbietend hin, schließlich die Arme vor der Brust verschränkend.