Beiträge von Iulia Helena

    "Die Früchte des Hasses blühen aber genauso im Verborgenen wie jene der Furcht," meinte sie nachdenklich. "Hass ist nicht minder gefährlich wie Liebe, denn beides hängt untrennbar miteinander verflochten, schreiben die Philosophen. Beides erfordert eine enge Beziehung mit dem, den man hasst oder liebt, und sehr leicht kann das eine zum anderen werden. Ich weiss es nicht, aber ich glaube, ich mag nichts davon besonders," führte sie den Gedanken sinnierend fort und nahm einen Schluck des Weins aus ihrem Becher, befeuchtete die Lippen damit und ließ den Wein auf ihrer Zunge rollen, ihn vollkommen auskostend, bis nur ein vages Glitzern der gerade genossenen Feuchtigkeit auf ihren Lippen zurückblieb.


    Seine Schilderung hörte sie interessiert mit an und stellte mit einem Mal fest, dass zumindest einige der äußeren Tugenden, die er sich von seiner Frau wünschte, auch auf sie zutrafen - und der Gedanke hatte etwas amüsantes. Ein zufälliger Beobachter mochte glauben, sie würden hier über etwas debattieren, das sie beide betraf, indes ging es doch eher um eine Frau für ihn. An sich selbst dachte sie dabei nicht einmal, denn sicher wollte ein Mann wie Crassus in eine gens einheiraten, deren Verbindungen besser waren als die der Iulier. "Zumindest was das Aussehen angeht, könnte ich Dir schon eine oder zwei Frauen nennen, mit dem Charakter könnte es indes ein bisschen schwieriger werden. Die gens Tiberia hat derzeit zwei Schönheiten mit dunklem Haar zu bieten, und ich vermute auch, dass die Helvetier irgendwann einen Mann für die junge Helvetia Severina suchen werden ... was hältst Du von einer Hispanierin? Die Tochter der Rediviva Helena, Minervina, aus dem Haus der Tiberier, ist auch noch unvermählt ..." Sie überlegte laut und ihre Augen funkelten dabei belustigt, als sie sich eine der Frauen nach der anderen an Crassus' Seite vorstellte. Mit Tiberia Livilla würde er viel zu tun haben, soviel war sicher.


    "Also, sie sollte schon ein gewisses gesellschafliches Geschick aufweisen, und Dich ergänzen können - aber ich muss Dich warnen, alles Drei wirst Du bei nur einer Frau kaum finden können, Perfektion bleibt den Göttern vorbehalten. Irgendwo wirst Du immer einen Abstrich machen müssen - wenn, dann vielleicht beim vierten Kriterium." Die Augen blitzten kurz auf, aber sie erklärte nicht, welches Kriterium sie damit meinte, das sollte er sie ruhig fragen. Ein bisschen Spaß sollte schließlich bei der ganzen Sache noch für sie bleiben. Oder aber er kam selbst darauf.

    Mhh .. es wäre imho fairer, denn so, wie das IR derzeit nach aussen präsentiert wird, stellt es sich im Inneren, im Spielgeschehen nicht zwangsläufig dar. Man sollte vielleicht auch für Neuspieler dazuschreiben, dass es sehr unrealistisch ist, mit einer Erst-ID als Patrizier angenommen zu werden, der Usus hier scheint zu sein, dass sich die Patriziergentes erst das Spiel der (plebejischen/ sklavischen/ peregrinischen) Haupt-ID ansehen und dann entscheiden, ob jemand aufgenommen wird. Hierbei dann auf der Seite zu schreiben, dass einem alle Wege offen stehen, halte ich für ziemlich irreführend und für echte Neulinge auch frustrierend, denn wer will schon mehrfach abgelehnt werden?

    "Constantius hat vor einigen Tagen an unseren Onkel Numerianuns geschrieben, und ich denke, inzwischen weiss er auch, was Dich vom Dienst zurückgehalten hat," beruhigte sie in diesem Moment die Sorgen des jungen Mannes, entließ ihn aber nicht aus ihrem Blick, die Stirn noch immer unwillig gerunzelt. Wie sollte sie ihm schon erklären, dass Livilla mit Tränen in den Augen von ihrem Widerwillen gesprochen hatte, sich einem Mann wieder zu nähern? Er würde es nicht verstehen können, weil solcherlei nur eine Frau verstehen konnte, dieser Gedanke an eine Schändung des eigenen Körpers, das ultimative Wissen um eine geringere körperliche Kraft, die der eines Mannes in den meisten Fällen unterlegen war, konnte nur der Brust einer Frau entspringen und auch von einer solchen verstanden werden. Mochten die Götter wissen, wie lange Livilla nun vor der Berührung eines Mannes Furcht empfinden würde und ob sie jemals wieder Vertrauen zu einem fassen konnte. Und sie selbst hatte nichts tun können, um dies zu verhindern - auch dieses Wissen ließ ihre Wut nicht abkühlen. Als die Worte über Livillas Gefühle indes ausgesprochen waren und er sich abwandte, atmete auch sie durch.


    Es war hart, ihm die Wahrheit so ins Gesicht zu knallen, aber es gab keine andere Möglichkeit, es ihm beizubringen, denn wie so viele Wahrheiten war auch diese schmerzhaft. Seine Haltung, seine Reaktionen bewiesen, dass er sich noch immer Hoffnungen gemacht haben musste und diese nun, eine nach der anderen, auf dem Fußboden des Atriums zerbrachen und in Scherben zerschellt liegen blieben.
    "Ich denke, es ist besser, wenn Du sie an diesem Tag nicht aufsuchst und ihr ihren Frieden lässt," erhob die Iulierin wieder die Stimme, und dieses Mal hatte sich zum ersten Mal ein gewisses Maß des Mitgefühls in ihre Worte eingeschlichen. Sie kannte dieses Gefühl einer unerwiederten Liebe zu gut selbst, dieses Wissen um etwas, das man so sehr begehrte und doch nicht haben konnte, und es nicht von der Person zu erfahren, die man liebte, sondern von einer Fremden, musste doppelt verletzen. "Und vielleicht auch besser für Dich." Langsam erhob sie sich und trat an seine Seite, abermals sein Profil betrachtend, doch näher kam sie ihm nicht. "Du hast Dein Leben in der Legion, Petronius Mela, und Deine Pflichten liegen in Germania. Du solltest dorthin zurückkehren und ihr schreiben ... denn was nicht ist, kann man nicht erzwingen."

    "Es ist nicht nur ein törichtes Handeln gewesen, es ist unentschuldbar, Petronius Mela, und ich bin wirklich erstaunt, dass ein Mann aus einer guten Familie nicht den Anstand besessen hat, sich hier vorzustellen und um die Erlaubnis zu bitten, mit ihr auszugehen, denn das wäre der Weg gewesen, den es zu beschreiten gegolten hätte, ohne Livilla zu entehren. Egal, was Du für sie empfindest, egal, wie sehr es Dich danach verlangt hat, sie zu sehen, Du hast gehandelt wie ein Mann aus der Subura, nicht wie ein Ehrenmann, als ihr euch heimlich davon stahlt," sagte sie knapp und in den blauen Augen stand dieses Mal eine stählerne Kälte.


    "Frauen handeln töricht in diesem Alter, ebenso wie Männer, aber von einem Mann wird in dieser Gesellschaft erwartet, dass er eine Frau zu beschützen weiss, für die er etwas empfindet. Warst Du denn noch niemals in Rom zuvor, dass Du den Gefahren in dieser Stadt so wenig Beachtung schenktest? Nun ist geschehen, was geschah, und es wird stets ein Makel auf Eurer Unternehmung liegen." Langsam holte sie tief Luft, sich ein wenig zur Ruhe bezähmend. "Wäre sie meine Tochter, würde ich Dich mit einer Peitsche durch die Stadt treiben lassen, dessen kannst Du Dir sicher sein, aber diese Entscheidung wird bei ihrem Vater liegen."


    Langsam schüttelte sie den Kopf. "Sie hat ihre Gründe, Dich nicht besucht zu haben, Petronius Mela, und auch wenn es mir widerstrebt, ihr vorzugreifen, sie scheint den Mut nicht gefunden zu haben, es Dir in aller Deutlichkeit zu sagen, und so soll die Wahrheit über meine Lippen kommen, um Schlimmeres zu verhüten: Sie ist Dir als Freundin zugetan, doch erwiedert sie Deine Liebe nicht."

    Als sie neben ihm Platz genommen hatte, betrachtete sie sein Profil sinnierend. Dass Livilla ihn gerne als Freund neben sich erduldete, wunderte sie nicht, denn er sah gut aus und schien angenehme Manieren zu besitzen, aber Liebe, wie er sie sich zu wünschen schien, konnte man eben nicht erzwingen. Schon gar nicht eine Liebe, die für ein Leben halten sollte.
    "Sie war sehr verwirrt nach euer beidem Ausflug," das Wort 'Ausflug' erfuhr hierbei eine gewisse, deutliche Betonung, die vermuten ließ, dass dieses Thema noch lange nicht ausgestanden war und so schnell nicht vergessen sein würde.


    "...und hat sich die schlimmsten Vorwürfe gemacht, dass alles so geschehen ist, wie es geschah. Für keine Frau ist es leicht, wenn ihr Leib und Leben so unmittelbar bedroht wurden, und ich bin froh, dass es Dir gelungen ist, sie zu schützen, bis Hilfe eintraf. In diesem Moment hast Du ehrenhaft und eines legionarius angemessen gehandelt." Was sie nicht sagte, war, dass das Handeln davor keinesfalls ehrenhaft zu nennen gewesen war, aber wie sie es ausgesprochen hatte, mochte man das durchaus vermuten.

    Es dauerte nicht lange, bis die Hausherrin das Atrium betrat und dem jungen Mann entgegen schritt, über den sie nun so einiges gehört hatte, aber der bislang noch ein Unbekannter für sie war. Ein forschender, klarer Blick der Iulierin traf ihn, und sie reckte das Kinn etwas empor, bis sie stehen blieb, und ihn begrüßte.
    "Salve und willkommen in der Casa Iulia, Petronius Mela." Es klang ernst, und sie unterzog ihn einer genaueren Musterung, bevor sie einladend mit der Hand auf eine der gepolsterten Sitzbänke wies. "Setzen wir uns doch, nach Deiner Verletzung wirst Du sicher noch nicht allzu lange stehen wollen. Wie steht es um Deine Genesung nach jenem Angriff?" Ihre Stimme klang höflich, aber die Wärme, mit der sie Familienmitgliedern begegnete, fehlte gänzlich.

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    Wieder stierte Wonga den Besucher an, als müsste er ihn überhaupt als lebendes Wesen erkennen, aber er hatte seine Anweisungen erhalten und es dauerte immer ein wenig, bis er sich an alle Details gut erinnerte.
    "Du mir folge in Atrium," schnaufte der Nubier schließlich und ließ den Soldaten in das Innere der Casa Iulia eintreten, nicht ohne ihn abermals mit einem sehr misstrauischen Blick bedacht zu haben.


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    Der ianitor der Casa Iulia führte den jungen Mann kurzerhand in das Atrium der Casa und beschied ihn mit folgenden Worten: "Du hier warte, ich sage Herrin, dass Du hier." Dann wandte sich der hühnenhafte Nubier um und stapfte in das Innere des Hauses davon, Petronius Mela alleine lassend, inmitten des geschmackvoll eingerichteten, aber nicht übertrieben prunksüchtig aufgemachten Raumes.
    Neben einigen Schmuckvasen und Grünpflanzen kündete die hier herrschende Ordnung und Sauberkeit von einer sehr genauen Kontrolle der Sklaven des Haushalts durch die Hausherrin.

    "Ja, damit hast Du Recht," stimmte sie seiner Bemerkung über die Annäherung der beiden Häuser zu und lächelte offen. Eine Hochzeit auszurichten war schon etwas Besonderes, und sie freute sich auf die Herausforderung, auch wenn sie sich darüber bewusst war, wieviel Arbeit es sein würde.
    "An welchen Zeitraum hast Du denn gedacht? Die Kalenden des Augustus oder eher Anfang des Septembers?" Wie lang ging seine Amtszeit bloss nochmal? Seitdem sie ihre Terminplanung nach den Geschehnissen in Ostia richtete, war ihr wohl ein wenig der Blick für Rom abhanden gekommen.

    Die wie gewohnt spitze Zunge Livillas ließ die Iulierin schmunzeln und sie hatte ihr ein wenig länger nachgeblickt, als es vielleicht nötig gewesen wäre, um ihr Fortgehen zu registrieren. An diesem erfrischenden Witz und der Gelassenheit, sich einfach so zu geben, wie sie es wollte, mangelte es zuvielen Frauen in Roma, und sie nahm sich selbst darin nicht aus. Wenngleich sie auch dazu sagen konnte und musste, dass sie selbst ihre Gründe hatte, sich an alle möglichen Konventionen zu halten, um nicht in Verruf zu kommen - für ihren weiteren Weg war es absolut wichtig, einen makellosen Ruf zu haben und zu bewahren. Flacchus' Antwort indes lenkte sie wieder ab und ließ sie leicht schmunzeln.


    "Ich denke, ihr könnt stolz auf dieses prachtvolle Domizil sein, das sich mit vielen seiner Art hier in Roma sehr gut messen kann - die Mosaike gefallen mir besonders. Kennst Du vielleicht einen guten Mosaikenleger hier in Roma, Tiberius Flacchus? Ich trage schon eine Weile den Gedanken mit mir, die Fußböden in der Casa Iulia ein bisschen aufbessern und modernisieren zu lassen, und je mehr ich von dieser Villa sehe, desto größer wird die Lust auf eine kleine Veränderung." Die Kosten dessen würden sie wahrscheinlich wieder von diesem Plan Abstand nehmen lassen, aber es war und blieb ein sehr verlockender Gedanke. Zu lange hatte sich niemand um die Modernisierung der heimischen Casa gekümmert und solche Dinge machten ihr einfach Spaß, wie alles, was flexibel war und blieb, das zu ändern war und mit dem man sich freie Zeit angenehm vertreiben konnte.


    Als Calvina ihr antwortete, wurde ihr Lächeln breiter und offener, auch die Worte des Vitamalacus das Durchstreifen der Stadt betreffend ließ dieses Lächeln nicht schwinden.
    "Du solltest nicht vergessen, wieviele schöne Orte es in Roma gibt, Tiberius Vitamalacus, und auch nicht, dass man nur einmal jung ist. Gerade wenn man aus den Provinzen nach Rom kommt, gibt es doch so vieles, das man neu entdecken möchte, das einem hier als etwas Besonderes erscheint. Wenn Du möchtest, Tiberia Calvina, können wir gerne einmal gemeinsam über den Markt schlendern, Männer verstehen vom Einkaufen und Genießen des Angebots ohnehin weniger als nichts," damit blinzelte sie Vitamalacus neckend zu, um sich wieder zu Calvina zu wenden. "Vielleicht kann ich auch meine Cousine Livilla dazu bewegen, mitzukommen, sie ist etwa in Deinem Alter und freut sich sicher, eine Gefährtin kennenzulernen, die sich hier in Rom noch zurechtfinden muss."

    "Ich bin mir noch keinesfalls sicher, ob dieser Weg der Richtige ist für mich," gab sie nach einigen Momenten der Bedenkzeit zu, aber es war auch leichter, dieses vor einem Verwandten zu äussern, der ihr vertrauenswürdig erschien, als es einem Mitarbeiter anzuvertrauen. "Die Hindernisse, die sich einer Frau hier in Rom stellen, wenn man in die Politik gehen möchte, sind nicht gering, und ich habe den Gedanken, vor einer Kandidatur vielleicht als Comes Italia dienen zu können, um mein Wissen und Können zu beweisen, inzwischen aufgegeben. Es gibt hier zu viele sture Böcke, die glauben, eine Frau sei grundsätzlich in der Politik weniger wert als ein Mann, und in der jetztigen curia würde ich niemals eine Mehrheit dafür erhalten."


    Für einige Momente lang blitzten ihre blauen Augen dunkel auf, und der mühsam und so oft über diese Tatsache zurück gedrängte Zorn trat deutlich zutage, bis sie merkte, wie böse sie ihn in angestarrt hatte, um dann den Kopf zu schütteln. "Verzeih. Das ist etwas, was mich wahrscheinlich mindestens so ärgert wie Dich die Pflichtverletzung dieses bestimmten Priesters, das Schlimmste daran ist, dass es nur wenig gibt, was ich wirklich dagegen tun kann, ausser die doppelte Arbeit zu leisten, um vielleicht anerkannt zu werden." Sie atmete tief durch und meinte dann ruhiger: "Warum besuchst Du mich nicht einfach in Ostia? Es birgt sicher einige schöne Erinnerungen für Dich, und die Stadt ist inzwischen gewachsen."

    "Viele Männer mit Macht genießen sie," wandte sie ein und hielt den Blick auf ihn gerichtet. "Der Gedanke daran, von anderen gefürchtet zu werden, scheint viele zu beflügeln, doch halte ich die Furcht für ein sehr trügerisches Gefühl, allzu leicht kann sie sich, wenn man nur einen Augenblick lang nicht aufpasst, in Hass wandeln, und dann ergeht es dem Mächtigen wie so vielen wichtigen Männern der Vergangenheit, und sie stürzen tief."


    Kurz sann sie darüber nach, wieviele Kaiser inzwischen gestorben waren, und dass die wenigsten unter ihnen einen friedlichen Tod gehabt hatten, allen voran ihr Ahn Caesar, dessen Leib von den Verrätern mit Dolchstichen durchbohrt worden war. Eine Gefahr, die für sie noch immer überall in Rom lauern mochte. Würde es ihr irgendwann genauso gehen wie Artoria Medeia, die auf dem Forum niedergestochen worden war, wenn sie den Weg in die Politik anstrebte? Aber das lag alles noch so weit im Bereich des Unwahrscheinlichen, dass sie nicht wagte, den Gedanken weiter zu führen.


    "Du hast mir noch immer nicht gesagt, was Du Dir für eine Gemahlin wünscht, Caecilius Crassus," erwiederte sie schmunzelnd und war fast dankbar dafür, dass er zu einem scherzenden Ton gefunden hatte, der die Schatten ihrer Gedanken zu vertreiben wusste. "Es gibt so viele junge Frauen in dieser Stadt, und alle würden sie sich wahrscheinlich die Finger danach lecken, einen Mann wie Dich zu heiraten, der Ansehen, Besitz und zudem noch ein annehmbares Aussehen mit in eine Verbindung brächte, also musst Du schon ein wenig genauer werden, sonst kann ich Dir nicht raten. Nicht jeder Charakter ist für jede Art der Ehe günstig, also wirst Du Dir überlegen müssen, was Dir lieber ist - eine Mutter für Deine Kinder, eine Gefährtin für Deine Interessen oder auch eine Dame, die gesellschaftlich mit Dir zu repräsentieren weiss, denn all das gibt es selten auf einem Fleck." Irgendwann würde sie die Kurve noch zu ihrem Anliegen mit Strabo bekommen müssen, das wusste sie, aber vorerst machte es einfach noch zu viel Spaß, ihn ein wenig zu necken. Ausserdem interessierte es sie, was er sich für eine Frau wünschte, schließlich war sie selbst eine und neugierig noch dazu.

    Sinnierend ließ sie den Blick auf dem Gesicht des Comes ruhen und betrachtete ihn eine Weile lang unter gänzlich anderen Gesichtspunkten als den bisherigen der Arbeitserfordernisse. Er hatte klare, regelmäßige Gesichtszüge, ein gepflegtes Äusseres und vor allem eine aufrechte Haltung - zudem war er als Aelier dem Kaiserhaus sehr nahe. Wahrscheinlich saß hier einer der bald begehrtesten Junggesellen Roms in ihrem Atrium und sie war insgeheim durchaus gespannt darauf, mit welcher Frau er sich einmal vermählen würde. Sie war sich sicher, dass es eine interessante Verbindung werden dürfte, hielt sie ihn doch für einen klugen Mann mit einem gewissen Geschmack.


    "Nun, ich wundere mich auch darüber, dass er so freimütig vorgeschlagen wurde - nur an seinem Alter kann das schwerlich gelegen haben, für Politik ist die Erfahrung des Alters zwar nützlich, aber leider geht damit oft eine gewisse Halsstarrigkeit einher. Und in Ostia habe ich ihn nie zuvor gesehen oder von ihm gehört, nun ist er Magistrat - du glaubst nicht, wie mich das erstaunt hat. Aber es ist nun, wie es ist, wir müssen das Beste daraus machen," meinte sie und verkniff sich ein leichtes Seufzen. Seit jener Wahl zum Princeps Curiae hatte sich ihr Bild des Octaviers energisch gewandelt. "Tarent habe ich bisher leider noch nicht besuchen können, aber Deine Worte machen mich neugierig. Vor allem habe ich gehört, dass Plinius Aristo ein sehr fähiger Mann sein soll, da gibt es sicherlich einiges zu erwarten von den geplanten Bauprojekten - solange es nicht ein Amphitheater wird."


    Diesen kleinen Seitenhieb auf den ihrer Ansicht nach unnötigen und überdimensionierten Prachtbau Mantuas konnte sie sich nicht ganz verkneifen, enthielt dieses unsägliche Bauwerk doch Ostia die dringend benötigte Baukraft der Legion vor. "Wieviel von Italia hast Du denn bisher bereist? Ich kann bisher nur Mantua, Aquileia, Ostia und Roma vorweisen, aber zumindest kann ich mich mit einer langen Absenz generell entschuldigen .." Wieder lächelte sie zu ihm und fühlte, dass sie sich ein wenig entspannte. Es hatte schon deutlich mehr Angenehmes, in aller Ruhe Gedanken tauschen zu können.

    "Da ich der Ansicht bin, dass das Versäumnis in dieser Sache nicht beim Comes, sondern bei den Kandidaten lag, die es nicht schafften, sich rechtzeitig zu melden und ihre Kandidatur bekannt zu geben, stimme ich gegen eine automatische Übernahme. Der Rechtsweg mit einer Nachwahl sollte beschritten werden," gab die Iulierin nach einigem Überlegen kund.


    :dagegen:

    "Sollten wir nicht einmal eine komplette und aktuelle Liste der Beisitzer ansehen und dann überprüfen, ob wir noch jemanden brauchen? Wenn ich nicht irre, sind derzeit keine Aufgaben anhängig, die der Gegenwart eines Vertreters des Cultus Deorum bedürften," gab sie ruhig zu bedenken.

    "Ich bin mir sicher, dass sich diese Angelegenheit zu etwas Gutem wenden wird," sagte sie nach einigen Momenten des Nachdenkens darüber. "Zumindest wünsche ich es Dir sehr, Imperiosus. Du bist mit so viel Zuversicht nach Germania gereist, und davon spüre ich derzeit nichts mehr bei Dir. Es kann nicht angehen, dass Unrecht ohne Folgen bleibt." In diesem Punkt war sie wahrscheinlich zu altmodisch, aber gerade als Priester sollte ein Mensch doch einen vorbildlichen Lebenswandel zu führen imstande sein, zumindest war das ihre Meinung.


    Dass er nachhakte, ließ sie kurz schmunzeln, dann legte sie den Kopf etwas schief und blickte ihn lächelnd an. "Es war und ist immer mein Wunsch gewesen, den Namen der gens Iulia hier in Rom wieder zu stärken und ins Gespräch zu bringen, und jede meiner Handlungen soll der gens dienen, so gut ich es vermag. Vielleicht ist es vermessen, beim Duumvir noch nicht das Ende des Weges zu sehen, vor allem für eine Frau, aber ich überlege mir derzeitig wirklich, den Weg in die Politik einzuschlagen." Alle anderen Iulier waren Soldaten, bis auf ihren Vater - und in der Legio kam man vielleicht irgendwann zu Tode, aber höchst selten zu einem Namen.

    "Wenn diese Nachnominierungen und Nachwahlen nicht die Regel werden, will ich einem solchen Verfahren für dieses Mal zustimmen. Indes sollte allerdings festgehalten werden, dass Kandidaten, die aus eigener Schuld den Termin versäumen, sich dem Volk vorzustellen, in Zukunft nicht mit zuviel Nachgiebigkeit behandelt werden sollten," gab sie zu bedenken.