"Du hast in Ostia gelebt?" Es klang überrascht, aber durchaus auch erfreut - somit hatte sie dem Artorier dann doch noch eine Seite angesehen, die ihn in ihren Augen sympathisch machte. "Ich war eine Weile Duumvir von Ostia, aber ich glaube, das war nach Deiner Zeit dort - es gab leider keine discipuli mehr im örtlichen Tempelviertel. Welchem Gott hattest Du dich denn verschrieben?" Was schade war, denn ein bisschen mehr Kultpraxis hätte der Stadt sicher nicht geschadet. Wie es eigentlich niemandem schadete, wenn man es ernsthaft betrachtete.
"Didia Fausta habe ich auch kennengelernt. Sie war wirklich eine sehr überzeugte Dienerin der Venus. Es ist schade, dass sie diesen Weg nicht weiter verfolgen konnte." Den Gedanken und Erzählungen der anderen lauschte sie indes aufmerksam - die wenigsten waren weit gereist und dass sie ihre Reisen vor allem mit der legio verbanden, wunderte sie nicht, wann kam ein römischer Bürger schon sonst so viel herum, wenn nicht als Soldat?
"Du hast sicherlich bei einem guten Lehrer studiert," sagte sie schließlich in Richtung des Tiberius Andronicus. "Ich stelle mir das durchaus interessant vor, aber es kommt wohl auch auf die Lehrer an - die meisten Rhetoren der heutigen Zeit lassen viel des Könnens unserer Vorväter vermissen." Die römischen Politiker vor allem. "Wenn ich danach gehe, was mir mein Vater über seine Arbeit schrieb, ist Germania bei weitem nicht so wild, wie man sich das vorstellt - es soll doch schon viele Bereiche geben, in denen die Germanen unsere Lebensweise angenommen haben und gut damit zurecht kommen, aber einige versprengte, unverbesserliche Barbaren gibt es wohl immer." Dies hatte sie gen Decimus Serapio gewandt gesagt und überlegte, was ihr Vater ihr sonst noch geschrieben hatte - traurigerweise war es doch meist mehr über seine Arbeit gewesen, und weniger über das Land und sein Leben in der Ferne.