Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    Entschuldigt, diese Diskussion ist so alt wie illusorisch.


    Es bestehen immer wieder Kontrakte zwischen freien Händlern und den Instanzen. Die laufen auch eine gute Zeit lang, geraten aber immer wieder in Vergessenheit, weil irgendwann der verantwortliche Empfänger der Ware sich nicht die Arbeit macht, diese auch tatsächlich zu kaufen und an seine Untergebenen weiter zu verteilen.


    Die Aufforderung, das in Richtung der Händler abzuschieben geht voll an der Realität vorbei, denn was soll der Händler denn schon mehr machen können, außer die Ware zu produzieren und das Angebot an die Instanz einzustellen? Das Angebot muss immer auch abgenommen werden... und genau da kommt der Faktor ins Spiel, der sich Reallife nennt.


    Der Verantwortliche hat eben nicht alle Zeit der Welt, haben zwischendurch (nicht nur) ihre ID zu bespielen, und dann kommt es auch vor, dass der Lieferant nicht liefern kann, weil sich die Nebenprodukte seines Betriebs, die nicht durch den Handelspartner abgenommen werden schon im Lager stapeln, und so ein wirtschaftliches Neuproduzieren unmöglich machen, ohne den Preis der einen Ware so stark anzuheben, dass er den Nichtverkauf der anderen wieder ausgleicht. Und diese Preise würden wiederrum die Konkurrenzfähigkeit des Angebots ausschalten.


    Bestes Beispiel zur Zeit: die Legio II. Hat viele Waren angefordert, aber derjenige, der dafür zuständig ist, ist irgendeinem Grund wieder in der Inaktivität abgetaucht, und hat jetzt zwei Händler in seinem Officium sitzen, die darauf warten, dass der Deal weitergespielt wird.


    Das Problem an der WiSim ist allerdings nicht nur auf der fehlende Konsumlust der Leute festzumachen (für die es übrigens schon Überlegungen gibt, wie man zu mehr Konsum anreizen kann), sondern auch an der Anarcho-Mentalität des Marktes.
    In der WiSim aktiv sein ist cool, aber die wenigsten geben sich damit zufrieden, nur zu konsumieren. Gehalt zu beziehen und dieses auszugeben ist einfach nicht "in". Es gibt zur Zeit 326 Betriebe, das mehr als 1 Betrieb pro aktiver IR-Bewohner. Natürlich sind davon nicht alle aktiv, aber es zeigt doch sehr deutlich wo die Missstände auch zu suchen sind.
    Da gibt es keine Regulierung, bis auf die Begrenzung auf 4 Betriebe pro ID, und es ist im Moment so, dass jeder, der in der WiSim aktiv wird, einen Betrieb aufmacht, wenn es auch nur annähernd zu seinem Charakter passt... dass da Überkapazitäten entstehen versteht sich von selbst.


    Das war schon einmal anders, es gab Zeiten, da konnte man jede Woche neu produzieren, dass die nicht selbstverständlich sind, sollte einem eigentlich einleuchten wenn man an die Realverhältnisse in unserer Weltwirtschaft achtet. Warum sollte es hier anders sein?


    Die Aufforderung an die Konsumenten, mehr zu konsumieren ist in etwa genauso sinnvoll wie die unserer RL-Politiker an uns Bürger, unsere Ersparnisse in neue Fernseher zu stecken. Das einzige, was im Moment fehlt ist eine NOTWENDIGKEIT des Konsums. Eine ID, die nichts isst verhungert nicht. Ein Senator, der nicht in neue Kleidung investiert, erscheint nicht als Gammler in der Basilica Iulia.


    Die WiSim ist im Endeffekt nur interessantes Beiwerk, aber die Integration derselben IN DAS SPIEL kann vom aktuellen Stand der Technik (bis zur WiSim 1.9) nur durch die Spieler geschehen. Und dass die alle nen eigenen Kopf haben, von Großgrundbesitz und enormem Vermögen träumen, dürfte jedem einleuchten.


    Ein Markt ohne Regulation, wie wir ihn im Endeffekt haben, wird sich letztendlich selbst regulieren, und dabei werden nicht wenige Federn lassen. Dass man mit ihm im Moment nicht reich werden kann, muss aber auch jedem klarwerden, der dort aktiv wird.
    Der Kunde ist Kaiser, und das ist im Moment absolute und knallharte Wahrheit für alle, die in der WiSim produzieren. Wenn es fünf Produzenten gibt, aber nur einen Kunden, hat der die absolute Macht aussuchen zu können, wo er einkauft.


    Findet euch damit ab, die WiSim ist keine Verkaufsgarantie!

    "Ja, die Stämme machen den Römern mittlerweile einiges nach... hast du schon von den Runen gehört? Eine Schrift, die sich die Goden ausgedacht haben, um untereinander kommunizieren zu können. Stell dir vor, die Stämme schreiben sich Briefe...", murmelte Lando geistesabwesend, denn der letzte Brief dieser Art, den er bekommen hatte, war alles andere als mit guten Nachrichten gespickt gewesen.
    Als Elfleda in seine Arme zurückschrak, hielt er sie fest, und streichelte ihr sachte über den Bauch, bis sie sich beruhigt hatte.


    "Ja, so in etwa habe ich auch reagiert...", log Lando, der sich unbeholfen wie immer Mühe gab, die richtige Art zu finden, "...was meinst du? Achso... hundert Schwerter. Japp. Für unsere Verhältnisse wäre sowas auch viel. Aber hinter diesen Mauern hocken fünftausend Männer unter Waffen. Und dies ist nur eins von insgesamt sechs Legionslagern. Insgesamt hat das Reich über 30.000 Soldaten am Rhenus stehen, was gut ein Drittel des gesamten Heeres ausmacht... und das haben sie eben, weil die Stämme wohl der hartnäckigste Gegner der Römer sind. Sie haben sozusagen Angst vor ihnen.. sie wurden nicht nur einmal geschlagen. Selbst vor wenigen Jahren wäre das römische Aufgebot gegen Modorok beinahe untergegangen, und wurde von den Mattiakern gerettet."

    Brautraub. Alleine schon bei dem Wort lief es Lando kalt den Rücken runter. Die Römer schienen es wirklich für eine schöne Tradition zu halten, die wohl irgendwas mit der Geschichte der Stadt zu tun hatte, aber Lando sah es vor allem aus dem germanischen Blickwinkel, und der besagte: Brautraub war ein Verbrechen.


    Brautraub bedeutete nichts anderes, als eine Frau gegen ihren Willen von ihrer Sippe zu entfernen, und ihr die Würde als Jungfrau zu nehmen. In den germanischen Stämmen wurde Brautraub normalerweise mit Eheverbot bestraft, bei einigen sogar mit Friedlosigkeit für den Räuber, was selten glimpflich ausging. Und jetzt musste Witjon hier offiziell Callista rauben? Lando war alles andere als Wohl bei der Sache, klammerte sich dementsprechend an seinen Becher mit Bier, und versuchte nicht allzu besorgt dreinzuschauen.


    "Das ich sowas noch erleben darf...", grummelte er schließlich zu den seinen, "...ein legitimer und vor allem notwendiger Brautraub. Evax muss sich im Grab umdrehen."

    "Das Theatrum ist schon eine ganz gute Idee... vor allem hat unsere Familie da schon eine Geschichte. Sarolf war ein engagierter Förderer des Theaters, da ist es nur logisch, dass einer der seinen in dessen Fußstapfen tritt. Handelssachen sind immer problematisch, denn der Vorwurf, dass du dadurch nur dein eigenes Geschäft und die FMQ stärken willst, wird nicht von der Hand zu weisen sein...", sinnierte Lando laut über die Pläne von Ragin, während er sich die Schüssel mit Oliven organisierte, und Vala mit einem knappen, aber eindeutigen Blick klarmachte, wer hier das Hoheitsrecht über die grünen Früchte hatte. :D

    "Nicht doch.", versuchte Lando zu beschwichtigen, der Offizier schien sich doch sehr unwohl zu fühlen, "Diese Fragen sind keineswegs überflüssig. Nur kann ich dir in diesem Fall nicht großartig weiterhelfen. Ich habe diese Männer nicht erkannt, noch kannte sie einer meiner Leute. Ich denke, die hatten es einfach auf die Tageskasse abgesehen. Wie gesagt, die Taberna ist sehr beliebt, und da kommt einiges zusammen, was sich ein Mensch versprechen könnte, der verzweifelt genug ist eine Kneipe zu überfallen, zu deren Stammgästen auch die Soldaten der Legion gehören. Habt ihr sie schon verhört? Wenn nicht, brecht ihnen doch ein paar Finger.. ein Bauer mit einem gebrochenen Finger wird sich schnell genug überlegen müssen, wie er mit mehr als einem den Tagesbedarf verdienen will."

    "Weil es sich für eher lohnt, sich auf sowas zu spezialisieren, als auf einem Hof zu arbeiten. Ich will dir nichts falsches erzählen, der Großteil der römischen Gesellschaft arbeitet auf dem Land. Allerdings sind die römischen Bauern in der Lage, genug Nahrung für alle zu produzieren. Die haben oft einen Überschuss, der groß genug ist um noch einige andere Menschen mitzuversorgen.", dozierte Lando über das Prinzip im römischen Reich, einen gewissen Teil der Bevölkerung von der Landarbeit freistellen zu können, damit er sich um andere Sachen kümmerte.


    "Das erlaubt dem Imperium auch, ein so großes Heer zu unterhalten... apropos... da vorne", er zeigte um die nächste Ecke, als er sich mit Elfleda weiter durch die Straßen begab, "wirst du gleich ein verdammt große Festung finden. Das ist das Castellum der Legion. Die Legionen sind der Grund, warum Rom es als Stadt geschafft hat, die halbe Welt zu unterwerfen... den Grund, warum die halbe Welt auch unterworfen bleibt zeige ich dir nachher."


    Sie bogen um die Ecke, und vor ihnen breitete sich in einigen Schritten entfernung dass massiv befestigte Lager der Legion aus. Die hohe Mauer, ab und zu bewehrt mit hohen Türmen hatte auch auf Lando einen furchteinflößenden Effekt gehabt, als er das Lager in der Colonia zum ersten Mal gesehen hatte. Und dieses Mal bekam selbst Lando mit, welchen Effekt diese ganzen Eindrücke auf seine Frau hatten. Während oben auf der Mauer dann und wann ein Metallbewehrter Kopf zu sehen war, und in der Ferne am großen Tor reger Verkehr in und aus dem Lager zu beobachten war, schloss Lando seine Frau von hinten in die Arme, und drückte seine linke Wange an ihr Haupt.


    "Beeindruckend, nicht? Wenn die Römer etwas können, dann ist es Sachen bauen... wobei Ragin vor einiger Zeit betont hat, dass die Griechen darauf pochen, die Vorreiter dieser Bauweise zu sein. Und die Aegypter, ein Volk weit im Süden, soll wohl schon vor Menschengedenken riesige Steinbauten errichtet haben. Ich weiß nicht, was sie daran finden... an Stein... er ist tot. Aber wehrhaft, und beständig. Ich denke, die Römer sehen das etwas pragmatischer."

    "Definiere gefährlich.", sinnierte Lando laut über die Annahme, die Taberna sei gefährlicher als andere Etablisments in der Stadt, "...eigentlich ist es bisher ruhig gewesen, und diese Geiselnahme gehört definitiv zum schlimmsten, was das Personal der Taberna durchmachen musst. Kleine Tagediebe gibt es immer wieder mal, aber ich denke, das haben wir mit den anderen Gesellschaften hier in der Gegend gemein. Das hier ist eben nicht Italia... Aber warum sollten wir das der Legio melden? Es gibt immerhin die Vigiles, die die zivile Sicherheit in der Stadt sicherstellen."


    Lando sah den Tribunen verständnislos an. Er war im Ordo und in der Curia der Provinz überzeugter Verfechter der Entmilitarisierung der Zivilgesellschaft, und versuchte die Legion so weit es ging aus den Aufgabenbereichen der zivilen Instanzen herauszuhalten. Daher verstand er nicht, warum ein Überfall in einem Geschäft in der Stadt eine Sache der Legion sein sollte..

    Eben. Die Annahme, dass neue Arten von Betrieben das Konsumproblem nicht verschlimmern kann nicht stimmen. Eine neue Art von Betrieb steigert ja nicht das Bedürfnis, zu konsumieren, sondern breitet es nur auf mehr Produkte aus. Wenn ich 50Sz ausgeben will, gebe ich nicht 75Sz aus, nur weil ein Produkt mehr da ist, sondern ich spare einfach an anderen Produkten.


    Ein neuer Betrieb mit neuen Produkten, egal in welcher Sparte, ist ein Schritt in die falsche Richtung.

    "Ich habe auf dein Verständnis gehofft, aber ich kann es nicht erzwingen.", wedelte Lando hilflos mit den Armen, "Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber wenn es mit meiner Frau gut läuft, habe ich in absehbarer Zeit eben keine Zeit mehr. Die Arbeit in der Freya wird auch nicht weniger, und... ach, egal. Ich muss zusehen, wie ich meine Zeit einplane."


    Er bat einen Sklaven um einen Becher Wasser, wurde daraufhin erst irritiert angeguckt, dann aber doch mit dem gewünschten versehen. Er nahm einen kühlenden Schluck, bevor er mit weiterhin sehr hilfloser Miene fortfuhr: "Ja, habe ich. Um ehrlich zu sein, hat Vala mich überhaupt erst auf die Idee gebracht. Wie gesagt, der Junge ist sehr wissbegierig, und hat sich anscheinend in der Schola in das römische Staatswesen eingelesen. Als er mir eines Abends davon erzählt hat, wie er sich in das Steuerwesen reinlas, ist mir der Gedanke gekommen. Ich denke, solltest du nach Rom gehen, könnte er dir ein wertvoller Verbündeter sein, auch wenn er im Moment politisch gesehen ein nichts ist... er wird dir dort zumindest mehr eine Hilfe sein, als ich von hier. Soweit ich weiß, plant der Junge irgendwann nach Rom aufzubrechen, wobei ich da unter uns nicht ganz unglücklich drüber bin. Er ist mir nicht ganz geheuer, in seinem ganzen Ehrgeiz..."

    "Schön dass du fragst...", frotzelte Lando, als er sich erhob und dabei die Knochen knackten als gäbe es kein Morgen, "...meine Fresse, ich werd alt."


    Da sich seine Frau tatsächlich noch vor der Mittagssonne rausbequemt hatte, und zu seiner Überraschung sogar relativ dezent gekleidet war, erntete sie von Lando ein anerkennendes Lächeln. Er deutete ihr, an seiner Seite ein paar Schritte gen Westen zu gehen, an der langen Mauer des Anwesens und dem sich dahinter erstreckenden Wildgarten, bis sie zur Mauer kamen, hinter dem sich die Hros verbarg. Die Weide war von diesem Teil der Straße nicht einzusehen, da sie hinter dem Anwesen und der Hros in Richtung Stadtmauer lag. Gegenüber lag eine größere Insula, die einem reichen Geschäftsmann aus der Colonia gehörte. Sie zog sich an der Straße entlang bis zur Kreuzung, und gehört definitiv zu den größten Gebäuden der Stadt.


    "Dies ist die Insula des Pompeius Laca. Eine Insula ist ein großes Gebäude, in dem sich mehrere Wohnungen für Menschen befinden. Ganze Familien können in einer solchen Wohnung leben, meist sind sie sehr klein. Denn je kleiner die Wohnungen sind, desto mehr kann man davon in einem solchen Gebäude haben... und damit mehr Miete kassieren.", er schwadronierte einfach drauf los, und vergaß dabei, dass es auch so simple Dinge wie Miete zu erklären galt. Ein Blick auf seine Frau, die ihn fragend ansah, warf ihm das wieder ins Gedächtnis.
    "Achso, also. In einer Stadt läuft es anders als auf dem Lande. Hier arbeiten viele Leute nicht auf den Äckern oder am Vieh, sondern produzieren hauptsächlich Waren, die sie später weiterverkaufen. Ein Töpfer zum Beispiel macht den ganzen Tag Keramikwaren, Teller, Amphoren, Schalen und so weiter... den ganzen Tag. Und die verkauft er dann auf dem Markt. Von dem Geld, was er für seine ganze Ware erhält, kauft er sich dann Lebensmittel von den Bauern, die ihre Ware auch auf dem Markt anbieten."


    Sie gingen langsam an dem Haus vorbei, deren Wohnungen unverhältnismäßig groß waren. Allerdings stand sie auch schließlich in einem teureren Viertel der Stadt, Lando selbst hatte früher nahe am Hafen gewohnt, wo die Wohnungen billig, und die Überschwemmungsgefahr groß war. Einigermaßen wohlhabende Familien wohnten hier, viele Beamte, die sich keinen ständigen Wohnsitz kaufen wollten, weil sie nicht wussten wie lange sie in Mogontiacum bleiben würden. Aber auch Kaufleute, die gut genug verdienten, um sich eine solche Wohnung leisten zu können, aber nicht genug, um sich ein Haus in der Stadt zu kaufen.


    "Wenn dieser Mann kein eigenes Haus besitzt, und das ist in römischen Städten oft der Fall, weil die Baugründe oft von den Amtsinstanzen reglementiert werden, und weil Grund und Boden in einer Stadt einfach nur sauteuer ist, dann kann er sich in einem solchen Haus eine Wohnung mieten. Eine Wohnung, das sind wenige Zimmer, meist nur eine Cucina, so nennen die Römer die Räume mit Herdstelle, wo sie ihre Mahlzeiten kochen. Und ein Schlafzimmer, und wenn sie genug Geld haben gibt es noch ein weiteres Zimmer dazu. Das variiert, je nachdem wieviel Geld ein Mensch dafür aufbringen kann. Mieten bedeutet: man gibt dem Besitzer eines Hauses Geld, und kann dann für eine bestimmte Zeit in dieser Wohnung leben. Ich habe auch eine ganze Zeit lang in einer solchen Insula gelebt, wenn auch nie in ganz ärmlichen Verhältnissen. Angefangen habe ich in der kleinen Kammer über dem Stutenstall, der jetzt nichtmehr steht. Die Hros hat vorher auf dem Grundstück der Casa gestanden... ich hab sie abreißen lassen, und ein Stück weiter neu aufgebaut. Danach bin ich in eine kleine Wohnung gezogen, und schließlich wieder in die Casa."


    Sie standen nun an der Kreuzung, und Lando hielt mit seiner Erzählung inne, um zu schauen ob sie mitkam, oder irgendwelche Fragen hatte.. er stand kaum zwei Schritte von ihr entfernt, machte aber auch keine Anstalten, sie näher an sich heran zu holen. Da war noch die alte Angewohnheit des Alleinseins zu spüren, die keinen Menschen neben sich kannte...

    Ich würde dann an dieser Stelle auch gleich mal auf das Seiden-Problem der Fernhändler hinweisen... Seide ist absolute Mangelware, weil Datteln und Falerner sich in den Regalen stapeln. Die Produzenten können nicht nachproduzieren ohne sich selbst in finanzielle Nöte zu bringen.


    Daher schlage ich vor, die Mengenverteilung bei den nunmehr 4 Fernhandel-Waren zu ändern: mehr Weihrauch und Seide, dafür drastisch weniger Falerner und Datteln.


    Das sind halt doch eher Waren, die man in kleinen Mengen genießt..



    Ich würde an dieser Stelle die Fernhändler um ein kurzes Statement bitten, wie sie zu dieser Sache stehen.

    Lando hatte diesen Posten zwar noch nie inne gehabt, immerhin hatte er sich in der (unhistorischen) Regionalverwaltung hochgearbeitet, aber dennoch wusste er darüber genau bescheid. Außerdem war er tatsächlich froh darüber, dass das Thema gewechselt wurde.


    "Wie du gewählt wirst? Du machst dich bekannt.. wenn ich ehrlich bin, haben wir es geschafft in den letzten Jahren eine Basis aufzubauen, die breit genug ist, um gewählt zu werden, ohne dass du etwas dafür tun musst. Dein Name alleine, und ein paar Worte von Witjon und mir würden reichen. Allerdings will ich mich ungerne auf die Mittel verlassen, immerhin gibt es andere Gefallen, die man einfordern kann.", ein Stück kaltes Fleisch verschwand mit einem noch größeren Stück Rübe in Landos Schlund, und er kaute erst einmal eine Weile nachdenklich darauf herum, bevor er fortfuhr, "Die übliche Praxis ist die, dass du dem Volk ein wenig gutes tust... spendest Brot auf dem Forum, oder machst andere kleine Wohltaten. Nicht zu viel, das letzte was ich will, ist dass man uns Prahlerei vorwerfen kann. Aber genug, dass man dich wahrnimmt. Als nächstes suchst du dir ein Feld, wo du dich auskennst, und dich profilieren kannst... Phelan arbeitet zur Zeit an der Grundsanierung der Tempel. Zwar aus deutlich persönlichem Interesse, aber dennoch wirksam und allgemein wohlwollend zur Kenntnis genommen. Dann gibt es die Debatten mit deinen Mitbewerbern... so ähnlich wie im Ordo, nur sehr viel schärfer, immerhin haben die es auf denselben Job abgesehen wie du. Mach dich da auf was gefasst. Und vor allem: hoffe nicht aus Hilfe von uns. Je freier und selbstständiger du dich präsentierst, desto besser ist es für dich. Du solltest dich als unabhängig genug präsentieren. So vermeiden wir einerseits das Stigma, Sippenwirtschaft zu betreiben, andererseits hilft es auch dir weiter, so deine Tatkraft zu beweisen... was die letztendlichen Aufgaben des Magistraten angeht, können Phelan und Witjon dir besser helfen. Die haben das schonmal gemacht!"


    Ein Stück Brot wanderte auf seinen Teller, wurde in die letzten verblieben Reste von Sauce getunkt, und wanderte dann auch in seinen Magen, während er die folgende Konversation mit wachem Geiste verfolgte..

    Lando winkte knapp ab, in der Casa war Tag für Tag genug los, als dass er sofort nach seiner Rückkehr die Füße hochlegen könnte. Daher störte ihn die Anwesenheit des Offiziers auch nicht mehr, sonst hätte er sich um irgendwas anderes kümmern müssen.


    "Nicht sehr redebegeistert?", stutzte Lando schließlich, als der Octavier zu erzählen begann, "Ich dachte immer, kleine Tagediebe wären die redseligsten, wenn es darum geht, die eigene Haut zu retten. Aber vielleicht habe ich mich geirrt... natürlich kann es jemand speziell auf die Kneipe abgesehen haben. Sie ist immerhin die beliebteste Taberna der Stadt, und hat ihren Ruf weit über die Grenzen derselben hinaus. Es ist zudem nicht der erste Überfall gewesen, auch wenn diese sehr selten sind. In einer Stadt wie Mogontiacum müssen sich solche Verbrecher stets darauf einstellen, in eine Kneipe voll mit Soldaten zu rauschen... was sich jetzt natürlich wieder bewahrheitet hat."


    Lando lächelte matt, er sah den Überfall weniger dramatisch als Sontje, die durch ihr kindliches Gemüt schon wenig für solche Erlebnis geeignet war. Er nahm einen Schluck vom Bier, und sah den Mann stirnrunzelnd an...


    "Ob wir Feinde haben, fragst du? Naja.. stell dir vor, die Ahnen meiner Familie stammen samt und sonders aus dem freien Germanien, einige unserer Leute, mich eingeschlossen, hatten bis vor wenigen Jahren noch nicht einmal das Bürgerrecht. Und dann gehören wir zu den wohlhabendsten Familien der Provinz. Passt irgendwie nicht zusammen, oder? Das denken sowohl konservative Germanen als auch konservative Römer. Kurz gesagt: über zu wenig Ärger konnten wir uns bisher noch nie beschweren, aber bisher konnten wir uns behaupten. Missgünstige Konkurrenten? Genug, große wie kleine. Der Markt ist hart umkämpft, und selten ruhig.. und ein Unternehmen wie die Freya provoziert auch Neider und Nachahmer. Aber wenn du mich fragst, hat das alles nichts mit dem Überfall auf die Taberna zu tun."

    Ich wäre dagegen. Das Betriebskonzept ist zu schwammig, als dass es sich im aktuellen Markt behaupten könnte, ohne dem Schneider das Wasser abzugraben... außerdem ist der Unterschied zu den erwähnten Betrieben der, das hier nichts Neues geschaffen, sondern nur altes Instand gehalten wird. Auch wenn es historisch nachvollziehbar wäre, sehe ich dafür auf dem aktuell sowieso alles andere als aktiven Markt keinen Platz.

    Wenige Tage nach der Hochzeit von Callista und Witjon hatte Lando sich vorgenommen, seiner Frau die Stadt, die ihre neue Heimat sein würde einmal en Detail zu zeigen, und sich dafür auch einen ganzen Tag freigenommen.


    Viel Laufarbeit würde anstehen, und dementsprechend hatte er Elfleda auch gebeten, einigermaßen festes Schuhwerk anzuziehen, wobei sich das eigentlich erübrigte, glaubte Lando doch, dass die römische Mode noch keinen Einfluss auf seine Frau ausgeübt hatte. Wie denn auch?
    Und dennoch: irgendwie schien es am Geschlecht zu liegen, dass Frauen einfach generell eine halbe Ewigkeit brauchten, um für ein Vorhaben in der Öffentlichkeit fertig zu werden.


    Irgendwann hatte er es schließlich aufgegeben, und sich schon einmal vor die Casa begeben, und sich einfach neben der großen Porta ins spärliche Gras, das hier zwischen den Mauern der Casa und dem stärker begangenen Weg wuchs, gehockt, um darauf zu warten, dass seine Angetraute irgendwann doch noch auftauchte... vielleicht sogar noch am gleichen Tag.

    "Stört es dich dann, wenn ich mir etwas genehmige?", fragte Lando, und goss sich einen Becher mit dünnem Bier ein, "Ich bin quasi gerade erst zur Tür rein... also, du wolltest Fragen stellen..."


    Er machte es sich auf der dem Offizier gegenüberliegenden Seite bequem, und überlegte sich schon einmal, wie er den zu kommenden Fragen überhaupt gegenübertreten sollte.

    Die Hände vor dem Gesicht zur Faust verschränkt, starrte Lando finster ins Leere. Hinter seiner Stirn arbeitete es heftig, aber im Moment wollte sich ihm keine Lösung zu den Problemen offenbaren... was sollte er auch schon groß tun können? Der Stein war ins Rollen gebracht, Albin hatte ihn gerade eben mal inoffiziell zum Rich ausgerufen, und irgendwo in Germania verrottete eine alte Frau, deren ungeklärter Tod wohl in nicht allzu ferner Zukunft Probleme bereiten konnte.


    Er bemerkte erst garnicht, wie Phelan ins Zimmer trat, und ihn ansprach. Erst als dieser seine Frage wiederholte, fiel Lando die Gesellschaft auf. Eine halbe Sekunde war er sogar versucht, den jungen Priester ebenfalls einfach rauszuwerfen, entschied sich dann mit einer stummen Geste doch dagegen, und deutete auf die Tafel aus Holz, die vor der Tür lag.


    "Kannst du Runen lesen? Sie sind drüben drauf und dran, eine eigene Schrift zu erfinden... wobei jeder Stamm eigene Schreibweisen hat. Sind relativ neu, und ich komme noch nicht genau damit klar... allerdings braucht man kein Runenkundiger zu sein, um zu wissen was uns damit mitgeteilt wurde..."

    "Hmhm... na dann...", murmelte Lando, und entschied sich letztendlich doch, den Tribun ins Kaminzimmer einzuladen, "Ich denke, für ein solches Gespräch gibt es einen passenderen Ort in diesem Hause, wenn du mir bitte folgen würdest? Was ist mit deinen beiden Begleitern? Albin meinte, es wären drei Soldaten vor der Türe..."


    Die Frage war eher rhetorischer Natur, und so begann Lando, den Offizier zum Kaminzimmer zu führen, wo normalerweise wichtige Gespräche stattfanden... Lando wollte sich erst anhören, was der Mann zu sagen hatte, bevor er Sontje ins Spiel holte, die sich laut Phelans Aussage immernoch nicht ganz von ihrem ersten Überfall erholt hatte.