Beiträge von Iulia Helena

    Ähm ja, habe ich. Ein instrumentales Stück, das mich immer beflügelt, wenn ich es mir anhöre, auch wenn es sicherlich nicht ein Lied ist, das man normalerweise mit einer angenehmen oder hilfreichen Stimmung assoziiert - den Imperial March von Star Wars. Der Song hat einfach sehr viel mitreißendes für mich und leise Zwischentöne genauso wie bombastische Klänge ... :)

    "Meine Zeit wird es dann zulassen, wenn ich es für angemessen halte," meinte sie recht bestimmt, um dann leicht zu lächeln. Er hatte seinen Kampfeswillen ganz offensichtlich noch nicht verloren und das war gut so. Für seine Gesundung würde er alle Kraft brauchen, die er hatte, denn wenn im Inneren schon Blut lauerte, dann konnten nur die Götter helfen, was Menschen nicht zu richten imstande waren. Sie würde für ihn beten, das war sicher, denn vielleicht gab es ihm ja die entscheidende Hilfe für das Gesundwerden. Seltsamerweise mochte sie ihn, nicht wie einen Mann, den sie in ihren Armen glauben wollte, eher wie einen verlorenen kleinen Bruder, einen Spielgefährten ... und im Augenblick brauchte er einfach Hilfe.


    "Darüber sprechen wir, wenn es Dir besser geht, Gabriel," meinte sie freundlich und erhob sich langsam, die Würfel sanft auf das kleine Beistelltischchen neben seinem Bett legend, dorthin, wo auch schon die Schmalzkringel deponiert worden waren und appetitlich vor sich hin dufteten. "Und nun ruh Dich aus, hm? Du hast noch viel Arbeit vor Dir, um gesund zu werden." Sie rückte den Verband auf seiner Stirn noch einmal zurecht, und richtete sich dann auf, die Palla zurecht ziehend, um ihn ein letztes Mal eingehend anzublicken. "Mögen die Götter Dir die Genesung schenken, die Du benötigst - und wir sehen uns bald wieder, Gabriel." Sachte stopfte sie die Decke an seiner Seite zurecht und trat dann von seiner Lagerstatt fort, um sich im Raum umzublicken. Wonga nickte ihr, an der Tür stehend zu, und sollte der Didier sie jetzt nicht zurückhalten, würde sie den Raum verlassen.


    Aus der Theoria Romana: Klinenordnung.


    "...neben Deinem Bruder Platz," sagte Iulia Helena freundlich und half ihrem Bruder aus der schlimmsten Bedrängnis einer flexiblen Klinenordnung. Dass Severus eine Begleiterin mitgebracht hatte, brachte ihre vorherige Überlegung ziemlich durcheinander, aber es gab nichts an diesem Abendessen, das sie einem Chaos anheim fallen lassen wollte. "Tiberia Livilla, würdest Du den dritten Platz auf dem lectus medius einnehmen?" Ihrer eigenen Cousine hatte sie den dritten Platz neben ihr und Constantius auf dem lectus imus zugedacht, während eine Sklavin die beiden Artorier auf den lectus summus geleitete, ebenso den Caecilier.


    So konnte Hypathia bei ihrem Mann sein, ohne einem zu Fremden nahe sein zu müssen, und die Iulier waren ebenso versammelt, um eine familiäre Einheit zu bilden, während Victor als der Ehrengast und Ranghöchster den besonderen Platz des Tricliniums erhielt. So wartete sie darauf, dass die Gäste ihre Plätze einnahmen, bevor sie sich selbst zu Constantius und Livilla auf die Kline gesellen würde. Der einzige, dessen Nichtanwesenheit an ihr nagte, war Vinicius Lucianus ... da würde wohl noch ein Gespräch fällig werden, beizeiten.

    Livillas Auftritt ließ ein deutlich amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen erscheinen - die junge Tiberierin hatte etwas sehr unkonventionelles an sich, das sie sehr zu schätzen wusste, aber in solchen Dingen hatten es Patrizier auch deutlich leichter, ihnen verzieh man kleine Ausbrüche aus den Konventionen viel eher als den Plebejern. "Ich hoffe, Du hast nicht bis eben ein Wildschwein für das Abendessen gejagt, Livilla," neckte sie ihre Bekannte mit einem gutmütigen Augenzwinkern und freute sich insgeheim sehr darüber, sie wiederzusehen. Diese Frau war doch immer wieder für eine Überraschung gut und langweilig würde das Essen nun garantiert nicht werden. Die Nennung von Durus' Namen hingegen erfreute sie nicht ganz so sehr, immerhin war der Advocatus Imperialis ein ziemlicher Langweiler, zumindest hatte sie ihn bisher so kennengelernt.


    Constantius' Eskortengeständnis beruhigte sie ein wenig, und ebenso, dass er anscheinend der jungen Patrizierin hilfreich zur Seite gestanden hatte, als sie dieser bedurfte - manchmal fragte sie sich wirklich, wo diese jungen Frauen das Vertrauen her nahmen, ohne irgendeine hilfreiche Begleitung auf den gefährlichen Straßen Roms umher zu streunen, auf denen Diebe, Mörder und Vergewaltiger unterwegs waren, meist allzu bereit, ihren Vorteil einer Schwächeren gegenüber auszunutzen. Sie konnte nur hoffen, dass sich dieses in Zukunft nicht wiederholen würde, auch für die junge Frau selbst. In Rom musste man einfach vorsichtig sein, wenn man überleben wollte. Mit einem dankenden Lächeln zu der jungen Sklavin nahm sie einen Becher vom Tablett und nickte ihr freundlich zu, bevor sie sich wieder umsah und dem Gespräch folgte. Irrte sie sich oder hatte ihr Bruder der Sklavin nachgesehen?


    Nun, es wurde auch langsam Zeit, dass er der Weiblichkeit mehr Aufmerksamkeit zugedachte ... und so betrachtete sie Rahel sinnierend von der Seite, als diese dem nächsten Familienmitglied das Tablett offerierte.
    "Wie gefällt Dir denn Rom bisher, Tiberia Calvina?" unternahm sie den Versuch, die junge Frau in das Gespräch einzubinden. "Ich fand es sehr überwältigend, als ich hierher zurückkehrte und noch immer habe ich das Gefühl, so vieles nicht zu kennen."

    Still betrachtete sie den Mann in dem Bett und ihr Blick glitt über sein Gesicht und seine Gestalt. Mit seinen Worten hatte sich eine neue Welt aufgetan, eine Veränderung bewirkt, etwas war in Bewegung gekommen, und sie stand noch immer im Zentrum dieser Veränderung und konnte nur beobachten, wie es weiterging. Als er seine Hand auf die ihre legte, betrachtete sie seine Finger einen Moment lang. Es war eine kräftige Hand, die eines Mannes, der tätig war, eine Hand, die sich an Arbeit gewöhnt zu haben schien und die etwas bewegen konnte, wann immer es möglich war, wenn man ihm die Freiheit dazu gab. In diesem Augenblick festigte sich ein Entschluss, der schon eine ganze Weile geschlummert hatte, sich nun aber mit einem leisen Klopfen an ihre Stirn zurückmeldete.


    Sein plötzliche Husten erschreckte sie, und das Blut auf dem weißen Laken, welches seinen Körper bedeckte, umso mehr. "Ich werde Dir den Medicus schicken, dass er nach Dir sieht," sagte sie leise, aber bestimmt. Dass er Blut hustete, konnte nur bedeuten, dass er im Inneren verletzt war, und dann würde eine Genesung nur noch länger dauern, als gedacht. Sanft griff sie nach einem Tuch und reinigte sein Gesicht von den kleinen Blutspritzern, als würde sie einen Verwandten versorgen.
    "Ruh Dich nun aus, Gabriel, und werde gesund, das ist wichtiger als alles andere. Wenn Du es möchtest, werde ich Dich wieder besuchen kommen und mich von Deiner Genesung selbst überzeugen." Nach einer kurzen Pause fügte sie mit einem aufmunternden Lächeln an, welches ihre Sorge um seinen Zustand verbergen sollte: "Und wenn Du wieder genesen bist, unterhalten wir uns einmal in Ruhe über Deine Idee einer Detektei. Ich finde das nämlich eine gute Idee und bin gewillt, Dich darin zu unterstützen."

    "Die Menschen fürchten Dich," sagte sie gelassen und nahm einen kleinen Schluch des Weins aus ihrem Becher. "Nur deswegen schweigen sie. Wer würde es schon wagen, in der Gegenwart des praefectus praetorio ein falsches Wort zu sprechen? Es wäre ein höchst riskantes Spiel mit dem eigenen Leben, und es erfordert sehr viel Mut, um es überhaupt zu erwägen. Allerdings, wäre ich an Deiner Stelle, würde mich die Furcht der Menschen wahrscheinlich irgendwann langweilen," überlegte sie und betrachtete ihn eine Weile lang sinnierend. Ob ihm auffiel, dass er gerade ausschweifend von sich sprach und von nichts anderem? Oder aber er gehörte zu jenen, die selten über sich sprechen konnten und nutzte die Gelegenheit - als dritte Möglichkeit blieb, dass er die Gegenwart einer Frau länger nicht im Gespräch genossen hatte und es nun zu genießen versuchte. Indes, es war durchaus interessant zu hören, wie er wohl zu denken schien.


    "Die Götter waren Dir zweifelsohne gewogen," meinte sie zu seinen Worten über seine Ziele und Träume. "Aber es ist eine gute Taktik, sich seine Ziele erreichbar zu gestalten. Letztendlich beflügeln einen immer wiederkehrende Erfolge wahrscheinlich mehr als das Hoffen und Harren auf etwas sehr Unwahrscheinliches. Und man findet mehr, woran man zufrieden zurückblicken kann." Ob es überhaupt Momente gab, in denen er nicht so selbstsicher war wie im Augenblick? Ihr Blick blieb auf seinem Gesicht liegen, seiner aufrechten Haltung, dann auch der unter seiner Uniform deutlich gestählt wirkenden Figur, die das Training verriet. Seufzend überlegte sie, dass Titus daran schuld war, dass sie Soldaten bevorzugte - ein Mann musste aussehen wie ein Mann, um ihr zu gefallen, und nicht wie ein verweichlichter Träumer. Stattlich war Crassus in jedem Fall und sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie er wohl ohne seine Uniform aussehen würde, ein Gedanke, der ihr wohl nie gekommen wäre, hätte sie nicht in einem Regenguss am Strand von Ostia Schutz in den Armen des Vitamalacus gefunden.


    Die Erinnerung daran ließ die Wärme in ihren Wangen aufsteigen, eine zarte rosige Färbung erschien, und als sie den Blick Crassus' auf sich ruhen fühlte, räusperte sie sich dezent und eilig. "Das Leben kann doch für jeden von uns sehr schnell vorüber sein, gerade hier in Rom, dafür muss man kein Prätorianer sein, kein Soldat. Jede Frau, die ein Kind gebärt, kämpft dabei um ihr Leben und das ihres Kindes, und viele verlieren diese Schlacht." Sie sann seiner Frage nach und lächelte dann sachte. "Nun, wenn Du im Beruf alles erreicht hast, was Du jemals wolltest, vielleicht drängt es Dich nun nach einer Ehe, einer Familie - Söhne, die Deinen Namen eines Tages weiter tragen beispielsweise. Oder Du beginnst die Literaten oder Rhetoren zu studieren, die Philosophen - es gibt so vieles, mit dem man sich selbst prüfen kann."

    "Hm, das ist ein wahres Wort," meinte Iulia Helena überlegend, denn vielleicht gab es auch Gäste, die mit einem rein griechischen Zimmer so gar nichts anfangen konnten. "Was meinst Du, was wäre als erstes ein gutes Projekt? Lieber griechisch oder lieber ägyptisch? Die entsprechenden Waren sollte es ja auch in Rom geben, egal woher nun ..." Die Stirn runzelnd, versuchte sie sich die beiden Optionen vorzustellen und kam kurz auf die Idee der Einrichtung eines germanischen Zimmers - man könnte sich die Möbel sparen, ein paar Felle auf den Boden werfen und wäre glücklich - verwarf sie allerdings schnell wieder und blickte zu Florus, als dieser das Wort erhob.


    "Nun, das klingt für mich nach einer guten Sache - die Frage ist, wo soll letztendlich gefeiert werden? Platz ist hier jedenfalls genug, und zumindest ein Teil der Feier könnte hier gut stattfinden. Allerdings muss ich auch gleich sagen, dass ein Termin im September für mich unpraktisch wäre - in Ostia steht ein Hafenfest an und wird mich sicherlich den Monat lang beanspruchen, ich möchte euch schließlich auch unter die Arme greifen können, ohne vor Müdigkeit an die Wand zu kippen."

    Mit ruhigen Handbewegungen mischte sie in zwei Bechern den Wein und das Wasser zu einem bekömmlichen, aber nicht zu wässrigen Trunk, bevor sie ihm einen der grünen Glasbecher reichte und den anderen für sich auf die Seite stellte. Während er sprach, betrachtete sie den Comes sinnierend und lauschte dem warmen, angenehmen Klang seiner Stimme. Er war ihr nie wie jemand vorgekommen, der nur sprach, um sich reden zu hören, und es tat gut, dass er nicht zu erwarten schien, dass sie sogleich Konversation betrieb, um ihn, den Gast, zu unterhalten, wie es bei vielen anderen der Fall gewesen wäre. Aber er musste wissen, wieviel ein Verwaltungsbeamter täglich sprechen musste, vor allem, wenn man eine bestimmte Stufe der Leiter erreicht hatte - und sie war dankbar darum, dass er dies zu verstehen schien. Still opferte sie einen guten Schwung ihres Getränks auf dem makellosen Mosaik des Bodens den Göttern und lächelte etwas.


    "Nun, wenn die ersten Tage der curia eine Art Generalprobe für das laufende Stück politischer Farce sein sollten, dann wird es sicherlich der größte Erfolg seit vielen Jahren - denn je schrecklicher die Generalprobe, desto besser das Stück, wenn es denn wirklich aufgeführt wird," meinte sie amüsiert und hob den Blick zu seinen Augen, nach seiner Reaktion auf ihre Worte forschend. "Was wird denn in Tarent gebaut werden? Ich muss gestehen, mir fehlt derzeit der Blick über die Stadtgrenzen etwas, weil es so vieles in Ostia vorzubereiten gilt."

    Nach einigen Momenten des stillen Verweilens im Blick des Tribuns schweifte der ihre weiter zu Tiberia Calvina, betrachtete sie aufmerksam - sie hatte schließlich Tiberia Livia auch kennengelernt und forschte nun nach einer Familienähnlichkeit, falls man diese bei einer gens überhaupt entdecken konnte, die ebenso ausuferte wie die gens Iulia. Dann stellte sich Tiberius Flaccus vor, der ebenso interessiert betrachtet wurde wie Calvina, und dem sie wie allen anderen auch ein freundliches Lächeln zugedachte. Es schien wirklich eine ausgesprochen familiäre cena zu werden, aber warum waren sie dazu eingeladen worden? Wieder blickte sie zu Tiberius Vitamalacus, diesmal ein wenig nachdenklicher. Wollte er, dass sie seine Lebensumstände kennenlernte? Dass Constantius die junge Calvina zu kennen schien, ließ sie auch kurz etwas stutzen, denn davon hatte er ihr nicht erzählt - vielleicht hatte er sie während seines Dienstes getroffen, denn ihr Bruder und eigenständiges Frauenkennenlernen ohne Diensthintergrund, das passte vorerst noch nicht so recht zusammen.


    "Salvete," sagte sie freundlich und nickte allen der Reihe nach deutlich zu. "Es freut mich sehr, neben Tiberius Vitamalacus und Tiberia Livilla noch mehr Mitglieder der gens Tiberia kennenzulernen - vor allem zu einem so geruhsamen Anlass wie einer cena." Sachte drückten ihre Finger den Unterarm ihres Bruders, beruhigend und versichernd zugleich. Ich bin da, ich stehe Dir zur Seite, hiess diese stumme Geste, die sich zwischen den beiden eingebürgert hatte, wenn sie nicht laut sprechen konnten, was sie bewegte. "Tiberius Flaccus, ich glaube, ich habe Dich schon bei einigen Opfern gesehen, oder irre ich mich?" Ein wenig Gesprächsstoff konnte nicht schaden und sie war sich fast sicher, ihn wiedererkannt zu haben - er war sicher Priester, zumindest hoffte sie, dass sie ihr Gedächtnis in dieser Sache nicht trog. Und unweigerlich, immer wieder einmal für sehr kurze Momente, glitt ihr Blick zu Vitamalacus zurück. Es mochte vielleicht niemandem sonst aufgefallen sein, aber sie hatte sehr wohl bemerkt, dass er ihr nomen gentile nicht benutzt hatte, als er sie vorstellte. Die Erinnerung an den Strandspaziergang kehrte zurück, und mit ihr auch die Erinnerung an etwas anderes ...

    Ein Sklave der Villa Tiberia schritt den neu angekommenen Gästen voraus in das Innere der Villa, und führte die beiden Iulier mit angemessen langsamem Schritt zum Triclinium des Hauses. Iulia Helena hatte sich am Arm ihres Bruders ein wenig eingehakt und blickte sich interessiert um, immerhin war dies die erste Villa einer patrizischen Familie, die sie bisher von innen gesehen hatte, und vielleicht gab es hier ja auch einige Anregungen zur besseren Gestaltung des Atriums, um auf reichere Gäste auch noch ein bisschen Eindruck machen zu können. Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, wie weit die Iulier in Vergessenheit geraten waren und wie wenig ihr Name in Rom gelten mochte, verglich man es mit einem so prachtvollen Heim wie dieser Villa. Doch dann hatten sie schon die Tür zum Triclinium erreicht und der Sklave kündigte die beiden Iulier an.
    "Caius Iulius Constantius und Iulia Helena, dominus," verkündete er und trat beiseite, um die beiden Besucher durchzulassen.


    Helena ließ ihrem Bruder ein wenig den Vortritt und folgte ihm schließlich hinein, die Anwesenden mit einem leichten Lächeln bedenkend. Sie hatte sich heute für eine dezent elegante Erscheinung entschieden und trug eine dunkelrote Stola mit einem kaum wahrnehmbaren, goldgewirkten Muster, eines ihrer teuersten Kleider und ein Geschenk ihres verstorbenen Mannes, dazu goldene, ebenso teuer wirkende Armreife und Ohrringe, die bei jeder ihrer Bewegung kurz in einem Lichtblitz die Aufmerksamkeit eines Betrachters fangen mochten. Das hochgesteckte schwarze Haar war halb unter einer durchsichtigen Palla verborgen, und von allen zuerst traf ihr Blick Quintus Tiberius Vitamalacus, sich vergewissernd, dass er wohlauf war und hoffentlich guter Laute - indes überließ sie es ihrem Bruder, den Gastgeber und die ihr unbekannte andere Frau zu begrüßen.

    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/5370/wonga6yp.jpg]
    Wonga drehte fast sofort nach den Worten des ianitors zur Sänfte ab und öffnete einen der Vorhänge an der Seite, um der darin liegenden Frau heraus zu helfen, der ebenfalls darin sich befindende Mann fand den Weg allein hinaus - und so folgte der kleine Trupp an Besuchern und den Begleitern der Besucher dem bedeuteten Weg in die prachtvolle Villa der Tiberier hinein, während die Sänftenträger dankbar für die kleine Pause verschnauften und sich auf eine längere Wartezeit vor der Villa einrichteten.

    "Es kann auch recht enervierend sein," meinte sie schmunzelnd und nippte abermals ein wenig an ihrem Weinglas. "Denn wenn man wirklich jeden Tag, zu jeder Stunde, irgend jemanden streiten hört und dazu noch mitbekommt, wie faul dieses Volk im Allgemeinen zu sein scheint, dann geht es einem irgendwann sehr auf die Nerven. Es hat schon seine Gründe, warum unter Roms Herrschaft diese Stämme noch existieren, ohne die ordnende Hand des Augustus und die Macht der Legionen hätten sie sich sicher längst untereinander ausgerottet." Kurz musste sie bei dem Gedanken daran schmunzeln, wie befriedigend es wohl gewesen wäre, einmal einen der Basare ohne das dauernde Streiten der Menschen in vollkommener Stille erlebt zu haben, aber sie verdrängte den Gedanken schnell wieder dorthin, woher er gekommen war, schien er ihr doch allzu lästerlich.


    "Die Gunst der Fortuna kann man nicht einplanen, dabei gebe ich Dir Recht, aber manchmal hegt man doch auch Wünsche und Träume, die sich mit unrealistischen Zielen verbinden - so mancher kleiner Junge träumt davon, einst einmal Praefectus Praetorio zu werden, weil er die stolze Haltung und die schwarzen Rüstungen der Prätorianer bewundert. Und ab und an ist es vielleicht genau einer jener Jungen, die das Unglaubliche doch erreichen und sich eines Tages an ihre Kinderträume erinnern, wer weiss?" Ihr Lächeln wurde breiter und offener, während sie ihn betrachtete - ob er das indirekte Kompliment wahrnehmen würde?
    "Aber in Deinem Alter von Lebensabend zu sprechen, das halte ich dann doch für verfrüht," ergänzte sie vergnügt. "So viel älter als ich kannst Du nicht sein, Dein Haar ist noch schwarz und Dein Gesicht weist noch nicht so viele Zeichen der Zeit auf. Da warten sicher noch ganz andere Herausforderungen auf Dich als das bloße Vergehen der Zeit an einer sicheren Position."

    Itsenmut trat lächelnd auf Caecilius Metellus zu und musterte ihn mit dem ganzen Charme ihrer nicht unbeträchtlichen Körpermassen - die dicke Ägypterin schien eine gewisse, ausgesprochen vital wirkende Lebensfreude zu versprühen, die anderen Frauen oft genug abging.


    "Aber natürlich, komm nur herein, der Meister wird sich gleich für Dich Zeit nehmen. Du möchtest einen Haarschnitt oder darf es auch eine Rasur sein?" fragte sie lächelnd und die dunklen Augen der Sklavin blitzten ihn freundlich an.

    "Nun, Du bist ohne Zweifel einer der wichtigsten Männer in Roma, werter Herr, doch ist es doch eine Sache, sich über alles zu informieren, und eine andere, mehr als beruflichen Gefallen an Klatsch und Tratsch zu finden," entgegnete der Barbier ungerührt und seltsam gelassen - immerhin war er gerade derjenige, der einen spitzen und zum Töten geeigneten Gegenstand am Kopf des anderen hatte. Gemächlich benässte er das Haar seines Kunden, achtete aber tunlichst darauf, ihm das Wasser nicht über die Uniform zu spritzen.


    "Nun, was gibt es Neues in der Stadt - die Streitigkeiten in der curia hast Du als einer der Beisitzer sicherlich besser als alle anderen mitbekommen, inzwischen sind die ja Stadtgespräch geworden - kaum zu glauben, dass die curia noch nicht einmal zwei Wochen besteht, wie sie ist, und man sich derzeit auf nichts zu einigen scheint." Wie ein saftiges Steak klopfte der Barbier erst einmal die Interessen seines Kunden ab, beginnend mit der Politik.

    [Blockierte Grafik: http://img67.imageshack.us/img67/7457/barundiusdh6.jpg]


    Der Gallier gratulierte sich innerlich zu seinem 'Fang' - oder besser dazu, dass diese junge Frau bereit schien, auf ein kleines Spielchen mit einzugehen, denn das versüßte ihm seinen Arbeitsalltag nicht gering. "Etwas herberes, mh, da könnte es schwierig werden, etwas für Deinen Geschmack zu finden," tat er nachdenklich und blinzelte ihr vergnügt zu, um dann einige kleine Küchlein auf einer Schale zu präsentieren.
    "Vielleicht kannst Du Dich mit unseren Dinkelküchlein anfreunden? Sie sind aus grobem Getreide gebacken und haben innen eine Füllung aus kleingeschnittenen Oliven mitsamt einer sehr intensiven Würzung, die Dir sicher so einiges auf der Zunge explodieren lässt."

    Es war seltsam surreal, aber als er lächelte, ihre Worte annahm und danach seine Gedanken aussprach, bemerkte sie, dass sie diesen jungen Mann durchaus sympathisch fand. An jenem Schmuckstand war er ihr wie ein grober Tölpel erschienen - nicht zuletzt, weil offensichtlich gewesen war, dass er mit Tiberia Livilla hatte allein sein wollen und sie durch einen so billigen Trick hatte gewinnen wollen - aber nun schien sich der erste Eindruck seiner Person langsam aber sicher zu wandeln. Für einen frauenablehnenden Aurelier war er wirklich höflich und schien sich tatsächlich auch für ihre Sicht der Dinge zu interessieren, ohne sie vorzuverurteilen, und das gab einiges an Pluspunkten. Dafür waren die letzten Gespräche in der curia einfach zu eindeutig gewesen - sie wusste nun sehr genau, wo sie stand und wo die anderen ihren Standpunkt bezogen hatten.


    "Manche Entscheidungen brauchen auch einfach ein wenig Zeit, bis man seinen Weg klar erkannt hat. Als ich vor einigen Monaten zurück nach Rom kam, hatte ich den Wunsch, in den cultus deorum einzutreten und führte deswegen auch einige Gespräche - aber ich entschied mich letztendlich anders und landete in Ostia. Manchmal sind es nur sehr wenige Entscheidungen, die alles ändern - solange man nur zufrieden mit dem Weg ist, den man geht," erwiederte sie freundlich und überlegte sich, welchem Gott er wohl dienen würden wollte.

    Sie betrachtete die Liste der Preise sinnierend und fand keinen Makel daran, es deckte sich recht gut mit dem, was sie selbst vom Markt kannte und wusste, sodass sich Artorius Corvinus anscheinend angemessen um diese Angelegenheit gekümmert hatte. "Die Mengenangaben, die Du hier gemacht hast, scheinen mir sinnig - und ich hatte in etwa tatsächlich an dreihundert Stück der einfachen Speisen gedacht. Allerdings sollten wir uns die Ausgabe von Obst an die Allgemeinheit sparen, mit Wein, Brot und Eiern sind wir da schon gut bedient. Obst, Weinamphoren, Fladenbrot mit Käse und dem teuren Obst sowie den Würsten würde ich Mengen um höchstens dreissig Stück anpeilen, damit wir die Honoratioren versorgt bekommen und uns nicht gleichzeitig wirtschaftlich zugrunde richten."


    Sie legte das Wachstäfelchen auf der Tischplatte ab, als Dio ihre Gedanken unterbrach, und lächelte dann etwas. "Natürlich, wer denn sonst? In Ostia gibt es bei weitem nicht genug berühmte Männer, dass der Name unserer Stadt weithin genannt werden dürfte."

    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/5370/wonga6yp.jpg]
    Der hühnenhafte Nubier blickte den ianitor der Villa Tiberia kurz recht eingehend an und schnaufte dann, doch glücklicherweise schien Stesichoros an diesem Abend von Wongas grauenhaftem Latein verschont zu bleiben - der andere Sklave meldete sich zu Wort, während Wonga sich darauf beschränkte, Stesichoros einfach niederzustarren, so gut es ging.
    "Mein Herr Caius Iulius Constantius und meine Herrin Iulia Helena sind bei quaestor consulum Quintus Tiberius Vitamalacus zur cena geladen."

    Es war erleichternd, dass er in seiner Freizeit auf die Toga verzichtete - sie hatte ihn ebenso eingeschätzt, und war froh darum, sich nicht zu sehr aufgeputzt zu haben, das wäre wohl nur unangenehm aufgefallen. Mit einer leichten Geste zu einer der Sitzbänke hin bedeutete sie ihm, näher zu treten, und schritt ebenso in diese Richtung. "Setzen wir uns doch ... kann ich Dir etwas anbieten? Wein? Wasser? Oder einen gemischten Wein?"


    Sie nahm auf einer der beiden Bänke Platz und stellte die Füße nebeneinander, um ihren Gast lächelnd anzublicken.
    "Ich danke Dir für die freundlichen Worte, doch sehe ich darin doch vor allem eines: Eine ständige Erinnerung an die Größe unserer gens in der Vergangenheit und die vor mir liegende Arbeit in der Zukunft, um meinen Teil dazu beizutragen, dass der Name der Iulier wieder mit Respekt und Achtung genannt wird."

    Es dauerte nicht lange, bis leise, aber durchaus zielgerichtet klingende Schritte das Nahen der Hausherrin ankündigten, die an diesem Abend nicht minder schlicht gekleidet war wie an den sonstigen Tagen, wenn sie ihre Arbeit in der Curia Ostiae verrichtete - mit dem Unterschied, dass der Stoff ihrer Stola verriet, dass er wohl von einem der besseren Händler der Stadt stammte. Fein gearbeitete, goldene Ohrringe blitzten an ihren Ohrläppchen, und sie trat ihm mit einem warmen Lächeln auf den Lippen entgegen.
    "Salve, Aelius Callidus, und sei willkommen im Haus der gens Iulia. Ich freue mich sehr, dass Du meiner Einladung gefolgt bist." Freundlich blickte sie ihn an, und durchaus mit einem gewissen Interesse maß sie seine äußerliche Erscheinung mit ihrem Blick.