Ein Kriegselefant auf dem Marcatus Urbi hätte sich wohl nicht viel ungeschickter anstellen können als es Constantius gerade zu Stande gebracht hatte. Kaum hatte er das Scutum wieder an die Wand gelehnt, den Helm in seiner Armbeuge verstaut, rutschte das Pilum, das scheinbar nur hinterhältig eine Zeit lang, ebenfalls an die Hauswand gelehnt, gewartet hatte, gemächlich zur linken Seite und neigte sich dem gerade aufgerichteten Schild entgegen. Nur in dem sich der junge Soldat mit den Rücken an die Wand presste, verhinderte er ein weiteres schepperndes Konzert aus metallischen Ausrüstungsgegenständen. Trotzdem brachte ihn diese Tat ein weiteres verlegendes Lächeln ein, als das Pilum gegen die Schulter des Soldanten stieß und diese als Stützpfeiler missbrauchte. In diesem Moment musste der große, athletische Iulier gewiss nicht so Respekt einflössend und gefährlich gewirkt haben, wie es dem Bild eines Soldaten wohl zu entsprechen hatte. Nein, vielmehr wirkte er etwas überrumpelt und auch ein wenig hilflos, wenn nicht sogar tapsig. Ob die Götter wohl in diesem Moment über ihn schmunzelten, oder gar lachten? Immerhin bekam seine Ausrüstung immer mehr Beulen und Kratzer, ohne dabei jemals einem Kampfeinsatz ausgesetzt gewesen zu sein.
Doch auch dieser Vorfall sollte sich nach wenigen Sekunden ordnen lassen. Scutum, Helm, Pilum und auch der Miles fanden wieder ihren ursprünglichen Halt zurück, Trotzdem hatten die Wangen des Iuliers eine gesunde Röte angenommen, die vielleicht nur zum Teil durch die Hitze der Sonne verursacht worden war.
„Ich bin froh, dass dir nichts geschehen ist und..“
Sein Satz wurde jäh unterbrochen, als er der Frau nachblickte, die fast einen erneuten Zusammenstoß provoziert hatte.
„Rom ist eine sehr lebendige Stadt. Und in den Gassen ist Platz ein wahrer Luxus. Auf den großen Strassen ist es etwas besser als hier. Allerdings muss ich leider sagen, das auch dort die Leute nur wenig Rücksicht nehmen.“
Er zögerte und lächelte einen Moment.
„Rom ist nicht mit Tarraco zu vergleichen.“
Er blickte kurz gen Himmel. Prüfte ob nicht doch das erheiterte Gesicht eines zuschauenden Gottes zu sehen war.
„Ich bin selbst in Tarraco aufgewachsen. Die Weite der Felder, das beschauliche Leben dort, wirst du in Rom leider nicht finden. Dennoch hat diese Stadt so viel mehr zu bieten. Man muss nur wissen, wie man sich ihrer Eigenarten erwehren kann. Manches lernt man hier nur durch schmerzhafte Zusammenstöße, aber zum Glück ist weder dir noch mir etwas geschehen. Ich denke, wenigstens die größte Mittagshitze haben wir überstanden. Nun geht es wohl doch wieder etwas bergauf.“
„Was führt dich den weiten Weg aus Hispanien nach Rom? Suchst du etwas Bestimmtes? Vielleicht kann ich dir wenigstens den richtigen Weg weisen.“
Wäre Helena, seine Schwester, anwesend gewesen, hätte er wohl einen weiteren ihrer lieblichen Tritte vor sein Schienenbein bekommen. Doch da sie fehlte, „trat“ sein Sinn für Benehmen im übertragenem Sinne gegen das Schienenbein seines Bewusstseins.
„Verzeih. Ich bin Miles Caius Iulus Constantius.“