Beiträge von Ceadh

    Mit dem Fuß stieß er die Tür auf und trug sie in ihr Gemach, bettete sie vorsichtig auf den Fellen, die er tags zuvor gekauft hatte. Auch wenn er wusste, dass es sich nicht geziemte, riss er ihre Stola ein klein wenig auf, um sich die Wunde zu besehen. Er war kein Arzt, kein Medicus, gewiss nicht. Aber er hatte schon oft Kameraden auf dem Feld geholfen, so wusste er ungefähr, wie die erste Hilfe hier auszusehen hatte. Ihre Augen waren geschlossen, so war sie wohl ohnmächtig. Da sie ihn ohnehin nicht verstehen würde, sprach er leise, aber beruhigende, beschwichtigende Worte in der Sprache seiner Väter, während er die Wunde mit den Fingern leicht abtastete.

    Auf den Armen trug er sie, die schöne Artoria Medeia. Ihre Stola war blutbenetzt, das Blut färbte auch schon seine schlichte Tunika in das rot des Lebenssaftes und so war sein Schritt schnell, fest und kräftig. Ein paar Straßenjungen und andere flankierten ihn in respektablem Abstand, so bellte er ein paar von ihnen zu, sie sollen einen Medicus holen, während er die Tür der Casa mit der Schulter öffnete und Medeia durch den Eingang trug. Er trug sie durch das Atrium, stieg die Treppe hinauf und brachte sie in ihr Cubiculum. Marcella rief er zu, sie solle ein Becken mit warmem Wasser in das Cubiculum bringen, dann war er auch schon im Zimmer verschwunden.

    Unaufhaltsam wie ein Kriegselefant trug Ceadh Medeia vor sich hin, sie fest in den Armen haltend, unter anderem, um so für den festen Sitz des Stoffes über ihrer Wunde zu sorgen. Sie war so leicht, befand er. Er schätzte ungefähr den Weg zur heimatlichen Casa ab, dann nickte er innerlich und trat den Weg an. Sie war nicht tödlich verletzt, spürte er doch, wie sie sanft atmete. Aber die Wunde musste versorgt werden, das war unumgänglich. Er rückte sie etwas zurecht, dass das Blut auch schon seine Tunika benetzte, war ihm sehr egal, eher eigentlich ein Warnzeichen, sich zu beeilen. So strebte er unaufhaltsam zur Casa Artoria

    Er wollte nicht länger warten, verharren, hier bleiben. Zuerst sah er Gabriel missgünstig an, aber als jener den Stoff auf Medeias Wunde drückte, nickte er nur knapp. Er sah ihm nach, dann Medeia an. Shhht, meinte er leise und sah ihren Mund an. So verführerisch, so schwach wie sie in seinen Armen lag, hätte er sie am liebsten geküsst. Doch wollte er zu allererst für ihren Schutz sorgen, so drückte er sie fest an seine Brust, damit sie mit dem Kopf an seine Brust lehnt und ihn nicht nach hinten sacken ließ.
    "Ich weiß", erwiderte er leise. "Ich beschütze dich, Herrin." Wie so oft musste er die Worte ein wenig aneinanderfügen. Verfluchtes Latein, warum konnte sie nur nicht gälisch? So viel hätte er ihr da sagen können. Aber nach nur einer halben Sekunde des Überlegens, ging er los, trat von der Rostra herab und trug sie über den Platz. Auch wenn er keine Rüstung hatte, auch wenn er nicht bewaffnet war, die Leute wichen ihm respektvoll aus, machten ihm Platz, um Medeia fort zu tragen. Immer wieder brüllte er das Wort.
    "Medicus! Medicus!" um sich zu vergewissern, ob einer in der Nähe war. Zum Glück war er sogar über einen Kopf größer als die großen der sonst so kleinen Römer. So hatte er einigermaßen Übersicht, aber seine Brust zog sich leicht zusammen, als er sie da so still in seinen Armen sah.
    "Medicus!"

    In Medeias Nähe stand er und sah wachend wie eine Statue über das Publikum. Er würde seine Herrin beschützen, das stand fest, das war fix, das war für ihn unumgänglich. Castus, der Medeia so unverblümt anstarrte, hatte seine erste Aufmerksamkeit auf den Plan gerufen und dann so abgelenkt, dass er erst einen Augenblick zu spät Hannibal bemerkte. Der erschrockene Blick ging zwischen Castus und Hannibal hin und her, dann verzerrte sich seine Miene und ballte grimmig seine Faust. Das war doch der Kleine, den er auf dem Markt kennen gelernt hatte. Was bei Noreias Prachtarsch machte er hier? Das Blitzen der Klinge überrumpelte ihn nun völlig und er griff in eine Falte seiner Tunika, in der er das Eisengewicht versteckt hielt, umgriff es fest und stürmte dann los. Rom, pass auf, nicht nur Hannibal.. sondern auch ein Kriegselefant war innerhalb der Stadtmauern und Lugh gnade euch. Als er sah, wie Medeia gestochen wurde, stieß er einen keltischen Schlachtruf aus und rammte Hannibal von hinten die beschwerte Faust ins Genick. Er war sich nicht sicher, ob er ihn getötet hatte, aber das war ihm nun egal. Medeia. Medeia! Neben ihr sackte er auf die Knie und starrte die Wunde an, dann zog er den Dolch heraus, hob sie auf seine Arme und starrte über die Menge. Wie war das Wort noch mal, das sie ihm beigebracht hatte?


    "Medicus! Rasch, ein Medicus!"


    Seine Stimme war mehr ein tiefes Brüllen als ein verzweifelter Schrei. Aber es war offensichtlich, dass er verzweifelt war, das konnte man seinem Gesicht ablesen. Besorgt sah er seine Herrin an. Seine Statur, seine Stimme und vor allem die Mimik im wutverzerrten Gesicht sagten eines deutlich aus. Kommt mir jetzt bloß nicht zu nahe, wenn ihr ihr nicht helfen könnt.

    Weiter bahnte er sich seinen Weg durch die Menschenmassen, nahm fremde Gerüche, Eindrücke in sich auf und fühlte sich so furchtbar fremd hier. Er besah eine viel zu kleine Tunika, schüttelte den Kopf und ging weiter. Ein Bärenfell! So eins lag zu Hause in seiner Hütte, verstaubte wohl im Moment. Mit einem andächtigen Grinsen stellte er sich Medeia mit ihren roten Locken vor, wie sie sich bar jeder Kleidung, wie die Götter sie schufen, auf diesem Fell räkeln würde. Selten war ein Kauf so rasch abgeschlossen wie jener, auch wenn man Ceadhs rudimentäre Lateinkenntnisse heran zog.


    Sich das Bärenfell über die Schulter werfend, drehte er sich um und senkte den Blick langsam ab. Eigentlich sollte er noch Weintrauben kaufen. Was wollte der von ihm? Eine Griechin. Mhh. Bei der Erwähnung glitten seine Gedanken wieder an die lockende Medeia auf dem Bärenfell zurück. Rothaarig. Auch schön. Sicher Teuer. Vollbusig? Für seine Hände würds reichen. Ob sie gut für das Bett wäre, wusste er nicht, aber jedes Mal, wenn sie lächelte, schmolz das Eis, das er sich um sein Herz gemantelt hatte. Also baute er sich vor Hannibal auf und nickte langsam, bedächtig.


    "Ís...
    Ja. Sie schickt mich."

    Der Morgen war gerade erst vor ein paar Stunden angebrochen und der Tag wirkte so unverbraucht, so frisch. Es war ein prächtiger Sommertag, es würde heute sehr heiß werden, das spürte er. Seine Herrin hatte ihm ein paar Male den Weg von den Märkten zur heimischen Casa gezeigt und er hatte ihn sich ganz gut eingeprägt, damit er auch wieder heim führen würde. Eine alte keltische Volksweise summend auf den Lippen, suchte sich der Hüne seinen Weg durch die Massen der deutlich kleineren Römer. Weintrauben sollte er besorgen, für seinen Herren. Und einige gemütliche Felle für seine Herrin Medeia. Eigentlich fand er, dass Aufgaben wie Einkäufe erledigen eindeutig unter seinem Niveau waren, aber das seiner "Familia" zu erklären, hätte wohl wesentlich mehr Zeit beansprucht als einfach dem Wunsch Folge zu leisten. Das Sklaventum war ihm nicht fremd, er hatte selbst einmal eine Sklavin, aber sie war ihm eher Frau denn Sklavin, führte ihm den Haushalt und erledigte auch andere eheliche Pflichten hervorragend. Sein Mundwinkel hob sich, als er an sie dachte, es war sicher schon ein bis zwei Jahre her und sie hatte reißaus genommen. Genau wie er es machen würde, würde Medeia verschwinden.
    Stirnrunzelnd sah er an sich hinab. Er fühlte sich, nur mit der Tunika bekleidet, so nackt. Unzivilisierte Barbaren nannten die Römer sein Volk - und dennoch hatten sie nicht einmal so simples wie Hosen. Barbaren. Pah. Hosenloses Volk. Er wackelte mit den Zehen und musterte seine Sandalen, ehe er seinen Weg fortsetzte und streifte weiter wie ein wildes Tier über den Mercatus Traiani. Wer war hier der Barbar, hm?


    Sim-Off:

    wer mag, darf.

    Das Kinn reckend, sah er an ihr hoch und ließ den Kopf etwas zur Seite kippen. Er hörte ihren Worten zu, wie er es immer tat, er fühlte sich, als würde er an ihren Lippen hängen. Dieser Engel mit den roten Locken, der alabastergleichen Haut und den katzenhaften Augen versprach ihm tatsächlich die Freiheit! Hätte sie ihn geküsst, hätte sie ihn nicht mehr überraschen lassen, doch anmerken ließ er sich kaum etwas, abgesehen von den sich hebenden Mundwinkeln. Freiheit. Freiheit. Freiheit! Der Gedanke berauschte ihn für ein paar kurze Augenblicke fast, während er sie mit glänzenden Augen ansah. Er war so versucht, nach ihrem Haar zu fassen, aber untersagte es sich mental. Immer wieder.
    Doch als sie ihre Frage stellte, war es, als würde etwas lauerndes in ihm erwachen. Etwas, was schlief. Er lehnt sich nach vor, stützte seine Ellbogen auf den Oberschenkeln seiner aufgestellten Beine auf. Was wohl die Motivation ihrer Frage war? Sie war keine Römerin, sondern Griechin, das wusste er mittlerweile. Ob sie einen Römer beseitigen lassen wollte? Er war der letzte, der dem abgeneigt war, solange es keine unschuldige Seele war, zum Beispiel Frau oder Kind. Er musterte sie. Er musterte sie lange, denn sie war geheimnisvoll und undurchschaubar. Das war auch auf der Reise so, jedes Mal, wenn er dachte, er hätte sie durchschaut, ergab sich ein anderer Aspekt. Das war einer der Punkte, den er an ihr mochte. Wenn sie nur wüsste. Als könnte er je gegen sie handeln. Langsam verstand er die Geschichten der Druiden von den Hexen, die mit den Reizen lockten. Er wusste, dass sie ihn längst durchschaut hatte, dass es nur eine vergewissernde Frage war von dem, was sie bereits wusste. Und er hatte nicht vor zu lügen.


    "Ja."

    Langsam folgte er ihr und ließ den Blick durch die Casa schweifen, neugierig erkundete er jedes Eck. Stumm musste er lächeln, während sie sprach, dann nickte er gedanklich etwas ab und trat in die ihm zugewiesenen Unterkünfte ein. Sorgsam stellte er Gepäckstück für Gepäckstück in der Ecke ab und setzte sich auf die erste Liegestatt, die Medeia am nächsten war, setzte sich auf den gefüllten Leinensack und nickte langsam. Schließlich sah er an ihr hoch und runzelte die Stirn leicht. Was für eine Frage. Einen halben Augenblick lang dachte er darüber nach, ob er lügen sollte, aber er war schließlich ein aufrechter Silurer.


    "Ja, Herrin. Daheim war ich.. Haupt..mann? über ein paar Männer. Wir haben gemeinsam einige Schlachten gegen die Römer und feindselige Banditen geschlagen, Herrin. Und der Mann, von dem du mich gekauft hast, ließ mich manchmal für.."
    Ihm fiel das verdammte Wort nicht ein, er sah einige lange Augenblicke ihren Bauch an, ehe er den Blick wieder hob.
    "Gaudium, Herrin. Er nannte es Gaudium und ließ mich gegen andere Sklaven antreten. Meistens Wilde von Stämmen und Völkern, die ich nicht einmal kannte und immer noch nicht kenne."

    Ceadh sah sich staunend im Atrium um. So etwas konnten die Häuser daheim nicht aufbieten, dafür wirkte es hier aber auch um einiges "kälter". Nicht von der Temperatur her, aber es war so viel aus Stein gemacht, dass er sich nicht wirklich wohl fühlte. Ihm war hölzerne Bauweise um einiges lieber, das wirkte auch lebendiger. Gedankenverloren roch er an einer Blume, als Medeia kurz mit ihrer Familia abgelenkt war. Er hielt inne und musste schmunzeln. Wenn man ihn, den Hünen, so sehen würde.. nie wieder hätte man Angst vor ihm. Also ging er weiter und nickte ihr zu, als sie ihn anwies, ihr zu folgen. So folgte er ihren wogenden Hüften.

    Sie war so schön, wenn sie lachte, stellte er fest. Er mochte es, vor allem den melodischen Klang dabei. Die Augen zusammengekniffen musterte er Sulla nochmal kurz, ehe er sich die Gepäckstücke von Medeia wieder auf die breiten Schultern lud und einen Schritt voransetzte. Sein Blick glitt über Corvinus und dann kurz über Hypathia. Für einen kurzen Moment beneidete er ihn, aber nur für einen kurzen. Dann trat er an den dreien vorbei in die Richtung des Atriums.

    Mit einem flüchtigen Blick musterte Ceadh Hypathia und schenkte ihr so etwas wie einen freundlichen Blick. Eine wunderschöne Frau, nur etwas dunkler im Teint als Medeia. Wohin war er da nur geraten? Er wusste mittlerweile, dass Medeia Griechin war und auf der Reise hatte sie auch einiges von ihrer Familia erzählt. Es hatte ihn sogar gewundert, wieviel sie erzählt hat, da er nur ein Sklave war... aber er war auch ein ausgezeichneter Zuhörer. Zudem lernte er dabei Latein, so hatte es doppelt bis dreifachen Nutzen. Sulla nahm er mit schmalen Augen zur Kenntnis und als Medeia ihn so heranwinkte, wartete er nicht lange, um als "Argumentationsverstärker" hinter ihr zu stehen, wodurch sein Schatten auf sie fiel.

    Er vermisste den Landgeruch, während er gedankenverloren die Casa ansah, die vor ihm lag. Wie die Römer wohl lebten? Er empfand es mittlerweile eher als Exkursion als als Sklaverei. Kenne den Feind und so. Doch als er den Blick von der Casa löste, den Kopf etwas neigte und wieder Medeias rote Locken sah, die leicht von der Palla verdeckten Locken - da wusste er, dass sie ihn weitaus schlimmer gefangenhielt, als alles Eisen dieser Welt es hätte tun können.
    Die Warnung vor dem Hafen nahm er schmunzelnd zur Kenntnis. Es gab eigentlich keine Gegenden, vor denen er sich fürchtete und in Belgicum hatte sein Sklavenhändler ihn sogar einmal gegen einen 'Kannibalen' antreten lassen. Ob er wirklich ein Kannibale war, wusste Ceadh nicht, aber er war schwarz, hatte angeschliffene spitze Zähne und trieb sie ihm in die Schulter, er verbiss sich darin wie ein kleiner Zuchtköter. Aber der Silurer wusste sich zu wehren und das Knirschen des Genicks, als er den Kopf des Kannibalen um 180° drehte, hatte er bis heute im Ohr. Geräusche dieser Art prägen sich ein, vergisst man nicht. Aus den Gedanken gerissen, sah er ihr nach, ehe er sich ihr übriges Gepäck auf die Schultern lud und ihr folgte.


    "Gerne, Herrin."

    "Es ist groß."


    Merkte Ceadh an, als kurz inne hielt, um das Gepäck anzuheben. Und das war es auch für ihn, groß, gewaltig. Und die Menschen hier, alle eingepfercht in dieser riesigen Stadt aus Stein. Konnte man sich so wohl fühlen? Ihm fehlten die Wälder, die Berge, der Gesang der Vögel, stattdessen wurde er in ein riesiges Dreckloch, das sie Stadt nannten, gesteckt. Er folgte ihr langsam und sah sich um, musterte die riesigen Bauten, die Massen an Menschen. Zumindest hatte sie ihm auf der langen, langen Reise eine Menge Latein gelehrt und er konnte sich schon einigermaßen flüssig unterhalten, ohne sofort in gälische Worte zu verfallen.


    "Es ist wirklich groß. Wie findest du dich hier zurecht, Herrin?"

    Ehm, Leute, verwechselt mal nicht SimOn mit SimOff.
    Die Acta ist eine SimOn-Zeitung, right?
    Sie gehört dem Caesaren und wir spielen im antiken Rom. Dh, da wird polemisch geschrieben, einseitig geschrieben und eigentlich, in fast allen Belangen, Glanz und Glorie Roms hochgehalten und in die anderen "niederen Provinzen" hinausgezeigt, damit sie sehen, wie groß und mächtig Rom ist.
    Versteht ihr, was ich meine?